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Verflixte Abwege
© 2006 by Thomas Janson

Ungeheure Verzweifelung machte sich in Dennis’ Gesicht breit, als er krampfhaft versuchte das zu imitieren, was er gerne mochte. Er verschlang alles was ihm unter die Augen kam: Von „Truppenbasis Mars“ über „Dimensionen im schwarzem Loch“ bis hin zu „Die Eroberung des Weltraums in 48 Tagen“. Zu jeder Zeit nutzte er auch das Fernsehen oder die, von seinem Taschengeld gekauften Zeitschriften, um sich was Gutes zu tun. Und nun, als er vor seinem etwas zu groß geratenen Schreibtisch saß, fiel ihm nichts ein, was er noch hätte erfinden können. Er wollte so schreiben wie die Erfinder, welche seine Vorbilder aus der Erde gestampft hatten. Vielleicht lag es daran, daß er erst in der 6. Klasse war; oder an seinen schlechten Grammatik –und Rechtschreibkenntnissen. Und doch zwang er sich regelrecht, vereinzelt Worte auf das Papier zu bringen, um dann das Blättergewirr widerwillig in den vorgesehenen Entsorgungsbehälter werfen zu können. Nach einigen Wochen, gab er niedergeschmettert das Unternehmen auf und widmete sich wieder hingebungsvoll, den Durchstöbern von Magazinen und Fernsehprogrammen. Seine Mutter hatte viel Verständnis für Dennis’ Hobby, gerade deswegen, weil ihn sein Vater, als er 8 Jahre alt war, verließ. „Wegen dieser Jüngeren hat er uns sitzen gelassen“, seufzte die Mutter so manches Mal.

Die familiäre Situation war in der Nachbarschaft bekannt und Dennis’ Hobby machte ihn nicht gerade zum optimalen Spielkameraden für Gleichaltrige. Im Gegenteil, er wurde ständig schief angesehen und zum Teil gehänselt. Allerdings sollte dieses halbwegs normale Leben ganz unerwartet aus den Fugen geraten. Als Dennis in jener Woche eine Entdeckung machte, mit der er keineswegs gerechnet hatte.

Es war an einem Sonntag. Dennis hing noch bis spät in die Nacht vorm Fernseher und schaute sich seine wöchentlich stattfindende Serie an. Unglücklicherweise ging diese von 23 Uhr bis 1 Uhr. Ihm fiel es schwer noch die Augen offen zu halten und kurz vor 1 Uhr klappten sie ihm auch zu. Er stellte sicherhaltshalber immer die Sleepfunktion am Fernseher ein. Und pünktlich um 1 Uhr 5 stellte sich der Fernseher ab. Dennis schlief fest und dennoch bemerkte er nach einiger Zeit das summende Geräusch und das leichte Flackern an seiner Schreibtischlampe. Er fluchte ein wenig, schleppte seinen trägen Körper aus dem Bett und knipste die Lampe mit zugekniffenen Augen aus. Jedoch, das summende Geräusch blieb. Dazu kam jetzt ein leises Flüstern und tapsige Schritte, wie von Mäusen. Derweil war Dennis, jedoch nicht in der Lage das alles wahrzunehmen. Nicht selten hatte er Träume, wo er sich vorstellte in einer anderen Zeit zu leben, in einer anderen Welt, und so machten auch tapsige Schritte und Flüstern ihm nichts mehr aus, die Realität den Traum vorzuziehen.

Zur selben Zeit vom Montag zu Dienstag, begannen das Summen, das Flüstern und das Tapsen von neuem.

„Los, schnell, hier entlang, wollt Ihr wohl mitkommen?!“,

„Och nö, wieso denn jetzt, können wir das nicht morgen machen?“ „Nein, wollt ihr wohl hören, sonst müssen wir noch länger hier bleiben, also los.“ „Und was machen die anderen?“ „Die haben Pause, jetzt seid ihr dran.“

„Und wo sollen wir suchen?“ „Da, geht darunter, da findet ihr schon was.“ „Na gut.“

Die brennartigen Sonnenstrahlen blitzten durch das Fenster in Dennis’ Zimmer hinein. Im Halbschlaf wurde er davon geweckt und wunderte sich, warum sein Wecker nicht klingelte, damit er pünktlich zur Schule gehen konnte. Er murmelte einzelne Sätze zusammen und ging erst einmal ins Badezimmer. Er zog sich an und wollte die Batterien des Weckers austauschen. Da bemerkte er, daß ein langes Kabel vom Wecker zur Schreibtischlampe ging. Nebenbei stellte er fest, daß seine Schreibtischlampe irgendwie anders aussah. Er ging näher heran. Der Schirm der Lampe, der die Licht- strahlen gleichmäßig im Zimmer verteilen sollte, schien verformt zu sein. Daraufhin schaltete Dennis die Lampe ein. Mehrmals betätigte er den Schalter. Er überprüfte, ob die Lampe angeschlossen war. „Hmm, eigentlich alles in Ordnung, nur dieses komische Kabel.“ Mit aller Kraft zerrte Dennis am Kabel. Schließlich gab es einen Knall und Funken flogen durch die Luft. „Na toll, du hast es kaputt gemacht!“ schrie eine Stimme. „Nein, ich war es nicht!“ „Wer denn?!“ „Irgendwer, von draußen.“

Dennis streckte seinen Kopf mit langsamer Bewegung zum Lampenschirm hin. Seine Popillen weiteten sich aufs Äußerste, wonach etliche Schweißtropfen seine Anspannung erwiderten. Plötzlich rotierte sein Lampenschirm, wie die Blätter eines Helikopters. Kurz darauf hielt der Lampenschirm wieder an. Das abgerissene Kabel spulte zurück in den Schirm. Dennis vernahm ein Zischen und eine Luke ging langsam auf. „Is das nich wieder einmal typisch. Egal, was ihr macht, ihr macht es immer falsch.“ „Schuldigung, Sir, aber wir...“ „Das is jetzt auch zu spät. Wegen euch is jetzt ne Reparatur fällig.“ „Passen sie auf Sir, da is so einer von denen; nich das sie noch zerquetscht werden.“ „Ach was, der kann uns nichts. Wie denn auch.“

„Na ja, er kann uns sehen und hören.“ „Wieso?“

„Wir haben doch keine Energie mehr.“ „Und?“

„Dadurch is unser Himpfkompensator und das Translatormodul ausgefallen.“ „Herrje. Dann begrüßen wir mal unseren neuen Freund. Guten Tag, wir sind die Drommetantas und suchen deinen Gameboy.“ Dennis stand wie angewurzelt da. Ihm ging so einiges durch den Kopf, nicht aber wo sein Gameboy lag.

„Hallo? Ich hab dich etwas gefragt.“ „Diese seltsam aussehenden Kreaturen wollen nur wissen wo dein Gameboy ist, also sag ihnen schon wo er ist“, dachte Dennis immanent.

Und etwas stotternd: „Er ist da in der Schublade, unten rechts.“ „Wieso nich gleich so. Jungs, ihr habt gehört, wo er ist, also nichts wie ran an die Arbeit.“ Alle antworteten wie im Chor: „Ja, Sir.“ 7 Drommetantas marschierten auf die Schublade zu, die glücklicherweise offen stand, und spulten das Kabel mit ihren patschigen kleinen Fingern -es waren 3- ab und schlossen es an den Gameboy an. „Also, ihr ward das mit dem Wecker“, fragte Dennis vorsichtig. Ein Drommetanta antwortete: „Siehst du Chef, wir waren es nicht.“

Und der Chef daraufhin: „Still jetzt! Wir wollen keine Probleme machen. Und du, Dennis wirst uns hoffentlich auch keine machen?!“ „Nein, warum?“ Der Chef setzte einen großen Schritt in Richtung Schreibtischkante und holte für seine Verhältnisse tief Luft. Er blähte sich auf, woraufhin er mit zweifacher Geschwindigkeit seinen Vortrag begann:

„Wir sind hier unglücklicherweise gelandet, nachdem wir durch einen Aufprall mit einem uns nicht bekanntem Objekt vom Kurs abkamen und als Folge dessen nur die Wahl hatten auf der Venus zu landen oder auf den Planeten Erde. Wir zogen den Planeten Erde vor, weil wir überzeugt waren, daß dies hier der geeigneteste Reparaturplatz wäre, aufgrund wir wieder unser Siamitizitzemton in Ordnung bringen würden.“

Der Chef holte ein zweites Mal tief Luft.

„Wir wählten dann die Objektnummer 13, in der Linie 5 und den darin befindlichen viermal vier Raum mit entsprechenden Versorgungseinheiten aus. Dieser erwies sich als nicht akzeptabel für unsere Bedürfnisse, was wir aber vorher nicht ahnen konnten. Als wir die Entscheidung überdachten, entschlossen wir uns im nahegelegenen drei mal vier Raum der Objektnummer 14 in der Linie 5 uns einzuquartieren. Wir schätzen, daß die Arbeiten nicht mehr als 1814400 Flops dauern. Würde die Zeit überschritten werden, könnte ich Ärger mit den Oberbefehlshaber der Drommetantas bekommen.“

„Und wie heißt der?“ „Ich bin nicht befugt dir das zu sagen.“ Ein Drommetanta verzog seinen breitköpfigen Schädelansatz und bemerkte: „Er hat bloß Angst in die „Höhle der Verlorenen“ gesteckt zu werden.“ Man muß dazu wissen, daß die Höhle der Verlorenen für all jene gedacht war, die in irgendeiner Weise die Gesellschaft der Drommetantas gefährdeten. Man steckte die Verurteilten zusammengekettet als Paar in die Höhle. Die Höhle war als unterirdisches Labyrinth angelegt. Nur ein Weg führte nach draußen und alle anderen beherbergten Fallen und unbeschreibliche Monster. Wenn ein Paar den Weg ins Freie dennoch fand, mußten sie sich entscheiden. Entweder wurde ihnen ein Körperteil abgetrennt, oder einer von ihnen wurde per Zufallsgenerator zum Tode verurteilt, während dem anderen das Leben geschenkt wurde. Wurden sie sich nach 30 Sekunden nicht einig, mußten sie das Labyrinth von neuem beginnen. Wer es schaffte zu „gewinnen“ galt als neuer Drommetanta in der Gesellschaft und besaß wieder seine Rechte. „Ich habe keine Angst. Dreh dich um und arbeite weiter.“

Das Interesse und die Aufmerksamkeit war vollends in Dennis’ Gesicht zu erkennen. Er wußte aber, daß er sich beeilen mußte, um noch rechtzeitig zur Schule zu kommen.

„Entschuldigung, wenn ich störe?“ „Ja?“ „Ich muß leider weg.“ Dennis überlegte sich genau was er zu sagen hatte: „Wenn jemand außer ich, das Zimmer betritt, müßt ihr euch verstecken. Ich komme so in sechs, sieben Stunden wieder.“ Der Chef schien noch etwas verwirrt von der Aussage seines Kollegen. „Oh ja, gut, machen wir.“

Dennis nahm seine Beine unter die Arme und schnellte zur Schule. „Oh Mann..., Chef, da haben sie sich aber was eingeborgt.“ „Ich versteh nich?“ „Ist ihnen nicht aufgefallen, daß das Zeitfenster schon überschritten ist?“

„Das macht nichts, wenn wir dem Oberbefehlshaber erzählen, wie es sich zugetragen hat.“ In der Zeit, als sich die 6 Drommetantas um den Gameboy kümmerten, flitzte der eine los, um dann mit einem dicken Buch wiederzukommen. „Ich zitiere: Artikel 4, Absatz 2; Ein Siamitizitzemton hat sich immer, im dazu bestimmten Zeitfenster, welches mit 3600 Flops zu beziffern ist, zu melden. Tut es dies nicht, ist das die unwiderrufliche Verbannung der Gesellschaft der Drommetantas und wird, falls derjenige Kommandant eines Siamitizitzemton ausfindig gemacht werden kann, mit einer der Todesstrafen belegt. Zitat ende.“ Der Chef schien etwas verdutzt über diese pikante Neuigkeit. “Laßt uns erst mal das Siamitizitzemton auf Vordermann bringen, dann sehen wir mal weiter.“ Die Zeit verging. Jeder Drommetanta gab sein Bestes um endlich das Schiff wieder in Ordnung zu bekommen. Der Zeitpunkt schien perfekt, denn als Dennis von der Schule wiederkam, fand er nur noch seinen Gameboy vor. Der Lampenschirm rotierte kräftig, was die Vögel veranlaßte in regelmäßigen Abständen gegen das Fenster zu knallen. Das Summen machte sie richtig verrückt. Dennis hielt seinen Finger an den Lampenschirm um Aufmerksamkeit zu erregen.

„Hey, ich bin wieder da“, flüsterte er. Die Bewegungen des Lampenschirms wurden stetig langsamer, bis das Siamitizitzemton anhielt. Der Chef stolzierte heraus. „Wie glaubten schon, du kommst nicht mehr.“ „Ich wurde aufgehalten.“ „Ach so.“ Der Chef begann abermals mit einem Vortrag, was man ihm immer ansah. „Also, ich und meine Mannschaft wollten dir danken, daß du...“ Seine Rede wurde unterbrochen durch einen Schrei. Ein Drommetanta, welcher auch den Chef auf den besagten Artikel hinwies, kam herangelaufen. Der kleine dünn-bräunliche Körper war voller Ekstase. Keuchend er- reichte er den Chef und hatte abermals das dicke Buch dabei.

„Chef, ich hab hier noch was gefunden.“ „Und was?“ fragte der Chef. Der Drommetanta blätterte in dem Buch und schlug eine Seite auf. „Wird der Kontakt zum Oberbefehlshaber auch nach einem doppelten Zeitfenster nicht hergestellt, ist die Gesellschaft dazu gezwungen sich und ihre Bewohner zu schützen.“ „Was meinen die mit schützen. Wir sind sowieso schon verbannt.“ „Warten sie es ab Chef. Als Anmerkung hab ich was gefunden. In jedem Siamitizitzemton wird von der „Zentrale“ ein Abspannkoordinierungsgerät eingebaut. Dieses Gerät veranlaßt das Siamitizitzemton sich nach Artikel 5 außer Kraft zu setzen.“ In jenem Augenblick mischte sich Dennis ein, nicht um seinen Interesse freien Lauf zu lassen, sondern die Drommetantas auf etwas hin zu weisen. „Bedeutet das nicht...“ Der Chef griff sich das Buch und schlug es widerwillig zu. „Jetzt nich Dennis. Wir haben wichtigere Probleme zu lösen, als mit dir zu plaudern. Wo ist dieses Gerät eingebaut? Wir müssen es finden. Sonst...“ „Werdet ihr zerstört“, setzte Dennis fort. „kommen wir nich rechtzeitig zurück wollte ich sagen. Aber das würde ja heißen, wir würden...“ „zerstört“, vervollständigte Dennis abermals. „Ja“, erwiderte der Chef. Er geriet in Panik, behielt dennoch eine gewisse Ruhe. In seiner Ruhe schmiß er das Buch in den Laderaum und brüllte seinen Kollegen an. „Du!“ Der Drommetanta noch immer etwas erschreckt: „Was ich?“

„Ja du! Versammele die ganze Mannschaft um dieses Gerät zu finden. Schnell, schnell!“ Alle Drommetantas säuselten um das Siamitizitzemton herum; durchsuchten jeden Winkel, aber der Erfolg blieb aus. Plötzlich begann ein lautes Piepen; so ein Piepen das eine Bombe ausmachte, welche in geraumer Zeit explodieren sollte. Dennis zeigte auf den Laderaum. Seine Bewegung bemerkte der Chef und reagierte daraufhin, vollends entschlossen sich und seine Mannschaft zu retten. Trotzdem fand er nichts. Die Intervalle beim Piepen verkürzten sich hörend.

„Evakuierung“, brüllte jemand. Der Chef rief: „So’n Quatsch. Wir müssen nur hier raus. Verlaßt das Schiff!“ In Panik versetzt liefen alle Drommetantas aus dem Schiff. Es waren bestimmt ein paar hundert, die da auf den Schreibtisch von Dennis Platz fanden. Das beeindruckte Dennis wiederum kaum. Statt dessen holte er eine Pinzette und schob sie langsam in den Laderaum. Die beiden spitzen Enden griffen zu. In der Pinzette hing das Buch. Die versammelte Mannschaft hielt mit ihren Händen die Ohren zu, während das Piepen unaufhörlich dem Ende geneigt war. Der Chef jammerte: „Stell es ab, stell es ab.“ Wie vorausgesagt verstummte das Piepen. Aus Sicherheitsgründen hielt Dennis die Pinzette so weit wie möglich von seinem Gesicht weg. Es nützte ihm nichts. Zuerst versank der Raum in grellem Licht. Die Luft wurde aufgezogen, so daß die Druckwelle keine Schwierigkeiten hatte sich auszudehnen. Die Häuser in der Nachbarschaft zerbrachen wie Kartenhäuser und für einen kurzen Moment hielt sogar die Sonne den Atem an. Die Aufräumarbeiten dauerten noch Tage an, bis das idyllische Bild wieder hergestellt werden konnte.

Das wäre ein gutes Ende“, dachte Phillip. Er holte sich ein Glas Wasser um seinen Schreibdurst zu lindern. Im Wiederkommen blieb er stehen. „Das kann nicht sein!“ Man horchte hinein. Ein Summen, leises Flüstern und tapsige Schritte, wie von Mäusen...“



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