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Kapitel 6

Die Jägerin

1.

Die Zeit überdauert alles, so sagt man. Sie ist ewig und unergründlich. Sie war immer und wird auch immer sein. Nichts kann sich ihr in den Weg stellen, nichts kann sie stoppen. Die Zeit ist wie ein Pfeil. Genau wie das Geschoß so schlägt auch die Zeit stets nur eine Richtung ein, und am Ende wird sie uns alle vernichten. Es ist das natürlichste auf der Welt das alles endet. Doch was ist wenn man unsterblich ist? Ist das nicht ein Widerspruch? Wenn doch alles vergänglich ist und alles ein Ende findet wie kann dann der Verstand akzeptieren das man von dieser Regel ausgeschlossen ist?

Ich kannte die Antwort nicht. Ich wusste nicht einmal ob ich überhaupt unsterblich oder einfach nur langlebig war. Von den Hohen Vampiren hieß es, das sie niemals starben, von den niederen lediglich das sie etwa 5 bis 10 mal so alt wie ein Mensch werden konnten, was auch schon ein würdiges Alter war. Doch niemand konnte einem sagen wie alt Halbvampire wurden, da sie so selten waren. Und ein Halbvampir der von einem Erzvampir gebissen wurde, war vermutlich einzigartig. Nein, keiner konnte mir sagen wie alt ich werden könnte - aber ich bezweifle sowieso das ich das jemals herausfinden sollte, denn das Leben eines Jägers ist gefährlich und ich war dem eisigen Hauch des Todes schon öfters nur knapp entgangen. Beim nächsten Mal würde mich vielleicht kein machthungriger Dämonenpaktiker wiedererwecken.

Aber wie dem auch sei ich hatte meine Suche nach Antworten und mein Streben nach Vergeltung fortgesetzt. Das Orakel hatte meinen Lebensweg vorherbestimmt. Viele Sterbliche würden sicher ihre Seele verkaufen um etwas über ihre Zukunft zu erfahren, doch für mich war dies eher Fluch als Segen. Ich bekam immer mehr das Gefühl, das mein Leben bereits genauestens durchgeplant war und ich keinen Einfluss darauf nehmen konnte. War ich denn nichts weiter als eine Spielfigur im großen Spiel von Mächten die ich nicht einzuschätzen vermochte? Mir missfiel dieser Gedanke, doch hatte ich schon längst gelernt nicht mehr an Zufälle zu glauben, dafür verlief mein Leben einfach zu gut durchdacht. Was immer ich später einmal vollbringen würde, musste wichtig sein und nicht einmal der Tod konnte das scheinbar verhindern. Doch diese Denkweise war gefährlich. Viele dachten so und starben schließlich doch. Auch wenn mir mein Leben nichts mehr bedeutete so hatte ich doch eine Queste die ich erfüllen musste. Und so setzte ich meine Jagd fort...

Und die Zeit verstrich... und verstrich... die Jahre gingen dahin und die Zeiten änderten sich, das Weltbild wandelte sich.... Kriege wurden geführt, Könige gestürzt, Reiche vernichtet, Revolutionen und Umschwünge brandmarkten das Land. Ich bekam das alles nur am Rande mit. Mich interessierte nur die Jagd und ein möglichst guter Held zu sein - töricht wie ich heute weiß, man war kein guter Held. Man war der, der man eben war und ob die Taten die man vollbrachte gut waren oder nicht kam auf den Gesichtspunkt an. Nichts war perfekt und niemand unfehlbar, auch kein Held.

Mittlerweile waren 25 Jahre vergangen seit ich Fortigan und Korosan eroberte und sie waren mittlerweile mehr als nur meine Verbündeten. Sie wurden ein fester Bestandteil von mir. Sie gingen wohin ich ging, eine Trennung hätte womöglich Katastrophale Folgen für uns beide. Und ihre Fähigkeiten waren mehr als beeindruckend. Mit ihnen wurde die Vampirjagd sehr viel einfacher da sie die unheiligen Wesen zu verletzen und zu vernichten vermochten, selbst die Mächtigsten unter ihnen. Durch sie wurde ich zu einem noch gefährlicheren Jäger als ich sowieso schon war. Natürlich blieb das den Kreaturen nicht lange verborgen. Die ersten Monate nutze ich die Gunst der Überraschung. Da mich jeder für Tod hielt wurden die Vampire leichtsinnig und unvorsichtig. E war mir ein leichtes sie zu vernichten, auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht über die Kenntnis verfügte wie ich die Schwarzen Zwillinge am effektivsten einsetzten konnte. Dieses Wissen entwickelte sich erst über Jahre der Praxis und des Verständnisses über die Seele der Waffen. Doch sie zeigten mir über die Jahre wie ich sie führen musste. Sie waren noch immer wild und kaum zu kontrollieren, aber sie wollten töten. Und ich war der einzige der ihnen dabei helfen konnte. So war es in ihrem Interesse mir so gut es ging zu helfen und mich zu beschützen. Würde ich sterben mussten sie Zwillinge zurück in ihr Verlies und es würde vielleicht Jahrhundert dauern bis sie einen neuen Träger fanden. So weihten sie mich in ihr Wesen ein und erst als ich sie richtig verstand konnte ich sie auch richtig führen!

Wie dem auch sei, nachdem ich im ersten Jahr bereits 3 niedere Vampire (davon gehörten zwei zur Gilde) vernichtet und einen hohen schwer verwundet hatte (der zu Asteroths Rebellen gehörte) war es mit meinem Versteckspiel vorbei. Tarim o Kiel musste verärgert feststellen das ich noch immer auf der Jagd war und er einer geschickten Täuschung unterlag. Über Asteroths Reaktion konnte ich nur mutmaßen, doch ich bezweifelte dass es ihn sonderlich überraschte. Er wusste mehr als jeder andere unter den Vampiren und mir schien es oft als könne nichts ihn wirklich überraschen. Ich sah in all diesen Jahren jedoch keinen der beiden.

Von Jahr zu Jahr wurde meine Jagd erfolgreicher und unter den Vampiren entstanden Legenden über den letzten C'ael Rohen der mit Mächten im Bunde stand die ihn von den Toten auferstehen ließen und ihn mit magischen Waffen ausgerüstet hatten. Dass ich für meine Auferstehung gar nichts konnte und dass dies mitnichten an überirdischen Kräften lag wussten sie nicht. Andererseits hatte ich 25 Jahre Zeit darüber nachzudenken und ich bin war mir sicher, dass auch Sorlag eine weitere Karte in großen Spiel des Schicksals war. Die Tatsache dass er mich wiedererweckt hatte war mit Sicherheit kein Zufall. Sorlag glaubte vielleicht er hätte mich wegen unbezähmbarer Neugier erweckt doch bin ich davon überzeugt das auch er von jener Kraft geleckt wurde die mein ganzes Leben bestimmte. Ich wusste nicht ob man diese Kraft Gott, Dämon, Schicksal oder sonst wie nennen sollte, aber sie existierte. Und es würden noch weitere Elemente dazukommen. Mein ganzes Leben erschien mir wie einer dieser verrückten Zauberwürfel mit den verschiedenfarbigen Seiten die irgend so ein verrückter Gelehrter erfunden hatte. Es gab Tausende von Möglichkeiten aber letztlich gab es nur eine die alles zu einem Ganzen fügte. Und so erfüllte jede Komponente ihren Teil in dem überirdischen Puzzle. Nur meine eigene Rolle darin ist mir bis heute schleierhaft.

Doch zurück zu meiner Jagd: Natürlich kam mir der Krieg zugute der zwischen den Clans herrschte und der beinahe die Hälfte von Ihnen auslöschte - wohlgemerkt ohne mein dazutun. Und während die Gilde langsam an ihrem Glauben und an Tarim o Kiels Fähigkeiten als Anführer zu zweifeln begann und deshalb immer kleiner wurde, wuchs Asteroths Widerstand, den in ihm sahen viele das Tor zu einem neuen Zeitalter - dem Zeitalter der Vampire. Ich verfolgte diese Entwicklung mit Schrecken. Tarim o Kiel war ein mächtiger Gegner doch er war letztlich zu naiv um eine ernsthafte Gefahr für die Welt zu werden. Doch Asteroth war ganz anders. Seine Genialität und Voraussicht fegte seine Feinde davon wie Blätter im Wind. Umso mächtiger er wurde umso schwerer würde es sein ihn zu vernichten. Ohne ihren Anführer allerdings wären die Vampire blind und hilflos, ein Nachteil wenn man an und für sich selbständig denkende Individuen wie die Vampire dazu zwingt wie ein Kollektiv zu handeln (und genau das tat Asteroth insgeheim, allerdings so geschickt dass dies nie einem Vampir auffiel). Der Krieg dauerte schließlich beinahe 20 Jahre und wurde im Verborgen vor der heilen Welt ausgetragen Dies war schwierig aber möglich - und beide Parteien legten keinen großen Wert darauf das ihre Existenz bekannt wurde. Mittlerweile herrschte Waffenstillstand zwischen den beiden Parteien. Letztendlich hat die Vernunft gesiegt als beide Herrscher einsehen mussten dass der Krieg die totale Vernichtung ihrer Rasse bedeutet hätte. Die letzten Jahre wurde es deshalb sehr ruhig und man ist zurückgekehrt zur Regenerations- und Intrigenphase wo es hieß Kräfte zu tanken und Ränke zu schmieden, denn immer noch sannen beide auf die Vernichtung des anderen. Es war ein sehr brüchiges Band dass zwischen O Kiel und Asteroth herrschte und lediglich die Gewissheit dass dort draußen ein C'ael Rohen jagte verhinderte das erneute Ausbrechen des Krieges. Die Situation war also in etwa wie vor dem Krieg, kurz bevor ich gestorben war.

Und so jage ich weiter und Jahr um Jahr vergeht. Es gäbe so viele Heldentaten zu berichten. Ich versuchte meinem Meister stets gerecht zu werden und bekämpfte das Unheil wo ich konnte, jedoch stets mit dem Hintergedanken bei meinen Abenteuern auf neue Hinweise über SIE zu stoßen. Doch all diese Taten zu berichten wäre müßig und würde den Rahmen meines Werkes sprengen. Ich befasse mich daher nur mit dem Wesentlichsten was direkt mit meiner Geschichte und meiner Jagd zusammenhing. Im folgenden Fall eine weitere Erfüllung des Orakels, die diesmal ein viertel Jahrhundert auf sich warten ließ. Dafür war dies der wohl wichtigste und gleichzeitig schmerzvollste Teil der Geschichte. Denn er drehte sich um eine außergewöhnliche Person, die mein Leben vom ersten Augenblick an verändern sollte...

2.

Eine faszinierende Stadt. Staunend schlenderte ich durch die Straßen die von tausend hell leuchtenden Lampions erhellt wurden. Meine Suche hatte mich nach Sokanna geführt, einer großen Metropole und gleichzeitig Hauptstadt eines großen an der Ostküste gelegenen Königreichs das Mendelia hieß. Nachdem ich lange durch dichte Wälder und dunkle Höhlen gewanderte, war ich froh endlich wieder in zivilisiertere Lande vorzustoßen. Und da dies eine der reichsten Städte war musste ich ihr einfach einen Besuch abstatten. Es musste mein altes Ego sein, so wie ich vor meiner Verwandlung war, dass mich immer wieder in große Städte und Menschenmassen zog. Außerdem wimmelte es in so einer großen und reichen Stadt gewöhnlich von Vampiren, es war meine Pflicht der Sache nachzugehen. Im Moment feierte die Stadt ihre 100 jährige Unabhängigkeit von einem tyrannischen Nachbarkönigreich und so war fast die ganze Stadt auf den Straßen um zu feiern. Die Straßen der Stadt waren gesäumt von Musikanten, Händlern, Gauklern und anderem fahrenden Volk. In der Luft lag die laute Musik der Spielleute, und die feine Gerüchen exotischer Küchen. Lachende Gesichter zogen an mir vorüber, überall um mich herum wurde ausgelassen gefeiert.

Mich überkam bei solchen Feiern immer eine unbestimmbare Traurigkeit und Sehnsucht. Wenn ich den unbekümmerten Männer und Frauen beim Lachen und Scherzen zusah, beneidete ich sie um ihre Unwissenheit. Ich würde nie wieder so sein können. Die Last meines Wissen erdrückte mich und dieser halbtote Körper wurde nicht geschaffen um Freude zu empfinden sondern nur für Kälte und die Gnadenlosigkeit der Jagd. Ich war wahrlich verflucht, unfähig einfache Gefühle wie Freude oder Spaß empfinden zu können

Tief seufzend ging ich weiter, meinen schwarzen knielangen Mantel enger schnallend damit man meine Waffen nicht sehen konnte. In diesem Gewühl würde es schwer werden jemand ausfindig zu machen und tun konnte ich hier sowieso nichts. Deshalb bog ich in eine dunkle leere Gasse ein, weg vom Trubel zurück zur Einsamkeit die so lange mein treuer Begleiter war. In meinen Gedanken versunken schlenderte ich durch die Gassen, als mich ein Geräusch hinter mir in die Wirklichkeit zurückholte. Blitzschnell schnellte ich herum und sah nur noch einen Schemen auf mich zurasen. Etwas scharfes spitzes blitzte in der Dunkelheit auf.

"Stirb Kreatur!" schrie eine junge weibliche Stimme, dann prallte sie gegen mich. Ich packte ihr Handgelenk in der sie das spitze Etwas hielt und wir gingen beide zu Boden. Ich knallte ihre Hand auf den Boden bis sie die Waffe fallen ließ und packte sie. Sie schrie als wäre der Leibhaftige hinter ihr her und wehrte sich verbissen, so dass ich einige schmerzliche Schläge hinnehmen musste. Schließlich schaffte ich es doch einen meiner magischen Leuchtsteine (das Geschenk eines sehr dankbaren Druiden) auszupacken und zu entzünden um etwas Licht zu schaffen. Ich wollte meinen Angreifer sehen.

Als ich sie im hellen bläulichen Schein des Leuchtsteines zum ersten Mal sah war es als würde ein Schauer durch mich fahren. So etwas hatte ich noch nie vorher gefühlt. Es war wie, es lässt sich schwer beschreiben. Sie war wunderschön. Die schönste Frau die ich je gesehen hatte - und ich lebte schon lange auf dieser Welt. Lange rote Haare, grüne geheimnisvolle Augen. Ein wunderschön geformtes Gesicht, im Moment jedoch vor Schmerz und Hass verzehrt. Sie hatten einen vollendeten Körper und die Ausstrahlung einer Königin. Sie war etwas besonderes, ich konnte nicht aufhören sie zu betrachten. Doch ich wurde von einem heftigen Ruck wieder zurück in die Realität gerissen. Sie versuchte sich meinem Griff zu entwinden.

"Lass mich los du widerliches Monstrum. Mich wirst du nicht kriegen wie die anderen." Wieder begann sie laut zu kreischen und verdankte es vermutlich den Festgeräuschen dass uns niemand hörte.

"Verflucht hör endlich auf dich zu wehren, ich will dir nichts tun." versuchte ich sie zu beruhigen doch sie wehrte sich weiter.

"Auf deine falschen Versprechungen falle ich nicht herein, ich kenne dich und deinesgleichen gut genug um euch nicht zu trauen - und um euch alle zu hassen!" Ich konnte ihren Hass und ihre Verachtung förmlich spüren, aber ich wusste nicht was dass alles zu bedeuten hatte. Plötzlich holte sie aus und rammte ihr Knie genau dort hin wo es weh tut, auch einem Halbvampir! Verblüfft lockerte ich den Griff und sie entwischte mir. Mit katzenartiger Geschicklichkeit hob sie ihre Waffe wieder auf und kam damit auf mich zu. Erst jetzt erkannte ich dass es sich um einen Dolch oder Pflock handelte. Und er schien aus Silber zu sein. Verwirrt betrachtete ich sie und die Waffe, und dann endlich begriff ich was hier vorging. Leise murmelnd kam sie immer näher, es klang als würde sie beten. Dann hob sie den Pflock. "Fahr zur Hölle wo du hingehörst Dämon!"

Schneller als ihre menschlichen Augen es erfassen konnten packte ich den silbernen Pflock und heulte auf vor Schmerz als das Metal meine Haut verbrannte. Doch ich schaffte es ihn ihr zu entwenden - zum zweiten Mal.

"Hör mir doch zu. Ich bin nicht das was für das du mich hältst." versuchte ich es erneut sie zu beruhigen.

"Oh doch das bist du. Deine Augen verraten dich Blutsauger, sie sind genauso gelb wie die aller Mörder. Und deine bleiche Haut, die spitzen Zähne und wie du die anderen Festgäste beobachtet hast, ständig bereit dir ein Opfer zu schnappen. Ich weiß alles über dich. Du verdienst den Tod, ihr alle verdient es zu sterben!" Wieder griff sie mich an. Ich wich aus und riss mir dabei den Mantel vom Leib. Zwei Sekunden später lagen Fortigan und Korosan in meinen Händen. Ich wollte sie nicht verletzen, musste mich aber verteidigen. Ich hoffte die schwarzen Zwillinge zurückhalten zu können.

"Ich will das nicht tun, als bitte hör mir doch endlich zu." sagte ich.

"Was???" Sie geriet als sie meine beiden Klingen sah ins stocken, sie ließ den Pflock sinken.

"Was sind das für Schwerter?" Es sah fast so aus als würde sie, sie kennen.

"Hör mir zu, du hast Recht ich bin einer von ihnen. Aber ich hasse sie genau so sehr wie du. Und ich bekämpfe sie wo es nur geht. Du musst mir glauben, nie hätte ich dir etwas angetan. Und auch sonst keinem Menschen."

In diesem Moment weiteten sich ihre Augen und sie wurde leichenblass, so als hätte sie ein Gespenst gesehen.

" Der Jäger mit den beiden schwarzen Schwertern, " flüsterte sie wie in Trance. Dann sah sie mich völlig fassungslos an. "Ihr...ihr seit Drake du Kane?" Ihre Stimme wurde von Wort zu Wort schriller. Diesmal war ich der, der wirklich überrascht war.

"Woher zum Teufel kennst du meinen Namen?" Ich ließ die Schwerter sinken und erwartete eine Antwort. Kein Sterblicher kannte meinen Namen, hatte ich etwa ein Sicherheitsleck? Was dann geschah würde ich nie vergessen, denn es war das allerletzte mit dem ich gerechnet hatte.

Plötzlich fiel sie vor mir auf die Knie, senkte das Haupt und begann zu schluchzen während sie meine Beine umklammerte.

"Oh vergebt mir, bitte verzeiht mir. Ich wusste nicht das Ihr es seit. Ich hielt euch für einen von ihnen. Oh ihr Götter, Drake du Kane leibhaftig vor mir. Bitte, es tut mir so leid."

"Was...was soll denn das? Warum kniest du vor mir?"

"Weil ich euch verehre! Ihr seid der legendäre Jäger. Ich habe mein ganzes Leben gewidmet um wie Ihr zu werden großer Drake du Kane, ihr seit mein Idol."

Diese Worte kamen bei mir erst spät an, ich konnte sie einfach nicht glauben. Ich hielt die Jagd immer für meine private Queste, etwas das ich tun musste. Nie wäre ich darauf gekommen das jemals jemand von außerhalb von mir erfahren würde, geschweige denn mir nacheifert. Und noch weniger hätte ich damit gerechnet jemals vergöttert zu werden. Wütend packte ich sie am rechten Arm und zog sie hoch.

"Hör schon auf mit dem Blödsinn, ich will nicht das du vor mir auf die Knie fällst, und mein Name ist nicht großer Drake du Kane, nenn mich einfach Drake. Und jetzt sag mir endlich wer du bist und woher zum Teufel du dass alles über mich weist!"

Langsam schien Sie wieder zur Besinnung zu kommen und setzte zu einer Erklärung an als ich Geräusche hörte. Der Schein einer Laterne fiel in die Gasse.

"Ist da jemand?" hörte ich eine raue Stimme. Vermutlich ein Stadtgardist. Ich beschloss lieber kein Aufsehen zu erregen. "Los komm mit." flüsterte ich ihr ins Ohr und zog sie hinter mir her in eines meiner Verstecke die ich mir in dieser Stadt gesucht hatte.

3.

"Na schön o Kiel, was willst du von mir? Ich habe es eilig also los, raus mit der Sprache."

Wie immer lümmelte Asteroth gelangweilt in der teueren Couch und spielte mit einem seiner goldenen Ringe herum. Tarim o Kiel Hass auf ihn wurde von Treffen zu Treffen größer.

"Ich erhielt gestern Nachricht dass einige deiner kleinen feigen Kniefaller einen meiner Handelszüge überfallen und vernichtet haben." fuhr O Kiel seinen Bruder wütend an. Asteroth schien nicht im Mindesten beeindruckt zu sein. Unschuldig hob er beide Arme. "Was erwartest du. Mein Gefolge ist größer als so manches Königreich, ich kann nicht auf jeden aufpassen, ich bin ihr Anführer aber nicht ihr Gott ...noch nicht." fügte er grinsend hinzu.

"Du weist ganz genau das der Handel mit den Nordmännern wichtige Einnahmen für uns bedeutet. Das waren nicht einfach ein paar deiner Revolution spielender Jünger, das war ein gezielt geplanter Anschlag und das weißt du auch. Wer war dafür verantwortlich? Möglicherweise du selbst?"

"Ich weiß gar nicht wovon du sprichst." entgegnete Asteroth zuckersüß.

"Verdammt noch mal was glaubst du wer du bist? Der Waffenstillstand entstand auf beidseitigem Einverständnis, und dieses Einverständnis ist ein sehr brüchiges Band. Wenn du mit deinen Sabotageakten nicht aufhörst dann wird..."

"WAS? Was wird dann passieren? Dann werdet ihr uns angreifen? Ha, glaubst du ich habe vor dir und deiner lächerlichen Gilde Angst. Du hast ja keine Ahnung wie stark ich und mein Volk mittlerweile sind. Ich bin der Bringer einer neuen Ordnung. Euere Zeit läuft ab, ich muss mich nicht länger vor euch verstecken!"

"Ist das so? Warum bist du dir da so sicher? Ihr habt ebenso große Verluste in den vergangen Schlachten hingenommen wie ich. Die letzten 25 Jahre waren für uns alle sehr entbehrungsreich - verflucht deshalb entstand doch dieser Packt, damit wir zusammen gegen diesen verfluchten Drake du Kane vorgehen können."

"Der nur noch wegen deiner Unfähigkeit existiert wenn ich dich daran erinnern darf."

"Schweig du elender Verräter. Er war tot, ich weiß was ich gesehen habe. Irgendwie ist er wiedergekehrt. Durch Hexerei oder andere Kräfte. So etwas hat es noch nie gegeben. Noch nie war ein Jäger so schwer zu töten."

"Und so erfolgreich bei seiner Jagd." fügte Asteroth hinzu. "Diese seltsamen Zwillingsschwerter scheinen durch nichts aufzuhalten. Noch weiß ich zuwenig über sie um ihm persönlich gegenüberzutreten. Soll er nur weiter seiner sinnlosen Queste folgen. Früher oder später wird er fallen oder sich uns anschließen."

"Du meinst, er wird sich dir anschließen Asteroth. Das war doch immer dein Plan, ihn für deine Sache zu gewinnen. Du musst blind sein wenn du nicht erkennst das der Schüler Sen Lars niemals für dich streiten wird." sagte Tarim o Kiel.

"Mag sein. Dann muss er eben sterben. Mir ist es gleich." Doch sie beide wussten dass dem nicht so war. Drake du Kane war einer der stärksten Vampire die jemals auf dieser Erde wandelten, und das obwohl, oder gerade weil er nur ein Halbblut war. Asteroth wollte ihn haben. Er wusste nur noch nicht wie. Vor allem allerdings interessierten ihn die beiden Waffen die er seit seiner Rückkehr mit sich führte, wahrlich dämonische Werkzeuge und er wollte wissen woher er sie hatte.

"Nun, ich muss los O Kiel. Was den Überfall angeht, ich werde meinen Leute sagen das sie so etwas in Zukunft unterlassen sollen."

"Was? Das ist alles. Woher weiß ich das du dein Wort hältst, immerhin bist du ein elender Verräter."

"Ich bin der, der erkannt hat wie wir überleben können, und höchstens ein Verräter an dem was unser Untergang werden wird. Aber lassen wir dass. Die Antwort auf deine Frage ist dass du keine Wahl hast. Du weißt genau so gut wie ich dass wir uns im Moment keinen weiteren Krieg leisten können, nicht solange noch ein Vertreter der C'ael Rohen da draußen hinter uns her ist."

"Ich habe keine Furcht vor dem Untergang, aber dich und eine Brut werde ich mitnehmen."

"Oh doch, du hast Angst O Kiel. Angst dass dein Imperium wegen eines einzelnen Mannes auseinander fallen könnte." Asteroth verließ den Saal und ließ Tarim o Kiel sprachlos und wütend zurück.

Asteroth hatte weiterhin seine eigenen Pläne. Diese gelegentlichen Überfälle und ähnliche Scharmützel gegen die Gilde waren nur ein Ablenkungsmanöver. Tarim o Kiel sollte nicht denken das er etwas ausheckte, er wollte seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenken. Und wie es aussah ging der Plan auf. Asteroth lächelte, ein kaltes freudloses Lächeln. Dieser alte Narr war doch so leicht zu kontrollieren. Die Gilde würde bald der Vergangenheit angehören, dessen war sich Asteroth sicher. Über 20 Jahre Krieg hatten beide Seiten ausgelaugt, doch Asteroth hatte noch einige Trümpfe im Ärmel. Weitaus mehr Sorgen machte ihm Kane. Der Jäger war mittlerweile von einer schlechten Angewohnheit zu einem Problem geworden. Er ist ausdauernder als jede andere Vampirjäger seit Selfter Kane, dem Gründer dieses verfluchten Ordens. Er trug großes Wissen in sich, zuviel Wissen nach Asteroths Geschmack. Aber er war Ahnungslos. Er wusste zu wenig um ihm wirklich gefährlich zu werden. Der Erzvampir schlenderte durch seine geheimen Kammern, von denen nur eine handvoll Personen wussten wo sie lag, tief verborgen in den Eingeweiden seines Schlosses. Seine Anhänger kannten den Ort nicht, die Gefahr wäre zu groß das es Spione sind oder das sie von der Gegenseite gefangen genommen und zum sprechen gebracht werden, sei dies nun mit Folter, Alchimie oder Zauberei. Nein, Asteroth konnte niemanden trauen, zu viel stand auf dem Spiel. Er erreichte sein kleines Museum wie er selbst es gern nannte. Hier bunkerte er all seine Schätze die er im Laufe der Jahrtausende gehortet hatte. Sein Ziel war der kleine glühende rote Stein der auf einem Samtkissen in einer Glasvitrine lag, umgeben von einer bläulichen schimmernden Kugel. Asteroth winkte mit geöffneter Handfläche über die Kugel und sie verschwand. Er öffnete die Vitrine und nahm den Stein heraus und musterte ihn fasziniert. Der Krieg hat viel Arbeit bedeutet, und so verschwand der Stein in der Versenkung seiner Sammlung. Doch nun, da sich die Situation langsam wieder entspannte konnte er endlich seine Forschungen weiter betreiben. Und allmählich kam er dem Geheimnis auf die Spur das den Stein umgab. Er war kein Einzelstück, dessen war sich Asteroth sicher. Es gibt mindestens ein Dutzend von den Steinen, eher noch mehr. Er wusste auch dass die Steine uralt waren und das es früher noch viel mehr waren, doch ihre Anzahl wurde immer geringer. Es gab neben den roten auf noch andersfarbige, doch diese interessierten ihn nicht. Die anderen Steine funktionierten anders, man konnte sie sogar selbst herstellen. Für ihn zählten nur die Roten. Diese waren einmalig und man konnte sie nicht selbst produzieren. Es gab eine feste Anzahl die aber im laufe der Jahrtausende langsam abnahm. Waren es vor 10000 Jahren noch an die 100, gab es mittlerweile wohl noch etwa 20 oder weniger. Es war also nicht der legendäre Blutstein aus dem Necronomicon wie es Tarim o Kiel gerne gesehen hätte, vermutlich war der Stein nur eine weitere Legende. Asteroths Problem war das er nicht wusste wie der Stein anzuwenden war. Er barg mächtige Zauber in sich, das wusste er, nicht aber wie man sie anwendete. Analysen ergaben dass die Magie die den Stein durchströmte nicht komplett war, es fehlte ein Teil - jener Teil der die Magie wirken ließ. Es gab ein oder mehrere Gegenstücke zu dem Stein, und nur wenn diese miteinander verbunden wurden konnte man den Stein nutzen. Aber was könnte dieses Gegenstück sein. Ein Artefakt das durch dieselbe Magie gespeist wurde wie der Stein. Asteroth konnte nur spekulieren, vermutlich waren es die anderen Steine. Möglicherweise musste man alle Steine zusammenfügen zu einem großen. Wäre dies vielleicht der Blutstein? Wenn ein Stein schon so mächtig war, was würde passieren wenn alle zusammen waren? War vielleicht doch mehr an den alten Legenden dran? Asteroth hatte schon viele seiner Krieger in alle Himmelsrichtungen ausgesandt, sie sollten denn ganzen Kontinent nach diesen roten Steinen absuchen, doch bisher war die Suche erfolglos. Asteroth war sich mittlerweile sicher, das es ein magisches Zentrum gab, ein Ort - der Ursprungssort der Steine - an dem ein Großteil oder gar alle lagen. Vielleicht war dieser Ort das magische Zentrum der ganzen Welt und es gab dort noch andere magische Kostbarkeiten. Asteroth musste herausfinden wo das war, und er musste dort hin, egal wie lange es dauern würde.

4.

"Mein Name ist Myra."

Sie sah jetzt im fahlen flackernden Licht welches die Kerzen in den alten Geräteschuppen warfen noch bezaubernder aus. Ihre langen roten Harre umschmeichelten ihr Gesicht, ihre großen tiefgründigen Augen sahen mich mit einer Mischung aus Neugier, Furcht und Verehrung an. Ihre Stimme war - jetzt wo sie nicht mehr voller Wut war, melodisch und unglaublich sanft, aber dennoch voll innerer stärke. Sie trug einfache Reisekleidung, braunes Leder, alt und speckig, einen weiten Mantel, schon völlig zerfetzt. Sie schien nicht viel zu besitzen. Trotzdem, selbst in diesen Lumpen sah sie wunderschön aus. Ich hatte sie in diesen alten Schuppen gebracht, in der Hoffnung hier endlich Antworten zu bekommen. Als erstes wollte ich ihren Namen wissen. Myra, was für ein wunderschöner Name.

"In Ordnung Myra, und jetzt erzähl mir woher kennst du mich?" Ich hatte meine Verblüffung überwunden und meine Stimme war jetzt ruhig und klar. Das schien sie ein wenig zu beruhigen, sie entspannte sich deutlich. Trotzdem war sie nervös. Ihre Finger spielten unablässig mit einem silbernen Medaillon das sie um den Hals trug während sie erklärte: "Ihr braucht keine Angst haben dass..."

"Du!"

"Was?"

"Nicht Ihr, sag Du zu mir. Ich bin weder König, noch Führe ich eine Arme oder bin unermesslich reich. Sag einfach du!"

Sie musste über diese Bemerkung lächeln, ich hatte das Gefühl als wäre das Eis geschmolzen.

"Du...du musst nicht fürchten das dich jemand verraten hätte. Es hat 6 Jahre gedauert bis ich alles über dich und die C'ael Rohen herausgefunden hatte."

Erneut war ich erstaunt, sie kannte auch den Namen meines Clans. Sie wusste zuviel, das machte mir Angst. Sie wusste mehr als gut für sie war.

"Warum? Und wie?" Ich war verwirrt, die Frage klang wie die eines Idioten, doch ich wusste nicht was ich sagen sollte. Sie lächelte, schien fast belustigt über meine Reaktion. Ich wusste nicht recht was ich davon halten sollte. Dann sah sie mir direkt in die Augen, es schien als würde sie mit sich ringen, als wolle sie mich etwas fragen. "Drake, bevor ich dir alles erzähle muss ich einfach sichergehen dass die Geschichten wahr sind." Ihre Äußerung überraschte mich, es schien als würde diese junge Frau mich nur noch überraschen. Sie war so völlig anders als alle die ich bisher kennen gelernt hatte. Ich konnte nicht sagen woran es lag, aber sie hatte etwas an sich, das mich nicht mehr los ließ.

"Du jagst SIE, richtig. Dein Clan hat sie gejagt?" Sie sah mich ernst an, als wollte sie sich vergewissern ob ich auch wirklich der Drake du Kane war für den sie mich hielt. Und ich wusste irgendwie dass ich von ihr gar nichts zu hören bekam bevor ich ihr nicht antwortete. Ich seufzte lang und hob die Schultern. "Ach was soll's, schlimmer kann's nicht kommen." Dann sah ich sie ebenso ernst an. "Ich bin ein C'ael Rohen und unsere Berufung ist es Vampire zu jagen! Ich bin ein Vampirjäger. War es dass was du hören wolltest?"

Sie schien erleichtert zu sein. "Also hatte ich Recht, du bist es tatsächlich. Ich hätte nie gedacht dass dies jemals passieren würde obwohl ich immer davon geträumt hatte. Entschuldige meine geheimnisvolle Art aber ich musste einfach sicher sein, denn SIE sind überall." Ich musste bei diesen Worten innerlich schmunzeln. Es gab wohl niemanden der dies so gut wusste wie ich.

Sie lehnte sich zurück und begann endlich zu erzählen: "Ich war das Kind einfacher Bauern. Ich hatte noch einen großen Bruder und eine kleine Schwester. Ich stamme aus Tahl, einem Königreich weit im Norden. Ich lebte in einfachen Verhältnissen. Wir hatten nie viel, aber ich hatte liebevolle Eltern und wir hielten zusammen. Es war ein hartes aber gutes Leben, eine fast perfekte Idylle. Doch dann begannen die Morde, ich war damals 9. Ein Bewohner unseres Dorfes nach dem anderen verschwand spurlos. Die meisten tauchten völlig blutleer und teilweise grausam entstellt wieder auf, einige blieben verschwunden. Keiner wusste wer dahinter steckte. Erst dachte man ein wildes Tier, dann es wären vielleicht Anhänger eines blutigen Kultes oder Schwarzmagier die die Dörfler opferten. Doch die Wahrheit war viel entsetzlicher, schlimmer als dass man es je ganz begreifen konnte. Ich hatte natürlich von IHNEN gehört. Uns wurden früher immer Gruselgeschichten erzählt. Doch dachten wir immer es wären nur Legenden und diese Wesen würde nur in der Phantasie existieren...ein Irrtum wie ich erkennen musste." Sie schwieg einen Moment und blickte verbittert auf den Boden. "Sie kamen um Mitternacht. Ich war damals gerade zehn geworden. Wir hörten Geräusche vor der Hütte. Vater nahm eine Laterne und sein Holzfällerbeil. Thalon, mein Bruder - er zählte 16 Sommer folgte ihm mit einem großen Fleischermesser. Vater sagte zu meiner Mutter sie solle mit uns im Haus bleiben. Das war das letzte Mal das ich meinen Vater und meinen Bruder lebend sah. Sie gingen hinaus um den Geräuschen auf den Grund zu gehen. Wir blieben im Haus, es war totenstill und ich hatte furchtbare Angst. Dann plötzlich Schreie, es waren entsetzliche Schreie. Es waren die Stimmen von Vater und Thalon, sie mussten etwas unglaublich Schreckliches gesehen haben, mir gefror das Blut in den Adern. Dann verstummten die Schreie. Ich begann zu weinen, genau wie Sara, meine kleine Schwester. Mutter versuchte uns zu beruhigen, doch ihr war selbst nicht besser zumute. In eine dunkle Ecke gekauert harrten wir aus. Dann wurde plötzlich die Tür aufgebrochen, und sie stürmten in unser Haus!

Es waren gesichtslose Bestien. Meine Mutter kreischte, packte sich ein Messer, das herumlag und stellt sich vor die Monster. Sie rief mir zu, dass ich Sara nehmen und verschwinden sollte. Dann warf sie sich ihnen entgegen. Ich rannte wie nie zuvor während ich hinter mir die Todesschreie meiner Mutter hörte. Ich rannte quer durch das Haus, doch es waren so viele, sie hatten uns umstellt. Ich schlug ein Fenster ein, meine Hand blutete und zerrte Sara die noch immer ihren Plüschbär umklammerte aus dem Haus. Doch sie waren überall. Ich sagte Sara sie solle zu den Nachbarn laufen und Hilfe holen, ich würde nach Ma und Pa und Thalon sehen. Ich...ich hätte sie niemals alleine lassen dürfen, a... aber ich war doch noch ein Kind und hatte schreckliche Angst. Ich konnte einfach nicht gehen. Sara, sie...sie lief los in Richtung der Nachbarn. Ich wollte zurück ins Haus, doch bei dem Kampf mussten ein paar Kerzen umgefallen sein, das Haus fing Feuer und es war nur eine Frage von Minuten bis es lichterloh brennen würde. Ich lief um das Haus herum und schrie verzweifelt nach meinen Eltern - doch sie antworteten nicht! Dann hörte ich Schreie - von Sara. Ich rannte so schnell mich meine Beine trugen. Ich glaube ich bin in meinen ganzen Leben nie schneller gelaufen. Ich konnte gerade noch sehen wie eine dunkle Gestalt sie fortzerrte. Nur ihr Plüschbär blieb zurück. Er lag in einer schmutzigen Wasserlache. Das Haus brannte bis auf die Grundmauern nieder. Das letzte was ich gesehen hatte waren diese furchtbaren Augen. Es waren keine normale Augen. Es waren die Augen des Bösen. Gelbe geschlitzte Augen. Dann waren sie fort. Eine weitere Tragödie, die das ganze Dorf mitnahm. Die Bewohner beschlossen das Dorf zu verlassen und sich woanders niederzulassen. Man nahm mich mit doch ich schlich mich heimlich davon. Ich konnte nicht bei ihnen bleiben." Sie weinte während sie erzählte, Tränen flossen ihr Gesicht herab, ihre Stimme wurde immer leiser. Sie sah mich mit ihrem von Tränen übersätem Gesicht an.

"SIE haben mir meine ganze Familie genommen! Dafür werden sie bezahlen!" Ihre Hände verkrampften sich zu Fäusten und sie begann wieder zu schluchzen. Ich wusste nicht genau warum, aber ich hatte das Bedürfnis sie zu trösten. Vielleicht weil ich ihren Schmerz nachvollziehen konnte. Niemand wusste besser als ich was sie durchlitten hatte. Vielleicht war ich auch einfach nur glücklich, da ich endlich jemanden gefunden hatte der meinen Schmerz teilte, der ähnliche Erfahrungen gemacht hatte als ich. Ich setzte mich neben sie und legte meinen Arm um sie. Sie wich nicht zurück sondern legte den Kopf an meine Schulter und weinte sich aus. In diesem Moment wusste ich das es mehr als nur Zuneigung war das ich für sie empfand. Ich hätte nie gedacht dass dieser tote Körper zu solchen Gefühlen im Stande war, aber scheinbar war die menschliche Seite noch stärker als die tote, vor allem wenn es um das stärkste ging was den Mensch auszeichnete. Die Fähigkeit zu lieben.

Ich war verliebt!

"Ich wanderte ziellos umher, auf der Suche nach einem Sinn im Leben. Jahrelang versuchte ich so viele Informationen wie nur möglich über SIE zu sammeln. Es war nicht einfach, sie waren sehr vorsichtig, beinahe niemand wusste von ihrer tatsächlichen Existenz, die meisten halten sie nur für Legenden."

"Ja", antwortete ich, "ihr größter Trick war es dem Menschen weiszumachen das sie nicht existierten."

Sie nickte nachdenklich. "Ich lernte das kämpfen, ich verbrachte 3 Jahre in einer Akademie und erlernte Nahkampf, Schwertkampf sowie den Umgang mit Messer und Dolch, außerdem lesen, Schreiben, Rechnen, Religion, Staatskunst und Etikette." Sie lachte, ein grauenhaftes verbittertes Lachen. "Ich war ein Musterschüler, ich denke ich beherrschte alles ziemlich gut. Aus dem dummen Bauernmädchen wurde eine gebildete Kriegerin. Mein Eifer zu lernen wurde von dem Hass genährt, denn ich wusste das ich sie nur vernichten konnte wenn ich gut ausgebildet war. Danach ging ich auf die Suche. Wohin ich auch ging, ich stieß jedes Mal auf eine Mauer des Schweigens. Entweder wusste man nichts über sie oder die Menschen hatten zuviel Furcht etwas zu erzählen. Doch ich merkte schnell dass in der Dunkelheit, in den versteckten Winkeln fast jeder Stadt noch eine andere Wahrheit existierte. Wenn man die Augen dafür öffnete, konnte man es gar nicht übersehen. Sie haben diesen Kontinent wie eine Seuche infiziert. Sie sind überall, egal wohin man auch seine Schritte lenkt. Und sie sind mächtig, sehr mächtig."

Sie senkte den Kopf, ihre Stimme wurde fast zu einem flüstern. "Ich begann an meiner Berufung zu zweifeln. Ich war drauf und dran aufzugeben, man konnte nicht gegen sie siegen, sie waren einfach zu zahlreich und zu mächtig. Doch dann hörte ich von dir. Ich belauschte ein Gespräch von zwei Vampiren. Sie redeten über einen von ihrem Blut, aber einem unreinen der die Fronten gewechselt hatte und sie nun bereits seit Jahrzehnten jagen würde. Es hieß er wäre von den Toten wiedergekehrt und nichts könne ihn aufhalten. Furcht lag in ihrer Stimme. Das war das erste Mal das ich Furcht in der Stimme eines dieser Untoten hörte. Das gab mir wieder Hoffnung. Ich wusste wenn jemand anderes es schaffen konnte sie zu bekämpfen konnte ich das auch. Du hast mir damals Kraft und einen Lebenswillen gegeben." Sie war schon wieder den Tränen nahe, aber ihre Augen strahlten mich voller Dankbarkeit an. "Das geschah vor fast 3 Jahren. Seitdem jage ich wieder. Und war auf der Suche. Auf der Suche noch dir. Ich hätte nie gedacht dass ich dich tatsächlich jemals finden würde, doch habe ich oft davon geträumt. Es ist Bestimmung!"

Ich las in ihren Augen felsenfeste Entschlossenheit und innerlich musste ich schmunzeln. Bestimmung, wie recht sie doch hatte. Alles in meinem Leben war vorherbestimmt, das Orakel hatte mir den Weg gezeigt denn ich beschreiten würde. Sollte sie etwa auch dazugehören. Du wirst eine junge Frau treffen die dein Schicksal teilt, waren so nicht die Worte des Orakels? Der zweite Abschnitt der Prophezeiung allerdings machte mir Angst. Ich beschloss diesen Gedankengang lieber nicht weiter zu vertiefen.

"Wie alt bist du Myra?" fragte ich sie.

"19."

Mein Güte, so jung, so unschuldig. Und dennoch stand vor mir eine erwachsene Frau. Ihr Leben musste hart gewesen sein, ihre Kindheit war längst vorbei. Trotz ihrer Jugend trug sie schon große Weisheit in sich, sie wusste mehr von der Welt als manch alter Mann. Und sie trug eine besondere Kraft in sich, sie besaß eine Gabe. Ich wusste nicht was aber sie war besonders, das fiel mir schon im ersten Moment an ihr auf. Sie war geboren worden um ein Held zu sein, dessen war ich mir sicher.

"Und was hast du nun vor?" fragte ich sie.

"Kämpfen! Ich werde weiterkämpfen. Jemand muss sie aufhalten. Ich werde mich ihnen nicht beugen, sondern sie bekämpfen, solange ich lebe." Die Kraft mit der sie diese Worte aussprach faszinierte mich, doch erschreckten sie mich auch. Kein so junges Gesicht sollte so düstere Schatten tragen. Sie war in Dinge geraten aus denen es kein Entkommen mehr gab. Sie sah mich an. "Wirst du mir helfen?" In ihren Augen lag ein flehender Blick.

Ich biss mir auf die Lippen. "Ich ... ich kann nicht." flüsterte ich.

"Wieso nicht? Lass mich dich begleiten, lass mich deine Weggefährtin sein. Wir kämpfen Seite an Seite gegen das Böse, so wie es die alten Heldenmythen erzählen."

"Das Leben läuft aber nicht immer so wie es die Barden singen. Das Leben ist grausam und hart, ich kann dich da nicht mit hinein ziehen. Es ist gefährlich mit mir unterwegs zu sein, ich werde von ihnen gejagt. Ich will nicht dass dir etwas passiert."

Plötzlich sprang sie wütend auf. "Was soll dass heißen? Glaubst du ich weiß nicht was es heißt sich ihnen zu stellen? Mir ist meine ganze Familie genommen worden als ich noch ein Kind war. Ich habe mich fast zehn Jahre lang alleine durch die Welt geschlagen, ohne Geld oder fremde Hilfe und sie gejagt, und sogar ziemlich erfolgreich wenn ich das behaupten darf. Ich kann nicht glauben das der Drake du Kane aus den Erzählungen solche Worte sagt."

"Der Drake du Kane aus deinen Geschichten ist ein Mythos, ich bin ihm nie begegnet." sagte ich müde.

"Aber was..." stotterte sie ungläubig "...gibst du etwa auf? Sollen sie gewinnen, ist es dass was du willst. Verdammt was ist los mit dir?"

"Ich gebe niemals auf. Ich habe einen Schwur geleistet, denn ich nicht brechen werde." Zornig war ich nun ebenfalls aufgesprungen. "Aber ich will nicht die Verantwortung übernehmen was sie dir antun könnten." Fuhr ich deutlich ruhiger fort.

"Du meinst meinen Tod?" fragte sie mich gelassen. Ich nickte stumm.

"Glaubst du etwa ich würde alleine sicherer leben. Ich habe keine Furcht vor dem Tod, aber ich will meinem Leben einen Sinn geben. Ich will dich begleiten, wissen wie du denkst und fühlst. Und warum du zum Jäger wurdest. Du hast so viel Wissen, teile es mit mir." Ihre Stimme war nun voll flammender Leidenschaft und tiefer Überzeugung.

"Ich verfluche mein Wissen, es hat mir nur Kummer bereitet." entgegnete ich leise.

"Dann teile es mit mir, teile deinen Schmerz, vielleicht kann ich dir Trost spenden."

Sie setzte sich neben mich und umfasste meine Hand mit ihrer. "Erzähl du mir deine Geschichte. Ich will sie hören, ich will wissen wie du zu dem geworden bist vor dem alle Vampire zittern. Erzähl mir dein Leben. Lass mich dein Schüler sein und bilde mich aus. Ich kann so viel von dir lernen."

Ich sah ihr in die Augen und wusste dass sie Recht hatte. Ich war so lange alleine, so lange einsam, das ich völlig vergessen hatte wie man sich anderen Menschen gegenüber verhielt, und mein Körper wurde nach dieser langen Einsamkeit von Gefühlen überschüttet die ihm Fremd waren. Ich war verwirrt und wütend, doch es gab keinen Grund das an Myra auszulassen. Vor allem, da sie ja recht hatte - es wurde Zeit das ich einen Gefährten bekam, bevor ich endgültig den Verstand verlor. Doch konnte ich sie ausbilden? Würde ich sie mein Wissen lehren können, wie es einst Sen Lar bei mir getan hatte?

Ich seufzte ergeben. "Du hast Recht, es tut mir Leid. Wenn du es möchtest dann sollst du alles erfahren was ich dir sagen kann." Dann begann ich zu erzählen.

5.

Ich erzählte ihr alles. Ich wusste nicht warum ich so offen zu ihr war und ihr Dinge erzählte, die ich sonst noch niemandem erzählt hatte. Doch ich wusste dass ich richtig handelte. Ich erzählte ihr von meinem Leben vor der Verwandlung, dem Leben eines naiven jungen Lebemannes der sich keine Gedanken um seine Zukunft machte. Ich erzählte ihr von meiner ersten Begegnung mit Asteroth und wie diese Nacht mein ganzes Leben verändern sollte. Ich erzählte ihr von Sen Lar, den C'ael Rohen und meiner Ausbildung. Noch einmal kehrte ich in meiner Erzählung zu jenen schrecklichen Ereignissen auf dem Drake-Stone-Mountain zurück und berichtete von Sen Lars Tod, meinem Schwur und der Geburt von Drake du Kane. Ich schilderte ihr die ersten Jahre des Jagens die hauptsächlich eine Zeit des Lernens waren, dann die Begegnung mit dem Orakel und die erneute Konfrontation mit O Kiel und Sagul als zum ersten mal meine vampirische Seite vollkommen von mir Besitz ergriffen hatte. Ich erzählte ihr von meiner Niederlage gegen Sagul und von Sorlag der mich gerettet und wieder belebt hatte, nur um mich danach als Sklave zu halten und zu foltern. Ich berichtete von den düsteren Seiten wo ich Attentäter und Dieb war. Ich erzählte ihr von den Schwarzen Zwillingen und während ich darüber berichtete sah sie die beiden Schwerter abwechselnd mit Furcht, Neugier und Ekel an. Ich sagte ihr dass ich Sorlag getötet hatte, aber ich ersparte ihr die Einzelheiten. Über die Spaltung der Vampirgilde und den ausgebrochenen Krieg musste ich nicht viel Wörter verlieren da sie überraschend gut Bescheid wusste, und das obwohl sie damals noch gar nicht geboren war. Schließlich schilderte ich ihr die weitere Zeit meiner ewigen Jagd und die Einsamkeit die mich während dieser Zeit ständig umfing. Kalt und Finster war meine Vergangenheit und ich glaubte dass sie während meiner Erzählung leise geweint hatte. Mir selbst schienen diese Ereignisse seltsam Fremd zu sein, wie aus einem anderen Leben, wie die vagen Erinnerungen an einen schlechten Traum kurz nach dem erwachen, wenn die Erinnerungen schon langsam zu verblassen begannen. Während der ganzen Zeit, in der ich ihr von meinem alles anderen als fröhlichem Leben erzählte, hielt sie meine Hand fest umklammert und sah mich abwechselnd traurig, mitfühlenden, teils aber auch erschrocken, ängstlich und sogar abgestoßen an, je nachdem was ich ihr erzählte. Ich konnte es ihr nicht verübeln. Ich hatte eine menge Dinge getan auf die ich nicht stolz war, ja teilweise fürchtete ich mich vor mir selbst. Wer wusste wozu ich alles fähig war wenn mein dunkler Bruder, meine finstere Seite, erwachen würde. Schließlich kam ich zum Ende meiner Geschichte und stellte fest dass Myra betroffen zu Boden blickte.

"So, nun weißt du alles was ich dir sagen konnte." Sie nickte stumm. Ich sah sie an. "Was ist mit dir? Vielleicht hätte ich es dir lieber nicht erzählen sollen ..."

"Nein", sagte sie entschlossen, "ich wollte es hören. Es ist nur...", sie sah mich mit feuchten Augen an, "soviel Leid und soviel Schmerz. Es macht mich krank mir vorzustellen dass dies ein einziges Lebewesen ertragen musste. Wie hast du das nur ausgehalten?"

"Ich habe die Hoffnung nie verloren."

"Die Hoffnung auf was?"

"Die Hoffnung dass es Erlösung gibt, selbst für jene die das Erbe der Verdammten in sich trugen."

Sie sah mich lange Zeit an, dann nickte sie. "Du, du hast eben nie aufgegeben." sagte sie mehr zu sich selbst als zu mir. "Was wirst du nun tun?"

Ich schüttelte ratlos den Kopf. "Ich weiß es nicht." antwortete ich wahrheitsgemäß. "Bis vor zwei Stunden hatte ich es noch gewusst, aber jetzt weiß ich gar nichts mehr." Hilflos schüttelte ich den Kopf, ich war völlig durcheinander. Ich spürte wie ihre sanften Hände meinen Kopf festhielten und zu ihr drehten. Unsere Blicke begegneten uns. Ich sah in ihre wunderschönen tiefgründigen grünen Augen, sie erwiderte den Blick ebenso lange. Dichter schrieben von diesen magischen Momenten. In denen man das Gefühl hatte sich in den Blicken des anderen zu verlieren. Nun endlich konnte ich verstehen was damit gemeint war, und nach einer endlos erscheinenden Zeit der Finsternis glaubte ich an Licht am Ende des Horizonts zu sehen. Nachdem ich ein halbes Jahrhundert nur Schmerz und Entbehrungen gefühlt hatte überschwemmte mich nun eine Welle von Glücksgefühlen, mit fehlen die Worte um es zu beschreiben. Doch sah ich in Myras Gesicht ähnliche Gefühle. Sie war ungleich jünger als ich, doch auch sie hatte bisher viel Leid ertragen müssen und scheinbar waren diese Gefühle auch für sie neu, keinem von uns hatte die Pflicht bisher solche Empfindungen gestattet.

Langsam näherte ich mich ihr. Sie zuckte nicht zurück sondern schloss die Augen als ich sie lange und leidenschaftlich küsste...

"Drake?"

"Ja?"

"Woran denkst du?" Myra streichelte sanft über meine haarlose bleiche Brust. Ich drehte mich zu ihr. Im dunklen flackernden Schein des Kerzenlichts konnte ich sie fast nicht erkennen. Die letzten Stunden waren für mich wie eine Wiedergeburt. Als wäre ich als völlig neuer Mensch wiedergeboren worden der nur Glück und Zufriedenheit kannte, mein Vergangenheit schien nicht länger von Bedeutung.

Es war nicht das erste mal das ich mit einer Frau geschlafen hatte, alleine in den Jahren vor meiner Verwandlung hatte ich den größten Teil meines gestohlenem oder erbettelten Geldes in billige Hafenhuren investiert. Aber diesmal war es anders. Noch nie hatte ich jemanden geliebt, oder wurde von jemand geliebt. Es war mehr als nur die körperliche Vereinigung zwischen Mann und Frau, es war eine ganze andere Erfahrung. Als wir uns leidenschaftlich geliebt hatten spürte ich eine tiefe Zusammengehörigkeit, ein starkes Band zwischen uns das immer stärker wurde. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube dass sie es auch gespürt hatte. Diese Nacht war etwas ganz besonderes denn nun endlich würde ich nicht mehr allein sein. Ich wusste dass dies die Frau für mich war, nur sie und keine andere. Ich glaubte nie an solch romantische Versprechungen. Das Leben hatte mich hart gemacht und ich schüttelte diese Vorstellung schon früh als naive Träumerei ab. Doch nun schien es so als steckte doch mehr dahinter als ich gedacht hätte. Man sollte sich seine Träume und Illusionen eben doch bewahren, manchmal so schien es gingen sie in Erfüllung.

Ich hatte mich erneut verändert, in dieser Nacht kehrte ich zu meinen Wurzeln zurück. Myra hat geschafft was seit mehreren Jahrzehnten niemand vermochte. Sie hatte mich zum Lachen gebracht. Endlich konnte ich wieder lachen, endlich fühlte ich mich wieder wie ein Mensch, und endlich wusste ich dass ich noch ein Herz besaß und noch nicht völlig erkaltet war. Sicherlich, meine dunkle Seite schlummerte noch immer in mir und mein Erlebtes konnte ich nicht leugnen, so gerne ich das auch getan hätte. Doch zumindest konnte ich es für eine kurze Zeit vergessen. So lange ich Myra an meiner Seite spürte hatte ich das Gefühl allem trotzen zu können. Diese Gedanken waren gefährlich, das wusste ich, doch erst jetzt merkte ich wie dringend mein Geist sie nötig hatte um nicht endgültig im Wahnsinn zu versinken oder zu einer eiskalten hirnlosen Killermaschine zu mutieren. Myra war fast so etwas wie mein Rettungsanker in der stürmischen See der Einsamkeit.

Was mich jedoch beunruhigte waren die Worte des Orakels die mir plötzlich wieder in den Sinn kamen. Ich wollte sie verdrängen aber sie wollten nicht verschwinden. Myra musste die junge Frau aus der Prophezeiung seien, aber was sollte die zweite Zeile der Vorsehung bedeuten: Achte darauf dass sie nicht dein Feind wird? Konnte sie dass denn? Unmöglich, dass konnte ich nicht glauben. Womöglich irrte das Orakel, möglich wäre es. Aber war es dass wirklich? Eine warnende Stimme wollte dies nicht glauben, doch im Moment wollte ich nicht darüber grübeln. Der Moment war zu schön um ihn durch düstere Gedanken zu verderben.

"Ich dachte nur darüber nach wie sehr ich dich liebe." Antwortete ich schließlich

"Kann ein Vampir tatsächlich lieben?"

"Ich bin kein Vampir, zu dir spricht ein Mensch, meine dunkle Seite schläft."

"Und wird sie erwachen?" fragte sie und sah mich unsicher an.

"Nicht solange du bei mir ist. Sie ist nicht stark genug gegen das zu gewinnen was ich für dich empfinde."

Sie lächelte. "Und ich für." flüsterte sie mir zu und rollte sich auf mich. Ich spürte ihren herrlich weichen und warmen Körper auf meinem und sofort waren alle Zweifel und Ängste aus meinem Kopf verschwunden. Es war als würden wir uns schon seit Jahren kennen und hätten uns nicht erst vor wenigen Stunden kennen gelernt. Es war fast grotesk, vor einigen Stunden wollte sie mich noch mit einem Dolch erstechen und nun liebten wir uns im Kerzenschein. Aber das Leben nahm eben manchmal einen seltsamen Verlauf.

"Ich will nicht das du mich verlässt." sagte sie später zu mir als wir wieder einfach nur nebeneinander lagen. Sie klang traurig.

"Wie kommst du darauf dass ich dich verlassen würde?"

"Du wirst weiter ziehen, wieder auf die Jagd gehen. Wahrscheinlich schon Morgen. Dann werde ich wieder ganz alleine sein" Sie klang betrübt.

"Ich würde dich nie verlassen." Ich sah sie ernst an. "Ich will dass du mich begleitest!"

Ihre Augen schienen vor Freude zu sprühen. "Aber ich dachte du könntest mich nicht mitnehmen."

"Nein, du hattest Recht, ich war ein Narr. Ich brauche Hilfe, sonst werde ich noch wahnsinnig. Ich war zulange alleine, es wird Zeit das ich wieder jemanden habe der mich versteht und mir zur Seite steht. Und ich kann mir niemand besseren vorstellen als dich." Ich lächelte sie an. "Fortan soll es endlich wieder einen neuen C'ael Rohen geben und aus dem einsamen Jäger soll ein Duo werden."

Verträumt sah ich zur Decke. Sie würde lernen, und sie würde ein C'ael Rohen werden. Nun sollte ich der Mentor sein und Sen Lars Vision eines Neuanfangs des Clans war einen Schritt näher gerückt.

Des Zeitenflusses steter Weg barg viele Überraschungen für jene die den Mut hatten ihm lange genug zu folgen.

Welch zartes zerbrechliches Geschöpf doch nun an der Seite des zeitlosen Jägers stand, so jung und doch so außergewöhnlich. Würde sie der Kälte standhalten die sie an seiner Seite erwartete? Würde sie am Ende ebenso Gnadenlos werden wie der Jäger, oder vermochte sie es gar die Kälte von ihm zu nehmen und ihn zurück ins Licht zu führen?

Wieder war er seinem Ziel einen Schritt näher gekommen, aber immer noch lag ein weiter steiniger Weg vor ihm. Neue Abenteuer warteten auf die zwei neuen Jäger - und ebenso neue Schrecknisse.

Nun erst würde sich zeigen ob die menschliche Liebe tatsächlich stark genug war um in der Welt es Jägers zu überdauern.

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