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WELTENBRAND 

© 2006 Tim Riewe

Die Ruhe vor dem Sturm

Der Nebel kam langsam aus den Tälern gekrochen und die Sonne tat ihren Siegeszug. Die Spinnen spannten ihre Netze, die nun im Morgentau glänzten und ich war fröhlicher Dinge, denn es war mit die glücklichste Zeit meines bisherigen Lebens. Die Wirtschaftskrise, die Deutschland seit der Jahrhundertwende erschütterte schien vorbei zu sein, denn seit 2007 nahm die Zahl der Arbeitslosen, zwar langsam aber stetig ab und Deutschland war wieder in aller Munde und erlebte einen zweiten Frühling.

Ich war nun seit 4 Jahren mit Marlene verheiratet, der Mutter meiner beiden Kinder Philipp und Maybrit. Sie war wie der Fels in meiner Brandung, welcher mir Halt gab in stürmischen Zeit, welche ich kennenlernte, als ich mit dem anderen Geschlecht schon fast abgeschlossen hatte. Ich war es aber, der die Traumschlösser baute, in Wolkenkuckucksheim leben wollte mit den schönsten Frauen des Planeten, welche mich anschließend um mein Geld brachten und mich unsanft auf den Boden der Tatsachen fallenließen, wie einen Mehlsack.

Es war Ende 2003, als ich sie in der Septembersonne kennenlernte, wie ich finanziell am Ende schien mit den paar hundert Euro Arbeitslosengeld, welche ich unregelmäßiger erhielt, da ich den Repressalien des Arbeitsamtes nicht unbedingt immer Folge leistete.

Ja sie gab mir neuen Lebensmut und mit ihrer Stimme, fand mein Leben wieder geregelte Bahnen und selbst im besonders schwierigem Jahr 2004 fand ich rasch Arbeit als Angestellter bei der Abfertigung auf dem Paderborner Flughafen. Meine Frau war Stewardess bei einem bekannten Touristikflieger und konnte mir so einen festen Arbeitsplatz auf dem Flughafengelände verschaffen. Ich selbst war gelernter Industriekaufmann, war aber nie übernommen worden, nachdem ich 1999 meine Lehre abgeschlossen hatte. Also verpflichtete ich mich für 4 Jahre bei der Bundeswehr, die mich u.a. Anfang 2003 für einige Monate auch nach Afghanistan verschlug, bevor ich dann ab Mitte des Jahres auf der Straße stand. Aber dazu später.

Meine Gedanken waren nun wieder in der Gegenwart angelangt und ich half meinen beiden Kindern beim Drachensteigen....sie waren 2-eigige Zwillinge und wurden jetzt im Herbst vier. Der Drache, welcher einen langen Schweif hatte, stieg höher und höher in die Lüfte.

Ich wollte das meine Kinder, eine Kindheit verleben konnten, wie auch ich sie genoß, aber konnten sie das ? Ich wurde Mitte der 70ger Jahre geboren, zu einer Zeit als der Terror der RAF die Bundesrepublik erschütterte, aber doch stabil hielt – zu einer Zeit, wo von Pejestroika noch lange keine Rede war, Brandt längst kein Bundeskanzler mehr war, aber wo der Wohlstand mehr und mehr wuchs, wo es noch keine Nintendospiele gab, wo man noch natürliche Ressourcen nutzen konnte für untriebige Spiele in freier Natur.

Die 80ger Jahre waren meine Kindergarten-und Grundschulzeit. Den Mauerfall erlebte ich schon, da war ich 12 oder 13. Die 90ger Jahre prägten meine Jugend, aber die Zeiten wurden dann ab der Jahrtausendwende stürmischer, schon wenn ich daran dachte wie die Konflikte im Nahen Osten wieder aufflammten und dann wie Präsidenten wie Putin und Bush an die Macht kamen, wie auf allen Seiten die Töne radikaler wurden, wo Weltpolitik von Leuten gemacht wurde, deren Demokratieverständnis sehr verkümmert war und der 11. September 2001, vielleicht schon damals die Vorahnung der schrecklichen Ereignisse, welche 10 Jahre später eintreffen sollten.

Ich muß allerdings dazu sagen, daß nachdem es 2004 und 2005 noch recht unruhig war seit 2006 wieder es so schien, als ob die Menschen einlenkten, doch wie sollte es anders sein, der Strom der Geschichte riß nicht ab und Geister der Vergangenheit begannen langsam, sehr langsam und verdeckt ihren stetigen Siegeszug, welche uns in eine neue Katastrophe bringen sollte – eine Katastrophe, deren Ausmaß man nur erahnen konnte.

Wieder kehrten die Gedanken zurück zu meinen Kindern, die ihre Drachen stiegen liessen. Sie wunderten sich wie die sanfte Brise, die Drachen tragen konnte. Jeder Tag war noch für sie neu und jede noch so kleine Nichtigkeit ein Erlebnis. Ich und meine Frau – wir wollten, daß sie weitgehend ein Leben ohne Mattscheibe führten, was sich natürlich in der heutigen digitalen Welt nur sehr schwer bewältigen ließ, so blieben sie dann doch 1 Stunde am Tag der Glotze ausgesetzt, aber dank der Mediasperre, konnten sie sich nur bestimmte Sendungen anschaun. Wer sollte wissen, das dieses alles der Vorabend des 3. Weltkrieges sein würde ?

 

4 Staatsmänner und ein Attentäter

Die Mediasperre war ein sehr nützliches Gerät – zumindest dachten wir dieses. Es zeigte die Welt durch eine Brille, war aber auf einem Auge blind, nur lange konnte es das wahre Gesicht der Gegenwart nicht mehr verbergen, was an jenem 28.10. des Jahres 2010 sich ereignet hatte. Politiker wie George W. Bush, Gerhard Schröder und Wladimir Putin waren längst nicht mehr die Gesichter, die das Weltgeschehen leiteten. Deutschland wurde nun von der CDU regiert, welche seit 5 Jahren, die absolute Mehrheit besaß. Der Bundeskanzler war allerdings weder Edmund Stoiber und auch nicht Angela Merkel. Nein, es war ein parteiloser Jungakademiker, der geschickt versuchte, die Geschicke Deutschlands wie in einem großen Konzern zu leiten. Sein Name war Markus Scholz – er war charmant und ein geschickter Stratege zu gleich. Ihn mochten die Frauen, aber er war auch ein Sunnyboy, ein gnadenloser Optimist, der ein wenig zu Oberflächlichkeit neigte. Der Präsident der Europäischen Föderation, Marvel Tenner, ein graumilierter alter Herr und Ire, war ihm wohlgesonnen, versuchte ihn aber manchmal mahnend in die Schranken zu weisen. Aber auch Marvel Tenner konnte im Grunde genommen nichts dagegen ausrichten, was Europa nun blühen würde. Die Europäische Föderation war noch im Aufbau und es war schwer mit den ganzen Staaten zusammen Entscheidungen zu fällen. Die Europäische Föderation war ein schwerfälliges Gebilde, welches allerdings langsam immer effektiver handeln konnte. Das war alleine Marvel Tenners Handlungsgeschick. Es gab nicht mehr viele Staaten in Europa, welchen sich nicht diesem Mammutgebilde angeschlossen hatten. Nun Bulgarien, Rumänien und die Türkei gehörten nun mal noch nicht dazu, aber es würde nicht mehr lange dauern, das auch diese Staaten langsam fähig waren dem großen Ganzen beizutreten. Die Türkei würde der EU wohl so um 2015 betreten können, während Rumänien und Bulgarien schon ab dem 1.6.2011 dazu gehören sollten.

Ob es dazu noch kommen würde.

An jenem 28. Oktober also, es war ein wunderschöner Tag und die Bäume breiteten noch einmal ihr goldenes Kleid aus, bevor der Novemberregen sie entkleiden würde. Luxembourg war ja schon in der Vergangenheit lange das Zentrum Europas...ein Zwergstaat, der 3 Sprachen beherbergte: Letzebourgisch, ein starker pfälzischer Dialekt und offizielle Landessprache, daneben dann halt Französisch und auch z.T. Hochdeutsch. Wie konnte so ein kleines Herzogtum bloß der Anschlag eines so schlimmen Attentates werden, wie an jenem 28. Oktober. Die Frage kann ich auch heute mir nicht 100 % beantworten.

Da waren sie alle in einer Reihe, die Staatsmänner der westlichen Welt mit der beliebten demokratischen US-Präsidentin, an ihrer Seite der deutsche Bundeskanzler Markus Scholz, der Türkische Premier Erdal Cem, wie natürlich auch Marvel Tenner. Die russischen Kollegen waren übrigens auch eingeladen, aber man beäugte sie in den letzten Monaten ein wenig argwöhnisch, da sich das Klima der Pejestroika deutlich abgekühlt hatte. Es war nämlich in Russland zu misteriösen Todesfällen bei Oppositionellen gekommen, welche man mit Sorge beobachtete. Der Geheimdienst FSB leitete insgeheim die Geschicke des Landes, doch ein Marionettenkabinett sollte nach außen den Anschein wahren, daß die Demokratie in Russland nicht ganz tot wäre. Gennadij, der neue russische Außenminister, kooperierte wieder mit der EU und der USA, wie in alten Zeiten, auch wenn die EU mit seinen Grenzen längst an russisches Territorium angekommen war. Aber in der EU blieb ein fader Beigeschmack, da es auch einige Terroranschläge in Russland gab, wo manche kritische Beobachter behaupteten, sie wären selbst von Geheimdienstkreisen initiiert worden, um weiter den Ausnahmezustand auszurufen und daher sämtliche Menschenrechte mit Füßen zu treten.

Doch kommen wir zurück nach Luxembourg an jenem Tag, wo u.a. das Gesprächsthema war, daß die Türkei nun als demokratischer Rechtsstaat bald schon Vollmitglied der EU werden könnte, schon vor dem besagten Jahr 2015. Außerdem wurde die wirtschaftliche Lage von Rumänien und Bulgarien inspiziert, welche ja nun in einem guten halben Jahr der EU betreten sollten. Beide waren wirtschaftlich noch relativ schwach, aber man konnte einem Beitritt dieser Länder ruhig entgegen sehen, da ja das Wirtschaftswachstum in der gesamten EU in den letzten 3 Jahren jedes Jahr über 3 % gelegen hatten.

Nach einer Pressekonferenz geschah es: Die Präsidenten und Außenminister verließen nun langsam den Saal, nachdem die Pressemeute so einigermaßen befriedigt wurde.

EU-Kommissionspräsident Tenner wurde von der Pressemeute so lange mit Fragen bearbeitet, bis er sich in eine Ecke stellte und seine Hände den Mikrophonen entgegen hielt. "Jetzt mal ganz langsam," versuchte er die Reporter zu beruhigen. "Um eines klarzustellen Sie haben gleich bei der Pressekonferenz im Chateau die Möglichkeit mir Fragen zu stellen und ich werde mir eine viertel Stunde Zeit nehmen, um diese so gut wie möglich zu beantworten ok....." Und da schritt er von dannen.

Im Pressesaal des Chateaus, wie auch der jetzige Regierungssitz des luxem-bourgischen Herzogs und der EU-Administration hieß, konnte Tenner die Reporter beruhigen, die meist in englischer und deutscher Sprache auf ihn einwirkten.

"Um eines klarzustellen, wir sind hier heute am 28.10.2010 zusammen gekommen, um einen neuen Vertrag zwischen Russland und der Europäischen Föderation auszuhandeln, der neue militärische Maßstäbe setzen soll und auch sich für eine weitere Demokratisierung Russlands einsetzt. Russland hat es in den letzten Monaten durch mehrere Anschläge in St. Petersburg und Moskau sehr schwer gehabt und mußte weitere Notstandsgesetze in Erwägung ziehen. Die Drahtzieher hinter den Anschlägen sind Moslemextremisten, die über den Kaukasus nach Russland eingeschleust wurden," versuchte er die momentane russische Krise zu erklären, die dort zu Notstandsverordnungen führte, die Pressefreiheit so weit einzuschränken, daß alle Medien gleichgeschaltet waren in einem Maße wie man es damals von Putin noch nicht kannte.

Sicher schon damals war Russland keine Demokratie mehr, aber die Bürger hatten es noch mit einem mehr oder weniger funktionierendem Rechtsstaat zu tun. Dann aber war Putin die Kontrolle über den Geheimdienst, der ihn groß zog, abhanden gekommen, so daß er schnell von den Geheimdienst ab serviert wurde, denn nun hatten sie das absolute Sagen und ließen eine Scheindemokratie aber weiter zu.

Aber Russland war nicht das eigentliche Problem, denn nicht von Russland ging die Gefahr aus, die alle insgeheim fürchteten......ein Konflikt, der schon seit einem Jahrzehnt in der Luft schwirrte war es: Al-Kaida war es, die hier und dort Anschläge veranstalteten, aber nicht totzukriegen schienen.

Und dann geschah es, was so unerwartet schien, wie die Katastrophen in New York im Jahre 2001, es gab einen lauten Knall und plötzlich war der Bildschirm schwarz. Das es eine Explosion gab, konnte man noch erkennen, danach war allerdings die Technik defekt und man konnte die Katastrophe dieses Ausmaßes nur erahnen.

Schnell schaltete ich auf einen anderen Kanal zu zappen und ich war bei diesem Schrecken froh, dass meine Kinder nicht sahen, was ich nun sah......es wurde überall das Programm unterbrochen und nur noch Bilder der Explosion waren zu sehen, den offensichtlich hatten andere Kameras nicht versagt. Um noch genauere Informationen über das Unglück zu bekommen griff ich zur Tastatur des Fernsehgerätes und wollte die digitalen Informationen der letzten 10 Minuten von dieser Liveübertragung aus dem Chateaux noch einmal aufrufen, denn das war mit meinem neuen Digimetivi möglich, den ich mir zu meinem Geburtstag erworben hatte, aber dieser Service von ARD digital schien ausgefallen zu sein. Auch auf anderen Sender schien der digitale Service außer Kraft gesetzt worden zu sein.

Dann kamen die entscheidenen Nachrichten: Das Chateaux glich nun einem Kohlenkeller und 4 Politiker waren sofort tot, während andere wohl scheinbar bei der Explosion mehr auf der geschützteren Seite standen, welche sie schwer verletzte. Die Kameras waren nun z.T. noch an und das Bild wackelte....nun kamen Ersthelfer und Notärzte in den Saal gestürmt, gefolgt von einer Soldatenstaffel der europäischen Antiterroreinheit EDT (European Defence against terrorism). Wie sofort durchdrang schienen es sich bei den 4 Politikern, die gleich tot waren um den russischen Außenminister, den Bundeskanzler, dem EU-Kommissionspräsidenten und dem türkischen Ministerpräsidenten zu handeln. Ein Reporter war sofort tot und bestand nur noch aus zerfetzten Hautpartikeln, Blutlachen und andere detaillierte Beschreibung möchte ich mir hier ersparen....ich kam mir vor wie in einem Alptraum zu wandeln, einem Moment der so unglaubwürdig erschien, daß ich mich von jetzt auf gleich für geisteskrank und schizophren erklärte. Es war nicht einmal der Schreck, der mich so erschütterte, sondern dieses unvorhersehbare Grauen, was mich nun mehr und mehr wie gelähmt erscheinen ließ. Draußen auf den Straßen fingen plötzlich an die Alarmsirenen zu heulen und es schien, als würde nun der Weltuntergang eingeläutet würde. Plötzlich fingen einige Leute wie verrückt an zu schreien und auf die Straßen zu laufen: "Der 3. Weltkrieg, der 3. Weltkrieg..."

 

 

Staatstrauer

Es war eine Katastrophe, wie es sie seit der großen Sintflut in Asien oder dem 11. September nicht mehr gegeben hatte und noch schlimmer, es mußten an einem Tag 4. Staatsmänner sterben, Männer wie du und ich, die die höchsten Ämter der Welt inne führten. Die amerikanische Präsidentin kam mit dem Schock davon, sie hatte Gott-sei-Dank überlebt, aber 4 andere Männer starben. Nun war der Terror wieder da. War er in den vergangenen Jahren im nahen Osten zu Hause, war er nun nach Europa zurück gekehrt. Wie konnte das passieren in dem gutbewachten Chateau, kein Geheimdienst schien in der Lage gewesen zu sein dieses Attentat zu vereiteln. Nun war in der ersten November- woche also kollektive Staatstrauer angesagt.

Es waren so bewegende Momente der Geschichte negativerweise versteht sich, das ich keinen Bissen runterkriegen konnte. Sicher zu der Zeit waren doch so manche Politiker verhasst, aber das gab noch lange keinem Attentäter den Anlaß einfach hohe Würdenträger so einfach kaltblütig nieder zu metzeln, noch dazu waren viele von ihnen wirklich auch Hoffnungsträger, die nicht weiter den Weg der Korruption und des eigenen Machtinteresses gehen wollten.

Nehmen wir gerade Außenminister Gennadij, jemand der zwischen dem Westen und Russland vermittelte und eine neue Pejestroika heraufbeschwor im Übrigen, so unkten Kritiker, shr zum Mißlieben bei den russischen Geheimdiensten. Trotz alledem war auch Gennadij eine sehr zwielichte Gestalt, genau wie der jetzige russische Präsident, der Putin durch eine Intrige absetzte.

Dann der türkische Ministerpräsident, der in seinem Land als glorreicher Verfechter des kemalistischen Staates galt und trotzdem weiter und weiter den Weg nach Europa einschlug. Er war nicht wie sein früherer Vorgänger aus einer islamischen Bewegung vorgetreten, aber dessen Partei war auch in der dortigen Regierungskoalition. Da hatte es unterschwellig doch in der Türkei in der letzten Zeit immer wieder Anschläge gegeben, welche mal von dieser und mal von jener Terrorgruppe verübt worden waren....eine direkte Spur zu Al-Kaidi gab es dabei allerdings nicht.

Die Welt hielt nun zusammen wie nie in den Tagen davor und man nahm sich vor in gemeinsamen Aktionen die Terroristen zur Verantwortung zu ziehen. Von dem Selbstmordattentäter waren nicht viel Spuren zurück geblieben, nicht einmal ein Bekennerschreiben. Offiziell schien die Spur auf Al-Kaida zurück zuführen, aber es mußten auch Leute daran beteiligt gewesen sein, die den 4 ermordeten Personen sehr nahestanden. Es gab zumindest große Sicherheits- lücken, die eigentlich gar nicht hätten da sein dürfen. Jemand hatte den vermeidlichen Attentäter in die Konferenz gelassen, zu einem der am strengsten abgeschirmten Treffen der Weltpolitik, die es je gab. Hatte Al-Kaida eine neue Strategie verfolgt ? Wollte sie die großen Länder der Welt in einen Hinterhalt locken ? Und wieder war der Feind unsichtbar. Stand nun der 3. Weltkrieg unmittelbar bevor ?

Große Beachtung fand die Rede der amerikanischen Präsidentin, die mit einem Schock davon gekommen war. Auch ihr galt dieses Attentat, nur schien sie glücklicherweise weit genug von der Explosion entfernt gewesen zu sein.

Die amerikanische Präsidentin hatte der USA in den vergangenen 2 Jahren wieder das zurückgegeben, welches ihr Vorgänger, ein einfältiger Texaner verspielt hatte. Sie war bemüht mehr Transparenz in ihre Politik zu stecken, der anderen Ländern das Gefühl gab, das die USA im Gleichgang mit anderen Ländern gemeinsame Lösungen versuchte zu erarbeiten, so es für den Irak gewesen, wo Amerikanischen Soldaten ein echtes Vietnamtrauma begegnete, denn Tausende waren umgekommen. Nun war der Irak eine Blauhelmzone, die in 3 autonome Gebiete aufgeteilt war: in einen sunnitischen, einen schiitischen und einen kurdischen Irak. Seitdem war es ein wenig ruhiger geworden, jedoch gab es immer wieder Attentäte von Al-Kaida und anderen Selbstmord-kommandos. Al-Kaida hatte sich mehr auf die arabische Halbinsel verzogen und machte dem saudischen Königshaus das Leben schwer, noch schwillte dieser Konflikt, aber er schien seit Jahren kurz vor dem Ausbruch zu stehen.

Kommen wir zurück nach Deutschland:

Markus Scholz, der Bundeskanzler von Deutschland war umgebracht worden, sein Körper war in viele Teile zerrissen worden und es herrschte eine eisige und gespenstische Atmosphäre bei dem Begräbnis. Nun hielt der Vize-Kanzler die Regierungsgeschäfte inne, aber er tat es mit ziemlichem Unbehagen, wo er gleichzeitig der Außenminister war. Es wurde immer und immer wieder vom Trauergottesdienst aus Berlin berichtet und gleichzeitig gab es dann wieder Live-Schaltungen zu den Trauergottesdiensten in St. Petersburg, in Irland und in Ankara, wo die anderen Ermordeten jeweils beigesetzt worden waren.

In der ersten Sitzung nach den Trauerfeierlichkeiten standen alle Parteien von der SPD, der regierenden CDU, CSU, den Grünen, der Partei für soziale Gerechtigkeit, der PDS und der FDP Seite an Seite. Es wurden Reden laut von sogenannten Notstandsgesetzen, wie es sie letztlich nur nach dem Reichstags- brand von 1933 gegeben hatte. Man wollte nun wieder die Politik der harten Hand durchführen und der Polizei weitgehende Vollmachten geben. Es ging nun durch alle Fraktionen eine gewisse Stammtischpolemik, wie es sich für ein zivilisiertes Land nicht gehört. In der anschließenden Fragestunde, wo die Presse kritisch auf die weitgehenden Vollmachten der Polizei einging, wurde dann aber schon etwas sanfter abgewiesen, denn deswegen so beruhigten die Politiker würde die Polizei verdächtigen Personen keine Folter androhen, aber die Polizei könnte mit Hilfe der Notstandsgesetze verdächtige Personen für mehrere Tage in U-Haft nehmen, auch könnte nun die Armee zur Terrorbe- kämpfung im Inneren eingesetzt werden.

So gingen in den folgenden Tagen viele Kontroverse durch die Medien: Menschenrechtsorganisation erwarteten trotz Besänftigungen starke Ein- schnitte in der Demokratie in ganz Europa, man wäre auf dem besten Wege Methoden anzuwenden, wie man sie aus der USA nach dem 11. September kannte und was hatten sie gebracht ? Ein zerrissenen Amerika, welches ein 2. Vietnamtrauma im Irak erlitt und nur durch das Eingreifen der Blauhelme war dort die Lage einigermaßen unter Kontrolle und nur weil Bushs Nachfolgerin große Teile der USA aus dem Irak abzog und den Irak in 3 Territorien teilen ließ, wie ich es schon einmal näher beschrieben habe.

Die Lage in Israel war zwar nicht mehr so angespannt und man war weiter im Friedensprozess als zu Zeiten Arafats, aber im Palästinensischen Lager gab es viele Rivalitäten zwischen dem moderaten Lager und dem radikalen Lager. Israels Armee setzte nun zwar schon lange keinen Fuß mehr in den Gazastreifen, dafür allerdings kontrollierten unabhängige Armeen die Palästinensa-Gebiete, arabische, wie auch europäische Soldaten.

In der UNO war mit Hilfe der USA, arabischer Staaten, Russlands und Europa eine Armee entstanden, welche die Aufgabe der früheren Blauhelme einnahm, aber mehr Vollmachten besaß und auch als neutraler Pol in den Konflikt eingreifen durfte, wenn Attentate oder Bombenanschläge drohten.

All dieses war in erster Linie Deutschland, der amerikanischen Präsidentin, sowie dem ermordeten EU-Kommissionspräsidenten Tenner zu verdanken, die aber nur mühsam arabische Staaten und Russland auf ihre Seite ziehen konnten. China und Indien hielten sich bisher aus diesem Programm noch raus, wollten aber bald mitmischen. Dabei war die UNO 2 Jahre zuvor noch fast zerbrochen.

Was passierte weiter: Erst schien es, als würden alle an einem Strang ziehen und die Terroristen jagen, dann aber wendete sich das Blatt, weil seltsame Kundgebungen und Mutmaßungen der Geheimdienste komische Ergebnisse ans Tageslicht brachten. So gingen westliche Vermutungen plötzlich dazu über, das Teile des russischen Geheimdienstes dem zwielichten ermordeten Aussenminister Gennadij schon früher mit subtilen Drohungen gedroht haben, falls er nicht zurück trete. Gennadij war früher ebenfalls bei den Geheimdiensten und hatten in den 90ger Jahren gewissen russischen Oligarchen und der Mafia beigewohnt, trotzdem schien er sich eines besseren zu besinnen und wurde dann 2009 Aussenminister. Auch schien er sich für mehr Offenheit und Demokratie in Russland stark zu machen, soweit es zumindest nicht seine eigene Vergangenheit anging.

Russland war über diese Mutmaßungen so empört, daß es sogar zeitweise für einige Tage die Botschafter aus den westlichen Länder abzog, falls die westlichen Länder nicht ihre kritischen Medien zurück pfeifen würden. Schließlich führte die Spur doch ganz klar zu Al-Kaida, auch wenn es nie ein Bekennerschreiben von jenen gab, das gab es ja schließlich nach dem 11. September auch nicht. Außerdem, so der russische Präsident, säßen wir nun doch alle in einem Boot, fast alle waren Opfer dieses schrecklichen Attentates. Symbolfiguren der Geschichte waren für immer ausgelöscht.

Präsident Sjonov hatte durch eine Intrige Putin gestürzt, wie ich es schon erwähnt hatte. Ehemals waren Sjonov und Putin zu KGB-Zeiten Kollegen, aber Sjonov nutzte Putins Vertrauen zu ihm aus, so das dieser seinen Vorgänger ins Exil schicken konnte.

Sjonov galt durchaus als jemand, der richtige Entscheidungen zur richtigen Zeit fällen konnte, aber er schien nun Äußerungen in den Mund zu nehmen und Handlungen zu durchbrechen, die man Sjonov als Menschenkenner nicht zugetraut hätte und welche nicht seinem Handlungsmuster entsprachen. Vielmehr schienen immer mehr die Geheimdienste und die Generäle die Pfäden zu ziehen. War Sjonov nur noch eine Marionette, die man genauso abservieren würde wie einst Putin ?

Wie war nun weiter die Rolle wichtiger arabischer Staaten ? Da waren Ägypten, Saudi-Arabien, Marokko, Jordanien, deren Führung nach wie vor zu den westlichen Demokratien stand und auch aktiv half die Friedenspolitik im Nahen Osten und im Irak voranzutreiben, aber sie konnten es nicht verhindern, das Al-Kaida immer schleichender die Macht in den Massen übernahm. Sie tat es nun schleichend, nicht erkennbar auf den ersten Blick. Man schickte unabhängige Terrororganisationen vor, sie spannte Intrigen....nicht mehr die Selbstmordattentate und andere Terrorangriffe waren es, mit denen sie in den letzten Jahren auf sich aufmerksam machten. Nein, sie versuchten mit Wohltätigkeitsvereinen und anderen karitativen Organisationen die Massen gewinnen. Nun, bei den Armen und Unterpriviligierten mochte der Funke oft überspringen, nicht aber in der dünnen westlich orientierten Mittelschicht und bei den Reichen.

Erwähnen sollte ich vielleicht noch an dieser Stelle der Konflikt, den die USA mit dem Iran versuchte herauf zubeschwören. Es hatte unter Bush tatsächlich auch Angriffe auf das Mullah-Regime gegeben, aber Gott-sei-Dank konnte gerade Europa hier eine Vermittlerrolle übernehmen, so das die USA ein wenig Abstand von den Ayatollah nahmen. Der Iran kooperierte so weit wie möglich mit dem Westen und war in seinem Inneren viel westlicher, als es Afghanistan je sein könnte, aber die Gesetze der Mullahs waren immer noch gegenwärtig, wurden aber nur noch mit einer Doppelmoral aufrechterhalten, damit die Massen das Regime nicht zum Einsturz brachten. Aber vielleicht waren Bushs paranoide Züge, was die Anreicherung von Uran anging gar nicht so von der Hand zu weisen, aber die Bärtigen mußten vorsichtig sein und jede Provokation mit der USA verhindern. Nun es gelang auch so einigermaßen, denn es war nun noch eine Frage von Monaten, bis das Regime in Teheran die Idee vom Gottesstaat endgültig aufgeben würden. Der iranische Präsident war schwach und die Geistlichkeit immer noch stark, aber der Druck der Straße hatte den Gottesstaat zermürbt. Und um nochmals auf die Urananreicherung und den Bau von Atomwaffen zurückzukommen: Es gab viele Ayatollahs, die Al-Kaida Unterstützung zukommen ließen, während die Regierung allgemein allerdings von Al-Kaida abstand nahm. Die Querellen der letzten Jahre zwischen Konservativen und Liberalen nahmen immer mehr zu, auch wenn man sich mühte Frieden zu bewahren. So arbeiteten Europa und die USA nun auf Zeit und wollten den Iran seinem eigenen Schicksal überlassen, so das eine Tragödie, wie im unstabilen Irak verhindert werden mußte.

 

 

Revolutionen

Nach dem die Trauerfeiern weitestgehend beendet waren, sollte die Welt nicht ruhiger werden, denn nach der geradezu beklemmenden Stimmung und der aber ansonsten ausgesprochen ruhigen Lage, bauten sich überall immer größere Konfliktherde auf.

Ich weiß noch, als wir Sylvester feierten: Wir wollten die vergangenen Wochen ungeschehen lassen machen, was aber durch Jahresrückblicke nicht immer möglich war. Also versuchten wir so Sylvester zu feiern, wie wir es früher getan haben mit Monopoly und Mensch-ärgere-dich-nicht. Es war schön so viele Euro in der Hand zu halten, denn ich schien bei Monopoly immer der Gewinner des Abends zu sein. Philipp und Maybrit waren zwar noch zu klein für so ein Spiel, aber ständig klauten sie mir mein mühsam verdientes Geld. Dann kam aber wieder so eine pseudointellektuelle Diskussion auf, was man zum Beispiel in einem Krieg mit so einem Haufen Papiergeld anfangen könnte oder mit einer Mastercard oder anderen Scheckkarten.....was hätte dann noch ein Haufen Zahlen für eine Bedeutung. "Viel," meinte ich. "Überlegt Euch doch nur, welchen Wert die DM oder später der Euro im Kosovo hatte nach dem Krieg. Jeder wollte diese Papierfetzen haben. Der Schwarzmarkt blühte doch, denn es wurde alles angeboten von Frauen, Waffen bis hin zu Drogen.....alles nicht ganz legal." Nun vielleicht so kamen wir zum späteren Resümee, würden wir bald auch wieder so eine Wirtschaft erleben, wer weiß was nun im neuen Jahr 2011 passieren würde.

Und tatsächlich das neue Jahr begann unruhig und das nicht nur im Iran, sondern auch im benachbarten Afghanistan setzten Al-Kaida die Regierungen unter Druck mit zahlreichen Selbstmordattentaten. Im Iran wurden liberale Studentenführer ermordet und der Präsident rief den Notstand aus und trat zurück. Die USA und Europa konzentrierten sich währenddessen immer noch auf die Suche nach den Attentätern und ausgerechnet im Kaukasus begleiteten sie Manöver zusammen mit Russen Seite an Seite, auf der Suche nach den Attentätern. Doch das ging nicht lange gut, denn Russlands Geheimdienste wollten endlich die Nato aus ihrem Land haben und man wollte die Attentäter selber finden auf eigene Faust. Dann geschah das Unfaßbare....vor dem Kreml sprengte sich ein Mann aus dem Kaukasus in die Luft und mit ihm stürzte das Haupteingangstor des Kremls mit ein. Die Geheimdienste ermittelten in den kommenden Stunden, doch dann war der Ursprung des Attentates schnell bekannt: Diesmal sollte nicht Al-Kaidi etwas mit dem Anschlag zu tun gehabt haben, sondern der Attentäter soll scheinbar für den Westen im Kreml spioniert haben, man habe schließlich in seinem Unterschlupf am Moskauer Stadtrand Unterlagen gefunden, die vom Pentagon stammen. Darauf kam es nicht nur zu Mißstimmungen zwischen den beiden großen Mächten, sondern Russland forderte die USA und andere NATO –Länder sofort auf ihre 10.000 Soldaten, die sie in den Kaukasus geschickt hatten innerhalb von 2 Tagen abzuziehen, was aber nicht aus logistischen Gründen möglich war.

 

Absurdistan

Die USA schafften es 6.000 Mann und Gerätschaften bis zum 12. März 2011 aus Abchasien abzuziehen. Wieder waren Soldaten durch Tschetschenien gezogen, diesmal auch Amerikaner, Briten, Italiener und Franzosen. 2 Monate hatten sie ihre Basislager in Grosnij aufgebaut auf der Suche nach den Attentätern des 28. Oktobers und nun mußten sie in 2 Tagen das Land verlassen. Wie schon erwähnt schafften es 6.000 Mann, meist Italiener, Briten und Franzosen. Amerika schaffte es nicht, da sie mehrere Gerätschaften hätten zurücklassen müssen. Die US-Präsidentin wollte noch eine Krisensitzung zwischen Russen und Amerikanern in New York einberufen, gerade von dessem Bundesstaat sie einst Senatorin war, aber die Russen verweigerten jedes Gespräch, zogen alle Botschafter aus den westlichen Ländern ab, selbst aus der Ukraine. Und dann geschah etwas, was das Pulverfaß zur Explosion brachte. Nicht islamische Terroristen waren es, die die restlichen amerikanischen Soldaten in Grosnij gefangen nahmen, nein es waren russische Soldaten. Keiner weiß genau, wie es abgelaufen sein war, aber danach war zwischen Russland und der USA nur noch Funkstille. Russlands Geheimdienst gab nun bekannt, das er die amerikanischen Soldaten als Kriegsgefangene hielt und jegliches Gerät der Amerikaner beschlagnahmte. So stellte die USA Russland ein Ultimatum die Kriegsgefangenen wieder frei zu lassen, ansonsten sehe man sich gezwungen von der Türkei aus Russland in Tschetschenien anzugreifen. Es rollte Köpfe im Russischen Führungsstab und die Nachrichtendienste bemerkten, daß es hinter den Kulissen schwer kriselte. Die Situation war immer verfahrener. Und dann am 15. März 2011 gab der Pentagon das Ok für die Mission Chechnia-Force zur Rettung der 6.000 Soldaten. Damit kam es dann auch offiziell zum heißen Krieg der USA gegen Russland, der erst ohne jegliche Kriegserklärung erfolgte - die anderen Natopartner wärten ebenfalls noch ab. Wie die arabischen Staaten zu dieser Krise standen, war zu diesem Zeitpunkt noch unklar, aber Al-Kaida nutzte die vorübergehende Schwäche der USA, die nun 20.000 Soldaten aus dem Irak abzogen und in die Ukraine verlegten. Wie schon erwähnt hatten die USA zwar im Irak Soldaten stationiert, aber das Ganze lief noch unter dem Aufgebot der UNO, die nun absolut handlungsunfähig war und sich mit der Krise der beiden Supermächte nun in Auflösung befand.

Am 17. März 2011 wurde vor dem Hauptquartier der UNO und der amerikanischen Armee in Bagdad eine "schmutzige" Bombe gezündet, wie man sie noch nie erlebt hatte: Eine Bombe, angereichert mit Uranelementen, die sich zwar nicht mit einer herkömmlichen Atombombe messen konnte, aber sie markierte eine Grenze, wo das Unmögliche möglich gemacht wurde, Al-Kaida benutzte atomaren Abfall um tausende von Menschen über Jahre hinweg zu schädigen und letztendlich zu vernichten. Viele hunderte Menschen mußten bei diesen Anschlägen sterben, die Kriegsgrenzen würden verwischen. War Al-Kaida etwa letztendlich der Drahtzieher russische Truppen auf deren Seite zu ziehen ? Eine Intrige war eingefädelt worden um einen Weltenbrand zu entfachen ? Wie sollte das alles bloß enden. Die darauf folgenden Jahre würden die schwersten meines Lebens sein und ich hätte mir so herbeigesehnt, daß dieses nie so eintreffen würde.

 

Junge Männer müssen in den Krieg

Am 1. April 2011 hatte sich die Lage so zugespitzt, daß nun von einem offenen Krieg die Rede sein konnte, es hatte nun bereits Kriegserklärungen von mehreren Seiten gegeben. Es wäre nun nur noch die Frage der Zeit, bis sich dieses Martyrium zu einem weltweiten Flächenbrand entwickeln würde. Russland hatte nun nicht nur der USA den Krieg erklärt, welche in der Mission Chechnia-Force versuchten die 6.000 Soldaten zu befreien, sondern gleichzeitig auch den anderen westlichen Staaten inklusive der inzwischen westlich-orientierten Ukraine, wo ebenfalls eine Frau Präsidentin war.

Der Iran, wo nun der konservative Klerus wieder die Macht voll in den Händen hielt, stellte sich demonstrativ hinter Russland, genauso wie Weißrussland. China zögerte noch und versuchte noch eine neutrale Rolle einzunehmen, genau wie die arabischen Staaten. Noch schien sich also die Gunst hinter die USA und den Westen zu stellen, so daß vielleicht ein größerer Kampf ausgeschlossen werden konnte, so dachte man, doch der Angriff auf die Tschetschenischen Stellungen wurde für die USA zu einem Disaster, trotz modernster Waffensystem schafften es die USA nicht, die 6.000 Soldaten zu befreien. So wurden durch ein modernes, im Geheimen geschaffenes Flugabwehrsystems alle Kampfjets abgeschossen, die durch moderne Abschirmsysteme Radaranlagen außer Kraft setzten: So verloren an nur einem Tag mehr als 1.500 Soldaten ihr Leben. Auch wurde über die Türkei aus eine Spezialeinheit der sogenannten Unvisible Tigerforce in das tschetschenische Gebiet geschickt, um dort alles vorzubereiten die 6.000 Soldaten zu befreien, doch sie stießen, wie später berichtet wurde nur noch auf Berge von Leichen.

Es war inzwischen 1. Mai 2011 und der deutsche Verteidigungsminister mußte das tun, was er nie hätte aussprechen sollen: Er sprach davon, das alle Männer zwischen 18 und 40 Jahren, sowie sie ihren Wehrdienst schon abgeleistet hätten nun wieder einberufen würden um die USA und die anderen Natostaaten bei dieser bisher noch nicht in Deutschland angekommenen Operation eine einheitliche Verteidigungsfront zu bilden, um in der östlichen Ukraine und dem östlichen Polen möglichen Vergeltungsangriffen durch die Russen entgegenzukommen: Man hoffte so noch immer dem Atomaren Ernstfall zu entkommen und so eine schreckliche Katastrophe, wie sie nun im Irak geschehen war zu verhindern. Übrigens was den Irak anging, dort herrschte Chaos und Anarchie, denn die US-Armee und andere Einheiten hatten das Land verlassen. Es hieß es regierten dort Warlords und auch die Al-Kaida würde immer mehr ihren Machtbereich ausbauen können.

Kommen wir zurück nach Deutschland: Es war ein schwerer Tag für mich, denn da ich nunmal bis zu meinem 40. Geburtstag einiges an Zeit hatte, mußte ich wieder zur Armee wie schon ein paar Jahre zuvor, als ich in Afghanistan die Stellung hielt. 5 Millionen junge deutsche Männer wurden einbezogen und es herrschte seit dem 1. Mai 2011 ein Notstandskabinett. Es wurden alle Schritte eingeleitet um von den Atomkraftwerken unabhängig zu sein, was allerdings nicht so leicht sein würde, denn regenerative Energien machten zwar schon 20% des Strommarktes aus, aber die Russen hatten Deutschland und dem ganzen östlichen Europa das Öl abgedreht, so wollte man schnell die aufgebaute Front an der Grenze zur Ukraine zum Erliegen bringen. Noch blieb es bei Drohung und es schien sich die Lage in den kommenden Tagen zu entschärfen, da es außerhalb des Kaukasuses noch keine offenen Kriegshandlungen gab, stattdessen herrschte ein Klima der Angst, denn die Natostaaten wollten auf keinen Fall noch einmal zum Angriff starten, nachdem sie ein demütigendes Disaster in Tschetschenien erlebten, wo sie inzwischen mehr als 2.000 Todesopfer zu beklagen hatten.

Der Mai ist gekommen, die Blätter schlagen aus,....dieses alte Lied fiel mir an diesem schönen ersten Maitag ein, wo ich und meine Frau die letzten Momente für längere Zeit zusammen verbringen konnten. Wir waren zu einem Picknick an den Waldsee gefahren, nicht weit von englischen Kasernen entfernt.

Morgen dann müßte ich auf die Nordsee, um eine norwegische Ölplattform vor möglichen Angriffen zu schützen, denn es wurden inzwischen auch Angriffe von Sibirien ausgeflogen, die einzelne Attacken gegen die nordeuropäischen Gebiete, die wenig geschützt schienen. Außerdem mußten wir den Nachschub an Treibstoff gewähren, seitdem Russland den Hahn abgedreht hatte.

Den ganzen Mai hindurch schien die Lage auf der Welt angespannt, aber doch gespenstisch ruhig....alles schien auf den großen Krashdown zu warten und doch wollte ihn jeder verhindern. Dann kam allerdings der Tag, der einen Wendepunkt bedeutete und mit ihm, schien Europa zu einem großen Flächenfeuer zu entflammen.

Aber ich komme nun wieder zurück zum Waldsee, wo meine Frau und ich auf einer Decke lagen und uns innig umarmten, während unsere beiden Kinder am See nach Krebsen fischten. Wir beide spürten, das wir uns nun für längere Zeit nicht sehen würden und wir waren uns sogar nicht im Klaren, ob es nicht sogar ein Abschied für immer sein würde. Meine Frau fluchte und fragte sich immer warum, warum, warum, warum der ganze Wahnsinn. Uns würde etwas blühen, welches den 2. Weltkrieg um Millionen und Abermillionen Toten übertreffen würde, es sei überhaupt ein Wunder, das der "3. Weltkrieg" so harmlos startete.

So wurde ich am nächsten Tag nach Augustdorf einberufen, dem nächsten Standort in der Nähe meines Wohngebietes. Es war schlimm, es wurden die meisten jungen Männer zum Wehrdienst herangezogen, aber Deutschland schien überhaupt nicht bereit für den Krieg zu sein. Es gab ja in Deutschland seit 2009 nur noch eine Berufsarmee, so wurden vor allen Dingen die Jahrgänge einbezogen, welche ihren Wehrdienst zwischen 2000 und 2009 abgeleistet hatten. Die früheren Zivildienstleistenden mußten vor Ort bleiben und würden bei Angriffen die vielen Verletzten versorgen, manche allerdings wurden auch als Sanitäter an die Front geschickt....nicht direkt an die Front, aber doch in die Kasernen, wo sie die Bundeswehrsanitäter unterstützen würden.

Die Armee besaß nicht genügend Uniformen, Panzer etc. für die mindestens 5 Millionen deutschen Männer, die nun in den Krieg ziehen würden. Erst in ein paar Wochen würden alle Männer optimal versorgt sein, wenn sie nicht daran gehindert würden: Endlich waren wieder Textilien aus Deutschland in, sie hatten den Chinesen den Rang abgelaufen. Die Industrie wurde in nur 2 Wochen auf Kriegswirtschaft umgerüstet, denn es war schließlich eine andere Situation als 1939, denn die Hightechindustrie konnte schneller ihre Maschinen umstellen auf Kriegswirtschaft, obwohl auch dieses per Dekret von der Regierung, wie bei Adolf auch, von oben angeordnet wurde. Es herrschte Ausnahmezustand.

So war ich bereits ab dem 5. Mai 2011 auf einer Ölplattform westlich der Shetland-Inseln stationiert, wie ich schon erwähnte. Von der norwegischen Küste waren wir nun auch nicht weit entfernt, denn es wurden auch Angriffe aus dem Osten befürchtet, denn Skandinavien war noch nicht optimal geschützt war. Wir hatten eine Verteidigungsfront um die Ölinsel gebildet und viele kriegswichtigen Schiffe sicherten die nördliche Öffnung der Nordsee in den offenen Nordatlantik. Wie schon erwähnt geschah erst nichts und dann brach das Feuer los, wie wir es am 28. Mai 2011 über das Internet mitbekommen, das weltumspannende Informationsnetz, aber auch hier hatte der Cyberkrieg begonnen und es gab zahlreiche Attacken russischer Häcker gegen den Pentagon. Gleichzeitig so war meine Hoffnung zu dieser Zeit, könnte es als ein nicht zu kontrollierendes Medium auch die Botschaft des Friedens überbringen. Nein, aber was wir erfuhren waren erschütternde Nachrichten. Da saß ich mit 2 deutschen Kollegen in der Kantine der Ölplattform, wir starten alle wie gebannt auch Pits "Screenhandy" und sahen uns deutsche Nachrichten an..........Pits Sreenhandy war einfach das Größte, denn an das Handy wurde noch ein Männerhand großer Bildschirm angeschlossen, den Pit aus einer Seitentasche seiner Jacke heraus kramte: In Kairo hatte es einen Aufstand gegeben, wie es ihn noch nie gegeben hatte. Zwar waren an den Tagen zuvor überall in den Armenvierteln der Stadt Flugblätter verteilt worden, aber trotzdem kam dieser Aufstand dem ägyptischen Geheimdienst sehr überraschend. Es gab viele Kampfhandlungen und die Massen der Armeen setzten den Regierungspalast in Brand. In anderen Ländern Nordafrikas waren ebenfalls solche Aufstände zu beobachten, gerade in Marokko schien es sehr tragisch, welches eines der hoffnungsreichsten Länder schien. Auch Jordanien und Syrien waren davon betroffen, überall gab es an diesem Tag Umsturzversuche seitens der Bevölkerung, bzw. letztendlich von Al-Kaida angezettelt. Aus Syrien stießen Terroristen über die türkischen Grenze Richtung Bosporus.

Selbstmordattentate gab es überall und der Mob hatte nun die Regierungsgewalt in den meisten Staaten des vorderen Orients ergriffen. Wie konnte das passieren, innerhalb weniger Tage. Aber Al-Kaida nutzte das Augenmerk der westlichen Welt auf Russland, wo die Welt doch die Gefahr aus dem Süden übersehen hatte. Die Augen waren höchstens auf den Irak und den Iran gerichtet.

Am 6. Juni 2011 vermutete man schon einige Spuren gefunden zu haben, woher der Terror kam der den Mob der Straße auf die Mächtigen aufhetzte und nun die Macht in Nahen Osten übernahm: aus dem Sudan, aber auch aus Afghanistan, denn heimlich kamen Terroristen über die Iranische Grenze und stießen in den Irak vor, wo sie den blutigen Terror in die Tat umsetzten. In Syrien wurde die einheimische Bevölkerung durch die Sprengung des Buhayrat al-Assad-Staudammes gefügig gemacht, denn der Euphrat trat so über die Ufer und spülten ganze Siedlungen hinweg. Ähnliches geschah auch mit dem Assuanstaudamm in Ägypten. Viele wiederspenstige Fellachen, die an den Ufern des Nils lebten wurden ihrer Existenzen beraubt.

So gab es in Ländern, wie Syrien, Ägypten, Irak viele Tausende von Todesopfern innerhalb nur weniger Tage. Terroristen sickerten auch auf türkisches Staatsgebiet ein, wo allerdings die Militärs vorgesorgt hatten, denn so entbrannte auch wieder heftig der Kurdenkrieg im Osten der Türkei. Und keiner schien noch unterscheiden zu können zwischen kurdischen Separatisten und Islamisten.

Die letzten amerikanischen, polnischen und englischen Truppenkontingente verließen den Irak, wo nun nur noch Chaos und Anarchie die Szene beherrschte, das Land war nach dem Schmutzbombenanschlag unregierbar geworden, welches nicht mal Al-Kaida regieren könnte. Die aus dem Irak fliehenden Truppenkontingente baten nun die Türkei die syrische Grenze zu bewachen, während sich die türkische Armee weiter um die Osttürkei kümmerte. Wo sollte das alles noch enden ? Es gab kaum noch Spione oder Beobachter, welche sich in die arabischen Staaten des vorderen Orients wagten, denn die arabische Welt stand in Flammen und seine Flammen würden über auf das europäische Festland greifen.

 

Der Angriff aus dem Norden

Russland hatte Ende Juni 2011 Spitzbergen besetzt, welches ohne große Gegenwehr geschah, aber damit hatte man gerechnet und stattdessen schützte man das Nordkap vor Angriffen der Russen und natürlich die Nordsee, die ja nun eine wichtige Ölquelle war, auf die wir angewiesen waren. Im Osten hatten die Russen Georgien und Assarbaidschan besetzt, welches die Amerikaner aus den Augen ließen, stattdessen konzentrierte man sich auf die Verteidigung der Türkei und des Bosporus. Am schwarzen Meer standen bereits auch mehrere Städte in Flammen, aber der allgemein befürchtete Supergau blieb auch nach 2 Monaten Krieg noch Gott-sei-Dank aus.

Ich war in diesen Tagen sehr unruhig und konnte nicht schlafen, denn die Ölplattform schien zu wanken, so war zumindest mein Gefühl, auch wenn sie in Wirklichkeit tief im Meer verankert war. Nachts heulten des öfters die Sirenen, aber weitgehend war es Fehlalarm. In den kommenden Wochen aber galt es vor allen Dingen mit kleinen aber effizienten Kanonenbooten die Tanker zu begleiten, welche nach Hamburg oder auch York einfuhren, um dort den Treibstoffnachschub zu sichern. Die USA war bemüht die Ölquellen in Alaska verstärkt zu benutzen, damit im gesamten nördlichen Raum Amerikas als Verteidigungslinie genutzt werden konnte. Dabei waren natürlich auch Überlegungen getroffen worden Alaska doch wegen der räumlichen Nähe zu Russland als Treibstoffnachschub zur vermeiden, aber da gab es nunmal Prob- leme mit der Kriegslogistik, denn die Treibstoffnachfuhr durfte sich nicht zu weit von den Verteidigungslinien entfernen.

Russland versuchte dieser Tage ein Taktikmanöver, indem einzelnde Kämpfe im Osten Europas geführt wurden mit konventionellen Waffen fast wie im 2. Weltkrieg, nur das zumindest die Elitesoldaten auf beiden Seiten mit High-Tech ausgerüstet waren: So besaßen diese Helme, welche über kleinste Microprozes- soren verfügten, um mit den großen Zentralrechnern der Armeen kommunizieren zu können, auch wurden erstmals Laserblitze eingesetzt, die aus Gewehren schossen und die Soldaten verfügten über High-Techbrillen, die dank Spionagesatellitennavigation in das Auge des Feindes blicken konnten. Es war eine atemberaubende Entwicklung der Waffensysteme, die erst Anfang des Jahrtausends richtig losgetreten wurde. Aber ich als einfacher Soldat verfügte nicht über diese hochkomplizierten Systeme, denn ich war an Bord eines Kanonenbootes, welches ich in den kommenden Tagen nun als Wirkungsstätte ansehen durfte.

Pit war auch derjenige, welcher mich auf der Fahrt begleitete. Dabei wundere ich mich eigentlich heute immer noch weswegen ich damals bei der Marine eingesetzt wurde, war ich doch früher bei den Pionieren im Kosovo und Afghanistan eingesetzt worden mit Minensuchgeräten, aber ich merkte doch recht schnell das mein Element das Meer war.

Pit war nun der einzigste, welcher mich begleitete, denn die anderen Marinesoldaten kannte ich nicht von der Ölplattform. Über uns kreisten die Kampfhubschrauber, welcher den Riesentanker aus der Luft sicherten.

Ich döste an diesen Tagen auf der See vor mich hin, denn der Riesentanker kam nur langsam seinen Hamburger Heimathafen entgegen, er brauchte nun einmal mehrere Tagen, wo andere Schiffe 24 Stunden benötigten.

Es war recht heiß in der Julisonne, die nun vom Himmel brannte, aber der immer währende Fahrtwind sorgte für nicht allzu hitzige Temperaturen.

Doch kurz bevor das Schiff schon im Elbehafen eintraf, kam die Nachricht, das eine Verteidigungslinie der Amerikaner im Nordatlantik durchbrochen sei. Außerdem versuchte man sich bis zu den Ölplattformen vorzukämpfen mit Schiffen, die mit Scud-Raketen bestückt waren. Scud-Raketen allerdings bewirkten zu dieser Zeit keinen all zu großen Schaden, hatte doch seinerzeit George W. Bush dafür gesorgt, das ein Raketenabwehrsystem schlimmeres verhindert. Aber es würden die kleinen Angriffe sein, die uns niederzustrecken drohten.

China war bisher noch nicht in den Krieg gezogen und dieses war bisher das Glück des Westens, denn Russland kam mit seinen bisherigen konventionellen Waffen gegenüber dem allmächtigen Nordatlantikpakt nicht weiter. Noch war man nicht dazu bereit ABC-Waffensysteme einzusetzen, aber man munkelte dieser Tage über eine Geheimwaffe, welche eingesetzt werden sollte, die früher schon oft vielseits beschworene Miniatombombe, welche zwar nicht einmal das Ausmaß einer Hiroshimabombe kannte, aber man würde damit eine Stadt wie New York in wenigen Tagen unbewohnbar machen, trotzdem aber könnte man in Schutzanzügen schon bald durch Feindesgebiet laufen, denn man munkelte weiter es handele sich hier um eine Radioaktivität welche schnell abgebaut sei. Die radioaktiven Strahlen würden in einer 20fach schnelleren Zeit als eine herkömmliche Atombombe alten Bautyps abgebaut. Aber das alles waren Spekulationen, die der BND schon seit 2009 vermutete. Ja selbst Putin sprach ja schon von Miniatombomben, mit welcher vielleicht "Terroristen" gejagt werden können. Auch George W. Bush sprach von so einer atomaren Wunderwaffe, welche alle herkömmlichen Atombunker mit seiner Zerstörungskraft durchdringen könnte.

In Hamburg angekommen hörten wir die Sirenen heilen, denn es schien die Verteidigungslinie im Norden der Nordsee immer mehr zusammenzubrechen, da ja nun ein Hauptaugenmerk auf den Osten gehalten wurde. Es waren nicht Kriegsschiffe welche aufgefahren wurden, sondern auch Kampfjets, welche die Radarsysteme unbemerkt wie Fledermäuse durchzogen. Zwar schien es tagelang einen Hickhack zu geben und jede Seite war wieder gleich stark, aber dann geschah es.....es geschah das erste Mal: Russland beschoss eine Ölplattform mit der Miniatombombe aus der Luft und nicht mit den Scud-Raketen, welche doch von dem Sicherheitsschirm zerstört werden konnten. Nein eine Miniatombombe traf die größte Ölplattform der Nordsee und die unsrige, welche davon nur 20 km entfernt lag, ging gleich mit in den Wogen unter.

Nicht die Weite der Zerstörung wurde deutlich, sondern die Wucht mit welcher dieses geschah, denn durch diese Bombe mussten ganze Küstenstädte evakuiert werden, da Monsterwellen vor Häusern nicht halt machten. So war unter anderem ein Großteil der Stadt Aberdeen, an der schottischen Ostküste diesen Monsterwellen zum Opfer gefallen. Die westliche Welt lag dieser Tage in Agonie. Es war wie ein Wunder, das die meisten Menschen der Küstenstädte in Schottland überlebten, da sie innerhalb weniger Minuten ein paar Kilometer ins Landesinnere flüchten. Es geschah ja auch am helligen Tage, wo die Leute nicht schliefen, sonst wären sie nicht wieder in ihrem nassen Grab aufgewacht.

Als ich zu dieser Zeit in Hamburg war, musste ich voller Verzweiflung an die Kameraden denken, welche auf der Ölplattform zurück geblieben waren, aber dann sah ich es auch fast wieder wie ein göttliches Zeichen, das ich und Pit nicht dabei gewesen waren – das wir in sichere Häfen anlegen konnten.

 

Chinas Neutralität wankt

Wir befanden uns jetzt mitten im Krieg und jetzt bald hatte der Krieg auch die westliche Welt erreicht, doch die Proteste wurden immer lauter, die nach Frieden schrien und die Kirchen waren gefüllt wie seit über 30 Jahren nicht mehr. Die Front war weit weg, aber nur Dank der Abwehrschirme wurden Scud-Raketen und Kampfjets gleich weit vor erreichen des Zieles abgeschossen. Es war die US-Präsidentin, welche trotz der ersten Miniatombombe, die eingesetzt worden war, ihre besonnene Taktik weiterführen wollte. So lange es sich vermeiden ließ, sollten keinerlei ABC-Waffen eingesetzt werden. Stattdessen konzentrierten sich die Militärs darauf Russlands Schaltzentralen lahmzulegen, was sich auf mit den besten Hackern nicht so einfach machen ließ.

Das Schlimme aber war, das die Gefahr von Norden noch immer nicht gebannt war, denn es kam zu schweren Angriffen auf Norwegen und in den folgenden Tagen rückten russische Truppen in Finnland ein, da die westlichen Militärs hier eine Verteidigungslücke besaßen.

Finnland ein neutrales Land wurde besetzt, aber es gab wenig Widerstand, so das es ein recht unblutiger Coup war. Westliche Militärs kamen dagegen drungen in diesen Tagen das erste Mal auf russisches Territorium vor. Man wollte bis an das kaspische Meer vorrücken, wo es genügend Ölreserven gab. Außerdem gelang in den kommenden Tagen ein weiterer Vorstoß bis nach Abchasien vor, wo wie schon berichtet Spezialeinheiten, die vorher dort waren auf Berge von ermordeten US-Soldaten stießen. Aber wie es schien hatten sie beim Vordringen in diese Region einfaches Spiel. Sollten sie in einen Hinterhalt gelockt werden, denn Russland selbst hatte es in der bergigen Gegend des Kaukasus nie geschafft tschetschenische Rebellen zu befrieden.

In China wuchsen dann im August die Spannungen mit Japan und Taiwan. Das war nicht überraschend gewesen, denn China hatte Japan über alle die letzten Jahre angefeindet, außerdem hatten sie wiederholt damit gedroht Taiwan zu besetzen. Aber in den Konflikt mit Russland wollte China erst nicht eingreifen, dabei mußte China allerdings zusehends sich Vorwürfe des Westens gefallen lassen, das diese von Russland 90 % ihrer Ölimporte bekamen. China befand sich außerdem in einer schweren Wirtschaftskrise, denn der Handel mit dem Westen war über die vergangenen 3 Monate fast völlig zum Erliegen gekommen. Man wollte seine Schiffe nicht an Japan und Taiwan vorbei in die USA schicken und nach Europa erst recht nicht, denn der Suezkanal war nun in der Hand von Al-Kaida.

Es war von China nicht unbedingt anvisiert worden, aber man näherte sich in diesen Tagen Russland an, wo die Militärs und Geheimdienste nun das Sagen hatten. Keiner aber wusste genaues zu der Situation in Russland, aber es regte sich Widerstand gegenüber des Krieges, welches Russland mit dem Westen nun immer offener und brutaler führte. Allerdings glaubte der Westen, das Russland bald am Boden liegen würde, aber was war mit dem Terror, der den vorderen Orient überzog und inzwischen die Türkei erreicht hatte ? Russland war nicht wirklich auf der Seite dieser Terroristen, außer mit Teheran und Staaten wie Kasachstan. Aber das Ganze spitze sich immer weiter zu so das Russland nun die Terrorregime, die nun den Orient durchzogen für seine Zwecke nutzen wollte und den Westen von Süden aus mit Terror zu überziehen, schließlich drang der Westen immer mehr vor und kontrollierte bereits Teile des Kaukasus.

Es war in Hamburg, als ich versuchte Marlene zu erreichen, denn ich wollte ihr doch mitteilen, das ich in dieser so schönen Hafenstadt mich befand. Ich hatte absolut keine Ahnung, ob ich nun wieder auf die See ziehen mußte oder ob ich vielleicht doch nach Malaga ziehen mußte, um Südspanien und Gibraltar vor terroristischen Anschlägen aus Marokko zu schützen. Aber Marlene war nicht zu erreichen, nicht über Festnetz und auch nicht über Handy. Ich verstand das alles nicht da doch die Funkstationen der Handybetreiber zumindest hier in Mitteleuropa astrein funktionierten.

Auch meine Eltern hatte ich nicht mehr erreicht und dann war es soweit, ich bekam den Befehl von meiner Bundeswehreinheit in Augustdorf, das ich nach Malaga reisen müsste um Spanien vor dem Terrorismus zu schützen, denn des nachts fuhren Motorboote in die Festung Gibraltar und sprengten das gesamte Hafengelände mit den Anwohnerhäusern in die Luft. Hier waren auch Selbstmordattentäter dran beteiligt. Es gab dabei einige hundert Tote und viele Verletze, die Krankenhäuser waren voll.

Auf dem Weg nach Spanien hatte ich aber noch einmal die Gelegenheit meine Wohnung in Paderborn aufzusuchen, überall fuhren in Deutschland nur noch Busse, denn es war verboten mit privaten PKWs zu fahren. Überall aber war die Kriegswirtschaft in vollen Gange und es wurden viele Militärfahrzeuge produzierte, welche aber nicht mehr auf Treibstoff herkömmlichen Sinnes angewiesen sein sollten, sondern sie sollten weitgehend mit Wasserstoff fahren können.

Als ich nun vor meiner heimatlichen Wohnung stand, schien der halbe Wohnblock verlassen zu sein. Wo verkrochen sich die Menschen denn bloss, wollte ich wissen und so klingelte ich bei Nachbarn, die mir mitteilten, das einige Familien ins Ruhrgebiet geflüchtet seien, denn dort hätte man in verlassenen Kohlebergwerken unter der Erde Wohnstätten für Menschen eingerichtet, die sich nun auf einen atomaren Krieg einstellten, auch meine ganze Familie solle dort hingeflüchtet sein. Und tatsächlich, meine Familie befand sich nicht weit von Paderborn entfernt am Rande des Ruhrgebietes in Ahlen, wo sie in einem verlassenen Stollen Quartier bezogen hatten. Ich traf dort zwar auf Nachbarn, nicht aber auf meine Familie, die sich zu der Zeit, wo ich nach Ahlen fuhr tief unter der Erde im Stollen ihren Tag verlebte und ich kam nicht mehr dazu sie noch einmal zu Gesicht zu bekommen, denn ich musste am Abend weiter nach Spanien reisen. Ein letztes Gespräch blieb mir verwehrt, nur Soldaten, die vor dem ausgedienten Bergwerk Wache schoben, bestätigten die Namen meiner Familie. Sie lebten, das war dann auch das wichtigste.

Ich fuhr mit dem Zug nach Südspanien und wie ich durch Frankreich fuhr ertönten hier und dort die Sirenen, aber der Zug setzte unbehindert seine Reise fort nach Spanien, wo auch der marokkanische König ins Exil geflohen war.

Die Lage in Marokko galt weiterhin als unüberschaubar, aber der Terror war in festen Händen und hatte sich durch die Anarchie die im Maghreb herrschte, einen folgsamen Pfad geschlungen wie schon lange geplant gewesen. War es nicht immer der Traum von Al-Kaida das sich die westliche Welt vor ihnen verneigte ? Aber das Schlimme war, das sich auch jetzt der Terror und dieser Kriegsgegner nicht richtig greifen ließ. Ja und Russland hatte sich nun zunehmend an Al-Kaida angelehnt, wo doch nur so ein Sieg über den Westen schnell vollstreckt werden konnte, dabei hatte man Jahre zuvor noch den islamistischen Terror als größten Feind des russischen Staates ausgemacht. Nun wo die Lage eskaliert war, gab es kein Weg zurück. Letztendlich würde später gesagt, man habe den Krieg mit dem Westen nicht wirklich gewollt, aber man wollte doch nur deren Machtbereich in den Osten unterbinden.....

Im September 2011 zog China nun auch die Konsequenzen aus der immer schlimmeren Wirtschaftkrise und hielt Schulterschluß an Russland, auch wenn sich das rote China mit islamistischen Terror nicht anfreunden wollte.

Die USA, die sich sonst im bisherigen Verlauf des Krieges noch besonnen verhalten hatte, forderte China nun ultimativ auf sich entweder ganz aus dem Konflikt rauszuhalten oder aber sie würden die wirtschaftlichen Konsequenzen noch weiter spüren, dabei war der Handel mit China fast zu erliegen gekommen, denn es war Krieg und überall waren Notstandkabinette im Einsatz.

Japan, der mit China die letzten Jahre eine eiszeitliche Beziehung pflegte, sah sich moralisch wieder mehr an die USA gebunden und suchte Schulterschluss, aber auch um russischen Übergriffen zu entgehen.

Im Laufe des Septembers kam es so kristallisierte sich nun auch immer mehr die Front in Asien heraus, denn auch Südkorea und Taiwan schlossen sich Japan an, denn sie wollten Stärke und Macht beweisen, das Rot-China sich nicht mit ihnen anlegen sollte. Rot-China drohte Taiwan mit dem Abschuss von Raketen, falls sie Rot-China weiter provozieren sollten. Und so kam es auch am 14. September 2011 zu Kriegserklärungen zwischen den östlichen asiatischen Ländern. Eine UNO existierte nun schon seit Mai nicht mehr und es schien die ganze Welt in den Krieg zu ziehen. Später würde man dann sagen, man habe das alles nicht gewollt.

 

 

Terror in Spanien

Ich war sehr froh, dass ich noch heile in Spanien ankam, aber ehrlich gesagt wusste ich nicht, wie lange ich diesen Krieg noch überleben würde. Bald würde der Winter kommen und ich war im sonnigen Spanien, während meine Familie Zuflucht in einem verlassenen Bergwerk in Aalen fand.

Das alles war auch ein sonderbarer Krieg, wo die Russen nur zögerlich versuchten westeuropäisches Territorium zu erobern, wo aber Terroristen von Al-Kaida der russischen Armee einen Bärendienst erwiesen und Chaos in der ganzen arabischen Welt verbreiteten. Waren doch arabische Regierungen ins Exil geflüchtet und hatten nur unbekannte Gehilfen von Al-Kaida dort die Macht übernommen und versuchten die Bevölkerung mit ihrem Schreckens- regime einzuschüchtern. Tausende von Selbstmordattentätern waren rekrutiert worden, wurden nach Europa eingeschleust, um sich dort selbst ein blutiges Ende zu bereiten. Es war schrecklich, denn in Spanien waren es nicht die Bomben aus der Luft oder die Scut-Raketen, die jederzeit einschlagen konnten, sondern Selbstmordattentäter, die sich in Madrid, Barcelona und Malaga schon zusammen mit vielen hundert Menschen zusammen in den Tod gerissen haben.

Ich kam erst spät in Gibraltar an, sah aber das ein Teil der Stadt in Flammen stand und der Hafen schien auch nicht mehr der zu sein, der er einst war, denn hatte doch ein Schnellboot mit einer nicht unerheblichen Sprengstoffladung das Hafengelände dieses strategischen Stützpunktes vor ein paar Tagen zerstört und nun wieder eine Bombe in einem Stadtteil, wo noch britische Zivilbevölkerung wohnte. Hatte doch die Nato das alles nicht wirklich verhindern können ? Angriffe geschahen aber auch aus Spanien selbst:

Angriffe starteten vor allen Dingen aus dem Gebiet rund herum um die Sierra Nevada, ein Gebirge, welches sich nahe der Stadt Malaga befindet. Hier wo die höchsten Wipfel Spaniens thronen, fanden auch viele Terroristen einen guten Unterschlupf, denn das Gelände, welches sehr unwegsam ist, kann nur mit Hubschraubern angeflogen werden. Die Kampfhubschrauber allerdings wurden bereits trotz entsprechender Schutzschilde, wie die Tauben vom Himmel geholt. Erstmals versuchte man nun auch auf spanischem Boden ferngesteuerte Kampfmaschinen die Berge hochzuschicken, welche zu dieser Zeit die neueste militärische Errungenschaft darstellten....waren doch schon hunderte von Soldaten bei diesem Guerillakrieg in diesem Bergmassiv umgekommen. Hier in den höchsten Bergen Andalusiens würde ich für die nächsten Monate meine Heimat finden und ich sollte auf etwas vorbereitet werden, dass für mich einen tödlichen Ausgang haben konnte. Aber ich wollte mir keine Illusionen machen, war ich doch auf der Nordsee knapp dem Tod entkommen und ich hatte mir diese Situation noch gar nicht klar gemacht, bzw. verinnerlicht. Es war Krieg, Krieg in Europa, Krieg in Nordafrika und dem Orient und immer mehr fraß er sich um den gesamten Erdball.

Es war der 3. Oktober als ich mit dem Kampfhelikopter eine militärische Aktion in der Sierra Nevada starten sollte. Der Tag begann eigentlich wunderschön, war doch der Himmel mit einem Azurblau überzogen, nur einzelne Schäfchenwolken schoben sich vor den blauen Himmel. Das Klima war angenehm mit einem erfrischenden Ostwind, der von den Balearen über das Meer wehte. Das Thermometer stieg nicht mehr auf 30 °C, sondern blieb irgendwo zwischen 25 und 28 °C stehen. Ich hatte 3 Tage zuvor ein Training absolviert, welche mir noch einmal die grundlegenden Kenntnisse über die Steuerung eines Helikopters nahebringen sollten, denn als ich in den Krieg ziehen musste, da wurde ich ja als erstes in der Marine eingesetzt und nicht in meinem alten Terrain....hatte ich doch schon in Afghanistan und im Kosovo diese Bundeswehrhelikopter geflogen, wobei dieser Helikopter ein Prototyp war, welcher technologisch hoch gerüstet war mit einem Schutzschirm, das blind durch das Radarnetz fliegen konnte. Kleine ferngesteuerte Helikopter, etwa von der Größe eines Modellflugzeugs bannten uns als Art kleine Spionagesatelliten den Weg in die Berge. Trotzdem war mir nicht wohl, denn bisher erwies sich unsere Lage als äußerst schwierig, denn Terroristen kämpften mit Guerillataktik.

So flogen wir also zu diesem Harakiri in die Berge, wo die Terroristen ihre Lager hatten. Viele Geheimdienste gingen davon aus, das es ehemals marokkanische Gastarbeiter waren, welche in arabischen Camps für diese Aktion geschult wurden, entweder von Al-Kaida oder iranischen Geheimdiensten, aber trotz des Krieges möchte ich weder der hiesigen musli- mische Bevölkerung die Schuld in die Schuhe schieben, die zu dieser Zeit in Europa unter sozialen Repressalien litt. Von den 2,5 Millionen Türken, die zu dieser Zeit in Deutschland lebten, hatte es die Mehrheit schwer, aber noch schwerer hatten es Marokkaner, die in Frankreich und Spanien lebten, wo sich doch der Großteil auf die Seite ihrer Staaten stellten und selbst gegen die Extremistischen Terroristen vorging. Der ganze Maghreb war nun schon in ihrer Hand und die Regierenden flohen nach Spanien und auch Frankreich ins Exil. Israel und die Türkei galten nun im heißen Herbst 2011 als letzte Bastion der westlichen Alliierten in der islamischen Welt. Nach Israel war sogar die syrische und palästinensische Regierung geflohen und der Jordan galt als Frontfluß, der von beiden Seiten bombardiert wurde.

Aber zurück zu mir nach Südspanien, denn letztendlich waren diese Tage nun auch mein eigenes Schicksal, wie würde es mit mir weitergehen ?

Wir flogen in die Berge und kamen in eine verlassene Ebene, die noch ganz trocken vom Sommer war und nun auf den ersehnten Winterregen wartete. An den Hängen waren Apfelsinenplantagen, nun aber waren die Blätter der Bäume bräunlich und die Finca, die welcher die Plantagen gehörten schien verlassen zu sein. Hier landeten wir, denn die Spionagesatelliten gaben uns Bescheid, das wir uns einigermaßen in Sicherheit wiegen konnten. Als wir uns allerdings mit der Finca zu wendeten (wir waren ein Kampftrupp von insgesamt 12 Mann, davon gehörten 6 einer speziellen Task-Force an, die hochmoderne Ausrüstung besaß, während ich und die anderen nur einfache Sturmgewehre besaßen und die übliche Soldatenausrüstung, die es in etwas älterer Variante schon im 2. Welt- krieg gab) machten wir dort eine grausige Entdeckung, denn was wir sahen, hatte ich bisher in diesem Krieg noch nicht zu Gesicht bekommen....da lag ein Mann, er möchte dort schon einige Tage liegen...ohne Kopf. Und daneben lag eine Frau, auch ihr hatte man den Kopf abgeschlagen. Und was noch grausiger war, war das deren Köpfe auf einer Wäscheleine hinter dem Haus an den Haaren aufgehangen im Wind baumelten. Eine irische Soldatin musste sich fast übergeben, wir konnten sie aber noch gerade rechtzeitig von dem Blick auf die Wäscheleine wegzerren. Es war die einzigste Frau in unserer Truppe und sie war Berufssoldatin, eine Body-Builderin aus Irland, eigentlich fast ein Manns- weib, aber ihr kam ihre weibliche feminine Seite zum Vorschein. Aber ganz ehrlich war auch ich nach dem Blick auf die Wäscheleine einem Ohnmachtsan- fall nicht fern, nicht einmal in Afghanistan hatte ich solch grausige Erfahrungen machen müssen. Aber was würde dieser Krieg wohl noch alles mit sich bringen.

Wir mussten nun gewaltig aufpassen, denn der Feind konnte sich hier in den Bergen verstecken und es war unsere Aufgabe ein vermutetes Lager von Al-Kaida zu vernichten. Immer aber sollte die Spezialeinheit als erstes in die Schußlinie rücken, wenn es nicht anders zu verhindern war, denn wir einfachen Soldaten waren lediglich die Assistenten die ja nun aufgrund der großen Mobil- machung nur mit einfachem Gerät herum rennen konnten. Die Finca war auf jeden Fall geplündert und Terroristen hatten dort scheinbar nach einigen Indizien gesucht. Die Ställe mit dem Vieh wurden auch geplündert, so hatte man die Schafe mit langen Messern niedergestreckt, hatte einige Schafe mitgenommen und die restlichen Kadaver zurück gelassen.

Über andere Verwüstungen möchte ich mich allerdings nicht äußern, es muss auf jeden Fall schon einige Wochen her gewesen sein, wo dieser Überfall statt- fand. Wir schliechen uns langsam durch die Apfelsinenhaine durch den Berghang hoch, nur ein Mann blieb als Wache bei dem Helikopter zurück. Irgendwie hätte keiner von uns in dieser Situation mit ihm tauschen wollen.

Immer höher ging es die Berghänge hoch und mittlerweile spürten wir die sengende Oktoberhitze, die wir jetzt inzwischen als solche empfanden, da wir ja nun auch dick eingepackt waren. An den Berghängen wuchs Hartlaubgehölz, aber je höher man kam, umso kahler wurde die Vegetation.

Noch wogen wir uns in Sicherheit, denn die Geräte zeigten kein menschliches Wesen an, in einem Radius von einigen hundert Metern um uns herum und doch trafen wir auf menschliche Spuren, die nicht in allzu ferner Zeit hinterlassen wurden....Essensreste fanden wir auf dem Boden und Plastiktüten, wie auch Konservendosen, welche spanische Ursprungs waren. Keine 10 Tagen konnten diese Spuren alt sein, so ergaben es die Spezialmeßinstrumente. Wer hatte sich denn hier noch verirrt ? Es war eine menschenleere Gegend und in diesen Kriegszeiten begaben sich hier keine Wandergruppen hin, es war schon schwer genug das normale Leben einigermaßen aufrecht zu halten, so sollten die Kinder in den Städten von den Umständen des Krieges nicht allzuviel mitbekommen, dabei würden vielleicht bald die ersten richtigen Atombomben gezündet oder es gäbe die ersten Giftgasangriffe.

Es wurde nun Anfang Oktober bereits schnell dunkel und wir bezogen die Nachtläger. Wir wollten deshalb nach einigen Expeditionen an den Hängen zu unserem Wachmann zum Helikopter zurück kehren. Wir hielten es aber nicht für besonders sicher, den Helikopter neben der Finca zubelassen, sondern flogen mit ihm auf einen schroffen Gipfel, wo wir eine bessere Übersicht über das Tal und die Umgebung hatten. Die Toten der Finca hatten wir bereits würdevoll hinter dem Haus beerdigt, ein Schritt der uns allen schwer fiel, der aber immer mehr bald zu unserer alltäglichen Arbeit dazu gehören würde.

 

Vergewaltigt und geschändet

Ann-Marie war schon eine tolle Frau, auch wenn sie etwas durch ihr Bodybuilding wie ein Mann wirkte. Aber je länger wir zusammen auf Einsatz waren, desto mehr zeigte sie auch ihre feminine Seite. Aber sie war kein Schlappschwanz und könnte es sogar im Armdrücken mit einigen von uns aufnehmen. Aber niemand von uns war der Meinung, das eine Frau an der Waffe zum Problem werden konnte, aber sie war sicherlich die erste Zielscheibe die die extremistischen Terroristen sahen, denn sie war eine Frau und eine Frau gehörte in deren Weltsicht brutal unterdrückt. In derer archaischen Weltsicht gab es nur den Kampf und die Ehre des Stärkeren, weibliche Eigenschaften waren da fehl am Platz.

Vielleicht sollte ich an dieser Stelle auch erwähnen, das wir auch einen Muslim in unserer Gruppe hatten, er kam ebenfalls aus Marokko und kämpfte an unserer Seite, auch um sein eigenes Heimatland wieder aus den Klauen des Terrors zu befreien.

Die Nacht verlief ruhig, aber der darauf folgende Tag wurde sehr gefährlich. Wir spähten ins Tal hinab und sahen wie eine Gruppe von vermummten Gestalten die Berghänge hoch kletterte.

Dann sahen wir nicht weit von uns eine Burg, die verlassen schien, aber auch hier kamen plötzlich vermummte Gestalten aus der Burgfestung. Die Burg lag an einem anderen Berghang in einem anderen Tal und war wohl vor allen Dingen Festung zur Zeit als noch die Araber in Südspanien herrschten und langsam aus dem Land nach Süden gedrängt wurden.

Nun hier in Südspanien gab es mehrere solcher Festungen ob in Granada, Sevilla oder Malaga......Nun hatten es uns also die Terroristen so einfach gemacht sie aufzuspüren ? Aber eine verlassene Burg konnte ein ideales Versteck sein in so einer menschenleeren Gegend inmitten von Andalusien. Ich muss allerdings sagen, mir war nicht sehr wohl dabei, jetzt so nahe am Lager des Feindes heran gekommen zu sein, denn wir waren ja praktisch umzingelt. Erst überlegten wir, ob wir mit dem Helikopter woanders hin fliegen sollten, aber große Wälder waren in dieser Gegend rar und hier auf dem Bergmassiv waren wir einigermaßen sicher.

Wir wollten also notfalls den Helikopter zurück lassen, auch wenn nur er uns den Weg zu der nächsten Basis führen könnte. Aber wir konnten nun nicht einfach umkehren und mussten uns dem Feind stellen. So wurde ausgemacht, das wir erst einmal die Gruppe, die von der Finca aus die Berghänge hoch kam, kalt stellen mussten, während andere Mitglieder unserer Gruppe die Aktivitäten jenseits des Berges im Auge behielten. Ich und 3 Leute von der Task-Force versuchten nun die Leute von der Finca anzugreifen. Sicherlich wäre es besser gewesen, wenn nur Leute der Task-Force dieses Projekt in Angriff nehmen würden, aber ich konnte den Kollegen mit meiner leichten Ausrüstung gut Deckung geben.

Wir schlichen uns langsam an die vermummten Männer heran, welche aus etwa 6 Mann bestanden. Wir warteten einen Augenblick ab und dann kamen wir aus unserem Versteck hervor und hielten die Schnellfeuergewehre auf die Männer gerichtet. Sie wollten schnell ihre Waffen zücken, aber wir schossen ihnen in die Beine, so das sie alle sechst zu Boden fielen. Sie schienen tatsächlich nicht viel für ihr eigenes Leben zu geben, sondern zeigten auch noch Widerstand, wo unsere tödlichen Waffen auf sie gerichtet waren. Einer von ihnen, der vor Schmerz die Zähne zusammen biss, konnte sogar noch gerade eine Notruftaste auf seinem Handy drücken und etwas unverständliches auf Arabisch durchschreien.

Einer unserer Soldaten war ein Erster Helfer und besaß ein Laserskapell mit dem er den Soldaten die Kugeln aus den Beinen entfernen konnte. Wir hatten unsere ersten Kriegsgefangenen gemacht und es widerte mich eigentlich an sie so human zu behandeln. Man hätte sie gleich erschießen lassen sollen, aber in der westlichen Welt war nun auch die Todesstrafe zu Kriegszeiten abgeschafft. Der Marokkaner, welcher in unserer Gruppe war, versuchte mit den Terroristen zu reden, aber er entgegnete uns, das sie nur irgendwelche Koran-Suren vor sich hin murmelten und ihn als Verräter des Islams beschimpften.

Ali war sehr traurig, das Leute so verbohrt sein konnten und nun die Frage der Religionen in den Vordergrund rücken würde, so das die Gräben zwischen Christen, Juden und Muslimen tiefer und tiefer würden und die Welt in einem Trümmerfeld zurück ließen. Einige Minuten später kam ein Notruf von unseren Kameraden vom Berggipfel herab. Sie seien nun umzingelt von Vermummten, die wie aus dem Nichts auftauchten. Zwar hatten die Geräte eine Truppenbewegung festgestellt, aber leider viel zu spät. Die radikalen Kämpfer schlichen sich an wie Samurai. Wir ließen die Gefangenen zurück und machten uns auf zu unserem Helikopter, der allerdings, wie wir leider feststellen mußten schon vom Feind geortet worden war. Mit einer Fanzerfaust wurde der Helikopter dann zerstört. Nun saßen wir fest hier in der Einöde, 20 km von der nächst größeren Stadt entfernt.

Erst einmal mußten wir zum Gipfel hoch, da half nichts. Es schien Stunden zu dauern bis wir da waren und doch ging es schneller einfach nicht. Aber es war enttäuschend, wir kamen zu spät. Wir hörten noch eine wilde Schießerei und dann einige Schreie, aber wir waren noch einige hundert Meter weit vom Ort des Geschehens entfernt. Zu spät erreichten wir den Gipfel und als wir sahen, was passiert war, da wurde es mir ganz übel, auch wenn der Fund wenig grausam war, wie das geköpfte Bauernpaar, welches wir gefunden hatten.

Zwar hatte einer von der Task-Force 2 Terroristen mit der Laserpistole ein Loch in den Kopf gebrannt, aber 3 unserer Männer mußten ebenfalls dran glauben: Keiner der Task-Force wurde tödlich verwundet, wie es schien, aber 3, der einfachen Soldaten. Von den anderen fehlte jede Spur, sie schienen entweder geflohen oder weg geschafft worden zu sein. Wobei ich selber auf letzteres tippte. Aber was wir sahen, war wie einige hundert Meter weiter den Hang hinab ein Jepp parkte, der nun los einen kleinen Weg den Berg herunter fuhr. Ali hielt den Laser auf den Jeep und zielte doch nicht, denn er war inzwischen zu weit entfernt und der Laser besaß eine Reichweite von etwa 300 Meter. Unsere Schnellfeuergewehre bewirkten auch nichts mehr. Wir sahen nur noch wie der Jeep sich wie ein immer kleiner werdender Punkt in die Ferne auf und davon machte. Aber was uns nicht überraschte war die Tatsache, das dieser Punkt vor dieser verlassenen Festung am Anderen Ende des jenseitigen Tales hielt. Die Task-Force-Soldaten sahen nun durch die computerunterstützte Helmkamera, mit der sie nun den kleinen Punkt von Auto zu sich heran zoomten, das 4 Terroristen 5 unserer Soldaten als Geiseln mit in die Festung schleppten.

Es half nichts, wir mussten in die Festung und unsere Kameraden raus holen. Könnten wir immer noch deren Versteck vernichten oder würde unserer Trupp weiter dezimiert werden ?

Wir schlichen uns nun die Hänge herab in das andere Tal und der Weg war weit. Die Sonne hing nun schon wie eine goldene Scheibe am Horizont und war im Begriff ihre letzten Schatten über das Tal zu werfen, bevor sie ganz hinter den Bergkuppen verschwand. Der Weg zu Burg kam mir fast wie ein Todesmarsch vor, der nur verglichen werden konnte mit dem Drangsalieren aus meiner Bundeswehrzeit bei der Grundausbildung.

Bald kamen wir den Festungsmauern immer näher, die sich vor uns wie eine hohe und übermächtige Wand auf türmte. Immer wieder sahen unsere Taskforce-Soldaten durch ihre Helmkameras. Wir konnten feststellen, das sich hinter der Burgmauer mehrere dutzend Wärmequellen befanden, die auf menschliche Körper schließen ließen, da diese Wärmequellen etwa 35 °C ausmachten. Nun war es schwer in die Festung zu kommen, denn wir mussten uns alle im Klaren sein, das ein Eindringen in die Burg einer Dolchstoßlegende gleich kam. Auf den Türmen schienen sich die Wachen zurück gezogen zu haben, denn es konnten dort keine weiteren Wärmequellen ausgemacht werden. So wagten wir es todesmutig 2 Leute von der Task-Force die Burgmauern hinauf zu schicken. Nun war es unsere Aufgabe die Beiden zu sichern, das keiner das Seil, welches sich oben fest gehackt hatte abschneiden würde.

Wären wir nicht im Krieg dann wäre diese Aktion gerade zu abenteuerlich gewesen und diese Festung hätte ich als großartig empfunden. Kam ich mir doch ein wenig wie Don Quichotte vor, der auf Batman oder Spiderman stößt.

Gott-sei-Dank kamen die Beiden nun oben auf der Burgmauer gut an, wir aber mussten still halten und warten, was nun weiter geschehen würde. Wie sah es im Inneren dieser Festung aus, in welcher schon die Spanier ihre Opfer der Inquisition grausam folterten.

Es mochten Stunden vergehen, aber wir waren fast ununterbrochen mit den Beiden über Handy in Kontakt, ich hörte den Gesprächen gar nicht zu und richtete mein Haupt erst wieder auf, als ich die Beiden mit den 5 übrigen aus dem Haupttor rennen sah, verfolgt von einigen Vermummten, welche wie wild ihnen hinterher in die Dunkelheit schossen. Ich sah dann nur noch Blitze, die durch die Nacht zischten. Wir flohen alle zu einem Jeep, welcher vor der Festung parkte, in welchem wir dann flohen, denn durch eine Dekodierung der Wegfahrsperre, die wir innerhalb einiger Sekunden erreichten, konnten wir den Starter des Wagens bedienen, welcher uns dann in die tiefere Ebene führte.

Ich saß auf dem Beifahrersitz und bekam gerade noch mit wie Ann-Marie hilflos ihre Arme um die Meinen legte – ihr ganzes Gesicht war zerkratzt und man hatte ihr die Uniform vom Leib gerissen.

Ich möchte hier an dieser Stelle auf keinen Fall in allen Einzelheiten beschreiben, welches Matyrium sie durchmachen musste, aber es war fürchter- lich gewesen. U.a. hatten ihr die Terroristen versucht mit einem glühenden Stab in ihre Scheide einzudringen. Man hatte sie mehrfach vergewaltigt und anschließend versucht ihre Genitalien zu verstümmeln. Die Folge dessen war, so wurde später in unserer Basis in Malaga fest gestellt, das Ann-Marie von nun an das Schicksal mit denen Frauen teilen musste, welche beschnitten sind.

Ann-Maries Schicksal brach mir das Herz und ich war von nun an der festen Überzeugung, das Frauen niemals in den Krieg ziehen sollten, auch nicht masku- line Frauen, aber auf der anderen Seite wird sich bei dem weiteren Verlauf des Krieges die Frage stellen, ob diese Erfahrungen nur das geringste Übel darstellen sollte ?

Die Operation war daneben gegangen und wir sahen uns trotz der hochmodernen Instrumente nicht in der Lage das Lager der Terroristen vollständig auszuheben. In den folgenden Tagen geschahen immer wieder Angriffe aus dem Hinterhalt und ich war bei weiteren Aktionen in der Sierra Nevada dabei und das erste Mal mußte ich töten, eine Erfahrung, um die ich in Afghanistan und Kosovo herum gekommen war. Das Ganze geschah auf einem "Ausflug" in die eisigen Höhen der Sierra Nevada, wo nun im Herbst bereits der erste Schnee fiel. Man versuchte im Hinterhalt auf mich zu schießen, ich aber konnte mich noch rechtzeitig bücken und dann schoss mit meinem Schnellfeuer- gewehr dem Gegner in den Leib. Ich durchsiebte seinen Leib geradezu mit Kugeln und dann sackte er zusammen. Ich hatte das erste Mal in meinem Leben einen Menschen getötet, wenn auch aus Notwehr ? Wo sollte das Alles nur enden. Später sah mich mir die Leiche an, aber es war kein Zorn der auf dem Gesicht des Terroristen zu sehen war....er war jung, vielleicht gerade 18. Ich schätzte es war jemand aus den Maghreb-Staaten, keine finsteren Gesichtszüge besaß er, sondern ein feingliedriges Gesicht, eines sensiblen feinfühligen Menschen, der durch Gehirnwäsche in diese Machenschaften gezogen wurde. Nun aber war sein Geist befreit von der Gehirnwäsche und dem Drang des sinnlosen Tötens. Was machte so einen jungen Menschen zu dem, der er geworden war ? Und in seinen Taschen befand sich das Foto eines hübschen arabischen Mädchens, nicht verschleiert, sondern westlich orientiert. Sie lächelte auf dem Foto wie ein Engel. Auf einem anderen Foto schloss er dieses Mädchen in seine Arme und drückte es warmherzig.

Und tatsächlich hatten wir auch einen Brief in der anderen Tasche gefunden, welcher wohl für seine Freundin gedacht sein mochte: Er war auf Französisch geschrieben und wenn mich meine Französisch-Kenntnisse nicht täuschten handelte es sich um einen Art Abschiedsbrief für seine Freundin, das er halt in den Krieg ziehen müsste, aber sein Verstand sagte ihm, das es falsch sei dem Terror zuzusagen, aber er sei in Gruppen geraten, wo er nun einmal nicht mehr heraus könnte. Wie wir weiter analysierten, kam er ursprünglich aus Lyon und war Sohn eines algierischen Einwanderpaares, welches nach Frankreich in den 90ger Jahren floh, als der Krieg mit den Fundamentalisten voll im Gange war und er, gerade er hatte sich mit den Feinden eingelassen, die seine Eltern verfolgten !

 

Deutschland im Krieg

Den ganzen November und Dezember 2011 blieb ich noch in Spanien und wie es aussah, entspannte sich die Lage an der Ostflanke, auch wenn China Europa und der USA auch den Krieg erklärt hatte, bisher war es hier mit der NATO noch nicht zu kriegerischen Handlungen gekommen, aber China hatte Japan und Taiwan, wie auch die südliche Koreanische Halbinsel angegriffen um in den Gebieten eine Flanke nach Osten zu errichten, damit nicht im Fall eines Falles die USA das Staatsgebiet Chinas angreifen könnte. Deswegen mußte China Japan, Korea und Taiwan kalt stellen. Es war erst gar nicht im Interesse Chinas gewesen in den Krieg mit einzugreifen, aber da China von dem Öl Russlands abhängig war, mußte es sich auf seine Seite stellen, aber es wurde schnell klar, das alles nur ein Bündnis auf Zeit sein sollte. China konnte sich aber keineswegs mit dem fundamental-islamischen Terrorismus anfreunden, der auch irgendwann China und Russland wieder zur Zielscheibe hatte, allerdings kam dem Al-Kaida-Netzwerk der Konflikt zwischen Russland und Europa gerade recht, denn so konnte es gezielt Europa angreifen und vor erst auf der Seite Russlands agieren.

Aber wo war ich stehen geblieben ? Es ging um China. China hatte es innerhalb weniger Wochen geschafft Japan, Korea und Taiwan zu erobern und das ohne große Gegenwehr, so blieb diesen Gebieten große Zerstörung bisher erspart, aber im Frühjahr des Jahres 2012 sollte auch hier ein Guerillakrieg entbrennen, wo u.a. einige Stadtteile Tokios und Seouls in Schutt-und-Asche gelegt wurden. Dazu aber später....es war Januar 2012 und ich erhielt den Befehl mich aus Südspanien zurück zu ziehen, denn ich sollte an die Ostfront, denn die dortigen Truppen brauchten Verstärkung, Russlands Armee war immer weiter zurück gewichen und inzwischen hatte man ganz Weissrussland überrannt und stand nun bald schon vor den Toren Moskaus, so tief war man schon auf russisches Territorium eingedrungen. Am 10. Februar 2012 erwartete man mich bereits an der Front in West-Russland.

Als ich nach Deutschland zurück kehrte, sah es fast so aus, als wäre Deutschland vom Krieg bisher weitgehend verschont geblieben, keine Giftgasangriffe, keine Biowaffen wurden eingesetzt und nur einige Städte waren von Raketen getroffen worden. Die Russen hatten versucht einige strategische Punkte im Nordatlantik und in der Nordsee zu besetzten, wie einige Ölbohrinseln, die Shetlands- und Orkneyinseln, sowie aber auch Helgoland, von der sie als erstes vertrieben wurden.

Aber der Alltag der Menschen war nicht mehr der Gleiche, denn überall kam der Geruch des Krieges hervor, ja die ganze Industrie arbeitete für den Krieg, nur die Lebensmittel- und Pharmaindustrie produzierte nicht kriegswichtige Dinge, obwohl auch Nahrung und Medikamente in einer solchen Zeit kriegs- wichtig waren.

Es war kein kalter Winter, denn als ich Deutschland erreichte, erwarteten mich fast frühlingshafte 15 °C, obwohl es erst Ende Januar war. Hier war es so frühlingshaft, aber in Russland würde uns die Kälte eisig ins Gesicht stehen und es gab tatsächlich Berichte, das Teile der Front im Norden zusammen brachen, da in Russland ein dazu sehr eisiger Winter herrschte mit Temperaturen von bis zu – 40°C. Würde dieser Winter nun das Blatt wenden ? Ich wollte nicht nach Russland und ehrlich gesagt dachte ich darüber nach, ob es Sinn hätte weiter in Europa zu verweilen. Dieser Krieg würde bald mit ABC-Waffen geführt, spätestens dann wenn eine Seite so sehr in die Enge getrieben würde, das es denn atomarischen Supergau geben würde. Immer wieder hielten sich die Gerüchte hart, das Terroristen der Al-Kaida nun in Deutschland und anderen europäischen Ländern große Attentate vor hatten, wo hingegen die bisherigen Selbstmordattentate fast harmlos waren. Es sollten Erreger der Vogelgrippe und anderer Seuchen wie die Influenzia sollten im großen Stil die deutsche Bevölkerung dezimieren, aber das waren alles nur Gerüchte, trotzdem wurden überall Schutzmaßnahmen getroffen und auch der Zivilschutz der Bevölkerung war sehr wichtig.....überall herrschte Alarmstimmung: Deutschland glich nun, wie auch andere Staaten Europas einem absoluten Überwachungsstaat und überall war man den Überwachungkameras ausgeliefert, denn der Bundes- nachrichtendienst war nun mit die wichtigste Institution der deutschen Bundes- republik. Auch in den Krankenhäusern wurde überall geimpft, aber das Problem war, das nun im Kriege die deutsche Pharmaindustrie gar nicht mit ihrer Produktion hinterher kam.

Nun war ich also mittlerweile in Deutschland angekommen und sehnte mich sehr danach Marlene wiederzusehen, was aber nicht so einfach war, denn wir hatten weder Emailkontakt gehabt in der Zwischenzeit, noch hatte sie mich über Handy erreichen können, da wir keine privaten Gespräche oder nur sehr eingeschränkt private Gespräche führen durften.

In Ahlen befand sie sich nicht mehr, sondern wie man mir dort mitteilte war sie wieder nach Paderborn gezogen, denn vorübergehend schien die Gefahr eines Atomkrieges gebannt.

Dort wo wir wohnten, sah nichts mehr so aus wie es war, nicht das viel zerstört schien, aber überall waren Straßenbarrieren, gerade weil die Senne sehr nahe lag, der nächste Truppenstützpunkt der britischen Armee.

Marlene und die Kinder waren etwas ausgemergelt, da für jeden Menschen in Deutschland das Essen in Rationen eingeteilt wurde, aber es gab immer noch genug, wenn auch nicht viel, nicht zu vergleichen mit den Hungersnöten der Leute nach dem 2. Weltkrieg.

So saßen wir an diesem recht milden Januarabend in unserer Wohnung in Paderborn und ich wollte Marlene und den Kindern die Berichte über Kriege in Spanien und auf der Nordsee ersparen. Wir teilten aber alle den Wunsch doch nun nicht mehr auseinander gehen zu müssen. Wie aber sollten wir das erreichen ? Könnten wir Deutschland verlassen ? Es hieß, das es immer mehr Deserteure geben würde, die sich weigerten Deutschland zu verteidigen, die irgendwie nach Südamerika oder Südafrika flohen, welches noch Inseln des Friedens zu sein schienen. Aber bald würden auch Länder wie Brasilien und Südafrika in den Krieg ziehen müssen. Im Inneren Afrikas wurden zwischen Christen und Muslimen zum Teil Guerillakriege ausgeführt, besonders schlimm war die Lage in Ländern wie Nigeria und dem Sudan, aber so recht wußte das keiner.

An den folgenden Tagen kam mir mein Kontakt zum Paderborn Flughafen zu Zeiten, als ich noch bei Air Berlin arbeitete zu Gute. Es wurden z.T. Aus Verzweiflung viele Flüge nach Südamerika angeboten, diese konnten scheinbar noch über einigermaßen sichere Luftkorridore geflogen werden. So beschloss ich also ernsthaft darüber nachzudenken, ob wir 4 nicht alle nach Brasilien fliehen könnten, weit genug weg vom Terror in Mitteleuropa. Durch meine Kontakte bei Air Berlin hatte ich viele Piloten kennen gelernt, die früher auch nach Brasilien flogen, wobei Air Berlin ja nur Flüge rund ums Mittelmeer anbot. Nun allerdings dienten alle Fluggesellschaften nur noch zu kriegswichtigen Zwecken, die aber auch häufig Passagiere aus Deutschland aus flogen. Allerdings war es vielen Fluglinien verboten ein bestimmtes Kontingent von Flügen nach Übersee zu übersteigen, da die Flugzeuge ja auch als Transporter von Soldaten an die Front gebraucht wurden. Für mich war es besonders schwierig einen Flugplatz zu ergattern, denn Frauen und Kinder durften Deutschland verlassen, aber viele Männer wurden an der Front gebraucht und galten somit als Deserteure, denn so lange es noch keinen Atomkrieg gab, konnte man Zwangs- rekrutiert werden, konnte vorher aber noch einige Tage in Einzelhaft kommen !

Uns allen war klar, das es innerhalb der nächsten Monate noch Millionen Tote geben sollte!!!

Am 31. Januar 2012 war es dann soweit, denn ich wollte nicht nach Russland und nutzte meine Kontakte am Flughafen, um unbemerkt nach Rio de Janeiro fliegen zu können. Ich war mir meiner Flucht so bewusst und fürchtete auch keine Zwangsrekrutierung, denn das alles war erst der Anfang des 3. Weltkrieges.

 

Brasilien, Argentinien, Grahamland ???

Die Überwachungkameras filmten überall, aber das Verfolgen von Desserteuren wurde bisher äußerst lasch gehandhabt, wahrscheinlich war sich jeder darüber im Klaren, das es wohl das Beste wäre Europa schnellstmöglich zu verlassen und die Leute nicht daran zu hindern. Wenn dann aber die Nördliche Halbkugel in Trümmern liegen würde und das Land wäre wüst und leer, es würde kaum Überlebende geben, wie sähe dann eine Flucht auf die Südhalbkugel aus. Auch dort würde die Verwüstung Einzug halten. Zu dieser Zeit wurden die Stimmen immer lauter, das man einzig alleine auf dem 7. Kontinent Zuflucht finden könnte, welcher ganz weit im Süden lag und die Antarktis genannt wurde.

Aber auch die Antarktis würde Schauspiel eines Nuklearkrieges werden, würden doch Atomwaffen das Eis zum Schmelzen bringen und die Antarktis würde nackt zum Vorschein kommen. Allerdings wäre die Antarktis ja so weit vom atomaren Fallout sicher, da sie durch eine ständige Westwindzone vor nördlicheren Luftschichten und Winden geschützt wurde. Es hieß, das sich dort in der Antarktis oder besser gesagt auf der antarktischen Halbinsel in Grahamland, Flüchtlingskolonien gebildet hätten. Die Flüchtlinge würden sich von Krill, Wal-und Robbenfleisch, von Moos und von Seetang ernähren.

Nun aber flogen wir erst einmal nach Rio, wo ich und meine Familie vielleicht eine neue Heimat finden könnten, aber bald nach der Landung nach einem 12 stündigem Flug wurden wir eines besseren belehrt. Rio de Janeiro empfing uns zwar mit seiner Christusstatur, die die Arme ausbreitete und den Neuankömm- lingen ihren Segen zu Teil werden lies, aber die Stimmung der dortigen Bevölkerung schien aufgeputscht zu sein, überall zogen die Militärs durch die Straßen, so das es nicht zu Tumulten kam. Die Lage war für die hiesigen Ein- wohner schwierig, denn schließlich waren in den letzten Wochen in Rio hundert- tausende von europäischen Flüchtlingen eingetroffen, die nun hier eine neue Bleibe suchten. Es war schwer uns durch das Gedränge der Leute zu wühlen. Ich hatte noch eine alte Adresse von einem brasilianischen Geschäftsmann, mit dem ich aber schon seit langer Zeit keinen Kontakt mehr unterhielt. Er hatte eine Sommerresidenz im schönen Petropolis, welches 50 km von Rio entfernt lag. Dann kannte ich noch einige Piloten die früher öfters Rio anflogen, das war dann aber auch schon alles. Sonst war mir Brasilien ziemlich unbekannt., nur einmal war ich für 2 Wochen in Nordbrasilien, in Fortaleza, aber dort war die Armut doch sehr bedrückend, so das ich nicht wieder beschloss dort hinzufahren.

Aber zum Tauchen und für den Badeurlaub war es dort doch sehr schön. Wie sehne ich mich doch nach diesen Vorkriegjahren, wo die Wirtschaftkrise Deutschland noch nicht so stark den Atem nahm, damals Ende der 90ger Jahre.

Nun aber war ich selbst ein Flüchtling, der nach jemand Ausschau hielt, mit welchem er seit Jahren keinen Kontakt mehr pflegte....wie hieß er denn noch gleich: Ach ja....Diego Oliveira hieß er und ich lernte ihn damals in Fortaleza kennen.

Diego Oliveira besaß einen gesunden Betrieb in Südbrasilien, in einer Stadt namens Curitiba, welche inzwischen zu den größten Brasiliens zählte und in den Vorkriegsjahren für ein vergleichsweise ausgewogenes Sozialsystem bekannt war, ohne die ganz krassen Unterschiede zwischen ganz Reich und ganz Arm.

Ich hatte noch eine Adresse von ihm und so machten wir uns schnell auf dem Weg das Moloch Rio de Janeiro zu verlassen ! Wir fuhren mit einem Kleinbus aus der Stadt hinaus, welche in der Innenstadt von majestätischer Schönheit geprägt war, inmitten von Bergen umgeben, welche mit tropischem Regenwald bedeckt waren. Aber in den Randbezirken sahen wir immer mehr Fawelas und Slums, nicht nur Brasilianer hausten hier, sondern auch einige Europäer hatten sich hier nieder gelassen. Dann fuhr der Bus weiter und weiter immer weiter die Berge hinauf in das kühle Petropolis.

Petropolis war früher die Stadt der Könige, der einzigsten Könige auf dem amerikanischen Kontinent nach Kolumbus, denn im 19. Jahrhundert war Brasilien eine Monarchie. Petropolis hatte nichts von dem Glanz jener Epoche verloren und man hätte meinen können es wäre noch alles so wie damals, aber da draussen jenseits des Atlantiks tobte der Krieg, der nun bald auch auf das Südamerikanische Festland zu schwappen drohte. In Nordamerika waren die Russen und neuerdings auch die Chinesen über Alaska eingedrungen, aber die Amerikaner hielten noch ihre Stellungen, so das die Panzer das Amerikanische Kernland noch nicht erreicht hatten, aber alles war von ständigem Bombenalarm erschüttert.

So kamen wir an in Petropolis und machten uns nun auf zu Diego Oliveira und tatsächlich fanden wir den guten Mann, der mittlerweile ergraut war und viel älter wirkte als ich ihn in Erinnerung hatte, aber er erkannte mich wieder und begrüßte mich freundlich. Ich, meine Frau und unsere Kinder waren ziemlich am Ende und das wußte er auch. Er bewunderte meinen Mut, das ich es wagte Europa zu verlassen, aber es wäre der einzig richtige Weg gewesen. Dann sprachen wir über viele Regierungspläne, die nun die Brasilianische Regierung treffen wollte zusammen mit anderen südamerikanischen Staaten. Brasilien und die Staaten des Mercosurs waren noch nicht in den 3. Weltkrieg eingetreten, aber es würde nur noch einige Monate dauern können, bis auch Südamerika seine Neutralität aufgeben müßte. Es gab Pläne in den Schubladen, das Brasilien und Südafrika, wie auch andere Schwellenländer der südlichen Hemisphäre notfalls Nordamerika und Europa zu Hilfe eilen wollten, falls die Russen und die Chinesen Europa und Nordamerika überrennen würden. Russland hatte schwer zu kämpfen, aber mit Hilfe von der Al-Kaida würde die Verteidigungslinie bald zusammenbrechen.

Zu dieser Zeit nahm mich Oliveira tatsächlich für ein paar Tage auf und er bot mir sogar an in Curitiba zu arbeiten, welches ich dann auch dankbar annahm, denn ich brauchte das Geld für mich und meine Familie. Aber dann im April 2012 zog es mich und meine Familie weiter nach Süden über die argentinische Grenze immer weiter nach Süden, drohte doch auch bald Südamerika Ungemach. Die Situation in Europa wurde immer schlimmer und es gab erste Hinweise darauf, das gerade in Deutschland es zu ersten Anschlägen mit biologischen Waffen kam und auch in einigen Großstädten Nordamerikas. Zu dieser Zeit kam eine Viruserkrankung auf, die ähnlich der Vogelgrippe war und für die es noch kein Serum gab. Irgendwie gab es plötzlich viele Schwerkranke, zwar bisher noch regional begrenzt, aber die Lage wurde schwieriger. Mehr allerdings bekam ich hier in Südamerika nicht mit.

Mit Kleinbusen fuhren wir nun immer weiter nach Süden und wir sahen wie der Herbst uns langsam eingeholt hatte. So fegten Herbststürme über die patagonische Steppe und in einem kleinen Nest namens Santa Cruz verlebten wir die Ostertage.

Ein paar Tage später trafen wir dann in Feuerland ein, aber das alles war mir für meine Flucht noch nicht südlich genug und doch stellte ich resigniert fest, das uns der baldige Winter wohl einen Strich durch die Rechnung machen würde auf der Flucht nach Grahamland. Hier in Feuerland waren wir doch erst einmal sicher !!!! Ushuaia hieß die Stadt in der wir nun gestrandet waren und auch hier gab es viele Flüchtlinge. Man riet uns nicht weiter nach Süden zu fliehen, nicht jetzt vor Wintereinbruch. So verlebten wir also ein paar Monate in Feuerland und warteten die nächsten Kriegsmonate ab.

Ich und meine Familie mußten in einer recht eisigen Behausung leben, die ganz früher einmal den Häftlingen während der argentinischen Diktatur diente, bis die Argentinier dann Anfang der 80ger Jahre den Falklandkrieg verloren. Aber wir besorgten uns einen Kanonenofen, so das die Zelle nicht mehr ganz so eisig war, allerdings besaß die Zelle ein offenes Fenster, welches wir mit einer Plane zu decken mussten. Das Wetter draußen war eisig, auch wenn die Temperaturen meist über dem Gefrierpunkt lagen, nur diese eisigen Südwestwinde brachten immer wieder neue Schnee-und Graupelschauer.

Unsere Kinder genossen trotz der schlimmen Zeit, die nun auf der Nordhalb- kugel herrschte diesen Winter in Feuerland. So freuten sie sich über den vielen Schnee. Auch hatten sie daran ihre wahre Freude durch die verschneiten Wälder vor der Stadt zu wandern, die vom ewigen Wind ganz zerzaust waren.

Es wäre ja alles noch nicht so schrecklich gewesen, wenn uns nicht immer wieder neue Hiobsbotschaften aus Europa erreichten. Waren doch tatsächlich schon einige Millionen Opfer zu beklagen, denn viele Menschen starben an den Biowaffenanschlägen von Al-Kaida, die Keime von hochansteckenden Krankheiten besaßen, gegen die so schnell kein Gegenmittel gefunden war und dann brach auch immer mehr die Front zusammen und die Russen rückten nach Westen vor. Jetzt hatten sie im Nordsommer 2012 bereits die polnische Grenze überrannt und erreichten bald Deutschland. Insgesamt so hieß es seien nun in Europa so schon mehr als 8 Millionen Menschen ums Leben gekommen: 4 Millionen Soldaten und 4 Millionen Zivilopfer, davon 2,5 Millionen durch diesen tückischen Virus. Aber auch im fernen Osten waren schon weit über eine Millionen Menschen an Opfern zu beklagen und es würde noch schlimmer werden.

Sterne des Südens

Bis Oktober 2012 wuchs die Zahl der Kriegsopfer auf über 20 Millionen Menschen an und die Russen hatten inzwischen fast ganz Deutschland besetzt. Zu dieser Zeit genossen wir einen herrlichen Frühling in Feuerland, der zwar von häufigen Graupelschauern geprägt war, aber dann gab es schon wieder den schönsten Sonnenschein und überall spross das Grün heraus. Die Eisplatten des antarktischen Eisgürtels würden nun aufbrechen und uns weiter nach Süden lassen, denn so hatte inzwischen auch China und Russland den neutralen Südamerika-Staaten den Krieg erklärt, welcher zwar erst noch ein kalter sein sollte, aber wer würde jetzt noch darauf wetten können, das Südamerika sicher sein. Ende November 2012 brachen wir auf über die Drakepassage in die antarktische Inselwelt, wo wir die nächsten Kriegstage verbringen würden.

Das Schiff, welches uns nach Süden brachte, war ein Fischerkutter, dessen Stahlwände allerdings vor Eisplanken geschützt waren – nur die Größe machte mir ein wenig Kummer, war doch die Drakepassage einer der gefürchtetesten Meeresengen. Aber wir hatten die meiste Zeit tatsächlich Glück und hatten schönes Wetter, dafür kamen uns immer mehr Eisschollen entgegen, je weiter wir nach Süden fuhren. Nach einigen Tagen erreichten wir die Südshetland-Inseln, welches unsere neue Heimat werden sollte. So lagen kurz vor Grahamland, der antarktischen Halbinsel und das Wetter war hier doch eitel Sonnenschein, allerdings so fand ich doch, war die Vegetation recht dürftig, gegenüber den üppigen Südbuchenwäldern in Feuerland, wo jeder knorrige Baum, wie ein versteinerter Troll wirkte. Hier gab es nicht viel....hier und da wuchs ein wenig Gras und die Ebenen der Inseln waren mit einem Moospolster überzogen, doch das war auch alles, was die karge antarktische Tundra an Flora hervorbrachte. Auf der Insel, wo wir strandeten gab es eine Lagune, wo man drin baden konnte, denn unterirdische heiße Quellen gaben trotz des kalten Klimas Grund für Badefreuden.

Die Insel auf der wir gelandet waren, bot inzwischen mehreren tausend Flüchtlingen eine Bleibe und ich dachte sehr argwöhnisch darüber nach, ob nicht so viele Menschen auch dieses empfindliche Ökosystem zerstören konnten.

Die Leute hatten sich aus Steinen und den Fellen von Robben und Walhäuten Häuser gebaut. Sie lebten ziemlich erbärmlich, aber es war nun einmal das Leben, welches wir nun erwählt hatten für die kommenden Monate.

Im Lauf der Monate hatte sich hier eine richtige Inselregierung etabliert, die nun zwar mit leicht diktatorischen Mitteln dafür sorgte, das alles seine Ordnung hatte. Man hatte um eine Forschungsstation herum eine kleine Stadt erbaut, welche auch dem kommenden bitteren Winter trotzen sollte. Insgesamt hatten sich auf dieser Insel 3 Städte gebildet, wovon die größte Stadt etwa 5000 Einwohner besaß. Mehr Flüchtlinge allerdings hätte die Insel nicht mehr verkraften können. Viele Menschen zogen aus mit ihren Booten um Robben und Wale zu fangen, welches die Grundnahrung ausmachte. Auch jagte man Pinguine, welche mir sehr Leid taten, da diese posierlichen Tiere sehr zutraulich waren.

Doch fange ich mal an mit einer ausführlichen Beschreibung der Stadt, die nun für 2 Jahre meine Heimat sein sollte: Wir nannten sie "Star of the south" und man wies uns ein Steingebäude zu, welches eine Steinmauer besaß und eine Dach, welches aus Wellblech war. Die Wellblechpappe hatte man aus der nahen Forschungsstation entnommen, welche nun total verlassen war. Auf der Nachbarinsel allerdings hatten chilenische Militärs ihren Stützpunkt, aber man hegte Hoffnungen, das diese bald abgezogen wurden, denn im Notfall, falls Südamerika angegriffen würde, müßte man alle Soldaten zur Verfügung stellen. Das wir den Kriegsgegnern so offen ausgeliefert waren, war uns egal. In der Antarktis waren nun weitgehend alle Forschungsstationen aufgegeben worden, bzw. die Forscher der russischen Forschungsstationen hatten kapituliert und waren zu der Seite des Gegners übergelaufen. Ab und zu flogen einige Düsenjäger über die Antarktis, um die Lage zu checken, sonst war aber alles ruhig. Ich weiß nicht wie es in der ehemaligen großen Siedlung MacMurdo war, ob dort sich auch Flüchtlingslager gebildet hatten oder ob sie doch noch als Militärstützpunkt in der Antarktis ausgebaut wurde. Das waren alles nur Gerüchte.

Das Leben in "Star of the south" war wie schon erwähnt alles andere als einfach. Der sogenannte Inselrat hatte auch beschlossen weitgehend auf Elektrizität und andere Errungenschaften der Zivilisation zu verzichten, denn wenn dieser Krieg zu Ende wäre, dann würde uns die ganze Technik nichts mehr nützen.

Aber leben wie in der Steinzeit wollte man auch nicht, so wurden Gewächshäuser gebaut, um wie auf Island geothermische Energie zu nutzen, um hier das Anpflanzen von Früchten und Gemüse zu ermöglichen. Andere aber ernährten sich wie schon erwähnt von den Sachen, die das Land hier unten hergab.

Ich kann mich noch an den Tag erinnern, als wir auf der Insel Sylvester feierten – es war gerade antarktischer Sommer und die Temperaturen lagen des Tages bei 6°C. Aber auch in der bewölkten Nacht gab es kein Nachtfrost. Ich und Marlene, sahen mit den Kindern zum Himmel hinauf und wir sahen Sternschnuppen und da entgegnete Marlene zu mir: "Ich erinnere mich gerne an die Zeit zurück als wir noch unbekümmert Sylvester feiern konnten, wann war das nochmal vor 2 Jahren....obwohl das ja auch schon nach dem großen Attentat war." "Ja,"grübelte ich. "Doch das muss so Sylvester 2010/11 gewesen sein. Aber wir hatten trotzdem ein Heiden Gaudi ! Und nun wollen wir lieber nicht nach Europa schauen. Stell dir vor die Inselregierung will sämtliche Satellitenschüsseln abmontieren lassen, denn wir sollen von dem fernen Greul nichts mitbekommen. Wenn, dann würden uns die Soldaten aus Feuerland schon Bescheid sagen."

Das war nun wohl die neue Strategie, wie ein Strauß den Kopf in den Sand stecken.

 

2013 – das Jahr der Entscheidung

Es war inzwischen der Winter auf der Insel eingekehrt und der kam recht früh. Schon in den ersten Märztagen fing es an zu schneien und es hieß das es in Grahamland schon Ende Februar wieder angefangen hatte zu schneien, wo gerade die Westküste der Antarktis von ihrem mächtigen Eispanzer befreit war. Wir mußten uns klar werden, das wir nicht mehr in einem schlecht-isolierten Steinhaus den Winter verbringen konnten. Brennmaterial war knapp, aber man hatte für den Winter einfach die Ölreserven der chilenischen Militärs auf der Nachbarinsel angezapft, welche nun ihr Lager vorübergehend verlassen hatten.

Auch gab es Treibholz als Brennmaterial und Tank. Viele nutzten auch Waltran als Brennmaterial. Und in dieser baldigen Eiseskälte, waren einige Bewohner des Dorfes findig, denn sie wollten die geothermische Energie der Lagune nicht nur für das Gewächshaus, sondern auch für einige Häuser nutzten. Unsere Hütte musste allerdings mit Treibholz und Waltran heizen und des Nachts deckten wir uns mit Robbenfellen zu. Ich begann die Hütte ganz primitiv zu isolieren, in dem ich solche Packfolie benutzte, welche man sonst zum Packen von Paketen nimmt, damit diese nicht gleich beim ersten Schlag kaputt gehen. So war ich dann auch heilfroh, das wir diese nützlichen Luftpolster bekamen, die auch ein gutes aber primitiven Isoliermaterial waren.

Die Kinder hatten während des Winters eine Lungenentzündung, was uns Erwachsene sehr bedrückte, es war einfach zu kalt in unserem Haus. Gott-sei- Dank überlebten es bei ohne größeren Schaden zu nehmen, aber die Temperaturen, die nun im Südwinter 2013 folgten waren sehr kalt. Es war z.T. eine nasse Kälte, die immer aus Westen von den Ozeanen herein zog, aber dann gab es Tage an denen es noch kälter wurde z.T. bis zu -30°C, wenn kalte Festlandsluft aus Süden Grahamland und die vorgelagerten Inseln erreichte.

Die medizinische Versorgung war zwar nicht gut, aber durch Plünderungen von Forschungsstationen konnte das eine oder andere Medikament ergattert werden.

Es war schon wirklich komisch, das sich keiner der Länder darum scherte, das ihre Forschungsstationen auseinander genommen wurden.

Auch bekamen wir Nachrichten nur sehr spärlich mit aus Südamerika, zu denen es noch Verbindungsschiffe gab. Man sprach von Entscheidungen, die nun im Nordsommer 2013 anstanden und Gerüchten zu Folge gab es auch erste Atom- schläge, die sich nicht auf Minibomben konzentrierten.

Es regte sich im Ablauf des Jahres 2013 immer mehr Widerstand gegen die Nachrichtensperre der Inselregierung, welche immer mehr mit diktatorischen Mitteln uns zur Vernunft zwingen wollte, wir aber glaubten, man wollte uns für unmündig erklären, denn egal wie schrecklich die Situation in Europa sein mochte, wir mußten Kontakt aufnehmen können. Die Inselregierung war allerdings der Meinung, das eine Einmischung in den Konflikt auch die letzten Nischen, die frei von Krieg und Gewalt wären, betreffen könnte.

Ende des Jahres dann kam überraschender Besuch ans antarktische Festland, der Frühling hatte wieder eingezogen und man sagte es wäre ein Brasilianer, welcher zu einem Geheimtreffen auch auf unsere Insel kommen sollte.

Der Weg zum Festland konnte im Dezember 2013 nur mit einem Eisbrecher aufgebrochen werden, da es lange dauerte bis die Westküste der Antarktis eisfrei war.

Erst wollte ihm die Inselregierung keinen Zutritt zu unserer Insel verschaffen, denn was er brachte schien Krieg und Verderben zu sein. Zumindest würde sein Besuch Unheil ankündigen. Mit ihm kam eine Delegation von anderen südamerikanischen Ländern. Als er anlegen wollte, kam ein Schutztrupp der Inselregierung und wartete mit Schnellfeuerwaffen auf ihn, man wollte ihn notfalls mit Gewalt auf das offene Meer hinaus jagen.

Doch es war ein größeres Chaos, denn Bürger der Stadt protestierten gegen die Aktion der Schutztruppe und die Inselregierung wollte deswegen kein Blutbad anrichten lassen. Ich hatte mich auch unter die Truppe begeben, die da protestierend die südamerikanische Delegation in Empfang nehmen wollte.

Anschließend wichen die Gruppen und ließen die Delegation an Land.

Der Brasilianer war ein Mitglied der Regierung allerdings nur auf unterer Führungsebene. Er hatte gute Beziehung zur Wirtschaft und kannte auch meinen Freund Oliveira, welcher mich damals so nett in Petropolis empfangen hatte und mir ermöglicht hatte ein paar Monate in Brasilien Fuß zu fassen.

Wir hatten uns alle in einem Speisesaal versammelt, die in der früheren Forschungsstation lag. Ich war einer der Ersten, die mit ihm sprach. Er hieß mit Nachnamen Cortes und war ganz erstaunt, das ich Oliveira auch kannte. Aber dann fing er an zu weinen: "Wissen Sie, was mit ihrem Freund Oliveira passiert ist," antwortete er in einem holprigen Englisch. " Er ist auch nach Europa ausgezogen, um auf Seite der Allianz zu kämpfen, aber nur wenige Tage an der Front hat er überlebt. Die Lage in Europa ist fürchterlich. Können Sie sich vorstellen, was nun passiert ist ? Die Russen haben erste richtige Atombomben eingesetzt und Millionen von Menschen gehen daran momentan zu Grunde. Man wollte verhindern, das der Westen die Russen immer mehr nach Osten verdrängte. Soldaten kämpfen in Kleidung, die vor Radioaktivität und Giftgas schützen soll, aber jetzt mögen sie noch gesund sein. In ein paar Jahren sind sie spätestens an Leukämie gestorben. Aber in ein paar Jahren wird der überwiegende Teil der Menschheit tot sein. Es wurden Atombomben über Berlin gezündet. Berlin ist dem Erdboden gleich gemacht worden. Außerdem ist auch Paris betroffen. Es waren nicht viel Atombomben, die gezündet wurden. Insgesamt auf dem ganzen Globus vielleicht 5, aber 2 davon alleine in Europa. Außerdem sind auch biologische Waffen im Spiel. Nordamerika hat auch eine Atombombe abbekommen. Sie wollten New York treffen, aber der Schutzschirm über den USA verhinderte dieses. Allerdings schossen sie vor der amerikanischen Westküste eine Atombombe ab, die dann nicht vom Sicherheitsschirm erfasst werden konnte, da sie zu niedrig flog. Sie traf die Gegend um Vancover und Seattle im Westen der USA. Die Japaner wiederum hatten eine Atombombe auf Peking gerichtet, die mit Hilfe der USA gezündet wurde. Seitdem gibt es zumindest auf der chinesischen Seite Waffenstillstands- angebote. Aber in Europa ist die Lage sehr prekär, denn die Russen haben nun ganz Europa fast überrannt mit Ausnahme der Alpenregion und Großbritannien."

Im Sommer sah es wohl noch so aus, als hätte Europa die Wende gefunden und nach den Attacken mit Biowaffen auf die Bevölkerung von Deutschland und anderen europäischen Ländern, russische Truppen eingekreist, aber diese hatten mit dem Abwurf von 2 Atombomben im Herbst 2013 die Offensive eingeplant. Innerhalb von nur 1 Monat, hatten sie die wehrlosen Heere Europas überrannt. Unter den Überlebenden herrschte Mord und Totschlag und die Europäischen Regierungen waren in die Alpen geflohen oder nach Großbritannien.

Brasiliens Armee machte sich nun stark Europa zu retten, aber man befürchtete auch in den Krieg gezogen zu werden, nur kam von China erst einmal keine Gefahr aus, da China am Boden lag. Nur Russland hatte sein Heer noch einmal zusammen raufen können.

Weswegen allerdings Cortes nach Antarktika gekommen war, war das man eine Friedensoffensive startete über das Internet, um eine noch größere globale Katastrophe abzuwenden. Man wollte von der Antarktis aus, die Intra-Netze des russischen Militärs angreifen, so war auch eine Gruppe der besten Computer- hacker mitgekommen.

Allerdings mußte Cortes feststellen, das die Infrastruktur auf den Inseln sehr schlecht war, denn man hatte nur dafür gesorgt, das man überlebte. Die Kommunikationsmittel waren eingeschränkt und mussten erst noch aufgebaut werden. Doch in den kommenden Tagen stellte man fest, das in einer chilenischen Militärstation am Rande der Antarktis noch eine gute Kommu- nikationsverbindung herrschte, auch wenn diese Station seit einem Jahr verlassen war. Von hier aus wollte man zum Cyberangriff auf die Intranetze des Feindes starten.

2014 – das Ende des Krieges

Nachdem es zu Unruhen auf den vorgelagerten Inseln gekommen war, gab sich nun auch die Inselregierung damit zufrieden, das von Antarktika aus die Angriffe auf die Cybernetze ausgerichtet werden sollten. Russland griff vorerst die Antarktis nicht an, da Länder wie Brasilien oder Südafrika dieses verhindern könnten. Und dann im März 2014 war es soweit....Brasilien schlug zur Großoffensive nach Europa an. Man wollte von den Kapverden aus und den kanarischen Inseln Europa angreifen. Der brasilianische Staat hatte sich stark verschuldet, aber alle amerikanischen Länder waren zum Kampf bereit. Während Mexiko die USA im Kampf gegen Russland unterstützte und diese aus Alaska drängte, war Europa total am Boden. Die USA war es aber auch....denn auch hier gab es Millionen Tote und selbst wenn es nur eine Atombombe war, die die Westküste der USA getroffen hatte, so ging man davon aus, das die Spätfolgen erst in den kommenden Jahren sichtbar würden, denn ein Großteil der örtlichen Bevölkerung litt auch an Leukämie und siechte z.T. dahin.

New York und der Osten waren immer in Alarmbereitschaft und man war sich auch sicher, das es hier bald schlimm aussehen würde. Das Schlimme jetzt im Frühjahr 2014 war, das ein Teil der Eiskappen Grönlands und der Antarktis geschmolzen waren als Folge der Hitze von 5 Atombomben, welche ja immerhin die mehr als 100-fache Stärke einer Hiroshimabombe besaßen.

Ich war nun ebenfalls bereit ein zweites Mal in den Krieg zu ziehen, das war ich einfach Deutschland schuldig, nachdem ich mich 2 Jahre zuvor einfach so davon geschlichen hatte, Marlene versuchte mir dieses auszureden, aber ich beruhigte sie, das sie keine Angst haben brauchte, denn die brasilianische Regierung hatte Spezialuniformen entwickelt mit welcher 1 Millionen Soldaten ausgerüstet wurden, die gegen atomaren Fallout und Giftgas schützen sollten.

Am 12. März 2014 brach unser Schiff auf in nördlichere Gefilde. Insgesamt wurden alleine aus Antarktika 10.000 Mann mobilisiert, die auf einer Flotte mit 6 Kriegsschiffen nach Europa geschickt wurden. Ich war mit dabei. Wir brachen gleich auf und würden nach ein paar Tagen die Falkland-Inseln erreichen, dann Buenos Aires, Rio, die Kapverden und schließlich die Kanarischen Inseln. Es sollten die Truppen von Portugal und Spanien nach Europa einströmen. Brasilianische Truppen dagegen landeten in Frankreich und Großbritannien.

Die Reise dauerte länger als 3 Wochen, aber zu Ostern erreichten wir die Kanaren, die weitestens unbeschadet geblieben waren, aber Terrororganisationen hatten in der Anarchie des Krieges hier regelrechte Massaker angerichtet, waren aber inzwischen vertrieben worden. Die Bevölkerung war auf 2/3 zusammengeschrumpft, aber die Umwelt war hier nicht so zerstört.

Die brasilianische Armee hatte ihr Hauptlager auf der Insel Teneriffa, da man hier gut den Notfall üben konnte, denn hier gab es viele Berge und Höhen, die uns auf die Alpen vorbereiten sollten, wohin sich die europäischen Truppen zurück gezogen hatten. Einige Tagen waren wir hier auf Manöver, um uns auf den Ernstfall zu konzentrieren. Wichtig war es nun nach Spanien einzudringen, das wir Westeuropa schon einmal unter Kontrolle bringen könnten. In Frankreich würden wir dann auf mexikanische Militärs stossen, zusammen würden wir dann Süddeutschland überrennen, um uns den Weg nach Osten zu bannen. Auch Großbritannien war bereit seine letzten Reserven in Angriff zu nehmen um die Russen in die Flucht zu schlagen.

Es wurde ein schneller aber zermürbender Kampf, denn das was wir vorfanden waren so viel Leid und Zerstörung, das wir es nur schwer ertragen konnten. Die Luft war von atomaren Fallout verseucht und die Menschen in den spanischen Stätten, die uns entgegen kamen waren ausgemergelt und von Krankheit gezeichnet. Nur eines wunderte uns sehr, das die russischen Kampftruppen sich so schnell ergaben, denn innerhalb von 5 Tagen war die Iberische Halbinsel von Russen befreit. Je weiter wir allerdings nach Nordosten vordrangen, desto größer wurde der Widerstand. Auch wurden die Umweltsünden immer größer, denn erlebten wir in Spanien noch relativ intakte Natur (wenigstens der äußere Schein) und nur einzelne zerstörte Gebäude in den Städten, so bekamen wir in Frankreich kahle Wälder zu Gesicht von toten Bäumen und einer unglaublichen Stille. Je näher wir uns der Rhone näherten, desto schlimmer wurde es. Es waren einst so schöne Schluchten, die Südfrankreich durchzogen mit Harblaub- gehölz, nun aber waren es größtenteils totes Geäst, welches in den bleichen Himmel starrte. Am Wegrand mancher Straßen sahen wir Berge von Leichen, die hier schon seit mehreren Wochen tot an den Straßen lagen. Einzelne Soldaten hielten Stellung, aber die die wir sahen wirkten auch völlig demoralisiert. Weiter östlich kam es zu zahlreichen Gefechten und gerade im hügeligen Gelände war es für uns höchst gefährlich. Es war inzwischen Mai und der Krieg dauerte nun schon 3 Jahre an, wobei er den Höhepunkt Ende des letzten Jahres erreichte. Mexikanische Soldaten, die nach Paris aufbrachen, konnten nur noch Schutt und Asche im Zentrum ausmachen. Paris war total zerstört, dem Erdboden gleich gemacht: Im Umkreis von 20 km glich die Landschaft nur einem einzigen Krater. Das gab es nichts, kein Grashalm, kein Stein, kein Haus, gar nichts. Und erst im Umkreis von 100 km gab es Leben. Viele Millionen Menschen kamen vor einem halben Jahr in Frankreich dabei ums Leben, nur Südfrankreich war von den Russen besetzt, Nord-und Mittel- frankreich war ein Land der Anarchie, nur wenige Menschen hatten hier überlebt oder waren nach Großbritannien geflüchtet. Es gab erste Schätzungen, wobei bei diesen Angriffen alleine in Frankreich fast 30 Millionen Menschen ihr Leben geben mussten, Frankreich hatte also bis jetzt die Hälfte seiner Bevölkerung verloren und es würde noch einige Jahre dauern, bis man in Paris wieder Äcker bestellen könnte.

In Süddeutschland dann kam es in den letzten Maitagen 2014 zur entscheidenden Schlacht bei der die Russische Armee vernichtend geschlagen wurde. Ich, der ich mich bis dahin gedrückt hatte, konnte dieses Mal nicht einfach davon laufen und ich muss sagen, ich weiss gar nicht, wie ich aus dieser Schlacht lebend heraus gekommen war ?

Süddeutschland war bis dahin noch halbwegs intakt, denn die Bewohner hatten keinen großen Wiederstand den Besatzungstruppen entgegen gebracht, auch war Berlin, weit weg. Berlin war ebenfalls verbrannte Erde, genauso wie Paris, nur das die Atombombe, die über Berlin gezündet worden war nicht die katastrophalen Ausmaße der Paris-Bombe hatte. Zynisch betrachtet kam sie nur auf einen 15 km-Radius der totalen Zerstörung. Aber Westdeutschland hieß es, sei durch den Bombenanschlag auf Paris sehr in Mitleidenschaft gezogen worden.

Komme ich zurück zur entscheidenen Schlacht: Restverbände der russischen Armee hatten sich in Süddeutschland ausgebreitet um einen Angriff auf Russland entgegen zu wirken, denn Norddeutschland war von atomarem Fallout bedroht, so das hier sehr wenig russische Soldaten stationiert sein. Es waren mehr als 300.000 brasilianische Soldaten, die an der Schlacht teilnahmen, ihnen standen 200.000 Soldaten aus Mexiko zur Seite, ihnen standen noch ca. 1.000.000 russische Soldaten aus Russland und Weißrussland entgegen. Es gab dieses Mal einen Widerstand, den ich zuvor nicht erlebt hatte. Gekämpft wurden mit konventionellen Waffen, außer ABC-Waffen, womit die meisten Soldaten schon in irgendeiner Form Bekanntschaft mitgemacht haben.

Ich war Gott-sei-Dank in einer Truppe, die nicht an vorderster Front kämpfen musste, überhaupt versuchte man an vorderster Front erst einmal ferngesteuerte Kampffahrzeuge und Roboter einzusetzen, soweit diese von der Technik entwickelt worden waren. Roboter wurden meist beim entschärfen von Sprengstoff eingesetzt und als Minenfahrzeuge, denn wir mussten feststellen, das die Autobahn nach München überall mit Minen versehen war, obwohl die Fahrbahn sonst einigermaßen intakt war.

Es wurde gekämpft von Stadt zu Stadt und ihren Höhepunkt erreichte die Schlacht bei Ulm in den ersten Junitagen. Es war für mich insbesondere mit die härteste Zeit in meinem bisherigen Leben. Einmal hatte ich mir gesagt, solange ich gesund aus dieser Schlacht heraus komme ist alles andere mir egal, aber dann geschah das Tragische, welches mich noch Monate später der Verzweiflung nahe brachte.

Blind im Niemandsland

Es geschah am 7. Juni 2014, wo wir in der Schlacht vor Ulm waren und überall sahen wir die Blitze der Laser und Maschinengewehre, die ganz Ulm und die Gegend drumherum in Asche legten. Wir hatten die Stadt fast erobert, denn die Russen waren in den letzten 2 Tagen kriegsmüde, so schien es. Wir waren nun dabei die letzten Vororte zu erobern und die Russen nach München weiter abzudrängen, dort allerdings erwarteten sie schon Österreicher, die aus den Alpen angriffen. Doch dann geschah es, ich hatte meinen Schutzkleidung nicht vollständig an, denn ich nahm meinen Helm ab, da jetzt die Sonne schon die erste Sommerhitze präsentierte und es schien, als sei sie in diesem Jahr noch stärker und gnadenloser am scheinen, als in den Jahren zuvor, denn wir erwarteten bereits in diesen Tagen Temperaturen weit über 30°C, sehr ungewönlich für Anfang Juni.

Das ganze Klima schien sich in diesem Jahr zu ändern, war doch schon das Frühjahr sehr warm und ungewöhnlich trocken, so bestätigten es die Bewohner in diesen Breiten.

So hatte ich also den Helm abgenommen und stand an einer Häuserecke und ich fühlte mich aus irgendwelchen undefinierbaren Gründen recht sicher.

Da schlug plötzlich neben mir eine Granate ein und ich fühlte einen höllischen Schmerz in meinem vorderen Gesicht. Kurz schien ich noch bei Bewusstsein, welches ich danach aber verlor.

Später wachte ich in einem Feldlazarett auf und ich konnte nichts sehen, fühlte einen Verband, der meine Augen verdeckte. Außerdem spürte ich immer noch einen höllischen Schmerz, der insbesondere meine Augen berührte.

Irgendjemand trat schließlich an mein Bett und mir die Nachricht mitzuteilen, die ich in dieser Situation zwar vermutete, aber nicht wagte auszusprechen. Ich schien in einem brasilianischen Feldlazarett zu sein, denn es war ein Arzt, welcher mich auf Deutsch mit brasilianischen Akzent ansprach:

"Herr Bergmann, ich habe Ihnen eine traurige Mitteilung zu machen, sie haben wahrscheinlich für immer ihr Augenlicht verloren, jedenfalls mussten wir Granatsplitter aus ihren beiden Augen entfernen, welche die Netzhaut unwider- ruflich schädigte. Aber vielleicht in einigen Jahren, kann man das Ganze beheben. Hauptsache ist aber sie leben, denn tausende andere aus ihrer Kompanie wurden in den letzten Tagen in den Tod geschickt. Aber wir haben die Schlacht fast gewonnen und rücken nun nach München vor. Aber es hat schon mehr als 1.000.000 Tote auf beiden Seiten gegeben, es ist fast als führe das alles zu einem 2. Stalingrad."

Nur schwer konnte ich mich mit meinem Schicksal in den kommenden Monaten abfinden, auch wenn es mir quasi das Leben gerettet hatte, denn es kamen vor München viele weitere 100.000 Soldaten ums Leben. Insgesamt betrug die Opferzahl der Soldaten hinterher auf beiden Seiten über 800.000. Die russische Armee war auf 400.000 Mann zusammen geschmolzen, die nun nach Tschechien flüchteten. Ich konnte mich wirklich glücklich schätzen, denn das Feldlazarett in dem ich mich befand lag hinter der Schweizer Grenze, wo die Berge z.T. vor dem atomaren Fallout schützten.

Dann geschahen in den folgenden Wochen noch einige schlimme Dinge, denn die Russen hinterließen eine Spur der Verwüstung hinter der tschechischen Grenze, welches auch zum Niemandland wurde. Man hatte hier Miniatombomben gezündet, welche in einem Radius von 2 km alles zerstörten, so war auch hier bis Prag alles zerstört. Wieso taten die Russen das ? Es war wohl so, damit man ihnen nicht folgen würde durch dieses atomar verseuchte Land. Doch die Verhältnisse rächten sich auch gegen die Russen, denn das Land war zermürbt und hatte 30 Millionen Soldaten in den Krieg geschickt, von denen gerade mal 2 Millionen überlebt hatten, die Bevölkerung litt an Hunger auch wenn Russlands Boden nicht durch Atomwaffen verseucht war, dafür allerdings durch Giftgas, welcher von den Alliierten auch eingesetzt war. Die Führung der USA wollte Russland zum endgültigen Aus durch den Abwurf einer Atombombe zwingen, doch die Präsidentin, die nach dem Ausbruch des 3. Weltkrieges ihren Regierungssitz vorübergehend nach Iowa verlegt hatte, hielt ihre Streitkräfte zurück, denn was sich in den Wochen danach anbahnte, war ein totales Chaos in das Russland stürzte, bis es Ende August 2014 eine Beruhigung der Lage gab und ein General namens Kulaschenko nahm mit den Alliierten Verhandlungen über Friedensgespräche auf. Europa lag am Boden und in Agonie und nur wenige Nischen gab es, wo es keine großen Umweltschäden gab. Der Krieg war dann im September 2014 vorbei, auch das Terrornetzwerk Al-Kaida schien so ziemlich zerstört zu sein und letztendlich stand man nun auf dem Standpunkt, das doch keiner wirklich den Krieg gewollt habe.

Im Juli 2014 wurde ich entlassen als blinder Mann, aber ich war ein Krüppel, wie so viele andere Menschen jetzt, denn überall gab es Hunger, Krankheit und Elend. Ich selber sah nicht die aufgehende Sonne, konnte mich nur an dem Gesang der Vögel erfreuen, die hier in der Schweiz noch ihr Liedchen zwitscherten, als sei nichts gewesen. Ich spürte die Hitze, die in diesem Sommer, wie schon erwähnt unerträglich heiß. Hatte man sich in den 90ger Jahren über einen drastischen Klimawechsel beklagt, so war er jetzt da wie nie zuvor.

Manche aber meinten, das sich der Klimawandel in einigen Jahren wieder normalisieren würde, die genauen Ausmaße der Schäden waren noch nicht bekannt.

In diesen Tagen irrte ich also in der Schweiz herum und Gott-sei-Dank kann ich sagen, hatte ich einen Kameraden bei mir, der mir in diesen schweren Stunden beistand, er hieß Anatolij und war erst in den 90ger Jahren nach Deutschland gekommen, er hatte gegen sein früheres Heimatland gekämpft, war ein wasch- echter Russe, aber seine Frau war eine Russlanddeutsche, die aber wohl im Krieg umgekommen sein musste. Anatolij hatte sein rechtes Bein verloren und lief nun mit einem Holzstumpf mühsam durch die Gegend, zusammen irrten wir durch die Schweiz, weil wir hier ein neues unbeschwertes Leben aufbauen wollten, nur es war inzwischen hier so heiß wie im südlicheren Italien, die Durchschnitttemperatur des Jahres würde in diesem Jahr mehr als 3°C über dem sonstigen Jahresmittelwert liegen.

In einem kleinen Dorf nicht in einem Tal nicht weit von der italienischen Grenze wollten wir uns für die nächsten Wochen niederlassen, nachdem wir nun Tagelang durch die Schweiz geirrt waren. Die Bewohner mochten keine Fremden und lebten inzwischen wieder fast wie vor 100 Jahren, als die Welt noch in Ordnung schien, überall waren Wachen aufgestellt, die die Dorfkommune vor herumstreuenden Plünderern und Kriegsverirrten schützen sollten. Aber wie uns der eine Wachmann so sah, hungrig waren wir und ausgemergelt, da nahm er uns doch auf, allerdings nur für einige Tage sollte es sein. Ich hätte noch lange laufen konnen, aber Anatolij nicht. Für mich war es immer noch sehr schwer die Leute um mich herum nicht sehen zu können, denn ich war auf meine Ohren und meinen Geruchssinn angewiesen. Orientieren konnte ich mich dagegen schlecht, ich konnte zwar noch hell und dunkel erkennen, aber das war auch alles. So hätte ich mich notfalls orientieren können an sonnigen Tagen, wo denn Westen und wo Osten sei, denn die Richtung der Lichtquelle konnten meine Augen noch wahrnehmen, aber es war so schlimm, das um mich herum die Nacht niemals endete. Ich öffnete die Augen und sah doch, das meine Augen geschlossen waren, aber die Erinnerung an die Kindheit, wo ich öfters in der Schweiz meine Weihnachtsferien verbrachte, ließ mir die Vorstellungskraft, wie das Dorf heute aussehen könnte.

Ich fühlte mich ansonsten einigermaßen wohl den Umständen entsprechen, hatte aber vor lauter anderer Sorgen meine eigene Familie vergessen, welche ich nun schon fast ein Jahr nicht mehr gesehen hatte.

Anatolij und ich fragten den Dorfvorsteher, wie sie den Krieg bloß so gut überstanden hatten, denn Anatolij erzählte mir, das das Tal einer Idylle glich, allerdings waren die Birken und viele andere Bäume jetzt im Spätsommer arg trocken und man müsse sich wahrscheinlich darauf einstellen, das die Alpen in ein paar Jahren keine Birken mehr beherbergen würden, weil die Klimazonen sich verschieben würden.

Aber das typischen Alpenpanorama gab es doch noch, zumindest in der Höhe, wo jetzt Erika und Edelweiß blüten, wie auch die Herbstzeitlose, die den kommenden Winter ankündigte, der dieses Jahr viel später als sonst langsam ins Tal kriechen würde.

Der Dorfvorsteher erzählte uns folgendes, was uns erstaunte: "Wir Schweizer wollten niemals in den Krieg einziehen und auch wunderbaren Weise konnten wir so gut es ging dem Kriegsschauspiel entkommen, allerdings fuhren viele russische Divisionen durch die Schweiz, so das sie die ein oder andere Stadt zerstörten, aber Gott-sei-Dank wurden hier keine ABC-Waffen eingesetzt und in den Dörfern war es relativ ruhig, allerdings mussten wir uns im Westen der Schweiz auf atomaren Fallout einstellen, der vor den Alpen nicht halt machte, da ja Paris als radioaktiv verseucht gilt. Im Frühjahr hat es so auch einige Menschen aus unserer Gegend getroffen, viele haben Leukämie und ich glaube nicht, das die meisten von denen den kommenden Winter überstehen werden, denn auch hier in der Schweiz ist ein Teil der Infrastruktur zusammen gebrochen, wie fast überall in Europa. Die Krankenhäuser behandeln nur Notfälle, viele Kommunikationseinrichtungen sind zerstört, obwohl jetzt momentan es wieder ein Schweizer Fernsehprogramm gibt, welches auch bald in Deutschland wieder senden wird, dort war nämlich der Fernsehempfang seit letztem Winter total zusammen gebrochen, nur einige Internetprovider und Radiostationen konnten in den nicht so zerstörten Gebieten ihr Programm bzw. ihre Informationsseiten senden. Und wir, wir leben hier wie vor 100 Jahren, außer das wir unseren Strom durch Wasserkraft produzieren, denn wir müssen ja wenigstens durch Handy und Radio mit dem Rest der Welt verbunden bleiben."

Abends saßen wir alle um einen Tisch herum und ich fühlte mich das erste Mal seit Monaten (mal abgesehen vom Aufenthalt im Hospital) geborgen. Auch wenn ich die Leute um mich herum nicht sehen konnte, so war es Teil meiner Imagination mir die Behausung vorzustellen. Es wurde uns viel Fleisch serviert und wir tranken Milch, auch nicht abgekochte, denn jeder von uns war sich im Klaren, das wir uns 100 % nicht gegen die radioaktive Verseuchung schützen konnten, alleine welche schon jeden Tag mit dem Regen die Berge hinunter gespült wurde. Die Leute wollten so wie früher leben und man war nicht sehr vorsichtig, ja man lebte fast wie in den letzten Stunden auf der Titanic, nach uns die Sintflut. Der Krieg war vorbei und wir überlebten, hatte man sich doch vorgestellt, das die Erde nach so einem Krieg total zerstört war, was sie nicht war, aber nichts würde so sein wie vorher, es befand sich alles in Veränderung.

Wer regierte eigentlich Deutschland momentan ? Oder Frankreich ?

Überall war von Exilregierungen die Rede, welche in die Alpen geflohen waren oder nach Großbritannien....es wurden Truppen geschickt, welche in den zerstörten Gebieten nach Überlebenden suchten, aber man wer auch immer diesen Truppen angehörte, musste damit rechnen die nächsten Jahre bei schlechter medizinischer Versorgung nicht zu überleben. Dabei es gab sie noch, Krankenhäuser, welche operieren konnten wie vor dem Krieg, aber nur sehr, sehr wenige würden ihre Dienste in Anspruch nehmen können und keines davon befand sich im alten Europa, Russland oder Nordamerika. Nur in einigen Schwellenländern des Südens gab es sie, wo die Infrastruktur nicht so stark zusammengebrochen war.

In den folgenden Tagen versuchte ich eine Nachricht an meine Familie zu schicken, aber das war nicht so einfach, denn meine Frau besaß zwar eine Email- adresse, aber hatte wohl schon seit über 2 Jahren ihre Emails nicht mehr abgerufen, Telefon und Handy waren in solchen Zeiten auch Fehlanzeige, so blieb mir also nur der Weg ein Telegramm über das Internet zu schicken. Immerhin konnte ich mit dem einzigsten PC, der noch im Dorf funktionierte ein Telegramm nach Antarktika abschicken in der Hoffnung, dass diese Nachricht meine Frau erreichen würde. Es waren schließlich fast nur noch die Militärs, wo ein Post- und Logistikverkehr ziemlich reibungslos funktionierte, aber auch nur noch bei den südamerikanischen Truppen, bei den nordamerikanischen und westeuropäischen war das zum größten Teil nicht der Fall.

Ein paar Tage später dann erreichte mich ein Lebenszeichen, welches mir dann vorgelesen wurde (ich hatte übrigens meiner Frau verheimlicht, das ich nicht sehen konnte, denn dieser Email war ein Foto beigefügt, welches unsere beiden Kinder zeigte). Viel stand sonst in der Email nicht, aber man war froh, das wir 4 alle überlebt hatten.

Leider wusste nun keiner von uns, wie es weiter gehen sollte. Meine Frau war weit weit weg und jetzt wo es keine richtige Infrastruktur mehr gab, war es schwierig vom einen Ende der Welt an das andere Ende der Welt zu gelangen. Ich hoffe, ich würde sie je wiedersehen.

 

Die Nachkriegsjahre

Aus den Tagen, in denen wir in dem Schweizer Dorf waren, wurden Wochen und letztendlich gar Monate. Ich blieb meiner Frau per Internet verbunden, welches mitunter die einzigste Kommunikationsmöglichkeit darstellte, denn die Menschen besaßen meist keine Handys mehr, die funktionierten, teilweise konnte man noch telefonieren, aber nur über kürzere Strecken. Die Satelliten in der Umlaufbahn waren zu einem Großteil nicht mehr funktionstüchtig, so das man sie nicht mehr groß als Kommunikationstansporter benutzen konnte.

Europa lag in Agonie und niemand wusste, ob sich die Lage bald ändern würde. Im Sommer 2015 rief die neue deutsche Notstandsregierung auf, doch bald wieder nach Deutschland zurück zu kehren, aber die Menschen hatten Angst vor der Radioaktivität, wollten nicht ständig in den Schutzanzügen durchs Freie marschieren, denn sonst wäre der Tod unumgänglich. Man müsste zum Teil noch Jahre warten, bis man bestimmte Gebiete wieder betreten könnte.

Nun man sagte, dort wo ich herkam könnte man wieder leben, da Berlin weiter entfernt lag und auch Paris mehr als 500 km Luftlinie entfernt war. Aber eigentlich gefiel es mir in dem Schweizer Dorf und ich hatte mich mühsam mit meiner Behinderung abgefunden. Man hatte uns herzlich aufgenommen, wären wir später gekommen, hätte man uns abgeblockt. Aber eines schien uns notwendig, man brauchte uns dort, wo wir zu Hause waren, denn gemessen an anderen waren wir nicht so behindert, das man uns nicht brauchen konnte. Ich hatte meine Sinne sensibilisiert, denn was anderes blieb mir auch nicht übrig. Ich half den Bauern im Stall, wo ich mich nach einigen Tagen bereits so gut aus kannte, das ich wusste wie viele Steine die Stallmauer besaß.

Schließlich im Frühjahr des Jahres 2016 beschlossen wir doch wieder in meine Heimat zurück zu kehren, denn es schien mir so als ob sich die atomare Strahlung ein wenig abgebaut hätte. Die Schweizer waren traurig, aber man ließ uns ziehen und damit wir schneller waren, gab man uns 2 Pferde zur Hand, denn es schien sehr schwer zu sein, hätte Anatolij die ganze Strecke mit seinem Stumpf zurückzulegen versucht.

Die Sonne schien in diesem Jahr gewaltig, aber nicht mehr so stark wie im Jahre davor so schien es uns, aber die mediterane Klimazone hatte sich über die Alpen hinaus bis nach Süddeutschland ausgebreitet, mehr aber noch befürchteten die Menschen eine neue Eiszeit, denn die ganzen Hitzewellen hätten den Golfstrom zum Erliegen bringen können, man müsste genau sehen, was wirklich die genauen Folgen sein würden.

Wir ritten durch das Land, überall in den Alpentälern blühte es und die Knospen der Bäume waren in ein zartes hellgrün eingedeckt, so schilderte mir Anatolij die Umgebung. Wir trabten durch viele Dörfer, wo die Zeit zurück gedreht zu sein schien, denn nur wenige Autos fuhren auf den Strassen, hatten die Dörferaner doch gelernt noch zu leben wie früher. Nur wer dieses beherrschte hatte eine Chance in dieser neuen postapokalyptischen Welt zu überleben.

Nach 3 Tagen erreichten wir Zürich, welches auch z.T. zerstört war, aber die meisten Häuser waren unberührt, Menschen allerdings sah man wenig und die die man sah führten Ziegen oder Schweine mit sich mit, denn auch die Versorgung der Schweizer Bevölkerung war nicht gedeckt. Viele Menschen waren krank und sahen ausgemergelt aus, viele litten an Leukämie.

Weiter ging es Richtung Bodensee, welch schöner See in der Mitte Europas, aber wie Anatolij mir darüber berichtete war es nicht mehr so schön, denn die Bäume hier waren nicht so grün wie in den Schweizer Bergen, hatte doch der Atomschlag in Paris die Gegend auch hier noch ziemlich geschädigt, viele Bäume an den Ufern waren abgestorben, hier und da sah man herumirrende Menschen in Elendsquartieren. Ich wusste nicht recht, ob wir weiter sollten, denn es sah in Deutschland überall ganz ähnlich aus, gerade auch in Süddeutschland, westlich des Bodensees, aber dort wo meine Heimat lag, hofften wir war die Lage nicht so prekär.

Wir reiteten über die Autobahn, die menschenleer nach Stuttgart führte und doch kamen uns hin und wieder Flüchtlinge entgegen, aber doch fast alle in friedlicher Absicht, jeder hatte genug von dem Krieg, der nicht lange dauerte, aber doch so sehr in das Leben der Menschen eingegriffen hätten, wie nie zuvor.

Zynisch hätte man früher behaupten können, das wir doch sehr glimpflich davon gekommen sein, aber die Millionen von Toten dieses Krieges, sollte es so aus- gehen ? Als wir weiter nach Stuttgart kamen da sahen wir Soldaten, die in Schutzanzügen gekleidet waren, obwohl es immer wärmer wurde. Diese Schutzanzüge sollten sie vor der unsichtbaren Gefahr schützen, aber es würde sie wahrscheinlich auf Dauer auch nicht schützen können. Wir, ja wir trugen sie nicht, denn jetzt war ich stark nach alledem. Ich habe überlebt und wenn ich sterben sollte, gut, das wäre vielleicht das Ende im Diesseits, aber nicht das Ende meiner Existenz, denn ich muss sagen, auch wenn dieses alles um mich herum geschah, glaubte ich doch das mich eine unsichtbare höhere Macht durch die Wirren des Krieges gebracht hatte. Ich war blind, ja aber was waren andere ? Anatolij versicherte mir, das mich die Strahlen körperlich noch nicht fertig gemacht hatten, aber wir mussten aufpassen.

Stuttgart lag zu unseren Füßen, als wir nun nach über einer Woche hier ankamen. Unser Proviant war inzwischen aufgebraucht und die Gegend, in der wir hier waren, schien zum Teil sehr geschädigt zu sein: Auch hier waren die meisten Bäume tot. Allerdings wuchs überall Unkraut und die Pferde ließen wir es grasen. Wir selber wollten uns in den Kanistern Wasser abkochen, da kamen abends brasilianische Soldaten in Schutzanzügen auf uns zu und fragten, was wir hier vor Stuttgart machten und wohin wir wollten.

Wir entgegneten, das wir auf dem Weg nach Paderborn sein. Die Soldaten wollten uns erst nicht weiter passieren lassen und meinten, das es nördlich des Ruhrgebietes gefährlich wäre, weil dort immer noch Anarchie herrschte, denn die die überlebten hatten sich der deutschen Exilregierung noch nicht fügen wollen. Man sagte in manchen Städten hätten Provinzfürsten das Zepter in die Hand genommen und hätten brasilianische Soldaten heftig attackiert, als diese u.a. nach Bielefeld und Hamm einmarschieren wollten. Einige nahmen mit den Truppen wohl Verhandlungen auf, denn viele waren der Überzeugung es sein Russen gewesen, aber immerhin hätten die Brasilianer und Teile der Briten wieder über die Autobahn A2 die Oberhand gewohnen und konnten so in die nördlichen Landesteile vordringen, aber Berlin sei dem Boden gleich gemacht worden....alles zerstört, eine einzige Kraterlandschaft im Umkreis von mehr als 20 km. Wir beide aber wollten uns nicht beirren lassen, wir wollten nach Paderborn, was auch immer dort sei.

Wir kamen an vielen zerstörten Städten vorbei, Gott-sei-Dank aber schien die Autobahn außer einiger riesiger Schlaglöcher, die durch Granatenabwürfe und Bombeneinschläge entstanden waren, intakt zu sein.

In Deutschland schienen südamerikanische Truppenkontingente den örtlichen Behörden Unterstützung zu zu kommen zu lassen, um der sich ausbreitenden Anarchie Einhalt zu gebieten. Anatolij und ich hatten uns in einer der Städte einen Fernseher geklaut, doch das schien sowieso niemanden zu stören, denn viele elektrische Geräte schienen eh nicht mehr im Gebrauch zu sein, aber wir hörten, man könne nun wieder Fernsehen empfangen, ein Programm was für ganz Deutschland sendete. Allerdings gab es nicht viele Haushalte, die Strom besaßen, denn man kämpfte ums nackte Überleben. Dort allerdings, wo es nach Windkraftanlagen gab, die intakt waren, dort gab es auch noch Strom, so kamen wir tatsächlich in einem Dorf kurz hinter Frankfurt in den Genuss fern zusehen. Es war wie schon erwähnt ein alter Fernseher und er war darauf eingerichtet digital die Programme zu empfangen, aber es gab sowieso momentan nicht die moderne Digitaltechnik, die vor dem Kriege gerade eingeführt worden war, sondern mal sendete wie in den 60ger Jahren über Sendemasten, die mit Hilfe von Armee wieder aufgebaut worden waren.

Das Dorf in dem wir uns befanden, war vom Krieg zumindest nicht allzu zerstört worden, aber auch hier gab es viele Tote, die meisten Menschen allerdings starben erst im Kriegswinter 2014, schon Monate nach dem Abwurf der Atombomben auf Paris und Berlin, meist an Leukämie und Typhus, aber auch an einer Grippewelle, da im Krankenhaus die Infrastruktur zusammengebrochen war und man nicht genügend Medikamente besaß.

Jetzt lebten hier vielleicht noch die Hälfte der Einwohner, aber in Frankfurt kamen viele Menschen ums Leben, auch durch terroristische Anschläge mit Krankheitserreger. Frankfurt besaß jetzt vielleicht noch etwas über 100.000 Einwohner, der Rest war geflohen oder im Krieg umgekommen.

Ich und auch Anatolij wollten nicht lange hier bleiben, obwohl es hier allemal besser aussah, als in den benachbarten Bezirken, denn geographisch lag dieses Dorf auch einigermaßen strategisch günstig, so wüteten fremde Truppen hier nicht so stark, aber der atomare Fallout ging auch hier nicht spurlos dran vorbei. Die Menschen lebten so wie es ging von den Tieren, die sie hatten, aber viele waren krank und durch und durch von Leukämie befallen, alles musste abgekocht werden. Aber man lebte auch von vielen Konserven, denn in einem Truppendepot nicht weit von hier war im Krieg geplündert worden und diente den Bewohnern als Nahrungsquelle, wohl noch für einige Jahre. Zwar waren viele Frankfurter hierher gekommen, aber die Dorfbewohner hielten Fremden über das Versteck der Nahrungsmittel geheim. Stattdessen halfen sie den Großstadtbewohnern beim Bau primitiver Gewächshäuser, wo sie Gemüse und Obst anpflanzen konnten, ohne die verseuchte Erde rings herum nutzen zu müssen.

Uns zog es also nach ein paar Tagen weiter nach Norden. Unsere Pferde, so hatten wir das Gefühl, fühlten sich krank und schwächer, als wie wir gestartet waren, waren sie von den Heu, das sie fraßen krank geworden ?

Wir zogen und zogen die Autobahn entlang nach Norden, immer wieder begegneten uns Trupps von Militär mit europäischen Flaggen, wie aber auch mit der schwarz-rot-gold-deutschen Flagge. Im Exil war halt einiges organisiert worden, damit das Leben in Europa bald, sowie es ging zur Tagesordnung übergehen konnte, aber im Ruhrgebiet und Ostwestfalen gab es immer noch einzelne Provinzregemente, die fast schon Anarchie ausübten im nachkriegs- geschüttelten Deutschland. Banden zogen durchs Land und plünderten noch alles, was es noch zu plündern gab. Wir aber ließen uns auch weiterhin nicht beirren, denn die Soldaten konnten uns nicht aufhalten. Auf der anderen Seite waren sie nun die einzigste Ordnungsmacht, die den lokalen selbsternannten Provinzgoverneure oder Banden Einhalt gebieten konnte. Irgend etwas trieb mich Richtung Heimat, war es dass ich meinte, ich könnte meine Eltern wiedersehen, wo wir doch seitdem wir Deutschland 2012 verlassen hatten, nie wieder etwas von ihnen hörten, dabei hatten sie noch die Möglichkeit Emails zu schreiben zu dieser Zeit, aber sie antworteten nachdem ich in Brasilien war nicht mehr auf die Emails....vielleicht lag es auch an dem lokalen Server, der vielleicht meine Emails nicht hatte zu stellen können. Aber sie kamen nicht als Mailer-Demon zurück. Waren meine Eltern schon lange tot, fragte ich mich ?

So ritten wir über die Autobahn vom Sauerland kommend in meine Heimat nach Paderborn.

Wir kamen tatsächlich ohne größere Probleme über die Autobahn geritten, bis wir vor der Ausfahrt Paderborn standen, was uns nun offenbart wurde, das konnte ich mir bildlich allzu gut vorstellen, Anatolij berichtete von einer völlig zerstörten Innenstadt und der Dom von Paderborn hatte keine Türme mehr, allerdings schien das Mittelschiff des Domes noch zu existieren. In der Innenstadt war jedes 3. Haus etwa zerstört, die Menschen, die nun über den Marktplatz schlichen sahen wohl ausgemergelt und krank aus.

Wir ritten durch die Stadt und die Bewohner sahen uns zum Teil verwundert an. In der Nähe des Domes hatten auch meine Eltern früher ihr Haus gehabt, ich beschrieb Anatolij den Weg und wir ritten dort hin.

Aber was offenbarte sich dort uns für ein Bild ? Das Haus schien durch einen Granateneinschlag weitgehend zerstört, wohl auch hier in Paderborn schien es Häuserkämpfe gegeben zu haben. So sahen wir uns in einem früheren Bistro-

restaurant um, welches gegenüber lag. Mein Vater kannte den Besitzer gut und war hier gern gesehener Dauergast, gerade auch in Zeiten der Wirtschaftskrise nach der Jahrhundertwende. Der Wirt meinte immer, das da mein Vater dem Bistro immer treu geblieben war, hätte er das Bistro vor der Insolvenz bewahrt.

Früher bis Anfang der 90ger Jahre war es eine gemütliche Eckkneipe, aber mit dem Kneipensterben, baute der Besitzer seine Lokalität in ein Bistro um, riss die Mauern aus den Wänden und ersetzte diese durch große Fenster.

Jetzt besaß sein Bistro immer noch große Fenster, die allerdings recht stümperhaft noch vor einigen Wochen eingesetzt worden waren, nachdem die Alten wohl zerstört worden waren. Anatolij beschrieb mir die Einrichtung als zerschlissen und es leuchtete kein Licht in dem Bistro, denn alleine die Tageshel- ligkeit sorgte für Licht, aber auf den Tischen standen Kerzen.

Ich fragte mich wirklich wer jetzt noch in der Lage war im Bistro essen zu gehen, vor allen Dingen, was gab es im Angebot ? Nun Anatolij klärte mich auf, das dieses Bistro noch an frühere Zeiten erinnern sollte, von einem reichhaltigen

Angebot konnte keine Rede sein, sondern die Leute kamen her um über ihre Alltagssorgen zu reden, außerdem wurde hier der Überlebenskampf organisiert. Der Wirt hat Beziehungen wo er jede Menge Konservendosen, die noch aus Lagerhäusern stammten und nicht so stark verseucht waren von dem atomaren Fallout. So bestand das Angebot aus einigen Doseneintopfen wie auch dem be- liebten texanischen Feuertopf oder aber auch aus Früchten. Zum Trinken wurde Tee angeboten oder abgekochte Kuhmilch so wie diese dadurch nicht verseucht war.

Der Wirt kam erst mit Anatolij ins Gespräch, ich dagegen hielt mich ein wenig im Hintergrund und tat so als ob ich ihn nicht kennen würde, aber ich erkannte ihn an seiner Stimme. Das ich blind war, merkte er sofort und so half es auch nicht sich zu verstecken, auch wenn ich die ganze Situation hinter einer Säule abzuwarten versuchte, wo mich Anatolij hinschob.

Der Wirt war sehr erschrocken, das ich nur noch zwischen hell und dunkel unterscheiden konnte, aber er war glücklich darüber, das ich den Krieg überlebt hatte. Er selber hatte seinen Sohn an der russischen Front verloren und seine Frau war an Leukämie innerhalb weniger Monate gestorben. Sie war jetzt seit einem Jahr tot.

Am Abend führten wir ein Gespräch: Strom gab es in den meisten Haushalten nicht, denn die meisten Leute hatten ganz andere Sorgen als sich um die Strom- erzeugung zu kümmern. Wenn man Strom hatte, dann zum Teil aus Wasserkraft und Windenergie von noch intakten Windanlagen.

"Im letzten Jahr war es noch viel schlimmer als jetzt, dass könnt ihr mir glauben," fing der Wirt an zu berichten. "Aber hier geht es uns gut im Gegensatz zu Ostdeutschland, wo in manchen Landstrichen kein Grashalm mehr wächst. Die Russen hatten uns im letzten Jahr besetzt, wurden dann aber von südamerikanischen Truppen in die Flucht geschlagen. Scheinbar soll ja der Krieg seit letztem Jahr zu Ende sein. Russland liegt total am Boden, so sagt man, denn dort sterben die Leute nun an Hunger und an Leukämie oder Seuchen wegen der mangelnden Hygiene. Erst herrscht dort Anarchie, seitdem sie ihre Staatsführung ermordet haben und keiner hat bisher die Lage richtig im Griff. Verbrannte Erde haben sie hinterlassen, aber die Soldaten waren nur stumme Zombies die die Befehle des Systems ausführten. Uns hier haben die Russen nicht so schlecht behandelt, auch wenn man woanders von Vergewaltigungen und anderen Schändungen hört. Aber diese Terroristen.....Al-Kaida oder wer auch immer das gewesen sein mag....sie haben uns hier mit Bioanschlägen bedroht. Grippewellen brachen aus im Krieg, ganz resistente Grippebakterien, gegen die so mancher Impfstoff nicht half, daran starben schon 2-3 Millionen Deutsche, aber es wären noch mehr gewesen, wenn ach wenn...... Aber dieser Krieg ist schon schrecklich genug. Kein Krieg war je so schlimm. Hätten wir uns das Träumen lassen, das es nochmal einen 3. Weltkrieg gibt ?"

"Nein, natürlich nicht," entgegnete ich. "Obwohl ich habe schon irgendwann mit einem 3. Weltkrieg gerechnet, aber wie wird es nun weiter gehen ? Es ist vielleicht egoistisch in dieser Situation, aber bevor ich mir meine Familie wieder hier zurück nach Deutschland wünsche, würde ich nichts lieber wollen als mein Augenlicht haben, aber das wird wohl eine Illusion bleiben. Meine Netzhaut ist zerstört und so kann ich nur noch zwischen hell und dunkel unterscheiden. Ja und meine Eltern möchte ich sehen, denn ich weiß ja, das es meiner Familie in der Antarktis den Umständen entsprechend gut geht, aber was ist mit meinen Eltern ?" "Deine Eltern leben," umarmte mich der Wirt erfreut. "Sie haben überlebt, aber sie leben in einer anderen Welt."

Ich war nun vollkommen verwirrt, denn ich hatte damit gerechnet, das meine Eltern beide umgekommen wären, aber wieso lebten sie dann in einer anderen Welt, fragte ich mich in jenem Moment. Was war das für eine Welt ?

"Sie leben seit 2 Jahren unter der Erde, ich habe einige Nachrichten gehört, dass es ihnen gut gehen würde und sie leben, aber halt in einer anderen Welt, unter der Erde. Aber die sogenannten "Unterirdischen" wie man sie hier nennt wollen uns hier oben nicht an ihrem Leben in der Tiefe teilhaben. Sie wollen so leben, als wäre nichts gewesen, sie haben sich da unten eine gigantische künstliche Welt geschaffen. Viele zivile Helfer hatten dieses Werk geschaffen, denn die deutsche Exilregierung hatte Angst, das alle Industrieanlagen, die sich überall befinden, zerstört würden. So hatte man in alten Stollen im Ruhrgebiet viele Industrie- anlagen aufgebaut, vor allen Dingen die Pharmaindustrie wollte die Stollen für sich nutzen, aber als dann die Atombomben fielen, schotteten sich die "Unter- irdischen" ab um zu überleben und ließen fast keine Flüchtlinge mehr in die Tiefe, auch verweigerten sie uns medizinische Hilfe, denn sie hatten sich dort ihre eigene Überlebensstrategie geschaffen. Dort unten in der Tiefe befinden sich ganze Agrarbetriebe, wo Kühe und Schweine in riesigen unterirdischen Ställen gehalten werden. Seit ein paar Wochen allerdings gibt es wieder beschränkt Zugang in die Welt da unten."

Das alles kam mir sehr bekannt vor, war es doch Petra und unsere beiden Kinder, die in einem Stollen in Ahlen auch vorübergehend Zuflucht fanden, als der Krieg noch im Kaukasus und auf vorgelagerten Inseln beheimatet war und Deutschland selbst noch nicht zentral betraf.

Ich wollte mit Anatolij ins Ruhrgebiet ziehen, um mich aufzumachen auf der Suche nach meinen Eltern. Man erzählte, das meine Eltern sich wahrscheinlich in einem alten Bergwerk unweit von Dortmund aufhielten, ein riesiges unter- irdisches System, das sich unter mehreren Ruhrgebietsstädten durch die Erde zog in fast 1.000 m Tiefe.

Die Unterirdischen

Dortmund lag nicht weit von Paderborn entfernt, allerdings war der Weg dorthin beschwerlich. Der Wirt hatte uns geholfen beim Auffüllen lebenswich- tiger Nahrungsmittel. Wir gaben ihm dafür ein Pferd, welches nicht mehr so kräftig war, aber er wollte eines haben als Fortbewegungsmittel, denn das Pferd war immer noch kräftig genug mit ihm durch die Stadt zu traben.

So wanderten wir zu Fuss auf der Autobahn mit einem Pferd, welches unseren Proviant trug. Wenn Anatolij mit seinem einen Bein und dem Holzstumpf, welches sein anderes Bein ersetzte, nicht mehr konnte, so setzte ich ihn aufs Pferd.

Es schien Tage zu dauern, ehe wir Dortmund erreichten, hatten wir doch schon ganz andere Entfernungen zurück gelegt, alleine schon von der Schweiz nach Ostwestfalen eine Entfernung von über 700 km, da erschien die Entfernung nach Dortmund von nicht einmal 100 km fast wie in der Nachbarschaft.

Wir benötigten zumindest länger als eine Woche ehe wir da waren.

Dortmund bestand fast nur aus Ruinen, auch wenn die Wälder ringsherum zum Teil grüne Blätter trugen, aber die Stadt lag immer noch in Trümmern. Müde ältere Leute säumten die Straßen und hier und da standen die Leute an für eine warme Mahlzeit. Hier und da standen Soldaten, die sogar eine deutsche Uniform trugen, sie waren gleichzeitig auch die Polizei, aber man merkte, es war schwierig Ruhe und Ordnung in diese Gegend zu bringen. Autos und LKW's sah man nur selten fahren, meist waren die Leute mit Fahrrädern unterwegs, denn Benzin war knapp und kaum zu bekommen, andere alternative Treib- stoffe wurden nicht groß genutzt, denn man kämpfte ums Überleben.

Man erzählte uns in der Stadt, das es im westlichen Ruhrgebiet und am Rhein schlimmer aussehen würde, denn dort waren zahlreiche Wälder eingegangen durch den atomaren Fallout, der auch bis nach Westdeutschland hinein sich ausgebreitet hatte. Aber überall war auch gekämpft worden....die Russen hatten hier vor dem Ruhrgebiet nicht halt gemacht nach dem Abwurf der Atom- bomben. Sie hatten sich hierhin zurückgezogen und versucht alles zu erobern auf den nicht so verseuchten Gebieten. Die Folge war, das nachdem die Russen durch Guerillatruppe bekämpft worden waren die Befreier aus Westeuropa und Südamerika kamen, aber auch gegen sie kämpften die Guerillatruppen, weil sie sie für Russen hielten. So war es schwierig das Ruhrgebiet wieder unter die Kontrolle der deutschen Exilregierung zu bekommen. Jetzt allerdings in den letzten Monaten schien sich die Lage zu stabilisieren. Doch die Not war nach wie vor groß: Viele Neugeborene waren missgebildet oder geistig stark behindert, so das nun eine Generation aus Krüppeln heran wuchs. Aber an Nachwuchs dachte man ohnehin momentan nicht, aber Verhütungsmittel waren auch rar durch die Kriegswirtschaft.

Ich und Anatolij waren angekommen an der Zeche, die nach unten ging und ein besseres Leben in der Tiefe offenbarte. Nur wie würden wir nach unten gelangen können, war doch das Gelände, auf dem der Zechenturm stand gut bewacht.

So standen dort Soldaten in Schutzanzüge aus Blei, bewaffnet mit einer Laser- pistole, sie wirkten wie Soldaten aus einer fremden Welt, denn sie waren nicht aus Südamerika gekommen und auch keine Soldaten der deutschen Exilregierung, nein sie hatten ihre eigenen Herren, die Herren der Unterir- dischen, welche sich abschotteten und erst langsam wieder den Weg nach Oben suchten. Wie sollten wir je dort hinunter gelangen, denn so einfach erhielt man keinen Zutritt in die Welt da unten. Aber ich hatte ein Foto meiner Eltern dabei und wir hatten in der zerstörten Wohnung ihres Hauses Ausweispapiere von ihnen gefunden, vielleicht könnten wir uns damit Zutritt in die Unterwelt verschaffen.

So standen uns also die Soldaten in ihren Schutzanzügen gegenüber und wirkten wie Soldaten aus Zinn, die dort wehrhaft standen, ja eigentlich auch wie eine Armee von Robotern. Anatolij hatte keine Angst und versuchte auf einen der Wachleute zu zugehen und mit ihnen zu reden. Sie standen starr aber bewegten den Kopf ein wenig zur Seite, gaben aber keine Antwort auf seine Fragen.

Da versuchte er an den Wachen vorbei zu gehen, wurde aber heftig auf die Schulter gepackt und zurückgestoßen.

So kamen sie also nicht durch. Da nahm Anatolij die Ausweispapiere meiner Eltern und versuchte den Soldaten zu erklären, das ich ihr Sohn sei und diese tief unter der Erde wohnen müssten. Der Soldat überlebte einen Moment, dann sah Anatolij wie er unter seinem Helm ein Headset besaß, wo er dann mit der Zentrale sprach. Dann sagte er uns wir dürften einen Tag nach unten um meine Eltern zu sehen. Wir würden außerdem eine Chipkarte bekommen, die uns aus wies. Über sie öffneten sich auch Tore und Türen für uns, aber nur für einen Tag, danach würde man uns gefangen nehmen und nach oben befördern, falls wir dann die unterirdische Stadt Ruhr-Metropolis I nicht verlassen hätten.

So fuhren wir also mit einigen anderen traurigen Gestalten in die Tiefe, immer tiefer und tiefer bis wir über 800 m in der Tiefe waren. Die Reisenden, die mit uns kamen erzählten uns, das sie Abgesandte der deutschen Exilregierung wären. Deutschland würde ab dem 1. Januar 2017 seinen Regierungssitz von Kempten nach Frankfurt verlegen, da Berlin ja dem Erdboden gleich gemacht war.

Anatolij konnte seinen Augen nicht glauben, als er dieses sah, denn unten angekommen kamen wir in eine große Halle an, die 30 m Höhe hatte. An der Decke brannten kleine Glühbirnen mit einer solchen Intensität, wie sie nur das Sonnenlicht hatte. Auch ich sah, das es taghell war und dieses Licht heller schien als normale Wohnzimmerbeleuchtung. Anatolij beschrieb mir einen Park, wo Palmen säumten, denn hier unten herrschte eine ziemliche Hitze von permanent fast 30 °C, so das man hier nur tropische Pflanzen beheimaten konnte.

Die Parkanlage, die vor uns lag säumte sich etwa auf einer Fläche von 2 ha mit einem kleinen Palmenwald und dichtem Buschwerk. Wir gingen über eine Brücke durch die Parkanlage hindurch. Ein künstlicher Teich und kleiner Bach umschloss die Parkanlage, die wie eine Insel im Wasser lag. Der Teich war an seiner breitesten Stelle etwa 20 m breit.

So kamen wir anschließend also über eine zweite Brücke, die uns zu mehreren Häusern führte, die hier in diese künstliche Tunnellandschaft gebaut worden waren. Es waren jeweils 4 Häuser, die links und rechts parallel in einer Reihe standen. In der Mitte, wo wir drauf zu gingen stand ein großes Einkaufszentrum. Wir gingen also durch dieses Einkaufszentrum hindurch, welches mich ein wenig an das Centro in Oberhausen erinnerte, aber das war alles Vergangenheit.

Man konnte durch das Einkaufszentrum wie durch einen langen, breiten Korridor hindurch gehen und links und rechts waren kleine Geschäfte und Bou- tiquen. Über uns befand sich ein Glasdach, welches etwa 20 m hoch war und durch dessen Glas das helle Licht aus 30 m Höhe zu uns hinunter schien.

Es gab auch eine 2. Etage, von wo aus Menschen sich über ein Geländer lehnten und neugierig nach unten auf uns schauten. Wir fühlten uns beobachtet und auch ich konnte mich nicht erwehren beobachtet zu werden, denn das merkte ich intuitiv. Das Einkaufszentrum besaß kein großes Angebot, aber es gab Dinge, davon konnten die Menschen auf der Oberfläche nur träumen, viele Kleider gab es und auch Lebensmittel.

Die Kleider bestanden zum Teil aus alten Stoffen, die man vor dem Kriege verarbeitet hatte, aber nun waren sie kunstvoll zu neuen Kleidungsstücken zusammen genäht. Es gab aber auch moderne Kleidungsstücke aus Leinen, Schafswolle und Kunststoffsynthetik, welche neu entstanden waren.

Die Speisekarte der Lebensmittel war reichhaltig, denn es gab frisches Gemüse, frisches Obst, verschiedene Sorten von Brot und Milchprodukte. Alles schien aber unter der Erde gewachsen und verarbeitet worden zu sein.

War das die schöne neue Welt ? Wir gingen also durch den Korridor dieser Einkaufspassage hindurch und kamen zu einer Art Schwebebahn, welche gerade abfuhr. Es war wie jene Schwebebahn die sich vor dem Krieg Transrapid nannte und schien einzelne Tunnel und Hallen hier unten miteinander zu verbinden.

Die Wachen hatten uns oben erklärt, das meine Eltern in einem Tunnelwohn- block wohnten, welcher etwa 10 km von dieser großen Halle entfernt lag.

Wir könnten außerdem kostenlos das Schwebebahnsystem benutzen und so kamen wir nach einer Stunde Wartens in den Genuss mit diesem unterirdischen Transrapid zu dem Wohnviertel meiner Eltern zu gelangen. Es waren nicht viele Menschen an Bord und die Meisten sahen uns mitleidvoll bis verächtlich an. Anatolij erklärte, das diese Menschen nicht von Krankheiten gezeichnet waren und ganz normale Kleidung trugen, wie man sie z.T. auch vor dem Krieg trug.

Aber was war das für eine Welt, welche die die an der Oberfläche vielleicht mit Abschaum betrachteten ? Nein das war es nicht, aber man wollte mit dieser Welt so wenig wie möglich zu tun haben, denn man wollte hier unten diese Nischen nutzen in wenigen Jahren wieder ganz groß die Forschung weiter zu entwickeln, so als hätte es nie einen dritten Weltkrieg gegeben.

Wir fuhren durch ein Tunnelsystem, welches mindestens 5 km lang war ehe wir die nächste Station unserer Reise erreichten. Wir fanden an der Station keine weitere Halle vor, sondern das Ganze sah laut Anatolij aus, wie eine U-Bahnstation, die Dortmund Süd hieß. Auf einem weiteren Schild wurde darauf hingewiesen, das diese Station wohl eine Art Farm sei, denn es standen dort Boxen mit Tieren, die scheinbar auf ihren Abtransport warteten. Dann ging plötzlich ein Tor auf und ein Stapler kam, um die Boxen auf seine Gabel aufzunehmen und abzutransportieren.

Bald darauf fuhr der Transrapid weiter in die Dunkelheit hinein, bis wir dann nach weiteren 5 Kilometern zu einer weiteren Station kamen, wo meine Eltern wohnen sollten. Die Station hatte wie die vorherige keine riesige Halle, sondern nur einen Gang, wie bei einer U-Bahnstation üblich.

Hier stiegen auch die meisten Leute aus und gingen durch ein Tor einen Korridor entlang. Wir folgten ihnen ohne großes Aufsehen zu erregen, Wachen kamen uns entgegen und hielten uns an, dann aber zeigten wir unsere Karten, die sie mit einem Scanner abtasteten – anschließend ließen sie uns passieren, ohne ein weiteres Wort zu sagen.

Der Korridor, welchen wir entlang gingen schien nie zu enden. Hier und da steckte eine Palme in einem Blumentopf und alle 20 m befanden sich auf der linken, wie auf der rechten Seite eine Tür. Auch waren hier und da Bilder an den Wänden angebracht, welche künstliche Welten zeigten, die von einem Computer erstellt worden waren.

Dann kamen wir zu der Stelle, wo meine Eltern wohnen sollten – sie hatten die Hausnummer 56 L, welches wohl für die 56. Tür auf der linken Seite stand.

Mein Herz fing an zu Klopfen und ich hatte wirklich keine Ahnung, wie meine Eltern weiter reagieren würden, wenn sie ihren blinden Sohn, der schon lange als verschollen galt, vor ihrer Tür stand.

Dann schellten wir an, bzw. wir drückten auf den Knopf, der sich neben der Tür befand, von dem wir ausgingen, das es sich hierbei um eine Türschelle handelte.

Kurz darauf glitt die Tür automatisch auf.

Ich hätte an dieser Stelle gerne das Gesicht meiner Eltern sehen wollen, aber Anatolij meinte, ich solle erst zur Seite treten und mich erst nachdem er mich rufen würde, kenntlich machen. Meine Eltern waren erstaunt einen fremden Krüppel aus der Oberwelt zu Gesicht zu bekommen, was man deutlich an seinen Kleidern erkennen konnte, welche aus einer verschmutzten Soldatenuniform bestand.

Mein Vater fragte ihn erst misstrauisch und erstaunt: "Was wollen Sie von uns ? Sind Sie nicht aus der Oberwelt ? Wollt ihr etwa Euren Krieg hier runter tragen, wo doch nun immer mehr Soldaten und andere Vertreter von oben kommen, jetzt wo der Krieg vorbei scheint und oben ein heilloses Chaos herrscht !"

Anatolij erwiderte darauf enttäuscht: "Haben Sie denn alles, was Ihnen in Ihrem Leben vor dem Kriege heilig war vergessen ? Sind wir nicht alle daran interessiert zusammen zu arbeiten....ihr Menschen hier unten und wir da oben. Auf Dauer werdet ihr Euch nicht hier in Eure künstliche Welt zurückziehen können. Außerdem habe ich Euch eine gute und eine schlechte Nachricht mit- gebracht, wobei die Gute eindeutig überwiegt." Mein Vater staunte Bauklötze, denn er hatte keine Ahnung, was man ihm mitzuteilen hatte.

"Euer Sohn, Euer einzigster Sohn lebt und er ist gar nicht weit fort von Euch. Ich würde sagen, er ist gerade mal einen Katzensprung von Euch entfernt."

Mein Vater kamen die Tränen, alles hätte er erwartet, nur nicht dieses.

"Ist das wirklich war ? Ich war vor ein paar Monaten noch einmal oben an der Oberfläche und bin zurückgekehrt zu meinem Haus, aber alles war zerstört, den einzigsten Bekannten, den ich traf, war Herr Kölkebeck von dem Bistro gegenüber, ihm verriet ich, wo wir eine Bleibe gefunden hatten. Seitdem habe ich mit der Welt da oben abgeschlossen, denn ich vermutete, das mein Sohn und seine Familie lange tot wären. Es ist einfach so, das ich das Nachkriegsdeutsch- land so schrecklich finde und es nicht das ist, wie ich dieses Land gekannt habe.

Deutschland lebt weiter, für mich aber hier unten, in einer Kommune, die sich frei machen möchte von dem ganzen Hass da oben, die fortschreiten will mit neuer Technologie. Aber wie lautet nun die schlechte Nachricht ?"

"Nun die schlechte Nachricht ist die, das ihr Sohn sie nicht sehen wird, denn er ist blind !"

Mein Vater wirkte wohl schockiert in diesem Moment, aber er war trotzdem erleichtert, das ich lebte. Ich kam in diesem Moment unsicheren Ganges zu meinen Eltern, denn ich erkannte sofort wo mein Vater stand und dann umarmte ich ihn. Und meine Mutter gab mir einen Kuss, wie sie es früher als ich noch Kind war getan hatte. Dann wurden ihre Küsse allerdings von den innigen Küssen meiner Frau Petra abgelöst. Jetzt aber war ich doch auch heilfroh sie küssen und zu umarmen zu können.

Wir redeten viel über die Zeit, wo ich so lange weg gewesen war und über neue Errungenschaften der Technik, über Politik und über die vorsichtige Annäherung der Unterirdischen an die deutsche Exilregierung.

Ruhrmetropolis I war inmitten des Krieges entstanden, genauso wie auch die unterirdische Zufluchtsstätte in Ahlen entstanden war: In alten verlassenen Bergwerkstollen, hier sollte die lebenswichtige Industrie angelegt werden, denn die Russen hatten nach 2012, als der Krieg in seine heiße Phase trat, alles und vieles kaputt gebombt. Aber vorher wurde Deutschland durch Terroristen geschwächt durch Biowaffen, die Krankheiten und Seuchen mit sich brachten, worüber die deutsche Regierung kaum Herr werden konnte. Daher war es nicht schwer den mitteleuropäischen Raum erst auch ohne Atomwaffen zu erobern. Miniatombomben wurden allerdings schon früh eingesetzt, aber nur 2 oder 3 mal.

Ruhrmetropolis I erwies sich bald als Rettungsanker für die Pharmaindustrie, um den Seuchen Herr zu werden, auch wurde während des gesamten Krieges an genmanipulierten Lebensmittel geforscht, damit man nicht so stark auf die Nutztiere- und Pflanzen angewiesen waren, die die Radioaktivität in sich aufsogen. Bald wäre man nicht mehr auf die Tiere angewiesen, denn man könnte im Labor Früchte und Fleisch züchten, aber noch war das alles nicht ganz ausgegoren, denn immerhin herrschte noch vor einigen Monaten Krieg und dieses mussten sich die Unterirdischen bewusst machen. Aber man forschte auch deswegen um langfristig den Menschen auf der Erdoberfläche zu helfen.

Ca. 30.000 Menschen waren es, die hier unten in dieser künstlichen Welt lebten und dann noch etwa 25.000 Menschen die im westlichen Ruhrgebiet der Ruhrmetropolis II lebten, tief unter der Erde in 800 m Tiefe. Diese beiden unterirdischen Städte waren durch einen unterirdischen Transrapid miteinander verbunden. All dieses hatten viele ehemalige Zivildienstleistende und ältere Leute geschaffen, die nicht in den Krieg gezogen waren.

Wie sollte es nun weiter gehen, denn ich musste gleich am nächsten Tag Morgens um 8 Uhr die unterirdische Stadt verlassen haben. Sollte ich wieder dort zurück in die kalte graue Welt da draußen, wo die Leute sich manchmal, wenn sie nichts anderes hatten von gekochtem Unkraut und Ratten ernährten, welches überall wuchs und gedieh im auch noch so verseuchten Winkel Deutschlands, mal abgesehen von Ostdeutschland, wo wohl erst wieder frühestens in den frühen 20ger des 21. Jahrhunderts das erste Grün die Landschaft bedecken sollte.

Nun bevor ich also am nächsten Tag wieder hoch sollte, wollte mein Vater unbedingt mit mir zur zentralen Krankenstation, welche den Krieg über heil überlebt hatte und in welcher nun Ärzte trotz der äußeren Bedingungen weiter forschten, gerade im Bereich der Gen-Therapie, denn man wollte hier neue Organe für Menschen züchten, die invalide waren oder blind. Aber man war noch nicht soweit gekommen, das man zum Beispiel ein Auge klonen konnte, aber man stand kurz vor dem Durchbruch. Deswegen wollte mich mein Vater dort mit hinnehmen und mir Mut machen, das man mir vielleicht in nicht allzu ferner Zukunft neue Augen einsetzen könnte, die sehen könnten.

Aber es wurde wie schon vor dem Krieg mit elektrischen Impulsen experimentiert, womit sich Blinde immerhin räumlich orientieren konnten, denn sie sahen damit die Landschaft um sich herum in Umrissen. Komplexes Sehen sollte also erst in ein paar Jahren möglich sein.

Nachdem wir in der Wohnung meiner Eltern gegessen hatten, welche spartanisch eingerichtet war, was nun auch darauf schließen ließ, das auch hier die Kriegszeiten nicht spurlos vorüber gegangen waren.

Aber wir gingen nun also zum medizinischen Zentrum von Ruhrmetropolis I und wir mussten uns beeilen, denn es war schon spät und nun bald würde die Krankenstation nur noch ihren Bereitsschaftsdienst bereit halten jetzt wo es schon nach 20 Uhr war.

Wir fuhren mit der Bahn 2 Stationen weiter und dort lag sie, die Krankenstation, das wohl momentan bestfunktionierenste Krankenhaus im Umkreis von 1.000 km. Es waren sehr moderne Krankenstationen, insgesamt gab es hier 5 Stationen und auch eine Forschungsstation, wo geforscht wurde, trotz der äußeren Bedingungen.

Wir gingen zu der Station, welche sich mit allen Sinnesorganen befasste, auch den Augen, denn mein Vater wusste das hier Leuten jetzt während des Krieges, die durch Atombomben erblindet waren, das man denen einen sogenannten Viewstick einpflanzte, womit sie sich dann räumlich orientieren konnten und Umrisse sahen, wie ich es schon beschrieben hatte.

Wir warteten in der Rezeption. Was ich mich nun fragte war, welche Währung hier unten bezahlt wurde, da fragte ich also meinen Vater, ob immer noch mit Euro bezahlt würde, was er verneinte, nein es würde mit Gutscheinen bezahlt, welche man bei bestimmten Kaufhäusern besaß, wenn man den Arbeiten ging. Die Krankenversorgung war dagegen kostenlos, allerdings wurden Menschen von der Oberfläche nur in seltenen Fällen behandelt, denn sie kamen nun immer mehr nach hier unten, nachdem die genannten "Besuchsbestimmungen" ein wenig gelockert wurden. Man durfte ja auch selber nur in bestimmten Fällen an die Oberfläche, denn entweder man zog wieder ganz nach oben und lebte auch dort oder man erhielt nur für einige Tage im Jahr eine sogenannte Ausreise- genehmigung, um nicht irgendwelche Seuchen wie die Cholera hier mit runter zu bringen.

Auf der Krankenstation untersuchte mich ein Arzt, das war das, was er machen durfte, wie er sagte, da aber kein akuter Notfall bestand, sagte er könne er mich auch nicht operieren. Ich müsste halt in den kommenden Jahren erst einmal mit meiner Blindheit leben und ich hätte ja Glück gehabt, das man mir die Augen nicht raus nehmen mussten, denn die Augen waren ja durch die Granatensplitter beschädigt worden, so war er also erstaunt, das ich trotz des Krieges eine erstklassige medizinische Versorgung im Feldlazarett erhalten hatte. Dadurch, das also meine Augäpfel noch in den Augenhöhlen waren, konnte ich zumindest zwischen hell und dunkel unterscheiden, denn der Sehnerv war noch intakt, ohne den könnte ich nichts machen und müsste in ewiger Finsternis leben, ohne zu wissen ob es draußen hell oder dunkel sei.

Traurig, aber trotzdem zugleich hoffnungsvoll verließen wir die Krankenstation, aber mein Vater wollte mich nicht wieder so hinaus lassen in die Umwelt, denn ich sollte wenigstens die Chance bekommen um Umrisse erkennen zu können, wenn auch ich nicht Farben und Gesichter erkennen könnte, man war ja mit der Beseitigung der Blindheit noch in den Kinderschuhen.

OP im Morgengrauen

Es war 4 Uhr morgens und ich bzw. Anatolij hatten bei meinen Eltern in deren Wohnquartier Bezug genommen, nun mussten wir allerdings wieder um 8 Uhr spätestens an der Oberfläche sein, bevor man uns gewaltsam dorthin befördern würde. Mein Vater machte in dieser Nacht kaum ein Auge zu, da er sich um mich große Sorgen machte, denn er wollte mir ein Teil meines Augenlichtes zurück geben, das ich mich ohne Blindenstock orientieren würde, aber diese Operation, die mir dieses ermöglichen könnte, konnte nur hier unten

durchgeführt werden. Und ich war jemand, der nicht von hier stammte, außerdem war ich nicht in Lebensgefahr, so dass es keinen Grund gab mich hier operieren zu müssen.

Als ich also mit Anatolij an jenem Morgen das Quartier verließ, weinten meine Eltern bitterlich. Nichts konnten sie für mich tun, aber mein Vater wollte nicht locker lassen und er ließ mich wissen, das ich oben in Dortmund noch ein paar Tage warten solle, bis er zu mir herauf kommen würde. Er wollte mit dem Arzt reden und mit ihm verhandeln.

So schickte man uns um 7.30 Uhr morgens zu dem Fahrstuhl, der nach oben führte. Langsam ging also der Förderkorb wieder nach oben und ließ uns oben alleine in einer finsteren Welt, wo Leute immer noch kriegsgeschädigt und zum Teil verkrüppelt durch die Straßen einer einst so großen Stadt liefen, wo Soldaten mit Schutzanzügen für die nötigste Ordnung sorgten.

Ich und Anatolij hielten uns in der Nähe des alten Förderturms auf, damit wir auf meinen Vater warten konnten. Ein paar Tage warteten wir so, wir übernachteten in der Dortmunder Bahnhofshalle, die ziemlich verfallen war, aber doch noch ein festes Dach auf ihrem Haupt trug. Proviant hatten wir nicht viel, aber es reichte noch für eine Woche, denn wir hatten viel von meinen Eltern mitbekommen, die sogar dafür auch einen Teil ihrer Gutscheine verzichteten, die sie nun schon vorher einlösten für Essen.

Die Menschen rundherum beneideten uns, denn wir hatten frisches Essen von gesunden Tieren, nicht diese krankhafte Nahrung von dem abgemägeltem Vieh, welches überall über die Straße lief.

Am zweiten Tage dann, kam dann doch jemand im Morgengrauen aus dem Förderturm gestiegen, so wie mir Anatolij erzählte. Wir warteten seit 5 Uhr vor dem großen Förderturm und die letzte Nacht war schon recht eisig gewesen, da nun langsam der Herbst ins Land kam, so das diese Nacht überraschend frisch schien. Es schien, als würde sich das Klima wieder so langsam normalisieren und wieder mitteleuropäische Verhältnisse bringen, aber wer weiß, was die Atombomben angerichtet hatten. Vielleicht würde bald wieder eine neue Eiszeit kommen !!!

Kommen wir aber zurück zu dem Geschehen, was nun im Morgengrauen geschah, denn mein Vater war zurück gekehrt, so sagte Anatolij mir, denn er erkannte schon von Weitem die Silhouette meines Vaters. Und er hatte jemanden mitgebracht, von dem Anatolij nicht wusste wer das war. Es war der Arzt, so wie ich später erfuhr, denn Anatolij konnte ihn ja nicht kennen, da er nicht mit auf der Krankenstation war.

Das alles durchdrang mich mit einer so immensen Freude, wie ich sie schon seit Jahren nicht mehr vernommen hatte: Ich bekam eine echte Chance Teile meines Augenlichtes zurück zu bekommen, aber bald wie es nun mal je so im Leben ist, war das Ganze mit großen Hindernissen verbunden.

Der Arzt erklärte mir, das alles mit einem großen Risiko verbunden sei und das er auf keinen Fall mich dort unten operieren könnte, aber hier oben gab es nicht die Mittel dafür !! Was war also zu tun ? In diesem Moment, als ich das hörte, war ich verzweifelt. Waren die Beiden denn etwa im Morgengrauen hier hoch gekommen, nur um mir dieses mitzuteilen ?

Nein, ganz so war es dann wohl doch nicht, denn es gab tatsächlich einen Kompromiss, der sich finden lassen würde.

Wir konnten also nicht nach unten, nicht auf die Krankenstation, aber es gab seit 2 Monaten in Dortmund einen Arzt, der eine Vision hatte, denn er kam von unten und wollte nun in diesem Elend ein funktionierendes, kleines Krankenhaus betreiben, aber das steckte nun noch in den Kinderschuhen. Sicherlich gab es Versorgungsstationen, aber dort mangelte es an allem, vor allen Dingen an Medikamenten.

Dieser Arzt allerdings hatte Medikamente von unten, die normalerweise nur für die eigene Bevölkerung der Unterirdischen gedacht war: Es waren spezielle Medikamente, die nicht nach oben exportiert wurden, denn man konnte nun mal nur eine auserwählte Schar von Menschen medizinisch so gut versorgen.

Zu diesem Arzt also gingen wir.....wir gingen nicht weit und es war eine ziemlich unbekannte Adresse am Stadtrand von Dortmund, denn der Arzt konnte nur einige wenige Patienten behandeln.

Mein Vater und der Arzt von unten hatten wichtige und komplizierte Instrumente mitgebracht, die man brauchte. Es würde eine Operation werden, die nicht schwer sei, aber sie hatten 2 sehr komplexe Chips bei sich, die mir meine Welt nicht mehr so sehr in Dunkelheit erscheinen lassen würden.

Als wir in das Gebäude kamen, wo der Arzt seine Praxis hatte, da kam Anatolij aus dem Staunen nicht mehr raus. War das Haus doch von außen eine schäbige graue Kaschäme, welche auch von Granaten ein wenig zerstört schien, zumindest Teile des Außentores waren beschädigt ! Doch das Innere schien einem Operationssaal zu gleichen, sehr steril und sehr modern, so wie es überall vor dem Krieg üblich war.

Das Innere des Operationssaales war natürlich durch eine Schleuse nach außen abgesperrt und ich hatte das Glück ohne große Worte an diesem Tag, dem 14. September 2017 operiert zu werden, wo doch andere nur notdürftig behandelt werden konnten in den regulären Kliniken der Stadt, welche immer noch Feld- lazaretten glichen.

Es mochten einige Stunden vergehen, ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, jedenfalls begann die Operation um 7 Uhr, als es draußen langsam hell wurde und ich eine Vollnarkose bekam mit Lachgas, welches selbst in vielen Lazaretten Mangelware war.

Als ich wieder aufwachte, spürte ich wieder diesen Schmerz in meinen Augen, denn man hatte mir wieder an den Augen herum geflickt, diesmal allerdings nicht, um nur meine Augäpfel zu erhalten, sondern um mich sehen lassen zu können. Nun ob ich je wieder eine Zeitung lesen könnte, war zu diesem Zeitpunkt sehr fraglich, aber ich könnte Umrisse sehen, mich grob orientieren !

Keinen Blindenstock müßte ich mehr haben !

Nun musste ich noch einige Tage eine Augenbinde tragen und dann konnte ich diesen Ort verlassen, mein Vater allerdings war wieder zurück gekehrt von wo er herkam, was mich traurig machte, aber wir würden uns in nicht allzu ferner Zeit wieder sehen.

 

Familiäre Zusammenkunft Teil 2

Als ich nun wenige Tage nach der Operation von meiner Augenbinde trennte, konnte ich tatsächlich mehr sehen als vorher. Leider war ich nicht in der Lage Farben wahrzunehmen, sondern die Welt, die mich umgab war eine Welt grauer Schatten, aber je mehr ich trainierte konnte ich nun auch die Sillhoutten der einzelnen Leute unterscheiden, es war ein wirklicher Lichtblick, nur das ich nicht lesen konnte, machte mir ein wenig Sorge, wo ich doch so dankbar sein konnte, wollte ich doch gleich alles haben !!!

Aber es war komisch in einer grauen Welt zu leben, denn ich wollte die Farben dieser Welt sehen, aber bis dahin würde wohl noch einige Zeit vergehen.

Es war inzwischen Ende des Jahres 2017 und ich und Anatolij hatten vorerst beschlossen wieder in jene Bergwelt zurück zu kehren, wo wir das vergangene Jahr verbracht hatten. Wir sahen auch, das sich hier das Klima in dem folgenden Winter normalisiert hatte, denn so hatten wir auch Schnee in den Tälern und das nicht nur an ein paar Tagen im Winter.

Wir wurden allerdings dieses Mal nicht mehr so herzlich aufgenommen wie damals, als wir schwer verletzt dort ankamen, denn die Dorfbewohner hatten immer wieder mit Überfällen rechnen müssen von umherziehenden Vagabunden. Aber das Leben normalisierte sich langsam in fast allen Ländern Europas, sofern man von einer Normalisierung reden konnte.

Zu dieser Zeit bekam ich eine Email, die ich komischerweise an dem Abend empfing, als wir wieder in das Dorf zurück gekehrt waren....meine Frau hatte mir geschrieben, das sie nun im Südsommer die Antarktis verlassen würden, um nach Europa zurückzukehren: Der Grund war, das der karge Lebensraum dort nur wenig Tausenden auf Dauer ein Überleben sichern konnte, nicht aber den Massen, denn viele verzweifelte Menschen hatte es dort in den Jahren nach dem Krieg dahin gezogen, denn schließlich waren die Folgen des Krieges ja erst im Nachhinein zu spüren. Man hatte meiner Familie mitgeteilt, das man inzwischen in einigen Teilen Deutschlands so leben könne, das man sich wieder eine neue Existenz aufbauen könnte. So zog sie also mit unseren Kindern in den kommenden Wochen nach Europa auf einem alten Frachter, der vor der feuerländischen Küste zerschellt war und nun wieder flott gemacht wurde, um in See zu stechen. Ich hatte dabei ein sehr ungutes Gefühl, denn schließlich war das Schiff nicht das Sicherste und mußte durch die furchterregenden 50ger Breitengrade der südlichen Hemisphäre nach Norden. Nun war mir fast entfallen wie alt den nun meine Kinder waren, aber dann fiel es mir doch ein, das diese bereits ihren 11. Geburtstag hinter sich hatten.

Das Leben im Dorf hatte bald keinen Platz mehr für uns, aber man half uns unweit des Dorfes in den Bergen eine neue Existenz aufzubauen. Sicherlich wir hatten auch hier mit sauren Regen zu tun, aber die Luft war rein und klar und die Natur war in Europa nirgendwo intakter als hier in den höchsten Gipfeln Europas. Es war Spätherbst und wir hatten eine Hütte in 1.500 m Höhe errichtet, während das Tal unter 1.000 m lag. Wir hatten unseren eigenen kleinen Bauernhof mit einigen Ziegen und Kühen und so hausten wir in einer Hütte wie die alten Germanen, die nur eine Wand von den Stallungen trennte. Die Dorfbewohner hatten uns viel Heu besorgt, so das die Tiere genug Futter für den Winter hatten. Es schien, als wolle man uns zwar helfen, aber auf Distanz halten, was mich ein wenig traurig stimmte, aber man half uns, da man mit uns gute Erfahrungen gemacht hatte. Aber wie sollten sich die Dorfbewohner auch anders verhalten – waren sie doch von der Welt da draußen bitter enttäuscht worden.

Nun wartete ich auf die Ankunft meiner Familie, welche in Bordeaux im Süden Frankreichs von Bord gehen wollte, um in die Schweiz zu uns zu ziehen. Doch es vergingen Wochen und ich machte mir große Sorgen, was mit Marlene, Maybrit und Philipp passiert sein mochte. Die letzte Email von ihnen hatte ich kurz vor Weihnachten erhalten, wo es hieß, das nun ein Großteil des Südatlantiks aufgetaut sei, so das das Schiff am 26.12. die Inseln verlassen könnte.

Aber es war weit, weit nach Neujahr 2018 und es gab immer noch kein Lebenszeichen, wobei ich als Experte sagen würde, es hätte insgesamt vielleicht 5 bis 6 Wochen dauern sollen, aber es lief ja nicht alles so, wie vor dem Krieg und wir fuhren noch auf seetauglichen Kriegsschiffen, da die Infrastruktur Brasiliens nicht so stark beschädigt war. Jetzt aber war alles in Europa auf dem Niveau eines Entwicklungslandes der ärmeren Kategorie in Afrika.

So war es für mich eine große Überraschung, als in den ersten Apriltagen des Jahres 2018 ein Botschafter unten im Dorf erschien, welcher uns in einem Telegramm mitteilte, das meine Familie sicher im Hafen von Bordeaux angekommen war, denn die dortigen Computernetze waren für einige Wochen lahm gelegt worden, so das es nur die Möglichkeit eines Telegramm gab, denn die Post war bis jetzt noch nicht voll funktionsfähig, nur in einigen Städten funktionierte sie reibungslos.

So trafen also meine Familie ziemlich abgemagert Anfang Mai in dem Dorf ein. Niemals hatte ich erwähnt, das ich blind war und auch jetzt würde sich meine große Sehbehinderung schwer verbergen lassen, aber immerhin konnte ich durch üben schon große Buchstaben erkennen, die Anatolij mit roter Farbe auf einen nackten Fels malte.

Die Silhouette meiner Frau erkannte ich sofort, die meiner Kinder allerdings nur mit Schwierigkeiten, denn ich hatten sie ja schon seit Jahren nicht mehr gesehen und wir hatten alle viel durchgemacht. Ich umarmte sie. Meiner Frau fiel allerdings sofort auf bei dem Blick in meine Augen, das diese starr waren, denn meinen Blick konnte ich nicht mehr beliebig nach links und rechts fahren lassen, da sie mehrmals operiert waren und ja den Chip in der Nähe des Sehnervs liegen hatten. Ich erzählte ihr von meiner Blindheit und jetzigen starken Sehbehinderung, die man vielleicht aber wenn dann erst in einigen Jahren heilen könne. Zuerst fand sie den Gedanken das ich blind war ganz schrecklich, aber auf der anderen Seiten hielt sie es für ein achtes Weltwunder, das man mir bei einer völlig zerstörten Netzhaut doch ein Teil meines Augenlichtes zurückgeben konnte und das in Zeiten des Krieges.

So lebten wir hier in der Schweiz noch einige Jahre, bis sich die Lage in Deutschland weiter normalisiert hatte. Ich wurde zu einem "Ziegenpeter", der mehr recht als schlecht seine Familie von der vermeidlichen Almidylle zu ernähren versuchte, denn die Berge brachten uns die Abwehrkräfte, die wir brauchten in dieser zum Teil lebensfeindlichen Welt, die sich jenseits der Alpen befand.

 

Das neue Berlin

Ich möchte hier noch einmal kurz die Fakten des 3. Weltkrieges zusammen fassen, damit man besser versteht, was damals zwischen 2011 und 2014 wirklich geschah:

Erst kam es zu den Attentaten auf 4 wichtige Politiker in Luxembourg u.a. wurde auch der deutsche Bundeskanzler Markus Scholz getötet. Danach führten die westlichen Mächte zusammen mit den Russen ein Manöver im Kaukasus durch, wo man die Herkunft der Attentäter vermutete. Als es dann aber einen Anschlag auf den Kreml gab, wiesen die Russen die Amerikaner und Europäer innerhalb von wenigen Tagen aus, was aber nicht möglich war die ganze Militär- maschinerie innerhalb so kurzer Zeit abzuziehen.

Schließlich wurden die westlichen Truppen von Russland eingezingelte und der Westen versuchte sie in einer militärischen Blitzaktion zu retten, worauf dann der Krieg ausbrach und erst mit konventionellen Waffen geführt wurde.

An der ukrainischen Grenze wurden sich heftige Gefechte geliefert, die auf beiden Seiten viele hunderttausend Tote brachten. Schließlich versuchte die russische Armee auch Miniatombomben einzusetzten z.B. über der Nordsee, die für "Todeswellen" sorgten und Teile der britischen Küste zum Notstandsgebiet werden ließen. Doch die Russen schienen bald militärisch am Ende zu sein, wenn nicht China in den Krieg mit eingegriffen hätte. Und im vorderen Orient brachten Terrorgruppen des Al-Kaida-Netzwerkes die meisten Regime zum Einstürzen, wobei es letztendlich im Iran anfing und sich weiter nach Westen ausbreitete. Die Russen nahmen scheinbar diese üble Koalition mit Al-Kaida in Kauf, denn die früheren Kämpfe in Tschetschenien schienen erst einmal vergessen, konnten doch schließlich Al-Kaida den Russen im Kampf gegen den Westen helfen ! Aber bald würde klar werden, das dieses keine Kriegskoalition für die Ewigkeit sein konnte, denn Russland wollte sich mehr auf China, denn auf das Netzwerk der Al-Kaida verlassen.

2013 war dann das schlimmste Jahr im Kriegsgeschehen und die Schlacht würde von nun an nicht mehr mit konventionellen Waffen alleine geführt, denn es sollte durch die Atombombe viele Millionen, ja gar Milliarden Tote geben: Insgesamt wurden 5 Atombomben gezündet, davon alleine 2 in Europa: in Paris und Berlin. Dann gab es ein Atombombenabwurf in den USA, der allerdings weit ausserhalb der großen Städte abgeworfen wurde, denn ein Atombombenabwurf über die Metropolen wie Los Angeles oder New York misslang.

Al-Kaida war bei dem Sturz des Regimes von Pakistan auch eine Atombombe in die Hände gefallen, der Rest war vernichtet worden, aber mit dieser einen Atombombe traf man Kalkutta und den Ghanges-Delta, wo Millionen von Menschen starben. Alleine dieser Abwurf vernichtete 50 Millionen Menschenleben innerhalb weniger Wochen ! In Europa bekam man von diesem Kriegsgeschehen nicht viel mit.

Und dann war da noch der Atombombenabwurf über Peking, welches abrupt den 3. Weltkrieg in Asien beendete. Dadurch, das China von Japan, Südkorea und Taiwan mit der Hilfe der USA in die Knie gezwungen worden war, verlor Russland seinen Verbündeten. Die Zusammenarbeit zwischen Al-Kaidaverbänden und Russland hatte in dieser Zeit auch ihren Zweck erfüllt... Europa galt als erobert und nun es gab immer mehr Widerstand gegen die Zusammenarbeit mit Al-Kaida, welche nun auch in den islamischen Ländern langsam verfiel, denn die Menschen führten Aufstände gegen die Terroristen durch. In Europa hatte Al-Kaida mit biologischen Waffen sehr viel Schaden angerichtet, aber auch in den USA, wo es auch Millionen von Tote durch Krankheitserreger wie die Vogelgrippe gab. Die Bevölkerung in Russland dagegen war von Hungersnöten bedroht und Amerikaner führten eine Invasion von Osten her durch und setzten auch Giftgas ein, welches Russland auch gleichermaßen einsetzte, letztendlich auch bei der eigenen Bevölkerung, die rebellierte. Von Westen her dann wurden die Russen von südamerikanischen Kräften bedrängt und es kam zu einer entscheidenen Schlacht in Süddeutschland, die den Sieg über Russland besiegelte. Mitte 2014 lag Russland in Agonie und am Boden, die Führung war ermordet worden und es herrschte in weiten Teilen des Landes Anarchie, welche erst im Laufe der folgenden Jahre einigermaßen eingedämmt werden konnte, während in Europa schon 2016 fast überall Ruhe herrschte.

Was aber war aus Afrika geworden ? Nun Al-Kaida war in vielen Ländern Afrikas tätig und verursachte große lokale Unruhen zwischen Heiden, Christen und Muslimen, vor allen in einigen Landstrichen West-und Ostafrikas brannte die Erde, während in Südafrika Ruhe eingekehrt war. So wurde Südafrika auch zu einer entscheidenden Macht, wie Brasilien und Mexico, dessen Invasionstruppen die Russen aus Europa verdrängten. Aber wo in Afrika Ruhe eingekehrt war, hatte man stark mit der Immunschwäche AIDS zu kämpfen, denn die Lage war schlimmer den je, auch in Südafrika.

Ach ja vielleicht sollte ich auch nochmal über Israel berichten, welches natürlich auch im Visier von der Al-Kaida war, dabei zogen die Israelis ja einen Schutzwall um Israel, der sie vor den Terrorgruppen schützen sollte. Aber es war schwer stand zu halten, denn Jerusalem wurde zum Teil dem Erdboden gleichgemacht, da Scud-Raketen einen Teil der Stadt zerstörten. Es gab eine Flucht nach Zypern, aber die meisten Israelis trotzen den Feinden und wie durch ein Wunder konnten die Israelis im eigenen Land bleiben, aber auch hier wurde ein Drittel der Bevölkerung vernichtet. In anderen arabischen Ländern, war bis zur Hälfte der Bevölkerung vernichtet worden. Insgesamt schätzte man das etwa die Hälfte der Erdbevölkerung ausgelöscht war, davon alleine 2/3 der europäischen Bevölkerung, wenn nicht sogar ¾. In den USA starb auch jeder 2. und in Asien starben auch 2/3 der Bevölkerung, nur Südamerika und Teile Afrikas wurden ziemlich verschont...hier verlor man etwa ¼ der Bevölkerung bis 2020. Statistisch gesehen muss man hier halt die Todesfälle bis 2020 berück- sichtigen. Keiner allerdings kann heute sagen, wieviel Menschen noch ihr Leben lassen müssen, als letztendliche Spätfolge des Krieges.

Wir befanden uns nun schon im Jahre 2024 und ich war bereits in meinen späten Vierzigern, die Kinder waren weitgehend groß – wir hatten wohl genug zu Essen, aber das Leben in den Alpen war doch sehr karg und hart, so wie ich es aus der Jugend nie gekannt hatte. Jahrelang lebte ich nun in einer grauen Welt, die sich meinen halbblinden Augen seit Jahren offenbarte. Ich wollte nun dieser Welt in den Alpen den Rücken kehren und zusammen mit Marlene nach Deutschland zurückkehren. Außerdem ging es zu diesem Zeitpunkt meinen Eltern nicht besonders gut und ich wollte dort hin, wo sie wohnten, wohin man jetzt ohne Probleme kam, aber viele Deutsche waren in Folgen des Krieges immer noch bettelarm oder waren in Folge der hohen Strahlendosis sehr krank, schon über Jahre hinweg: Leukämie galt nun immer noch als häufigste Todesfolge, auch wenn die Krankenhäuser wieder überall ihren Betrieb aufge- nommen hatten und nun größere Leistungen in der Medizin vollbrachten. Aber das Heer der Leute blieb weitgehend von der guten medizinischen Versorgung außen vor.

Es würde hart für uns sein, wieder nach Deutschland zurückzukehren, denn wir würden gerade soviel haben, um über die Runden zu kommen. Wir hatten keinerlei Autos, die uns fuhren, aber mit Pferden würde es schon gehen, denn viele Autobahnen dienten nun wieder als Hauptverkehrsstrecke, auf ihnen waren nun halt auch die Pferdekutschen und Fahrräder unterwegs. Bahnen waren nur auf manchen Strecken wieder in Betrieb, wo die notleidende Bevölkerung die Gleise nicht eingeschmolzen oder zerstört hatte. Aber es wurde gerade an einem Art Transrapid gebaut, der erst einmal die wichtigsten Städte in Deutschland verbinden sollte, wie Frankfurt, Köln, Berlin und Hamburg. Dabei sei zu erwähnen, das ein Teil des Hamburger Hafens Überflutungen zum Opfer gefallen war, welche vor allen Dingen im Winter 2013 /2014 die ganze Stadt unter Wasser setzte.

Am 24. März 2024 brachen wir nun also auf nach Berlin, wo meine Eltern nun wohnten, denn das Leben unter der Erde konnten sie nicht mehr ab, auch wenn die radioaktive Verseuchung im Ostteil von Deutschland besonders hoch war, aber Berlin war zwischen 2021 und 2023 neu aufgebaut worden und wirkte nun wie eine riesige Arena, die sich vor der immer noch hohen radioaktiven Strahlendosis zu schützen vermochte.

Berlin, sollte ein Exempel für die ganze europäische Nachkriegswelt sein, denn Europa wollte heraus aus der Agonie, heraus aus dem Chaos und den Krankenlager, wo so viele Menschen an Cholera und Leukämie gestorben waren, davor halt an den gefährlichen Vogelgrippeviren, die im kriegsgeschüttel- ten Europa einen Großteil der Bevölkerung dahin rafften.

Wir machten uns auf mit unserem gesamten Hab und Gut, welches allerdings nicht viel war und zogen mit einem Pferdewagen, den wir aus alten LKW-Reifen und alten Torflügeln zusammen gezimmert hatten, schließlich waren überall manche Produktionsgüter einfach zu knapp. So fuhren wir mit unseren beiden erwachsenen Kindern nach Berlin. Wir wollten ihnen auch ein wenig die Welt zeigen und ich hoffte dort neue Arbeit zu finden und vielleicht später eine Augenoperation bezahlen zu können, die mir mein volles Augenlicht wieder gab, dazu war nun die Gentechnik so weit fortgeschritten, das es inzwischen möglich war einzelne komplexe Körperteile zu klonen und zu ersetzen. So würde ich 2 neue Augäpfel bekommen, die aus meinen Genen im Labor gezüchtet würden. Aber wie sollte ich das alles bezahlen ? Nun meine Eltern würden mir eventuell helfen, hatten sie sich doch in ihrer sicheren Welt unter der Erde ein kleines Vermögen angespart, denn die anderen Leute, die in Deutschland geblieben waren und in den zerstörten Städten lebten galten nun als arm, während die Rückkehrer und die in unterirdischen sicheren Orten lebten als sagen wir nicht ganz arm galten, aber das konnte man natürlich auch nicht so verallgemeinern.

Wir fuhren über die Grenze nur mit dem Pferd auf leeren Straßen, wo nur die Hauptwege so hergerichtet waren, das man sich auf ihnen keinen Achsenbruch an seinen Gefährten zuzog, dieses waren insbesondere halt die Autobahnen, auf der ich schon früher einmal nach Paderborn und ins Ruhrgebiet zog.

Was war eigentlich aus Anatolij geworden ? Zu dieser Zeit hatte ich keine Nachrichten oder Emails mehr von ihm bekommen, denn er war heimatlos aus der Schweiz weggezogen, nachdem wir in Deutschland meine Eltern gesucht hatten und ich in die Schweiz zurückgekehrt war.

Kommen wir zurück zu unserer Reise nach Berlin ! Es war Frühling und alles war am Blühen, welches wir als gutes Zeichen ansahen, hatten sich doch hier und dort die so geschundene Natur wieder erholt, allerdings nur auf den ersten Blick, denn die Schäden würden noch in einigen Jahrzehnten sichtbar sein und dieses je weiter man in die Gebiete kam, wo es den atomaren "Supergau" gab.

Deutschland war ein anderes Land geworden stellten wir nun immer wieder fast, ein Land voller Aufbruchsstimmung bei einer kleinen Oberschicht und viel Elend bei einer großen Unterschicht. Wir sahen wie elegante Autos an uns vorbei zogen von Marken wie Mercedes Benz, wie sie vor dem Krieg gebaut wurden, dann sahen wir auch einfache Autos, die mit Rapsöl liefen, die jüngeren Baudatums waren und viele Fahrradfahrer waren unterwegs, immer noch geknechnet von der Sorge des Alltags.

Aber wir hatten nichts zu befürchten, denn Deutschland hatte nun überall viel Polizeipräsens, die insbesondere die reiche Minderheit schützte.

Deutschland und auch andere europäische Länder hatten sich nun wieder zu einem starken Staatenbund zusammengefunden, welcher insbesondere das Ziel hatte Stabilität und Ordnung zu schaffen, aber auch auf wissenschaftlichen Gebieten weiter zu kommen. Aber dabei wurde halt übersehen, das die meisten Menschen immer noch Opfer des Krieges waren und nicht über die entsprechenden Mittel, wie die Zurückkehrer und Unterirdischen verfügte, wie schon bekannt war. Deutschland war wieder eine Demokratie, zumindest im eingeschränkten Sinne. Aber die ärmeren Bevölkerungsschichten kämpften ums überleben und nicht um irgendwelche Demokratiedefizite.

Am Abend übernachteten wir in einer Herberge, welche sich an der Autobahn befand und vor dem Krieg die Rolle einer Raststätte übernommen hatte. Hier konnten wir uns über die neuesten Nachrichten informieren, die über ein Art Internet auf Bildschirmen abgerufen werden konnte, gleichzeitig stand dort ein alter Breitschirmfernseher, wo man einige Actionfilme und Schnulzen sehen konnte, die vor dem Krieg gedreht worden waren, denn es war für die Leute wichtig mal eine heile Welt zu sehen und nicht immer mit den Schreckensnachrichten umspült zu werden, die so viele Jahre das Bild einer ganzen Generation geprägt hatten. So waren also nur DVD's auf dem Breitbild- schirm zu sehen und keine Nachrichten.

Insgesamt bot sich ein interessantes Bild an diesem Abend, wie mir meine Frau in allen Einzelheiten schilderte, da ich immer noch graue Gestalten um mich herum war nahm, deren Kleidung ich allerdings nicht bis in alle Einzelheiten identifizieren konnte: Die Leute waren ins besonders mit Stoffen gekleidet, die vor dem Krieg produziert worden waren und etwas hochwertiger waren, teils aus alten Stoffresten zusammengenäht. Manche allerdings wirkten krank und etwas unterernährt, aber die Würde hatten sie alle behalten....sie sahen alle sauber aus, zu lange schon war nun der Krieg her, das wenigstens die Würde der Menschen wieder an seinem Platz war. Aber was uns auffiel war, das einige der Kinder verformte Finger und Hände besaßen, die jünger als 10 Jahre waren. 2 oder 3 von ihnen wirkten auch geistig ein wenig zurück geblieben.

Dies machte mich doch auch ein wenig traurig, denn das war nun einmal auch die Realität, vor der ich in die Berge der Schweiz geflohen war, wie auch schon nach Südamerika. An diesem Abend lernten wir auch ein holländisches Paar kennen und so erkundigten wir uns nach der Lage in den Niederlanden. Die Beiden wirkten zumindest gesund und nicht unterernährt, aber sie meinten sie hätten nun den Niederlanden den Rücken gekehrt, um ein neues Leben in den Alpen anzufangen. In den Niederlanden sei es zu Flutwellen gekommen, die ganze Landstriche der Niederlande in den Meeren versinken ließen und die neue Nachkriegsregierung sei nur an Prestigeobjekten interessiert, nicht aber an der eigenen notleidenden Bevölkerung. Man wollte gut dastehen gegenüber den lateinamerikanischen Ländern und einigen südafrikanischen Staaten, die nun in die Liege der 1. Welt aufgerückt waren, da sie im Krieg nicht so viel Leid erfahren mussten. Sie beide wären nach Irland geflohen und seien dann 2020 nach Holland zurück gekehrt, aber es sei in den Provinzen nicht viel geschehen, alleine in Amsterdam und den großen Metropolen des Landes, die wurden rasch wieder aufgebaut – in der Provinz dagegen mussten die kleinen Leute alle selbst in die Hand nehmen und viele von ihnen waren krank, auch wenn die große Sterbewelle vorbei war, gab es immer noch ein Sterben, ein Sterben im Verborgenen. Aber die Regierungen waren blind von all diesem Leid und so zog es viele Niederländer in die Berge, in die Alpen, wo das Leben noch erträglich erschien. Gerne hätte viele neue Deiche bauen lassen und die untergegangenen Landesteile dem Meer wieder abgetrotzt, aber dafür fehlten die Maschinen und das Geld.

Wir schliefen an diesem Abend auf einer Decke, die wir selbst mitgebracht hatten, sie war riesig und diente vor dem Krieg als Picknickdecke. Es war früher ein Art Terminal gewesen, der noch gut erhalten war, welcher nun als riesiger Schlafsaal für die Leute umfunktioniert war, die hier campierten und morgen wieder die Fahrt fortsetzen wollten.

Am nächsten Morgen bekamen wir dann auch die Chance ein Frühstück einzunehmen, welches recht karg aber schmackhaft war, so wie es nun in den Nachkriegsjahren üblich war, vor allen Dingen für den kleinen Geldbeutel..... So nahmen wir alle eine Schale Müsli mit Äpfeln und Milch in Empfang.

Mit uns frühstückte auch das niederländische Ehepaar, die mit Nachnamen Foirtujn hießen. Ich bot ihnen an, das sie auf unserer kleinen Farm am Fuße der Alpen sich ein neues Zuhause schaffen könnten, denn es stand ja nun leer. Blieb nur die Frage, wie lange es jetzt leer stehen würde, denn so ganz war ich nicht mit dem Optimismus erfüllt, das wir in Berlin eine neue Bleibe finden würden. Meine Eltern waren ja alt und krank und ob das mit der Operation klappen würde, war mir auch nicht klar. Als Landwirt könnte ich zumindest mit meiner Sehbehinderung weiter meinen Lebensunterhalt verdienen, aber was sollte ich im neuen Berlin machen, falls die Operation nicht genehmigt würde. Dort gab es keinen Platz mehr für einfache Tätigkeiten, denn Berlin sollte das neue Deutsch- land symbolisieren, das nun für den Wiederaufbau stand und wo die besser Betuchten eine neue Heimat gefunden hatten, geschützt hinter Mauern vor der giftigen Einöde rund herum.

Wir fuhren weiter mit dem Pferdewagen auf der Autobahn nach Norden. Bis Frankfurt gab es viel Verkehr und man konnte von der Autobahn sehen, das sich in den vergangenen 10 Jahren einiges bewegt hatte, auch wenn ein Großteil der Menschen in etwas besseren Ruinen hauste, aber die höchsten Gebäude der Stadt waren wieder aufgebaut worden, bzw. nie völlig zerstört worden, was an sich schon ein Wunder war, gemessen daran das vom alten Berlin nur ein riesiger Krater übrig blieb. Am Rande der Stadt gab es sogar wieder Fabrik- anlagen, die Nahrungsmittel produzierten, auch gab es einige Gewächshäuser, die Pflanzen besser vor den radioaktiven Strahlen schützten, auch wenn diese hier inzwischen recht gering waren.

Weiter ging es immer weiter nach Norden, wir streiften das Sauerland und kamen auch in meine alte Heimat, wo hier und dort noch viele Ruinen übrig geblieben waren, aber der Stadtkern von Paderborn und auch Bielefeld war saniert worden und so sahen manche Häuser wieder fast wie früher aus, aber das Ganze war auf einige Straßenzüge begrenzt, denn draußen auf dem Lande hausten die Leute in alten Bauernhöfen, wo die Dächer zum Teil immer noch undicht waren auch waren viele Bauernhöfe verkommen und es lagen viele Felder brach, aber hier und dort standen doch tatsächlich Milchvieh auf den Weiden nach Osten hin mit abnehmender Tendenz. Wir fuhren und fuhren immer weiter die alte A2 entlang, die bis hinter Hannover eine intakte Fahrbahn in beide Richtungen besaß. Immer wieder kamen Busse und LKW's, wohl fast aber keine Privatautos. Was sollte das auch, der alte Treibstoff Benzin wurde kaum noch produziert, da die Erdölraffinerien der Erde weitgehend leer standen. Man war auf vor allen Dingen Rapsöl umgestiegen, auch gab es wieder Versuche Autos, die mit Wasserstoff betrieben wurden zu produzieren.

Die Reise dauerte mehrere Tage und des Nachts übernachteten wir teils in alten Raststätten, die sehr spartanisch eingerichtet waren oder aber bei Bauern auf alten Gehöften. Hier bekamen wir auch zentral das Leid vieler Deutscher mit, welche nun bescheiden geworden waren. Viele hatten behinderte Kinder zur Welt gebracht, welche aber gut in der Landwirtschaft ihre Erfüllung fanden. Wenigstens waren die meisten Kinder nicht mit geistigen Behinderungen geseg- net, sondern eher mit Verkrüppelungen und zur kurzen Gliedmaßen. Alle halfen mit und jeder wie er konnte, eine Solidarität, wie ich sie vor dem Krieg nie kennen gelernt hatte. Hier und da gab es wohl ab und zu Überfälle, aber es hatte wohl in den vergangenen Jahren sehr stark nachgelassen.

Die Landschaft wurde immer kahler und wir befanden uns schon 100 Kilometer vor Berlin. Aber das schöne war, es war alles sehr grün, auch wenn es keine Bäume mehr gab, die hier wuchsen, nur viel Unkraut und einige Blumen, aber es war fantastisch mit anzusehen, wie sich die Natur ihren Platz wieder zurückerobert hatte inmitten einer Landschaft von Schutt und Geröll. Tatsächlich sahen wir dann am Rande eines kleinen Baches wieder kleine Birkenbüsche aus der Erde sprießen, die schon das Ufer des Baches säumte. Vögel allerdings vernahm man nur selten, denn sie waren ja damals in diesem Landstrich ausgestorben und eroberten erst langsam wieder von Jahr zu Jahr mehr diesen Lebensraum zurück.

Je mehr wir uns allerdings Berlin näherten, desto mehr tauchte die Landschaft in ein herbstliches Braun, denn die Radioaktivität machte der Pflanzenwelt doch sehr zu schaffen. Dann sahen wir Berlin vor uns, wie ein riesiges Stadion wirkte es mit inzwischen wieder über 500.000 Einwohnern, aber es waren die einzigsten Einwohner im Umkreis von 100 Kilometern, war doch ganz Ostdeutschland nahezu entvölkert. Ein bizarres Bild bot sich uns und auch ich nahm es schehmenhaft war, als wir uns Berlin immer mehr näherten....Berlin nahm vielleicht eine Fläche von insgesamt 5 Quadratkilometern ein, so stand es vor uns, umgeben von einem massiven Mauerring, der 30 Meter in die Höhe ging, dann folgte eine riesige Plane, die sich wie ein Zirkuszelt über die Stadt spannte und eine Höhe von stellenweise über 50 Meter erreichte. Diese riesige Plane schützte vor der radioaktiven Strahlung, sodass man innerhalb des Mauerringes sich frei bewegen konnte ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Strahlung fürchten zu müssen. 2 Straßen führten in die Stadt hinein, eine die von Westen kam, auf der wir Berlin erreichten und eine die zum östlichen Tor hinaus nach Polen und an die Oder führte.

Als die Stadt wieder aufgebaut wurde, da mussten die Bauarbeiter Strahlenanzüge tragen, so wie man sie von Mitarbeitern aus Atomkraftwerken kannte und nun stand sie dort seit fast 1 Jahr !

Um die Tore zu passieren, musste man durch eine Art Schleuse, zu dem nicht alle Menschen Zugang erhielten, aber wer eine Einladung in jene Stadt bekam, der konnte sie auch betreten: Dazu sollte man wissen, dass ein Jahr zuvor Plünderer in die Stadt eindrangen und die Bürger in Angst und Schrecken setzten, seitdem kamen nur noch Menschen in die Stadt, die eine Einladung erhalten hatten. Allerdings durften Leute in die Stadt, die hier einkaufen wollten, aber dann auch nur für einige Tage. Mich erinnerte diese Diskriminierung an die Situation in der Stadt der Unterirdischen. Und jetzt war die Situation wieder ähnlich. Leben durfte man auch nur in dieser Stadt, wenn man einen Arbeitsplatz erhielt oder aus anderen wichtigen Gründen, wie zum Beispiel die Betreuung der Eltern. Dieses war nun bei mir der Fall, nicht das meine Eltern schon ein Fall für das Pflegeheim waren, aber es ging ihnen ziemlich schlecht und sie schafften es kaum noch ihren Haushalt zu bewirtschaften, daher kam nun auch in Betracht, dass ich meine Eltern pflegen dürfe. Aber vorher erhoffte ich mir noch ein Wunder für meine Augen, um in der Arbeitswelt der Stadt integriert werden zu können.

Erst wollte man uns auf dem Weg durch die Schleuse nicht passieren lassen, aber dann winkte man uns doch durch, sogar der Gaul durfte mit in die Stadt nach einem 1-stündigen Gesundheitscheck.

Dann betraten wir sie, vor uns lag eine breite Allee, die links und rechts von Bäumen gesäumt wurde. Die Häuser bestanden aus Glas und Stahl und dabei waren die vordersten Häuser noch eher niedrig und verfügten nur über 2 oder 3 Stockwerke, aber weiter zur Mitte der Stadt bestanden die Häuser aus immer höheren Stockwerken, so das alles wie eine Treppe aussah, die nun in der Sonne leuchteten.

Das riesige Foliendach war durchsichtig und doch spürten wir alle einen Unterschied, schien doch die Sonne in der Außenwelt aggressiver auf unsere Haut. Hoffentlich würden wir weiter einigermaßen gesund bleiben dürfen, dabei hatten wir die Gefahren des 3. Weltkrieges gut gemeistert und waren nun in einer Welt, die mit Technologien arbeiten wollte, die jetzt nach dem Krieg verfeinert wurden, trotz des Elendes um sie herum.

In der Mitte der Stadt befand sich auch eine große Grünanlage, die scheinbar als ein Art Zentrum in der Stadt diente. Aber die Krönung dieser Grünanlage war ein großer Turm, der mit seinem Turm das Dach der Stadt durchstieß. Er schein ein Art Stabilisator für diesen großen immensen Bau zu sein. Allerdings führten von fast allen Dächern der Häuser Stahlsäulen nach oben, um das Dach zu stabilisieren.

Meine Eltern wohnten in dem Ostteil der Stadt, zu dem wir erst wandern mussten. Dazwischen lagen mehr als 2 km und so beschlossen wir erst uns den Turm in der Mitte der Stadt anzuschauen. Zu unserem Erstaunen stellten wir fest, das dieser wohl so Art Einkaufs-und Versorgungszentren beherbergte. Er selber hatte einen Durchmesser von etwa 100 m. Ein Gang, der sich wie eine Schnecke nach oben schlängelte führte in die oberen Spitzen des Turmes, dort wo er durch das Foliendach in den Himmel stieß. Der Turm war insgesamt etwa 150 Meter hoch und beherbergte ganz oben eine Cafeteria. In den Einkaufszentren gab es komisches Fleisch,- Obst- und Gemüse zu kaufen, denn es sah sehr künstlich aus, hatte man nun hier genmanipuliertes Essen angeboten bekommen, welches im Labor hochgezogen wurde, damit es nicht jenen tödlichen Strahlen ausgesetzt war, was der Rest der deutschen Bevölkerung vorgesetzt bekam.

Nun war man inzwischen schon so weit, das man Tiere nicht mehr schlachten musste, sondern man konnte Fleisch züchten, eine Methode der Gentechnik, die erst nach dem Krieg entdeckt wurde in den Laboratorien der Unterirdischen, welche dem Kriegsalltag nicht so ausgesetzt waren. Hinzuzufügen sein noch das Berlin in Punkto Energiegewinnung konsequent nun die Kernfusion nutzte, die nun nach dem Krieg groß herauskam als Energiequelle der Zukunft. Wasser reichte vor dieses Fusionskraftwerk aus und nie geahnte Energie konnte gefahrlos freigesetzt und gewonnen werden.

 

Die geklonten Augen

Nun kamen wir nach einigen Erkundungen endlich zu der Wohnung meiner Eltern – ein kleines Appartement besaßen sie nun, aber es war doch sehr klein und doch mussten wir zu sechst hier erst einmal Platz finden.

Mein Vater ging sehr gebeugt und auch meine Mutter wirkte inzwischen sehr alt. Es schien, als seien sie beide etwas durcheinander, auch wenn wir mit ihnen einen klaren und verständlichen Emailkontakt pflegen konnten. Aber der Haushalt war halt nicht mehr tip-top in Ordnung und es fiel ihnen alles schon recht schwer, wenngleich sie sich noch selbst versorgen konnten. Es würde allerdings nur noch eine Frage der Zeit sein, bis wir sie pflegen mussten.

Aber das ich geklonte Augen bekommen sollte, da war mein Vater noch ganz bei Sinnen, hatte er es doch schon so lange vorbereitet mir, seinem einzigsten Sohn vollständig das Augenlicht wieder zu geben.

In den kommenden Tagen gingen wir in das örtliche Krankenhaus, das neue Berliner Charite. Wir waren beide sehr aufgeregt und waren uns nicht im Klaren, ob nun die Operation genehmigt werden würde, denn wovon sollten wir als Familie hier in Berlin leben, wenn meine Eltern nicht mehr da sein sollten.

Mein Vater schlurfte vor mir her und wollte wie verbissen die Diskussionen mit den Ärzten führen, dabei schien er durchaus agil zu sein, aber was die Details anging, konnte mein Vater nicht mehr so mitreden und so wollte ich mich selber in den Vordergrund argumentieren. Erst einmal lehnten die Ärzte ab, denn bisher gab es nur 2 Fälle, wo diese Operation überhaupt durchgeführt wurde und diese verschlangen eine Unmenge von Millionen Nachkriegs-Euro, wofür sich hinterher die Ärzte schämten und einer wurde sogar gefeuert, da das Geld in den Bau eines neuen Krankenhauses im Ruhrgebiet gesteckt werden sollte, damit dort vielen Leukämie-Opfer des Krieges geholfen werden konnten. Sicherlich war das Augenlicht wichtig, aber ich wurde ja als stark sehbehindert eingestuft und nicht als blind. Die Ärzte waren sogar der Meinung, ich könnte durchaus mit speziellen Großbildschirmen einfache Schreibarbeiten oder ähnliches übernehmen, denn ich kam ja oberflächlich betrachtet doch einigermaßen ohne Blindenhund zurecht in meiner grauen Schattenwelt.

An diesen Tagen kamen allerdings, so wie es der Zufall oder auch höhere Mächte wollten, der Präsident des "neuen Europas" Henri Cartier und besuchte mit seiner Delegation die Stadt. Der Präsident war früher ein berühmter General gewesen, der mit half die Russen aus Frankreich und Deutschland nach Osten hin zu vertreiben und durch seine Hilfe vielleicht konnte Europa noch der totalen atomaren Zerstörung entgehen, denn er hatte stets auch die amerikanische Führung dazu angehalten niemals Atomwaffen zu gebrauchen, die dann allerdings von der Gegenseite leider doch benutzt worden waren. Und wenn ich ehrlich bin, war der Westen auch nicht ganz unschuldig an dem atomaren Schlag auf Peking, der den Krieg in Asien auf einen Schlag beendete und eine radikale Wende im 3. Weltkrieg einschlug.

Cartier war nun 2022 nach dem Einführung einer neuen zentral-europäischen Währung dem sogenannten "Nachkriegs-Euro" zum Präsident von Europa ernannt worden. Offiziell waren alle Staaten wieder selbstständig, agierten nun allerdings als Bundesstaaten, denn viele Staaten waren einfach zu schwach, sich selbst wieder aufzurichten, vor allen Dingen die, die bis zu 2/3 ihrer Bevölkerung verloren hatten. Russland wurde nun unter anderem von Zentraleuropa und Brasilien wie Mexico besetzt, aber man wollte dort wieder eine Zivilregierung ab dem 1.1.2025 zu lassen.

Man war in anderen Staaten auch nicht sehr froh darüber, das ein ehemaliger General der Präsident von Europa geworden war, aber man hatte einen kalten Frieden geschlossen. Die arabischen Maghreb-Staaten lagen ziemlich am Boden, sie waren ja auch Opfer des Terrors geworden, denn Al-Kaida hatte seine Attacken gegen die dortige Bevölkerung gerichtet, bevor es richtig mit dem Terror in Europa startete. Eigentlich gab es so nie eine richtige Kriegserklärung von arabischen Staaten aus auf Europa, aber die dortigen Politiker flüchteten ins Exil und hinterließen Al-Kaida das Feld, deren Strohmänner die afrikanischen arabischen Länder regierten. Im Iran dagegen brauchten sie nicht mal Strohmänner einzusetzen, von dort aus gingen die Operationen los und auch aus Afghanistan und dem terrorgeschüttelten Irak. Dann fielen Syrien, Jordanien und Ägypten, schließlich dann noch Libyen (Gadafi war übrigens nach Deutschland ins Exil geflüchtet). Die arabische Halbinsel war ebenso schnell in der Hand der Al-Kaida, wobei es am leichtesten mit der Eroberung von Saudi-Arabien und dem Jemen ging, dort brauchte man nur Strohmänner einzusetzen. Erbitterten Wiederstand dagegen gab es damals in den Vereinigten Arabischen Emiraten und auch in Algerien. Das passierte alles noch in den Jahren 2011 und 2012. Nachdem die Russen aus Europa "abgezogen" waren, regte sich auch Widerstand in der arabischen Bevölkerung. Überall herrschten erbitterte Bürgerkriege bis etwa 2015, 2016 – nun lagen diese Staaten immer noch ziemlich am Boden und Politiker, die ins Exil geflüchtet waren, kehrten zurück, von Europa war nicht viel Hilfe zu erwarten, man wollte es auch gar nicht, erst galt es den Unsicherheitsfaktor Russland zu besetzen. So setzte sich gerade Israel für Hilfe ein, obwohl es ja selbst ziemlich am Boden lag. Auch die Türkei gab Hilfe, welche ein Schlachtfeld im Osten gewesen war. So bildeten friedliche Netzwerke, die früher erbittert gegen Al-Kaida gekämpft hatten friedliche Initiativen für ihre Heimatländer. Nun herrschte dort wieder einigermaßen Ordnung, nur wie lange war die Frage ? Meiner Meinung nach durfte der vordere Orient nicht vernachlässigt werden. Aber wo war ich stehen geblieben ?

Ach ja wie es der Zufall wollte kam in jenen Tagen der Präsident von Europa zu uns nach Berlin und viele Delegierte standen um ihn herum. Wir begegneten ihnen im Park, wo in der Mitte der große Turm emporragte. Die Gespräche mit den Ärzten im Krankenhaus waren ergebnislos abgebrochen worden. Meine Frau drängte mich zu dem Präsidenten, der an diesem Tag einige Gespräche auch mit Ärzten und Krankenhäusern führt. Die deutsche Führung, die nun ihren Regierungssitz in Frankfurt hatte war ebenfalls dabei, wobei der Minister-präsident (Bundeskanzler hieß es nun nicht mehr !!!) zum Provinzgouverneur verkommen war. Viele wollten in Deutschland eine repräsentative Monarchie einführen, mit einem Monarchen der ganz Deutschland vertrat, denn vom Gouverneur fühlten sich viele Leute nicht genug vertreten, es sollte jemand sein, der Arme und Reiche gleichermaßen vertrat im regionalen Rahmen, als Gegenmacht zu einer nun übermächtigen EU.

Als mich nun meine Frau in die Menschenmassen drängte, fühlte ich mich gar nicht gefeit jetzt ins Rampenlicht zu drängen, denn die multivisuellen Medien waren alle mit dabei....manche 20 Jahre alten Camcorder waren noch im Einsatz, genauso wie moderne multivisuelle Minikameras.

So drängten wir uns zu den Body-Guards des Präsidenten und meine Frau, die sich sonst eher vornehm im Hintergrund hielt, rief in die Menge: "Seht her, seht meinen Mann an. Erst ist Ende 40 und ist wie viele von denen, die da draußen in den Städten des Ruhrgebiets oder auch an der Rhein-Main-Schiene in Elends- quartieren leben, ein Kriegskrüppel. Durch helle Blitze wurde ihm sein Augen- licht genommen und nun besitzt er eine Sehprothese, die es ihm ermöglicht wenigstens Schatten und Konturen wahrzunehmen. Ihr habt hier für 500.000 Menschen gesorgt, das es diesen hier gut geht, der heutigen deutschen Elite, die im Krieg dem Elend auf dem europäischen Kontinent entkommen konnte oder sich in unterirdische künstliche Städte flüchtete. Hier in diese Stadt wurde soviel Geld herein gepumpt. Uns wird hier strahlenarmes Designfood vorgesetzt, welches nach neuesten Errungenschaften und der neuesten Gentechnik entwickelt wurde. Seit 5 Jahren ist man in der Lage sogar Fleisch ohne Lebendkörper herzustellen, damit man nicht an den Strahlen, die um uns herum sind zu Grunde geht. Aber eines tut man nicht, man verweigert diesem Mann geklonte Augen und behauptet das wäre zu teuer.

Ich frage Euch ? Wieso hat man genug Geld und Investition um für einen kleinen Teil Genfood herzustellen, während andere noch heute elendig und langsam an der strahlenbelastenden Nahrung zu Grunde gehen. Hier baute man eine Stadt als Symbol für einen neuen Anfang, aber man hat stattdessen nicht angefangen die Teile von Europa und Deutschland wieder aufzubauen, welche am wenigsten zerstört waren und wo heute die meisten Menschen leben und sich immer noch sich selbst überlassen sind.

Man hat es geschafft hier im neuen Berlin im letzten Jahr das erste Mal menschliche Augen zu klonen und damit einer der komplexesten Sinnesorgane. 2 reichen Menschen wurde so das Augenlicht zurückgegeben, mein Mann aber muß in seiner Schattenwelt vor sich hindämmern, den Gesichter kann er nicht erkennen, wird er so niemals mehr erkennen können. Und Farben, rot, grün, blau und gelb, niemals wird er die Stadt hier in seiner prächtigen Fülle und Vielfalt erkennen können. Gut, er war damals Anfang des Krieges ein Deserteur, jemand der geflohen ist ins Exil, aber er kehrte zurück zu einer Zeit als Europa in tiefster Agonie lag und half mit Deutschland zu befreien und der Dank war, das man ihm sein Augenlicht nahm. Nur durch viele Kontakte und Verbindungen bekam er eine Sehprothese, die vor 10 Jahren gerade erst entwickelt worden war in einer Welt mitten unter uns, die aber mit half auch diesen Ort hier aufzubauen. Nun ich frage Euch, Ihr Konstrukteure dieser neuen und heilen Welt, für alles scheint ihr Geld zu haben, aber nicht für ein paar geklonte Augen....."

Da gab es einen großen Tumult und erst schien es so, als wollten Sicherheits- kräfte uns wegschaffen. Da aber hab der Präsident Cartier die Hand und winkte uns zu sich, denn im Gegensatz zum hochmütigen Ministerpräsidenten, der jetzt regierte, war er auf dem Boden der Tatsachen geblieben, denn er war ebenfalls ein Kriegskrüppel gworden, der im Jahre 2022 eine künstliche Hand bekam, nachdem er seine alte Hand verloren hatte und diese auch nicht mehr angenäht werden konnte, da man damals im Krieg nur notdürftigste medizinische Eingriffe vornehmen konnte. Er bekam eine geklonte Hand und keiner schrie auf, das solches doch unethisch sei. Nun aß man ja sogar geklontes Fleisch erstmals von nicht lebenden Tieren....nun wie weit diese Technologie noch führen wird, ist mir heute nicht ganz klar, aber momentan scheint die Gentechnik noch weiter auf dem Vormarsch zu sein und ich danke heute dieser Technik, denn ich bekam nun tatsächlich, nach einer Unterredung mit dem Präsidenten meine geklonten Augen, die zwar noch 3 Monate lang auf körper- eigenen Zellen gezüchtet wurden, aber ich bekam sie und es war ein sehr seltsames Gefühl die Welt aus einem neuen Blickwinkel zu sehen, der mir für Jahre entgangen war.

Wie schon erwähnt, kam ich für ein paar Wochen in die Schlagzeilen und mittlerweile bin ich 50 Jahre alt geworden. Die Welt hatte sich nun in den vergangenen 2 Jahren weiter gedreht. Ich ging fortan in die Politik und wollte dem großen Cartier folgen, dem ich mein komplettes Sehvermögen zu verdanken hatte. Deutschlands Ministerpräsident wurde letztes Jahr abgewählt, weil halt viele Teile der Bevölkerung noch in Armut leben, aber der Neue scheint einen guten Neuanfang zu starten und die Bevölkerungsteile miteinander zu versöhnen: Gerade auch vielen Russlanddeutschen und Türken, die im 3. Weltkrieg insgeheim der Terror in Deutschland mit angekreidet wurde, wo dieses nicht der Fall war, denn Türken und Russen kämpften an unserer Seite, die Zirkel der Al-Kaida waren Einzeltäter, die zwar meist Muslims waren, aber doch einen immensen Schaden anrichteten auch in der muslimischen Bevölkerung.

In Berlin wohne ich nun nicht mehr, denn wir sind nun nach Luxembourg gezogen, dort wo nun das mächtige Europa präsentiert wird. Hierhin hatte man mich gewählt. Zwar bin ich nur ein kleiner Fisch, der bei 500 Abgeordneten nicht viel bewirken kann, aber nur der tote Fisch schwimmt mit dem Strom. Mir hatte der damalige Auftritt jedenfalls nur Glück gebracht. Wäre ich damals nicht im Rampenlicht gewesen, dann hätte ich auch nie einen Sitz im europäischen Parlament bekommen. So trage ich meinen Teil bei, das sich solches was passierte, nie wieder wiederholen mag. Ich wünsche mir manchmal es hätte niemals einen 3. Weltkrieg gegeben, keinen Weltenbrand, aber immerhin hatte Einstein nicht recht mit der These: Ich weiß nicht wie wir den 3. Weltkrieg führen, aber den 4. werden wir mit Steinen und Knüppeln führen.

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