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Das ist die Buße

von Christoph A. Erlmoser

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Regentropfen preschen gegen die Windschutzscheibe des schwarzen Renaults, der die Straße entlang rast. Schon seit zwei Tagen regnet es unaufhörlich über New York. Die Straßen sind mit riesigen Wasserlacken übersät. Die Reifen haften auf dem nassen Beton fast gar nicht. Doch darauf achtet er nicht. Fährt einfach weiter die Straße runter. Schon fünf Polizisten, die mit ihren schwarzen Regenmänteln durch die Menschenmassen auf den Gehsteigen waten hatten ihn mit ihren Pfeifen anhalten wollen. Doch er hat sie einfach ignoriert. Via Funk haben sie ihn der Zentrale gemeldet. Überhöhte Geschwindigkeit. Kennzeichen NY4286. Schicken Sie sofort einen Streifenwagen zur 5th Avenue oder es passiert noch was! Blau-Rot blinkt es hinter seinem Wagen. Durch den Rückspiegel kann er es sehen. Doch er ignoriert es einfach. Seine linke Hand hat er am Lenkrad während die andere sanft über den Doppellauf streichelt. Sie dürfen ihn nicht anhalten. Er braucht alle 45 Schuss in seinem Rucksack, plus der zwei in seinem Gewehr. Er will sie nicht an zwei Polizisten verschwenden. Immer weiter, scheinbar ohne Ziel fährt er, nun bereits mit 150 Stundenkilometern die Straße hinab. Würde er nun in eine Kurve einbiegen, würde er schlittern und gegen eine Hauswand prallen. Optionen:

  1. Tod durch Explosion… schön laut, aber bleibt den Menschen nur für kurze Zeit in Erinnerung.
  2. Tod durch Genickbruch… schnell und schmerzlos aber kommt jeden Tag mal irgendwo vor.
  3. Tod durch Verbluten… die Wahrscheinlichkeit, das man verblutet bevor die Rettung kommt ist sehr gering. Außerdem gibt so was nur einen kleinen Absatz in der Zeitung.

Aber er will auch gar nicht in seinem Auto sterben. Er muss auch gar nicht abbiegen. Immer gerade aus. Noch ein paar Minuten und dann ist er da. Die Bullen kleben ihm am Heck wie Kletten. Doch das kümmert ihn nicht. Viel mehr konzentriert er sich auf das was vor ihm liegt.

 

Schlagzeile:

Massaker im Harold Buff Einkaufszentrum

Gestern Nacht ereignete sich im Harold Buff Einkaufszentrum eine Tragödie. Der 42 jährige…

 

Noch höchstens zwei Minuten, dann ist er an seinem Ziel angekommen. Das Blinken hinter ihm ist bei der letzten Kreuzung auf der Strecke liegen geblieben. Kein Benzin mehr. Völlig egal. Starke Bremsung. Leichtes Schleudern und schließlich Stillstand. Schlüssel stecken lassen - nicht mehr nötig. Türe auf jedoch nicht mehr zu - nicht mehr nötig. Hat er alles? Die Schrotflinte, den Rucksack mit der Munition, den Brief… Ja alles da. Langsam bewegt er sich auf den Eingang des großen Gebäudes zu. Es umfasst geschätzt an die 40 Geschäfte und bietet Platz für rund 1400 Arbeitsplätze. Egal. Völlig egal. Wichtig ist nur seine Flinte. Keine normale. Nein er hat sich was ganz besonderes ausgesucht. Sizilianischer Herkunft hat der Verkäufer gesagt. Abgesägt hat der Verkäufer gesagt. Streut gut hat der Verkäufer gesagt. Genau richtig um mehrere Personen zeitgleich zu erschießen hat der Verkäufer gesagt. Da konnte er nicht umhin, diese Waffe als perfekte Waffe für die Ausführung seines Plans zu befinden. Und tatsächlich hält er sie nun in seinen Händen. Nun hat er das Einkaufszentrum betreten. Sind noch ganz schön viele Leute da. Ist ja erst acht Uhr. Neue Verordnung. Geschäfte dürfen an einem bestimmten Tag in der Woche bis neun Uhr offen haben. Da hat man sich für Donnerstag entschieden. Donnerstag. Sein Geburtstag war ein Donnerstag. Kein schöner Tag. Seinen Geburtstag hatte er immer gehasst. Nie hat er was bekommen. Immer wurde er ausgelacht. Im Waisenhaus. Da haben ihn sogar die Betreuer verspottet. Die ersten Leute haben es bemerkt. Jetzt hat er nicht mehr viel Zeit. Es verbreitet sich wie ein Lauffeuer und innerhalb von einer halben Minute weis es jeder im Gebäude. Nun muss er handeln. Ein dumpfer Aufschlag. Der Treffer hat gesessen. Tot? Ja, eindeutig tot. Nun ist es wie er es erwartet hatte. Für den Bruchteil einer Sekunde ist es vollkommen Still. Dann Chaos. Menschen rennen kreischend hin und her und laufen zu den Ausgängen. Plötzlich wieder still. Bis der Körper auf dem Boden aufschlägt. Eine weitere Ladung Schrot hat den Lauf seines Gewehrs verlassen. "Still!", ruft er "Ihr haltet jetzt alle die Klappe und kommt hier her." Mit seiner rechten Hand weist er auf eine große Fläche wo jeden Montag eine Bühne steht. Erst letzte Woche hat dort ein Elvis-Imitatorenwettbewerb stattgefunden. Einige von den Kandidaten waren sogar echt gut. "Na los wird’s bald!?" Und langsam bewegen sich die Menschenmengen zu den Rolltreppen und fahren hinab in das Erdgeschoss, in dem sich der Mann mit der Schrotflinte befindet, den sie alle nicht kennen. Auch er kennt sie nicht. Frauen, Männer und Kinder. Mit Hunden, ohne Hunde, im Rollstuhl, mit Krücken… Sie alle stellen sich auf der Fläche auf, wie ihnen der Mann befohlen hat. "So, die Behinderten, die Alten und die Mütter mit Kindern kommen jetzt mal alle nach Vorne. Ihr könnt gehen, aber beeilt euch. Ihr könnt ruhig die Polizei rufen, bis die da ist bin ich längst…" Doch bevor der Satz zu Ende gesprochen wird hört man von draußen her Sirenen. Woher hat die Polizei davon erfahren? Da kommt es ihm wie ein Geistesblitz. Er hat die Angestellten und die Menschen vergessen, die sich während seines Ankommens in den Geschäften waren und auch jetzt noch dort verweilen. Egal. Keine Zeit. "Vater unser der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name. Wie im Himmel so auch auf Erden. Dein Reich komme, dein Wille geschehe. Unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld. Denn auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit." Weinen ist zu hören in den hinteren Reihen der Gruppe, die da reglos stand. Voll und ganz darauf bedacht dem scheinbar Wahnsinnigen nur ja keinen Grund zu geben wie wild auf sie los zu schießen. Doch es nutzt nichts, denn machen wird er es sowieso. Es ist nur eine Frage der Zeit. Und nun ist es an der Zeit. Langsam legt er sein Gewehr an. Zielt in die Mitte der vordersten Reihe. Streut gut hat der Verkäufer gesagt. Genau richtig um mehrere Personen zeitgleich zu erschießen hat der Verkäufer gesagt. Und er behält Recht. Schreie hallen. Nachladen. Ein Griff in den Rucksack. In den Lauf. Zuklappen. Schuss. Und noch einmal wiederholt er die Prozedur. Und noch einmal. Und noch einmal. Zehn Leute stehen… nein knien zitternd vor ihm. Noch 21-mal könnte er schießen. Er hat sich etwas mit der Menge vertan. Zweimal muss es noch sein. Noch ein kurzes Zucken. Tot. Der Körper bleibt reglos liegen. "Amen" Blut. Biologie: Blut dient dem Körper zum Transport von Nährstoffen und Sauerstoff. Der Blutfarbstoff des Menschen ist rot. An ihm bleiben die diversen Nährstoffteilchen hängen und werden so bis zu den einzelnen Organen transportiert. Je heller das Blut, desto sauerstoffreicher ist es. Die Wände rot. Weiße Wände, nun rot. Wird man wohl übermalen müssen. Sicherlich keine schöne Arbeit. Der Fliesenboden… blutverschmiert. Er blickt nach oben. Ein Fenster steht offen. Ein Rabe sitzt auf einer Stange knapp vor dem Fenster. An ihr ist die Deckenbeleuchtung befestigt. Der Rabe. Edgar Allen Poe: "Friss nicht weiter mir am Herzen, pack dich ohne Wiederkehr, kehr zurück nach Plutosphäre!" Sprach der Rabe "Nimmermehr" "Friss nicht weiter mir am Herzen, pack dich ohne Wiederkehr!" Schule im Waisenhaus. Er hat das dort gelesen. Die klassische Terror-Horrorgeschichte. Schon sehr alt. Eigentlich gar nicht gruselig, aber damals waren die Leute wohl noch leichter zu erschrecken. Kalt fühlt sich der Eisenlauf des Gewehrs an. Er spürt wie seine Schläfe pocht. Den Finger am Abzug. Er denkt noch einmal kurz darüber nach. Ja so ist es richtig. Die einzige Lösung. Bekannt ist er mit seiner Tat ja nun bereits geworden. Oder zumindest morgen wird er bekannt dafür sein. Doch der Grund für das ganze Massaker… Selbstmord. Mit seinem Tod wollte er das schaffen, was er sein gesamtes Leben lang nicht geschafft hatte. Er war bekannt geworden. Ein Mensch von dem man auf der Straße spricht. Freunde hatte er sein ganzes Leben lang nicht. Er hat sich irgendwie durchs Leben geschleppt. Niemand, wirklich niemand, der ihn kennt könnte ihm seinen Namen nennen. Nein, er hatte nie jemanden. Doch jetzt würde er berühmt werden.

 

Schlagzeile:

Massaker im Harold Buff Einkaufszentrum

Gestern Nacht ereignete sich im Harold Buff Einkaufszentrum eine Tragödie. Der 42 jährige Obdachlose Warren D. Cage, der seine überaus dramatische Jugend in einem Waisenhaus in West-Minnesota zubrachte lebte schon seit längerer Zeit in den New Yorker Slums. Am zweiten Juli brach der Hilfsbedürftige einen Zigarettenautomaten auf und stahl den gesamten Inhalt. Ermittlungsleiter Peter Nite erklärt: " Wir vermuten, dass er mit dem Geld und den Zigaretten aus dem Automaten, die sizilianische Schrotflinte auf dem Schwarzmarkt erstanden hatte, mit welcher er die Bluttat vollstreckte." Bereits am nächsten Tag brach er einen Renault Clío auf und fuhr zirka um 7:45 Uhr los. Mehrere Polizisten wollten den Temposünder anhalten, doch er ignorierte sie vollends. Es wurde zwar ein Streifenwagen auf den Wagen angesetzt, doch diesem ging bereits nach wenigen Minuten Verfolgung das Benzin aus. Peter Nite will hierzu nicht Stellung beziehen. Im Harold Buff Einkaufszentrum angekommen, erschießt er zwei Menschen um sich die Aufmerksamkeit der anderen zu holen. Diese zwingt er, sich auf einem größeren Platz in 7 Reihen aufzustellen. Nachdem er die Frauen mit Kindern, die Älteren sowie auch die physisch und psychisch Behinderten gehen ließ, begann er sein Werk. Mit nur wenigen Schüssen streckt er die gesamte Menschenmenge in nur wenige Minuten nieder. Nur die Leute die sich in den Geschäften im ersten Stock versteckt hatten haben überlebt. Ein Zeuge: "Wir habe uns hinter der Bar versteckt. Dieser Kranke hat das Vaterunser gesprochen und dann unversehens einen nach dem anderen abgeknallt." Insgesamt 38 Menschen fallen dem Mann und seinem Gewehr zum Opfer. Danach hält er sich das Gewehr an die Schläfe und drückt ab. In einem Brief, den die Ermittler in der Jacke der Leiche des Amokläufers fand schreibt selbiger: "Das ist die Buße."

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