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Wohnwagen

© 2005 Maik Beckmann

Sabine saß in einem kleinen Imbiss. Das Essen war hier zwar teuer, aber sie brauchte mal wieder etwas im Magen. Die letzten zwei Tage hatte sie nur von kleinen Portionen gelebt, die sie sich meistens an einer Tankstelle oder in einem kleinen Laden geklaut hatte.

Geld hatte sie etwas dabei. Es war von diesem schmierigen Fernfahrer, der ihr das Geld für ihre "Dienste" gegeben hat. Sie musste ihm ihre "Dienste" anbieten, sonst hätte er sie vermutlich rausgeschmissen oder vergewaltigt. Spaß hatte es ihr nicht gemacht, aber es war besser, als tagelang Schmerzen zwischen den Schenkeln zu haben und nachts über die Autobahn laufen zu müssen. Der hatte ihr auch wenigstens Geld dafür gegeben, wenn auch nicht viel. Dreißig Euro. Besser als nichts in der Tasche zu haben.

Aber das war ja gar nicht erst vor ein paar Tagen gewesen. Das war vor etwas mehr als einem Monat gewesen. Die Erinnerung kam wieder in ihr hoch. Am liebsten würde sie den letzten Monat aus ihrem Gedächtnis bannen, aber das würde wohl nicht gehen. Solche Ereignisse brannten sich für gewöhnlich in das Hirn eines jungen Mädchens wie sie ein und verließen sie nie völlig. Sie kamen immer wieder, wenn man sie am wenigsten erwartete. Bekämpfen konnte man das nicht.

Genau siebenundzwanzig Tage vorher stand Sabine Richter an einer Autobahnraststätte und wartete darauf, dass sie ein anderer Fernfahrer mitnehmen könnte. Leider wurde es schon Nacht und die meisten Fernfahrer lagen bereits in ihren Schlafkojen hinten in ihren Zugmaschinen und schliefen. Hier würde sie wahrscheinlich keinen mehr finden, der sie noch ein paar Kilometer mitnehmen könnte.

Sie saß in der Tankstelle an einem Bistrotisch. Eine fast leere Tasse Kaffe stand vor ihr. Wenn sie die ausgetrunken hatte musste sie hier raus. Daher trank sie den Kaffee betont langsam. Inzwischen war er kalt und bitter, aber schneller trinken konnte sie ihn nicht. Sie hatte kein Geld für einen weiteren. Wegtun konnte sie ihn auch nicht. Dann müsste sie hinaus in die Kälte. Es wurde allmählich Herbst.

Dann kam ein junger Mann in einer Lederjacke herein. Vor den Zapfsäulen stand ein großer BMW, sonst war kein anderes Auto zu sehen. Der BMW musste ihm gehören. Der Mann hatte kurze braune Haare und trug ein modisches Ziegenbärtchen. Alles in allem sah er gar nicht schlecht aus. Er lächelte sie sogar kurz an, als er hineinkam.

Das könnte ihre Chance sein, wenn sie heute noch in ein Dorf oder eine Stadt wollte. Sie spülte schnell ihren kalten und unsagbar bitteren Kaffee hinunter und ging dann vor die Tür. Der Mann in der Lederjacke bezahlte mit seiner Bankkarte bei dem alten und nicht grade freundlich dreinblickenden Tankwart.

In aller Ruhe ging er hinaus und auf sein Auto zu. Er steckte grade seine Geldbörse wieder in seine Gesäßtasche. Das war ihre Chance.

"Entschuldigen Sie bitte?" fragte Sabine und kam vorsichtig auf ihn zu. Sie hatte ihre Hände verschränkt und sah ihn aus hilflosen Augen an, die nur zum Teil gespielt waren. Männer mochten diese Augen sie weckten in ihnen den Beschützerinstinkt, dachte Sabine. Damit konnte sie einen Mann dazu bringen ihr zu helfen. Und wenn sie dafür ihre "Dienste" anbieten musste, dann war das halt so.

"Ja", sagte der Mann und drehte sich lächelnd zu ihr um. "Kann ich etwas für Sie tun?"

"Äh, ja", sagte Sabine und schluckte trocken. "Ich müsste in die nächste Stadt und wollte Sie bitten, ob Sie mich vielleicht mitnehmen könnten?"

Er sah sie an und dann zu seinem Auto. Dann nickte er nur kurz und meinte: "Klar! Steigen Sie ein!"

Sabine war erleichtert, dass sie nicht auf der Raststätte festsaß. Vor ein paar Wochen wollten ein paar Obdachlose sie auf einer Raststätte vergewaltigen. Obdachlose, dachte sie. Sie war jetzt selber eine Obdachlose. Schon seit über einem Monat. Aber sie sah noch nicht so verwahrlost aus wie andere Obdachlose und roch auch noch nicht so streng. Bisher hatte sie es immer wieder geschafft sich mindestens ein Mal in der Woche zu duschen.

"Wie heißen Sie denn?" fragte ihr Fahrer nach einigen Kilometern.

"Sabine", sagte sie. "Darf ich auch fragen, wie Sie heißen?"

"Klar", sagte er und lächelte sie an. "Ich heiße Peter. Peter Jakowsky. .. Darf ich fragen, was sie denn hierher verschlagen hat?"

"Ich komme aus der Nähe", sagte Sabine. Das war glatt gelogen. Ihr Heimatort lag mehr als fünfhundert Kilometer nördlich und sie war nie weiter als dreißig Kilometer davon entfernt gewesen. Zumindest bis sie von zuhause weggelaufen war.

Peter sah sie nur kurz an. Er musterte sie offenbar. Dass er ihr nicht glaubte, war ihm klar anzusehen.

"Das glaube ich nicht", meinte Peter. "Sie haben einen leicht norddeutschen Akzent, wie Otto Walkes. Daher denke ich, dass Sie nicht aus der Gegend hier kommen?"

"Ich rede doch nicht wie Otto!" sagte sie vehement.

"Nein", sagte Peter. "aber der Akzent ist doch da. Ich kann es nicht richtig beschreiben, aber da ist er. Genau wie man bei diesem Herbig immer irgendwie hört, dass er aus Bayern kommt. Man kann es glaube ich gar nicht beschreiben. Es ist die Art, wie die Silben betont werden vielleicht. Aber man kann es hören! .. Außerdem kenne ich Sie nicht und ich kenne eigentlich eine ganze Menge der Leute in Ihrem Alter in dieser Gegend."

"In meinem Alter?" fragte Sabine. "Für wie alt halten Sie mich denn?"

"Unter zwanzig, achtzehn, vielleicht neunzehn", schätzte Peter.

"Knapp daneben", log Sabine. Sie war erst siebzehn, aber das konnte sie ihm schlecht sagen. Er könnte sie vielleicht an die Polizei oder ihre Eltern verraten. "Ich bin vor drei Wochen zwanzig geworden!"

Peter bedachte sie mit einem vielsagenden und wissenden Blick.

Den Rest der Fahrt schwiegen sie. Peter fuhr sie in einen kleinen Ort, der nur wenige Kilometer von der Autobahn entfernt. In der Mitte des Ortes war eine Kreuzung mit einer Ampel. Die Ampel war rot und sie mussten daran halten.

Peter fing an in der Innentasche seiner Lederjacke zur kramen. "Möchtest du auch eine Zigarette?" fragte er, während er suchte.

"Nein", sagte Sabine. "Rauchen ist wohl das einzige Laster, dem ich nicht fröne."

"In Ordnung", meinte Peter.

Sie waren ganz alleine an der Kreuzung. Die Gebäude waren auch alle dunkel. Allem Anschein nach gingen die Leute hier früh zu Bett. Es war ja noch nicht mal zehn Uhr.

Dann holte Peter etwas weißes aus seiner Jacke. Sabine achtete da nicht drauf. Sie wusste ja, wie eine Zigarette aussah und es war auch nicht wirklich interessant für sie, einen Mann rauchen zu sehen.

Plötzlich hatte seine rechte Hand im Nacken. Die Haut seiner Handflächen waren rau und hart. Mit der linken Hand drückte er ihr ein Tuch auf Nase und Mund. Sie musste durch das Tuch atmen. Es war mit irgendetwas getränkt, aber sie konnte nicht sagen was. Es roch wie .. Das einzige woran sie der Geruch erinnerte war das Desinfektionsmittel in Krankenhäusern.

Sie versuchte sich zu wehren. Sein Hände und Arme wegzuschlagen, aber er hielt ihren Kopf wie in einer Schraubzwinge. Langsam verschwamm alles vor ihren Augen und ihre Muskeln wurden schlapp. Einmal sah sie noch zu ihm rüber. Peter lächelte teuflisch. Er hatte offenbar großen Spaß daran sie so zu quälen. Durch sein Bärtchen und seine gegelten Haare verstärkte sich ihr Eindruck des Teuflischen in seinem Gesicht noch.

Kopfschmerzen. Sabine wachte mit starken Kopfschmerzen auf. Sie wollte sich an die Schläfen fassen, aber sie konnte ihre Arme nicht bewegen. Dann spürte sie noch mehr Schmerzen, aber nicht im Kopf, sondern unten. In ihrer Scheide.

Sie machte die Augen auf und sah Peters Ziegenbärtchen genau vor sich. Es bewegte sich auf und ab. Erst dann dämmerte ihr die gesamte Situation. Sie lag gefesselt auf einem Bett und Peter vergewaltigte sie grade.

"Nein", sagte sie. "Nein! Bitte aufhören!"

Peter fing an zu grinsen und sah ihr in die Augen. Er sah jetzt teuflischer aus denn je.

"Ja", sagte er. "Ja, schrei nur! Das macht es erst richtig geil! Schrei so laut, wie du nur kannst!"

Er stieß härter zu und immer härter, dann wurde er auch immer schneller. Sein Stöhnen wurde lauter und animalischer, bis er sich anhörte, wie ein röhrender Elch. Mit einem heftigen Stoß ergoss er sich in sie. Sie konnte es spüren, wie sein Samen sich in ihrer Vagina ausbreitete.

Sein Grinsen wurde breiter und er sah wieder direkt in ihre flehenden Augen. Tränen des Schmerzes liefen über ihre Schläfen in ihre Haare.

Sie hoffte, dass es jetzt vorbei wäre, dass er wie wieder losschnallen und gehen lassen würde. Das war natürlich Utopie. Er würde sie nicht gehen lassen und das wusste sie auch. Umbringen würde er sie, damit sie ihn nicht an die Polizei verraten würde. Sie wusste ja, wie er aussieht und seinen Namen. Sogar sein Auto konnte sie beschreiben.

Dann stieß er noch ein paar Mal mit seinem erschlaffenden Penis in sie hinein, bevor er stillhielt, bis sein Ding endgültig wieder weich wurde.

Langsam stieg er von ihr ab und zog sich wieder an. Sie hatte Gelegenheit sich umzusehen, wo wie denn überhaupt war. Es war ein kleiner Raum mit wenigen kleinen Fenstern. Es gab auch eine Kochnische und ein kleiner Tisch stand da herum. Es war ein kleiner Wohnwagen, wie sie erkannte. Sie hatte zwar noch nie einen von innen gesehen, aber sie kannte sie aus dem Fernsehen. Ihr Vater war ein begeisterter Fan der Serie "Die Camper". Daher konnte sie herausfinden, dass sie in einem Wohnwagen gefangen war.

Peter stand vor ihr. Er hatte einen grünen Wollpullover und eine rote Latzhose an. Auf dem Latz der Hose war das Emblem einer Firma gestickt, aber sie konnte nicht erkennen, um welche Firma es sich handelte. Vermutlich war es eine Baufirma, denn die Beine der Hose waren schon sehr verschmutzt.

Er stellte einen Fuß auf die Kante vom Bett. Er trug schwere Arbeitsschuhe, an denen vorne schon die Stahlkappe hervortrat.

Bei dem Anblick der Schuhe versuchte Sabine ein Stück von ihm wegzurutschen, schaffte es aber nicht. Es konnte ja gut angehen, dass er sie damit tottreten wollte. Wenn er sie schon betäubte und vergewaltigte, war dem Mann alles zuzutrauen.

"Ich komme heute Abend wieder", sagte er, als ob er sich von seiner Ehrfrau verabschieden würde. "Versuch gar nicht erst zu schreien. Dich würde hier draußen sowieso keiner hören."

Er nahm sich dein einzigen Apfel vom Tisch und biss ein Stück heraus. Mit einem Schulterzucken sah er sie noch einmal an und ging dann aus dem Wohnwagen raus.

Er fuhr los. Sie konnte sein Auto brummen hören. Aber es war sehr laut und daher konnte es sich eigentlich nicht um den BMW handeln, mit er sie gestern entführt hat.

Sabine sah sich in dem tristen grauen Wohnwagen um. Es war sehr unordentlich einige Metallstangen und sogar ein Baseballschläger lag in den Ecken herum. Müll, Essenreste und leere Flaschen standen und lagen auch überall verstreut, so weit sie sehen konnte.

Sie versuchte an sich herunter zusehen, damit sie ihre Chancen einschätzen konnte, sich befreien zu können.

Leider hatte Peter bei ihrer Ankettung gute Arbeit geleistet. Ihre Hände waren mit schweren Ketten und einem großen Eisenring an das Bettgestell gekettet. Ihren Füßen erging es ähnlich, auch wenn die Kette da unten wesentlich länger waren. Dann hatte er ihre Knie angewinkelt und so nach außen gedreht, dass sie auf der dünnen Matratze lagen. So waren ihre Beine gespreizt und Peter hatte frei Bahn in ihre Mitte.

Sabine versuchte ihre Hand- und Fußgelenke in den Fesseln zu drehen, schaffte es aber nicht. Die Fesseln lagen zu eng an ihren Gelenken an.

Immerhin hatte er sie noch nicht umgebracht. Dass musste sie als Chance sehen. Wenn er sie noch nicht umgebracht hat, dann hatte sie noch die Möglichkeit hier wieder lebend herauszukommen. Aber wie?

Diese Frage kreiste den ganzen Tag in ihrem Kopf umher. Sie konnte sich nicht bewegen. Außer den Kopf. Sie schrie um Hilfe, aber es passierte nichts. Nur das Echo aus dem Wohnwagen antwortete ihr. Aus dem Fenster über dem Bett konnte sie Baume sehen, die unregelmäßig gewachsen waren. Der Wohnwagen stand offenbar in einem Wald. Wenn nicht ein Jäger oder der Förster vorbeikamen, dann hatte sie so gut wie keine Chance von jemandem gehört zu werden.

Bald wurde sie heißer und bekam Durst. Sie hatte nichts zu trinken und selbst wenn er ihr eine Flasche Wasser hingestellt hätte, dann hätte sie die ohnehin nicht greifen können.

Am späten Nachmittag schlug wie aus Verzweifelung und Wut immer wieder mit dem Kopf auf ihr Kissen. Immer wieder und wieder. Es war das einzige, womit sie sich beschäftigen konnte. Sie konnte ja sonst nichts bewegen.

Peter kam jeden morgen vor der Arbeit und jeden Abend nach der Arbeit. Morgens vergewaltigte er sie nur ein Mal. Abends gab er ihr etwas zu essen und eine Flasche Wasser zu trinken. Danach vergewaltigte er sie mehrfach. Wie oft konnte sie nicht sagen. Da zählen hätte ihr emotional mindestens genauso wehgetan, wie sein Ding in ihrer Vagina es körperlich tat.

Er tat es so lange, bis sie unter ihm in Ohnmacht fiel. Ob er in der Nacht bei ihr blieb, wusste sie nicht. Sie wurde am nächsten Tag immer erst bei seiner Besteigung an ihr wieder wach.

Da sie nicht auf die Toilette gehen konnte urinierte sie in ihr Bett. Koten musste sie zum Glück nicht. Von einem Jogurt am Tag ließ ihr Körper offenbar nichts übrig, um es wieder auszuscheiden.

Mit der Zeit verlor sie an Gewicht. Peter fand das sogar noch gut. Er meinte, dass Frauen mit zuviel auf den Rippen meistens drogensüchtige Schlampen wären. Nichts weiter als dreckige Nutten.

"Du solltest froh sein", sagte er, als er sie grade wieder fütterte. Es musste so der zehnte Tag gewesen sein, wenn sie richtig mitgezählt hatte. "Wenn ich dich nicht hier her gebracht hätte, wäre es mit dir über kurz oder lang auch so weit gekommen. Einer von diesen schwuchteligen Zuhältern hätte dich in die Finger bekommen, dich drogenabhängig gemacht und auf den Strich geschickt. .. Da hast du es hier doch ganz gut!"

Er gab ihr den letzten Löffel und zog sich dann aus. Es war wieder an der Zeit.

Warum war sie denn von ihren Eltern weggelaufen?

Diese Frage stellte sie sich mit der Zeit genauso häufig, wie die nach der Fluchtmöglichkeit, die sie immer noch nicht gefunden hatte.

Die Tür vom Wohnwagen war zwar nicht verschlossen, aber sie konnte da ja nicht hinkommen. Sie lag paralysiert auf dem Bett und konnte nur von einer Flucht träumen. Ihre Hand- und Fußgelenke konnte immer noch kaum bewegen.

Warum war sie nur weggelaufen? Hätte sie einen Arm bewegen können, hätte sie sich für ihre Dummheit geohrfeigt. Ihre Eltern hatten sie nie geschlagen oder sonst irgendwie misshandelt. Sie hatten sich lediglich geweigert zu akzeptieren, dass Sabine allmählich erwachsen wurde.

Sie mochten ihren Freund nicht. Am Wochenende durfte sie nur bis ein Uhr nachts ausgehen und nicht bei Freunden übernachten, weil sie ja bei ihrem Freund hätte schlafen können. Es waren alles so unwichtige Dinge. Absolute Nichtigkeiten, verglichen mit der Situation, in der sie jetzt steckte.

Wenn sie hier wieder herauskommen sollte, würde sie wieder nach Hause gehen. Sie würde sich in die Arme ihrer Mutter legen und alles aus ihr herausweinen, was Peter ihr angetan hat. Sie würde nie wieder weggehen, nie wieder ungehorsam sein.

Die Tage zogen in endloser Trägheit dahin. Sie konnte sie nur daran auseinanderhalten, weil er sie morgens nur einmal nahm. Tagsüber war er ja arbeiten und weit weg von hier. Weg von ihr. Nicht auf ihr. Nicht in ihr. Weg. Gütigerweise weg.

Aber sie konnte nichts machen, um sich die Zeit zu vertreiben. Sie starrte nur an die Decke und versuchte ihre Handgelenke in den Fesseln zu bewegen.

Das wurde von Tag zu Tag besser. Inzwischen konnte sie ihre Handgelenke schon in der Fessel drehen. Offenbar hatte sie in der Zwischenzeit doch schon einiges an Gewicht verloren. Es müsste schon ihr einundzwanzigster Tag in diesem Domizil, wie Peter diesen Folterkeller gerne nannte.

Das Schreien hatte sie nach einer Woche aufgeben. Es hatte ja keinen Sinn. Hören konnte sie hier im Wald offenbar keiner.

Natürlich versuchte sie auch immer wieder ihre Hände so schlank wie möglich zu machen und dann durch die Ösen der Handfessel zu ziehen. Aber sie schaffte es einfach nie. Sie bekam die Hände einfach nicht klein genug.

Um ihre Handgelenke hatte sich inzwischen ein roter Kreis aus geronnenem und frischen Blut gebildet. Peter waren sie noch nicht aufgefallen. Er hatte eigentlich nur Augen für andere Dinge an ihrem Körper. Wenn es nach ihm ginge, dann bräuchten Frauen wohl keine Arme und Beine. Sie brauchten nur lebendig zu sein und eine Muschi zu haben.

Sie sah sich noch einmal in dem Wohnwagen um. Ihre Kleidung lag über dem Stuhl, an dem der Baseballschläger lehnte. Wie gerne sie diesen Schläger benutzen und Peter damit den Schädel einschlagen wollte, bis er aufhörte zu atmen.

Zwei Tage darauf konnte sie ihre Hände aus den Fesseln ziehen. Sie richtete sich auf und hätte fast einen Krampf in ihren Bauchmuskeln bekommen.

Sie hatte sich über einen halben Monat lang kaum bewegt und dieser Zeit natürlich Muskelmasse abgebaut. Aber sie hatte keine Zeit sich auszuruhen. Wenn sie der Sonnenstand nicht täuschte, dann würde es bald Abend werden und abends kam Peter zu ihr.

Sie musste ihre Beine noch befreien. Dazu drückte sie ihre Füße nach unten, als ob sie sich auf die Zehenspitzen stellen wollte und fing an mit den Händen die Fesseln allmählich runterzudrücken. Dabei schälte sie die Haut von ihren Fersen, aber sie machte weiter. Besser eine offene Wunde am Fuß zu haben, als immer und immer wieder von Peter vergewaltigt zu werden, während sie langsam verhungert.

Sabine schaffte es ihre Füße zu befreien. Es hat mindestens eine Stunde gedauert, aber sie hatte es geschafft. Aus den Kniefesseln herauszukommen war dagegen ein Kinderspiel. Ihre Waden waren dünner als die Knie und mit der neugewonnen Fußfreiheit konnte sie ihre Beine schnell herausziehen.

Sie kam auf die Beine und viel sofort auf den Boden. Ihre Fersen brannten wie die Hölle und auch ihre Knie haben sofort unter dem unbekannten Gewicht nachgegeben.

Mit äußerster Willenskraft drückte sie sich hoch und kam auch wieder auf die Beine, als sie sich an den Tisch krallte. Sie nahm sich ihre Kleidung vom Stuhl und zog sich so schnell es ihre schmerzenden Muskeln zuließen wieder an.

Die Tür zum Wohnwagen ging auf. Peter sah auf das leere Bett. Ehe er noch etwas sagen oder sich weiter umsehen konnte, wurde er von seinem eigenen Baseballschläger niedergestreckt.

Sabine kam hinter der aufgeschlagenen Tür hervor. Den Baseballschläger hatte sie immer noch in der Hand. Humpelt ging sie auf ihren Peiniger zu, der auf dem Bauch lag und sie nicht sehen konnte.

Er fing an sich zu bewegen, als wollte er krabbeln oder sich umdrehen. Sabine schlug noch einmal zu, dann wieder und wieder. Bis sie sich in einen richtigen Rausch geschlagen hat. Der Baseballschläger sauste immer wieder und wieder auf Peters Körper hinab. Bewegt hatte er sich schon lange nicht mehr, aber sie konnte ihn immer noch atmen hören.

Dann sah sie an ihm herab. Er trug eine Werkzeuggürtel um die Hüfte. Darin steckte ein Zimmermannshammer. Ein Hammer mit einer langen Spitze.

Sabine zog den Hammer aus dem Gürtel. Den Baseballschläger ließ sie fallen. Sie hob den Hammer hoch über ihren Kopf, mit beiden Händen. Mit einem Aufschrei des Hasses und der Befreiung ließ sie den Hammer hinuntersausen. Mit der Spitze voran genau in Peters Hinterkopf.

Danach fiel Sabine einfach um. Die mangelnde Bewegung der letzten dreiundzwanzig Tage und die für sie ungewohnte Gewalt hatten ihren Tribut gefordert.

Am nächsten Morgen wachte sie auf. Sie sah leer in die Mitte des Wohnwagens. Peter war verschwunden.

Vor Schreck fuhr sie Kerzengrade hoch. Die Tür war auch offen. Er musste wieder aufgewacht sein und dann ist er rausgegangen. Mit dem Hammer im Kopf.

Sie ging durch die Tür und sah ihn sofort. Die rote Latzhose war auf dem braunen und grünen Waldboden nicht zu übersehen. Er war hinausgekrochen und auf halben weg zwischen dem Wohnwagen und seinem alten Golf verendet. Die ersten assfressenden Vögel machten sich schon über ihn her.

Sabine ging zu ihm hin. Von ihrer Gewaltorgie hatte sie einen gehörigen Muskelkater in den Schultern und Armen. Die Beine taten ihr seltsamerweise gar nicht so doll weh. Eher die Füße. Ihre Fersen waren ja bis aufs bloße Fleisch abgeschnitten.

Hinter ihm blieb sie stehen und sah auf Peters toten Körper. Seine Geldbörse hing ihm halb aus der rechten Gesäßtasche und der Wagenschlüssel lag genau neben seiner rechten Hand, aus der eine Krähe schon große Stücke herausgerissen hatte.

Sie nahm die Wagenschlüssel und die Geldbörse an sich. Mit dem Wagen konnte sie aus dem Wald herauskommen und dann sehen, wie weit das Geld von Peter reichen würde.

Als sie am Wagen stand sah sie in die Geldbörse. Sie fand sofort seinen Personalausweis. Peter Jakowky hieß in Wirklichkeit Axel Thiel.

Sie steckte die Geldbörse in ihre Jackentasche und setzte sich dann ins Auto. Ihr Freund hatte ihr ja mal gezeigt, wie man Auto fährt. Mit etwas Glück sah sie nach den Ereignissen der letzten Wochen auch älter aus. Dann würde kein Polizist sie anhalten und nach dem Führerschein fragen.

Sabine schüttelte diese Gedanken aus dem Kopf. Im Imbiss war das alles nicht mehr real. Nicht mehr von Bedeutung. Sie war über hundertfünfzig Kilometer von dort entfernt und wie es aussah, hatte man noch nicht mal die Leiche von Axel Thiel gefunden.

Sein Geld hatte sie inzwischen ausgegeben. Nun hatte sie nur noch die dreißig Euro, die ihr der Fernfahrer vor über einem Monat gegeben hatte. Axel war zwar so dumm gewesen, dass er seine Geheimnummer auf die Karte geschrieben hatte, aber wenn sie seine Leiche finden würden, würden sie auch seine Kontenbewegungen verfolgen. Dann würden sie über kurz oder lang auch auf Sabine Richter kommen, die die ganze Sache einfach nur vergessen wollte.

Sie sah sich im Imbiss um. Es waren nur sie, der Wirt und ein Rentner da, der in seine Zeitung vertieft war. Die Einrichtung war wie üblich eher schlicht und funktionell. Etwas kitschige Dekoration sollten dem Imbiss einen gemütlichen Ton geben, sahen aber alle nur schrecklich aus.

In der Ecke neben den Toiletten stand ein Münzfernsprecher in einer eigenen, alten, gelben Kabine. Das Telefon schien mit ihr sprechen zu wollen. Oder wollte Sabine damit sprechen. Jedenfalls konnte sie kaum ihre Augen von dem Telefon nehmen.

Nachdem sie sich eine Currywurst mit Pommes bestellt hat, zählte sie ihr Kleingeld. Sie konnte sich ein Gespräch leisten. Langsam ging zu zum Telefon hinüber.

Sabine nahm den Hörer ab, warf die erste Münze ein und wählte die Telefonnummer, die sich schon als kleines Kind beherrscht hat.

Es tutete drei Mal, ehe eine altbekannte Stimme sich meldete.

"Hallo, Mama", sagte Sabine ruhiger als sie es gedacht hätte. "Hier ist Sabine...

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