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Wasser 


© 2002, 2003 by Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

Er weinte. Die Tränen tropften in das Wasser unter ihm. Er saß auf einem Baum. Er saß noch ganz unten, auf den untersten Ästen. Er sagte sich; hör auf zu weinen, sonst steigt das Wasser schneller. Also hörte er auf zu weinen.

Aber das Wasser lachte nur über ihn, sagte; nein, mein Freund - und stieg weiter. Stieg schneller.

Es war dunkel. Über ihm lachten die Sterne und freuten sich ihrer trockenen Haut. Ihm war kalt. Unter ihm hörte er das Wasser; es war daran schuld, dass er nicht einschlafen konnte, dass er noch lange wachlag.

Denk an die Sterne, sagte er sich. Du brauchst einfach zu ihnen hinauf zu sehen und schon borgst du dir ein Stück Trockenheit.

Irgendwann übermannte ihn die Erschöpfung und er schlief ein. Unruhig. Wenn er aufwachte, so immer mit der Angst, ins Wasser gefallen zu sein. Ins Wasser unter ihm.

Er musste klettern. Das Wasser kam von unten, kam aus dem Innern der Erde und zwang ihn dazu, den Baum hinauf zu klettern. Immer höher, immer schneller. Er weinte als er kletterte, er fing die Tränen mit seiner zitternden, hohlen Hand auf und schmierte sie an die Baumrinde.

Denk an die Sterne, denk an die trockenen Sterne, bald wirst du bei ihnen sein.

Jetzt konnte er schon die Baumkrone sehen.

Dann waren keine Sterne mehr am Himmel. Dann gab es nur noch einen undurchdringbaren Nebel, der seine Klamotten feucht machte. Nebel besteht aus Wasser, dachte er. Aus Wasserdampf.

Und schon wieder die Angst. Das Rauschen machte ihn ganz verrückt. Jetzt hörte er Stimmen, die nach ihm riefen – es waren die Stimmen von Wasserengeln, von Fischen, von Walen, von Algen. Da oben, nicht mehr weit droben, war die Baumkrone. Das Ende. Der Anfang. Sie riefen nach ihm. Und es gab keine Sterne mehr, die ihm etwas von ihrer Trockenheit abgaben.

Er saß oben auf der Spitze. Unter ihm war das Wasser, das nach ihm leckte, das nach ihm schrie. Ihm war, als sähe er alle Menschen und Tiere, die er einmal gekannt und geliebt hatte, in diesem Wasser, das vom Mittelpunkt der Erde kam und der Mittelpunkt der Erde war. Er wusste, dass es kein Morgen geben würde. Und er wusste, dass es auch keine Sterne mehr geben würde.

Er fror. Weinte. Umarmte den tapferen Baum, der mit ihm sterben würde – was tun sie da unten mit dir? Fragte er ihn. Kitzeln sie dich, reißen sie dich nieder, wie sie mich niederreißen? Er wusste die Antwort.

Da unten schrieen sie schon nach ihm. Er schloss die Augen und malte seine eigenen Sterne in die trockene Dunkelheit.

Engel. Algen. Fische. Wale.

Das Wasser unter ihm rauschte.

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