© 2006 Tim Riewe
Tina Jones - geboren am 21.4.2467
1. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Oft lag ich wach in meinem Bett und dachte über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft nach:
Die Vergangenheit, weit bevor ich geboren wurde, war sehr grausam und stellte alles andere in den Schatten, was sich zuvor auf dem Planeten Erde zugetragen hatte. Anfang des 24. Jahrhundert kam es zu einem Krieg, den die Welt noch nicht gekannt hatte:
Milliarden von Menschen mußten damals ihr Leben lassen und die Welt war in weiten Teilen, wie in einen Ball aus Feuer gehüllt.
Doch einige Menschen überlebten - Millionen von Menschen flohen in die Stille des Weltalls und versuchten in den Weltraumkolonien von Mond und Mars ihr Glück. Und wenige, nur ganz wenige Menschen, die auf dem Planeten ihrer Ahnen und Vorfahren zurückblieben, überlebten diese Hölle. Und langsam, nur ganz langsam erwachte die Natur, die so arg zerstört war, zu neuen Leben.
Kleine Bäume und widerstandsfähige Pflanzen begannen langsam die Ruinen einer untergegangenen High-Tech-Gesellschaft zu überziehen und die Erde aufs Neue zu erobern. Diese zurückgebliebenen Menschen hatten ihre ganze Kultur verloren und fristeten nun das Dasein von Steinzeitmenschen.
Doch sie hatten es nach einigen Jahren satt und wollten diesem steinzeitlichen Lebenswandel entfliehen, und mit größter Kraftanstrengung schafften sie es uns auf den technischen Standard zu bringen, mit dem die Leute kurz nach der
Jahrtausendwende lebten. Und ich muß sagen, daß es der ganzen Menschheit auf diesem Planeten noch nie so gut ging wie heute.
Klar gab und gibt es immer noch Mord und Totschlag, aber die Nationalität spielt keine Rolle mehr, da nur noch ein Staat existiert: Der schakische Staat.
Es war im Sommer des Jahres 2485 wo meine Geschichte beginnt - ein verdammt heißer Sommer mit einigen Wochen Hitze von über 30°C.
Diesen Sommer werde ich wohl nie vergessen, denn es ereigneten sich große Dinge in dieser Zeit: u. a. wollte mein Vater das kleine 150 Seelendorf Gütersloh hinter sich lassen, um nach Washington, die Welthauptstadt zu gehen und große Politik zu machen. Vorher war er zwar Regierungschef im 20-köpfigen 3-Parteienrat vom Vereinigten Deutschen Königreich (Deutschland war wieder zur Monarchie geworden) in Berlin, allerdings machte er dies nicht hauptberuflich.
Jetzt hatte ihm der schakische Präsident M.C. Powerlightman, der von der guten Arbeit meines Vaters für Deutschland und für die ILLP (International liberal left-wings party) überzeugt war, einen lukrativen Job als schakischer Sozialminister in seinem neuen Kabinett versprochen, welches Angebot mein Vater natürlich nicht ausschlagen wollte.
Andere große, aber auch z.T. schicksalhafte Dinge sollten mit mir passieren, denn ich hatte in diesem Sommer gerade mein Abitur auf der schakischen Schule beendet.
Nun wollte ich unbedingt auf die Bühnen, die die Welt bedeuten, dazu mußte ich bei einem Schauspiellehrer in London Unterricht nehmen. Das war schon praktisch das dieses in London war, denn so konnte ich u.a. auch schon für das erfolgreiche Filmstudio BCP (BRITISH CINEMA PRODUCTION) Filme drehen.
Was ich nun also machen mußte, war nach London zu ziehen.
London, diese prächtige Metropole und heimliche Hauptstadt Europas. Wie sehr träumte ich von den großen breiten Straßen, wo Kutschen und Solarautos für regen Betrieb sorgten. Oder dann waren da noch die schönen Backsteinhäuser am Ufer der Themse und die breiten großen Geschäfte und Boutiquen. Alles in allem war London aber nicht nur eine Stadt, die den Konsumenten erfreute, sondern auch den Studenten, denn London war eine Studentenstadt und somit mit Kneipen und Disco übersät. Wenn ich da nicht dem Mann meiner Träume begegnen würde, dann wüßte ich nicht wo dann.
2. Der Umzug
Am 24. Juni 2485 hatte ich meinen letzten Schultag in der hiesigen schakischen Schule von Gütersloh. Ich hatte mit einigermaßen guten Noten mein Abitur bestanden und war nun bereit Gütersloh hinter mir zu lassen, um nach London zu ziehen.
2 Tage später ging es los: Kartons und Kisten mußten gepackt werden, wo meine Kleider und kleinen Requisiten rein kamen - größere Sachen wie Möbelstücke wurden gleich von einem Umzugsunternehmen abgeholt. Die Kartons und Kisten dagegen verstauten wir, d.h. ich und mein Vater ins Auto. Der Trubel war groß und es flossen eine Menge Tränen an diesem Tag.
Ich verabschiedete mich von all meinen Freunden und Nachbarn, die ich schon vom Sandkasten her kannte.
Aber nicht nur von mir mußten sich meine Nachbarn bald verabschieden, sondern auch von meinem Vater Tim, meiner Mutter Petra und meinem kleinen Bruder Jim, genannt "Jimmi-Timmi", da meine Familie in 2 Monaten nach Washington ziehen würde.
Ich und mein Vater fuhren zusammen nach London, die Möbelpacker voraus, vorbei an kleinen Wäldern, Wiesen und Ruinenlandschaften von futuristischen Bauten unglaublichen Ausmaßes.
Ich frag mich auch heute immer noch oft, wie es unsere Vorfahren bloß fertig gebracht hatten, Gebäude entstehen zu lassen, die eine Grundflächen von fast 1 Quadratkilometer haben und bis zu 1.500 Meter in die Höhe ragen. Noch heute strecken sich manche dieser gut erhaltenen Türme finster und verlassen bis in eine Höhe von über 1.000 Meter.
So viel ich weiß, ist das höchste Gebäude, das je in der schakischen Geschichte gebaut wurde mit über 80 m der Büroturm von SHAKISH-MOTORS in Tokyo.
Unser Weg führte uns nach Köln, der mit 4.000 Einwohner der größte Ort in Westdeutschland war. Weiter ging es durch das Niederländische Königreich bis nach Calais, einem kleinen Küstenort.
Von hier aus fuhren wir durch den alten Kanaltunnel rüber nach Dover in Südengland.
Dover selbst ist ein noch kleineres Dorf als Calais, wenn man von einem Dorf sprechen könnte, denn Dover ist eigentlich nichts anderes als eine Ansammlung von etwa einem Dutzend Häusern mit vielleicht doppelt so viel Einwohnern.
Dann fuhren wir noch eine knappe Stunde, ehe wir in London an der Themse ankamen.
In London angekommen fuhren wir geradewegs die "Street of Shakish Fight" entlang, da mußten wir auf der rechten Seite in einen kleinen Weg abbiegen. An diesem kleinen Weg, dem "Small-towns-way" lag das Haus meiner zukünftigen Vermieterin.
Wir bogen noch gerade rechtzeitig ab, aber mein Vater paßte nicht genau auf und hätte beinahe einen finster aussehenden Araber vom Fußgängerweg geputzt. Mein Vater bekam einen Schock, aber Gott sei Dank war ja nichts passiert. Der Araber sah uns finster mit Augen, die Töten konnten hinterher: Ich und mein Vater warfen nur kurz einen Blick in den Rückspiegel - keiner von uns traute sich dem Araber gegenüber eine Entschuldigung auszusprechen.
Wir fuhren den Weg hinauf, der in einer Sackgasse endete, und genau am Ende dieser Sackgasse stand das schnuckelige Haus von Eileen S. Snyder, meiner zukünftigen Vermieterin. Es war eine richtige Villa, und von einer hohen Mauer umgeben und vielen schattenspendenden alten Kastanien, die mit ihrem dichtem Blätterkleid ideal vor der großen Hitze schützten.
3. Ms. Snyder
Wir stellten den Wagen vor dem Haus ab und gingen durch ein Gartentor, das groß und mächtig war. Hinter diesem Gartentor stiegen wir eine schon von Moos- und Flechten bewachsene Treppe hinauf in den Garten mit den alten Kastanien. Das Gras war inzwischen kniehoch, was hier wuchs. Und nach ein paar Schritten erreichten wir eine große Tür mit einem alten schmiedeeisernen Schloß und einer verschnörkelten Türklinke: Alles wirkte irgendwie hochherrschaftlich, gewaltig und bombastisch mit dem Antlitz längst vergangener Zeiten.
Dann öffnete Eileen S. Snyder die Tür, obwohl wir noch gar nicht angeklopft oder geschellt hatten. Sie schien förmlich nur auf uns gewartet zu haben, so nach dem Motto......ich stehe jetzt so lange vor dem Fenster bis ein schwarzes Solarauto der Marke SHAKISH MOTORS vor der Tür steht, und ein fast fünfzigjähriger Mann mit einer sehr attraktiven schwarzhaarigen jungen
Lady aussteigt.
Das alles kam mir damals schon etwas komisch vor......wie würde sie wohl in Zukunft mit mir rumspringen ??? Würde sie sich vor Neugier vielleicht kaum halten können ???
Ms. Snyder war eine etwas dickliche ältere Dame, die nie verheiratet war und zusammen mit ihrem kleinen Schoßhündchen Trever, halb Spitz halb Pudel dieses alte Anwesen verwaltete.
Sie zeigte mir mein Zimmer, wo ein Kronleuchter von der Decke hing und seidene Gardinen den Blick ins Freie versperrten.
Sonst allerdings war der Raum total leer, so daß ich bequem meine Möbel in dieses Zimmer stellen konnte, auch wenn die nicht ganz zu diesem Ambiente paßten.
Wir stellten also die Möbel in meinem Raum auf und versuchten das Zimmer neu einzurichten. Das war eine ganz schöne Arbeit auch ohne, daß wir neu tapezierten.
Draußen war es nun schon fast dunkel geworden und mein Vater erzählte meiner Vermieterin von der großen schakischen Politik in Washington - voller Eifer und Tatendrang tat er das und seine Augen glänzten im Glanz der Leselampe.
Am nächsten Morgen hieß es auch Abschied von meinem Vater zu nehmen, den ich jetzt vermutlich für einige Monate nicht sehen würde. Bittere Tränen flossen aus meinen Augen, denn nun war ich allein in dieser großen Stadt auf mich gestellt. Die Leute würden mich mit Staunen angucken, wenn sie wüßten, was für eine schöne Tochter doch der neue schakische Sozialminister hätte.
Ich war zu dieser Zeit nicht gerade ein Kind von Traurigkeit und wußte mich ins richtige Licht zu bringen: Mein Haar hatte ich hochgesteckt und meine knappes Top ließ es zu, daß ich viel Haut zeigen konnte. Ms. Snyder betrachtete mich auch mit ein wenig Argwohn, aber ich glaubte mit meinem netten Charme könnte ich sie schon vom Gegenteil überzeugen, schließlich war mein Vater zukünftiger Sozialminister von Michael Caine Powerlightmans Regierung.
Nachdem mich mein Vater an diesem Morgen verlassen hatte, war ich noch ein wenig mit dem Einrichten meines Zimmers beschäftigt. Und als es draußen schon dunkel wurde, saß ich am Fenster und folgte dem Rauschen des Windes.
Die Äste der alten Kastanienbäume knarrten und der Wind nahm stetig zu.
Doch nicht nur das Rauschen des Windes erfolgte meiner Aufmerksamkeit, sondern auch eine Gestalt, die unten vor dem Eingangstor stand. Ich konnte diese Gestalt schlecht erkennen im Schatten der Bäume und dem Dämmerlicht. Doch als ich die Konturen der Gestalt besser erkennen konnte, war ich mir hundert Prozent sicher, daß es dieser Araber war, den mein Vater am gestrigen Tage fast angefahren hätte.
4. Londons Nachtleben
Die Gestalt des Arabers war inzwischen verschwunden, als ich mich noch ein wenig in die Stadt begeben wollte.
Ich schlich mich leise die Treppe hinab am Wohnzimmer vorbei, wo noch Licht durch die Ritze der Tür drang: Ms. Snyder schien noch wach zu sein. Und just in dem Moment, wo ich die Haustür öffnen wollte, kam sie aus der Tür geschlichen in Begleitung ihres treuen Hundes Trevor.
Sie schaute mich fragend an; mich, die sich äußerst sexy zu recht gemacht hatte. "Hy Ms. Snyder," meinte ich cool. "Nice evening to go out or not ?" Darauf erwiderte sie nichts. An ihrer Miene konnte ich erkennen, das sie kein Verständnis für mein Verhalten hatte......Um diese Zeit fortzugehen war wohl für sie fremd. Ich weiß auch noch heute nicht, ob sie vielleicht ein paar
Jahrhunderte zu spät auf die Welt gekommen ist. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie so einen stockkonservativen Menschen kennengelernt, wie diese Frau.
Ich schritt ohne Angst aus der Tür, durch den Garten, durch die Pforte Richtung Innenstadt. Mutig und ohne Angst schritt ich voran. Ich bin ein Mensch, der sich zu verteidigen weiß, das wußte ich schon von Klein-auf an, obwohl ich ehrlicherweise hinzufügen muß, das es schon oft Situationen gab, wo mich mein Mut verlassen hatte.
Ich war inzwischen in der Innenstadt angelangt und die mediterane Atmosphäre mit der mich diese Stadt noch am Vortag empfangen hatte, war durch die starken Windböen wie fort geblasen. In meinen kurzen und knappen Kleidern wurde es richtig kalt.
In der Londoner Innenstadt befand sich auch die Diskothek "Saturday-Night", die von außen her als ein häßlicher alter Klotz erschienen, dessen Innenleben allerdings mit buntem Laserlicht erhellt wurde.
Heute war nicht nur Saturday-Night sondern auch Ladies-Night, ein Abend an dem den Frauen die Chance gegeben wurde ihre Traummänner zu erobern.
Schon ein wenig müde und eigentlich keine Lust mehr zu flirten warf ich mich in das gemischte Publikum dieser bunten und lauten Glitzerhölle.
Die Stimmung war zwar einfach genial, aber es wurde immer heißer, weil sich immer mehr Körper aneinander drängten, so daß eine Atmosphäre entstand ähnlich der im schwülwarmen Klima von Papua-Neuguinea.
Gott-sei-Dank gab es auch noch einige Fluchtwege, die einem ins Freie offen standen. Ich drängelte mich luftringend auf einem dieser Fluchtwege nach draußen.
An der frischen Luft wieder angelangt füllte ich mich wie ein Vogel, der gerade dem goldenen Käfig entkommen war, denn da drinnen war viel goldiges !!!!!
Plötzlich viel mir ein schüchterner Junge auf, der wie ich bemerkt hatte, auch kurz vor mir den Weg aus der Glitzerhölle fand. Er irrte etwas hilflos umher und keiner schien sich so recht für ihn zu interessieren. Er mochte vielleicht 18 gewesen sein und irgendwie wirkte er wie Magie auf mich.
Ich ließ es mir nicht nehmen ihn einfach mal frech anzulächeln. Meine Blicke trafen seine Blicke und seine Blicke trafen meine Blicke. Er starrte mich erst ganz unfaßbar an, mich eine attraktive selbstbewußte junge Frau. Ich mochte damals keine Machos und mag sie heute auch noch nicht und in ihm, so war ich fester Überzeugung, lag mehr als dieser schüchterne unerfahrene Junge: In ihm, so war mein zweiter Gedanke, steckt ein hingebungsvoller, phantastischer und vor all Dingen ein romantischer Lover, der wußte was Frauen wollen.
5. Roy
Der schüchterne Junge hieß Roy, war fast 18 Jahre alt und fuhr zur See. Er lud mich gleich an diesem Abend noch ein mit ihm zusammen auf das Schiff zu kommen, wo drauf er die Kunst des Seefahrens erlernte.
Ich kam spät nach Hause und sah das Ms. Snyder noch Licht brennen hatte und schon von weitem hörte ich das Gebell von Trevor, wohl eher als Warnung als als Begrüßung. Ich näherte mich dem Schatten der großen Kastanien, durch welche nur das Licht aus Ms. Snyders Wohnzimmer drang.
Schnell und hastig näherte ich mich der Wohnungstür und drückte hastig die Türklinke herunter......
Das Bellen von Trevor schwächte sich ab, denn in diesem Augenblick erblickte er mich in der Eingangshalle, die immer noch von hellen Kronleuchtern beleuchtet war.........Ganz nervös und verärgert kam Ms. Snyder aus der Wohnzimmertür.
"Oh young lady......do you know which time we have ?" fragte sich mich empört. "Oh Ms. Snyder......I don´t really know, which time we have......but I think that the night has just began !!" konterte ich und rannte die Treppe hinauf.
Es war schon lange draußen hell und die Morgensonne schien mir ins Gesicht. Dies war der Beginn eines wundervollen Tages und ich hatte einfach das Gefühl das mich das Glück in der nächsten Zeit nicht mehr im Stich lassen würde - hatte ich ??
Meine Vermieterin blickte wort-und verständnislos rein, als ich ihr klarzumachen versuchte, daß ich noch ein paar Wochen mit auf der "Furious mother-in-law" vorbei an den europäischen Küsten lang segeln würde. Die Furious mother-in-law war das berühmte - aber weniger berüchtigte Schiff an dem Roy anheuerte. Der Kapitän war ein Mann mittleren Alters mit stattlicher
Statur Jeremy J. Sliver....genannt Long John Silver ( ich hatte keine Ahnung weswegen er diesen Spitznamen trug.....entweder wegen seiner Größe, der Größe seines kleinen Mannes oder aber nach dieser doch sehr an ihn erinnernde Romanfigur ).
Die Furious mother-in-law war ein stattliches Schiff, ein sogenannter Zweimaster. Es war ein Segelschiff, das mit den modernsten Peilgeräten ausgestatten war und Dank des Bordcomputers konnte der Kapitän die genaue Route festlegen und errechnen.
Neben Roy bestand die Mannschaft aus Steve, dem Schiffskoch und stellvertretenen Kapitän, einem ruhigen Zeitvertreter, der meist wortlos an seine Arbeit ging. Dann war da noch Pepe ein kräftiggebauter aber doch kleiner Spanier, ein richtig kleines Schlitzohr und oft zu Späßen aufgelegt. Die 2. Frau neben mir an Bord war Sophia Sarikakis, eine handfeste und unkomplizierte
Griechin, die es mit den 3 anderen Männern und Roy problemlos aufnehmen konnte. Sie war vielleicht ein wenig rustikal, aber doch sehr herzlich. Ich wußte damals schon, wir Frauen würden schon zueinander halten.
6. Schöne Momente
Die Furious-Mother-in-law hatte den Auftrag gekriegt, High-Tech-Geräte aller Art, die man für den Haushalt gebrauchte nach Lissabon zu bringen. Diese Fahrt würde wohl etwa 2 Tage dauern.
Wir brachen noch an diesem Abend los, die Sonne stand schon tief am Horizont und begann langsam als riesiger Feuerball im Meer zu versinken. Dieses sollte die Ruhe vor dem Sturm sein, der bald hereinbrechen würde, um alles zu vernichten, was sich im in den Weg stellt.
Ich lehnte mich über das Bug und Roy legte seinen Arm um mich. Ich sah sehnsüchtig der untergehenden Sonne nach auf einer Fahrt ins Ungewisse, denn ich ahnte schlimmes.
7. Ein Schock
Der kommende Tag begann für mich wie ein Paukenschlag. Man schüttelte mich ganz unsanft wach und zu meinem Schreck mußte ich auch noch feststellen, das es Roy war, der mich so unsanft weckte.
" Tina, Tina, wach auf, es ist etwas ganz schlimmes passiert.......!" schrie er mich ganz entrüstet an.
Es war plötzlich wie eine veränderte Welt......was war bloß in Roy gefahren....was war denn so schlimmes passiert ?????
Tausend Fragen gingen mir in diesen wenigen Sekunden durch den Kopf.
Dann stammelte er weiter: "Deine Eltern, Deine Eltern.......oh Gott !"
"Was, was, was ist mit meinen Eltern passiert ?" guckte ich ihn entsetzt an.
"Sie, sie, sie sind entführt worden......die letzte Nacht von den Mullahs. Heute am frühen Morgen erreichte uns ein Anruf, es war der Präsident - er war ganz außer sich. Gestern Abend ist Dein Vater mit Deiner Mutter und Deinem Bruder auf dem Flughafen bei Euch zu Haus entführt worden........
Ganz Washington war heute Nacht in heller Aufregung. Heute Morgen 5.00 Uhr CET riefen die Entführer im schakischen Hauptquartier an, daß sie die Familie Jones in ihrer Gewalt hätten. Und wenn sich die schakische Regierung nicht innerhalb der nächsten Wochen dazu durchringen könnte den inhaftierten Terroristen der Mullahs die Freiheit zu schenken, dann.....," jetzt geriet Roy ins Stocken und ich sah in mit halbverschlafenen Augen, aber doch schon voll
geistesgegenwärtig an.
"Dann muß Deine Familie sterben und auch Dein Leben wäre in Gefahr. Und weißt Du warum Dein Leben auch in Gefahr wäre ?" sah er mich plötzlich fragend an und enthielt mir die Antwort nicht vor. "Letzte Nacht wurde wohl
auch das Haus Deiner Vermieterin in London geplündert und man fesselte sie. 2 Araber wollten wohl aus ihr herauspressen, wo Du dich aufhalten würdest."
Die Mullah waren eine Erscheinung jener Zeit, die sich zurückbesinnen wollte zum radikalen Islam und zum heiligen Dschihad gegen den schakischen Staat aufgerufen hatte. Bisher konnten größere Terroranschläge oder Attentate auf Politiker dank der schakischen Armee verhindert werden, aber jetzt: Wieso war ausgerechnet meine Familie Opfer dieser Willkür geworden ?
Was wenn die schakische Regierung nachgeben würde, ständen da wir etwa am Rande eines richtigen Krieges, wie es ihn schon seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hatte ?? Sicher, die Mullahs waren nur etwa eine Gruppe aus 200 Terroristen, aber sie wurden irgendwie immer durch "ganz seriöse Geschäftsleute" finanziell am Leben gehalten.
Ich wußte nicht was ich tun sollte und kriegte an diesem Morgen keinen Bissen runter - während meine Familie irgendwo in den Wüsten Arabiens gefangen gehalten wurde, saß ich hier und kam mir vor wie ein Fisch auf dem Trockenen und das Gefühl nichts machen zu können.
Mittags erreichten wir Brest, um weitere Nachrichten und Neuhigkeiten entgegen nehmen zu können. Der Käpt´n versucht mich zu beruhigen und schlug vor erst einmal von Bord zu gehen und gemütlich in einer urigen Kneipe Mittag zu Essen. Er war wirklich so gelassen und ruhig, wie ich es selten von einem Mann gesehen hatte.
Schließlich fanden wir am Hafen ein Restaurant namens "Petit menue". Alle saßen wir zwar ernst um den Tisch, waren aber nicht mehr ganz ohne Mut und auch ich hatte mich langsam von dem ersten Schreck erholt.
Es dauerte und dauerte und endlich nach einer halben Stunde kam ein kräftiger Kellner auf uns zu und fragte uns: " Qu´est-ce vous désirez, mes amis ?" (Was wünscht Ihr, meine Freunde ?)
Darauf erwiderte der Käpt´n ein wenig frech: "Je voudrais un garcon, qui est plus vite !" (Ich wünsche mir einen Kellner, der etwas schneller ist !) welche Bemerkung der Kellner überhaupt nicht lustig fand, und so ließ er uns dann auch noch ein wenig mit dem Essen warten. Aber das war gut so, denn so hatten wir genug Zeit, um unsere und vor all Dingen meine Lage gut und ruhig zu überdenken.
8. Frau über Bord
Doch einen Entschluß konnten wir noch nicht fassen. Wir waren gefesselt und konnten nichts tun.
Vielleicht war es für mich erst einmal das Beste mit der Mannschaft auf See zu verbringen, so konnte ich mich eventuell einigermaßen in Sicherheit wiegen - eher als auf dem Festland.
So segelten wir wieder weiter im Golf der Biskaya. Unser nächstes Ziel war Bordeaux, wo wir einen Teil unserer Ladung los werden konnten, der größere Teil war aber für den Zielhafen Lissabon bestimmt.
Im Golf der Biskaya wurden die Wasser immer unruhiger und plötzlich begannen wir die Macht des offenen Atlantiks zu spüren. Unwetter zogen dazu noch auf - es goß in Strömen und das Schiff war plötzlich ein Spielball der Wellen, aber der Kapitän beruhigte uns, daß er mit diesem Zweisegler noch ganz andere Stürme gemeistert hätte.
Die Segel wurden erst einmal runtergesetzt und der Motor, der durch Solarzellen in Bewegung gehalten wurde, kam zum Einsatz. Der Abend hielt langsam Einzug als wir Bordeaux erreichten, ein Ort an der Südwestküste Frankreichs mit etwa 3.000 Einwohnern.
Auch der Sturm, der uns draußen auf dem offenen Atlantik so böse empfangen hatte, wich nun und die Unwetter waren auch verschwunden. Die Sonne konnte nun wieder ungehindert auf uns herab scheinen.
An diesem Abend hatte ich plötzlich den Entschluß gefaßt, mich nicht länger auf dem Meer mit den Wellen in Sicherheit zu wiegen, sondern wieder ans Festland zu kommen, um dem Feind entgegen zutreten.
Ich war ja auch nun die Zielscheibe der Entführer, und früher oder später würden sie mich schon kriegen.
In Bordeaux angekommen, wollte ich erst einmal die Lage weiter abchecken: Gab es neue Spuren von meinen Eltern ??? Wo konnten sie nun stecken ???
Ich machte mich also auf den Weg zum hiesigen Polizeiposten, der in einem kleinen Holzhaus am Rande der Stadt untergebracht war.
Die Polizeistation konnte jederzeit über das Globelnet ( in etwa vergleichbar mit dem Internet zur Jahrtausendwende ) aktuellste Information abrufen, zu der wir mit unserem Bordcomputer auf See keinen Zugriff hatten.
2 Polizisten mit regionaler französischer Uniform und einer Art Kappe auf dem Kopf kamen ganz aufgeregt auf mich zu, als ich das Polizeipräsidium betrat.
Sie wußten scheinbar wär ich war und hätten mich vermutlich schon als vermißt gemeldet.
"La police francaise pense que tu est kidnappé et puis tu est ici ( Die franzö-sische Polizei dachte, daß du entführt warst und nun bist du hier )," meinte der eine Polizist erleichtert.
Sie erklärten mir weiter, daß es Anzeichen dafür gab, daß die Mullahs sich hier in der Nähe aufhielten und deshalb deren Sorge, daß auch ich nun verschwunden sein könnte.
Sie rieten mir hier bloß aus Bordeaux zu verschwinden, denn sie könnten mir keinen Schutz gewähren, da sie momentan unterbesetzt waren. Ich wäre nur in Washington sicher, in den Händen der schakischen Armee. Auch würden die Mullahs sich nicht durch mich in eine Falle locken lassen......sie würden dort zuschlagen, wo ich es am wenigsten vermuten würde.
Tapfer nahm ich allen Mut zusammen, denn ich wollte nicht aufgeben....ich bin nun halt mal eine Kampfernatur. Ich wollte mich ja auf eigene Faust auf die Suche nach meinen Eltern machen, damit ich nicht andere unnötig in Mitleidenschaft ziehen müßte.
9. Nächtlicher Überfall
Roy würde immer bei mir sein, daß war mir klar, nur in dieser Situation konnte auch er mir nicht helfen.....So selbstlos wäre kein Mensch, sein Leben für das eines anderen zu opfern.
So trennten sich unsere Wege im Einvernehmen der Mannschaft an diesem Abend in Bordeaux. Aber es sollte natürlich kein Abschied für immer sein, aber die höchste Priorität hatte jetzt erst einmal das Ziel: meine Eltern zu finden.
Die "Furious Mother-in-law" verließ noch am späten Abend um kurz vor Mitternacht den Hafen. Die Sonne war hier in den südlicheren Breiten schon vor ein paar Stunden untergegangen, fast eine Stunde eher als bei mir zu Hause zu dieser Jahreszeit.
Die Sterne funkelten hell, es war eine klare Nacht. Ich wurde allmählich müde, aber wußte noch nicht wo ich heute Nacht eine Bleibe finden sollte. Und irgendwie hatte ich auch das Gefühl als wolle mich jemand die ganze Zeit verfolgen. Ich dachte über nichts böses nach und vergaß all die Warnungen, die mir die Polizisten gegeben hatten.
Ich folgte wie in Trance den Sternen am Nachthimmel, die wie helle Lichter funkelten. Ich konstruierte mir die Sternenbilder zurecht, vom großen Wagen über den kleinen Wagen bis hin zum Sternenbild des Löwen.......der Sternenbild des Löwen..........Löwen, Löwen....ich dachte jetzt plötzlich die ganze Zeit an Löwe. Würde ich mich jetzt, wo ich nun schon die Stadtgrenze passiert hatte mich in die Höhle des Löwen begeben ???
Plötzlich packte mich ein eiserner Griff von hinten........Ein Tuch verdeckte mir plötzlich die Sicht in den Nachthimmel und ehe ich mich besinnen konnte oder überhaupt laut aufschreien konnte, fesselte man mir die Hände auf den Rücken zusammen.
Es war nur eine Person, die mich da überfallen hatte, dessen war ich mir völlig sicher, aber diese Person gab keinen einzigen Laut von sich.
Ich wurde über einen Kiesweg geführt, das merkte ich an den knirschenden Geräuschen der Steine. Danach gingen wir durchs Gras und schließlich wurde der Boden immer morastiger, denn die Gegend um Bordeaux war sehr moorig und sumpfig. Von Weitem hörte man noch leise Musik, die aus einer Disco kam und ein Käuzchen schrie einsam durch die Nacht. Sonst war es totenstill, nicht einmal das Quaken der Frosche, das ich noch vor nicht allzulanger Zeit vernommen hatte. Der Griff des geheimnisvollen Unbekannten, der mich hier durch die Einsamkeit führte wurde immer fester, aber trotzdem hatte ich keine
Angst oder Panik bekommen.
Jetzt half nur ein Ausweg....ich mußte ihn da treffen, wo es Männern am meisten weh tut, sonst würde mich wohl möglich noch das gleiche Schicksal ereilen, daß meine Eltern ereilt hatte.
So plötzlich wie er mich überfallen hatte, so plötzlich und spontan war auch mein Tritt nach hinten........plötzlich hörte ich einen lauten Schrei und wie von Geisterhand löste sich plötzlich der feste Griff um meine Hände wie von selbst.
Ich begann zu rennen....blindlings zu rennen, obwohl mir die Augen zugebunden und die Hände mit einem Knebel gefesselt waren. Und komischerweise und Gott-sei-Dank führte mich jemand, irgend jemand heile durch die tiefe Schwärze, die mich umgab.
10. Eine Fahrt durch Südfrankreich
Ich sah zu das ich wieder die Stadtgrenze erreichte, denn im Schatten der Häuser und Wohnungen konnte ich mich in Sicherheit wiegen. Hier würden sie mich nicht finden.
Ich versteckte mich in einem Hinterhof und versuchte mich dort in eine Ecke zu kauern. Minuten vergingen und nur in eine Jacke gehüllt, schlief ich ein.
Am nächsten Morgen fielen die ersten Sonnenstrahlen auf mich, die nun schon den Hof fluteten. Alles tat mir weh, und ich spürte noch den kalten Atem der Nacht in meinen Knochen.
Jetzt mußte ich erst einmal sehen, daß ich hier schnellstens wegkam. Nur wohin, wo würde die Spur hinführen ? Waren meine Eltern hier ganz in der Nähe ?? Dann hielt ich einen Augenblick inne, plötzlich kamen mir wieder die Erlebnisse der letzten Nacht hoch......Ja klar meine Eltern müßten hier doch irgendwo in der Nähe sein, denn es gab sicherlich einen Zusammenhang von dem nächtlichen Überfall auf mich und meinen Eltern.
Sollte ich nun doch vor den Entführern davonlaufen oder ihnen folgen ???
Tausend Fragen gingen mir durch den Kopf.
Ich verließ den Hinterhof dieses Wohnhauses, wo ich mir mein Nachtquartier aufgebaut hatte, lief die Straße entlang Richtung Süden. Staub wirbelte auf und ohne mir lange Gedanken zu machen hielt an der Straße ein LKW an.
Ein etwas hagerer Typ stieg aus und quatschte mich auf Deutsch an: "He Du, willst du mit noch Milano?" "Woher weißt Du denn das ich Deutsche bin und hier weg will?" schaute ich ihn verdutzt an.
"Ich weiß doch wohl wer du bist ! Tina Jones !" stellte er fest. "Ich bin ehrlich
gesagt ein großer Verehrer von Dir, die Zeitungen hatten ja schon von Dir geschrieben. Du kannst mir ruhig vertrauen, schnell weg aus diesem Ort und nach Milano. Ich weiß ja, daß du hier nicht in Sicherheit bist, das hat sich ja schon herumgesprochen. Übrigens ich heiße Jürgen, komme aus München und bin für die Firma Porzella d´Italia hier in Südfrankreich unterwegs gewesen."
Obwohl ich inzwischen ein wenig Bammel hatte und nach den Erlebnissen der letzten Nacht mißtrauischer geworden bin, stieg ich zu Jürgen in den LKW.
So verließen wir die Stadt und fuhren immer weiter ins Landesinnere von Frankreich.
Jürgen entpuppte sich aber, trotz meines Mißtrauens eher als Kumpeltyp, der gerne Freunden in der Not hilft.
Wir fuhren immer weiter und langsam wurde die Gegend immer bergiger. Hartlaubgehölz und Pinien wuchsen nun links und rechts der Straße und unter uns lag die Ardeche, die vor Jahrhunderten mal ein viel größeres und tieferes Flußbett gehabt haben mußte, als heute.
Um sich die Größe des früheren Flußbettes vorstellen zu können, bedurfte es keiner Phantasie, den die hohe Felsenschlucht, rechts von der Straße markierte das frühere Steilufer des Flußes. Heute maß die Ardeche vielleicht noch eine
Breite von 5 - 7 m, früher dagegen das 10-fache.
Es war nun richtig heiß und wir erreichten das kleine malerische Dorf L´Arc d´Ardeche. Es war umgeben von Olivenhainen, während die Dorfmitte aus einem Dorfplatz, einem Bistro, mehreren Steinhäusern drum herum und einer Kirche bestand.
Weiter ging es nach Süden, immer über eine holprige Schotterpiste, Täler wechselten sich mit Schluchten ab, die ganze Gegend hier war unterhöhlt. Schließlich erreichten wir Marseille und die Cóte d´Ázur.
Wir fuhren und fuhren....Jürgen erzählte mir, daß sein Vater Besitzer der Münchener Löwenbräu Brauerei war, einem 5 Mann-Betrieb, der allerdings Hauptlieferant für das gesamte deutsche Königreich war.
Er meinte auch zu mir, daß wenn immer ich Hilfe brauchen würde, er mir zu Seite stehe. Er bewunderte meinen Mut und hätte mich gerne näher kennengelernt, war aber auch schon verheiratet ( was nicht hieß, das er nicht mal die ein oder andere Tramperin mitnahm - MITNAHM, mehr aber auch
nicht !!!! ).
11. Das geheimnisvolle Hotel
Es war inzwischen Nacht geworden, aber Jürgen ließ nicht davon ab sein Ziel zu erreichen: Mailand.
Wir passierten die italienische Grenze tief in der Nacht, doch kaum hatten wir die Grenze überschritten, da wurde Jürgen immer müder und müder. Es würde nun wohl nicht mehr lange dauern, bis die Dämmerung einsetzte. Und bevor Jürgen am Steuer einschlief, hielten wir es nun doch für besser den LKW langsam dem Wegesrand entgegen zu steuern. 3 - 4 Stunden versuchten
wir in den Sitzen des LKW´s zu schlafen, mit der Rückenlehne nach hinten geklappt.
Es war wohl so um die 8 Uhr als wir aufbrachen: 2 - 3 Stunden noch und wir hätten unser Ziel erreicht.
Und tatsächlich, nach etwas mehr als 2 Stunden hatten wir Mailand erreicht. Mailand war im mediteranen Stil gebaut und umgeben von Weinbergen. 3.000 oder etwas mehr Einwohner zählte wohl dieses Städtchen, besaß aber einige größere Geschäfte und 1 oder 2 Hotels. Die Mailänder lebten neben dem Wein vor all Dingen vom Porzellan. Hier wurde Porzellan aller Art gebrannt: Schöne Trinkkelche, Kaffeekannen, Frühstücks- und Königsgeschirr usw.
Hier nun endete vorerst nicht nur meine Reise sondern auch die von Jürgen, der nun erst einmal Richtung Heimat fahren wollte: nach München.
Allerdings wollte er dort nicht mit dem LKW sondern mit der Flugmaschine, die noch in diesem Abend von Mailand los flog.
"Ich wünsche Dir viel Glück auf der Suche nach deinen Eltern und es tut mir leid, daß ich im Moment nicht mehr für Dich tun kann. Wir werden aber auf jeden Fall in Verbindung bleiben," waren Jürgens letzte Worte und dann verschwand er mit seinem LKW Richtung Industrieviertel, wo die Porzella d´Italia ihren Sitz hatte, nachdem er mich vor einem Hotel namens "Buena
Notte!!!" abgesetzt hatte.
Staub wirbelte auf und der LKW war verschwunden. Es war bald Mittag und die Hitze war schon jetzt um halb 11 unerträglich.
Ich sah auf die andere Straßenseite und dachte, ich traue meinen Augen nicht: Da stritt doch tatsächlich der finster aussehende Araber lang, den wir in London fast überfahren hätten.
Jetzt hatte auch er mich entdeckt und wollte scheinbar zu mir über die Straße schreiten, überlegte es sich dann doch anders und ging weiter seiner Wege.
Ich wußte nicht warum, aber dieser Araber, so glaubte ich, müßte einer der führenden Drahtzieher sein von den Terroristen, die meine Eltern entführt hatten.
Ich hatte mich inzwischen in dem Hotel "Buena Notte" eingenistet und der Abend brach langsam über die Stadt hinein. Jetzt in der Hitze war auf den Straßen nicht viel los und in der kommenden Nacht würde es wohl nur unmerklich kühler werden.
Ich war einer der einzigsten Übernachtungsgäste, die hier heute Abend übernachteten, trotzdem konnte man mir ein Abendessen
vorsetzen das sich sehen ließ: Es gab italienischen Salat mit viel Mozarella und Pasta mit einer Pilzsoße, alles rein vegetarisch.
Ich aß alleine und irgendwie kam ich mir auch in dieser Pension etwas unheimlich vor. Seltsam fand ich vor all Dingen die Worte des Kellners, der mir eine gute Nacht wünschte, irgendwie total komisch.
Noch eines viel mir auf, daß dieser Kellner irgendwann während ich im Speisesaal aß, zum Telefon gerufen wurde. Das wäre ja nicht so merkwürdig gewesen, wenn der Kellner die Konversation am Bildtelefon nicht auf arabisch geführt hätte. Arabisch in Mailand ???
Das Bildtelefon war hinter der Theke am Ende des Speisesaals, so daß ich nicht auf den Screen vom Telefon gucken konnte, wer den der geheimnisvolle Anrufer war.
Ich machte mich an diesem Abend früh auf, um mich ins Bett zu legen, in einem etwas kleineren Einzelzimmer nicht mit Blick auf die Hauptverkehrsstraße, sondern in einen kleinen Hinterhof, infolge dessen trat nun während der Dämmerung auch kaum noch Tageslicht in meinen Raum, denn der Hof, umschlossen von hohen Mauern versperrte den Blick auf die untergehende Sonne.
Mitten in der Nacht wachte ich auf, ich hörte wie sich Schritte der Zimmertür näherten. Es waren die Schritte, die ich schon einmal vernommen hatte - mit einem Schreck fiel mir auch ein, wo ich sie vernommen hatte, damals in Bordeaux, derjenige der mich entführen wollte, hatte den gleichen Schritt ?!!
In Angstschweiß gebadet, bemerkte ich, wie sich derjenige an der Tür von meinem Zimmer zu schaffen machte. Es wurde ein Schlüssel ins Schloß gesteckt, dann wurde der Schlüssel im Schloß umgedreht und meine Anspannung und Angst schoß in diesem Moment ins Unermeßliche.
Die Tür ging auf und ich schaute voller Schrecken vorsichtig unter meiner Bettdecke hervor.
Jetzt im Schein des Mondlichts erkannte ich ganz genau die Konturen der Gestalt, die in mein Reich eingedrungen war, es war der finstere Araber !!!
12. An Bord des Feindes
Ich wußte nicht mehr genau, was mit mir geschehen war, als ich wieder langsam zu mir kam.
Ich öffnete meine Augen und sah mich in einer hölzernen Kajüte eines Schiffes wieder. In der Wand waren 2 Bullaugen eingebaut und es schien so, als ab die Kajüte ziemlich tief im Rumpf des Schiffes lag, da ich durch die Bullaugen nur noch die Unterwasserwelt sah.
Ich sah mich weiter um - was befand sich noch um mich herum ?
Nun nicht viel nur ein Tisch und ein Stuhl befanden sich in dieser viereckigen Kajüte mit einer Tür....und über der Tür war ein Bild angebracht mit arabischen Schriftzeichen.......oh Gott, dachte ich nur noch in diesem Moment....Die Mullahs haben mich auch gepackt ?!
Ich hatte mich jetzt erst einmal hier umgesehen und noch gar nicht bemerkt, daß ich gefesselt in einer Ecke des Raumes kauerte......irgendwie mußte es doch möglich sein, mich zu befreien, nur wie ???
Ich weiß heute nicht mehr genau, was sich nun genau damals in meinem Kopf abgespielt hatte....es war jedenfalls alles so ein Durcheinander und so mußte ich erst einmal versuchen einen klaren Gedanken zu fassen.
Jetzt durfte ich bloß nicht die Panik kriegen und so wie ich so ruhig langsam auch einen klaren Gedanken faßte, fiel mir auch, dass da ein rostiger Nagel aus dem Bretterfußboden hervor guckte.
Ich versuchte mich dort irgendwie hin zu kriechen, zu bewegen, so wie es mir halt mit zusammengebundenen Füßen und Händen möglich war.
Das Gute war, das ich zwar fest gefesselt, aber nur provisorisch mit irgendwelchen Stofftüchern geknebelt worden war.
Ich tastete mich nun mit meinen beiden Händen, die hinter meinem Rücken zusammengebunden waren, vorsichtig zu diesem überstehenden Nagel vor.
Als ich den Nagel erreicht hatte, versuchte ich die Stofftücher an ihm zu reiben, und tatsächlich nach etwas längerer Zeit rissen die Tücher: Meine Hände waren schon einmal befreit.
Jetzt ging es noch den Fußfesseln ans Werk, was kein Problem mehr darstellen würde. 1, 2, 3 und zack - auch die Fußfesseln war ich los.
Mühselig begann ich mich aufzurichten und den Raum nun genauer unter die Lupe zu nehmen.
Jetzt sah ich, was dort auf dem Tisch lag ( vorher wo ich auf dem Boden kauerte, konnte ich den Raum nur aus der Froschperspektive betrachten und nicht sehen, das da noch etwas auf dem Tisch lag ) - es war doch tatsächlich ein Tagebuch, aber nicht nur irgend ein Tagebuch sondern ein rotes.
Nun rote Tagebücher gibt es sicherlich noch und nöcher und auch gibt es rote Tagebücher, die so zerfleddert waren wie dieses hier....aber ?
Ja natürlich, wie konnte ich es vergessen, woher ich dieses Tagebuch kannte, es war doch tatsächlich das Tagebuch meines Vater, da gab es gar keinen Zweifel. Er trug es oft bei sich, aber es ist ja oft so, das einem alltägliche Dinge, die man jeden Tag sieht gar nicht gleich auffallen.
Nur wie kam dieses Tagebuch den auf dieses Schiff und in diesem Raum ???
13. Aufzeichnungen eines Tagebuches
"29. Juni 2485 - Es ist eine unheimlich schwüle Luft. Wir machen uns nun auf nach Washington. Es ist spät am Abend. Wir wollen mit der Flugmaschine selber fliegen......durch die Nacht. Draußen ist es am dämmern, jetzt wird es erst um kurz vor Mitternacht stockdunkel sein. Zeit 22.30. Nur wir sind am Flughafen. Morgen ist Kongreß mit M.C. Powerlightman.....möchte mich im neuen Kabinett zum neuen Sozialminister vereidigen. Werde in ca. 7 Std. in Washington sein.
Jimmy-Timmy und Petra sind bei mir......ich wünschte, daß Tina auch dabei sein könnte. Doch was ist das.....am Flughafen kommen schwarze Gestalten von der Westseite aus dem Gebüsch hervor: Es sind 2.......sie bedrohen uns mit einem
Betäubungslaser. Sie zerren uns zu meiner Maschine......ich habe keine Chance irgendwie zu entkommen. Wir werden gefesselt und geknebelt......unheilvolle Stunden warten auf uns................," stand dort in vergilbten Buchstaben im Tagebuch und weiter hieß es: "Ich weiß nicht mehr. Sie hatten wohl doch mit den Betäubungslasern auf uns geschossen.......wir befinden uns alle 3 in einer kleinen Kajüte auf einem Schiff.....doch was ist das......ich werde entdeckt, wie ich dies in mein Tagebuch kritze..."
Und damit endete auch das autogrammstil-mäßig verfaßte Tagebuch meines Vaters.
Nun warf ich das zerfledderte Tagebuch meines Vaters in die Ecke und ging auf die Tür zu, über der sich das Bild mit den arabischen Schriftzeichen befand.
Ich versuchte die Tür zu öffnen, aber natürlich war sie verschlossen, denn wie sollte es auch anders sein. Aber wer weiß, vielleicht klemmte sie ja nur ein wenig ?!
Nein, alle Versuche die Tür aufzukriegen blieben erfolglos.
Doch dann hörte ich, wie jemand einen Schlüssel von außen in das Schloß der Tür schob - plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ein alter Bekannter kam herein ( der finster blickende Araber - wer sonst natürlich ?? ).
14. An einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit
Der Wind pfiff kalt über die weiten Wüsten des Marses, nur in der Ferne sah man einen Raumgleiter am Himmel lang düsen. Er war auf dem Weg nach MC 1, der größten Siedlung auf dem Mars.
Es war wahrlich nicht sehr angenehm auf diesem Planeten leben zu müssen, aber die Überlebenden der ehemaligen Kolonialherren hatten es sich hier so gemütlich wie möglich gemacht.
So glitt der Raumgleiter immer weiter der Siedlung MC 1 entgegen, wo die Sonne mit ihrem ersten Tageslicht drauf schien.
Je näher man sich MC 1 näherte, desto besser sah man die riesige Strahlenkuppel, unter der sich das Leben, so wie es denn auf diesem Planeten möglich war, vor den feindlichen und gefährlichen UV-Strahlen schützen konnte.
Nun setzte der Raumgleiter langsam zur Landung an und bewegte sich auf einen Turm zu, der da stand wie ein riesiger Schornstein. Das Innere des Turmes sollte dem Raumgleiter als Landefläche dienen.
Der Raumgleiter schwebte nun ein wenig über dem Turm und glitt tiefer und tiefer. Jetzt war der Raumgleiter bereits von den Turmmauern umgeben und glitt tiefer und tiefer in den dachlosen Turm hinein, bis er auf einer Art Plattform landete.
Eine Delegation von einigen Leuten, u.a. von Lord Spacehole gingen auf den Raumgleiter zu, der nun in der Mitte dieser Plattform stand.
Die Delegation empfing den Astronauten Jerry, der den Raumgleiter geflogen hatte. Für Jerry war es eine große Ehre, schon alleine deswegen eine große Ehre, weil er vom Kolonialpräsidenten Lord Spacehole persönlich empfangen wurde.
Jerry war nur selten in MC 1 gewesen. Er war jemand von der anderen Seite, wie die Bewohner von MC 1 zu sagen pflegten. Von der anderen Seite hieß, er kam aus Sunset, mit 50.000 Einwohnern der kleinsten der 3 noch intakten Marsstädte.
Sunset lag auf der Nordhalbkugel des Marses, in einer Zone, wo die Tageshöchsttemperaturen nicht über 0 °C stiegen, im Gegensatz zu der Zone, wo MC 1 lag, wo es durchaus schon mal bis zu 20 °C warm war.
Jerry, war zwar ein Sunsetter, wie manche MC 1-Bewohner etwas naserümpfend bemerkten, aber er hatte das Zeug, um für diese große Expedition auf dem blauen Heimatplaneten ihrer Vorfahren bestens gerüstet zu sein.
Er war überhaupt der erste Sunsetter, der auf solche Expedition geschickt wurde, eine Expedition zu einem Planeten, der eine ganz neue Kultur und Gesellschaft entwickelt hatte, seitdem die Kolonialisten des Marses nicht mehr in Kontakt zu den Erdbewohnern standen.
15. Die Welt der Vorfahren
Jerry verließ die Plattform und folgte der Gruppe um Lord Spacehole. Sie schritten die großen Hallen lang, deren Decken sich bis in mehrere 100 m Höhe streckten. Gedämpftes Licht drang von den Decken herunter, aber trotzdem war es in den Hallen taghell. Die Delegation verließ nun die großen Hallen und bewegte sich auf das Zentrum für Erdforschung zu, was auch in einer großen Halle untergebracht war. Von außen sah dieses Gebäude rund aus, nein es war nicht kreisrund, sondern es war nur gerundet an den Ecken, die keine Ecken waren.
Das Tageslicht drang nun durch die Hülle aus Seismostrahlen auf die Straßen und Plätze von MC 1, aber es war so, als ob die Hülle aus den Seismostrahlen gar nicht existierte, nur wer sich der Stadt mit einem Raumgleiter von außen näherte konnte diese Strahlenhülle als eine Art Kuppel vernehmen.
Jerry hatte keine Ahnung, was ihn in dem großen Gebäude "Zentrum für Erdforschung" erwarten würde, diesem Gebäude hatte er nämlich noch nie einen Besuch abgestattet.
Und als sich die Tore zum Inneren des Gebäudes öffneten, traute er seinen Augen kaum. Vor ihm befand sich ein perfekt programmiertes Hologramm, was einen dichten Buchenwald der gemäßigten Zone auf der Erde darstellte. Plötzlich hörte er auch Vögel zwitschern und konnte das Rauschen eines plätschernden Baches vernehmen. Es sah alles so reell aus und nie zuvor
hatte er ein so detailgetreues Hologramm vor Augen gehabt, wie dieses.
Doch dann plötzlich verwandelte sich der Wald wieder in die kahlen Wände einer häßlich anmutenden Halle, die nur von außen einigermassen nach Optik aussah.
Eigentlich so wußte Jerry, waren Hologramme eine primitive Technik, deren Grundlagen schon Ende des 20. Jahrhunderts bekannt waren, als man auch schon in Discotheken 3 dimensionale Hologramme erstellen konnte. Aber die Hologramme die er meist vorher gesehen hatte waren meist primitiver und nicht so detailgetreu.
Nun stieß Lord Spacehole zu ihm.
"Na, das hat Ihnen wohl glatt den Atem geraubt, hab ich recht ? So eine Landschaft wird sie vermutlich auf der Erde erwarten, beziehungsweise an dem Ort, wo sie landen sollen. Die Koordinaten sind ja schon ausgerechnet und ich finde es ist einfach das Beste, wenn sie dort in Mitteleuropa landen, nahe einer Siedlung wie wir herausgefunden haben," versuchte Lord Spacehole Jerry die Sache zu erklären.
"Sie sind einfach momentan der fähigste Mann, der das 5 Mann-starke Team vervollständigen soll," fuhr er fort.
"Wieso müssen wir uns eigentlich vor den dortigen Menschen verbergen ?" schaute Jerry Spacehole fragend an.
"Ja das ist halt alles nicht so einfach, wie wir uns das denken," gab Spacehole offen zu. "Wissen Sie, die Menschen auf der Erde haben wirklich ganz erstaunliche Dinge in den letzten 150 Jahren zustande gebracht. Sie haben es tatsächlich geschafft wieder von einer kriegszerrütteten Steinzeitgesellschaft zu einer High-Tech-Nation aufzusteigen, wobei wir das Wort High-Tech-Nation
sehr ernst nehmen sollten: Das bedeutet nämlich, daß die Menschen auf der Erde entwicklungstechnisch ungefähr auf dem Stand von 2020 sind:
D.h. wir sind ihnen in Punkto Technik um mindestens 300 Jahre voraus. Unser Eindringen in ihre Welt würde also ihr ganzes System auf den Kopf stellen. Und ich muß wirklich sagen, die wenigen Menschen, die noch auf der Erde leben,
leben in einem Art goldenen Zeitalter, das keine Hungersnot und keinen richtigen Krieg kennt und nach den Grundsätzen Gleichheit aller Menschen lebt."
Nun wurde Jerry auch einiges klar und fühlte sich fit für die Mission auf die Erde.
16. Rettung in letzter Minute
Ich weiß nicht mehr genau, was nun weiter passiert war, aber ich glaube der finstere Araber hatte einen Laser gezückt und auf mich geschossen. Es war wohl ein Betäubungslaser, denn danach muß ich wohl zu Boden gesunken sein.
Ich war nun wieder aufgewacht und befand mich in einem furchtbar heißen Raum und ich rang nach Luft. Verdammt, wo war ich bloß. Mein ganzer Körper schmerzte von dieser Tortur und wie sollte es auch anders sein: meine Füße und Hände waren wieder einmal zusammen gebunden.
Ich versuchte angestrengt den Raum näher zu inspizieren, aber ich sah ziemlich verschwommen....Sand war wohl in meine Augen geraten und nun begannen sie an zu tränen. Nach ein paar Mal aufschlagen der Wimpern, schärfte sich mein Blick wieder....nein es war kein Raum, sondern die Wände um mich herum bestanden aus einer Zeltplane und die heiße Mittagssonne erhitzte die Zeltplane auf über 40 °C.
Die Sonne schien nun durch die blutrote Zeltplane und irgendwie hatte ich das Gefühl als würde der Untergrund von mir gewaltig beben. Aber natürlich, ich befand mich sicherlich auf einem Lastwagen und der fuhr über eine huckelige Piste.
Wie lange würde ich noch durch die Gegend gefahren werden....wie lange noch müßte ich diese Höllenqualen aushalten, wobei das Höllenfeuer vom Teufel sicherlich lauwarm dagegen ist.
Dann plötzlich vernahm ich das Zischen von Lasern, die wohl auf den Lastwagen gerichtet waren. Und dann platzte plötzlich etwas und der LKW kam unter quietschenden Reifen zum Stehen.
Ich vernahm Stimmen, Schreie und wie jemand laut auf Arabisch fluchte.
Dann war es plötzlich still und Schritte näherten sich der Ladefläche auf der ich lag und bald am verbrennen war.
Angst, nein Angst hatte ich nicht, auf keinen Fall, denn ich wußte alles was jetzt kam, konnte nur besser sein, als das was ich in den vergangenen Stunden erlebt hatte. Und tatsächlich, die rote Zeltplane wurde aufgerissen und ein schakischer Soldat mit gelbbrauner Uniform sah mir entgegen, sah wie ich gefesselt am Boden lag.
Jetzt ging alles ganz schnell ohne viele Fragen und im Nu befreite mich der Soldat von meinen Fesseln, denn er wußte wohl wer ich war.
Dann half er mir hoch und vom Lastwagen runter. Draußen erwartete mich die Wüste, ich mußte wohl in Ägypten oder Libyen sein.
"Wo bin ich denn hier ?" fragte ich ihn also.
"Du bist Nahe des Mittelmeeres auf der Straße von Tripoli nach Alexandria. Einige hundert Meter weiter befindet sich das Meer," erklärte er mir und fuhr fort: "Weißt Du, einige Einheimische, die auf dieser Straße Richtung Alexandria fuhren, merkten wie hier in dem alten Hafen von Es Salum ein Schiff landete. Jeder weiß, der hier aus der Gegend kommt, das dieser Hafen schon seit 40 Jahren auch nicht mehr von den Einheimischen Fischer genutzt wird.
Und dann sahen sie, wie sie Waffen von dem Schiff aus auf einen LKW luden, naja und sie sahen Dich. Wir waren gerade hier auf der Straße auf Patrouille. Wir hatten damit gerechnet, daß hier in der Nähe ein Schiff der Mullah-Terroristen landen müßte. Es Salum ist dazu der ideale Hafen, der er ist noch nicht versandet und auch nicht mehr in Betrieb. Der einzigste Nachteil für die
Terroristen war, das sich der Hafen noch in Blickweite der Küstenstraße befindet."
Ich sah mich ein wenig um, geschwächt von der Hitze und total kaputt. Die Küstenstraße, auf der wir uns befanden führte schnurstracks geradeaus über Sanddünen dem Horizont entgegen. Die Hitze flimmerte auf dem heißen Asphalt, aber der Meereswind machte sich bemerkbar, so das die Luft nicht stand.
Links und rechts der Straße säumten sich einige Palmen, sonst allerdings war dieser Küstenstreifen total trocken, wie das Innere der Sahara, in die wir von der Straße aus nach Süden gucken konnten.
In diesem Moment fand ich, paßte der Spruch: Die Wüste befreit.
Der Soldat, der mich befreit hatte, war mit seinem Kollegen im Jeep unterwegs, nur die Beiden. Sein Kollege und er waren Europäer, mußten anhand ihres Akzentes aus Polen oder Russland kommen. Sie rollten beide das R sehr hart, sprachen aber sonst beide ein grammatikalisch richtiges Deutsch.
Während mich der eine Soldat mir half die restlichen Fesseln an meinem Handgelenk zu lösen, hielt der andere einen Betäubungslaser auf die 2 Terroristen - der eine davon war der finstere Araber.
17. Auf dem Militärstützpunkt
Wir hatten einen langen Weg vor uns und fuhren sicherlich einen halben Tag Richtung Kairo. Dort befand sich der Militärstützpunkt von Ägypten und Afrikanisch-Arabien. Dieses Gebiet wurde stark vom Terrorismus bedroht und deshalb war die schakische Armee hier auch mit mindestens 300 Soldaten stationiert, um die Bevölkerung vor Anschlägen und Angriffen der
Mullahs zu schützen.
Auf dem Militärstützpunkt erwartete uns auch General Whithall, ein Unterstellter des schakischen Verteidigungs- und Katastrophenministers. Whithall war u.a. für diesen Militärstützpunkt verantwortlich und auch einer der Personen, die versuchten meine Familie aus der Hand der Mullah-Terroristen zu befreien.
Whithall empfing mich in seinem großen Office. Es war eigentlich ein Art Studierzimmer, mit einem großen Wandregal und vielen Büchern darin. In der Mitte des Raumes befand sich der große schwere Schreibtisch des Generals und davor befand sich ein niedriger Tisch, um den wiederum 4 schwere Sessel standen.
Whithall saß ehrwürdig und stolz an seinem Schreibtisch und bat mich doch an seinen Schreibtisch zu kommen. Er warf flüchtig einen Blick auf die schakische Flagge, die an der Wand hing.
Die schakische Flagge bestand aus einem blau-grünen Kreis, der die Erde symbolisierte und von einem Dunkelblauton umrandet war. Auf diesem Dunkelblau waren noch die über 50 Sterne abgebildet, die die einzelnen Bundesstaaten symbolisierten.
Whithalls Blick war nun auf mich gerichtet. Dann sprach er zu mir auf deutsch, aber in einem starken amerikanischen Akzent: "Ms. Jones, ich bin unheimlich stolz auf Sie. Sie sind eine sehr tapfere und kluge Frau, und ich würde mir wirklich wünschen, daß auch sie mal die Fäden der schakischen Republik in den Händen halten würden." Dann aber wurden seine Blicke ernst.
"Aber ich weiß, das alles ist Ihnen im Moment nicht wichtig. Es geht natürlich erst einmal darum Ihre Eltern aus der Hand der Entführer zu kriegen. Aber eine gute Nachricht vorweg, wir wissen jedenfalls soviel, daß es Ihren Eltern und Ihrem Bruder so weit gut geht. Allerdings haben wir immer noch keine leise Ahnung, wo sich die Entführer mit Ihrer Familie aufhalten. Dieser Araber
Mohammed Al-Shadim und sein Kumpane, die Sie auf dem Schiff gefangen hielten gelten zwar auch als die Drahtzieher, geben aber keinerlei Auskunft bis jetzt. Naja und foltern können wir sie leider nicht mehr, obwohl ich es denen gerne mit Folter heraus pressen würde. Aber nein, das ist gegen die Verfassung. Eher, so sagten sie, haben sie damit gedroht, sich und die hiesige Kaserne in die Luft zu sprengen...so als Art Märtyrer im heiligen Dschihad gegen die schakische Regierung..."
Dann versuchte ich ihn zu unterbrechen: "Aber ich habe doch auf dem Schiff das Tagebuch von meinem Vater gefunden. Er muß sich doch auf dem Schiff aufgehalten haben...."
Dann sah Whithall mich gedankenvoll an und stellte fest: "Ja in der Tat. Das muß wohl so gewesen sein. Nur die Soldaten haben das Schiff schon von oben nach unten durchsucht, aber keine weiteren Spuren von Ihrer Familie gefunden."
Betrübt verließ ich anschließend das Office des Generals und man bot mir an die Nacht in der Kaserne auf dem Militärgelände zu verbringen.
Dieser gewisse Mohammed Al-Shadim und sein Kumpane wurden ebenfalls momentan auf dem Militärgelände verwahrt. Auch wenn man Angst hatte, daß nun dieser Schritt für meine Eltern ernsthafte Konsequenzen haben könnte.
Sie würden es nicht wagen ihre Opfer einfach so aus Rache zu erschießen, denn sie hätten dann ja kein Druckmittel mehr gegen die schakische Regierung. Oder so war meine Meinung, würden sie es doch wagen meine Eltern umzubringen und mich stattdessen als Faustpfand nochmals kidnappen.
Insgesamt, so wußte auch General Whithall war es natürlich sehr riskant meine beiden Kidnapper einzubuchten, aber der schakische Staat durfte auf keinen Fall Schwäche zeigen und sich hinterher von Terroristen besiegen lassen. Die Lage war zum verzweifeln.
In der darauffolgenden Nacht konnte ich kaum schlafen, auch wenn ich mich eigentlich in den Mauern der schakischen Armee in einigermaßen in Sicherheit fühlen konnte. Schon der Gedanke das Mohammed El-Shadim in meiner Nähe war, beunruhigte mich sehr. Aber nach der Lösung des Generals und der Armee, würden die Terroristen bald in Sicherheitsverwahrung nach Global-Jail in Baltimore / USA kommen.
Ich schlief in einer etwas größeren Besenkammer, die man mir hergerichtet hatte, denn in der Kaserne der weiblichen Soldaten war wohl momentan kein Platz mehr und hier in dieser Besenkammer wäre es wohl sicherer für mich, so lautete die Begründung.
18. Die Flucht des Arabers
Irgendwann im Laufe der Nacht wurde ich wach und hörte plötzlich wie sich schwere Stiefel den Flur entlang schliefen. Nein dieses Geräusch war mir einfach zu vertraut. Das konnte doch nicht sein. Es waren sicherlich die Schritte von diesem finsteren Araber namens Mohammed Al-Shadim. Sie kamen immer näher geschlichen, entfernten sich dann aber wieder.
Plötzlich ertönte eine Sirene und Schreie waren zu hören, doch ich versuchte nun weiter zu schlafen, auch wenn mir jetzt gerade gar nicht nach Schlafen zu Mute war.
Und diesen Schlaf konnte ich auch nicht einfach genießen, zu schwer lasteten die Erlebnisse der vergangenen Tage auf mir. Und so war es auch nicht verwunderlich, daß ich nun auch noch in dieser Nacht von schlimmen Sachen träumte:
Ich lief durch die Korridore dieser Kaserne, aber überall war weit und breit kein Soldat oder General Whithall zu sehen.
Draußen herrschte ein Sandsturm und als ich versuchte einen Blick aus dem Finster zu werfen, kam es mir fast so vor, als wollte der Sandsturm mit seinen feinen aufwirbelnden Sandkörnern langsam die Kaserne damit zu wehen. Den Innenhof der Kaserne bedeckten bereits schon Tonnen von Sand.
Ich lief weiter und weiter und stand plötzlich vor der Tür von Whithall´s Office. Vorsichtig öffnete ich diese. Dort auf Whithalls Stuhl Drehstuhl saß ein Mann mit dem Gesicht zum Finster - wer mochte dieser Mann sein, fragte ich mich.
Dann drehte er sich um und wer konnte es nur sein ? Mohammed Al-Shadim.
Schnell flüchtete ich aus dem Office, immer den Flur entlang, bis ich wieder vor der Besenkammer stand, in der ich die Nacht verbracht hatte.
Vorsichtig öffnete ich diese und oh nein, in der Kammer erwartete mich Al-Shadim schon wieder.....ich wollte flüchten und fiel.
Schweißgebadet erwachte ich und merkte wie die Sonne, durch das kleine Fenster dieser Abstellkammer schien.
Nachdem ich mich fertig gemacht hatte, machte ich mich auf zum Office des Generals, um zu erfahren, was denn in der vergangenen Nacht vorgefallen war.
Der General gab zu, daß ihm und den anderen Soldaten bei der Sicherung der Gefangenen ein Fehler unterlaufen war und diese in der vergangenen Nacht flüchten konnten. Sie hatten es tatsächlich geschafft aus dem gut bewachten Militärgelände zu entkommen nur durch einige blöde Umstände, die er mir nicht nennen wollte.
Ich wollte unter diesen Umständen keinesfalls weiter in der Obhut von General Whithall stehen und nun erst einmal versuchen nach Gütersloh, in meinen Heimatort zu fliegen.
Wie ich an diesem Nachmittag erfuhr, flog erst am folgenden Nachmittag eine Flugmaschine nach London. Naja, von da aus, so wußte ich, ging ein Bus nach Gütersloh. Der Bus würde dann noch etwa 8 Stunden brauchen um Gütersloh zu erreichen.
So hatte ich also genügend Zeit mich erst einmal in Kairo umzugucken. Kairo, das war wie Tausend-und-eine-Nacht. Der alte Bazar, der noch den Flair des alten Arabiens trug, auch wenn die Menschen hier längst westliche Lebens-mentalität angenommen hatten.
Dann die Allah-al-akbar-Moschee, die größte Moschee der Welt, mit ihrer vergoldeten Kuppel, ihren reichen Verzierungen und den enormen Ausmaßen ihres heiligen Inneren. Man wollte wenigstens äußerlich den Stil alter Zeiten bewahren. Das Weltbild und so auch die Religion der Menschen hier hatte sich halt durch den Schakismus fundamental gewandelt:
Das Unterschied zwischen dem Christentum und dem Islam ist heute nur noch wie der, zweier unterschiedlicher Konfessionen einer Religion. Nur fun-damentalistische Kräfte u.a. halt die Mullahs und einige friedliche aber konservative Moslems stemmen sich dagegen. So gilt es als eher selten und befremdlich in der arabischen Welt, wenn Frauen ein Kopftuch tragen und auch die Liebschaften zwischen z.B. einer Muslimin und einem Christen werden von den meisten Familien geduldet.
Ja gerade dadurch das viele Soldaten, die hier stationiert sind aus Europa kamen, sind auch inzwischen etliche Ehen zwischen europäischen Soldaten und Araberinnen entstanden: Vor Jahrhunderten waren solche Entwicklungen wohl eher der Ausnahmefall.
Ich schritt über den Husni-Mubarak-Platz vor der Allah-Al-Akbar-Moschee, als ich plötzlich jemandem begegnete, von dem ich am wenigsten angenommen hatte, daß ich ihm begegnen würde: Es war Roy, mein lieber Roy. Endlich mal jemand der mir die Schmerzen meines Alptraumes nehmen würde.
19. Ein angenehmes Wiedersehen
Erstaunt guckten wir uns gegenseitig an und wie aus der Pistole geschossen, fragten wir beide ungläubig: "Du hier ???"
Wir hatten uns so viel zu erzählen, denn obwohl nur einige Tage vergangen waren, schien doch schon ein Jahr vergangen zu sein.
Wie sich allerdings weiter herausstellte, war Roy mir hinterher gereist, nachdem er erfahren hatte, daß man mich wieder an einem einsamen Hafen aus der Hand der Entführer befreien konnte. Als er das hörte, war er mir gleich nach Kairo hinterher geflogen.
Wir entschlossen uns die Nacht in einem Art Jugendhotel zu verbringen, das am Rande der Altstadt lag. Für mich würde es wohl die aufregendste Nacht meines Lebens werden zusammen mit Roy.
So bekamen wir ein Zweibettzimmer mit dem Blick auf die Altstadt und aus der Ferne hörte man den Muezzin von dem Minarett der Allah-el-akbar-Moschee zum Abendgebet rufen. Draußen vor dem Hotel in den engen Gassen saßen noch junge Studenten und Liebespaare in den Cafés und genossen die recht angenehme Abendluft, obwohl es zu dieser Jahreszeit normalerweise unerträglich im Freien war.
Ich schaute Roy tief in die Augen, wollte eigentlich so tun, als wäre ich die erfahrene Frau, die ihm einiges in Sachen Liebe beibringen könnte. Sicherlich, natürlich hatte ich schon das ein oder andere Mal herum geknutscht, aber bis zum Äußersten war auch ich mit meinen 18 Jahren noch nicht gegangen.
Von draußen her zirpsten die Grillen und das Geschrei von Kindern, die gerade auf der Straße Fußball spielten, drang zu uns hinauf.
Ich nahm Roy an die Hand und auch er umfaßte meine Hand, dann sahen wir uns nochmals tief in die Augen und unsere Lippen berührten sich. Daraus wurde der längste und innigste Kuß, den ich je in meinem noch recht kurzen Leben verspürt hatte.
Langsam zogen wir uns gegenseitig aus, bis nur noch ein Slip unsere Körper bedeckte. Mir war danach seinen schlanken, aber doch recht muskulösen Körper zärtlich mit meiner Zunge zu erforschen und auch er streichelte mich sanft über meinen Busen.
Ich war wie in Extase und noch nie war ein Junge so zärtlich zu mir gewesen - naja wie auch schon erwähnt war ich noch nie bis zum Äußersten gegangen, aber schon einige Jungs hatten mir zärtlich den Busen gestreichelt.
Roy war so lieb, vielleicht noch ein wenig schüchtern, aber gerade diese etwas vorsichtige und zurückhaltende Art hatte es mir angetan.
Nun begannen wir uns wieder überall zu umarmen und dann warfen wir alle Hemmungen über Bord. Ich gab ihm einen Schubs und wir flogen beide auf das Doppelbett, daß sich in unserem Zimmer befand.
Ich gierte danach ihm den Slip förmlich herunter zu reißen und auch er zog kräftig an meinem Slip. Dann drang er plötzlich in mich ein. Erst überkam mich ein leichter Schmerz, weil es ja nun auch für mich das erste Mal war, aber dann spürte ich förmlich, wie sich sein kleiner Bengel tief in mich eindrang.
Ich spürte seine Zuneigung förmlich, wie er gefühlvoll und nicht eigennützig mich befriedigte. Es war einfach himmlisch.
Die Nacht sollte in diesem Moment niemals enden, und auch noch eines war mir klargeworden: In dieser Nacht waren wir beide erwachsen geworden. Es war so wunderbar, denn wir waren beide ja nun keine unreifen 15jährigen Teenies mehr, die eine schnelle Rein-Raus-Nummer hinlegen wollen.
Nach einiger Zeit fielen wir uns erschöpft in die Arme und jeder konnte deutlich den Atem des anderen vernehmen.
20. Zurück nach Europa
Der nächste Tag begann sehr heiß und das milde Klima war vor der Hitze gewichen.
Jetzt mußte alles recht schnell gehen, denn wir durften ja unseren Flieger nicht verpassen, der um 9.00 Uhr Ortszeit abflog. Und tatsächlich, gerade noch zur rechten Zeit stiegen wir in den Flieger ein.
Es saßen nicht viele Leute in der Maschine, trotzdem war es doch eng. Die meisten Fluggäste waren Europäer, vor allen Dingen Soldaten, die wieder nach Hause wollten.
Dann ertönten die Turbinen und die Flugmaschine hob langsam vom Boden ab, wie es in früherer Zeit die Hubschrauber getan haben. Als wir eine bestimmte Höhe erreicht hatten, fuhr die Flugmaschine die Flügel aus und begann weiter in die Höhe zu gleiten. Ich selber fand Flugmaschinen sehr praktisch, denn mit ihnen konnte man auf einer kleinen Fläche landen und brauchte nicht mehr diese großen Landebahnen, wie ich sie noch mancherorts als Kind kennengelernt hatte.
Roy hatte ein wenig Höhenangst und er empfand überhaupt nichts fürs Fliegen, denn sein Element war ohnehin das Wasser: Auf ihm fühlte er sich wohl, denn nicht umsonst hatte er eine Lehre als Seemann angefangen.
Die Häuser, Straßen und Plätze wurden immer kleiner und der Nil wand sich nun wie ein silberner Faden durch das fruchtbare Land des Nildeltas.
Es vergingen ein paar Stunden und langsam setzte die Flugmaschine zur Landung an. Erst gleitete es mit seinen Flügeln immer tiefer, bis dann die Turbinen angeschaltet wurden, dem Flugzeug noch ein wenig Auftrieb gaben und dann langsam zur Landung ansetzten.
Schließlich hatte die Erde uns wieder und wir stiegen sicher aus dem Flugzeug hinaus. Unser Gepäck wartete schließlich in der Flughafenhalle auf uns. Der Flughafen selber war einer der größten der Welt, verfügte über 2 Landepunkte, einigen großen Garagen, einer Empfangshalle, einem Tower und einem Café.
Als wir das Gepäck hatten, sahen wir zu das wir den Busterminal erreichten, denn die Zeit war knapp. Aber auch hier hatten wir verdammtes Glück, denn wir erreichten mit Mühe und Not gerade den Bus, der uns nach Gütersloh fahren sollte.
Es war bereits am dämmern als wir Gütersloh erreichten, auch hier war die Hitze unerträglich, genauso wie in Kairo, obwohl wir viel weiter nördlich lagen. Wir stiegen aus und der Staub wirbelte auf - ein Indiz dafür, daß es hier nun schon auch seit 3 Wochen nicht mehr geregnet hatte.
Gütersloh war jetzt in der Dämmerung bereits wie ausgestorben, obwohl es gerade mal 10 Uhr abends war. Munter und vergnügt schritten wir meinem elterlichen Haus entgegen, was eigentlich nun bald vermietet werden sollte. Und dann verspürte ich wieder diesen tiefen Schmerz in mir, all die Erinnerung an die letzten Tage kam wieder hoch. Ich hatte meine Eltern in den vergangenen 2 Tagen völlig vergessen und je näher ich mich dem Haus näherte, desto mehr packte mich auch wieder die Angst.
Nun allerdings hatte ich Roy bei mir einem starken Beschützer.
21. Einbrecher
In dem weißen Haus meiner Eltern machten wir es uns richtig gemütlich. Roy machte den Gasherd an, denn obwohl es heiß und schwül war, kochte er uns einen starken Tee.
Schließlich war es ganz dunkel und wir hielten es für besser das Licht im Haus auszulassen und nur bei dem Schein der Straßenlaterne, die vor dem Haus stand, uns zu unterhalten. Nein, ich war natürlich nicht wegen meiner Nachbarn argwöhnisch, aber ich hatte da so eine dunkle Vorahnung, daß dieser finstere Araber Mohammed auch hier herum schnüffeln würde.
Kurz nachdem wir uns in den elterlichen Schlafzimmer zur Ruhe gelegt hatten, hörte ich wie draußen ein Wagen vorfuhr. War es die Reichspolizei, die nach dem Rechten sehen wollte ?? Mir war mulmig zu Mute und auch Roy hielt inne.
Schnell standen wir auf und spähten vorsichtig aus dem Fenster. Da hielt doch tatsächlich eine schwarze Limousine vor unserem Haus - es war also weder von der Reichspolizei noch von der Kriminalpolizei oder der schakischen Armee.
Leider könnten wir nicht erkennen, wer denn nun aus dem Wagen ausstieg, aber wir hatten das Gefühl, das besser war uns irgendwo im Haus zu verstecken.
Dann stieß mich Roy nervös an: "Haben wir denn hier im Haus keinerlei Waffen zur Verteidigung....keinen Betäubungslaser oder so ?" "Ich glaube nicht," entgegnete ich ihm darauf, denn bisher war es eigentlich nicht nötig gewesen uns verteidigen zu müssen. Da war nur das lange Küchenmesser mit dem ich dienen konnte, aber dafür hätten wir unten in die Küche müssen, was jetzt in diesem Moment nicht ratsam gewesen wäre.
Wir konnten nur eines tun: Wir könnten derjenigen oder denjenigen Personen hier oben auflauern und eines mit einem Knüppel über den Kopf hauen. Gesagt, getan....jeder von uns beiden schnappte sich einen Stock, die ich noch von meinen inzwischen verstorbenen Großeltern hatte und dann stellten wir uns damit links und rechts von der Treppe auf. Die Personen, die nun die Treppe hochkämen, würden uns nicht sehen, da uns eine Wand von ihnen trennen würde.
Wir hörten Geräusche, jemand machte sich an der Tür zu schaffen, die mit Leichtigkeit zu öffnen war, denn hier im Dorf würde niemand ernstlich seine Türe und Tore barrikadieren....man konnte das auch gar nicht.
Mit schweren Schritten und ohne zu zögern schritt die Person ins Haus. Oh nein, es war mal wieder ein alter Bekannter, wie sollte es auch anders sein.
Langsam und mit vorsichtig schritt er die Treppe hinauf, mit einer Waffe in der einen und einer Taschenlampe in der anderen Hand. Vorsichtig spähten wir um die Ecke, dabei sah er uns wohl, denn wild entschlossen und ohne Vorwarnung gab er einen Laserstrahl ab, der nur so zischte und einen großen Brandfleck in der Decke hinterließ, wie wir später feststellten.
Dann sprang Roy aus heiterem Himmel hinter der Wand hervor Mohammed ( es war ja auch nicht schwer zu erraten, wer die Person war, oder ?? ) entgegen.
Mohammed hatte fast den oberen Treppenabsatz erreicht und hatte sich scheinbar auf Roys spontanen Angriff von der Seite eingestellt.
Roy versuchte ihn verzweifelt mit dem Stock die Treppe hinunter zu stoßen, aber in diesem Augenblick passierte etwas schreckliches:
Mohammed schoß noch einmal ohne Vorwarnung mit dem Laser und hatte Roy getroffen, der mit einem ungeheuren Aufschrei auf den Boden fiel. Ich versuchte Mohammed zurück zu drängen und schlug auf ihn mit dem Stock ein. In diesem Moment fiel ihm die Waffe aus der Hand und er stürzte fast die Treppe runter. Er ergriff hastig unter arabischen Flüchen die Flucht.
Diesmal hatten wir sie geschlagen, aber es sollte nicht von langer Dauer sein, ehe uns Mohammed wieder beehren würde.
Aber was war mit Roy passiert ? Roy lag wimmernd und vor Schmerz, die Knie zusammengezogen in der Ecke. Er schrie mich
schmerzerfühlt an: "Hol einen Arzt !!! Hol einen Arzt !!!"
So schnell ich konnte griff ich zum Handy, das auf dem Nachttisch meines Vaters lag und versuchte den hiesigen Arzt zu erreichen. Der kam auch gleich ohne große Fragen nach 5 Minuten.
Der Laserstrahl hatte wohl Roys Bein gestreift, so stellte Dr. Peters fest, der hiesige Dorf-und Notarzt. "Ja, da können wir wohl nichts anderes machen, als die Ambulanz anzurufen. Ich muß leider sagen, daß es verdammt Ernst mit Roys Bein aussieht," stellte er fest.
Und so wurde Roy erst einmal ins Städtische Krankenhaus nach Köln eingeliefert, denn Dr. Peters konnte nur Diagnosen stellen und erste Hilfe leisten, denn Gütersloh besaß wegen der niedrigen Einwohnerzahl natürlich kein Krankenhaus.
Ich machte mir diese Nacht große Sorgen, doch zu meiner Freude rief mich Roy am nächsten Morgen aus dem Krankenhaus an und meinte, daß alles in Ordnung wäre mit ihm. Naja er müßte aber wohl einige Tage im Krankenhaus verbringen.
Ich war in diesem Moment wirklich sehr stolz auf ihn, auf meinen tapferen Roy.
22. Eine Reise in die Vergangenheit
An diesem Morgen ereignete sich auf einer Lichtung nicht weit von Gütersloh eine merkwürdige Sache:
Die Luft war an diesem Morgen recht frisch und der Morgentau lag noch auf dem hohen Gras. Es war eigentlich ruhig gewesen und kein Windstoß war zu vernehmen. Doch dann plötzlich schraken die Tiere auf, die sich noch auf der Lichtung im Morgentau gewälzt und gegrast hatten - schnell nahmen sie reiß aus: Die Kaninchen schlugen einen großen Hacken und die Rehe flitzten ins
dichte Gebüsch. Was geschah dort auf der hohen Wiese: Ein Art Ufo landete - hatte zwar keinerlei Ähnlichkeit mit einer fliegenden Untertasse, aber es war auch keine irdische Flugmaschine, es hatte etwas futuristisches an sich. Aber es war gleichzeitig auch ein menschlicher Anlitz an diesem Gerät. Es war vielleicht 15 m lang, 3 m hoch und 4 m breit. Wenn man e genauer anstaute, hatte es eine gewisse Ähnlichkeit mit den Raumschiffen, die vor 200, 300 Jahren gebaut wurden.
Dann öffnete sich eine Klappe am hinteren Teil dieses Quasi-Raum-schiffes und eine menschliche Gestalt wagte vorsichtig den Weg ins Freie.
Und bei näherem Hinschauen hätte man feststellen können das es nur Jerry war. Aber da außer der Tierwelt keine menschliche Seele die Landung dieses Raumschiffes mitgekriegt hatte, konnte dies zu diesem Zeitpunkt auch keiner weiter feststellen.
Jerry war der Einzigste aus dem 5-Mann starken Team, der das Raumschiff in diesem Moment verließ. Für Jerry war dieses alles gar nicht zu fassen. Wo befand er sich denn in diesem Moment ? Diese Welt war ihm so fremd und hatte auch nicht so viel gemeinsam mit Spaceholes Hologramm. Es war hier alles so echt und zum anfassen eben, denn diese Landschaft würde sich nicht einfach auf Knopfdruck als eine Fata Morgana erweisen. Die Vögel sangen und ein leichter angenehmer Wind kam auf. Diese Luft war einfach herrlich.
Ein wenig skeptisch noch, aber mit Neugier versuchte Jerry die Gegend mit all seinen Sinnen zu erfassen.
Vor ihm stand ein hoher Turm, der mit Efeu zugewachsen war. Ein Turm, der aus einer anderen längst vergangenen Zeit schien: Es war die Leuchtturmburg.
So nannten wir Einheimische sie. Früher als Kind hatte ich oft auf ihrem Gelände gespielt.
Langsam näherte sich Jerry dem Turm, der mit seinen großen leeren Fenstern finster und tot dar stand. War das wirklich alles gewesen, was von der hohen Kultur, die den blauen Planeten vor 200 Jahren beherrschte, übriggeblieben war?
Schließlich stand Jerry im Eingang dieses Turmes, einem Eingang, der von Steinhaufen umgeben war. Die Grundmauern und die Decke in den Unter-geschossen waren allerdings noch nicht eingestürzt, da sie sehr solide gebaut waren.
Jerry befand sich nun im Inneren des Turmes, im sogenannten Erdgeschoss. Dem Turm schloss sich ein langes Gebäude an, das auch noch fast vollständig erhalten geblieben war, nur überall schon das Grün heraus. Dort wo sich mehrere Öffnungen in den Himmel streckten traten sogar einige hagere Birken aus den Ritzen des Bodens hervor. Das alles war sehr gewaltig.
Langsam schritt Jerry vorsichtig voran, denn er wußte nicht genau, ob nicht doch hier oder dort die Decke bei einer größeren Erschütterung einzustürzen zu drohte. Dann entdeckte er in einem kleinen Seitenraum mehrere Skelette am Boden liegen....es mochten sowohl Kinder, wie auch Erwachsene gewesen sein. Dann versuchte er deren Alter mit seinem Art Handscanner zu analysieren. Er tastete dazu ein Skelett mit seinem Scanner ab und im Nu erschien auf dem Minibildschirm das Ergebnis seiner Untersuchung. Der Mensch dieses Skelettes war 130 Jahre alt geworden (zu diesem Zeitpunkt konnten Menschen bis zu 200
Jahren alt werden / bei uns heute herrscht eine durchschnittliche Lebens-erwartung zwischen 85 und 90 Jahren) und etwa im April 2306 ums Leben gekommen.
Dann analysierte er noch andere Skelette nach deren Alter und Todesdatum, wobei alle Toten etwa im April 2306 ums Leben gekommen waren. Ihn schauderte es ein wenig.
Dann schritt er weiter in einen Nachbarraum, doch was war das ?? Der Nachbarraum sah völlig anders aus, als der Raum vorher. Es war so als ob er aus einer anderen Zeit stammte, so fand es jedenfalls zu diesem Zeitpunkt Jerry.
23. Das Geheimversteck in der Leuchtturmburg
Was war mit diesem Raum geschehen ? fragte er sich. Die Wände schimmerten nicht in einem kalten Grauton, wie die Räume und Gänge, durch die er geschritten war. Auch waren die Wände nicht von Grünspan bedeckt, sondern bunte Graffiti und z.T. kindliche Zeichnungen in rot, blau, grün und gelb durchdrangen den Raum mit einer neuen Frische.
Die Farben wirkten auf keinen Fall blaß, sondern schienen erst vor nicht mal 10 Jahren entstanden zu sein. Dieses war Jerrys erstes Zusammentreffen mit einer anderen Erdenkultur: Hier war neues entstanden. Ihm war so, als ob dieses ein Art Abenteuerspielplatz für Kinder bildete - und tatsächlich er hatte eine Spielstube entdeckt, die ich früher mit anderen Kindern besuchte. Ein Art geheimes Versteck vor den Erwachsenen, die uns im Alter von 10 Jahren sowieso nicht alleine über die Dorfgrenzen hinaus ließen. Also trafen wir uns hier heimlich, denn die Leuchtturmburg war etwa 2 Kilometer von den Gütersloher Dorfgrenzen entfernt.
Ich weiß heute noch sehr genau, was wir damals unseren Eltern immer erzählten, wenn wir uns alleine zur Leuchtturmburg aufmachten: Wir erzählten ihnen, daß wir uns auf dem Bauernhof von Felix und Inga treffen würden. Felix und Inga gaben uns dann immer ein Alibi und erzählten meinen Eltern, wenn die nach unserem Verbleib fragten, wir würden in der Scheune spielen.
Jerry inspizierte weiter diesen Raum: Hier standen alte Holzhocker, 4 an der Zahl, einer davon war allerdings schon zerbrochen.
Und dann stand in unserem alten Versteck noch ein Campingtisch in der Ecke des Raumes. Dieser Raum besaß auch eine große Öffnung nach draußen, die ehemals von einem bunten Tuch, daß nun zerfetzt am Boden lag, bedeckt war. Nun drangen durch die großen Öffnung auch langsam Efeu und Knöterich in diesen Raum.
Jerry konnte aus dieser Öffnung einen Blick auf die andere Seite der Leuchtturmburg werfen: Zahllose Bäume und Büsche entdeckten seine Blicke, und natürlich der Efeu, der auch hier die vielen Steinhaufen und Ruinen bedeckte.
Jerry wollte zurückgehen, da entdeckte er plötzlich am Boden einen Ausweis. Es war mein Ausweis, den ich wohl, wie ich später erfuhr vor einigen Jahren verloren hatte.
Erstaunt hob er ihn auf und inspizierte ihn genau:
Identity Card of Tina Jones, born in the United Kingdom of Germany at April, 21st 2467. Issued May, 22nd 2482 from the Shakish ministry of the interior,
stand da drauf und daneben war ein Foto von mir abgebildet.
Er sammelte meinen Ausweis gleich als Beweisstück ein und ging zurück zum Raumschiff.
24. Ein komisches Zusammentreffen
Ich war zu dieser Zeit gar nicht weit von der Leuchtturmburg entfernt, denn ich wollte ein wenig über mich, Roy, meine Eltern und meine Zukunft nachdenken und das konnte ich, so fand ich, am Besten in der Leuchtturmburg, einem Ort den ich auch heute noch manchmal aufsuchte.
Ich war zu Fuß unterwegs - schritt durch dichtes Gras und Unterholz. Die knorrigen Eichen und Buchen bogen sich nun ein wenig im Wind und das Klima war nun durch einen frischen Seewind aus Nordwest recht angenehm geworden.
Ich schritt an einem kleinen See vorbei, an dem sich nun Graureiher und Störche angesammelt hatten: Ein einmaliges Bild erstreckte sich da mir.
Nachdem ich nun noch einige hundert Meter weiter gegangen war, kam ich schließlich zu der Lichtung mit der Leuchtturmburg. Doch was war das ???
Als ich nun vorsichtig aus dem dichten Unterholz auf die Lichtung schritt, bekam ich einen Schock, denn vor mir stand dieses kleine Raumschiff und etwas weiter kam von der Leuchtturmburg Jerry, der nun Richtung Raumschiff ging.
Wer war das ?? fragte ich mich, und wie in aller Welt kam bloß dieses Raumschiff hier hin.
Erst war ich ein wenig skeptisch, aber doch ohne Angst und mit der Zuversicht, daß dieser junge Mann, der dort zu diesem Raumschiff unbekannter Bauart schritt, wohl auf meiner Seite stehen würde, ging ich auf ihn zu.
Plötzlich wendete er seinen Kopf zu mir hin und schien noch viel erstaunter und schockiert zu sein als ich.
Nein, dachte Jerry in diesem Augenblick und hielt meinen verlorengegangenen Ausweis in der Hand, schaute nun den Ausweis an und dann wieder zu mir.
Dann sprach ich ihn auf Deutsch an, denn ich dachte mir, daß er mir wohl auf Deutsch antworten könnte, ohne dieses Raumschiff, was mich eigentlich doch noch viel erstaunender machen sollte, näher zu betrachten: "Wer in aller Welt bist Du ?"
"Wer in aller Welt bist Du ?" fragte er mich ebenfalls und das tat er in einem sehr seltsamen und unbekannten Akzent.
"Ich komme da hinten her, aus Gütersloh !" entgegnete ich und zeigte auf die Wälder aus denen ich kam. "Wenn du auf diese Leuchtturmburg steigst, kannst du es sehen !"
Schließlich kamen wir ein wenig in die Unterhaltung und das Eis war langsam gebrochen. Erstaunt aber glaubhaft nahm ich zur Kenntnis, das Jerry selber auf dem Mars geboren war, das aber sein Urgroßvater auf der Erde geboren war und aus der Nähe von "Neumünchen" kam, so nannte man jedenfalls den Ort, meinte er.
Es galt zu dieser Zeit durchaus als fast sicher, daß die Menschen in den früheren Weltraumkolonien von Mond und Mars überlebt hatten, da dort wohl kein Krieg stattfand, als hier auf der Erde dieser alles vernichtende Krieg auf der Erde wütete.
Aber so viel war auch klar, hatten die damaligen Kolonisten ihre Mitmenschen auf der Erde im Stich gelassen, so daß jeder Kontakt zu den Kolonien abbrach. Keiner wußte mit aller Sicherheit, wie das Schicksal mit den Kolonien mitgespielt hatte.
Viele gingen auch davon aus, daß es auch dort wegen des Kontaktabbruchs zur Erde, kein menschliches Leben mehr gab.
Ich erzählte Jerry von meinem Schicksal, von dem Leben und der heutigen Kultur der Erde und er hörte gespannt zu.
Wir hatten uns draußen vor dem Raumschiff unterhalten. Nun allerdings waren auch die anderen Astronauten erstaunt aus dem Raumschiff gestiegen.
25. Melissas Flucht vor dem Tyrannen
Melissa lief so schnell sie konnte, doch es schien so, als würden die Reiter von Fürst Rabenstein sie bald eingeholt haben.
Sie lief und lief immer weiter in den unbekannten und dunklen Wald, aber dann im Unterholz so schien es, hatte sie die beiden Reiter abhängen können. Dort hatte sie sich erst einmal Zeit kurz zu verschnaufen, doch die Verschnaufpause währte nicht lange, als sie es im Unterholz knacken hörte. Es schien als wären ihre Verfolger ihr nun lautlos weiter zu Fuß gefolgt. Sie verhielt sich ganz
ruhig und als sie ein wenig hinter einem Baum abwartete, machten die Verfolger wieder kehrt und liefen zurück zu ihren Pferden.
Nur wie sollte es nun weiter gehen - Melissa wußte es nicht genau. Zurück in ihr Dorf, daß der Fürst erobert hatte, konnte sie natürlich nicht.
Für die Nacht suchte sie sich erst einmal einen Platz zum Schlafen - in irgendeiner Ruine würde sich schon ein Plätzchen für sie finden. Und tatsächlich nicht weit vom tiefen Unterholz entfernt, fanden sich mehrere noch relativ gut erhaltene Ruinen, die noch zum größten über ein halbwegs intaktes Dach verfügten.
Eine größere Halle, wo nur die eine Hälfte eingefallen war, betrachtete sie als ihr Nachtlager. Es war ein wenig muffig in ihr, obwohl sie über genügend Öffnungen verfügte. Sie schon ein Art Parkplatz für so Art Raumschiffe gewesen zu sein, die hier zu einem halben Dutzend drinnen standen.
Die Raumschiffe war zwar sehr kaputt, aber auf keinen Fall verrostet, denn sie bestanden aus einem rostfreien Spezialmetall, welches sie nicht kannte. Überhaupt konnten die Leute aus ihrem Dorf gar kein Eisen oder Kupfer zum Schmelzen bringen, dafür allerdings die Soldaten von Fürst Rabenstein, der seinen Machtbereich so mit seiner technischen Überlegenheit natürlich aus-breiten konnte.
Früher hatte ihr Dorf mit dem Dorf des Fürsten friedlich zusammengelebt, denn sie waren auch aufeinander angewiesen, allein schon wegen des Handels, dann aber würde der junge Fürst Rabenstein von seinem Vater und dem Dorfrat zum neuen Führer des Dorfes gewählt. Damit begann für Melissas Dorf, die Zeit des Leidens. Das Dorf und die Gehöfte von Fürst Rabenstein zählte vielleicht 800 Einwohner, während das Dorf von Melissa etwa 600 zählte. So konnte sich der Fürst auch eine Armee schaffen, die das Dorf von Melissa nicht hatte. Zwar lagen die Dörfer einen halben Tagesmarsch voneinander entfernt, aber die Soldaten mit ihren Pferden brauchten nur 2 Stunden.
Nun legte sich Melissa auf ihr Schafsfell, das sie auf der Flucht hatte mitnehmen können. Sie lag noch lange wach.
Am nächsten Morgen dann, als die ersten Sonnenstrahlen durch den eingestürz- ten Teil der Halle Melissa ins Gesicht schienen, wußte sie erst nicht, wo sie war.
Dann allerdings kam nach und nach die Erinnerung wieder an die 2 vergangenen schlimmen Tage:
Melissa war einer derjenigen gewesen, die sich versucht hatten sich gegen den Fürsten zur Wehr zu setzen. Fürst Rabenstein hatte einige Tage vorher ihren Großvater Hendrik, den Dorfältesten umbringen lassen, hatte dann seinen Bruder als so genannten neuen Statthalter über Melissas Dorf gesetzt. Seitdem mußten die Bauern und Handwerker des Dorfes dem Fürsten einen kaum
bezahlbaren Obolus abliefern, denn die Hälfte ihrer Waren und Erträge sollte der Fürst bekommen. Dagegen hatte sich nun Melissa zur Wehr gesetzt, indem sie versuchte einen Aufstand gegen die 50Mann-starke Armee des Fürsten zu planen. Die Armee sollte in einen Hinterhalt gelockt und dann gefangen genommen werden, doch der Spieß drehte sich schnell um und dann sollte auch Melissa als Anführerin sterben. Doch Melissa gelang noch rechtzeitig die Flucht.
26. Jerry erfährt die Geschichte
Ich hatte inzwischen einiges über Jerry erfahren und er schien mir sehr vertrauenswürdig, schließlich machten wir einen Deal aus, in dem er mir helfen wollte meine Eltern wieder zu finden und ich ihm half die schakische Kultur kennenzulernen.
Es war schon recht seltsam, was ich in diesen letzten Tagen alles erlebt hatte, denn so ganz fassen konnte ich das alles immer noch nicht, vermutlich nicht einmal, daß meine Eltern entführt waren.
An diesem Tag schien es so, wie mir aus Washington mitgeteilt wurde, als würde die schakische Regierung versuchen auf einen Teil der Forderungen eingehen zu wollen, denn sie wollten 3 Terroristen wieder frei lassen, die allerdings schon ihre Zeit fast abgesessen hatten, um zu sehen, ob dadurch wohl Bewegung in die Sache kommen würde.
M.C. Powerlightman wollte zwar nicht erpreßbar sein, aber kleine Kompromisse, so war seine Meinung müsse man eingehen, wenn es darum ging Leben zu retten bzw. meine Eltern aus der Geiselnahme befreien zu können.
Nur würden sich die Terroristen damit zufrieden geben ?? Würden sie nach den vergeblichen Versuchen mich zu kidnappen endlich aufgeben ?? Was auch immer an diesen Tagen für Fragen gestellt wurden, hinter allen lag ein großen Fragezeichen.
Die schakische Regierung setzte nun ihre Pläne um und entließ 3 Terroristen also aus dem Straflager Global-Jail in Baltimore / USA. Natürlich wollte man nun versuchen diese 3 Terroristen weiter zu beobachten, um vielleicht heraus-zufinden, ob diese denn nun irgendwie Kontakt zu den Entführern meiner Eltern aufnehmen würden.
Ein Tag verging und es passierte wohl gar nichts. Die 3 ehemaligen Terroristen flogen wohl noch am gleichen Tag ihrer Entlassung nach Kairo, aber nahmen keinen Kontakten zu irgendwelchen verdächtigen Personen auf. Da hieß es nun erst einmal abwarten und Tee trinken.
Jerry und seine Leute waren bei mir zu Haus untergekommen, es war schon eine komische Situation für uns alle. Ich fand, daß es erst einmal besser war, daß sie sich bei mir im Haus versteckten und erst nach Einbruch der Dunkelheit das Haus verlassen durften.
Jerry kam das Alles hier auf der Erde etwas primitiv vor: Die ganzen Haushaltsgeräte, der multimediale Fernseher mit Bildtelefon und Globalnet-Anschluß, die Solarzellen auf dem Dach, die den Strom für unser Haus speisten und noch vieles andere. Das waren alles Dinge mit denen Jerry nicht auf-gewachsen war. Es waren halt 300 Jahre Kulturunterschied.
Allerdings gab sich Jerry keineswegs überlegen, denn er hatte von so vielen Dingen keine Ahnung, die für mich ganz selbstverständlich waren. Ich hatte einfach das Gefühl, das Jerry und seine Leute in einer sehr künstlichen Welt lebten, die nicht mehr viel mit dem heutigen Leben auf der Erde gemeinsam hatte, mit einer Ausnahme: Unsere Werte, nach denen wir lebten, die waren geblieben.
Jerry schien derjenige zu sein, der der Mittler zwischen mir und seinem Team war, welches aus Jennifer, Skarabäus, Milton und Evelin bestand. Die Vier waren mir gegenüber nicht gerade sehr zuvorkommend, aber am zweiten Tag nach ihrer Ankunft wendete sich langsam das Blatt.
Es war natürlich nicht einfach, denn jeder von uns meinte zu träumen. Die Vier und Jerry machten da keine Ausnahme. Es war eigentlich so, das Jerrys Team einen viel größeren Kulturschock erlebt hatte, wie ich, denn schließlich kamen sie in eine völlig ihnen fremde Welt, einer Welt von denen nur ihre Ahnen mal berichtet hatten, als auf der Erde allerdings noch ganz andere Lebensverhältnisse herrschten wie heute.
27. Allein in der Wildnis
Melissa hatte ihre Schlafstätte verlassen, jetzt war es erst einmal Zeit nach etwas Eßbarem Ausschau zu halten, außer einem Messer aus Kalkstein und ihrem Schafsfell besaß sie allerdings nichts, denn ihr Weizenbrot hatte sie schon aufgegessen.
Jetzt im angehenden Hochsommer würde sie viel Himbeeren und Walderdbeeren finden und tatsächlich nicht weit von der alten Halle entfernt, in der sie genächtigt hatte, fand sie einen Himbeerstrauch und auf dem Waldboden wuchsen einzeln Blaubeeren.
Doch sie wußte natürlich, daß sie davon nicht satt werden könnte. Da half wohl alle nichts und sie mußte sich ein paar Regenwürmer fangen und essen, denn das tat sie schon mal, wenn sie sich weit außerhalb des Dorfes befand und ihre
Essensmitbringsel schon restlos aufgebraucht hatte. Irgendwo würde sie sicherlich auch eine Quelle oder ein Rinnsal finden, von der oder aus dem sie trinken konnte.
Hier im Wald allerdings fand sie keine Bäche und auch keine Pfütze Wasser, denn es hatte ja schon seit 3 Wochen nicht mehr geregnet. Aber irgendwoher würde sie Wasser bekommen, daß wußte sie.
Die Bäume wogen sich im Wind, der Waldboden war mit Efeu bedeckt und überall sah man hier und dort alte Mauerreste, die mit Farn und Grünspan bewachsen waren aus dem Boden gucken. Melissa blieb trotz ihrer schwierigen Situation im Moment völlig relaxt und ruhig, denn sie hatte schon ganz andere Situationen bewältigen müssen. Tief im Inneren wußte sie schon, daß sie nun vogelfrei war und jeder, der sie sah und kannte, durfte - hatte sogar die Pflicht sie zu töten.
Konnte sie nun auf die Leute ihres Dorfes zählen ? Eigentlich schon, doch die durften sich auf keinen Fall erwischen lassen, wenn sie mit Melissa Kontakt aufnähmen. Hier im Wald würden sie Melissa nicht finden, aber vielleicht könnte sich ja Melissa ab und zu zurück ins Dorf schleichen, denn den Weg zurück würde sie auf jeden Fall noch finden.
Melissas Weg allerdings war erst einmal ein anderer. Sie war nun erst einmal froh ihr Leben gerettet zu haben. Jetzt im Sommer würde sie hier gut im Wald leben können.
Nachdem sie sich ein paar Regenwürmer gefangen und einige Blaubeeren gesammelt hatte, aß sie diese auf ohne Widerwillen. Jetzt hörte sie auch ganz in der Nähe ein Rauschen, ja natürlich hier befand sich ja die Donau, der große Strom. So hatte sie zwar vorher im Wald keine Rinnsale, Bäche oder Pfützen gefunden, wurde nun aber doppelt entlohnt.
Sie war selten so weit von ihrem Dorf weg gewesen, allerdings berichteten oft die anderen Dorfbewohner, daß sie jenseits des großen Waldes ein großer Fluß, den die Vorfahren Donau nannten, befand. Hier schlängelte sie sich durch das Land und keine Brücke wand den Weg über sie.
Nachdem sie nun das Ufer der Donau erreicht hatte, wollte sie auf die andere Seite schwimmen, sie hatte spontan beschlossen, weit weit weg zu gehen.
Ihr Dorf, so wußte sie, lag ja nur 3 Stunden Fußmarsch weiter, so daß es kein Problem sein würde es wieder zu finden.
So schwamm sie durch den Fluß auf die andere Seite des Ufers, doch obwohl sie eine gute Schwimmerin war, war das nicht so ganz einfach, denn ihr und dort gab es Stromschwellen. Aber nach einigen Minuten erreichte sie doch die andere Seite des Ufers.
Sie wanderte und wanderte immer weiter ohne konkretes Ziel, immer Richtung Norden. Es wechselten sich nun kleine Wäldchen mit tiefen Dickicht, Ruinen und großen Wiesen, wo einzelne Bäume und Büsche darauf standen, ab.
Es wurde langsam Abend und sie war den ganz Tag fast ohne Pause gewandert, es wurde wieder Zeit etwas zu sich zu nehmen, aber auch diesmal ließ ihr der Speiseplan keine große Auswahl: Sie versuchte wieder Regenwürmer zu fangen, Beeren zu sammeln und Vogelnester, wo die Jungen noch nicht geschlüpft waren, auszuräubern. So aß sie 2 Vogeleier auf, die sie vorher wegen der Salmonellengefahr auf einem kleinen Feuer erhitzte, zusätzlich gab es 3 Regenwürmer und jede Menge Beeren. Anschließend suchte sie sich wieder einen Platz für die Nacht, den sie nun allerdings im weichen Moos und dem dichten Blätterdach einer Buche fand, anstatt in einer halb verfallenen Ruine.
Am nächsten Tag allerdings begrüßte sie der Tag nicht mit den ersten warmen Sonnenstrahlen, sondern dichter Nebel machte sich im Wald breit. Es war auch gar nicht mehr so sonderlich warm, sondern eher regnerisch und recht kühl. Nach einiger Zeit legte sich der Nebel etwas, allerdings hingen die Wolken sehr tief wie ein tiefer Schleier am Himmel furchteinflößend und abweisend.
Die Einsamkeit packte Melissa nun langsam und sie ertappte sich dabei, sich mit den Bäumen zu unterhalten, aber irgendwo würde es doch auch weitere Menschen geben, so jedenfalls waren die Gerüchte. Man erzählte sich, daß hinter Wäldern, Flüssen und Bergen noch viele Menschen lebten, die allerdings eine ganz andere Kultur hatten, als die Kultur ihres Dorfes. Es waren Menschen, die wie frühere Vorfahren in allein fahrenden Kisten mit Rädern über Straßen fuhren, die in festen soliden Häusern wohnten, gegen die auch Fürsten Rabenstein machtlos wär, aber ihre Dorfgemeinschaft lebte aber ihr leben und
kümmerte sich nicht weiter um derartige Berichte und Erzählungen, es reichte schon Fürst Rabenstein zu kennen.
An diesem Tag schien sie jenen Erzählungen näher zu kommen, von den Menschen, die in merkwürdigen schnellen Fahrzeugen durch die Gegend fuhren, denn plötzlich war der Wald zu Ende, den sie einige Zeit an diesem trüben Morgen durchwandert hatte. Doch was sah sie dort. Vor ihren Augen befand sich ein breiter Weg, der nicht zugewachsen, sondern mit Schotter
aufgeschüttet worden war. Es war keine Straße oder auch kein Weg, denen die Vorfahren nutzten, sondern er war für jene Menschen bestimmt, die auf ihm mit den merkwürdigen Fahrzeugen fuhren. Sie blickte nach links und nach rechts, wo sich der Weg bis zum Horizont erstreckte, doch sonst keine Seele weit und breit.
Hastig sah sie zu, daß sie über den breiten Weg kam und verschwand auf der gegenüberliegenden Seite im Dickicht. Sie wanderte und wanderte immer weiter und weiter.
28. Die Flugmaschine
So vergingen für Melissa die Tage und sie wanderte und wanderte immer weiter über Berge und Bäche hinweg Richtung Norden, doch je weiter sie nach Norden vorstieß, desto trister wurde die Landschaft und auch desto kahler.
Nun kam sie in das Gebiet, welches die Vorfahren besonders im Krieg in Mitleidenschaft gezogen hatten, deshalb sah sie auch keine Ruinen weit und breit, sondern nur weites Grasland mit vereinzelt stehenden Bäumen und Büschen. Alles schien hier einmal dem Erdboden gleich gemacht worden zu sein.
Dieses Gebiet hatte etwa eine Größe von 2 Tagesmärschen, ehe das Grasland wieder den Wäldern und der Ruinenlandschaft wich.
Melissa war nun schon eine Woche unterwegs und konnte es gar nicht Glauben, über die Größe und die Weite der Entfernungen. Ab und zu sichtete sie mal Vögel, Rehe, Kaninchen und andere Tiere, aber sie war sehr einsam und ihr Mut und Lebenswille verließ sie immer mehr. In mancher Stunde dachte sie, daß es doch besser gewesen wäre, wenn die Truppen des Fürsten sie geholt hätten.
Aber es half ja nun alles nichts, denn ihr Dorf lag inzwischen rund 7 Tagesmärsche südlich.
Bald kam sie wieder in ein Berggebiet mit vielen Wäldern, die sowohl die Bergkuppen, wie auch die Täler bedeckten, auch hier gab es nur sehr wenige Ruinen und wenn dann auch keine größeren Ruinenstädte, sondern nur einzelne kleine Gebäudereste.
Nachdem sie dieses Berggebiet in etwas mehr als einen Tagesmarsch durchquert hatte, wurde das Land langsam ebener, die Gegend wurde sandiger und Heide wuchs hier und dort. Anstatt Fichten, Buchen und Eichen nahmen nun Birken,
Brombeerbüsche und Kiefern ein, die zusammen kleine Wäldchen inmitten von Heide bildeten.
Auf einer etwas größeren Lichtung stieß plötzlich Melissa auf ein komisches silbern-glänzendes Etwas, das mit Ästen und Blättern zugedeckt schien.
Langsam und vorsichtig näherte sie sich dem Ding.
Dieses Ding war nicht von den Vorfahren hergestellt, sondern schien neu zu sein. Sie betrachtete das Ding näher und dachte sich, das dieses etwas doch ein wenig Ähnlichkeit mit den Raumschiffen der Vorfahren gehabt hatte, nur wesentlich kleiner.
Und richtig in Wirklichkeit war dieses Ding eine Flugmaschine, aber wie sollte dieses Melissa erahnen können, wo sie doch nie Kontakt mit jener schakischen Kultur gehabt hatte, die den gesamten Erdball umzog.
Erst entfernte sie die ganzen Zweige und Äste, die an einem Art Netz zu hängen schienen und als sie das getan hatte, kam auch sie dem Geheimnis einen Schritt näher.
Sie sah sich die Flugmaschine gut an, was für ein prächtiges Gerät aus glänzendem Metall. Da stand das Dingen vor ihr, wie ein Art Vogel, der sich kurz vor dem Abflug befindet, aber dessen Flügel noch nicht in ihrer vollen Länge ausgestreckt sind. Auf diesen Art Flügel, die ein Art Dreieck bildeten, war eine schwarze aus einzelnen Zellen bestehende Fläche angebracht: Das
waren die Solarzellen, die für den Antrieb sorgten, aber das wußte Melissa natürlich nicht.
Sie ging zu einer Tür, die ins Innere der Flugmaschine führte. Die Tür war nicht abgeschlossen und Melissa fand schnell heraus, wie die sie öffnen konnte.
Nun befand sie sich in dem Innenraum der Maschine, der nur Platz für 4 Sitze bot.
Doch was lag dort auf dem einen Vordersitz ? Ein Art Notizbuch !
Melissa nahm es und versuchte es zu lesen - Melissa konnte lesen, denn das hatte man sie im Dorf gelehrt. Aber diese Buchstaben oder Art Zeichen in dem Buch verstand und kannte sie nicht. Es waren keine lateinische Buchstaben, nein es waren "ARABISCHE" ! Doch sie blätterte ein paar Seiten weiter und tatsächlich sie konnte die Schrift und auch die Sprache verstehen: Sie war in Deutsch nieder gekritzelt, jene Sprache, die auch Melissa sprach, zwar in etwas anderer Sprachweise, aber sie verstand jedes einzelne Wort.
"Wir hatten noch kein Erfolg damit Tina Jones zu kidnappen. Jetzt will die Regierung auf uns zu kommen, indem sie 3 Gefangene von uns frei läßt, aber wir werden nicht reagieren, ehe jeder einzelne Gefangene frei ist. Wir werden als Beweis für unseren Ernst dem Sozialminister eine Hand abhacken und der schakischen Regierung schicken. Ich denke wir werden ihm Morgen eine Hand abhacken......
Doch wenn unsere Forderung erst einmal erfüllt ist, werden wir weitere Geiseln nehmen, um weitere Ziele verwirklichen zu können u.a. der Austritt der arabischen Bundesländer aus dem schakischen Staatsverband und das dortige Einführen des alten islamischen Rechts.
Die schakische Armee sind Narren, wenn sie glauben das Versteck, in dem wir die Familie des Sozialministers gefangen halten in der weiten Wüste von Sinai entdecken zu können......"
Melissa konnte mit diesen Zeilen wenig anfangen, aber bald würde sie dem Geheimnis näher kommen und begreifen, was damit gemeint war.
29. Flug im Stählernen Vogel
Melissa versuchte herauszufinden, wie sie diese wundersame Flugmaschine in Bewegung bringen könnte, denn sie konnte es sich denken, daß diese Maschine zum Fliegen bestimmt war.
Sie betrachtete das Armaturenbrett, drückte auf ein paar Knöpfe - plötzlich leuchtete der Bildschirm auf dem Armaturenbrett auf und dann stand da was von Flugziel und Flugkoordinaten.
Melissa hatte keine Ahnung, drückte eine Taste auf der Start stand und plötzlich hörte sie unter ihrem Sitz ein lautes Geräusch....die Turbinen waren in Gang gesetzt worden.
Hastig schlug sie die Tür zu und ihre Hände ergriffen den Steuerknüppel und dann passierte für Melissa das Unfaßbare: Die Flugmaschine hob vom Boden ab. Melissa hielt vor Angst den Steuerknüppel fest, zog ihn zu sich hin und merkte, je mehr sie ihn zu sich hinzog, desto höher schwebte die Flugmaschine über den Boden.
Sie drückte noch einige Knöpfe und ehe sie sich versah, breiteten sich die Flügel der Flugmaschine weiter aus und sie flog nun gerade schnurstracks einige Meter über die Lichtung. Melissa besaß eine sehr gute Auffassungsgabe und so lernte sie nun ganz schnell in ihrer Angst die Flugmaschine richtig zu bedienen.
Sie flog über Felder und Wälder und dann sah sie unter sich plötzlich Häuser, nein es waren keine Ruinen oder eingefallenen Gebäude, sondern richtige solide Steinhäuser und Holzhäuser mit Dächern aus Schiefer und schwarzen Solarfeldern auf den Dächern. Sie sah unter sich Straßen aus schwarzem Asphalt und bunte, blühende Gärten, einer Landschaft die ihr völlig fremd war:
Es war mein Heimatdorf Gütersloh.
30. Roys Heimkehr
Es war nun eine ganze Woche vergangen und auch Roy konnte wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden, so war ich also an jenem Tag auf dem Weg nach Köln, um ihn abzuholen - diesmal fuhr ich selber mit dem Auto meiner Eltern, welches noch in der Garage stand.
Jerry und sein Team blieben bei mir im Haus, den ich empfand es als besser so.
So brauchte ich etwa 100 Minuten ehe ich in Köln am Städtischen Krankenhaus angekommen war. Dieses Krankenhaus war ein schöner Komplex, 2stöckig mit einer Holzfassade. Eigentlich wirkte es von außen ein wenig wie ein Hotel, wobei der Vergleich sicherlich etwas daneben gegriffen ist. Das Krankenhaus besaß 50 Betten und war in 2 Stationen aufgeteilt: Einer chirurgischen und einer inneren Station. Roy befand sich auf der chirurgischen Station und war gerade dabei seine restlichen Sachen einzupacken, als ich das Krankenzimmer betrat.
"Schön, daß Du endlich da bist, um mich abzuholen," meinte er zur Begrüßung. "Die Schwestern hier sind zwar sehr sympathisch, aber Du bist mir doch viel lieber, außerdem laufen die ja sowieso nur in weißen Kitteln rum und darauf stehe ich nicht."
"Da fällt mir ja ein Stein vom Herzen," meinte ich scherzhaft. "Wenn Du willst können wir auch mal Doktor spielen."
So nahmen wir also alle Sachen mit, verabschiedeten uns von der Station und gingen anschließend zurück zum Auto.
Roy war jetzt sicherlich schon einiges von mir gewohnt, aber das mit Jerry, wie sollte ich ihm das bloß erklären. Erst aber informierte er sich bei mir, ob es denn eine Spur von meinen Eltern gäbe, was ich nun schon fast wieder verdrängt hatte.
Die Angst, daß ich oder Roy noch einmal Bekanntschaft mit Mohammed machen würden, hatten wir nicht. Ich dachte in diesen Augenblicken, daß wir Mohammed endgültig in die Flucht geschlagen hatten, wobei ich mir natürlich in Bezug auf meine Eltern Sorgen machte. Vielleicht würde sich Mohammed und seine Kumpanen bei meinen Eltern für meine Taten rächen, denn schließlich hatte ich Mohammed einmal in seine empfindliche Stelle getreten und ein anderes Mal hatte ich und Roy bei seiner Stürmung des Hauses, ihn mehr oder weniger die Treppe hinunter gestoßen.
Dann war ich wieder bei den Gedanken über Roys Zusammentreffen mit Jerry angelangt, aber ich fand einfach, ich sollte mich bezüglich dieser Sache erst einmal nicht weiter äußern, sondern es einfach zu diesem Zusammentreffen kommen lassen.
So kamen wir also wieder nach nicht ganz 2 Stunden in Gütersloh an - ich parkte das Auto meiner Eltern in den Hof vor die Garage.
Aus dem Haus drang nun leise Musik nach außen, da das Küchenfenster offen war. Roy machte ein überraschendes Gesicht, denn er war eigentlich davon ausgegangen, daß wenn ich nicht zu Hause war, das Radio ausgestellt war und wer sonst außer mir sollte sich aus seiner Sicht im Haus befinden.
Ich öffnete die Tür und Roy staunte nicht schlecht, als er beim ersten Inspizieren des Flures auf Jerry stieß, der über den Flur huschte. Roy verzog in diesem Moment sein Gesicht und blieb wie angestarrt stehen, ja wie eine Salzsäule, versteinert. Ich glaube in diesem Moment war es nicht so sehr die Anwesenheit von Jerry, die ihn verblüffte, sondern die seltsame Kleidung, die Jerry am Leib trug. Nichts um alles in der Welt hatte Roy vorher jemand mit derartiger Kleidung gesehen.
Dann betrat Roy wortlos die Küche und sah dort Jennifer, Milton, Skarabäus und Evelin am Küchentisch sitzen. Dann stieß er einen lauten Schrei aus und er rannte wortlos aus der Küche ins Wohnzimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Achselzucken und erstaunen machten sich auch bei mir und den Anderen breit, jetzt war guter Rat teuer.
Vielleicht wäre es doch das Beste gewesen, ich hätte ihm von Anfang an reinen Wein eingeschenkt. So ging ich also zu ihm ins Wohnzimmer um die Wogen zu glätten.
Roy drehte sich zu mir um, im Fernsehsessel sitzend und fragte mich mit vorwurfsvoller Miene: "Wer in aller Welt sind diese Leute ? Woher kommen
sie ? Was tragen sie für komische Sachen ?"
Dann erklärte ich ihm alles und sein Staunen wich plötzlich eine Art Beru- higung. Er schien mir jedes einzelne Wort abzunehmen und als ich ihm erzählte, daß Jerry in der Lage war uns in der Sache meiner Eltern zu unterstützen, um so lockerer und fröhlicher wurde er.
31. Wir treffen Melissa
Melissa versuchte nun eine Lichtung etwas abseits des Dorfes zu finden, wo sie landen konnte und tatsächlich vor ihr befand sich eine Lichtung.
Jetzt allerdings begannen für sie die Probleme von vorne, denn sie hatte nicht so recht Ahnung, wie sie die Flugmaschine zur Landung bringen könnte. Brauchte sie nur einfach den Steuerknüppel von sich weg drücken ? Sie probierte es aus und tatsächlich die Maschine glitt dem Boden entgegen.
Sie landete ziemlich unweich durch das abrupte Wegdrücken des Steuerknüp- pels, aber ihr taten deswegen noch nicht die Knochen weh.
Nur wie schaltete sie nun die Turbinen aus, etwa mit dem Startknopf ? Gesagt, getan, sie drückte den Startknopf runter und die Düsen wurden langsam leiser.
Sie öffnete die Tür und stieg glücklich aus: Sie wäre der erste Mensch aus ihrem Dorf, der im Stande war zu fliegen.
Vorsichtig guckte sie sich um, ob jemand kam, aber nein im Moment war die Luft rein. Das Notizbuch hatte sie auch in der Hand - schritt auf der Lichtung ein wenig hin und her.
Überall blüten jetzt Mohn und Gewitterblümchen, was der Wiese dieser Lichtung einen Farbton wie aus dem Bilderbuch gab. Für Melissa selber war es die nostalgische Erinnerung an alte Zeiten, als man mit dem Dorf des alten Fürsten noch regen Handel trieb und jeder die Gebietsgrenzen des Anderen einhielt. Ja in den damaligen friedlichen Sommern, da sahen die Felder rund um ihr Heimatdorf auch so aus, friedlich grasten auf ihr Kühe und Schweine wälzten sich am Rande der Felder in großen Pfützen.
Dann beschloß sie sich doch ein wenig dem Dorf zu nähern, vielleicht würden die Dorfbewohner ihr helfen können, auch wenn sie nichts von der Existenz von Melissas Dorf wußten. Aber das Dorf, welches sie aus der Luft gesehen hatte machte einen sehr friedlichen und Heile-Welts-Eindruck, so das dieses, so fand Melissa, auch auf eine friedliche Gesinnung der Bewohner schließen ließe.
Sie mußte nun nur noch durch ein kleines Wäldchen und dann sähe sie schon die Felder, die das Dorf umrandeten.
Sie mußte nun noch einige hundert Meter weiter gehen, bis die ersten Häuser des Dorfes auftauchten. Sie selber sah keinen Menschen und das war erst einmal gut so, denn was würden die Leute hier wohl von ihrer Kleidung halten, sie die sie in ein Lederkleidchen gehüllt war und Sandalen aus Baumrinde und Schweineleder trug: Hier hätten die Menschen sicherlich was ganz anderes an, dachte sie sich.
So war es wohl auch gut, daß ich und Roy die Ersten meines Dorfes waren, die mit Melissa zusammen trafen.
Wir machten zu dieser Zeit gerade einen Spaziergang über die Felder und wollten noch mal die Situation der letzten Tage und auch die Begegnung mit Jerry und seinem Team beraten. Wir befanden uns am Dorfrand, da sahen wir Melissa, die mit Vorsicht bedacht war, langsam auf uns zu kommen. Klar fragten wir uns in diesem Moment, wer denn dieses Mädchen, das auf uns zu kam, sein könnte, aber so richtig ins Staunen brachte uns das nicht, auch nicht ihre Kleidung, denn unser Weltbild war seit dem Zusammentreffen mit Jerry völlig aus den Fugen geraten...alles schien möglich zu sein. Vielleicht hätten wir uns nicht mal gewundert, wenn vor uns ein Zwerg oder Kobold mit einem Topf voll Gold gestanden hätte.
Melissa wollte erst weglaufen, als sie uns sah, aber dann als sie sah, daß wir keine Angst verspürten, ging sie auf uns zu.
32. Ein Geheimnis wird gelüftet
Melissa und wir schritten zusammen über die Felder, wir hatten keine großen Probleme sie zu verstehen, denn wie schon erwähnt sprach Melissa auch Deutsch. Nur dadurch bedingt, daß es seit über 100 Jahren kein Kontakt mehr zwischen unserer und der ihrigen gab, gebrauchte sie doch einige Worte, die wir nicht kannten: Das war das Gleiche, wie mit Jerry, wo es ja auch schon seit über 150 Jahren keinerlei Kontakt zu jener Marskultur gab.
Als Melissa von ihrem Dorf erzählte, waren wir nur so am Staunen, aber dann viel mir eine Erzählung ein, die mir immer mein Opa erzählte, als ich noch klein war:
"Weißt Du kleine Tina," fing er an zu erzählen. "Vor langer, langer Zeit, noch bevor ich geboren bin, gab es viele Stämme. Es war schon einige Jahre nach dem großen alles vernichtendem Krieg vergangen und die Menschen, die überlebt hatten, hatten Europa nun wieder besiedelt. Einzelne und rivalisierende Stämme hatten sich gebildet, kämpften zum Teil wieder miteinander und gegeneinander. Dann kam irgendwann bei den Stämmen Mitteleuropas die schakische Idee auf, die sich an der Demokratie orientierte, für Gleichheit aller Menschen kämpfte und die Macht vom Volke, die den Adel abschaffen wollte.
Es war die sogenannte Zeit des schakischen Kampfes, wo die Anhänger der schakischen Idee Gegner mit friedlichen Mitteln überzeugen wollten und oft anschließend umgebracht wurden.
Als sich dann aber doch nach und nach die Helden des schakischen Kampfes auf der ganzen Welt durchsetzten, gab es immer noch Stämme, die davon nichts wissen wollten, sie schotteten sich gegen diesen neu entstehenden schakischen Staat ab, wollten ihren eigenen Weg gehen. Und seit jener Zeit gab es dann keinerlei Kontakt mehr zu solchen Stämmen. Die Stämme blieben auf
frühsteinzeitlichem Niveau wohnen, kannten oft außer Ackerbau und Viehzucht keine weiteren Errungenschaften der Zivilisation.
Und manchmal," so mein Großvater weiter. "Wenn ich auf einem einsamen Weg tief in den Wald fuhr, meinte ich in der Tiefe des Waldes Schreie von Menschen zu hören. Einmal bildete ich mir auch ein, einen Art Jäger gesehen zu haben, der wie Robin Hood gekleidet war."
Ich wußte, daß es aus dieser Zeit keine detaillierten Aufzeichnungen gab und man forschte diesem Geheimnis auch nicht weiter nach, da man fand, daß eine Konfrontation dieser unterschiedlichen Kulturen zu einem Kolumbus-Effekt führen könnte.
Dann bemerkten wir, wie Melissa dieses Notizbuch in den Händen trug und als sie jene Geschichte von der Flugmaschine erzählte, in der sie geflogen war, wurde mir einiges klar.
Endlich kam Licht in das Dunkel, wo sich denn nun meine Eltern befinden konnten. Auch wenn es auf so unglaubliche Weise geschah, denn manchmal, so dachte ich, half doch die unsichtbare Hand Gottes nach.
33. Zusammentreffen der Kulturen
Wir schlichen uns zurück ins Dorf, unbemerkt zwischen den Häusern vorbei zu dem Haus von meinen Eltern, das nun als sichere Burg mehrerer Geheimnisse galt.
Nun wurden Pläne geschmiedet wie es denn nun weiter gehen könnte. Jerry schlug vor, daß wir uns des Nachts zu jener Flugmaschine, die Melissa geflogen war, schleichen sollten, um mit ihr zur Halbinsel Sinai fliegen sollten, wo sich scheinbar das Versteck meiner Eltern befand.
Den Plan das Raumschiff einzusetzen verwarf Jerry und meinte, es wär alles zu auffällig und es dürfte momentan kein größeres Zusammentreffen der Kulturen geben, da die Menschen hier auf der Erde auf so ein Treffen nicht vorbereitet gewesen wären. Da die Flugmaschine nur 4 Sitze hatte, fanden wir es besser wenn nur Jerry und ich fliegen sollten, auch wenn Roy ein wenig eifersüchtig war. Das brauchte er nun wirklich nicht, denn ich glaubte zu wissen, das Jerry heimlich Augen für Melissa hatte.
So blieb also dieser bunt gemischte Haufen bei mir zu Haus.
34. Die Rettungsoperation beginnt
Die Rettungsoperation konnte des Nachts beginnen, denn das Notizbuch schien den Ort genau von seinen geographischen Daten zu beschreiben, außerdem nahmen wir zur Unterstützung der Operation einen Apparat aus Jerrys Repertoire mit, der jedes menschliche Wesen aus der Luft aus mehreren Hundert Metern lokalisieren konnte.
Es war nun schon fast 11 Uhr abends und die Dämmerung war fast ab-geschlossen, die ersten Sterne funkelten am Nachthimmel. Ich und Jerry schlichen uns aus dem Haus, an den anderen Häusern des Dorfes vorbei, über die Felder, durch ein Wäldchen, hin zu der Flugmaschine.
Ich fragte mich in diesem Moment, wie denn wohl dieser buntgemischte Haufen von Roy, Melissa, Skarabäus und Co. miteinander klar käme, denn heute Nachmittag hatte man nur oberflächlich Pläne geschmiedet, ohne sich groß für das Schicksal des Anderen zu interessieren. Aber Melissa und die Anderen aus Jerrys Team wußten auch, daß sie sich hier in Gütersloh zusammenreißen mußten, um nicht entdeckt zu werden. Der Einzigste, der sich zeigen durfte, war ohnehin Roy, denn die anderen Dorfbewohner hatten von ihm erfahren.
Die Flugmaschine, die nun bei mondloser Nacht auf der Lichtung stand, würde ich schon fliegen können, denn ich hatte vor einem 1/4 Jahr auch einen Flugschein gemacht - nur des Nachts auf unbeleuchteter Flugbahn war ich nicht geflogen. Aber es war ein Versuch wert, was könnte schon passieren.
Wir setzten uns in die verlassene Maschine, starteten die Turbinen, gaben die Flugkoordinaten ein und schon konnte die Maschine starten.
Beim lauten Rauschen der Turbinen hob sie langsam vom Boden ab - ich hatte nur die Sorge, daß der Strom nicht bis nach Sinai reichen würde, denn schließlich flogen wir des Nachts und die Energie der Flugmaschine wurde aus Solarzellen gespeist. Aber zu meiner Beruhigung zeigte die Energieanzeige des Flugzeuges noch genügend Saft an, der für einen etwa 5-stündigen Flug reichen würde.
So flogen wir durch die Nacht, unter uns die Wälder, Ruinen und Wiesen. Das Armaturenbrett leuchtete grünlich und der Flug durch die Nacht wirkte wie ein niemals endendes Abenteuer.
Jerry schaute mich an - sein Gesicht wirkte auf mich unheimlich, wo nur der grünlich schimmernde Bildschirm des Armaturenbrettes sein Gesicht anleuchtete.
"Weiß Du, die letzten Tage waren auch für mich schwer zu begreifen, aber trotzdem haben wir auf dem Mars und ihr auf der Erde doch viel gemeinsames, oder findest Du nicht ?" meinte er. "Ja doch, aber darüber hatten wir uns doch schon mal vor einigen Tagen unterhalten, oder nicht ?" erwiderte ich etwas kühl und ich wußte nicht warum ich so reagierte.
"Weißt Du, ich habe auch noch mal nachgedacht und denke, daß der schakische Staat und die alte Marskolonie zusammen viel gemeinsame Sache in die Wege leiten könnten. Ihr könntet von unserem technischen Fortschritt lernen und wir, von Eurem doch recht friedlichen Zusammenleben, aber im Moment scheint es wirklich noch nicht Zeit zu sein für ein großes Zusammentreffen der Kulturen," sprach er weiter.
"Ja, du hast ja recht. Ich meine wir sprachen darüber zwar schon in den vergangenen Tagen, aber das ändert nichts an der Sache. Jeder von uns sollte vielleicht seinen eigenen Weg weiterverfolgen. Ich glaube, das Beste ist es die Menschen hier immer näher an Eure Kultur heran zu führen. Erst werden nur einige Menschen mit Euch zusammen treffen, wie ich und Roy. Später dann
werden wir unser Wissen langsam weitertragen und wer weiß in 50 Jahren unterhalten dann Mars und Erde wieder perfekte Beziehungen zueinander, ohne die Kultur des Anderen vernichtet zu haben. Ansonsten würden halt wir Menschen zu sehr und schnell aus unserem gewohnten Weltbild gerissen, denn zu viele Menschen glauben halt nicht mehr an Eure Existenz, weil wir hier auf der Erde nie etwas von Euch gehört haben," erklärte ich ihm.
So flogen wir also weiter wortlos durch die Nacht auf der Suche nach weiteren Lösungen.
35. Auf der Halbinsel Sinai
Wir landeten auf der Halbinsel Sinai, nicht weit von der israelischen Grenze entfernt: Hier lag das Reich der Beduinen, die auch heute noch z.T. durch die Wüste zogen und dabei für Touristen Touren anboten.
Böse Zunge behaupteten manchmal die Beduinen würden die Mullah-Terroristen unterstützen, dem war allerdings keineswegs so....zwar wußten sie manchmal wie die Mullahs ihre Lager hatten, aber sie scherten sich nicht darum und verweigerten den Mullahs jede Hilfe. Sie wollten einfach und in Friede mit der Wüste und anderen Zeitgenossen leben.
Es war jetzt noch stockdunkel, aber es würde nicht mehr lange dauern bis die Sonne hinter dem Horizont hervor gucken würde, als wir landeten.
Wir landeten Mitten im Sand und Steingeröll, aber dieses war der Ort, wo die Mullahs nach dem Notizbuch meine Eltern gefangen hielten.
Wir hatten nichts weiter von oben gesehen, keine Lichter und Jerrys Gerät, das Menschen aufsuchen kann, hatte auch nicht ausgeschlagen und etwas menschliches registriert.
Hatten denn etwa die Terroristen auch hier ihre Zelte abgebrochen, fragte ich mich, denn schließlich so wußte ich waren ja auch meine Eltern mal auf jenen Schiff gewesen, in dem ich mich wiederfand, nachdem man mich in Mailand im Hotel überfallen hatte.
Vielleicht versuchten sie auch nur Spuren zu legen, die von dem eigentlichen Ort, an dem sich meine Eltern befanden, ablenken sollten.
Die Lage war also immer noch zum verzweifeln, aber keineswegs hoffnungslos, obwohl ich in diesem Moment auch glaubte, wir würden uns wieder im Kreis bewegen, wie schon einmal.
Doch die ersten Sonnenstrahlen sollten die Wahrheit langsam ans Licht bringen, denn als die Sonne langsam hinter dem Horizont aufging, sahen wir in der Ferne, wo Berge den Horizont durchstießen, etwas glitzerndes. War es etwa eine Fata Morgana, die ja nun in diesen Breiten auch zu Hause war ?
Wir gingen auf dieses glitzernde Teil zu, das sich am Hang eines Berges befand.
Und bei näherer Betrachtung war es auch eine Flugmaschine. Plötzlich schlugen auch das Gerät von Jerry aus, irgendwo hier mußten sich Menschen befinden.
Wie uns allerdings dieses Gerät klarmachen wollte, müßten sich jene Personen im Inneren dieses Berges befinden.
Wir schlichen uns vorsichtig näher heran, da sahen wir wie eine Art Höhle seitlich in den Fels gehauen war. Um dort hin zu gelangen, ging man auf einem steinigen aber nicht unüberwindbaren Pfad.
Wir schlichen uns vorsichtig über diesen Pfad weiter zur in den Fels gehauenden Höhle. Jetzt hatten wir einen guten Blick in das Innere des Berges, den die ersten Sonnenstrahlen trafen genau weit in die Höhle hinein, die mit einem breiten und geraden Gang tief in das Innere des Berges führte.
Wir mußten nun äußerst vorsichtig agieren. So mutig wir jetzt auch sein mochten, desto mehr konnte uns in so einer Situation unser Wagemut auch ganz schnell ins Verderben führen.
Immer weiter und weiter schlichen wir uns in den Berg und der lange Gang schien kein Ende zu nehmen. Dann meinte Jerry ganz leise zu mir: "Weißt Du, bei uns auf dem Mars hat man es geschafft sich unsichtbar machen zu können, so daß man für das menschliche Auge nicht mehr sichtbar ist. Dieses Gerät bräuchten wir jetzt, nur leider wurde mein Raumschiff nicht damit ausgerüstet und auch sonst hatten sie uns kein Gerät mitgegeben, daß uns unsichtbar machen könnte. Sie meinten die Gefahr auf der Erde entdeckt zu werden, wäre äußerst gering, so daß man keinen Unsichtbarkeitsschutz bräuchte, denn auf den
Radarschirmen würde man unser Raumschiff eh nicht entdecken können."
"Tja," meinte ich cool. "Da müssen wir halt zu altertümlichen Technologien greifen, wenn keine High-Tech-Waffen da sind. Das Schlimme ist nur, daß wir in unserem Wagemut nicht mal einen Betäubungslaser dabei haben. Eine äußerst schlechte Lage. Wir dürfen uns halt nicht entdecken lassen."
36. Die Stimme meines Vaters
Wir hatten eine Taschenlampe dabei und leuchteten uns den Weg. Endlich kam nach einigen 100 Metern eine Tür und das war keine gewöhnliche Tür, denn sie konnte noch nicht sehr alt sein.
Diese Tür war allerdings schmucklos und ließ sich ohne technischen Schnick- schnack öffnen, denn sie besaß einen schmiedeeisernen Ring, den man nur drehen mußte.
Dahinter befand sich, wer hätte das gedacht eine große hell beleuchtete Halle. Sie war wohl schon vor einigen hundert Jahren in prä-schakischer Zeit in den Fels des Gebirges gehauen. Nun wurde dieser Raum als Art Computerzentrum genutzt. Mich wunderte es nicht, daß es hier keinerlei Sicherheitsvorkehrungen gab, denn schließlich kamen hier in der Wüste höchstens einige Beduinen lang.
Oder waren die Sicherheitsvorkehrungen gerade ausgeschaltet, denn als ich die Tür von der Innenseite betrachtete, da sah ich doch daran ein elektronisches Sicherheitsschloß angebracht.
Wie auch immer, wir waren rein gekommen, aber hier in der Halle befand sich momentan keiner, nur die Monitore der vielen Computer waren am Laufen.
So schlichen wir uns leise zwischen großen Computerkästen und an Monitoren vorbei zur anderen Seite der Halle. Ich warf einen raschen Blick auf die Monitore, konnte aber nichts erkennen außer ein Gewirr von Daten, die den Bildschirm runterliefen.
Nun kamen wir wieder zu einer Tür, die allerdings nur eine ganz normale Klinke besaß.
Hinter ihr folgte ein kahler nicht sehr gut beleuchteter Gang. Wir folgten dem Gang und kamen zu einem Art Verließ. Dann hörte ich vertraute Geräusche - nein dachte ich mir, daß könnte nicht sein:
ES WAR DIE STIMME MEINES VATERS.
Dieses Verließ war durch eine schmiedeeiserne Tür getrennt, hinter der sich mein Vater und vielleicht auch der Rest der Familie befinden mußte.
Leider war diese Tür mit einem einfachen aber starken Vorhängeschloß abgeschlossen. So versuchten wir die Tür mit einem Draht zu öffnen, doch es half alle nichts - mehrere Versuche scheiterten.
Dann nahm Jerry wortlos und nach kurzer Überlegung sein Gerät, drückte auf einige Knöpfe - dadurch wurde eine Mechanismus im Vorhängeschloß ausgelöst, der das Schloß aufspringen ließ.
Wortlos öffneten wir die Tür, die etwas knarrte. Wir wollten meine Familie ein wenig überraschen, denn so eine markante Stimme wie mein Vater sie hatte, gab es nur einmal.
Als wir die Tür geöffnet hatten, sahen wir doch tatsächlich meinen Vater Tim, meine Mutter Petra und Jimmy-Timmy ängstlich und schmutzig auf einer Liege in der Ecke kauern. Mein Vater rieb sich die Augen......war es denn wahr, was er sah.......ich ging auf ihn zu und umarmte ihn - damit er sich nun auch wirklich nicht täuschte, daß ich es war, kniff ich ihn etwas in den Arm. Jetzt hieß es keine Zeit zu verlieren, denn wir mußten fliehen. Gott-sei-Dank waren meine Familie nicht noch gefesselt worden, so daß doch alles verhältnismäßig schnell ging.
Instinktiv folgten sie uns ohne Worte.
Doch in der Computerhalle angekommen, sahen wir wie auf der anderen Seite, durch die Tür, durch die wir vorhin gekommen waren, 2 Araber mit langen Bärten schritten. Sie hatten uns auch mit ihren Blicken entdeckt. Da nahm der eine seinen Laser aus dem langen Gewand, was er trug und wollte auf uns zielen.
In dem Moment geschah das Unmögliche, denn Jerry hatte wieder mit seinem Gerät rumgespielt und setzte den Stromkreislauf lahm. Plötzlich gingen die Monitore und das Licht aus.
Ich weiß nicht mehr genau, wie das alles geschah, denn es ging alles so schnell, doch irgendwie gelang es uns die Tür zu erreichen aus der die beiden Araber kamen, die inzwischen nach uns, zwischen den Computer in der Dunkelheit tapsend, suchten.
Der Lichtpegel war nun auf die Tür gerichtet, die sich vor uns befand.
Würde diese jetzt von innen abgeschlossen sein ?
Ich griff zum Türgriff, versuchte ihn umzudrehen, und tatsächlich, die Tür ging auf.
Jetzt ging unsere Flucht weiter durch den Berg, durch den Gang, den wir auch gekommen waren. Wir mußten einige hundert Meter laufen ehe wir wieder das Tageslicht erblickten.
Schnell ging es über den Pfad zu dem Ort, wo....die Flugmaschine, die wir vorher entdeckt hatten war weg. Schnell versuchten wir also weiter zu unserer Flugmaschine zu rennen, die Gott-sei-Dank noch dort stand, wo wir gelandet
waren.
37. Flucht durch den Wüstensand
Als wir in das Innere der Maschine steigen wollten, sahen wir, wie jemand die ganze Armatur zerstört hatte.
Es schien nun so als wären wir am Ende, denn auch die israelische Grenze wäre noch einige Dutzend Kilometer von uns entfernt. Die Sonne brannte jetzt gewaltig.
Oder sollten wir es doch versuchen Israel zu erreichen, dafür mußten wir allerdings schon etwas mehr als einen Tagesmarsch riskieren und Wasser hatten wir bei uns, so daß uns die mörderische Mittagssonne nicht austrocknen konnte.
Dann dachten wir nochmals alle nach und wir kamen zu dem Schluß, das die Küstenstraße, die Kairo mit Jerusalem verbindet, nicht weiter als 10 Kilometer entfernt liegen mußte.
Und so nahmen wir den beschwerlichen Weg auf uns und zu unserer Freude brannte die Sonne nicht so stark wie sonst, da ein milder Küstenwind über das Land fegte, aber auch von den Bergen blies eine kühlerer Wind.
Die Berge, ich hatte sie noch gar nicht richtig betrachten können. Sie waren zwar total kahl, aber sie wirkten mit ihren Felsenspitzen majestätisch.
Mit der Sicherheit nun unsere Verfolger doch abgehängt zu haben, zogen wir Richtung Straße. Wir orientierten uns am Stand der Sonne.
So zogen wir über Geröllhaufen genauso wie durch weißen Sand - hier und dort wuchs ein Grasbüschel, sonst allerdings nichts.
Nicht weit vor uns tauchte plötzlich eine Karawane auf. Es war eine Karawane mit Beduinen, die wohl auch Richtung Straße zogen.
Erst dachten wir wieder an eine Fata Morgana, aber wir kamen der Karawane immer näher und sahen, daß diese sich nun nicht in Luft auflöste.
Sie sahen uns auch und kamen freudig auf uns zu, denn sie wußten wohl, wer wir waren. Erst brachen sie auf uns mit einem Schwall von Arabisch ein und versuchten es dann mit gebrochenem Englisch.
Insgesamt gehörten zu dieser Karawane 15 Personen mit 16 Kamelen, die die Zelte und anderen lebenswichtigen Requisiten auf ihren Höckern trugen.
Ohne auch nur weiter zu zögern und auf uns einzureden, boten sie uns an, sich auf die Höcker der Kamele zu setzen, welches Angebot wohl keiner von uns im Moment ablehnen konnte.
So zogen wir komischer Haufen mit den Beduinen weiter zur Straße.
Als mein Vater bemerkte, daß einer der Beduinen ein Handy besaß, nahm er dieses und versuchte sich mit einer Hand am Höcker des Kamels festhaltend und mit der anderen Hand das Handy haltend General Whithall aus Kairo und den schakischen Präsidenten M.C. Powerlightman zu verständigen.
38. Ende einer Odyssee
Nun waren wir doch endlich an der Straße von Kairo nach Jerusalem angelangt und somit auch fast an der Küste, da die Straße nur wenige Kilometer von der Küste entfernt am Rande der Wüste Sinai verlief.
Es war Zeit Pause zu machen und die Beduinen wollten bereits hier an der Straße ihr Nachtlager aufbauen. Wir würden nun geduldig auf die schakische Armee warten, die uns nun nach Kairo und von da aus nach Gütersloh bringen würde.
Die schakische Armee kam auch tatsächlich nach einigen Stunden. Es wurden Fragen gestellt und natürlich war man besonders an der Anlage im Berg interessiert, die noch am kommenden Tage von der Armee vernichtet werden sollte.
Jetzt hatte auch mein Vater genügend Zeit auf der langen Fahrt nach Kairo mir und den Soldaten von der Entführung zu erzählen:
"Wie ihr wißt, wurden wir ja damals auf dem kleinen Flughafen in Gütersloh entführt.....anschließend fanden wir uns auch auf dem Schiff wieder in dieser einen Kajüte, wo nur ein Bullauge für uns der Fluchtweg nach draußen gewesen wäre. Da hatte ich übrigens auch mein Tagebuch verloren.
Anschließend brachte man uns hier an die Küste. Wir haben, glaube ich, die
Küstenstraße hier überquert und sind in diese unterirdische Anlage gebracht worden, naja und dort hat man uns über eine Woche gefangen gehalten. Dort haben wir auch ungewollter weise einiges über die Geheimnisse dieser Anlage herausgekriegt.
Ich habe zwar immer so getan, als hätte ich kein Arabisch gekonnt, konnte allerdings jedes Wort von den Entführern,.....insgesamt haben wir 4 Leute in der Zeit zu Gesicht bekommen, verstanden, da ich mal 5 Jahre lang einen Ara- bisch-Kurs auf der Kölner Volkshochschule besucht habe...."
Dann ging er darauf an, daß sich dort in der unterirdischen Anlage ein Waffen-depot befinde. U.a. aber sei es auch ein Versuchslabor, um Waffen auszutesten, die unsere Vorfahren entwickelten, gegen die die schakische Armee natürlich keinerlei Chance hätte. Aber noch waren die Waffen nicht einsetzbar. Ursprünglich, so fuhr er fort, hätte die Anlage in prä-schakischer Zeit auf als Versuchslabor für Waffensysteme gedient. Einige alte Waffen waren noch einigermaßen erhalten gewesen und hätten auch bald wieder eingesetzt werden können nach einer Generalüberholung.
39. Erinnerung an einen Sommer
Es war ein sehr gefährlicher Sommer gewesen, an den sich wohl noch jeder aus unserer Familie lange erinnern sollte und wenn ich heute 5 Jahre später auf diese Zeit zurückblicke, dann habe ich dieses Erlebnis dieser wenigen Tage so stark im Gedächtnis, daß ich mich noch an jedes einzelne Wort erinnere, daß damals gefallen war.
Wie es weiter ging ?
Nun, die unterirdischen Anlagen wurden wie schon erwähnt am kommenden Tag zerstört. Die beiden Bärtigen, die uns unten im Computerraum der Anlage erwischt hatten, wurden verhaftet, genauso wie Mohammed und noch ein Komplize mit ihm. Sie alle waren an der Entführung beteiligt gewesen und hatten nun lebenslang im Straflager Global-Jail in Baltimore abzusitzen.
Es war damit dem schakischen Staat gleichzeitig ein großer und vernichtender Schlag gegen die Mullah-Terroristen gelungen, aber jeder von uns wußte natürlich, daß sich wieder neue Gruppen bildeten und auch in Zukunft diese Region in Nahost und den schakischen Staat in Atem halten würden.
Jerry verabschiedete sich dann mit seinem Team in den nächsten Tagen von uns und nur meine Eltern, Roy und ich erfuhren von jenem Geheimnis, daß Jerrys Team vom Mars kam, denn bevor die Reporter kamen, konnten sie noch fliehen.
Auch Melissa ging wieder zurück in ihr Dorf, d.h. wir brachten sie in die Nähe ihres Dorfes und zu ihrem Glück war der junge Fürst Rabenstein inzwischen Intrigen zum Opfer gefallen, wie ich später erfuhr. Und so weiß ich auch heute, daß es Melissa, die ihrem Dorf ebenfalls nie was von ihren Erlebnissen erzählte, gut geht. Ich glaube, daß sie inzwischen die Führung ihres Dorfes übernommen hatte. Vielleicht würde sie das Dorf ja auch irgendwann mal ins High-Tech-Zeitalter führen können.
Vielleicht würden wir alle mal irgendwann im großen Stil Kontakt austauschen, die die noch tief und unwissend in den Wäldern leben, wir und der gesamte schakische Staat und die die bereits das Tor zu den Sternen öffneten.
Nun aber wird es Zeit an meine Hochzeit zu denken.....ja richtig gehört Hochzeit, denn Roy und ich werden wohl dieses Jahr heiraten. Jetzt ist gerade der 21.4.2490 und ich bin heute 23 geworden.
Meine Eltern meinten zwar 23 Jahre wäre vielleicht ein wenig früh zum heiraten, denn Roy ist vor nicht all zu langer Zeit 22 geworden, aber wir sind nun schon seit 5 Jahren glücklich zusammen und wollen dies auch bleiben.
In jenem Sommer haben wir uns das Eheversprechen füreinander gegeben und dieses wollen wir nun eben einlösen.
Gott weiß was kommen wird und ich werde optimistisch in die Zukunft blicken.
Die Welt in der ich lebe, muß erhalten bleiben nach allen Kräften, auch wenn es in der Zeit, in der ich lebe, immer noch Gefahren wie Terror und Mord gibt, aber dagegen müssen wir nach allen Kräften ankämpfen. Ich werde mit an vorderster
Front kämpfen, nicht mit Waffen, aber mit Worten.
Möge das schakische Zeitalter auch ein Teil Eurer Zeit sein, in der ihr lebt.
Tina Jones, den 21.4.2490 nach Christus
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