© 2003 Stark, alias Stephan Fuchs
Der kleine Junge wusste genau was passiert war, dessen war sich Jason sicher. Der kleine Mistkerl musste es wissen, er konnte sich noch so unwissend und dumm stellen. Tommy!, dachte Jason, Jungen die Tommy hiessen wussten immer alles. Er ist blond. Jungen die blond sind wissen immer alles! Er hat grüne Augen, verstohlen und gefährlich. Er weiss es! Er weiss zuviel.
Tommy sass weinend und mit einem von seinem Blut vollgesogenen Pyjama in einer dreckigen Ecke des ansonsten verlassenen Mietshaus. Das Gebäude sollte bald gesprengt werden und eigentlich war der Aufenthalt hier verboten, trotzdem war der junge hierher gekommen. Dummer Junge. Tommys kleine Zehen begannen zu zucken als eine Ratte heimlich über seinen Fuss wanderte und kurz danach vom Schatten der Nacht verschluckt wurde.
"Sag schon Junge, was suchst du hier? Was hast du gesehen? Arbeitest du für die Bullen? Ich weiss das die Auch Kinder benutzen, um an mich heran zu kommen! Du bist nicht der erste kleiner dummer Tommy! Sag mir, wie viel hast du gesehen?", fuhr Jason ihn abermals an. Er hatte eine lange Narbe, die weit über seinem linken Ohr begann und kurz vor seinem Auge aufhörte, und die durch seine Glatze besonders widerlich auszusehen schien. Jasons Gedanken wiederholten sich und pulsierten in dieser Narbe. Er weiss zuviel er weiss zuviel er weiss zuviel erweisszuviel ERWEISSZUVIEL!
Jason schlug seine Faust hernieder und traf auf die Wunde an der linken Brust des Jungen. Tommy glaubte Geister zu sehen, alles war verschwommen und her hörte seine Mutter: "Tommy, ich bin’s Mom, komm schon, du gehörst zur Familie, komm zu Mama komm zu den Höllenkindern des Teufels, du gehörst zur Familie Tommy! Komm Her Tommy!"
Tommy schloss die Augen einen Moment, öffnete sie dann wieder und die Stimme seiner Mutter so wie die Geister waren weg. Kurz danach füllten sich seine Augen mit dem süssschmeckenden Wasser seiner Tränen des Schmerzes.
"Sprich Junge! Sprich! Sprich! Hat die Polizei dich geschickt? Oder sogar das FBI? Sie sind schliesslich alle hinter mir her, oder? Sprich verdammt!", Jason Schlug abermals auf die Wunde, die er Tommy mit seiner glitzernden Rasierklinge zugefügt hatte, bevor er merkte das es nur ein kleiner Junge war und kein Polizeiagent. Aber er ist ein Polizeiagent, ein Verdammter Cop, vielleicht auch einer vom FBI!, widersprach der Paranoide teil in ihm.
Tommy schrie und Schluchzte und nässte sich ein und weinte und schrie erneut.
Dann sprach Tommy das erste mal mit dem bösen fiesen ollen Mann.
"Ich weiss nichts. Ich hab nichts gesehen. Ich weiss nicht was sie wollen. Ich will zu meiner Mom, will zu Mami, wo ist sie. Ich weiss nichts Sir, aber bitte schlagen sie mich nicht. Bitte nicht mehr Schla..."
Die Faust des Glatzköpfigen Mannes Schlug wieder zu. Diesmal Schlug Jason Tommy 2 Milchzähne aus dem siebenjährigen Jungen heraus. Ein dünner streifen warmen Kinderbluts rann langsam über das samtweiche Kinn herab und tropfte unbemerkt in die grosse Lache die sich unterhalb des Pyjamas gebildet hatte. Tommy hielt sich einen Moment das schmerzende Kinn bevor er sich wieder mit der Wunde beschäftigte und schaute dann wieder erschrocken und ängstlich zum Mann mit der pulsierenden Narbe. Er hielt nun einen funkelnden Gegenstand in seiner Hand, der erst wirklich sichtbar wurde als der Mann sich etwas bewegte und das Mondlicht durch das Fenster an der Ostwand einen Blick auf das Unheilvolle Ding zuliess. Es war ein Revolver.
Als Jason die Angst ihn Tommys Gesicht sah, verschwand seine Wut und ein starkes Gefühl der Macht nahm seinen Platz ein. Er lächelte ein fieses lächeln, bevor er den Hahn der Waffe spannte.
"So Junge, lass uns einwenig spielen. Wie wär’s mit Roulette? Oder besser gesagt mit russischem Roulette?"
"Nein, bitte nicht töten, ich weiss nichts, bitte.", sagte Tommy.
"Du weißt sicher, das in den sechs Schuss nur eine Patrone drin ist, oder? Nun, ich werde zuerst auf dich Feuern, und dann auf dich, und dann wieder auf dich, okay? Immer Abwechselnd, okay?", ein hässlich fröhliches lachen durchstreifte das Gebäude.
"Nein, bitte nicht...",
"Du kannst aber auch gleich reden, dann lasse ich dich gehen, okay? Also, Was hast du gesehen?"
Die Mündung war direkt auf die Stirn des Hilflosen kleinen Tommy gerichtet. Womit hatte er das Verdient, fragte er sich.
"ich sagte doch, Sir, ich habe..."
klick
"Junge, dein tot ist nicht weit entfernt und deine Bullenfreunde werden dir auch nicht helfen, also REDE verdammt, okay?"
Die Waffe weiter mitten auf die Stirn gerichtet versuchte Tommy es noch mal:
"Ich sagte ihnen doch, ich weiss nichts. VERDAMMT NICHTS, ÜBERHAUPT NICHTS!", Mutlosigkeit eine deprimierende Verzweiflung und Angst schwangen in den Worten mit.
Klick
"GESTEHE!", die Wut war zurück.
"Ich habe nichts zu GESTEHEN!"
Klick
"Deine Chancen schwinden, mein Junge. Vielleicht bist du bei der nächsten Bewegung meines nervösen Zeigefingers TOT!"
"Ich habe nichts zu gestehen", sagte der Junge resigniert, als wüsste er, das er so oder so sterben müsse. Aber stimmte das? Musste er wirklich sterben? Nur weil ein so durchgedrehter Psychopath anstatt irgendwo in Brooklyn nun mal hier herumrannte?
Klick
"Du wirst sterben wenn du nicht redest", nun war der Ton von Jasons stimme schwer zuzuordnen, da selbst seine Gefühle nicht richtig einzuordnen wahren. Er empfand Wut, das Gefühl beobachtet zu werden, aber auch Macht und etwas Mitleid, dazu noch das Bedürfnis irgendjemandem schmerzen zuzufügen.
"Was wollen sie denn hören?", flüsterte Tommy leise. Er hatte erkannt, das wenn er weiter nichts sagte sterben würde, also wollte er lügen um sein leben zu retten. Er wollte nicht zu seiner Mutter in die Hölle. Er wollte zu seiner lebenden lieben Mutter, die es seit einem Jahr nicht mehr gibt. Seine Mutter hatte früher gekokst und starb an einer Überdosis, Daddy sagte ihm, dass sie in der Hölle ist, und in seinen Träumen sah Tommy sie manchmal. sie sagte ihm, dass er zur Familie gehörte und auch bald kommen würde. Bald.
"LECK MICH, KLEINER MISTKERL!" bevor Jason diesmal abdrückte überkam ihn ein Machtgefühl, das er noch nie in seinen Adern spürte und diese Macht steigerte sich noch mehr, als der Rückstoss des Revolver erfolgte.
PENG
Die Kugel schoss aus der Mündung und warf sich gegen die milchigweisse Stirn des Kindes und durchdrang seine Schädeldecke mit einem unheimlichen knistern, bevor sie sich durch die Hirnmasse wagte um aus der Schädeldecke hinten wieder herauszukommen. Blut spritzte an die Dreckige Wand. Bevor Jason abdrückte sah Tommy noch mal sein kurzes leben in einer Sekunde an sich vorbeiziehen. Er sah genau sieben dinge. Zuerst sah er Dunkelheit, die dann vom Licht verdrängt wurde. Danach sah er die Gesichter seiner Eltern. Das waren Drei. Dann folgte ein Sonnenfinsternis die er in seinem vierten Lebensjahr erlebte, danach von einem Monstertruck – Digger war es, sein liebster. Als zweitletztes sah er den Revolver knapp unter der Narbe Jasons. Zum Abschluss wieder Dunkelheit, die den Kreis schloss. Das war sein Leben.
Anmerkung: Der Junge hatte nichts gesehen. Jason Tayler hatte zuvor ein Massaker angerichtet und eine kleine Familie, die er sein eigen nannte erschossen, aus Angst, sie könnten etwas darüber verlieren, dass er seine Schicken Anzüge so wie Schuhe und andere Kleidungsstücke klaute. Er litt da schon unter starkem Verfolgungswahn. Er schaffte die Leichen in das alte Mietshaus. Nicht weit davon Entfernt lag ein kleiner Spielplatz auf dem der Kleine Tommy Villiger spielte. Von diesem Spielplatz konnte man das Mietshaus nicht sehen, und auch der Weg von Jasons haus zu den Mietwohnungen war nicht in sichtweite des Spielplatzes.
Einige Tage nach dem brutalen Mord an Tommy, liess sich Jason ein warmes bad in einem Motel ein und schnitt sich mit seinem Rasiermesser die Pulsadern auf. Er durfte dann zu Tommys Mom in die Hölle. Tommy selbst holte Gott in sein Himmelreich.