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Ausflug

© 2005 Maik Beckmann

"Keine Sorge!" hatte Tom zu seiner kleinen Tochter gesagt. "Es ist nur ein kleiner Ausflug! Nicht mehr! Ich werde nur ein paar hundert Kilometer weg sein. Nur die Richtung ist etwas außergewöhnlich."

Jetzt saß er im Kontrollraum und sah leer auf in die Sterne hinaus.

Der kleine Ausflug würde etwas länger dauern.

Logbuch des führenden Wissenschaftlers:

1. Tag:

Die Mannschaft hat den Flug zur neuen Raumstation ohne Probleme überstanden. Nur dem Arzt Doktor Michael Jensen ist während des Fluges etwas schlecht geworden.

Die Station ist wirklich sehr imposant und das neue Computersystem ist wirklich super. Als wir ankamen war das Licht schon an und alle Räume waren vorgeheizt. In meinem Raum wurde ich sogar mit ‚Guten Tag, Richard Meisner’ begrüßt.

Die Räumlichkeiten sind auch sehr bequem! Jeder hat etwa zehn Quadratmeter für sich. Aber das Beste ist meiner Meinung nach die Rotation um die X-Achse. Dadurch haben wir tatsächlich eine künstliche Schwerkraft von Null Komma Neun Fünf G.

So, dass war’s für heute mit meinem Bericht! Wir haben noch viel zu tun, damit wir morgen die ersten Experimente starten können.

 

2. Tag

Die ersten Experimente laufen bereits. Der Computerfachmann ... wie war sein Name noch gleich? ... na ja, den werde ich in den nächsten vier Monaten schon gut noch lernen.

Auf jeden Fall kommt er mit dem Schaltplan noch nicht klar. Er versucht sich einzuarbeiten. Ich glaube, er wird einen langen Urlaub haben. Der Computer läuft bis jetzt einwandfrei. Auch wenn ich mich mit der Software nicht auskenne.

Das ist das erste Mal, dass ich nicht über die Programmierung des Computers Bescheid weiß.

Egal ich halte unseren Computerexperten für einen fähigen Mann und er wird sich schon bald mit dem Computer auskennen.

Die Biologin Doktor Müller meint, dass die künstliche Schwere sich auf das Wachstum der Tomaten auswirkt. Sie wachsen offensichtlich schneller als auf der Erde. Im Scherz meinte ich, dass wir Ende der Woche bereits eine kleine Ernte einfahren könnten.

 

4. Tag

Die Tomaten machen mir aus irgendwelchen Gründen Sorgen! Sie sind tatsächlich bald soweit, dass wir sie ernten können.

Sie sind sogar größer als auf der Erde und einige werden schon Rot.

Doktor Müller hat einige Tomaten gepflückt und untersucht. Sie scheinen völlig normal zu sein. Eine Genanalyse lässt noch auf sich warten. Auf das Ergebnis bin ich wirklich gespannt.

Der Computerexperte Tom Wallenski kommt immer noch nicht mit Schaltungen klar. Obwohl er nicht dumm ist und über große Kenntnisse auf seinem Fachgebiet verfügt, beginne ich an seinen Fähigkeiten zu zweifeln.

Er wollte mir doch tatsächlich erzählen, dass sich eine der Schaltungen am Computerkern verändert hätte. Dass die Platine mit dem Hauptprozessor jetzt eine direkte Schnittstelle mit der Platine für die Umweltkontrolle hätte. Etwas, dass eigentlich völlig unmöglich ist, auf den Plänen nicht eingezeichnet ist und bei Wallenskis erster Kontrolle auch nicht der Fall war.

Ich frage mich, wie er überhaupt für dieses Unterfangen ausgesucht wurde.

 

17. Tag

Der Automat für die Zubereitung der Heißgetränke hat eine Fehlfunktion. Sonst ist alles in Ordnung. Diesen Wallenski habe ich auf meine persönliche schwarze Liste gesetzt.

Der Computer arbeitet immer besser, allerdings nur bei Systemen, die Wallenski nicht bearbeitet hat. Wenn der seine Hand an ein Kabel legt, dann weiß er nicht wozu es nutze ist und wenn er versucht etwas zu reparieren, dann schafft er es nicht und am nächsten Morgen klappt es wieder bevor er aufsteht.

Keine Ahnung wie das geht, aber so lange alles halbwegs funktioniert und wir unsere Arbeit machen können und ich diesem Wallenski nicht über den Weg laufe, ist mir alles ganz recht.

 

20. Tag

Das Licht ist auf der ganzen Station ausgefallen. Wallenski meinte, dass die Leitungen alle funktionieren und am Generator angeschossen sind. Aber Licht haben wir trotzdem nicht.

Also habe ich mir heute die Ehre gegeben und mir die Leitungen selber einmal angesehen. Und er hatte recht. Die Leitungen sind einwandfrei in Ordnung, aber Licht haben wir trotzdem nicht.

Bei allem was in die Station eingebaut wurde, haben die Ingenieure leider einen Lichtschalter vergessen. Ich habe den Computer um eine Analyse der Lichtsysteme gebeten, aber das Ergebnis lässt noch auf sich warten.

Seltsam, dass es schon zwei Stunden dauert. Vorige Woche habe ich eine Analyse aller Systeme vom Computer angefordert und nach einer halben Stunde hatte ich einen kompletten Bericht über alle Systeme erhalten mit dem Schluss, dass alles ordnungsgemäß funktioniert.

Also scheint es, dass etwas in dem Lichtsystem nicht ordnungsgemäß funktioniert und auch der Computer nicht darauf kommt, was es ist.

So lange wir noch Taschenlampen haben, können wir mit der Arbeit weitermachen.

 

27. Tag

Noch immer kein Licht. Die Raumkontrolle in Houston hat uns zugesichert, dass nächste Woche ein Technikerteam kommen wird. Ist auch besser! Inzwischen hat sogar Doktor Jensen mal am Lichtsystem herumgespielt. Und in handwerklichen Dingen ist der gute Mann ein wirklicher Legastheniker.

Wir haben alle unser Glück versucht und sind kläglich gescheitert.

Die Analyse vom Computer hat mit einem Logistikfehler geschlossen. Also hat unser tolles Computersystem uns auch nicht weiterhelfen können.

Die Taschenlampen gehen ganz allmählich zur neige. Die Stimmung in der Mannschaft ist schlecht. Es heißt ja, dass wir Menschen ohne Licht einfach nicht klar kommen, dass es sich auf unsere Psyche auswirkt.

Til Wächter, unser Chefmechaniker, ist inzwischen mit den Nerven zu Fuß. Er meint er kann kaum noch schlafen und wenn er wach ist läuft er gegen geschlossene Schotts und sieht Sachen, die gar nicht da waren.

Wallenski hingegen schafft es nicht mehr rechtszeitig aufzustehen und geht immer früher schlafen. Er meinte, dass er immer im Winter recht schlafsüchtig wird. Doktor Jensen meinte, dass das an der Dunkelheit im Winter liegen würde. Und da es jetzt durchgehend dunkel ist, würde sein Organismus denken es wäre Winter und er müsse seinen ‚Winterschlaf’ halten.

Die anderen Mitglieder der Mannschaft sind auch alle ungehalten und reden kaum noch miteinander. Hock und Bensen, unsere beiden Astrophysiker, hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit, die fast in einer Schlägerei geendet hätte, aber Doktor Müller konnte aber dazwischen gehen und schlichten.

Auch ich habe schlechte Laune. Obwohl ich schon immer darauf stolz war, dass ich mich emotional unter Kontrolle habe. Aber als mir in der Messe gestern Wallenski über den Weg lief, bekam ich Lust ihm ins Gesicht zu schlagen.

Der Kerl kriegt aber auch nichts hin. Die Lichtsysteme sind nur die Spitze des Eisberges. Der Kaffeeautomat würgt nur noch lauwarmes Wasser raus. Die Reinigungsroboter, welche die Station sauber halten, haben immer wieder Fehlfunktionen.

Wallenski überprüft die Programmierung, die Platinen und Steckverbindungen, aber er findet einfach nichts.

Alles an dem Typen regt mich irgendwie auf. Er ist ja ganz freundlich und er arbeitet auch wirklich, aber er geht mir auf die Nerven.

 

33. Tag

Die Fehlfunktionen der Reinigungsroboter nehmen zu. Es ist ja nicht so schlimm, wenn etwas Staub und Müll auf dem Boden liegen, aber einer der Roboter hat gestern an der Wartungsklappe für die Sauerstoffmaschine herumgeschraubt.

Den Schraubenzieher hatte er aus Wächters Werkzeugkiste. Wie er daran gekommen ist weiß keiner so genau. Eigentlich war der Roboter zu klein um mit seinen Greifarmen an die Kiste zu kommen. Aber drei andere Roboter könnten an die Kiste herankommen. Die waren laut Tätigkeitsprotokoll allerdings gerade dabei das Labor der Astrophysik zu reinigen.

Was mir dabei am Seltsamsten vorkam, war, dass keiner der Roboter dafür programmiert war, einen Schraubenzieher zu betätigen.

Wallenski ist gerade dabei die Programmierung des Roboters zu übersetzen. Er meinte, dass er kein Programm dabei hat, das die Maschinensprache so übersetzt, dass er daraus schlau werden würde.

Was allerdings nicht so wirklich viel zu sagen hat, meiner Meinung nach.

Die Bodenkontrolle hat angerufen und gesagt, dass der Start des Technikerteams sich verzögern wird. Um mindestens drei Tage. Wegen schlechten Wetters.

Inzwischen haben sich alle ziemlich an die Dunkelheit gewöhnt. Wallenski schläft zwar immer noch bis zu zehn Stunden am Tag, aber Wächter hat inzwischen keine Halluzinationen mehr. Dennoch kann er nicht richtig schlafen. Auch die leichten Schlafmittel in unserer Apotheke helfen ihm nicht.

Die Stimmung ist immer noch schlecht. Es wird kaum noch miteinander gesprochen.

Da die meisten Taschenlampen schon ausgefallen sind, können die Experimente nicht fortgeführt werden. Deshalb verbringen wir die meiste Zeit auf unseren Zimmern. Nur Wallenski läuft immer herum, weil der Computer ihm angeblich immer wieder anzeigt, dass etwas nicht stimmt.

Meine Meinung über ihn habe ich ja schon oft genug Kund getan.

 

45. Tag

Wir haben einen Verlust zu beklagen. Die Familie von Wächter ist schon informiert.

Es war in der Andockschleuse für das Versorgungsshuttle. Der Computer hat gemeldet, dass es ein Problem in der Schleuse gab. Also sind Wächter und ich zur Schleuse.

Ich habe seinen Handlanger gespielt. Er kannte sich mit der Schleuse aus. Er hat diese neue Art von Schleusen mitentworfen.

Wir waren genau zwischen den beiden Schotts. Wächter schickte mich einen Fasenprüfer zu holen. Ein dämlicher Fasenprüfer!

Er muss einen Kurzschluss produziert haben. Auf einmal öffnete sich das äußere Schott und das innere schloss sich. Wächter wurde einfach rausgesaugt.

Er hatte nicht mal die Gelegenheit zu schreien. Ich stand am inneren Schott und konnte ihm nicht helfen, obwohl er nur einen halben Meter, wenn nicht weniger von mir entfernt war.

Das Versorgungsshuttle will versuchen, ob sie etwas von außen machen können, aber sie können frühestens morgen damit anfangen. Vorbereitungen, Einweisungen, der ganze Mist.

Inzwischen ist auch die letzte Taschenlampe ausgefallen. Licht kriegen wir nur noch von den Dioden und Bildschirmen und den Kontrolllämpchen.

Ich glaube ich spreche nur noch mit dem Logbuch. Wächter war der einzige, mit dem man noch sprechen konnte. Der Rest hat sich komplett auf die Stuben zurückgezogen, außer Wallenski, aber mit dem zu sprechen ist wie eine Wurzelbehandlung für mich.

Mal sehen, ob die Versorgungsgruppe morgen andocken kann.

 

44. Tag

Das Andocken ist dramatisch gescheitert. Als gerade der Techniker auf dem Weltraumspaziergang am Schott war und anfing zu arbeiten ...

Er bekam einen schweren elektrischen Schlag. Gott sei Dank, konnten man ihn in Shuttle zurückziehen. Seine Familie hat wenigstens den Körper, den sie beerdigen können. Nicht so wie Wächters Familie.

Wir hatten all unsere Hoffnungen in diese Aktion gesteckt und jetzt ist noch ein Mann gestorben.

Die Stimmung hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Ich glaube in den nächsten Tagen werde ich nur die neuen Schadensmeldungen einzutragen.

Ich denke nicht, dass ich in den nächsten Tagen einen von den anderen sehen werde.

 

50. Tag

Wallenski hat heute versucht die gesammelten Daten zur Erde zu übertragen. Ohne Erfolg. Vermuten wir. Wir kriegen keine Antwort von der Erde.

Wir senden und senden und senden. Nie erhalten wir eine Antwort. Wallenski hat dreimal nachgefragt, ob wirklich alle alles auf die beschreibbaren CDs kopiert hatten. Er sagte irgend etwas von wegen, dass noch mehrere Gigabyte mehr auf dem Computer wären.

Er ist der Meinung, dass das ganze Computersystem spinnt. Ich sage aber, dass er spinnt. Er faselt davon, dass sich Platinen über Steckverbindungen mit anderen Platinen verbinden. Das inzwischen fast alle Platinen mit dem Motherboard verbunden sein. Das alles über den Zentralrechner gesteuert wird, außer der Sauerstoffkontrolle.

Das System liege zu weit weg vom Zentralrechner. Der Computer müsste sich über ein längeres Kabel mit dem System verbinden.

Auf meine Frage, wie der Computer sich so vernetzt haben könnte, sagte er, dass er die Reinigungsroboter benutzen würde. Der eine, der sich am Sauerstoffsystem zu schaffen gemacht hat, wäre der Beweis.

Die Reinigungsroboter werden zwar vom Computer programmiert. Aber wie sollte der Computer auf die Idee kommen, die totale Kontrolle zu übernehmen?

Der Kerl hat in seiner Jugend zu viele schlechte Filme gesehen!

 

Tag 60

Wir sind gezwungen die Nahrungsmittel zu rationieren. Immer noch kein Kontakt mit der Erde.

 

Tag 70

Doktor Müller wurde verletzt. Oder besser gesagt, sie hat sich selber verletzt. Mit einer Schere, die sie aus dem Arztbesteck geklaut hat.

Sie behauptet, dass einer der Reinigungsroboter sie mit der Schere angegriffen hätte und ihr die linke Achillessehne durchtrennt hätte.

Wallenski ist in letzter Sekunde dazwischen gegangen und hat den Roboter vertrieben.

Mir fällt dabei ein, dass ich auch Wallenski kaum noch sehe. Die anderen haben sich zurück gezogen, als sie nichts mehr zu arbeiten hatten. Wallenski ist immer durch die Gegend gerannt und hat gemeint, dass er etwas zu reparieren hätte.

 

Tag 75

Hock hat Selbstmord begangen. Er hat die Sicherung überbrückt, sein Kopf zwischen Schott und Wand gehalten und den Knopf gedrückt.

Man kann es verstehen. Wer die Hoffnung ganz und gar verliert und nur noch den Tod durch Verhungern oder Verdursten vor Augen hat, kann sich leicht für den schnellen Weg entscheiden.

Auch meine Hoffnung auf Rettung schwindet.

Tag 82

Etwas seltsames geht hier vor. Ich glaube nicht, dass einer meiner Leute ein Mörder ist, aber heute haben wir Bensen und Müller Tod aufgefunden. Ihre beiden Achillessehnen wurden durchtrennt und dann wurden ihnen Messer durch die Ohren ins Gehirn getrieben.

Einer meiner Leute ist ein Mörder, aber wer?

 

Tag 91

Müller und Jensen sind in der vergangenen Woche gestorben. Beide genauso, wie Hock und Müller.

Damit kann nur Wallenski der Mörder sein, denn ich weiß, dass ich sie nicht umgebracht habe.

Ich habe mir aus Wächters Werkzeugen eine Waffe zusammengebaut. Ich habe ein langes Rohr genommen und einige angespitzte Schraubenzieher daran befestigt. Damit kann ich ihm den Garaus machen.

Ich kann jetzt nicht länger warten.

 

Tag 100

Hier ist Tom Wallenski. Ich weiß nicht wie viele Tage Meisner und ich gegeneinander gekämpft haben. Ich weiß nur, dass ich ihn irgendwie in den Raum mit dem Hauptrechner gelockt habe. Dort hat er versucht mich mit seiner Axt zu erschlagen, doch ich bin ausgewichen.

Er hat in den Computerkern gehauen und ist an einem starken elektrischen Schlag gestorben.

Der Computer hat sich mit allen Systemen vernetzt sogar schon mit der Sauerstoffversorgung. Alles ist ausgefallen. In wenigen Tagen werde ich verdurstet oder erstickt sein.

Ich habe eine Kopie des Logbuches an die Erde geschickt genauso meine gesammelten Daten. Jedenfalls hoffe ich das.

Bei einem Gefecht mit Meisner wurde die Empfangsanlage zerstört. Ich werde nie wieder zur Erde zurückkehren. Nie wieder meine Frau oder Tochter sehen. Ich hoffe, dass sie wissen, dass ich sie liebe.

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