© 2005 Sven Jacobs
Ich starrte die dunkle Küste entlang. Wir waren jetzt schon seit drei Tagen in Italien... Ich muss zwar sagen, dass es mir bisher sehr gut gefallen hat, doch heute hatte ich meinen endgültigen Tiefpunkt erreicht. So langsam aber sicher konnte ich diese Gesichter nicht mehr sehen. Sie nerven mich einfach nur noch. Zwar haben die Lehrer gesagt, wir dürfen nicht alleine durch die Straßen ziehen, aber was wollten sie machen? Ich habe mich einfach von meiner Gruppe entfernt und bin zum Strand geschlichen. Was sollte mir denn hier passieren? Es war Nacht, der Strand war verlassen. Ein klein wenig beunruhigte mich die Stille, die nur durch die Wellen und den starken Wind unterbrochen wurde, schon. Aber das war mein Instinkt, wahrscheinlich schaute ich mir zu viele Horrorfilme an. Ich machte einen Schritt in Richtung des Wassers, das fast meine Füße berührte. Zwanzig Meter vor der Küste wurden Bote angeschwemmt, in ihnen schienen Menschen zu sitzen, die mich anstarrten. Ich wusste nicht was das dort in den Booten war, aber mein Verstand sagte mir, dass es keine Menschen waren, die mich anstarrten, sondern... Tja, was sondern? Ich wusste es nicht. Auf jeden Fall waren es keine Menschen. Der Wind pfiff, meine Armhaare richteten sich auf. Ich schaute auf meine Uhr und richtete meinen Kopf in die Höhe. Ein kleiner Stern blinzelte mich an. Plötzlich hörte ich ein leises Geräusch hinter mir, schnell drehte ich mich um und blickte in die Dunkelheit. Mein Herz schlug schneller, meine Augen wanderten von links nach rechts, nach etwas suchend, was mich so erschreckt hatte. Mein Atmen wurde schwer. Plötzlich sah ich hinter jedem Sonnenschirm eine Gestalt stehen, die mich beobachtete und nur darauf wartete, mich anzugreifen. Der Wind machte mich verrückt. Er ließ die Schirme rascheln, der Sand wurde aufgewirbelt. Ich drehte mich wieder um, die Boote kamen immer näher. Immer noch sah es so aus, als würden Menschen in den Booten sitzen und mich anstarren. Ein Knacken. Ich fuhr herum und setzte mich in Bewegung. Ich wollte so schnell es auch nur ging von diesem Ort verschwinden. Ich hörte leise Schritte im Sand und wurde langsamer. Ich horchte, die Schritte wurden immer schneller und kamen immer näher. Ein Schatten sprang zwischen den Schirmen, ich erschrak und rannte davon. Die Schritte wurden immer lauter, doch was hörte ich da eigentlich? Ich hörte Schritte im Sand? War das alles nur eine Einbildung, oder war wirklich jemand hinter mir her? Ich rannte und blickte zwischen die Sonnenschirme. Da war der Schatten erneut, diesmal hielt er etwas blitzendes in der Hand. Ein Messer? Der Schatten verschwand, tauschte wieder auf, verschwand. Ich hörte ein Atmen, als würde jemand hinter mir her rennen und würde seinen Atem in meinen Nacken hauchen. Mein Herz klopfte. Ich schaute dorthin, wo gerade noch der Schatten gestanden hatte und erschrak. Es sah plötzlich so aus, als würden 100 Menschen vor mir stehen und würden mich anstarren. Aber das waren nur die Sonnenschirme. Plötzlich lief ich gegen etwas, das mich rückwärts zu Boden schlug. Ich schaute vorsichtig nach oben und blickte in das Gesicht eines Mannes. Er schaute herabwürdigend auf mich hinab. Das war es jetzt, dachte ich und schloss die Augen. Es geschah nichts. Als ich die Augen wieder öffnete, hielt der Mann seine Hand in meine Richtung und wollte mir aufhelfen. Ich lehnte ab und stellte mich hin. Ich schaute den Mann an und ging vorsichtig an ihm vorbei. Ich rannte einige Meter und schaute dann zurück, doch da war niemand mehr. Es herrschte Stille, nur der Wind pfiff. Ich rannte zu meinem Hotel.