Ein Treffen alter Freunde
1.
Ungeduldig trommelten Tarim o Kiels Finger auf die Eichenholzplatte der großen Tafel. Im Raum herrschte reges Gemurmel und obwohl es fast stockfinster war konnte man deutlich die Schemen von mindestens 3 Dutzend Personen erkennen, die sich angeregt unterhielten. Ihnen allen war gemein dass sie (wie auch o Kiel) in eine schwarze Tuniken gehüllt waren, auf die rote Zeichen gestickt waren. Seltsame Wellen und Verschnörkelungen denen keinerlei Sinn entnommen werden konnte. Der Raum besaß keine Fenster, lediglich einige schwarze Kerzen spendeten ein wenig düsteres Zwielicht. Auf jedem Platz stand außerdem ein silberner Pokal indem sich eine rote Flüssigkeit befand. Die Anwesenden führten allesamt Waffen mit sich. Von Degen bis zur Streitaxt war alles vertreten und ebenso wie die Waffen unterschieden sich auch ihre Besitzer: Feine Herren und Damen die aussahen als wären sie reiche Grafen, verhüllte Diebe, raue Söldner, Muskelbepackte Hünen sowie mystische Gelehrte (oder Magier?) in beiden Geschlechtern, nichts fehlte. Tarim o Kiel saß am Kopfende der Tafel. Ungeduld machte sich langsam unter der Gesellschaft breit. Dann ging die Tür auf und eine kleine bucklige Gestalt huschte hinein, direkt auf o Kiel zu.
"Na endlich, wo hast du gesteckt? Du weißt dass man den Rat nicht warten lässt." tadelte er den zu spät gekommenen, in dem man im Schein der Fackeln eindeutig Sagul erkennen konnte.
"Verzeiht, ich wurde aufgehalten, aber ich habe wichtige Informationen." antwortete Sagul. Tarim machte eine ausholende Geste.
"Nun? Sprich, wir warten. Oder willst du dem Rat deine Informationen vorenthalten?"
"Nein, gewiss nicht." beteuerte Sagul schnell. Er wusste dass es tödlich wäre den Rat zu verärgern. Er räusperte sich und wandte sich dann den anderen zu: "Verehrte Ratsmitglieder unserer über alles erhabenen Gilde, ich bringe euch Kunde von dem Verräter Asteroth." Aufgebrachte Rufe wurden laut, Verwünschungen ausgesprochen, Flüche verhängt. Ein jeder wollte etwas anderes über den elenden Verräter zu berichten haben der der Gilde den Rücken gekehrt hatte. Doch Tarim o Kiel setzte dem ganzen mit einem wütenden Faustschlag auf die Tafel ein Ende.
"Ruhe verflucht. Noch bin ich der Ratsvorstand und solange ich der Führer der Gilde bin herrscht hier Ruhe und Ordnung. Und nun sprich endlich bevor ich die Geduld verliere!" Die letzten Worte galten Sagul der unter ihnen deutlich zusammenzuckte. Seit Tarim o Kiel oberster Herrscher über die Gilde wurde war er noch unbarmherziger als vorher. Und wenn er den Namen Asteroth hörte sollte man lieber in Deckung gehen, denn seit der Niederlage auf dem Drake-Stone-Mountain war sein Hass auf ihn grenzenlos. Sagul begann zu erzählen: "Der Verräter wurde in der Nähe der alten Kultstätte von Malastere gesehen. Es handelte sich dabei um einen alten Tempel der tief im Dschungel des südlichen Regenwaldes steht, vermutlich handelte es sich um ein altes Heiligtum einheimischer Echsenmenschen die aber mittlerweile ausgestorben sind."
"Und was wollte er dort?" fragte der Erzvampir interessiert. Sagul zögerte einen Moment, doch der finstere Blick seines Meisters löste schließlich seine Zunge:"Er...er hat ihn gefunden."
"WAS???" Tarim o Kiel sprang auf, sein Stuhl fiel polternd nach hinten und er war kurz davor Sagul anzuspringen und ihn zu massakrieren. Fast hätte er vergessen welche Position er belegte und das man als Vorstand stets einen kühlen Kopf bewahren musste.
'Keine Schwäche vor den anderen zeigen sonst sitzt Morgen ein anderer auf meinem Stuhl' rief er sich ins Gedächtnis. Tarim hatte gelernt sein Temperament zu zügeln und so setzte er sich ganz ruhig und gelassen zurück auf seinen Stuhl, nahm seinen Pokal in die Hand und drehte ihn bedächtig im Kreis während überlegte.
"Bist du sicher?"
"Ja, auf meine Quellen ist verlass."
"Verdammt, ich wusste dass er uns all die Jahre etwas vorgemacht hatte. Mag sein das er unserer Religion abgeschworen hat, aber das der Stein existierte war eine Tatsache die selbst er nicht leugnen konnte. Also hat er uns sie ganze Zeit vorgegaukelt der Blutstein wäre nur ein Ammenmärchen und hat stillschweigend selbst danach gesucht."
"Wie ihr es vermutet hattet Meister." warf Sagul ein.
"Ja, aber ich hätte nicht gedacht dass er ihn tatsächlich findet. Warum ausgerechnet in einem Echsentempel? Ich war mir so sicher ihn in Ankohead zu finden. Was haben die Schuppenhäuter denn mit unserem Stein zu schaffen."
"Nun", Sagul hob zu einer Erklärung an, "einige meiner Spione haben ein Gespräch zwischen Asteroth und einem seiner Gefolgsmänner mitgehört. Der Verräter ist der Ansicht das der Tempel nicht der Ursprungspunkt des Steines war. Er glaubt vielmehr dass ihn die Echsen vor langer Zeit einmal gestohlen und dann in ihren Tempel geschafft hatten."
"Woher will er das wissen?"
"Tut mir Leid mein Gebieter, aber das hat er nicht gesagt."
"Was verheimlichst du uns?" sprach o Kiel mehr zu sich selbst als den anderen und betrachtete seinen Pokal.
"Nun gut. Weiß er wie man ihn benutzt?" hakte der Erzvampir nach.
"Er weiß genau so wenig wie wir. Aber er sucht wie ein Besessener nach der Antwort."
"Wir müssen uns diesen Stein unbedingt holen. Aber noch nicht jetzt. Asteroth plant etwas, das ist eindeutig. Ich will ihn noch eine Zeitlang beobachten. Vielleicht nimmt er uns die Arbeit ab herauszufinden wie man den Blutstein benutzt. Nun wie entscheidet der Rat?" O Kiel wandte sich an die Ratsmitglieder die von der Gilde ernannt wurden und die aus allen Teilen des Kontinents angereist kamen um an der Versammlung teilzunehmen. Tarim o Kiels Antrag wurde angenommen. Man sollte mit einem Angriff noch warten und Asteroth erst einmal beobachten. Die Kunst lag darin den richtigen Moment für einen Angriff zu kennen. Das wussten die Ratsmitglieder so gut wie er selbst. Dieser konnte sich nach 15 Jahren des Wartens nun auch noch etwas gedulden.
Außerdem gab es noch ein zweites Problem zu besprechen. O Kiel richtete das Wort an Sardgasson, einem Edlen aus einem der nördlichen Königreiche. Dieser erhob sich um vor dem Rat vorzutragen was er in Erfahrung bringen konnte: "Der Jäger wurde gesichtet, er kommt direkt auf uns zu. Vor drei Monden wurde er in meinem Königreich gesichtet und er arbeitet sich jetzt Stück für Stück nach Süden vor." Wieder gab es verärgerte Diskussionen und Verfluchungen. Tarim o Kiel blieb diesmal überraschend ruhig. "Soso, dieser Drake du Kane ist also wieder da. Verluste?"
"3 von uns hat er aufgespürt und vernichtet, allesamt entbehrlich."
"Trotzdem muss ihm endlich Einhalt geboten werden. Wir haben schon genug Probleme mit Asteroth, da fehlt uns dieser Möchtegern C'ael Rohen gerade noch. Wer verbirgt sich nur hinter diesem Namen. Es kann nur dieser verfluchte Schüler von Sen Lar sein. All unsere Versuche ihn zu stoppen sind bisher gescheitert. Jedes Mal verschwindet er einfach ohne Spuren zu hinterlassen nur um dann Monate oder gar Jahre später wieder aufzutauchen. Dieser Mann kennt keinen Stillstand, er ist wie eine Maschine. Es ist lange her das wir einen Jäger hatten der so zäh war."
"Was sollen wir tun?" kam die Frage aus den Reihen des Rates. Tarim o Kiel überlegte.
"Ihr verfolgt weiter Asteroths Pläne. Ich will wissen was er im Schilde führt. Und was diesen Drake du Kane betrifft. Darum werde ich mich selbst kümmern. Wenn er hier ankommt werde ich ihn erwarten. Sollte es wirklich Sen Lars Schüler von damals sein kann er mir vielleicht sogar nützlich sein." Tarim o Kiel grinste. Damit war die Versammlung beendet, der Rat löste sich auf und niemand Ausstehendes sollte jemals erfahren was sich in jener Nacht hier abgespielt hatte, so dafür würde man sorgen - wie immer.
2.
Nun mein Freund, es war soweit. Ich kam aus meinem Versteck heraus. Und wieder hatte sich einer durch sein Verhalten verraten. Es war fast schon zu einfach. Auf den Straßen herrschte reges Treiben, die ganze Stadt war zu so später Stunde noch auf den Beinen. Der Frühling stand vor der Tür und die Stadt feierte ihr alljährliches Frühlingsfest. Und wie ich mir dachte war dass wieder ein idealer Platz für eine ganz eigene Art von Festgästen. Und in dem jungen Kerl dort hinten in der schwarzen Kutte wurde ich auch fündig. Der nun folgende Vorgang war für mich lediglich Routine. Ich packte einen der Eichenpflöcke. Von einem Schmied ließ ich mir die Spitzen der Pflöcke in Silber gießen, nur die Spitzen, ich wollte mit dem verfluchten Metall auf keinen Fall in Berührung kommen. Der Schmied sah mich zwar etwas schief an als ich meinen Wunsch äußerte aber für genug Gold stellt keiner Fragen. Ich huschte durch die Straßen, die Hand mit dem Pflock unter meinem Umhang verborgen. Drängelnd bahnte ich mir meinen Weg durch die Menschentraube. Fast hätte ich ihn entwischen lassen. Der Bursche hatte es auf einmal ziemlich eilig. Verdammt, er musste mich entdeckt haben. Offenbar waren ihm meine Blicke nicht entgangen. Leider sprach es sich schnell herum das es wieder einen Jäger gab, der auf den Pfaden der C'ael Rohen wandelte. Ich kann wohl behaupten dass ich in Ihrem Kreis zu einer Berühmtheit geworden bin, nicht nur weil ich der letzte sondern auch einer der erfolgreichsten Jäger war. Das verdankte ich größtenteils meinem vampirischen Erbe auch wenn ich mir das nach wie vor ungern eingestehe. Aber es ist wie es ist, und da ich es nicht ändern kann nutze ich es eben für mich so gut ich kann. Mein Opfer war ziemlich gut zu Fuß und in der Dunkelheit und mit dem schwarzen Mantel nur schwer zu erkennen. Meine guten Augen leisteten mir hier gute Dienste. Er flüchtete in eine abgelegene Scheune.
Umso besser, dann hatte ich schon keine Zeugen. Leise schlich ich mich zur Scheunentür. Sie stand offen. Ich trat ein. Wage erkannte ich die Umrisse der Scheune, versuchte erst einmal mich zu orientieren. Wo versteckte sich der Kerl? Langsam schritt ich durch die Scheune, den Pflock mittlerweile aus dem Umhang gezogen, jederzeit bereit zu handeln. Es war absolut still, nur das Grölen der Menge in der Ferne drang leise an mein Ohr. Plötzlich neben mir eine Bewegung, ein Rumpeln und ich sah einen großen gelben Heuballen auf mich zurasen. Mit einem gekonnten Sprung nach links wich ich diesem aus und konnte oben auf dem Heuboden gerade noch eine Gestalt davonhuschen sehen.
"GIB AUF KREATUR, ICH KRIEGE DICH SOWIESO!" brüllte ich hinauf. Keine Reaktion. Du willst spielen? Na schön, lass und spielen. Ein teuflisches Grinsen erschien auf meinem Gesicht. Diese waren mir die liebsten, sie gestalteten die Jagd ein wenig abwechslungsreicher und ohne Herausforderungen ging einem der Biss verloren. Trotzdem hatte ich nicht vor diese Farce noch lange weiterzuspielen. Es war hier drinnen eindeutig zu dunkel. Ich griff nach einem Büschel Heu und wickelte es um meinen Holzpflock. Ein guter Abenteurer war immer für alles vorbereitet und natürlich fehlte ein Feuerstein nicht in meiner Sammlung. Der Funke sprang über, das Heu brannte. Ich nahm meine provisorische Fackel und warf sie hinauf in den Heuboden. Das trockene Stroh brannte wie Zunder und nur ein paar Sekunden später brannte die ganze Scheune lichterloh. So war das ganze schon besser. Früher oder später musste er herauskommen, wollte er nicht verbrennen und Vampire hassten das Feuer. Ich zog einen neuen Pflock aus meinem Gürtel und legte mich auf die Lauer. Neben mir fiel ein brennender Balken um, ein Teil der Scheune brach ein, Funken stoben. Langsam wurde es ungemütlich, ich hoffte der verfluchte Mistkerl ließ sich nicht zu lange Zeit. Dann endlich gab er sein Spiel auf und griff an. Der Hurensohn wollte von hinten kommen, doch ich war schneller. Blitzschnell drehte ich mich ihm zu, den Pflock erhoben. Mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht, vor mir stand ein Vampir. Nur ein gewöhnlicher, das sah ich sofort, aber die Chance auf einen hohen zu stoßen war auch äußerst gering. Ich war jetzt seit 15 Jahren Jäger, eine verdammt lange Zeit, und dennoch war mir erst zweimal ein hoher Vampir begegnet. Und beide waren entkommen, ich hatte sie unterschätzt.
Nun dieser Vertreter war ein eher kümmerliches Exemplar, ausgemergelt und schon alt. Vermutlich ein Bettler der aus Versehen ein Vampir wurde. Ab und an kam es vor das beim Saugvorgang das Sekret unfreiwillig ausströmte und dann wurden Opfer die eigentlich als minderwertig eingestuft wurden aus versehen zu Vampiren. Meistens wurden sie ausgestoßen oder für Drecksarbeiten versklavt. Vor mir stand so ein trauriges Exemplar.
"Du gehörst mir Jäger." zischte die Kreatur mich an. "Mal sehen wie dein Blut schmeckt."
"Komm doch her und hol es dir du Ratte." Ich konnte ihn einfacher reizen als ich dachte. Sofort stürmte er wie ein Berserker auf mich los. Um uns herum zuckten die Flammen, Holz barst und die Scheune war kurz davor einzustürzen. Und das viele Feuer war es wohl auch was den Vampir so rasend machte das er blind auf mich zu stürmte, mit seinen gelben Augen meinen Hals fixierend. Eine schnelle Drehung, den Fuß in sein Scheinbein gerammt und er stolperte nach vorne, genau in den Pflock den ich ausgestreckt vor ihn hielt. Ein kräftiger Schlag auf den Rücken des Vampirs und der Pflock drang bis zum Anschlag in die Brust meines Opfers ein. Mit einem lauten Aufkreischen zerfiel der Vampir in meinen Armen zu einem Haufen Asche...
Und die Scheune wohl auch bald. Zeit für einen schnellen Abgang!
Ich spurtete aus der Scheune, sprang über einen quer liegenden brennenden Balken, rollte mich unter dem eingestürzten Tor durch. Nur knapp hinter mir fiel die Scheune endgültig in sich zusammen, es blieb nur ein großer brennender Holzhaufen. Ich sah bereits die ersten Schaulustigen vom Fest kommen. Bis die hier waren sollte ich lieber verschwunden sein.
"Wem auch immer die Scheune von euch gehört hat, tut mir echt leid, aber der Zweck heiligt nun mal die Mittel." flüsterte ich zu mir selbst und grinste. Nun aber nichts wie weg von hier. Kurz darauf war die ganze Straße vor der Scheune mit einer Menschenmasse gesäumt die gebannt auf das Feuer starrten. Von dem einsamen Jäger keine Spur.
Langsam schob sich die Sonnenscheibe über die Hügel im Osten. Ich saß auf einem Dachgiebel eines etwas von der Stadt abgelegenen Hauses und betrachtete die Sonne missmutig. Alle erfreuten sich an ihrer Pracht, nur mir wurde dieser Freude verwehrt. Sie war mein natürlicher Feind, ihre sonst wärmenden Strahlen waren wie Nadelstiche auf meiner Haut. Andererseits war ich wohl so ziemlich der einzige Vampir der sich einen Sonnenaufgang ansehen konnte ohne dabei zu Asche zu zerfallen. Meine rechte Hand schmerzte, ich hatte sie mir bei dem Kampf an einem brennenden Stück Holz verbrannt. Während ich sie verband dachte ich nach. Wieder ein Vampir weniger auf diesem Planeten, doch es gab so viele von ihnen, und jeden Tag kamen neue dazu. Auf jeden Vampir den ich vernichte kamen zwei neue. Meine Queste schien aussichtslos. Ein ganzer Clan bestehend aus über 100 Mitgliedern konnte sie nicht stoppen, was wollte ich da ausrichten? Aber mein Ziel war es nicht alle Vampire zu vernichten, ich wusste dass dies nicht möglich war. Ich wollte nur einen. Und ich würde ihn kriegen. Früher oder später wird die Zeit der Rache kommen. Ich war nun seit fünfzehn Jahren Vampirjäger. Trotzdem konnte ich mich noch ganz genau an meinen Meister erinnern. Nie hatte ich ihn vergessen. Und nie vergaß ich die letzte Schlacht auf dem Berg. Seitdem war viel passiert. Ich wurde ein verdammt guter Jäger, sammelte viel Erfahrung und erlebte auch so viele Abenteuer: Ich hatte die seltsamsten Kreaturen bekämpft und geheimnisvollsten Orte erforscht. Und natürlich die Jagd in Großstädten, dem natürlichen Lebensraum der Blutsauger. Ich hatte mittlerweile viel von der Welt gesehen doch noch viel mehr war mir fremd.
Doch ich hatte vor den ganzen Kontinent zu bereisen. Ich bahnte mir meinen Weg langsam vor nach Süden. Ich wusste nicht wieso, aber irgendetwas führte mich in diese Richtung. Ich glaube es wäre richtig nach Süden zu gehen, vielleicht war mir diese Richtung ja wieder vom Schicksal vorgeschrieben. Ich musste lachen. Ich dachte wieder an das Orakel. Es war nun schon 12 Jahre vergangen seit unserer Vereinigung. Eine lange Zeit, und noch nichts von dem was es mir prophezeit hatte, ging in Erfüllung. Bald hatte es gesagt, doch vergaß ich dass das Orakel in anderen Dimensionen denkt. Das Orakel ist vermutlich schon Tausende von Jahren alt. Für es sind 12 Jahre nur ein Augenblick. Nun, ich würde wohl noch bald genug erfahren was es mit den Traumbildern auf sich hatte. Zuerst sollte ich meine weitere Route planen. Soviel ich in Erfahrung bringen konnte war dies wohl der einzige Vampir. Es gab weit draußen in der Steppe noch einen alten schwarzen Turm. Man munkelte dass dort ein böser Schwarzmagier hausen sollte der Dämonen und Untote beschwören würde und andere götterlästerliche Sachen zelebrierte. Ich hatte diesen Turm tatsächlich schon gesehen, das in diesem alten Gemäuer aber noch jemand wohnte bezweifle ich. Aber vielleicht sollte ich ihm mal einen Besuch abstatten. Ich hatte bisher noch nie Kontakt mit einem Magier, und ich war neugierig. Und sollte es sich tatsächlich um einen Schwarzmagier handeln konnte ich ihm ja immer noch das Handwerk legen. Doch zuerst wollte ich einer anderen Spur nachgehen. In der Stadt kursieren Gerüchte über eine Reisegruppe die aus dem Süden direkt hierher kam und die aus sehr merkwürdigen Männern und Frauen bestand, alle ganz in schwarz vermummt und mit mächtigen Schwertern und Beilen bewaffnet. Morgen sollten sie ankommen. Ich schnappte dies auf dem Marktplatz auf. Aufmerksame Ohren kamen dort an die besten Informationen, und was die Leute über diese dubiose Reisegruppe zu berichten hatten klang ziemlich verdächtig. Hatte man mich aufgespürt? Ich sollte die nächste Zeit wohl etwas vorsichtig sein. Falls die Fremden tatsächlich wegen mir kamen, würde ich darauf vorbereitet sein.
3.
Ein tiefes mystisches rot pochendes Licht erfüllte den Raum. Der Stein lag auf einem Samtkissen und strahlte heller als die Sonne. Um ihn herum standen alchimistische Geräte. Kolben, Tiegel, Brenner und Messgeräte säumten den Tisch. Ein gelbes Augenpaar war auf den Stein gerichtet, musterte ihn angestrengt und nachdenklich. Asteroth war erschöpft. Seit Stunden stand er nun in seinem Studierzimmer und versuchte das Geheimnis dieses Steines zu lösen doch alle Mühen waren bisher vergeblich. Er war bereits Dutzende Bücher durchgegangen, hatte die verschiedensten Experimente durchgeführt. Er war zu dem Schluss gekommen das der Stein absolut unzerstörbar war, weder Feuer, Säuren, Stahl oder Magie konnten ihm auch nur einen Kratzer zufügen. Er war von einer Magie durchwoben die ihm völlig unbekannt war (und er hatte früher als er noch in der Gilde war zwei Jahrzehnte lang Magie studiert) und die wohl auch das Glühen des Stein verursachte. Er war sich mittlerweile völlig sicher dass dies der Blutstein aus dem Necronomicon sein musste, und dennoch fand er etwas anderes als er erwartet hatte. Der Stein war völlig nutzlos. Laut der Prophezeiung sollte er einem große magische Macht verleihen. Die Passage in der stand dass er einem eine halbgöttliche Macht verlieh war falsch, das wusste Asteroth. Aber er wusste auch, dass der Stein trotzdem große Macht verleihen konnte. Man musste nur verstehen ihn richtig zu benutzen. Und er wusste das er sich beeilen musste herauszufinden wie, denn Tarim und seine Schergen waren ihm bereits auf der Schliche. Asteroth hatte gehofft mit seiner kleinen Showeinlage, damals auf dem Drake-Stone-Mountain mehr Zeit zu gewinnen das wahre Geheimnis dieses Stein zu lösen. Zu Anfang hatte es auch funktioniert. Sein Ausscheiden bei der Gilde hatte zunächst alles durcheinander geworfen und es dauerte Jahre die zersplitterte Gilde wieder zusammen zu fügen. O Kiel gelang es letztendlich die Gilde wieder zu einen und zu versöhnen, weshalb er seinen Posten als Oberhaupt nun immer noch und auf unbestimmte Zeit ausüben konnte. Ärgerlich, aber es war vorherzusehen. Tarim war der einzige noch lebende Erzvampir der in der Lage war zu führen und zu kämpfen. Bis auf ihn natürlich. Aber Asteroth hatte andere Pläne, er brauchte die Gilde nicht. Er würde sich ihnen noch früh genug offenbaren.
Zunächst interessierte ihn viel mehr was aus dem jungen Schüler von Sen Lar geworden war. Er war ihm ein Dorn im Auge. Nachdem er endlich, nach so vielen Jahren seinen Meister und letzten Vampirjäger erledigt hatte tauchte nun dieser Grünschnabel auf und machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Asteroth dachte wohl etwas zu kühn als er dachte er könne diesen Norin Read als seinen Schüler ausbilden. Es steckte noch zuviel menschliches, zuviel von seinem Meister in ihm. Entweder würde er einen Weg finden wie er diesen Teil brechen konnte oder er würde ihn eben vernichten wie einst seinen Meister. Mochten seine Kräfte in den vergangen Jahren auch gewachsen sein, gegen ihn hätte er nicht den Hauch einer Chance, und das wusste dieser Bengel auch. Deshalb hielt er sich von ihm fern. Lebte unter neuem Namen, zog wie ein Vagabund durchs Land und hinterließ eine blutige Spur der Vernichtung unter den Reihen derer Vampire mit denen er sich messen konnte. Asteroths sollte es Recht sein, es waren alles Mitglieder der Gilde die dieser Drake du Kane wie er sich jetzt nannte abschlachtete. Unbewusst half er ihm damit sogar. Umso weniger Anhänger die Gilde hatte, um so leichter würde es sein die Gilde zu stürzen und neuer Herrscher eines neuen Zeitalters für die Vampire zu werden. Er würde abwarten und den Jäger gewähren lassen. Sollte sich Tarim o Kiel mit ihm rumärgern. Es würde zum Kampf zwischen den beiden kommen und egal wer von den beiden ihn gewinnen würde, Asteroth würde davon profitieren. Jetzt galt es erst einmal die eigene Macht zu verstärken. Er hatte schon Dutzende von Deserteuren, die der Gilde und ihren veralteten Gesetzen und Weltanschauungen abgeschworen haben, und die sich nun in den Dienst von Asteroth dem Bringer einer neuen Ordnung gestellt haben. Und auch seine eigene Macht würde wachsen, wenn er endlich herausgefunden hat wie er den Stein zu nutzen hatte. Bald, bald würde er sich offenbaren, und seine Rache würde furchtbar sein.
Bedächtig drehte Tarim o Kiel das verbrannte Stück Holz in den Händen. "Er ist hier. Das ist seine Handschrift, da bin ich mir sicher." Tarim erhob sich und ließ den Blick über das Schweifen was einmal eine Scheune gewesen war. Jetzt mitten in der Nacht sah die Verwüstung gar nicht mehr so schlimm aus. Die Trümmer wurden mittlerweile größtenteils weggeschafft und nur hier und da fand sich noch ein kleines Stückchen verkohltes Holz. Der Brand lag mittlerweile 5 Tage zurück und die Schaulustigen hatten sich mittlerweile alle satt gesehen. So konnte Tarim o Kiel hier ohne Probleme herumspazieren ohne entdeckt zu werden.
"Wieso seit ihr euch da so sicher, mein Gebieter?" fragte Xaraxon, einer der 3 Vampire die er neben seiner rechten Hand Sagul, der unbeweglich in einer düsteren Ecke stand, auf die Jagd mitgenommen hatte. Tarim sah ihn einen Moment verärgert an. Es galt als große Beleidigung in der Gilde den Führer einfach anzusprechen wenn man nicht gefragt wurde. Zumindest für den einfachen Vampir der keine oder kaum Privilegien genoss. Tarim wollte seinem Ärger Ausdruck geben doch dann besann er sich darauf dass sich ein Streit im Moment nur negativ auf ihn auswirken könnte. Er brauchte die drei, sie waren gute Kämpfer. Er hatte Asteroth unterschätzt, bei Kane würde ihm das nicht passieren. Tarim deutete auf einen schwarzen Fleck auf dem Boden. Er fiel unter all den Brandstellen kaum auf. "Siehst du die Asche hier?"
"Ja, mein Gebieter."
"Riech daran!" befahl Tarim o Kiel. Xaraxon kniete nieder und roch nachdenklich an der kalten Asche. Er runzelte die Stirn und stand schließlich wieder auf. "Einer von uns? Ich bin mir nicht sicher, der Duft ist sehr schwach."
"Ja, ein kleiner Fisch. Kein Mitglied der Gilde, nicht mal ein richtiger Vampir. Trotzdem spricht das hier wohl für sich. Das war kein einfacher Brand. Er war hier und hat ihn zur Strecke gebracht. Dieser Drake du Kane ist wie ein Wirbelsturm der quer durch das Land pflügt und jeden von uns der ihm in die Quere kommt mitreißt. Er hat eine Spur der Vernichtung hinterlassen. Und hier endet sie. Er muss also noch in der Nähe sein."
"Und wenn er nur eine Fährte gelegt hat? Vielleicht will er euch eine Falle stellen!" Sagul hatte das Wort ergriffen und trat aus dem Dunkel. Auf seinem Gesicht lag wieder dieses hämische Grinsen mit dem man ihn immer sah.
"Ha, soll er nur kommen. Ich bin bereit. Aber ich glaube dazu bringt diese feige Ratte nicht genug Mut auf. Verkriecht sich vor uns, er ist nichts weiter als ein Feigling. Ich schätze wir werden selbst herausfinden müssen unter welchem Stein er sich verkrochen hat. Aber wir werden ihn finden, ich kann ihn schon förmlich spüren. Und diesmal werden wir es zu Ende bringen, diesmal gibt es keine Schonung." Tarim ballte die rechte Faust und reckte sie in die Luft.
"Vielleicht unterschätzen wir ihn. Immerhin hat er in den ganzen Jahren fast 5 Dutzend Vampire erlegt." gab Falas der zweite Kämpfer zu bedenken. Wütend drehte sich Tarim o Kiel zu ihm um. "Was muss ich da hören? Zweifelst du etwa an meinem Verstand? Ich sollte dich auf der Stelle töten," Tarims Augen funkelten zornig während Falas merklich zusammenzuckte und ein Stück zurückwich, "doch ich werde es nicht tun. Es gibt jetzt wichtigeres. Ich brauche dich vielleicht noch, deshalb werde ich es dir noch mal verzeihen, unwürdiger Wurm!" Falas sank auf die Knie und beugte den Kopf. "Vergebt mir großer Gebieter, ich werde nie wieder euer Wort anzweifeln." Tarim nickte ärgerlich und ging zu Sagul. "Hör dich in der Stadt um. Versuch in Erfahrung zu bringen was die Leute hier über einen seltsamen vermummten Kämpfer wissen, der mit zwei Schwertern auf dem Rücken und in Schwarz herumläuft, davon sollte es ja nicht allzu viele geben."
Sagul nickte. "Ich werde ihn finden Herr." Anschließend verschwanden er und die drei Kämpfer um mit der Suche zu beginnen. Tarim o Kiel grinste. "Du entwischt mir nicht Drake du Kane. Du kannst dich verstecken, aber davonlaufen kannst du mir nicht. Wir zwei haben noch eine Rechnung zu begleichen. Und jetzt ist Zahltag!" redete er mit sich selbst und fiel dann in ein schallendes lautes Gelächter.
Vollmond! Welch herrlicher Anblick. Ich liebte es mich an diesem wundervollen Anblick zu ergötzen. Obgleich er kein richtiger Ersatz ist für die strahlende Sonne war, die ich nicht mehr wie früher bewundern konnte, so war der Mond dennoch ein Lichtstrahl in der Finsternis die mein Leben bestimmte.
Morgen Nacht würde es zur Entscheidung kommen. Es hatte keinen Sinn es abzustreiten, sie hatten mich gefunden. Es war o Kiel. Und er wollte mich. Genau wie ich ihn. Ich würde mich nicht verstecken und darauf warten dass sie mich finden. Ich würde mich ihnen stellen. Er war der Oberste. Ihn zu vernichten war mein zweitwichtigstes Bestreben. Außerdem wusste ich, dass dieses Zusammentreffen unausweichlich war. Wenn nicht heute dann eben Morgen oder in 10 Jahren. Ich konnte meinem Schicksal nicht davonlaufen, das Orakel hat mir dieses Zusammentreffen vorher gesagt. Die Prophezeiung begann sich zu erfüllen. Und ich bin bereit mich ihr zu stellen, egal wie es ausgehen mochte. Nach 15 Jahren des Kräftesammelns und des Lernens war nun die Zeit für einen erneuten Kampf gekommen. So wie es schon immer gewesen war und auch immer bleiben würde. Denn ich war Drake du Kane, er letzte meiner Art. Und nur ich konnte Sie aufhalten.
4.
"Glaubt ihr wirklich dass er kommen wird Meister?" Sagul schien zu zweifeln.
"Er kommt, da bin ich mir sicher." O Kiel ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Herrschend stand er auf dem weiten von Gras überdeckten Land außerhalb des Dorfes. Gekleidet in eine teuere silbern blinkende Rüstung, ein rotes Cape flatterte im Wind. Rechts an seiner Seite ein mächtiges glänzendes Zweihandschwert. Hinter ihm seine drei Söldner Xaraxon, Falas und Ramon, alle ebenfalls in teuere Rüstungen gekleidet und bewaffnet waren Schwert, Axt und Morgenstern. Sagul stand neben seinem Gebieter, machte eine weniger heroische Figur. Doch auch er war mit seinem Krummsäbel den er mit sich führte nicht zu unterschätzen. Im Moment allerdings holte er ein Stück abgegriffenes Pergament aus der Tasche und lass die mittlerweile stark verwaschene Schrift. Nachdenklich wandte er sich an Tarim: "Die Nachricht könnte eine Falle sein. Warum sollte er sich euch stellen wollen?"
Tarim o Kiel lächelte. "Weil er mich genauso gern vernichtet sehen würde wie ich ihn. Er weiß dass er uns nicht entkommen kann. Keine Sorge er wird kommen."
"Und wenn er kommt, was habt ihr dann mit ihm vor. Er würde sich in unseren Reihen sicher gut machen, schließlich hat er eins sehr großes Poten..."
"SCHWEIG!!!" Tarim fuhr seinen Berater wütend an. "Ich werde diesen Mistkerl doch nicht auch noch belohnen indem ich ihm die Ehre verschaffe ein Vampir sein zu dürfen. Es ist eine Schande. Er trägt unser Erbe und missbraucht es um den Menschen zu helfen. Dass verdient die schlimmste Strafe. Ich werde ihn gefangen nehmen und verurteilen wie es unser Gesetz will. Er wird hängen. Und wenn wir ihn nicht gefangen nehmen können dann stirbt er eben hier und heute auf diesem Schlachtfeld, das soll mir auch recht sein. Aber er wird sterben. Ich kann es nicht zulassen das er weiter durch die Welt streift und noch mehr Schaden anrichtet, oder noch schlimmer diesem Verräter Asteroth in die Hände fällt und er ihn zu seinem Sklaven macht." Sagul schwieg. Der Mond erhellte das Feld, doch von Drake du Kane keine Spur. Sie warteten. Sagul schien nervös zu werden. "Ich sage euch, der hält euch zum Narren. Vermutlich macht er sich gerade aus dem Staub und versucht so Zeit zu gewinnen."
"Nein, er wird kommen. Er will den Tod seines Meisters rächen und mich zu Strecke bringen..."
"SO IST ES TARIM O KIEL!" dröhnte eine Stimme durch die Nacht. Dort stand er, in jeder Faust ein schön verziertes neues Schwert, die Kapuze seines schwarzen Ledermantels tief ins Gesicht gezogen. Er verschmolz fast mit der Dunkelheit als er langsam auf die Gruppe zuging. Tarim o Kiel grinste. "Ich wusste dass du kommen würdest."
"Ich stelle mich jeden Kampf, und mit euch habe ich noch eine Rechnung offen o Kiel."
"Schön. Dann können wir es endlich hinter uns bringen. Zu lange schon hast du meine Pläne gestört. Doch hierher zu kommen wird dein letzter Fehler sein in deinem Leben. Die Gilde ist so stark wie noch nie, und das verdankt sie einzig und alleine mir. Und ich werde mir mein neu aufgebautes Imperium nicht von dir zerstören lassen."
"Niemals werde ich zulassen dass ihr die Herrschaft über das Land an euch reißt. Mit meiner ganzen Kraft werde ich dem entgegenwirken. Das ist ein Versprechen."
O Kiel schüttelte lächelnd den Kopf. "Du armer Narr. Du weißt gar nicht gegen was du kämpfst, du weißt nicht wie viel Macht ich besitze. Wenn du glaubst, dass das was du bisher vollbracht hast mir Schaden würde, liegst du falsch. Es gibt Tausende von uns. Es wird uns immer geben. Und auch du wirst das nicht verhindern können."
"Mag sein, aber ich werde nicht der letzte sein. Und solange ich lebe werde ich mein Leben einzig alleine dem Kampf gegen euch und euresgleichen widmen."
"Du wirst aber nicht mehr lange leben. Ich werde dir langsam überdrüssig." Tarim winkte die drei Kämpfer herbei. "Xaraxon, Falas, Ramon. Schnappt ihn euch. Wenn es geht lebend, tot ist mir auch recht!" Die drei zogen blank, der Kampf war eröffnet.
Vergiss nie Junge, unterschätze nie deinen Gegner. Und zeige nie Furcht vor ihm. Wenn dein Herz stets rein ist und du den Kampf in aller Intensität spürst, tief in dir drinnen, kann der Gegner noch so stark oder so zahlreich sein, letztendlich wirst du ihn bezwingen...
...Sen Lars Worte hallten in meinem Kopf. Ich versuchte stets nach seinen Lehren zu leben und zu handeln. Und nun da ich von drei gleich guten Kämpfern umzingelt war schien es Zeit herauszufinden ob sie der Wahrheit entsprachen. Ich ließ meine Schwerter kreisen. Meine Gegner waren Vampire, doch wusste ich nicht wie mächtig. Konnte ich sei mit diesen einfachen Klingen töten? Wohl kaum, aber wenigstens verletzen hoffte ich. Ich ging zum Angriff über. Mein linkes Schwert beschrieb einen weit ausholenden Bogen, während ich die rechte Klinge schnell und wuchtig nach vorne schnellen ließ. Doch mein Gegner, ich glaube o Kiel nannte ihn Falas wich schnell und behände aus, die Klinge ging ins leere. Aus dem Schwung heraus wuchtete ich nun auch den linken Stahl von oben auf Falas, doch parierte er meinen Schlag mit seiner mächtigen Axt. Bevor ich mich von ihm lösen konnte rammte er mir den Stiel eben jener Axt in den Magen und warf mich zu Boden. Plötzlich sah ich die Sterne über mir und Sekunden später einen gewaltigen Körper, ich glaube er gehörte dem, der Ramon genannt wurde, mit erhoben Schwert auf mich zustürmen. Er wollte sich auf mich werfen, seine Schwertspitze zeigte auf mein Herz. Reflexartig zog ich die Knie an und stemmte die Füße in die Höhe. Ramon konnte seinen Angriff nicht mehr bremsen und rannte direkt in meine Beine. Ich stemmte ihn mit aller Kraft von mir und warf ihn dabei gegen Falas die beide eng umschlungen zu Boden gingen. Während ich mich aufrappelte kam auch schon Xaraxon, der dritte im Bunde auf mich zu. Der bullige Typ hatte einen mächtigen Morgenstern in der rechten Hand den er wie ein Spielzeug schwang. Instinktiv wich ich ein Stück zurück. Ich trug keine Rüstung nur meine Lederkleidung. Ein Schlag mit diesem Mordinstrument und ich war verloren. Mein Blick glitt über das Schlachtfeld. Tarim und Sagul betrachteten das Spektakel still aber interessiert. Sie machten keine Anstalten einzugreifen. Xaraxon kam immer noch wie eine Lawine auf mich zugestampft. Hinter ihm erhoben sich auch die anderen beiden. Dann griff er an. Sirrend flog die schwere mit Eisenspitzen besetzte Kugel durch die Luft. Ich duckte mich, der Schwung riss Xaraxon ein Stück nach vorne. Diesen Moment nutze ich und rammte ihn den Fuß in die Schienbeine, doch er stürzte nicht wie erhofft sondern blieb einfach stehen als hätte er es nicht einmal gespürt. Der Kerl war wirklich ein Stier von Mann und in seinen Augen konnte ich nur schiere Mordlust und absoluten Wahnsinn lesen. Dieser Gegner war eine reisende Bestie und hatte nichts mehr mit einem Menschen oder zumindest einem Vampir zu tun. Er war wie ein wilder Dämon der meine Seele verschlingen wollte. Und die anderen beiden standen ihm zumindest an Wahnsinn und Mordlust in nichts nach. Mit solch einem Gegner hatte ich es seit der Begegnung mit Asteroth nicht mehr zu tun gehabt. Aber heute würde mir nicht die Sonne zu Hilfe kommen, es war gerade einmal Mitternacht.
Erneut schlug Xaraxon zu. Ich sprang nach hinten, der Morgenstern durchschnitt die Luft genau an der Stelle wo vor zwei Sekunden noch mein Brustkorb gewesen war, den die Eisenkugel einfach zertrümmert hätte. Nun war der Goliath vor mir so richtig in Fahrt gekommen und hieb wie ein Irrer auf mich ein. Ich wich seinen doch relativ sinnlosen aber kraftvollen Attacken mit Leichtigkeit aus und hoffte darauf dass ihm irgendwann die Kraft verlassen würde, doch ich hatte mich getäuscht. Diesem Kraftpaket schien nie die Energie auszugehen. Ich Gegenteil, je länger ich ihm auswich umso wütender wurde er. Und nun begannen auch die anderen beiden die mittlerweile wieder ihre Waffen in den Händen hielten und Kampfbereit waren mich erneut zu umkreisen. So hatte das ganze keinen Sinn. Ich beschloss nach vorne zu gehen. Ich stürmte auf Xaraxon zu, meine Schwerter malten seltsame Figuren in die Luft als ich sie über meinen Kopf schwingen ließ um ihn zu verwirren, nur um dann blitzschnell zuzustoßen. Doch wieder unterschätzte ich meinen Gegner. Dem ersten Schwert wich er mit einer Geschicklichkeit aus, die ich dem Giganten nie zugetraut hätte, während er mit dem Morgenstern ausholte und nach dem zweiten Schwert schlug. Ehe ich mich versah hatte sich die Kette um die Klinge geschlungen. Ein kräftiger Ruck und mein Schwert flog quer durch die Luft und wanderte weit entfernt zitternd mit der Spitze in den weichen Erdboden. Der Ruck hätte mich fast wieder zu Boden gerissen, taumelnd kam ich zum stehen. Doch da holte Xaraxon schon mit seiner mächtigen Faust aus die unglücklich mit meiner gerade noch erhobenen Schulter kollidierte. Ich konnte deutlich das Knacken meiner Knochen hören und wusste im selben Moment das die Schulter gebrochen war. Ich verlor jedes Gefühl in meinem Arm und verlor nun auch mein zweites Schwert während ich von Xaraxon hochgehoben wurde. Sekunden später drehte sich alles und ich merkte dass ich durch die Luft flog. Unsäglicher Schmerz durchfuhr mich als ich hart aufschlug. Als ich die Augen öffnete konnte ich erkennen das Ramon das Schwert das ich fallen ließ aufhob. Scheinbar verstand auch er den beidhändigen Kampf und wollte mich nun mit meiner eigenen Waffe attackieren.
Tarim o Kiel stand immer noch unbewegt auf dem Hügel und betrachtete die Szene. Ich glaubte ein amüsiertes Lächeln auf seinen Lippen zu erkennen. Es bestand kein Zweifel dass er jede Sekunde dieses Kampfes genoss. Ich sah Falas, den Mann mit der Axt auf mich zukommen. Ich biss mir auf die Lippen. Ich musste mich zusammenreißen. Wenn mich Sen Lar so sehen könnte. Noch war ich nicht fertig. Ich erinnerte mich an das Versprechen das ich meinem Meister an seinem Totenbett gegeben hatte. Es schien zu helfen. Ich spürte meine Lebensgeister wieder erwachen, ich schöpfte neue Energie. Falas war heran, ich sah die mächtige Streitaxt auf mich zusausen. Schnell rollte ich mich über das Gras beiseite während sich die Axt in die Erde neben mir grub. Erdbrocken flogen durch die Luft. Ich sprang auf, rammte meinen Kopf in den Bauch von Falas und rammte ihn mit meiner puren Wucht von den Beinen, während ich gleich mit zu Boden ging. Ich versetzte ihm zwei kräftige Schläge ins Gesicht, dann sprang ich auf und rannte zu der Axt die noch in der Erde steckte. Xaraxon und Ramon bemerkten das ihr Kumpan in Schwierigkeiten steckte und rannten auf uns zu.
Ich riss die schwere Axt mit beiden Armen aus dem Boden und rammte den Griff blitzschnell Falas in den Magen der sich hinter mir aufbäumte. Keuchend ging er in die Knie. Erneut holte ich aus und wollte zum tödlichen Schlag ausholen (sofern er so einfach zu töten war) doch in diesem Moment warf sich etwas auf mich und warf mich zu Boden. Es war Ramon, der nun versuchte mich mit meinem eigenen Schwert zu töten. Sein Gewicht drückte mich zu Boden. Ich hatte keine Waffe mehr. Ramon grinste mich finster an, er glaubte sich schon als Sieger. Doch so einfach würde ich es ihm nicht machen. Noch war ich nicht fertig.
Mit meinem gesunden Arm griff ich nach meinem Gürtel. Ramon holte ein langes Messer heraus. Er würde mir den Tod nicht so einfach machen. Endlos schien mir die Zeit vorzukommen bis meine tastenden Hände endlich das fanden wonach sie suchten. Während dessen setzte Ramon sein sadistisches Spiel fort.
"RAMON!" hallte Tarims scharfe Stimme zu uns herüber. "Ich sagte wenn möglich lebend!" Ramon blickte verärgert zu seinem Meister. Genau darauf hatte ich gewartet. Nur einen kurzen Moment war mein Arm frei und ich nutzte meine einzige Chance. Mit aller Kraft zerschlug ich die Flasche in der sich heiliges Wasser befand auf Ramons Schädel. Das Weihwasser spritzte in alle Richtungen, ein Teil davon traf auch mich. Ramon stieß einen Schrei aus, wie ich nie zuvor einen gehört hatte. Es war wie das Kreischen direkt aus der Hölle. Er sprang auf, gab mich frei und rannte quer über das Feld. Ein Bild des Grauens war sein Anblick. Das Weihwasser ätzte ihm förmlich das Gesicht weg. Er versuchte seine davon schmelzende Haut irgendwie festzuhalten doch Sekunden später war nur noch der bleiche Totenschädel zu sehen, aber er war noch nicht von seinem unheiligen Leben erlöst. Seine Augen quollen aus den Höhlen und zerplatzen in einer roten Blutfontäne während Ramon auf die Knie sank und sich plötzlich entzündete. Meter hohe Flammen stiegen einer Stichflamme gleich in den Himmel und ließen die Nacht zum Tage werden. Dann endlich verhallte sein unbeschreiblicher Schrei der Schmerzen und das was einmal Ramon war sank endgültig tot in sich zusammen. Die anderen beteiligten waren wie gelähmt.
Tarim o Kiel gewann als erster seine Fassung wieder. "Verdammt steht nicht rum. Ich will diesen Mistkerl haben! Los packt ihn euch endlich!" Seine Stimme überschlug sich fast und das weckte die anderen beiden auf. Ich stand auf. Das Weihwasser hatte mir an mehreren Stellen die Haut verbrannt, ich konnte auf meinem rechten Auge nichts mehr sehen. Doch noch gab ich nicht auf. Ich rannte zu dem was einmal Ramon war und holte mir mein Schwert zurück. Mein zweites Steckte immer noch einige Dutzend Meter weiter entfernt im Boden, aber ich konnte mit dem verletzten Arm sowieso nicht mehr kämpfen. Falas war schon wieder heran und versuchte mich mit seiner Axt zu bearbeiten. Es gelang mir gerade noch seinen Hieben auszuweichen, doch spürte ich wie mich langsam meine Kräfte verließen. Doch es half nichts, ich musste noch einmal alle meine Reserven mobilisieren. Ich ging zum Angriff über. Es war ungewohnt nur ein Schwert zu führen dennoch hieb ich wie ein verrückter auf Falas ein und schaffte es ihn zurückzudrängen. Dann bemerkte ich ihn hinter mir. Es war Xaraxon der Riese der mir scheinbar in den Rücken fallen wollte. Blitzschnell duckte ich mich weg als er mit seinem mächtigen Morgenstern ausholte. Fast hätte er damit Falas getroffen der ihm danach einen ärgerlichen Blick zuwarf. Das schien Xaraxon jedoch nicht im Geringsten zu stören. Er wollte nur mich, alles andere war ihm egal. Schnell sprang ich zurück und ging erneut in den Angriff über. Ich bearbeitete erneut Falas mit einer Reihe von mehr oder weniger gezielten Attacken, Ausfällen und Finten. Doch ich merkte schnell das ich so nicht an ihn rann kam. Er war ein mir ebenbürtiger Kämpfer... und ich konnte nur noch eine Waffe führen. Eine Zeitlang ging dieser Schlagabtausch hin und her, auch den beiden anderen Kämpfern war mittlerweile die Erschöpfung anzusehen. Doch schafften sie es mich immer weiter in die Enge zu treiben. Ich sah das Unvermeidliche bereits auf mich zukommen. Schließlich hatten sie mich umkreist. Ich hatte Mühe mir Xaraxon mit seinem Mordinstrument von der Pelle zu halten und plötzlich war Falas hinter mir und packte mich an den Armen. Ich verfügte schon seit ich verwandelt wurde über große körperliche Kraft, aber Falas Hände waren wie Schraubstöcke aus denen es kein entkommen gab. Xaraxon kam grinsend auf mich zu und ließ den Morgenstern kreisen bereit mir damit den Schädel einzuschlagen, egal was Tarim ihm gesagt hatte. Purer Wahnsinn stand in ihren Gesichtern, Wahnsinn und Blutgier. Sie würden mich nicht leben lassen, das wusste ich. Ich versuchte mich vergeblich aus Falas Umklammerung zu lösen...ohne Erfolg. Dann war Xaraxon heran und holte mit der Eisenkugel aus. Ich hatte keine Wahl. Nur eines konnte mich noch retten. Ich tat das was ich nie tun wollte, etwas das ich geschworen hatte nicht anzuwenden. Aber ich musste leben, ansonsten könnte ich das Erbe der C'ael Rohen nicht verbreiten. Und dafür musste ich Opfer bringen. Ich zog meine menschliche Seite zurück und ließ den Vampir in mir heraus!
5.
Ich spürte sofort wie er wie eine rasende Bestie von meinem Geist Besitz ergriff. Es brachte mich schier um den Verstand. Meine Augen begannen zu glühen, meine Zähne wuchsen und ich spürte wie sich mein Körper leicht verformte. Das pure böse herrschte nun in mir, aber es war stark. Mit aller Kraft trat ich nach hinten, Falas genau zwischen die Beine. Heulend vor Schmerz ging er in die Knie. Ich sprang in die Luft, vollführte einen doppelten Salti über Xaraxon der immerhin mindestens 2.20 Meter groß war und rammte dem überraschten Koloss mein Schwert in den Rücken das es auf der anderen Seite wieder herauskam. Überrascht taumelte dieser zurück und gab den Blick auf Falas frei der verwundert und immer noch mit schmerzverzerrtem Gesicht aufstand. Blitzschnell griff ich zum Gürtel zog einen der Pflöcke, wobei eine erneute Welle des Schmerzes, verursacht durch die Silberspitze, meinen Körper malträtierte und schleuderte ihn auf Falas. Der Pflock wirbelte durch die Luft, drehte sich ein paar Mal um die eigene Achse und landete schließlich in Falas Kehle der röchelnd zu Boden ging. Das Silber und das heilige Holz zeigten sofort ihre Wirkung. Falas zerfiel zu einem Häufchen Asche.
Im nächsten Moment hörte ich ein wütendes Brüllen. Mein Blick schwenkte nach rechts und ich sah wie sich Xaraxon wütend das Schwert aus der Seite zog und auf mich zu gestürmt kam. Er schien es überhaupt nicht gespürt zu haben. Doch ich wich nicht zurück. Jetzt nicht mehr, denn ich wusste das er mich nicht besiegen würde. Ich warf mein Schwert beiseite und griff ihn mit bloßen Händen an. Ich wusste er war viel stärker als ich aber der Hass brannte wie das Feuer der Hölle in mir und verlieh mir unbeschreibliche Kräfte. Der Morgenstern sauste auf mich herab doch ich fing ihn mit einer Hand an der Kette auf, riss sie dem Goliath aus der Hand und schleuderte sie weg. Verdutzt starrte mich Xaraxon an, doch schließlich machte ihn das nur noch wütender und er stürzte sich auf mich. Ich glaubte ich würde von einer Lawine erschlagen als ich sein Gewicht auf meine Knochen spürte doch befand ich mich bereits in einer Raserei wo ich keine Schmerzen mehr spürte. Das darauf folgende Gerangel konnte keiner mehr durchschauen, doch obwohl mir mein Gegner körperlich deutlich überlegen war und ebenfalls über die vampirischen Kräfte verfügte, würde er mich nicht besiegen. Ich konnte es mir nicht erklären. Je länger der Kampf andauerte desto wütender wurde ich. Der unbändige Hass in mir sammelte sich bis das Gefäß das mein Körper war zu platzen drohte. In einem Schrei der nicht von dieser Welt war ließ ich der Energie des Hasses freien Lauf. Ich packte Xaraxons Kopf mit bloßen Händen und riss ihn von seinem Rumpf. Eine der wenige Methoden einen Vampir zu töten war ihn zu köpfen. Xaraxon war sofort tot. Ich hielt den Kopf triumphierend über mich. Blut troff auf mein Gesicht und ich sog es gierig in mich auf. Ich hatte keinerlei Kontrolle mehr über meinen Körper. Ich muss ausgesehen haben wie ein Dämon. Ich trank weiter bis Xaraxons Körper schließlich ebenfalls Feuer fing.
"Das ist unglaublich", staunte Tarim o Kiel. "Diese Kraft, er wäre der beste Diener denn ich hätte." Mein Kopf ruckte zu den beiden und ich stapfte auf sie zu. "Doch leider", sagte o Kiel nun traurig, "ist er nicht zu kontrollieren. Er nützt mir nichts. Sagul - TÖTE IHN!" Sagul zögerte einen Moment dann trat er mir gegenüber. Ich grinste diabolisch. Nach diesen dreien sollte dieser kleine Gnom kein Problem sein - ich sollte mich täuschen...
Die Nacht ist wie ein Mantel des Schweigens hatte mal jemand zu mir gesagt. Sie verbirgt das was keiner sehen sollte, schützte die, die nicht erkannt werden wollten und vertuschte die Wahrheit die in ihren dunklen Ecken darauf wartete gefunden zu werden. Wer kann schon sagen was uns in der Finsternis erwartet würde, welche Alpträume uns heimsuchen würden wenn wir den Weg der Finsternis beschreiten, welche Wahrheiten wir erfahren sollten, was für Kreaturen sich wanden im Reich der Dunkelheit. Die Nacht würde immer etwas besonderes, mystisches, an sich haben, nie würden wir genau ergründen können warum wir uns vor ihr fürchten oder uns nach ihr sehnten. Auf jeden Fall aber bringt die Nacht Bestien hervor die lieber nie existiert hätten. Für sie ist die Nacht ein Verbündeter und sie sind ebenso wie die Finsternis. Sie bildeten eine Einheit mit ihr und wenn die Nacht hereinbrach war keiner mehr vor ihnen sicher - vielleicht war dies der Grund warum die Menschen sich vor der Dunkelheit fürchteten. Ich wusste es nicht, ich wusste nur das diese heutige Nacht noch nicht zu Ende war für mich.
Mein ganzer Körper schmerzte, ich war am Ende meiner Kräfte, doch die vampirische Seite war noch nicht ruhig gestellt. Ihre Kraft war stärker als der Körper in dem sie steckte uns sie hielt ihn aufrecht und ließ ihn auf den nächsten Gegner einstürmen. Mein Geist bekam von diesem Kampf nicht mehr viel mit. Wie ein Berserker stürmte ich auf Sagul zu, doch ich hatte den kleinen Mistkerl ganz offensichtlich unterschätzt. Mit einer selbst für einen Vampir unglaublichen Grazie wich er meinen Attacken mühelos aus und bedrängte mich schließlich selbst mit seinem Krummsäbel. Ich hatte Mühe seinen Attacken zu entgehen und es entwickelte sich ein langer Kampf mit einem ständigen hin und her. Die Tatsache dass mein Gegner mit am Tod von Sen Lar Schuld war verlieh mir noch größere Kraft, trotzdem schien ich Sagul so nicht bekommen zu können. Schlag, auf Schlag, Parade um Parade. Aufeinander klirrende Klingen, Funken stoben - es war ein erbitterter Kampf bis einer von uns beiden zusammenbrechen würde. Plötzlich ein harter Ruck und Sagul hielt mein Schwert in der Hand. Ich wusste nicht wie er es geschafft hatte mich so leicht zu entwaffnen aber ich stand plötzlich waffenlos ihm gegenüber. Er grinste. "So Drake du Kane, das ist dein Ende - endgültig!!!" Und auch in Saguls Augen der bisher so beherrscht gehandelt hatte konnte ich nun dieses Funkeln, diese Gier sehen.
"Noch bin ich nicht fertig!" keuchte ich mit letzter Kraft und griff erneut an meinen Gürtel. Sagul schlug zu, die beiden Klingen wirbelten durch die Luft. Ich duckte mich unter der ersten durch und brachte mich mit einer Sprungrolle außer Gefahr, trotzdem spürte ich einen stechenden Schmerz als mir eine der beiden Klingen die linke Seite aufschnitt. Ich zog meine zweite und letzte Weihwasserflasche aus dem Gürtel. Ich rappelte mich auf, verbarg die Flasche hinter dem Rücken. Sagul war schon wieder heran, seine Geschwindigkeit war unglaublich. Erneut sah ich die Klingen auf mich zurasen, doch diesmal zu spät. Der ersten konnte ich gerade noch entgehen, doch die andere bohrte sich in meinen Oberschenkel. Meine vampirische Seite schien sich aus irgendeinem Grund zu verflüchtigen denn auf einmal spürte ich den Schmerz wieder in all seiner Intensität und brach in die Knie. "Bist du bereit zu sterben?" fragte mich Sagul, mein eigens Schwert auf mich gerichtet.
"Ich gehe nicht ohne dich!" zischte ich mit zusammengebissenen Zähnen und schleuderte das Weihwasser nach Sagul. Doch dieser machte keine Anstalten auszuweichen. Das Glas zersprang an seiner Brust und das Wasser benetzte seinen Körper- doch nichts geschah...
...was hatte das zu bedeuten???
"Leider muss ich dich enttäuschen Kane, du solltest einen Hohen Vampir nicht unterschätzen!"
Verdutzt starrte ich ihn an als sein Krummsäbel meine Brust durchdrang. Eine Sonne explodierte in meinem Schädel so stark waren die Schmerzen, ich keuchte spuckte Blut und sank zusammen als Sagul den Säbel wieder aus meinem Herzen zog. Mir schwanden die Sinne. Das letzte was ich noch mitkriegte waren Tarim o Kiels Worte: "Wirklich Schade, er wäre so ein guter Kämpfer gewesen. Egal, lass ihn uns lieber verbrennen, sicher ist sicher." Danach fiel ich in eine Lache aus meinem eigenen Blut und die eisige Hand des Todes griff nach mir, als ich auf dem Schlachtfeld mein Leben aushauchte.
Es ist vorbei!
Nein, nicht ganz! Noch nicht. Noch ist es nicht vollbracht. Noch ist sein Lebenswillen nicht gebrochen.
Aber er ist gestorben!
Er ist schon tot. Kann etwas das tot ist überhaupt sterben? Er wird zurückkehren. Er wird wieder leben, wenn auch nur als Toter, denn dies ist sein Schicksal.
Doch er war im Reich jenseits der Schleier - in der Dunkelheit. Keiner weiß was einen dort erwartet. Denn alle die es wissen sind tot, und nie kehrte jemand zurück.
Doch er wird wiederkehren aus dem Reich der Toten und sein Zorn auf seine Schlächter wird grenzenlos sein. Er wird wieder Jagen... jagen und töten. Wieder wird er seine Hände mit Blut beflecken.
Er ist zurückkehrt!!!