Die Jagd geht weiter
1.
"Hast du auch alles?"
"Klar!" Lachend warf sie mir den Rucksack zu. Mit einem gespielten Ächzen fing ich die schwere Last. "Willst du mich erschlagen?" fragte ich sie scherzend. Sie kam langsam auf mich zu, mit diesem Lächeln das ich so an ihr liebte. "Vielleicht will ich das ja. Wo warst du denn gestern Nacht? Das Bett war so leer ohne dich." Ihre Finger glitten spielend über meine Brust.
"Ich wollte die wundervolle Nacht auskosten, du hast ja schon geschlafen."
"Mit wem hast du denn die Nacht ausgekostet?" fragte sie spitz.
"Eifersüchtig?" Ich setzte ein breitestes Grinsen auf.
"Pah, auf wenn denn?" Sie stieß mich mit gespielter Gekränktheit beiseite. "Ich bin doch das Beste was dir passieren konnte."
"Oh, du unterschätzt die Anziehungskraft auf den schwachen menschlichen Verstand." sagte ich verführerisch. Sie drehte sich um und sah mich lauernd an.
"Also gut, du hast gewonnen, es gäbe für mich niemals jemand Anderen als dich." Ich legte meine Arme um ihre Taille.
"Das ist auch besser so für dich. Und nun los, wir sind spät dran." Dann war sie auch schon aus dem Zimmer. Wie immer eben. Myra war wie ein Wirbelsturm, immer in Bewegung. Rastlos, sie kam nirgends zur Ruhe, zog immer weiter, wie der Wind. Aber da waren wir beide uns ähnlich. In den letzten drei Jahren waren wir durch den halben Kontinent gezogen, immer auf der Durchreise. Wir hatten nicht viel, aber wir hatten uns, mehr war nicht wichtig. Ich liebte sie, damals noch inbrünstiger, und sie liebte mich. Wenn das Leben doch immer so einfach wäre. Sie ist erwachsen worden, in zwei Monden wurde sie 23. Irgendwie fürchte ich mich davor, war es doch genau jenes Alter in dem mich Asteroth verwandelte. Aber die Zeit der finsteren Gedanken hatte nach all den Jahrzehnten endlich ein Ende gefunden. Die letzten drei Jahre waren die besten meines ganzen Lebens, noch nie hatte ich mich so Glücklich und Frei gefühlt. Myra hatte meinem Leben wieder einen Sinn gegeben, ein Leben mit dem ich eigentlich schon vor langer Zeit abgeschlossen hatte. Aber nun hatte ich wieder einen Lebenswillen, endlich lohnte es sich wieder am Leben zu sein. Meine Liebe zu Myra bedeutete mir jetzt am meisten, sogar mehr als meine Rache an Asteroth. Ich will nicht sagen dass ich mich von Grund auf geändert hätte, ich glaube dies ist nie ganz möglich. Mein dunkles Erbe ist nach wie vor Präsent, das kann ich nicht leugnen. Aber es schläft. Ich kann endlich wieder lachen, scherzen, mich des Lebens freuen und lieben. Ich hätte nicht gedacht dass ich das jemals wieder könnte.
Ich brachte ihr eine Menge in den drei Jahren bei. All mein Wissen über Vampire und wie man sie vernichten konnte. Ich wusste nicht ob es richtig war so offen mit den Geheimnissen des Clans umzugehen, aber irgendwann musste ich mich jemanden offenbaren. Endlich hatte ich meinen Schüler gefunden, und sie ist der beste Schüler den man sich vorstellen konnte. Sie war begierig nach Wissen, sie hatte einen scharfen Verstand, sie war zäh, unnachgiebig, und zielstrebig. Und sie war die verdammt beste Schwertkämpferin die ich jemals gesehen hatte, sie war fast so gut wie ich selbst es damals war.
Ihre einzige Schwäche war zugleich ihre größte Stärke - ihre Menschlichkeit. Sie hatte mich gelehrt wieder zu lachen, sie hatte mir gezeigt was es bedeutet wieder ein Mensch zu sein. Sie war so sanft, verständnisvoll und tolerant. Doch das machte sie verwundbar, ihre naive Träumerei von einer besseren Welt und das alles schon gut enden werden würde, könnte ihr einmal zum Verhängnis werden. Mir blieb nichts anderes übrig als ständig ein Auge auf sie zu werfen.
Wir hatten uns in der vergangen Zeit beide stark verändert. Sie hatte gelernt was es hieß ein richtiger Vampirjäger, ein echter C'ael Rohen zu sein und ich hatte gelernt ein Mensch zu sein. Wir zogen als Abenteurer durchs Land, wie ich es früher gemacht hatte, verdienten uns das ein oder andere Goldstücke indem wir gefährliche Lieferungen als Begleitschutz eskortierten, die ein oder andere Räuberbande etwas aufmischten oder uns auf die Jagd nach gefährlichen klingenden - jedoch meist frei erfunden - Monstern begaben. Durch Myra wurde ich auch öfter genötigt Aufträge ohne Entlohnung anzunehmen, des Öfteren sogar von Kirchen. Myra kannte meine Einstellung zu den Göttern und ich glaube es bekümmerte sie. Vielleicht hatte sie ja Recht, immerhin hatten Sie mir Myra geschickt. Vielleicht hatte ich voreilig geurteilt und die Götter waren doch nicht so grausam. Ich hatte Myra versprochen meinen Groll gegen sie zu beenden und das hatte ich getan. Ich werde nie ein Geweihter oder Heiliger sein, aber ich wollte es noch mal versuchen.
Und natürlich jagten wir SIE weiterhin. Ich spürte sie auf und konnte Myra dabei gleich zeigen wie man dabei vorging. Sie lernte schnell - unglaublich schnell, Sen Lar wäre stolz auf sie gewesen.
Ob er uns wohl sehen konnte? Ich war fest davon überzeugt. Er war immer an meiner Seite, die ganze Zeit und ich versuche sein Amt so gut wie ich konnte zu vertreten. Myra hatte sich in der Zeit zu einer exzellenten Jägerin entwickelt und hatte selbst schon so manchen Vampir gepflockt. Und nachdem sie ihr geliebtes Schwert Faliceat in einem Sonnentempel geweiht hatte, konnte sie sogar schwächere Vampire verletzen und manchmal sogar töten. Natürlich nicht annähernd so stark wie die schwarzen Zwillinge aber es reichte aus. Allerdings musste sie mir seitdem mit ihrer Klinge ein wenig vom Leib rücken da ich äußerst anfällig auf den heiligen Stahl reagierte. Trotzdem glaubte ich dass wir das beste Team bildeten dass man sich vorstellen konnte. Wir wussten dass wir uns 100%ig aufeinander verlassen konnten. Jetzt hatten die verdammten Blutsauger doppelt soviel Gründe auf der Hut zu sein, denn endlich war Drake du Kane nicht mehr alleine, endlich gab es einen neuen C'ael Rohen!
Ich streifte mir meine Schwertscheiden um, griff nach Fortigan und Korosan und platzierte sie auf meinem Rücken. Ein letzter prüfender Blick auf das Tavernenzimmer, eins von Tausenden die wir schon benutzt hatte, dann verließ ich das Zimmer.
2.
Der Wirt schien beunruhigt. Nervös blickte er sich um, seine dicken Finger trommelten unablässig auf die Theke. Man konnte es ihm nicht verübeln, wir boten schon ein seltsames Bild. Ich stieg gerade die knarrende Holztreppe hinunter, ganz in schwarzem Leder und mit den beiden Ehrfurcht gebietenden schwarzen Schwertern auf dem Rücken. Myra wartete bereits unten in der Schankstube an der Tür. Ihre hautengen schwarzweißen Kleider und ihre feuerroten Haare ließen sie aussehen wie eine Mischung aus verführerisch/gefährliche Sukkubi und Liebesgöttin. Die Anwesenden hielten jedenfalls respektvollen Abstand zu ihr auch wenn gerade die Männer nicht die Blicke von ihr lassen konnten. Doch ihr Schwert, das sie gut sichtlich am Gürtel trug, sprach eine eindeutige Sprache.
Ich lenkte meine Schritte in Richtung der Theke, der Wirt zuckte ängstlich zusammen und trat einen Schritt zurück. Er räusperte sich mehrmals und suchte vergeblich nach Worten.
"Wart Ihr, äh wart Ihr mit den Zimmer zufrieden?" fragte er kleinlaut.
"Sie waren dem Preis angemessen." sagte ich knapp und ließ zwei Silberstücke auf der Theke zurück. Ohne ein weiteres Wort wandte ich dem Wirt den Rücken zu, der hastig die Münzen einsammelte.
"Mein Herr, äh verzeiht wenn ich euch aufhalte aber..."
"Was?" Ich drehte mich ungeduldig um und warf ihm einen düsteren Blick zu. "Stimmt etwas nicht mit meinen Münzen?"
"Nein, nein, nein, das ist es nicht. Ich, ich habe nur gehört das ihr in Richtung Osten unterwegs seit."
"Und? Ich wüsste nicht was euch unsere Angelegenheiten kümmern sollten."
"Natürlich, ihr habt völlig Recht, aber ich wollte euch nur einen guten Rat geben. Den gebe ich allen meinen Kunden die nach Osten reisen."
"Na los, raus mit der Sprache."
"Dort draußen lauert ein Drache, ihr solltet vorsichtig sein. Viele Wanderer sind schon verschollen. Es ist eine riesige Bestie die sich von den Reisenden ernährt. Ich habe durch sie schon viele potentielle Kunden verloren."
"Nun, habt Dank für den guten Rat aber wir werden schon aufpassen." Mit diesen Worten ließ ich ihn hinter der Theke stehen und verließ zusammen mit Myra die Taverne. Sie knuffte mich wütend in die Seite. "Noch unfreundlicher hättest du nicht sein können oder? Er hat es doch nur gut gemeint."
"Wieso? Glaubst du ihm das alberne Geschwätz etwa? Weißt du wie oft ich schon von Dämonen, Feen und vor allem von Drachen gehört haben? Dieses Bauernvolk kann das doch sowieso nicht auseinander halten. Außerdem habe ich mich doch bei ihm bedankt."
"Ja, auf deine einzigartige charmante Art." schmunzelte sie.
Ich legte meinen Arm um ihre Taille. "Keine Angst, wenn dort draußen wirklich ein Drache ist werde ich dich vor ihm beschützen."
"Oh, ein edler Ritter der seine Prinzessin aus den Fängen des Drachen rettet, wie romantisch. Ich fürchte aber dass der Drache mich nicht wollen wird." Ich sah sie fragend an.
Sie lächelte mich auf ihre verführerische Art an die ich so an ihr liebte. "Drachen wollen doch nur Jungfrauen." Ich warf ihr einen zweifelhaften Blick zu. 3 Jahre Ausbildung und ein gefahrvolles Leben hin oder her, in manchen Dingen blieb Myra wohl immer ein kleines Kind. Schließlich musste ich dann aber doch darüber schmunzeln.
Wir lachten noch den ganzen Weg die Fuhrstraße entlang, hinauf nach Irgendwo. Wir hatten keine Ahnung wo wir eigentlich hingingen. Osten klang gut und eine Richtung war so gut wie jede andere. Wir waren Reisende, wir wanderten jeden Tag von einem Ort zum anderen, welche Rolle spielte es da wohin man ging, entscheidend war nur das man ging. Vielleicht erhielten wir in der nächsten Stadt einen Tipp oder eine Fährte auf einen Vampir oder Untoten. Und wenn nicht war es auch egal, dann würden wir uns eben an den Wundern der Stadt erfreuen.
Die nächsten beiden Tage verliefen ereignislos. Wir wanderten den Tag über und bewunderten die herrliche Landschaft die sich uns jetzt im Frühherbst bot: blühende Felder, die ersten rotgelben Blätter an den Bäumen und die letzten saftigen Wiesen. Ich hatte früher nie ein Auge auf die Natur geworfen und staunte nun immer wieder was ich mir da immer hatte entgehen lassen, was für Wunder der Schöpfung einfach an mir vorbeigezogen waren ohne das ich ihnen Beachtung geschenkt hätte.
In den stürmischen Nächten schliefen wir entweder in kleinen Heuschobern von Weilen die am Wegesrand lagen oder unter freiem Himmel unter einem Baum eng an einander gekuschelt und zählten die Sterne. Wir unterhielten uns dann oft bis zum Morgengrauen oder gaben uns der Liebe hin. Zu diesen Zeiten waren Asteroth und alle Vampire vergessen.
Am dritten Tag etwa um die Mittagsstunde begegneten wir einer interessant anmutenden Reisegruppe. Es waren 8 Männer und 2 Frauen, allesamt in bunten etwas abgewetzten Klamotten, die allesamt wie Söldner aussahen. Die Gruppe schien schwer bewaffnet zu sein. Die Söldner trugen alle mächtige Zweihänder, schwere Äxte und Bastardschwerter. Erst dachten wir dass wir es mit Raubrittern oder Wegelagerern zu tun hätten (auch wenn sie dafür etwas zu gut ausgerüstet waren), dagegen sprach allerdings die mächtige Balistra die sie hinter sich her zogen. In das riesige Mordgerät war ein mächtiger Eisenpfahl so groß wie eine kleine Eiche gespannt, zwei weitere Bolzen waren an den beiden Seiten der Balistra montiert. Es bedurfte bestimmt der Kraft von fünf Mitgliedern um so eine gigantische Lanze einzulegen, und drei um ihn zu spannen. Und es gab eigentlich nur eines gegen das man so eine Waffe einsetzen konnte. Dass vor uns waren ganz eindeutig bezahlte Drachenjäger. Ich war froh nach so langer Zeit mal wieder entfernte Jäger-Kollegen zu sehen, auch wenn wir hinter unterschiedlichen Sachen her waren.
Ich hob die Hand zum Gruß, sie taten uns gleich.
"Glück auf all eueren Wegen. Was führt euch hierher?" rief ich ihnen zu.
"Glück und den Beistand der Götter auch euch. Wir sind auf der Suche nach einem lukrativen Fang in Form eines großen blauen Drachens. Habt ihr zufällig so ein Biest gesehen." rief einer der Männer zurück.
"Den Göttern sei Dank nicht, wo soll sich den dieser Drache herumtreiben." rief Myra zurück.
"Dass wissen wir leider selbst nicht so genau. Wir verfolgen seine Spur schon seit geraumer Zeit haben ihn aber wieder verloren. Es ist nicht einfach die Gerüchte richtig einzuschätzen und Geschwätz und Aberglauben von authentischen Sichtungen zu unterscheiden. Aber wir sind überzeugt dass sich das Vieh hier noch irgendwo befinden muss, vermutlich haust es in einer Höhle in der Nähe. Seit ihr auch hier um ihn zu erlegen?" Mittlerweile waren sie zu uns gestoßen und wir konnten uns in normalem Tonfall unterhalten.
Myra schüttelte den Kopf, doch mir rutschte die Frage heraus die ich in solchen Situationen immer stellte. "Wie viel würde denn so ein Vieh bringen?" Die Söldner grinsten, gleiche Mentalitäten erkannten sie offenbar sofort.
"Eine Menge mein Freund. Wisst ihr wie viel Drachenhaut derzeit auf dem Markt einbringt, vor allem die blaue?"
"Ihr könnt doch nicht einfach Jagd auf solch ein Wesen machen, nur um daraus Profit zu schlagen. Der Drache hat euch doch kein Leid zugefügt." entgegnete Myra trotzig. Ihre Augen blitzten wütend während sie die Drachenjäger giftig ansah. Die Reaktion der Söldner darauf war schallendes Gelächter. "Mitleid mit einem Drachen? Verzeiht meine Liebe, aber ihr scheint nicht viel von Drachen zu verstehen..."
"Hütet euere Zunge." tadelte ich die Sprecherin, eine hünenhafte blonde nicht sehr hübsche Frau.
"Verzeiht ihr", entschuldigte sich der scheinbare Anführer der Gruppe bei uns, "aber wir wissen schon was wir tun." Er schüttelte belustigt den Kopf. "Wir können euere Entrüstung nicht nachvollziehen. Sind doch bloß Tiere. Sie sind ne Menge wert also warum sich Gedanken machen? Was ist nun, wollt ihr einsteigen? Wir könnten ein paar weitere Schwertarme gebrauchen und ihr seht so aus als würdet ihr euer Handwerk gut beherrschen."
Myra ballte die Hände zu Fäusten während sie die Söldner weiterhin wütend anfunkelte. Ich dachte da etwas pragmatischer und weniger emotional wie es eben meine Art war. Wir waren knapp bei Kasse, ein wenig Gold könnten wir schon brauchen. Myra bemerkte meinen Gesichtsausdruck und das Leuchten in meinen Augen und stieß mich hart in die Seite. Nun starrte sie auch mich wütend an. Manchmal konnte ihr gutes Herz sehr anstrengend sein.
"Es tut mir leid, aber wir müssen euer Angebot leider ausschlagen, auf uns warten wichtige Geschäfte." antwortete ich. Die Söldner schienen enttäuscht, doch nach ein paar Sekunden lächelte der Anführer wieder. "Ach kein Problem wir werden schon alleine zurechtkommen, wäre nicht der erste Drache. Wir wünschen euch weiterhin eine gute Reise."
"Wir euch ebenfalls und viel Glück bei euerer Jagd." verabschiedete ich die Gruppe und wir zogen weiter in verschiedene Richtungen. Myra schmollte immer noch. Zuerst wollte ich es einfach ignorieren aber irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und wandte mich an sie: "Was sollte das gerade? Wir hätten das Geld gut gebrauchen können."
"Glaubst du wirklich dass ich mit solchen Gestalten durchs Land ziehe? Gewissenlose verruchte Mörder die für Geld alles tun würden. Ich will mit solchen Leuten nichts zu tun haben. Der Drache hat ihnen doch gar nichts getan."
"Der Wirt hat gesagt das er Reisende verputzt." sagte ich zuckersüß zu ihr um sie ein wenig zu necken.
"Das ist nicht lustig Drake." entgegnete sie gereizt. Ihr war offensichtlich nicht nach Scherzen zumute, ich würde das Thema lieber sein lassen.
"Du hast ja Recht. Lass uns nicht mehr darüber reden."
Sie lächelte mich an, das Kriegsbeil war begraben und wir zogen weiter die Straße entlang.
Der Tag neigte sich seinem Ende zu, am Horizont verschwand in einem Kaleidoskop aus orangeroten Farben die Sonne und die Nacht breitete ihren Mantel der Dunkelheit über dem wilden Land aus. Ich hatte diesen Moment schon geliebt als ich noch ein ganz normaler Mensch war. Es gab nichts was schöner war wie ein Sonnenuntergang. Außer einem Sonnenaufgang, doch an dem fand ich mittlerweile keine Schönheit mehr, wieder etwas um dass mich Asteroth betrogen hatte.
Auch Myra liebte den Sonnenuntergang. Und da offensichtlich so schnell kein Weiler mehr unseren Weg kreuzen würde suchten wir uns eine große Eiche unter der wir eng umschlungen zusahen wie der glühende Feuerball hinter den Hügeln verschwand. Es war einer dieser magischen Momente in denen wir einfach nur nebeneinander saßen und die Welt um uns herum vergaßen. Es würde eine sternklare Nacht werden, keine Wolken. Ich liebte die Sterne. Es war das Mysterium das sie umgab. Was waren sie? Keiner konnte der Sache wirklich auf den Grund gehen, sie strahlten ihre eigene Magie aus. Eigentlich wollte ich gar nicht dass man herausfand was hinter ihnen steckte, es würde den Tod ihres Mythos bedeuten. Schließlich brach Myra das Schweigen: "Und was glaubst du?"
Ich sah sie fragend an.
"Der Drache", erklärte sie, "glaubst du es gibt hier wirklich einen?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Wer weiß. Ich halte es zwar für unwahrscheinlich, so fiel ich weiß hausen sie nur an abgelegten Orten, wie Klippen, unterirdischen Höhlen oder hohen Berggipfeln aber wer kann schon wissen wie ein Drache denkt. Möglich ist alles."
Sie sah verträumt zu den Sternen. "Ich habe noch nie einen Drachen gesehen."
Ich lächelte. "Welch Glück für die Drachen."
"Hey." rief sie empört und stieß mich in die Seite. Doch dann wurde sie wieder ernst. "Drake ich habe so ein komisches Gefühl seit wir in diese Gegend gekommen sind. Du hast mir einmal gesagt dass du fühlst wenn sich ein Vampir in deiner Nähe aufgehalten hat."
"Ja, weil ihr Blut in meinen Adern fließt, zumindest teilweise. Es sind meine Halbbrüder, und jeder Vampir hat die Fähigkeit seine Brüder zu fühlen und zu erahnen. Es ist ihm angeboren genau wie die Fähigkeit zur Regeneration. Es hilft mir enorm bei meiner Jagd, ich fühle wenn sich ein Vampir in der Nähe aufhält und kann ihn so leichter finden. Vampire haben auch die angeborene Fähigkeit ihre Brüder und Schwestern zu rufen. Sie nennen diesen Verständigungszauber Ruf der Vampire, doch diese Fähigkeit habe ich leider nicht übernommen."
"Aber du hast auch einmal gesagt dass es Menschen gibt die ebenfalls die Präsenz von ihnen fühlen können." hakte sie nach.
"Ja", antwortete ich, "mein Mentor Sen Lar besaß diese Fähigkeit. Selfter Kane und viele weitere C'ael Rohen besaßen sie angeblich ebenfalls, aber nur jene die schon lange auf der Jagd waren und so ihren Geist dafür schärfen konnten."
"Ich glaube ich spüre sie. Ich war mir nicht sicher, aber ich glaube dass sich nicht weit von hier ein Vampir versteckt."
"Ja, ich spüre es auch. Aber es muss mehr als einer sein, für einen einzelnen ist die Präsenz zu stark. Sie sind ganz in der Nähe."
"Wieso hast du nichts gesagt?"
Ich sah sie nachdenklich an. "Ich wollte wissen ob du es auch spürst. Es ist zwar äußerst selten das ein normaler Mensch diese Fähigkeit schon in so frühen Jahren besitzt, für gewöhnlich dauert es mehrere Jahrzehnte bis diese Technik beherrscht wird, aber ich wusste schon bei unserem ersten Treffen dass du kein gewöhnlicher Mensch bist Myra."
Sie sah mich fragend an, suchte in meinen Gesichtszügen eine Spur von Spott oder Flunkerei, doch meine Worte waren absolut Ernst gemeint. Und ich glaube sie wusste selbst dass sie etwas Besonderes war, so wie auch ich etwas Besonderes war schon vor meiner Verwandlung. Vielleicht steckte in uns der Stoff aus dem Helden gemacht wurden. Diese Besonderheit die einen echten Helden von einem gewöhnlichen Sterblichen trennt, egal welcher Rasse er angehörte.
Schließlich nickte Myra und blickte wieder zu den Sternen. "Es sind keine gewöhnlichen oder? Es sind mächtige Wesen sonst könnte ich sie nicht spüren?" fragte sie leise, mehr zu sich selbst als zu mir. Ich sah betroffen zu Boden wusste aber dass ich ihr nichts vormachen konnte.
"Ja. Oder sehr viele." antwortete ich ihr nur knapp. Mehr war nicht zu sagen, die restliche Zeit saßen wir schweigend nebeneinander bis uns schließlich die Müdigkeit übermannte und ich einschlief.
Mitten in der Nacht schreckte ich plötzlich hoch. Das Lagerfeuer war bereits erloschen. Ein Geräusch hatte mich geweckt, wie ein Rauschen in der Luft. Ich blickte nach oben und für einen Moment dachte ich dort einen großen Schatten zu sehen der an uns vorbeizog. Doch es war nichts zu erkennen. Schließlich zuckte ich nachdenklich die Schultern und schlief fast sofort wieder ein.
3.
"Wir werden verfolgt."
Myra sah sich hektisch um. "Wo? Wie viele?" flüsterte sie mir zu.
"Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube knapp ein halbes Dutzend. Scheinen erfahren zu sein, aber ihre Tarnung ist etwas schlampig. Sie folgen uns schon seit geraumer Zeit." Unauffällig sah ich mich um, doch es war niemand mehr zu sehen. Aber ich wusste dass sie hier irgendwo stecken mussten. Meine Hände wanderten nervös zu Fortigan und Korosan, auch Myra griff nach ihrer Klinge. Ein Rascheln rechts im Busch. Myra wandte sich der Stelle zu, doch ich hielt sie am Arm fest und schüttelte stumm den Kopf. Sie schien verstanden zu haben, eine Falle. Ich war zulange auf dieser Welt um darauf hereinzufallen. Langsam näherten wir uns von zwei Seiten dem Busch. Ich deutete Myra meinen Rücken zu decken während ich mit den Schwertern die Sträucher beiseite schob. Es wäre nicht das erste mal dass im selben Moment eine ganze Meute von hinten über mich herfiel. Doch nichts dergleichen geschah. Hinter dem Busch war nichts zu entdecken und auch kein versteckter Angreifer sprang plötzlich aus seinem Versteck.
"Mir gefällt das nicht. murmelte ich.
"Wie gehen wir vor?" Myra sah mich fragend an.
"Erstmal weitergehen als wäre nichts passiert. Aber halt die Augen offen." Sie nickte und wir machten uns wieder auf den Weg.
Nach einiger Zeit lichtete sich der Wald und ging in ein blühendes Feld über. Überall lagen noch die abgeschnittenen Überreste des Weizenfeldes, so dass wir sprichwörtlich durch das Getreide waten mussten. Plötzlich horchte ich auf. Ein Geräusch. Von allen Seiten. Dann griffen sie an!
Ich Narr, darauf hätte ich auch kommen können. Die Bastarde hatten sich unter den am Boden liegenden Weizenhalmen versteckt und sprangen jetzt mit gezückten Waffen auf, strategisch gut um uns herum postiert. Ich hatte meine Angreifer unterschätzt. Ich erkannte sofort dass es die Drachenjäger von gestern waren. Doch dann war es schon zu spät.
Aus den Augenwinkeln erkannte ich gerade noch wie einer der Männer ein gläsernes Gefäß nach mir warf. Ich schnellte herum und wollte es abblocken doch diesmal war ich zu langsam. Schmerzhaft traf mich das Gefäß am Kopf und zerbrach. Ein stinkendes gelbes Gas drang aus und füllte meine Lungen. Es war ein Atemgift, soviel wusste ich nach meinem Aufenthalt bei Sorlag noch. Normalerweise absolut tödlich - für normale Menschen! Trotzdem ließ mich das Gas hustend in die Knie gehen noch bevor mir Myra eine Warnung zurufen konnte. Im nächsten Moment wurde ich gepackt und festgehalten, kniend wie ich war. Es waren die vier der Söldner. Überrascht stellten sie fest das mich tatsächlich zu viert halten mussten. Mein vampirisches Erbe verleiht mir eine Kraft die man mir nach außen hin nicht zutrauen würde. Dann hörte ich Myra kreischen als sie ebenfalls gepackt wurde.
"Nein. Lasst mich los, ihr Schweine. DRAKE! NEIN!" Doch die vier Fäuste der beiden Söldnerfrauen umklammerten sie wie Schraubstöcke und warfen sie zu Boden während zwei der Männer sie schon lüstern begafften. Der Anführer hingegen kam grinsend auf mich zu.
"Lasst sie sofort los ihr Mistkerle." hustete ich und versuchte mich aus der Umklammerung ihrer Umklammerung zu befreien. Aber es gab kein Entkommen. Ich musste mir etwas einfallen lassen. Ich konnte kaum glauben dass ich mich nun so viel durch gestanden und überstanden hatte um mich nun von einer Söldnerbande übertölpeln zu lassen.
Meine Gedankengänge wurden jäh unterbrochen als der Anführer das Wort an mich richtete. Mittlerweile ließ das Gift nach, mein Körper absorbierte solche Dinge ziemlich schnell. Aber das mussten sie ja nicht wissen. Trotzdem würden wir Hilfe brauchen.
"Nun mein Freund, du hättest mein Angebot lieber annehmen sollen." lächelte der Söldner.
"Was wollt ihr von uns?" zischte ich.
"Oh, nur einen kleinen Wegezoll. Man muss schließlich von etwas leben. Außerdem habt ihr uns in unserer Ehre gekränkt als ihr unser Angebot ausgeschlagen habt."
"Pah, Ehre. Gesindel wie ihr sollte an diesem Wort ersticken. Wir haben kein Gold da werdet ihr vergeblich suchen." stieß ich hervor. Der Söldner zuckte mit keiner Wimper.
"Zu schade. Aber ich glaube meine Männer haben auch schon etwas anderes gefunden das sie als Bezahlung akzeptieren würden." Sein Blick fiel auf Myra die noch immer strampelnd und schreiend am Boden lag.
"Wenn einer von euch sie auch nur berührt..."
"Was dann? Was willst du denn machen, den großen Helden spielen was? Aber keine Sorge, ihr wird nichts passieren solange sie mitspielt. Andernfalls können meine Männer leicht reizbar werden." Der Anführer gesellte sich zu seinen Kumpanen.
"Na dann auf ans Werk." grinste er und Myra begann wieder zu schreien während sie von den lachenden Frauen festgehalten wurde. Ich konnte das nicht mit ansehen. Es war ein Wunder das noch nicht die dunkle Gabe über mich gekommen war, aber ich fühlte dass es nicht mehr lange dauern würde. Aber damit würde ich auch Myra gefährden denn wenn erst einmal der Vampir in mir erwachte war nichts mehr vor mir sicher. Soweit durfte es nicht kommen. Ich versuchte es zu unterdrücken. Ich musste irgendwie an mein Messer kommen. Aber dazu brauchte ich irgendein Ablenkungsmanöver. Ich hörte das Gelächter von einem der Männer und das reißen von Stoff.
"IHR SEIT TOT!" brüllte ich und bäumte mich auf. Die Söldner waren überrascht von der Kraft, konnten mich aber dennoch halten. Dann geschah etwas womit keiner gerechnet hätte. Ein Geräusch über uns wie Flügel im Wind. Ein gewaltiger Schatten hoch über uns verdunkelte die Sonne. Plötzlich schossen alle Köpfe nach oben. Was zur Hölle war dass? Auf jeden Fall war es schnell, und es kam genau auf uns zu. Das Gelächter verstummte, ebenso Myras Schreie. Das war die Ablenkung die ich brauchte. Ich schaffte es mit einem heftigen Ruck meinen Arm zu befreien und binnen zwei Sekunden hatte ich mein Messer in der Hand und rammte es dem erstbesten Söldner in die Schulter der daraufhin laut schreiend nach hinten fiel. Über mir sah ich jetzt nur noch blaue Schuppen und ahnte bereits was nun passieren würde. Auch die anderen Kopfgeldjäger hatten mich mittlerweile losgelassen und tasteten nach ihren Äxten. Blitzschnell rollte ich mich aus dem Gefahrenbereich und eine Sekunde später erbebte der Boden hinter mir. Ich drehte mich um und konnte nicht glauben was ich dort sah. Vor mir stand ein Drache. Ein blauer Drache, so groß wie ein kleines Schiff mit grün funkelnden Echsenaugen, einem gehörnten Kopf und einem Maul indem sich Zähne befanden die länger waren als mein Unterarm. Der Drache hatte die vier Söldner einfach zerquetscht, unter jeder seiner riesigen Pranken einen. Jeder Beteiligte starrte das Monstrum mit offenem Mund an. Der Anführer war der erste der seine Fassung wiedererlangte.
"Da ist das Vieh. Los Männer schnappt es euch." Doch keiner reagierte. Nachdem was sie eben gesehen haben wollte sich keiner mehr mit dieser Naturgewalt anlegen, zumal sie nicht einmal ihre Balistra dabei hatten. Dann ging alles ganz schnell. Ich sah wie die Frauen Myra losließen und nach ihren Schwertern griffen. Im nächsten Moment peitschte der mächtige Schwanz des Drachen nach vorne, erfasste einen der Söldner und spießte ihn mit den Stacheln die sich am Schwanzende befanden einfach auf. Wütend schnaubte das Monstrum als es den leblosen Körper nicht mehr vom Schwanz herunter bekam und knallte den Körper so oft auf den Boden, bis er dort liegen blieb. Dann wandte es sich wieder den anderen zu. Myras ängstliche Blicke suchten mich. Ich musste zu ihr. Derweil hatte eine der Söldnerinnen vergeblich versucht mit ihrem Schwert den Drachen zu attackieren doch die Klinge rutschte vom harten Schuppenpanzer einfach ab. Verblüfft starte sie ihr Schwert an und ließ es dann fallen. Doch noch bevor sie sich in Sicherheit bringen konnten holte der Drache mit einer seiner Vorderpranken aus und schlug der Frau mit der Kraft einer ganzen Ochsenherde den Kopf vom Rumpf. Und während ihr vor Blut sprudelnder Körper noch immer zuckend am Boden lag zeigte ihr Gesicht nur grenzenloses Erstaunen.
"DU GEHÖRST MIR KREATUR!" schrie der Anführer und rannte mit erhobenen Zweihänder auf den Drachen zu und rammte die Klinge bis zum Heft in den weichen ungepanzerten Bauch des Monstrums. Die Kreatur brüllte auf und schnellte blitzschnell herab. Noch bevor der Söldneranführer wusste wie ihm geschah wurde er von mächtigen Kiefern gepackt. Meterlange Dolche bohrten sich in seinen Körper und das letzte was er hörte war das Knacken seiner eigenen Knochen als er von den mächtigen Kiefern des Drachen zermalmt wurde. Das Vieh hatte ihn mit einem Bissen verschlungen.
Ich hatte mittlerweile Myra erreicht. Nachdem ich meine Geliebte heftig in den Arm genommen hatte wusste ich das uns nur die Flucht blieb.
"WIR MÜSSEN IN DEN WALD!" rief ich Myra zu und wir begannen so schnell wie möglich zu rennen. Ich sah zurück. Die beiden anderen Söldner hatten bei dem Anblick wie ihr Hauptmann gefressen wurde jeglichen Kampfesmut verloren und rannten nun ebenfalls hinter uns her. Doch der Drache hatte nicht vor seine Beute so einfach entkommen zu lassen. Ich sah plötzlich wie Rauch aus seinen Nüstern aufstieg und wusste sofort was dass zu bedeuten hat.
"RUNTER!" Ich packte Myra und riss sie mit mir zu Boden. Fast im selben Moment schoss über unsere Köpfe ein gewaltiges Feuerinferno hinweg. Ich hörte die Söldner hinter mir kreischen und als ich zurückschaute sah ich wie die beiden inmitten des Feuerstrahls standen der aus dem Maul des Drachen gespieen wurde. Die beiden Körper brannten nicht einfach nur, sie schmolzen in der Hitze einfach dahin und von den beiden blieb nicht mehr übrig als eine undefinierbare Masse aus geschmolzener Haut, Fleisch und Knochen. Als die Flammen verloschen rappelte ich mich wieder auf und zog Myra mit mir. Wir mussten den Wald erreichen, hier draußen auf freiem Feld waren wir schutzlos gegen das Monstrum. Wir rannten so schnell wir konnten, doch der Wald schien in weiter Ferne zu sein. Dann hörte ich wieder das Rauschen über uns. Ich sah zurück, doch der Drache war verschwunden. Dann bebte erneut die Erde als das Vieh direkt vor uns landete und uns den Weg versperrte.
Es musterte uns mit seinen kalten geschlitzten Augen, ein Knurren groll aus der Kehle des Drachens. Flucht war jetzt unmöglich. Ich stellte mich schützend vor Myra und zog meine Waffen - obgleich ich wusste dass ich keine Chance gegen diese Kreatur hatte. Es gab Wesen mit denen sollte sich der Mensch lieber nicht einlassen. Ich hatte noch nie zuvor einen Drachen gesehen, obwohl ich länger auf Abenteuersuche war als die meisten anderen. Drachen waren selten geworden, sie hausen fast nur noch in wilden Randgebieten außerhalb der Zivilisation, auf hohen Bergen oder versteckten Höhlen. Und obwohl der Mensch sie vertrieben hatte, vernichten würde er sie nie können. Sie waren die wohl älteste Rasse auf der Welt und keiner konnte ihre Macht und ihr mystisches Erbe wohl je vollkommen fassen.
"LAUF!" brüllte ich Myra zu während ich mich breitbeinig vor sie stellte. Vielleicht konnte ich ihn ablenken und wenigstens sie retten.
"Nein, ich lass dich nicht allein." schluchzte sie.
"VERDAMMT TU WAS ICH DIR SAGE! LAUF, VIELLEICHT KANN ICH IHN ABLENCKEN!"
Endlich setzte sie sich in Bewegung und wollte davonlaufen. Doch sie kam nicht weit. Denn plötzlich drang etwas in meinen Kopf ein. Es war als würden glühende Nadeln direkt in mein Gehirn gerammt werden. Ich ließ Fortigan und Korosan fallen, presste die Hände an meine Schläfen und ging in die Knie. Ein Dröhnen in meinem Kopf, so laut dass ich glaubte mir würde der Schädel zerspringen. Und auch Myra schien es nicht besser zu gehen, auch sie wand sich am Boden. Dann ließen die Schmerzen langsam nach und ich konnte eine Stimme in meinem Geist hören, tief, grollend und gebieterisch: "HABT KEINE FURCHT, ICH WERDE EUCH NICHTS TUN!"
Der Drache sprach zu uns - in unseren Gedanken!
4.
Vorsichtig ließ ich meine Waffen sinken. Es stimmte also tatsächlich, Drachen verständigen sich über Gedanken. Ihre Zunge war wohl auch gar nicht in der Lage für uns normal klingende Laute zu erzeugen. Myra richtete sich neben mir auf. Ihr Brustkorb hob uns senkte sich schnell während sie den Drachen mit großen ängstlichen Augen anstarrte. Ich hatte keine Ahnung wie man mit einem Drachen sprach. Aber er wollte uns scheinbar nicht fressen und hatte uns durch sein Eingreifen gerettet, ob er dies jedoch beabsichtigt hatte vermochte ich nicht zu sagen. Weshalb hätte er das tun sollen? Reine Freundlichkeit? Wohl kaum wenn die Legenden über diese Wesen stimmten. Drachen fordern immer ihren Preis. Aber welchen? Sklaverei? Dass konnte das Schuppenvieh gleich vergessen, nicht noch einmal. Andererseits waren die Worte die er wählte zu freundlich. Es gab nur einen Weg es herauszufinden.
Entschlossen trat ich ein paar Schritt auf ihn zu. Myra klammerte sich verzweifelt an meinen Arm und wollte mich zurückhalten aber schließlich ließ sie mich frei. Als ich vor dem Ungetüm angekommen war sah ich ihm ins Gesicht und sagte: "Habt Dank dass Ihr uns vor dem Gesindel befreit habt." Ein Grollen ertönte aus dem Maul des Drachen. Dann trafen mich wieder seine Gedanken, als er mir antwortete: "Ich habe euchnicht gerettet, diese Jäger waren mir schon einige Wochen ein Splitter in der Pranke."
Also hatte ich Recht. Aber was war mit uns?
"Was wollt ihr von uns?" fragte ich ihn, jederzeit bereit gegen seinen Zorn gewappnet zu sein. Der Drache verzog sein Maul zu einer seltsamen Grimasse. Man hätte es fast als Grinsen bezeichnen können, hätte das Untier auch nur annähernd menschliche Züge besessen.
"Ihr seit interessante Geschöpfe. Eine eigensinnige und sturköpfige Rasse, aber in euch steckt viel Potential. Ihr zwei scheint zu den höchstentwickelten eueres kurzlebigen Volkes zu zählen, vor allem du." Sein Blick fiel auf mich. Er musste die Menschen meinen, und scheinbar waren wir für ihn etwas Besonderes. Der Drache schien die Gabe zu besitzen echte Helden von gewöhnlichen Sterblichen unterscheiden zu können.
"Es ist lange her, dass interessante Lebewesen meinen Weg gekreuzt haben. Ich führe ein einsames und langweiliges Leben. Nun aber finde ich endlich Wesen mit denen ich mich unterhalten kann."
Dass war es also. Der Drache war einsam und brauchte Gesellschaft. Toller Gedanke einem Drachen Gesellschaft zu leisten. Scheinbar waren diese Geschöpfe doch nicht so unnahbar abweisend wie man es sich erzählte. Dieser hier zumindest schien darauf zu brennen endlich andere Gesichter zu sehen. Und die Aussage dass wir uns mit ihm Unterhalten sollten zeigte dass er zwar seine Gedanken in unsere Köpfe setzen konnte, unsere Gedanken aber scheinbar nicht lesen konnte (wie es dass Orakel vermochte), was mir eine gewisse Sicherheit gab. Auch Myra war herangetreten. Sie schien noch immer ängstlich, hatte aber den Schrecken überwunden. Sie versuchte sich ein Lächeln abzugewinnen.
"Nur zu, keine Angst, ich werde euch nicht fressen." Plötzlich erzitterte die Erde erneut als sich der Drache schwerfällig auf den Boden plumpsen ließ. Er hatte offenbar vor es sich hier gemütlich zu machen und zu verweilen. Ich warf Myra einen fragenden Blick zu doch sie schien genau so ratlos zu sein wie. Ich zuckte die Schultern und wir setzten uns ebenfalls hin. Dies konnte eine lange Nacht werden.
"Wie werdet ihr genannt?" fragte die Kreatur interessiert.
"Man nennt mich Drake du Kane und sie heißt Myra." antwortete ich zögernd. Die Augen des Drachens weiteten sich einen kurzen Moment lang als wäre er überrascht.
"Ah, der Jäger vom Clan der C'ael Rohen. Wer hätte gedacht dass ich mal wieder einen zu Gesicht bekomme."
Nun waren wir überrascht.
"Ihr kennt uns?"
"Unterschätzt niemals die Weisheit eines Drachens. Wir wissen vieles was euch hochmütigen kleinen Menschen entgeht. Natürlich kenne ich euch. Vor allem du, Drake du Kane weilst nun schon eine lange Zeit für einen Menschen auf dieser Welt. Auch ich erfahre dann und wann interessante Neuigkeiten. Auch über dich und das Volk der Nachtwandler oder Vampire wie ihr sie nennt."
"Woher weist du soviel?" fragte Myra kleinlaut neben mir. Ich konnte ihr ansehen dass sie vor Neugier fast platzte. Aber ich konnte es ihr nicht verdenken, wer hatte schon die Gelegenheit mit einem leibhaftigen Drachen zu sprechen.
"Ich strebe nach Wissen, dass ist unser Wesen." antwortete der Geschuppte knapp. Ich wusste nicht wieweit ich bei so einer Kreatur gehen konnte und wie schnell man sie zornig machen konnte, aber ich war von je her ein hitzköpfiger Kämpfer und gab zu bedenken: "Das streben nach Wissen birgt viele Gefahren."
Sein Kopf ruckte zu mir und er musterte mich einige Augenblick. Ich war mir schon sicher seinen Zorn auf mich gelenkt zu haben, da verzog sich sein Antlitz wieder zu diesem eigenartigen Grinsen.
"Du sprichst wahr, ich habe schon viele Gefahren auf mich genommen um an neues Wissen und neue Erkenntnisse zu gelangen. Da sind wir uns wohl einig, so doch auch euere Rasse nach Wissen dürstet." Ich nickte düster. Denn genau das war oft der Grund für Kriege, Mord oder andere Konflikte unter den Menschen. Doch wusste ich aus den Geschichten dass sich auch die Drachen immer wieder bekriegt hatten. Vielleicht waren unsere Rassen tatsächlich nicht so unterschiedlich wie ich angenommen hatte.
"Habt Ihr einen Namen?" fragte Myra ruhig.
"Ja, aber es wäre unmöglich ihn mit eueren Zungen auszusprechen. Aber eine Gruppe von Druiden die mich vor langer Zeit als so etwas wie ihren Schutzpatronen verehrt haben nannten mich Valotica was soviel bedeutet wie blauer Erschütterer der vom Himmel kam. So könnt ihr mich nennen."
Valotica?
Irgendwo hatte ich diesen Namen schon einmal gehört, doch konnte ich mich im Moment nicht entsinnen wo dies gewesen sein könnte. Im Westen ging allmählich die Sonne unter, doch Valotica machte keine Anstalten sich von der Stelle zu rühren. Mir war die Drachenmimik fremd, doch glaubte ich unstillbare Neugier zu erkennen. Ich glaubte dass dieses Geschöpf noch nicht besonders alt war, auch wenn seine Erzählungen darauf schließen lassen sollten. Jugendlicher Wissensdurst schien ihn zu beherrschen, etwas dass wohl auch dem geschuppten Volk nicht fremd war. Ich hoffte nur dass ihm diese Eigenart nicht einmal zum Verhängnis werden würde. Im Moment allerdings interessierte mich vielmehr wie es weitergehen sollte. Valotica wollte sich ganz eindeutig mit uns unterhalten. Eigentlich war es eine Ehre wenn man die Gelegenheit hatte mit einem leibhaftigen Drachen zu diskutieren, doch wusste ich nicht wie die Unterhaltung in den Augen eines Drachens aussehen sollte. Vielleicht würde wir hier Woche oder Monate sitzen müssen. Und was wenn ihm das nicht gefiel was wir ihm sagten? Anderseits, hatten wir überhaupt eine Wahl?
"Worüber denkst du nach Menschenwesen?" grollte die tiefe Stimme in meinen Gedanken.
"Ich frage mich nur wie lange du schon über uns oder mich Bescheid weist?" antwortete ich geistesgegenwärtig.
"Oh schon eine lange Zeit. Ich weiß alles über euch. Ich habe früher öfter C'ael Rohen getroffen. Früher als es noch welche gab. Sehr bedauerlich dass sie ausgestorben sind, sie waren sehr intelligent - für Menschen. Mit ihnen konnte man sich gut unterhalten. Aber nun seit ja ihr hier. Ich habe viele Fragen an euch."
Wieder diese Ungeduld. Ich fühlte mich nicht wohl hier. Auch diese Ausdrucksweise erinnerte mich, auch wenn sie intelligent wirkte, an die eines kleinen weltfremden Kindes. Diese Naturgewalt könnte gefährlich werden - und Valotica wusste dass vielleicht nicht einmal selbst. Aber das Wesen der Drachen war mir einfach zu fremd um das mit Sicherheit zu sagen oder etwas dagegen zu unternehmen. Ich konnte nur hoffen dass wir die Begegnung unbeschadet überstehen würden.
"Woher kanntest du die C'ael Rohen?" fragte Myra.
"Ich wurde Zeuge eines ihrer Kämpfe gegen die Nachtwandler. Sie unterlagen, doch ich beschloss ihnen zu helfen da sie einen interessanten Eindruck auf mich machten - genau wie Ihr. Sie waren mir damals sehr dankbar und erzählten mir von ihrer Gemeinschaft und für was sie fochten."
"Und was ist mit den Nachtwandlern? Kennst du sie auch?" fragte ich misstrauisch.
"Natürlich, sie sind eine uralte Rasse, fast so alt wie wir Drachen. Doch sie interessieren mich nicht sonderlich. Sie sind ein Problem der Menschen und nicht der Drachen. Sie sind bösartig und ihr Geist ist weit entwickelt dafür dass sie in so einer primitiven Hülle stecken. Doch mich kümmern sie nicht. Ich habe andere Feinde und Probleme die meine ganze Aufmerksamkeit erfordern."
Ich wusste dass das gelogen war. Ich wusste nicht warum, aber ich wusste es eben. Seine Geschichte machte keinen Sinn, etwas passte da nicht zusammen. Die C'ael Rohen waren immer sehr vorsichtig, allen Rassen gegenüber. Sie würden ihr Wissen nicht so einfach teilen. Und dass ihn die Vampire nicht kümmerten konnte ich mir nicht vorstellen. Immerhin strebte er nach Wissen. Also musste ihn auch diese Rasse interessieren. Ich traute diesem Drachen nicht. Ich war schon immer sehr vorsichtig und hatte in der lange Zeit gelernt meinem Instinkt zu vertrauen. Irgendetwas war hier faul, ich wusste nur nicht was. Deshalb hieß es erst einmal abwarten.
"Na schön. Stell deine Fragen, wir sind bereit!" sagte ich überzeugt zu Valotica. Myra sah mich an. Auch in ihrem Blick konnte ich Zweifel lesen. Doch uns blieb keine Wahl. Wir müssen das Spiel mitspielen. Das konnte eine lange Nacht werden.
Fünf Stunden redeten wir. Dem Drachen schien nie der Gesprächsstoff auszugehen. Wir beide waren müde und erschöpft, doch Valotica ließ uns nicht zur Ruhe kommen. Er wollte immer noch mehr wissen. Wir erzählten ihm von der weiten Welt, den mystischen Geschöpfen und verborgenen Orten die es gab. Ich dachte eigentlich immer dass Drachen allwissend wären und über alles bestens Bescheid wussten doch scheinbar hatte ich mich getäuscht. Entweder ist dies ein Irrglaube oder meine Theorie stimmte und Valotica war tatsächlich noch sehr jung, denn er lauschte gespannt unseren Erzählungen und wollte immer alles im Detail wissen. Es war schon fast lächerlich. Wir saßen vor einem 50 Meter langen Drachen der uns mit einem Wink zerschmettern konnte und erzählten ihm Geschichten wie einem kleinen Kind. Manchmal nahm das Leben wirklich einen seltsamen Lauf.
Bei meinen Erzählungen ließ ich allerdings sämtliche Teile weg die mit mir und den Vampiren zusammenhingen. Sicher war sicher, dieses Vieh musste nicht alles wissen. Es gab gefährliches Wissen, sehr gefährliches Wissen. Wer wusste was passieren würde wenn so ein Monstrum an solches Wissen gelangen würde. Doch Valotica schien das gar nicht aufzufallen, obwohl er wusste dass ich Vampirjäger war. Er hinterfragte nie was für Erlebnisse ich mit meinen Todfeinden hatte.
Dann endlich als Myra kurz vor dem einschlafen war erhob sich der mächtige Leib des Drachens. Sofort waren wir beide wieder hellwach.
"Nun, ich muss sagen es war sehr unterhaltsam mit euch beiden. Ihr seid seit langem die ersten die mir etwas Interessantes berichten konnten. Es hat mir viel Vergnügen bereitet eueren Worten zu lauschen. Dafür möchte ich mich erkenntlich zeigen und euch bei euerer Suche helfen."
Myra und ich tauschten überraschte Blicke. Hatte uns der Drache tatsächlich seine Hilfe angeboten? Und vor allem bei was, unsere Suche? Er musste die Jagd meinen. Was wusste er? Nun war ich derjenige der neugierig wurde.
"Ihr sucht doch die beiden Zwillingsnachtwandler, oder?" fragte uns Valotica.
Was meinte er damit? Myra schien ebenfalls ratlos zu sein, doch dann dämmerte es mir plötzlich. Es war die Präsenz die wir beide gespürt hatten. Es waren Vampire in der Nähe. Und scheinbar wusste Valotica wo sie sich aufhielten.
"Was weist du über Sie?" fragte ich ihn.
"Ich weiß wo sie sich aufhalten. Wenn ihr wollt bringe ich euch zu Ihnen."
"Und was verlangst du dafür?" fragte ich ihn.
Valotica grinste. "Oh, ihr habt mir schon alles gegeben was ich wollte. Ich will mich erkenntlich zeigen."
Myra stieß mich an und sah mich ernst an. Sie wollte mir wohl etwas sagen was unser geschuppter Freund nicht hören sollte.
"Würdest du uns einen Moment entschuldigen?" fragte ich ihn. Valotica sah uns einen Moment verwirrt an (zumindest glaubte ich dass es Verwirrung war), doch dann glätteten sich seine Züge. "Sicher."
Ich und Myra gingen ein Stück in den Wald wo er uns nicht hören konnte.
"Drake, ich trau diesem Valotica nicht." gab Myra sofort zu bedenken.
"Ich weiß, ich auch nicht. Dass er uns einfach so seine Hilfe anbietet scheint mir unpassend für seine Rasse. Und die Geschichte die er uns aufgetischt hat stinkt bis zum Himmel. Aber ich habe keine Ahnung was er von uns will."
"Vielleicht lockt er uns in eine Falle. Vielleicht warten diese zwei Vampire nur auf uns."
"Möglich. Aber ich glaube das sie ohnehin von unserer Anwesenheit wissen." antwortete ich. "Es müssen sehr mächtige Vampire sein, dass spüre ich. Sie wissen bestimmt dass wir hier sind. Das wird uns aber nicht davon abhalten sie zu bekämpfen." sagte ich entschlossen.
"Bist du dir sicher?" fragte sie mich zweifelnd. "Was ist mit ihm?" Ihr Kopf nickte in Richtung des Drachens. Ich schüttelte den Kopf. "Ich weiß es nicht, aber wir müssen das Risiko eingehen. Sonst finden wir die beiden vielleicht gar nicht. Und ich glaube nicht dass er uns in eine Falle lockt."
"Warum bist du dir da so sicher?"
"Es ist die Art wie er über diese 'Nachtwandler` gesprochen hat. So eine Mischung aus Ekel, Faszination und gespieltem Desinteresse. Er würde gern mehr über sie wissen. Und er glaubt dass er durch uns mehr über sie erfährt."
"Und du denkst dass wir es ihm sagen wenn er uns hilft?"
"Durch Gewalt bringt er es nicht aus uns heraus. Und dass weiß er. Vielleicht will er auch nur einen Kampf zwischen Jäger und Gejagten sehen."
Myra dachte nach. Sie schien mit meiner Theorie nicht so recht zufrieden zu sein. Kein Wunder, ich war es selbst nicht. Aber ich wollte diese beiden Vampire, ich brannte drauf ihnen entgegenzutreten. Das Risiko würde ich dafür auf mich nehmen. Das ich damit auch Myra einem unnötigen Risiko aussetzte kam mir indem Moment gar nicht in den Sinn.
"Bist du dir sicher?" fragte mich Myra.
Ich lächelte sie an. "Vertrau mir."
Sie nickte stumm und wir gingen zurück zu dem wartenden Drachen.
"Haben die Menschenwesen sich endlich entschieden?" fragte er ungeduldig.
Wir sahen uns noch einmal gegenseitig an. Myra griff nach meiner Hand und drückte sie. Ich erwiderte die Geste. Ich sah Valotica an und sagte:
"Ja das haben wir. Wir nehmen dein Angebot an, führe uns zu den beiden Nachtwandlern!"
5.
Es war nun schon das zweite Mal das ich im Schlepptau eines mystischen Geschöpfes durch die Luft raste, und ich HASSTE es immer noch. Ich klammerte mich an die Rückenstacheln des Drachens und vermied es nach unten zu sehen. Es gab einfach ein paar Dinge an die gewöhnte man sich nie. Und ich brauchte Boden unter den Füßen. Ganz anderes Myra. Sie hockte mit einem breiten Grinsen auf dem Rücken Valoticas und jubelte in die Nacht. Für sie schien es nichts Schöneres zu geben als sich dem Rausch der Geschwindigkeit hinzugeben. Ihre anfängliche Besorgnis als wir auf den Drachen kletterten war nun wie weggeblasen. Vermutlich hätten sich viele den kleinen Finger abgeschnitten um einmal auf einem Drachen durch die Luft zu reiten, aber ich konnte darauf verzichten. Ich wollte nur noch runter. Valotica flog ungleich schneller als dies damals der Gargoyl getan hatte und obendrein musste ich mich diesmal selbst festhalten. Aber wenigstens war ich diesmal oben. Ein schwacher Trost. Die Landschaft unter uns wurde immer kleiner, und der Gegenwind immer beißender. Wie ein Pfeil schossen wir durch die Nacht. Ich konnte gar nicht glauben dass die Gesuchten soweit entfernt waren und dass ich sie so weit gespürt hatte. Oder wollten sie vielleicht dass ich sie aufspürte? Umso mehr ich darüber nachdachte umso weniger gefiel mir diese Sache, aber nun war es zu spät. Fortigan und Korosan hatten es bisher mit jedem aufgenommen, und Myra wurde von Mond zu Mond besser.
Schließlich ging Valotica tiefer. Ich und Myra wurden nach hinten gerissen. Valotica legte die Schwingen an den Körper und schoss fast senkrecht in die Tiefe. Ich schloss die Augen und versuchte verzweifelt mich festzuhalten. Ich hatte das Gefühl als würde mein Inneres nach außen gestülpt. Wir sanken immer tiefer, ich dachte schon der Sturzflug würde nie enden. Doch dann endlich faltete Valotica seine Flügel aus und bremste den Absturz elegant ab. Er beschrieb einen kleinen Bogen und kam dann unsanft mit einigen kleinen Hüpfern auf. Endlich wagte ich es die Augen wieder zu öffnen.
Wir waren tatsächlich am Boden - und mir war kotzübel! Myra war schon von dem Rücken des Drachens herunter gesprungen. Sie schwankte zwar noch ein wenig, ansonsten schien es ihr aber gut zu gehen. Schließlich kletterte auch ich von diesem Vieh herunter.
"Wir sind da." verkündete Valotica. Ich musste erstmal meine Gedanken sammeln bevor ich unsere neue Umgebung betrachten konnte. Als dass Schwindelgefühl vorbei war sah ich mich um. Wir befanden uns auf einer weiten kargen Felsebene. Im Umkreis von 5 Kilometern wuchs hier kein Grashalm. Eine Stätte des Todes. Hier spürte ich ihre Präsenz ganz deutlich. Und auch Myra schien etwas zu wittern. Sie sah sich ruckartig um, Faliceat lag bereits in ihrer Hand.
"Dort ist es." grollte Valotica und deutete mit einer seiner Pranken auf ein groteskes Gebilde inmitten dieser Einöde. Das Gebilde bestand aus Felsen, doch diese waren so modelliert das man sie für Knochen hätte halten können. Es war ungefähr 200 Meter lang und 20 Meter hoch. Ein riesiger Totenschädel der das Maul aufgerissen hatte diente scheinbar als Eingang. Brennende Fackeln erhellten den Eingang.
"Sehr gemütlich." sagte Myra sarkastisch.
"Dort drinnen seit Ihr auf euch alleine gestellt. Ich bin etwas zu Füllig um dort hineinzupassen." sagte Valotica. Wer hätte gedacht das Drachen Humor haben.
Ich nickte. "Also gut. Vorwärts." Ich zog blank und schritt auf den Schädel zu. Myra folgte mir und sicherte nach hinten.
"Ich wünsche euch viel Glück." erklang Valoticas Stimme, bevor wir von der Dunkelheit dieses abstrakten Monuments verschluckt wurden.
Über ein halbes Jahrhundert war ich nun schon Abenteurer und hatte auch schon eine Menge gesehen, aber solch ein bizarres Gebilde war mir noch nicht untergekommen. Als uns die Dunkelheit verschluckte wollten wir schon eine Fackel entzünden, bis wir feststellten, dass die Gänge gesäumt waren mit eisernen Fackelhaltern. In jedem steckte eine blutrote Kerze die mit einer schwarzen Flamme brannte und alles in ein sehr düsteres Zwielicht tauchte. Aber es reichte um sich zu orientieren. Und da wir nicht unnötig auffallen wollten beschlossen wir lieber keine Fackeln anzuzünden.
Wir befanden uns in einem langen dunklen und von kaltem Sandstein begrenzten Gang der den Eindruck machte als würde er sich wie eine Spirale winden. Alles wirkte seltsam schief und verdreht. Der Boden war pechschwarz und seltsam weich und elastisch. Es war fast als würde man über zarte Menschenhaut laufen, nur dass sie eben Schwarz wie die Nacht war. Die Wände hingegen glänzten. Als ich mit der Hand über den Sandstein strich blieb ein öliger Film an meinen Fingern kleben. Angewidert wischte ich ihn an meiner Kleidung ab. In die Wände waren abartige Folterszenen gemeißelt worden. Die Bilder zeigten Szenen wie schreienden Opfern das Herz aus der Brust gerissen wurde, der Kopf mit einer Säge geöffnet oder ihnen bei lebendigem Leibe die Haut abgezogen wurde. Als ich diese Bildhauerei betrachtete überkam mich ein Schauer. Sie sahen so realistisch aus. Keine plumpen Zeichnungen die aus dem Stein gehauen wurden sondern detailgetreue Darstellungen die absolut echt aussahen. Es musste Jahre gedauert haben so ein Meisterwerk zu vollbringen. Und der Schöpfer musste Geisteskrank gewesen sein. Myra die immer noch hinter mir lief entrann ein leiser Schrei des Entsetzens als sie die Bilder sah und sie sah schnell weg. Doch auch auf der anderen Seite waren groteske teilweise noch widerlichere Szenen in den Stein gehämmert worden. Dämonenfratzen, Opferzeremonien, Paktiker die es mit schrecklich entstellten Zwitterwesen trieben oder blutrünstige Schlachten. Selbst ich musste mich von diesen Bildern abwenden. Früher hätten sie mich nicht gestört. Aber nun wo ich wieder eine Seele und ein Herz besaß widern sie mich an. Myra griff nach meinem Arm, die Hand konnte ich ihr leider nicht geben da ich beide Hände für Fortigan und Korosan benötigte. Uns blieb nichts übrig als nach vorne in die Finsternis zu spähen. Schließlich gabelte sich der Weg.
Ein Weg nach links, einer nach rechts. Trennen wollten wir uns hier auf keinen Fall also mussten wir uns entscheiden. Wir entscheiden uns für den rechten Weg. Der Weg schien endlos. Wir marschierten und marschierten. Es mussten mindestens 20 Minuten vergangen sein und mir fiel auf das es immer kälter wurde je länger wir dem Weg folgten. Und auch Myra fröstelte es. Sie schmiegte sich näher an mich. Es wurde wirklich sehr kalt. Man konnte den Atem sehen. Der schmierige Film von den Wänden war verschwunden dafür hing überall Reif und Eiszapfen. Auch der Boden war mit einer Eisschicht überzogen und mir mussten aufpassen nicht zu stürzen. Selbst mir, dem die Kälte eigentlich nichts ausmachte wurde nun kalt, Myra hingegen litt nun schon deutlich unter den Temperaturen und ich überlegte gerade umzukehren als der Gang endete. Und nicht nur der Gang endete, sondern auch alles andere.
Es fällt schwer dass zu erklären, aber es hatte fast den Anschein als würde die ganze Welt dort enden. Oder zumindest die Realität, das was sich der Verstand vorstellen konnte. Der Gang vor einfach weg, wie mit dem Messer abgeschnitten. Und dann kam NICHTS. Absolut nichts. Nur Schwärze. Absolute Schwärze. Kein Windhauch, kein Laut, gar nichts. Ich beugte mich ein Stück über den Rand und spähte nach unten. Nichts! Ich brach einen Eiszapfen ab, warf ihn in die Tiefe und wartete auf den Aufprall - und ich hatte ein verdammt gutes Gehör. Aber nichts passierte. Als gäbe es keinen Boden. Ich wechselte verwunderte Blicke mit Myra.
"Was ist das hier Drake?" fragte sie mich. Ihre Stimme hallte tausendfach wieder und ein ohrenbetäubendes Echo ließ mich zusammenzucken. Erschrocken legte Myra die Hand vor den Mund. "Entschuldige." flüsterte sie verlegen. Eines stand fest, hier ging es definitiv nicht weiter - außer in die Hölle vielleicht. Doch dann hörten wir plötzlich ein Geräusch. Von unten, aus der Tiefe...
Ein Schaben!
Etwas glitt den Fels hinauf. Ein leises monotones Schaben das immer lauter wurde. Myra zerrte an meinem Ärmel. "Ich will hier weg. Das gefällt mir nicht." Ich sah verbissen in die Tiefe. Ich konnte nichts erkennen, aber das Geräusch wurde immer lauter. Myra zerrte heftiger. "Drake, bitte, lass uns gehen."
"Aber ich muss wissen..."
"Drake ich flehe dich an, lass uns von hier verschwinden. Etwas Grauenhaftes ist dort unten, ich weiß es. Und es hat uns gewittert." Das Geräusch wurde immer lauter. Und es kam näher, immer näher...
Ich gab schließlich nach, da mir selber nicht mehr recht wohl in meiner Haut war. In diesem Moment vernahm ich ein Brüllen das nicht von dieser Welt war. Nichts auf diesem Planeten war in der Lage so zu schreien.
"WAS WAR DASS?" Meine Stimme brach sich ebenfalls tausendfach in der Dunkelheit doch wurde sie übertönt von dem Brüllen dieser Bestie. Myra zerrte mich von dem Abgrund weg, zurück in den Gang und diesem Moment traute ich meinen Augen nicht, als ein gigantischer pulsierender glitschiger Tentakel aus der Finsternis schoss. Die Ausmaße waren gigantisch, nur die Spitze passte durch den Gang der immerhin über zwei Meter breit und 3 Meter hoch war. Der Tentakel musste einen Durchmesser von mindestens 10 Metern gehabt haben. Es war nicht vorstellbar wie groß das Tier seine musste zudem er gehörte und ich wollte es auch gar nicht wissen. Wir rannten als wären die Dämonen der Hölle hinter uns her(und waren sie das nicht auch?) und glitten auf dem Eis aus. Wir fingen uns an den Wänden ab und versuchten so schnell wie möglich vorwärts zu kommen. Der Tentakel hinter uns versuchte uns zu verfolgen. Er brach durch den Gang, die Wände zerbarsten unter der gewaltigen Wucht dieses schleimigen Wurms. Der Boden erzitterte als sich das Ding langsam vorwärts wand und alles unter sich begrub. Schließlich bekam auch die Decke Risse und alles drohte einzustürzen.
"SCHNELLER!" brüllte ich und schubste Myra immer weiter. Dann kamen die ersten Felsbrocken herunter und schlugen neben uns ein. Ich packte Myra und setzte zu einem Hechtsprung an. Der Tentakel schien festzustecken, er kam nicht weiter.
Ich sprang!
Hinter mir brach die Decke herunter und begrub den widerlichen Wurm unter sich. Der Gang war völlig verschüttet und das war wohl auch besser so. Ich atmete tief durch und sah nach Myra.
"Bist du verletzt?" fragte ich sie besorgt.
"Nein, mir geht es gut, denke ich", keuchte sie, "was bei allen Kräften des Himmels war dass?" Ich schüttelte den Kopf. "Ich weiß es wirklich nicht, aber es stammte nicht aus unserer Welt. Vielleicht ist es älter als unsere Welt, aber es muss gigantisch sein, gigantischer als dass es sich der Verstand vorstellen kann."
"Nächstes mal nehmen wir den linken Weg." versuchte Myra zu scherzen doch es wollte ihr nicht gelingen.
Wir standen auf, keiner von uns schien ernsthaft verletzt zu sein bis auf ein paar Schürfungen und Kratzer. Wir machten uns an den Rückweg und ich merkte fast sofort wie es wärmer wurde. Das Eis war verschwunden, an seine Stelle war wieder der ölige Film getreten.
"Wo sind wir hier nur?" fragte Myra, doch auch darauf wusste ich keine Antwort.
Ich schüttelte den Kopf und wollte gerade etwas erwidern als mir das Wort im Hals stecken blieb. Wir beide blieben wie angewurzelt stehen. Vor uns war die Gabelung. Aber wir waren doch nur ein paar Sekunden gelaufen und eben waren es gut 20 Minuten die wir gebraucht hatten.
"Was geht hier vor?" fragte ich mich selbst. Meine Nackenhaare hatten sich aufgerichtet, mich überkam von Minute zu Minute ein übleres Gefühl.
"Drake, lass uns umkehren, noch ist es nicht zu spät. Mir gefällt dass nicht. Dieser Ort ist nicht normal, etwas Böses regiert hier und schreibt die Gesetzte so wie es ihm gefällt."
Besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können. Doch ich schüttelte entschlossen den Kopf. "Nein! Ich werde nicht weichen, ich werde dieser Sache auf den Grund gehen. Aber es ist vielleicht besser wenn du gehst und mit Valotica wartest."
"Ich werde dich um nichts in der Welt alleine weitergehen lassen. Ich werde bei dir bleiben. Außerdem habe ich keine Lust alleine mit diesem Drachen zu sein, der ist mir genauso wenig Geheuer wie das hier." Ich lächelte, diese Frau konnte so leicht nichts umhauen. Ich hatte Angst um sie wenn ich sie in das faulige Herz dieser Hölle mitnahm, aber andererseits war ich auch froh sie bei mir zu haben. Mit ihr an meiner Seite hatte ich das Gefühl alles tun und alles überstehen zu können. Entschlossen gingen wir in den linken Gang.
6.
Der Gang unterschied sich eigentlich nicht sonderlich von dem Rechten. Auch hier gab es die mit Schleim überzogenen Sandsteinwände in die abartige Szenerien gemeißelt worden. Der gleiche weiche schwarze Boden und dieselben schwarz brennenden Kerzen. Aber etwas war anders. Keinem von uns fiel es sofort auf bis schließlich etwas auf meine Wange tropfte. Fragend tastete ich mein Gesicht ab und stellte fest das ich Blut an mir kleben hatte. Sofort spürte ich die Gier tief in meinem Inneren aufbegehren, doch ich konnte sie zurückhalten.
"Was ist denn los Drake?" wollte Myra hinter mir wissen. Dann plötzlich tropfte weiteres Blut auf uns nieder. Erschrocken blickten wir an die Decke, und zumindest Myra konnte sich einen Schrei des Entsetzens nicht verkneifen: An der Decke hingen überall blutige Kadaver von Menschen, Tieren und wer weiß von was für Kreaturen sonst noch. Die ganze Decke war ein einziger Fluss aus Blut und Knochen. Ein Auge löste sich von einem menschlichen verstümmelten Körper und fiel auf Myra. Angewidert kreischte sie auf und schleuderte es von sich. Verzweifelt klammerte sie sich an mich. "Oh Drake, was ist dass nur für ein schrecklicher Ort?" heulte sie. Ich wusste es selbst nicht. Ich hatte sie vorbereitet dass sie als Jägerin viele schreckliche Sachen mit ansehen müsste, aber auf so etwas war nicht einmal ich vorbereitet.
"Wir müssen weiter." flüsterte ich ihr zu. "Sieh nicht nach oben. Am besten du schaust einfach nach vorne." Ich beschloss Korosan wegzustecken um Myra festhalten zu können. Sie brauchte mich jetzt mehr denn je. Wir gingen nebeneinander, jeder hielt den anderen. Ich war dankbar dass sie nicht gegangen war, ich weiß nicht ob ich das ohne sie überstanden hätte. Doch so folgten wir weiter dem Gang. Wir folgten ihm bestimmt 10 Minuten als wir einen kleinen kreisrunden Raum vorfanden. Er hatte etwa einen Durchmesser von 6 Metern. Seine Höhe wusste ich nicht, da ich es vermied an die Decke zu schauen. Von dem Raum zweigten drei weitere Gänge ab, die genau so aussahen wie der aus dem wir kamen. In der Mitte war so etwas wie ein blutiger Altar. Er bestand aus Gold und ein menschlicher Schädel war oben an ihm aufgespießt. Blut floss den Altar herunter. Das Gesicht der armen Seele kündete von unendlichen Qualen. Ich wollte Myra diesen Anblick ersparen doch sie bestand darauf sich nicht vor dem Kommenden zu verstecken. Mutig betrachtete sie den Altar. "Was für Kreaturen bringen es nur fertig so etwas zu tun?" fragte sie kopfschüttelnd und mir wurde in diesem Moment wieder bewusst wie wichtig es war dass man Ihnen Einhalt gebot. Ihre Grausamkeit schien keine Grenzen zu kennen. Wichtig war in diesem Moment allerdings mehr welche Richtung wir einschlagen sollten. Links? Rechts? Geradeaus?
Wir sahen uns an.
"Links?" fragte Myra
"Geradeaus?" fragte ich im selben Moment.
Dann eben Rechts! Wir schritten den Weg entlang doch schon nach wenigen Metern merkte ich dass der Boden hier noch weicher war als sonst, und irgendwie hatte ich das Gefühl zu schrumpfen. Aber wieso? Ich sah nach unten...
Ich steckte bis zu den Knöcheln in schwarzem Treibsand.
"VERDAMMT!" brüllte ich.
"DRAKE!" Myra sprang herbei und packte mich unter den Schultern. Sie war keineswegs schwach, und ich war auch nicht sonderlich schwer, aber der Treibsand zerrte an mir mit unmenschlicher Kraft. Ich versuchte mich vergeblich an irgendetwas festzuhalten, doch meine Hände rutschten an dem Schleim der die Wände benetzte ab. Myra versuchte verzweifelt mich zu halten während ich schon bis zu den Knien eingesunken war, doch sie wurde Stück für Stück selbst hineingezogen. Dann begann die schwarze zähe Masse zu brodeln.
Blasen zerplatzten an der Oberfläche und verströmten einen Ekel erregenden Gestank. Und dann glaubte ich etwas unter mir zu spüren. Etwas war da unten und schien mich zu packen und in die Tiefe zu zerren.
"VERFLUCHTER BASTARD!" schrie ich und rammte Fortigan in die Tiefe. Nichts. Ich zog das Schwert aus der zähen Flüssigkeit und stieß es erneut hinab. Etwas schien das Schwert zu packen und in die Tiefe ziehen zu wollen. ES kostete mich all meine Kraft es davon zu befreien und es ein weiteres Mal in die Tiefe zu rammen. Ich traf auf einen Widerstand, ich glaubte es erwischt zu haben. Es ließ los und Myra gelang es endlich mich ein Stück aus der Brühe zu ziehen. Ich war schon fast Draußen als sich wieder etwas bewegte. Es war noch da, und es merkte dass seine Beute ihm zu entwischen drohte.
Dann griff es an! Vor mir tauchte plötzlich ein etwa menschengroßes Etwas auf, von oben bis unten triefend vor schwarzem Schleim, packte mich und versuchte mich in die Tiefe zu zehren.
"DRAKE!" kreischte Myra und packte mich mit aller Gewalt. Die Kraft des Monstrums ließ sie zu Boden stürzen. Sie versuchte sich mit den Beinen irgendwo festzuhalten während ihre Arme schon komplett in der Schwarzen Masse verschwunden waren in die ich gezehrt wurde.
Ich schaffte es gerade noch meinen Kopf über der Oberfläche zu halten. Das Biest zog mit aller Gewalt. Ich biss die Zähne zusammen. und riss meinen linken Arm in dem ich Fortigan hielt aus der Umklammerung des Treibsandes. "FAHR ZU HÖLLE!" brüllte ich und rammte die Klinge bis zum Heft in die Grimasse vor mir. Das Gesicht zerplatzte vor mir in einer Woge aus schwarzem Schleim die mir und Myra entgegen spritzte.
Doch ich war frei.
Myra schaffte es mich aus dem Treibsand zu ziehen. Zurück auf festem Grund blieben wir erstmal einen Moment liegen und holten tief Luft - das war knapp. Wir waren beide von oben bis unten mit der klebrigen Masse bedeckt, aber wir lebten. Mühsam standen wir auf und umarmten uns.
"Du hast mir das Leben gerettet." flüsterte ich ihr zu.
"Dasselbe hättest du auch für mich getan." antwortete sie mit zitternder Stimme. Sie hatte natürlich Recht, ich hätte alles getan um sie zu beschützen. Doch warum hatte ich sie dann mit in diesen Alptraum genommen? Ich kannte die Antwort, doch verdrängte ich sie. Wollte es mir nicht eingestehen. Ich sammelte meine Gedanken, ich musste mich auf das Wesentliche konzentrieren.
Nachdem wir uns wieder einigermaßen gefangen hatten standen wir wieder vor dem alten Problem. Wo lang? Ich beschloss lieber mal auf Myra zu hören und den linken Weg zu nehmen doch stellten wir nach etwa 50 Metern fest dass der Weg verschüttet war. An die Wand vor uns hatte man einen gehäuteten Leichnam gebunden, Maden und Insekten krabbelten auf ihm herum und fraßen ihn langsam auf. Angewidert drehten wir uns um und gingen zurück zum Altar. Jetzt blieb ja nur noch ein Weg, die goldene Mitte. Ich ergriff Myras Hand und drückte sie. Dann folgten wir dem Gang.
Auch dieser Gang sah aus wie alle anderen. Das Gebilde glich immer mehr einem riesigen Labyrinth. Doch für mich gab es kein Zurück mehr. Ich wollte dieser Sache auf den Grund gehen. Auch dieser Gang wollte kein Ende nehmen. Ich fragte mich allmählich welch gigantische Ausmaße dieses Baumwerk haben musste. Oder war das alles nur ein Fantasiegespinst? Konnte man seiner Wahrnehmung hier überhaupt trauen? Solche Gedanken war in dieser Situation gefährlich, leicht konnten sie einem den Verstand rauben.
Plötzlich glaubte ich Stimmen zu hören. Ein leises Wispern? Viele verschiedene Stimmen die wild durcheinander redeten und jedes Mal ein gespenstisches Echo hinterließen.
"Hörst du dass auch?" fragte ich Myra.
Sie sah mich fragend an. "Was denn?"
Doch da waren sie wieder. Wurde ich verrückt? War es vielleicht gar meine Stimme, der Vampir in mir? Wieso wollte ich auf einmal mein Schwert heben und Blut fließen sehen?
Verräter?
Mörder!
Verdammt was ging hier vor?
Sie ist an allem Schuld!
Töte sie!
TÖTE SIEEE!!!
Natürlich sie war es, wegen ihr war ich in diesem Alptraum gefangen. Ich musste nur einen geschickten Hieb mit dem Schwert und alles wäre... NEIN! Das waren nicht meine Gedanken! Ich legte die Hände an den Kopf.
"Verschwindet aus meinem Kopf." stöhnte ich.
"Drake, was hast du?" fragte Myra besorgt. Dann waren die Stimmen plötzlich weg.
Einfach fort gespült als wären sie nie da gewesen. Verwundert blickte ich mich um. Hatte ich dass alles nur geträumt? Was ging hier vor? Dann bebte plötzlich die Erde. Eine gewaltige Erschütterung.
"Was war dass?" fragte Myra und sah sich ängstlich um. Und sie wurde gepackt. Blitzschnell schossen Dutzende von steinernen Händen aus dem Gemäuer und packte meine Geliebte. Sie versuchten sie in den Stein zu ziehen, sie schrie auf. Blitzschnell war ich bei ihr, zog Korosan und hieb mit beiden Klingen auf die Hände ein. Stein barst in alle Richtungen, Felsbrocken fielen zu Boden. Wie ein Berserker hieb ich auf den Felsen ein und bekam Myra schließlich frei. Die restlichen Hände zogen sich zurück.
Doch wird hatten keine Zeit zum verschnaufen, den hinter uns ertönte ein lautes Knurren. Ruckartig blickten wir nach hinten. Rote Augenpaare lauerten in der Finsternis. Es waren 4, nein 5, 6??? Ich wusste nicht wie viele es waren, doch sie kamen auf uns zu - schneller und immer schneller.
"LAUF!" keuchte ich und rannte los. Ich zehrte Myra hinter mir her. Das Knurren wurde lauter, hinzu gesellte sich ein gieriges Hecheln. Die roten Augen kamen immer näher. Wir rannten schneller.
Eine Abzweigung. Geradeaus oder rechts? Keine Zeit. Wir rannten nach rechts. Immer noch waren sie hinter uns. Schneller, schneller! Wieder eine Abzweigung, links oder rechts? Ich wandte mich links als mich ein rotes Augenpaar ansprang. Ich zog Korosan zwischen den Augen hindurch, etwas heulte auf, ein blutiges Stück Fleisch fiel zu Boden. Falscher Weg! Myra zehrte mich nach rechts. Wir rannten weiter, die Meute war noch immer hinter uns her. Der Gang wollte kein Ende nehmen. Die Jäger holten auf, wir rannten bis uns die Lungen brannten. Wieder eine Abzweigung. Links, Rechts, Geradeaus. Von Rechts erklang bösartiges Knurren vor uns schälten sich rote Augen aus der Dunkelheit. Also links! Und noch immer waren sie hinter uns. Lange würden wir das nicht mehr durchhalten. Dann schienen sie zurückzufallen. Unser Vorsprung wurde größer. Das Knurren und Hecheln verstummte und schließlich waren die Augenpaare verschwunden.
Und auch der Weg endete und ging über in einen gewaltigen Felsendom!
7.
Wir befanden uns in einer gigantischen Halle. Über uns ging es 40 Meter in die Finsternis. Das Ende konnten wir nicht erahnen obwohl der ganze Dom von Fackeln erhellt wurde. Aus der Mitte kam ein rotes Glühen. Ich ließ Myra los um wieder beide Schwerter führen zu können. Die Präsenz der Gesuchten war hier unglaublich stark. Sie mussten sich hier irgendwo verstecken. Langsam schritten wir durch die Halle. Es war viel zu still hier. Vor ein paar Sekunden wurden wir noch von der Meute gehetzt und nun befanden wir uns in vollkommener Stille und Einsamkeit.
Schließlich fanden wir den Ursprungspunkt des roten Glühens. In der Mitte dieses Saales befand sich ein kreisrundes Loch, etwa 8 Meter im Durchmesser. Es führte bestimmt hundert Meter in die Tiefe und endete dort in einem gewaltigen Lavastrom. Ich wollte gar nicht wissen wozu es dienen sollte. Wir gingen weiter. Sie waren hier, da war ich mir sicher. Ich glaubte Geräusche zu hören, leise im Dunkeln. Oder bildete ich mir das wieder nur ein. An diesem Ort war es gefährlich sich auf seine Gedanken zu verlassen. Etwas böses und uraltes herrschte hier. Dann glaubte ich das Ende des Domes erkennen zu können. Und dort stand etwas. Es war... ja tatsächlich dort stand ein gewaltiger Thron - und auf dem Thron saß jemand. Er erblickte uns, hob die Arme und begann zu klatschen. Langsam und monoton. Ich stellte mich breitbeinig vor ihn und hob die Zwillinge. Unser Gastgeber zeigte sich unbeeindruckt, er applaudierte weiter.
"Nicht schlecht. Meine Hochachtung, ich hätte nicht gedacht das ihr es soweit schaffen würdet. Aber immerhin seit ihr die letzten C'ael Rohen, und vor allem von dir hat man schon viel gehört Drake du Kane. Es ist mir eine Ehre dich endlich einmal persönlich kennen zu lernen." sagte der Vampir voll falscher Bewunderung.
"Und mit wem habe ich das Vergnügen?" fragte ich scharf. Der Untote grinste. "Mein Name ist Barlow."
"Was ist dies hier für ein Ort? Ist das alles dein Werk?" fragte ich ihn. Barlow schien geschmeichelt zu sein als er antwortete. "Oh nein, dieser Ort ist schon Uralt. Er war früher eine Dämonenfestung, ein Hort des Bösen, doch die Kreaturen sind schon vor Jahrtausenden ausgestorben - fast. Du hast die Kreatur in dem Schacht ja gesehen. Sie stammt aus einer Zeit in der Kreaturen über diesen Planeten herrschten die du dir in deinen schlimmsten Alpträumen nicht vorstellen könntest. Das zog uns an. Wir fanden die Festung vor und nahmen sie in Besitz als unsere neue Residenz. So lange man die alten Bewohner nicht stört kann es hier sehr gemütlich sein. Also blieben wir hier und warteten auf euch."
"Wir sagst du? Gibt's von euch noch mehr?" fragte ich ihn lauernd. Im selben Moment bemerkte ich eine Bewegung hinter mir. Etwas sprang von der Decke.
"MYRA, PASS AUF!" Ich stieß sie beiseite, und vor mir landete ein weiterer Vampir, der Barlow bis aufs Haar glich.
"Ach wie unhöflich, hätte ich doch fast meine bessere Hälfte vergessen. Das ist mein Bruder Straker. Er ist wohl ein wenig schüchtern und hat sich versteckt." entschuldigte sich Barlow.
Straker grinste mich an, er hatte an jedem Arm eine mächtige Metallklinge montiert, bestimmt einen halben Meter lang.
"Oh, der große Drake du Kane. Was verschafft uns den das Vergnügen?" schnurrte er. Dann fiel sein Blick auf Myra. "Oh, und er hat uns sogar was mitgebracht." Er streckte genüsslich eine ekelhaft bläuliche Zunge heraus und sabberte auf den Boden. "Und noch dazu so jung und frisch."
"Verschwinde, du widerst mich an." zischte Myra und schlug Straker die Faust ins Gesicht. Doch dadurch wurde sein Grinsen nur noch breiter. "Oh du wehrst dich, das gefällt mir." Ich wandte mich wieder Barlow zu. "Wer schickt euch? Ihr seid keine gewöhnlichen Vampire, also in wessen Auftrag seid ihr hier?"
"Keiner!" antworte Barlow scharf. "Wir unterstehen niemandem. Es war die Schlampe Morisia die uns einst entsandt hatte, doch wir haben ihr abgeschworen, wir waren lange genug ihre Schoßhündchen. Sie ist weit weg und wir sind frei und können tun und lassen was wir wollen."
Morisia? Die Erzvampirin? Was hatte sie damit zu tun? Aber ich konnte es mir schon denken. Vermutlich wollte sie sich am Machtkampf von o Kiel und Asteroth beteiligen und schickte deshalb ihre beiden besten Agenten aus um Informationen einzuholen. Oder ergriff sie sogar Partei für einen der beiden? Soviel ich wusste stand sie loyal zur Gilde auch wenn sie o Kiel nicht sonderlich leiden konnte, aber wer konnte das schon? Sie wollte vermutlich irgendwann selbst einmal die Gilde übernehmen, also war ihr Asteroth im Weg. Sollten die beiden ihn vielleicht ausspionieren? Dann hätten sie vielleicht wichtige Informationen. Ich glaubte aber nicht dass ich diese aus ihnen herausbekommen würde, es waren sehr mächtige Vampire. Und sie hatten sich von Morisia losgesagt, ein Umstand der ihr sicherlich nicht sehr zusagte.
"Und was wollt Ihr von uns?" fragte Myra.
"Oh, wir haben schon auf euch gewartet." antwortete Straker der immer noch lechzend hinter uns stand.
"Wir wollen uns mit den Besten messen und ihr zwei habt in den letzten Jahren einen nicht von der Hand zu weisenden Ruf erhalten. Es wird Zeit herauszufinden wie Gut ihr wirklich seid." fügte Barlow hinzu und griff hinter sich. Er hielt zwei Kurzschwerter in den Händen.
"Nur zu, ich werde euch vernichten wie Dutzende Vampire vor euch." konterte ich.
"Dann lasst uns beginnen." grinste Barlow und war mit einem Satz bei mir. Der Kampf hatte begonnen.
Die zwei waren gut, das erkannte mein geschultes Auge sofort. Sie ließen sich nicht lange bitten sondern stiegen gleich voll ein. Ihr Kampfstil war voller Leidenschaft und Aggressivität. Beide hatten die gleiche Technik und schienen gleich gute Kämpfer zu sein, aber Barlow war der Boss, er gab den Takt vor. Er sollte mein Gegner sein, während Myra versuchte sich Straker vom Hals zu halten. Nicht einfach, schließlich kämpfte sie mit nur einer Waffe.
Barlow eröffnete den Kampf indem er mich mit einer Reihe schneller und präziser Attacken aus dem Gleichgewicht bringen wollte. Er wusste dass ich gut war und überschätzte sich nicht. Er machte keine Fehler und war trotz seines stürmischen Temperaments stets besonnen, das machte ihn so gefährlich. Ich parierte seine Schläge und versuchte seine Deckung zu durchschauen. Ich vollführte eine Finte mit Fortigan über seine linke Schulter und versuchte ihm Korosan in die rechte Seite zu rammen, doch er sah den Schlag und wich ihm behände aus. Er vollführte eine Vierteldrehung nach links und rammte mir seinen Ellenbogen in den Magen während er gleichzeitig ausholte um mir den Kopf abzutrennen. Gerade noch duckte ich mich unter der tödlichen Klinge weg und ließ die Zwillinge kreisen. Ich erwischte ihn an der Seite. Die diabolische Klinge versengte sein Fleisch, ranzig stinkendes Blut quoll aus dem verwesenden Fleisch.
Barlow grinste. "Du bist gut Jäger. Aber noch lange nicht gut genug." Der Vampir fletschte die spitzen Zähne und sprang mich an. Ich hob beide Arme vor den Kopf, Barlow prallte gegen mich und warf mich zu Boden.
Aber auch Myra erging es nicht besser. Straker war nicht minder hartnäckig als Barlow. Er trieb Myra mit seinen beiden Metallklingen nach hinten, während sie verbissen seine Schläge parierte. Er war einfach schneller da er mit zwei Waffen kämpfte.
"Na los, Süße gib auf. Du weißt wer der Bessere ist. Wenn du brav bist und tust was ich dir sage werde ich dich am Leben lassen." Straker grinste. Er leckte sich mit seiner Zunge über die Lippen und sabberte wie ein Hund beim Anblick eines Knochens. "Na komm schon, zier dich nicht so, ich weiß was du brauchst."
"Ach ja, dann komm her und versuch dein Glück." fauchte sie ihm ins Gesicht und vollführte mit Faliceat eine elegante Drehung über den Kopf und stieß zu. Blitzschnell zog Straker die Arme zusammen und klemmte das Schwert mit den beiden Klingen ein. "Oh ja, es wird mir ein Vergnügen sein." zischte er und drängte sie gierig weiter zurück. Myra versuchte vergeblich Faliceat frei zu bekommen, doch die zwei Schneiden klemmten es ein wie ein Schraubstock.
Straker machte ein bedrücktes Gesicht. "Oh, möchte das kleine süße Püppchen sein Spielzeug wiederhaben?"
"Ich werd dir damit die Eier abschneiden du Mistkerl!" fuhr sie ihn wütend an.
"Viel Glück Schätzchen." Mit diesen Worten zog Straker an der Klinge. Gegen die Kraft eines Vampirs konnte Myra nicht viel ausrichten. Faliceat flog in die Ecke. Myra wich zurück - bis sich kalter Fels an ihren Rücken schmiegte. Hinter ihr war die Wand, sie sah sich erschreckt um, Straker war direkt vor ihr. Sie war in der Falle!
Fingernägel, lang wie Dornen kratzten über meinen Oberkörper, zerrissen meinen Mantel, ritzten meine Haut. Barlow saß auf mir und drückte mich mit den Knien zu Boden. Fortigan und Korosan waren mir entglitten und lagen auf dem Boden, zu weit weg um sie zu benutzen. Barlow schlug auf mich ein. Er brach mir die Nase, schlug mir 3 Zähne aus und verpasste mir ein geschwollenes Auge, von den Quetschungen die seine Beine verursachten mal ganz abgesehen. Doch während er mich vermöbelte gelang es mir an einen meiner Pflöcke zu kommen. Ich zog ihn aus dem Gürtel und stieß ruckartig zu - genau zwischen die Beine. Es gab ein reißendes Geräusch, wie als würde man eine Stoffbahn auseinander reißen und Barlow begann zu schreien. Er sprang auf und hielt sich den Schritt, Blut quoll zwischen seinen Fingern hindurch. "Du verdammter Bastard." brüllte er. Dann schloss er die Augen und begann etwas zu murmeln. Ich nutzte die Gelegenheit und holte meine Waffen. Als ich mich ihm wider zuwandte sah ich ein grünes leuchten zwischen seinen Beinen und stellte fest das er zu bluten aufgehört hatte. Natürlich, die Heilung - die Fähigkeit jedes Vampirs.
"Na schön Kane, Schluss mit den Spielchen. Jetzt", er hob eines seiner Kurzschwerter und lächelte mich an, "hol ich mir die Augen des Jägers." Barlow versuchte einen Ausfall, setzte mir mit wilden und schnellen Attacken zu, die aber nicht besonders gefährlich waren. Ich sprang nach links und rammte meinen Fuß in seinen Magen. Keuchend ging er nach vorne und ich ließ den Schwertknauf auf seinen Nacken niedersausen. Barlow ging in die Knie. Ich holte aus, doch im selben Moment hörte ich Myra schreien.
Sie stand mit dem Rücken zur Wand, Straker schritt mit erhobenen Waffen auf sie zu, die Klingen glitzerten in dem Glanz des Felsendoms. Schnell griff ich nach einem meiner Pflöcke, drehte mich um und schleuderte ihn aus dem Schwung heraus. Ich hatte nichts verlernt, der Pflock traf Straker ins Handgelenk als er gerade ausholte. Zischend zog er sie zurück und blitzte mich hasserfüllt an. Doch bevor er etwas sagen konnte trat ihm Myra mit einem anmutigen Kick zwischen die Augen. Überrascht taumelte Straker nach hinten, während Myra ein Rad schlug und in derselben Bewegung ihr Schwert aufhob.
"Okay, du Flittchen. Jetzt hast du mich wütend gemacht." Straker stürmte wieder auf meine Geliebte. Plötzlich wurde ich von hinten gepackt. Barlow war wieder auf den Beinen. Er umklammerte mich und schien mich einfach zerquetschen zu wollen - die Schmerzen spotteten jeder Beschreibung. Ich versuchte mich dennoch zu konzentrieren, nahm all meinen Willen zusammen und ließ ihn in meine Muskeln fließen. Ich stieß einen höllischen Schrei aus und sprengte seine Umklammerung. Ruckartig riss ich den Kopf in den Nacken und rammte damit sein verwundertes Gesicht. Er zuckte zurück und spuckte Blut. Ich nahm Schwung und vollführte einen Rückwärtssalti über ihn, so dass ich nun hinter ihm war und stieß Korosan in seinen Rücken. Röchelnd wankte er von mir als ich das Schwert wieder herauszog, bereit dem ganzen ein Ende zu bereiten.
"Du...du bist besser als ich dachte Jäger", keuchte er, "aber du unterschätzt immer noch meine Fähigkeiten." Im selben Moment glühten seine Augen weiß auf und ich wurde durch den Raum geschleudert. Eine unsichtbare Druckwelle hatte mich von den Füßen gefegt. Der verfluchte Mistkerl hatte Magie angewandt. Es würde wohl doch schwerer werden als erwartet.
Inzwischen hatte Myra es geschafft ein Gleichgewicht zwischen sich und Straker aufzubauen. Die beiden Kontrahenten hielten sich die Waage, tauschten Schlag um Schlag. Metall klirrte auf Metall, hallte tausendfach in dem riesigen Dom, Funken stoben. Myras Gesicht wirkte angespannt und konzentriert, sie durfte jetzt keinen Fehler machen. Straker ließ nicht locker. Er war wie eine giftige Schlange, bereit jederzeit zuzustoßen. 'Ganz ruhig Mädchen, jetzt behalte einen kühlen Kopf' redete sie sich ein. Straker versuchte sie auszutricksen. Er richtete beide Schläge nach oben und trat gleichzeitig nach ihren Beinen um sie zu Fall zu kriegen. Doch Myra schlängelte sich an den Klingen vorbei und hielt das Gleichgewicht. Stattdessen konterte sie indem sie ein weiteres Rad schlug und so mit beiden Beinen Straker in Brust und Gesicht trat, der von der Aktion überrascht keine Gegenwehr leistete und nach hinten taumelte. Myra ließ ihr Schwert fallen machte einen Handstand und klemmte Strakers Kopf zwischen ihre Schenkel. Ein kräftiger Ruck und er ging mit ihr zu Boden. Sie griff nach ihrem Schwert und rollte sich nach rechts ein Stück von ihm weg um sicher aufstehen zu können. Sie stieß an den Rand des Lavaschachtes, neben ihr ging es steil in die Tiefe wo flüssiges Magma wartete. Schnell stand Myra auf und wollte Abstand gewinnen, doch Straker war schon wieder auf den Beinen und packte sie.
"So mein Engel", flüsterte er ihr zu, "Zeit für ein kleines Bad..."
Stöhnend rappelte ich mich wieder auf. Barlow thronte vor mir, grinste und reckte die Arme in die Höhe. "So Jäger, jetzt wirst du zu spüren bekommen wozu ich alles fähig bin. Die Mächte der Finsternis werden dich in Stücke reisen." Dann brüllte er etwas in einer fremden abartig unnatürlich klingenden Sprache. Ich konnte mir nicht vorstellen dass auch nur halbwegs menschliche Stimmbänder fähig waren solche Laute von sich zu geben. Dann zerriss um mich herum die Wirklichkeit und auf einmal war ich umstellt. Skelette, aber keine menschlichen, sondern von Wölfen. 5 Stücke sprangen nach mir. Ich wich zurück, doch sie setzten mir geifernd nach. Ich konnte ihren heißen fauligen Atem im Nacken spüren. Wenn sie mich zu fassen bekämen würden sie mich einfach auseinander reißen.
Dann kam der Angriff. Sie versuchten mich in die Zange zu nehmen, einer sprang von rechts, einer von links. Ich rollte mich unter dem Rechten durch und wurde sofort vom nächsten attackiert. Fortigan und Korosan fuhren vertikal durch den Körper und zerschnitten ihn. Die Knochen fielen polternd zu Boden. Im nächsten Moment wollte mir einer in den Nacken springen. Ich wirbelte herum, zog Korosan horizontal durch den Wolf und trennte den Schädel vom Rest ab. Blieben 3. Einer, ein etwas größeres Exemplar hielt sich etwas zurück, scheinbar der Leitwolf - sofern es das bei Untoten gab. Doch die anderen beiden sprangen mich wieder an. Einem konnte ich ausweichen der andere verbiss sich in meine Wade. Ich hob das Bein, doch das Vieh wollte nicht loslassen und blieb einfach hängen. Ich sah mich um. Die leicht nach außen gebogene Wand des Domes befand sich genau hinter mir. Ich holte aus und schmetterte den Fuß gegen die Wand. Das Skelett wurde förmlich pulverisiert und Knochensplitter regneten auf mich herab. In den Augenwinkeln sah ich den anderen auf mich zustürmen. Ich vollführte einen Flickflack nach rechts um ihm zu entgehen. Er rannte an mir vorbei und ich befand mich hinter ihm. Zu spät bemerkte die Kreatur die Gefahr. Er drehte sich zu mir, doch da war es schon zu spät. Fortigan sauste herab und teilte das Vieh in zwei Hälften die zur Seite klappten. Blieb noch der Anführer. Seine glühenden roten Augen blitzen mich an. Hasserfüllt knurrte er und entblößte mächtige Reißzähne. Schließlich kam er auf mich zu. Er riss kreischend seinen Rachen auf, bereit mich zu verschlingen. Ich blieb ruhig. Als er in Position war verpasste ich ihm einen kräftigen Kick. Verdutzt fiel er ein Stück zurück. Doch schon zwei Sekunden später war er wieder da und stellte sich auf die Hinterbeine um mir an die Kehle zu gehen. Ein Skelettwolf der Männchen macht sieht schon ziemlich interessant aus. Ich nutzte meine Chance, holte mit meinen beiden Klingen aus und schlug ihm beide Beine weg. Jaulend fiel das Untier zu Boden und zappelte am Boden. Es war aber noch nicht tot. Im Gegenteil, es versuchte immer noch mich zu beißen. Ich stieg mit einem Fuß auf seinen Brustkorb. Knochen knackten und brachen, mein Gewicht zerdrückte den morschen Brustkorb förmlich. Doch der Kopf des Wolfes zuckte immer noch geifernd umher. "Fahr zu Hölle" flüsterte ich, holte aus und kickte den Kopf vom Rumpf der an der nächsten Wand zu Staub und Splittern zerbarst.
"Gar nicht übel Kane, aber noch hast du nicht gewonnen." Barlow grinste und vollführte eine komplizierte Geste. Plötzlich wurde es eisig kalt. Und dann erkannte ich auch den Grund. Barlow vereiste, seine Arme bestanden plötzlich aus purem funkelndem Eis das sich bis zu seinen Schultern zog. Eine unheilige dämonische Kälte ging davon aus. Er kam langsam auf mich zu, doch da hatte mit einemmal ein schreckliches Gefühl, als würde gleich etwas Schlimmes passieren. Ein einzelner Gedanke bohrte sich in meinen Kopf: Myra!
Straker lachte lange und grausam. Myra konnte nicht weiter zurückweichen. Hinter ihr ging es in die Tiefe. "So du kleine Hure, diesmal kann dir dein Freund nicht helfen." Myra sah zu Drake, doch er kämpfe gerade gegen eine Übermacht von Skelettwölfen. Sie umklammerte ihr Schwert fester. "Ich hab keine Angst vor dir." sagte sie.
"Oh doch, die hast du. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr." Straker war schnell, einfach zu schnell für ihre Augen. Etwas prallte gegen sie, stieß sie nach hinten. Sie ruderte mit den Armen, ihre Klinge entglitt ihr. Plötzlich hatte sie keinen Boden mehr unter den Füßen, alles drehte sich. Gerade noch erspähte sie den Rand des Schachtes. Reflexartig reckte sie Arme danach und schaffte es mit einer Hand Halt zu finden. Ein Ruck ging durch ihren Körper. Die andere Hand gesellte sich zum Rand und sie hing senkrecht an der Innenwand des Lavaschachtes. Unter ihr brodelte das heiße Gestein. Über ihr stand Straker und grinste. Ein Schmerz durchfuhr ihre Finger als Straker ihr auf die Hand trat und seinen Fuß langsam drehte. Die Schmerzen waren grauenhaft, doch sie biss die Zähne zusammen.
"Deine letzte Chance. Diene mir und ich will dich am Leben lassen."
"Niemals." stieß Myra hervor. Straker trat fester zu, sie verlor den Halt und hing nur noch mit einer Hand an dem Schacht. Jeden Moment konnte sie stürzen.
"WARTE!" rief sie. "Warte, du hast gewonnen. Ich werde mich dir unterwerfen. Bitte, ich will nicht sterben." flehte sie. Straker lachte. "Ich wusste es, du kleines Miststück. Du gibst bestimmt eine gute Lustsklavin ab."
"Bitte, bitte lass mich nicht sterben, zieh mich hoch." flehte Myra weiter und reckte ihre verletzte Hand Straker entgegen. Ihre Knöchel bluteten dort wo Straker auf sie getreten war. Straker war sich siegessicher, er hatte sie da wo er sie haben wollte. Immer noch grinsend streckte er ihr seine Hand entgegen um sie hochzuziehen. Myra reagierte blitzschnell während ein Ausdruck absoluten Hasses in ihre Augen trat.
"Merk dir eines." zischte sie und packte stattdessen seinen Unterarm mit aller Kraft. "Nie werde ich eine euerer Sklaven sein!" Mit diesen Worten zog sie mit aller Kraft. Straker verlor das Gleichgewicht und stürzte an Myra vorbei in den feurigen Schacht. Sein Gesicht zeugte von Überraschung, er fiel auf einen der ältesten Tricks rein. Und er hat sich von einer Frau übertölpeln lassen. Einer FRAU! Doch dann lächelte er wieder und breitete die Arme aus während er in die Tiefe stürzte. "WIR WERDEN UNS WIEDERSEHEN JÄGERIN!" brüllte er ihr entgegen. Dann schloss er die Augen, murmelte etwas und war plötzlich verschwunden. An seiner Stelle schwebte ein Nebelschleier im Schacht der sich sogleich im Raum verflüchtigte. Myra dämmerte es, Vampire konnten sich in Nebel verwandeln, Drake hatte ihr von dieser Fähigkeit erzählt. Schließlich atmete sie tief durch und zog sich den Schacht hoch. Dieser Kampf war vorbei, zumindest für sie...
Ich schlug nach Barlow doch keiner meiner Hiebe fand sein Ziel, er war zu schnell. Er hielt nun keine Waffen mehr in den Händen, seine Hände waren die Waffen. Alles was sie berührten wurde zu Eis. Er konnte damit kleine Eiskristalle verschießen, tödliche Geschosse wenn sie einen erwischten, aber ich gab nicht auf. Ich wich seinen Attacken so gut aus wie ich konnte, er hatte die Initiative übernommen. Dann dieser beißende Schmerz in der Schulter. Ein Eissplitter steckte darin, er hatte mich erwischt. Dann noch ein sengender Schmerz in meinem Oberschenkel. "Gib auf Kane, gegen mich kommst du nicht an." Er kam näher. Plötzlich richtete er seine Hände auf meine Füße und ein Eisstrahl formte sich aus seinen Händen. Ich spürte wie meine Füße erstarrten und musste nicht nach unten sehen um zu wissen was passiert war. Er hatte mich am Boden festgefroren, meine Füße überzogen sich bis zu den Knöcheln mit einer Eisschicht. Ich war bewegungsunfähig. Er kam auf mich zu, die Hände nach vorne gestreckt. "Zeit es zu beenden. Findest du nicht auch?" fragte er mich. Dann hatte ich plötzlich einen Einfall. Schnell tastete ich nach meinem Gürtel. Als ich gefunden hatte was ich suchte lächelte ich zurück. "Ja, das ist es." antwortete ich und zog meine Feldflasche während ich den Deckel abschraubte.
"Was zum...?" fluchte Barlow doch es war zu spät. Ich schüttete den Inhalt über seine ausgestreckten Hände. Das Wasser gefror augenblicklich und fesselte seine Hände zusammen. Ich holte mit den Zwillingen aus und zerschlug das Eis an meinen Füßen, nicht leicht wenn diese Heil bleiben sollten. Dann stürmte ich auf Barlow zu und schlug mit Korosan auf das Eisgewirr an seinen Armen. Das Eisbündel das mal seine Hände gewesen waren zersplitterte und er kreischte vor Entsetzen. Doch ich stieß wieder zu, bohrte die Klingen in seinen Bauch und seine Brust, schien das Herz aber verfehlt zu haben. Keuchend ging er in die Knie. Ich wollte zum finalen Schlag ausholen aber er stammelte schnell etwas und mir wurden beide Schwerter von einem Windhauch aus den Händen gerissen. Doch Barlow schien mit seinen Kräften fast am Ende zu sein.
"Das wirst du mir bitter bezahlen Drake du Kane", presste er hinter zusammengebissenen Zähnen hervor während mich seine untoten Augen anstarrten. "Beim nächsten Mal stirbst du." Er sackte zusammen, schloss die Augen und murmelte etwas. Ich hatte mittlerweile einen meiner Pflöcke gezückt doch als ich zustechen wollte war Barlow verschwunden. Nur noch einige sich verflüchtigende Nebelschwaden waberten im Raum. Ich fluchte laut.
VERDAMMT, es war so knapp, fast hätte ich ihn gehabt und dennoch war er mir entkommen. Plötzlich eine Hand auf meiner Schulter. Ich schreckte hoch, drehte mich um und erhob den Pflock.
"Beruhig dich Drake, ich bin es Myra." rief sie schnell und ich ließ den Pflock aufatmend sinken.
Sie lebte, dem Himmel sei dank( etwas das ich früher auch nie gesagt hätte). Sie hielt sich die Hand die stark blutete, schien auch einige andere Verletzungen zu haben, war aber ansonsten okay. Mich hatte es stärker erwischt, aber meine dunkle Seite würde es schnell heilen. Seufzend sanken wir auf dem Boden zusammen. Es war überstanden. Dies waren die mächtigsten Vampire seit Sagul und diesmal hatte ich gewonnen, besser gesagt WIR hatten gewonnen. Ein perfektes Team.
"Es ist vorbei." flüsterte ich ihr zu.
8.
Ich wusste nicht genau wie wir die verfluchte Festung wieder verlassen hatten, ich hatte nur verschwommene bruchstückhafte Erinnerungen, wie als würde ich aus einem Traum erwachen. Myra schien es ebenso zu gehen. Kaum hatten wir den Ort verlassen und wieder klaren Himmel über den Kopf verblassten die Erinnerungen. Wohl ein Versuch unseres Unterbewusstseins die schrecklichen Ereignisse zu verdrängen. Oder ein magischer Bann, wer konnte das schon wissen? Ich wusste nur eines. Zum ersten Mal seit einem halben Jahrhundert freute ich mich die Sonne wieder zu sehen.
Schnell machten wir uns daran weg von diesem verdammten Bauwerk zu kommen.
"Ich dachte schon wir würden dort drinnen sterben." sagte Myra erschüttert.
"Ja, das dachte ich auch." Und es wäre nicht das erste mal dachte ich, sagte aber nichts.
"Es war verflucht knapp. Das waren zwei der stärksten Vampire die mir je unterkommen waren und ich habe eine Menge Blutsauger gegenüber gestanden. Und dieser Ort, ich hatte so etwas noch nie gesehen..."
"Und ich will so was auch nie wieder sehen, oder erleben. Ich dachte ich würde dort drinnen den Verstand verlieren." Myra zitterte immer noch.
Ich nickte, ich wusste wovon sie sprach. Das Grauen dort drinnen lässt sich kaum mit Worten beschreiben. Ich umarmte Myra heftig und lächelte sie an. "Aber jetzt haben wir es ja überstanden."
"Ja", seufzte sie, "du hast recht." Plötzlich schien ihr etwas einzufallen. Sie sah sich fragend um.
"Was ist den los?" fragte ich sie
Sie sah mich an. "Wo ist Valotica?"
"Verflucht noch mal. Seit ihr zwei den völlig unfähig?" Asteroth raste vor Wut. Er stapfte in seinem Zimmer umher und warf wahllos Sachen zu Boden oder schmetterte sie gegen Wände. Er hätte den beiden am liebsten den Kopf abgerissen, aber er brauchte sie noch.
"Verzeiht Meister, wir haben sie unterschätzt, wer konnte ahnen dass sie so stark sind." Es war Barlow der in der Ecke kauerte wie ein geprügelter Hund. Straker stand neben ihm, und sah nicht sehr viel glücklicher aus. Straker hatte Barlow die Hände auf seine Stümpfe gelegt und eine Zauberformel gesprochen. Sekunden später wuchsen Barlow zwei neue Hände die äußerlich nicht von den alten zu unterscheiden waren.
"Natürlich ist er stark, er ist immerhin fast mein Sohn. Meine Essenz steckt in ihm, ich habe euch gesagt ihr sollt ihn nicht unterschätzen. Aber diese Frau... unglaublich was sie für ein Potential hat - für einen Menschen. Kane hat sie gut ausgebildet. Sie könnte eine ernsthafte Gefahr bergen. Wir sollten sie im Auge behalten."
"Was habt ihr vor Meister?" fragte Straker neugierig.
Asteroth lächelte. "Oh vorerst nichts. Einfach nur abwarten. Endlich konnte ich diese ominöse Jägerin einmal in Aktion sehen. Sehr interessant, wirklich äußerst interessant. Vielleicht habe ich endlich eine Schwachstelle von Kane gefunden." Dann wandte er sich wieder den Zwillingen zu. "Nun zu euch beiden. Ich will noch einmal Gnade walten lassen, aber so etwas kommt mir nicht noch einmal vor. Zumindest weiß er nicht dass ihr in Wirklichkeit zu mir gehört."
Barlow schüttelte energisch den Kopf. "Nein mein Gebieter. Er glaubt wir würden auf eigene Faust arbeiten, er hatte keine Ahnung dass wir mit euch im Bunde stehen."
"Nun, nichtsdestotrotz seit ihr gute Kämpfer. Es war ein Fehler von Morisia euch einfach so gehen zu lassen, aber dieses Weibsbild war schon immer dümmer als die Nacht finster. Nun, soll sie sich ruhig auf o Kiels Seite schlagen. Sie stellt keine Gefahr dar."
Ein Geräusch ertönte draußen vor dem Fenster. Eine Art Rascheln. Asteroth öffnete das Fenster. Etwas Großes war Draußen in seinem Schlosshof gelandet.
"Erstaunlich wie gut der Plan funktioniert hätte." lächelte Asteroth. "Die beiden haben die Geschichte geschluckt die du den beiden erzählt hast und sie sind euch beiden direkt in die Falle gelaufen", der letzte Teil galt den Zwillingen. Dann wandte er sich wieder dem Fenster zu: "Nur zu Schade das die Falle nicht zugeschnappt ist."
"Ich habe getan was ihr mir befohlen habt, jetzt haltet eueren Teil ein!" forderte eine dunkle dröhnende Stimme welche die drei Anwesenden in ihren Köpfen vernahmen. Ein mächtiger Kopf schob sich zwischen den Fensterläden in das Zimmer.
Es war Valotica!
"Sei nicht so ungeduldig mein geschuppter Freund, du wirst deinen Lohn erhalten. Du bist ein guter Diener." Asteroth lachte lange und sah wieder in den Raum. "Wir werden in Zukunft regieren. O Kiel ist am Ende, es mag zwar noch ein wenig dauern, aber unsere Zeit wird kommen Wir sind geschaffen worden um zu herrschen. Das wird auch Kane und sein kleines Flittchen noch erkennen." Die anderen stimmten in sein diabolisches Lachen.
Bald, bald war es soweit!