Der dunkle Gang wird nur von ein paar spärlichen Fackeln beleuchtet. Die Wände wurden mit grauen Backsteinen gebaut und mit schwarzem Mörtel zusammen geklebt. An den einen Ende des Ganges ist eine metallene graue Tür, mit zwei silbern schimmernden, großen Metallringen, eingebaut und an dem anderen Ende nur eine normale Eichentür mit grauer Metallklinke.
Die Eichentür wurde geöffnet und zwei Männer, der eine klein und dünn mit platinfarbenen, Schulterlangen Haar, und der andere etwas größer und kräftiger mit schwarzen, kürzerem Haar, betraten den Gang. Der große Mann ging in gleichmäßigen Schritten in Richtung Holztür, wogegen der kleinere nervös hinter ihm her tänzelte. Genervt drehte sich der größere Mann um. "Diabo, kannst du nicht einmal Ganz normal, ohne so zu trampeln, mir folgen?" Dabei verzog er seine Miene so sehr, dass Diabo, der kleinere von beiden, einen Meter zurück wich. Dann fasste er sich wieder und ging ein paar Schritte auf den Größeren zu: "Ich habe nun mal Angst um mein Leben! Du kennst wohl nicht den Hauptmann was? Der köpft doch jeden, der ihm schlechte Nachrichten bringt!" "Ach, so schlimm wird er schon nicht sein." Erwiderte der Große. "Du hast zu viele Bücher von Skafle dem Einarmigen gelesen!" Diabo funkelte den Größeren zornig an: "Im Gegensatz zu dir, Loyd, kann ich wenigstens lesen!"
"Jetzt übertreibe mal nicht, Diabo," fiel Loyd ihm ins Wort. "Wegen wem sind wir denn überhaupt unseren Job losgeworden? Wer wollte den vorgestern Abend in die Kneipe? "Du hast doch zugestimmt!" Erwiderte Diabo. "Aber du musstest doch, am nächsten Morgen bei dem Wachdienst auf dem Turm, einschlafen, obwohl ich dich gebeten habe wach zu bleiben, damit ich in Ruhe ausschlafen konnte." "Du wusstest genau, dass ich auch müde war!" sagte Diabo erzürnt zu Loyd. "Ach, dass spielt doch jetzt keine Rolle mehr!" antwortete Loyd, der Diabo den Rücken drehte und zur Holztür ging. Diabo verdrängte den Gedanke Loyd zu erwürgen und sagte dafür zu ihm: "Wenn Blicke töten könnten, wärst du schon lange tot!"
Loyd klopfte gegen die Holztür. Aus dem Raum drang eine raue, tiefe Stimme die fragte: "Passwort?" Loyd antwortete: "Eidechsensalat." "Tretet ein!" antwortet die Stimme im Raum.
Loyd öffnete die Tür und ging, mit Diabo im Schlepptau, auf zwei Männer in silberner Rüstung zu. Der dickere von den beiden Männern hat graue kurze Haare und Schnurrbart. , Der Dünnere hat blondes, langes Haar, dass er sich im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden hat. Die beiden Männer standen vor einem Tisch, auf dem ein Model der Stadt steht.
"Wie sieht die Lage aus?" fragte der dickere Mann. Loyd und Diabo verbeugten sich vor dem Mann. "Eure Majestät, es sieht überhaupt nicht gut für uns aus!" berichtet Diabo dem grauhaarigen Mann, der der König ist. Der blonde Mann fauchte Diabo an: "Mehr hast du uns nicht zu sagen?" "Admiral Vincent! Ich stelle hier die Fragen!" fuhr ihn der König böse an.
Dann wandte er sich wieder Diabo zu, der verängstigt und zitternd vor dem König und dem Admiral steht. "Welche Gruppen existieren noch?" fragte der König Diabo. Er blickte zu Loyd hinüber und antwortete: "Die Gruppen fünf, sieben, zehn, elf, sechzehn und einundzwanzig existieren noch, Majestät." "Wie weit sind die Feinde schon vorgedrungen?" fragte der König dieses mal Loyd. "Das Haupttor wurde niedergerannt und viele vom Volk sind gefallen. Der Rest der übriggeblieben ist, hat sich auf und hinter den Mauern des letzten Tores zurückgezogen."
"Das Königreich wird fallen!" Eine schlanke Frau mit braunen langen Haaren, die sie hochgesteckt hat, trat in den Raum. "Prinzessin, ihr dürftet nicht hier sein!" sagte Admiral Vincent. "Ihr habt mir nichts vorzuschreiben, Admiral Vincent!" erwiderte die Prinzessin. "Meine Tochter was führt dich hier her?" fragte der König. Die Prinzessin lächelte ihren Vater an und antwortete: "Ich war nur neugierig, wie es um uns steht."
"Wieso sagtet ihr, dass das Reich fallen wird, eure Hoheit?" fragte Diabo zaghaft.
"Ihr braucht nur hinaus zu schauen, dann seht ihr, dass das Heer der Feinde das zehnfache von unseren Heer beträgt. Die Feinde sind so voller Hass, dass sie jeden Mensch dieses Landes vernichten werden!" antwortet die Prinzessin und lächelt Diabo an.
"Gibt es denn keine Hoffnung für uns?" fragte Loyd. "So wie die Dinge stehen, nein!" antwortet Admiral Vincent.
Das Gesicht des Königs bekam mehr Falten als es ohnehin schon hatte. "Vater was hast du?" fragte die Prinzessin besorgt.
"Das Ende des Königreichs steht bevor, meine Tochter." Sagte der König und strich seiner Tochter über das braune Haar. "Du musst fliehen, damit du irgendwann zurückkehren kannst, um meinen Platz einnehmen zu können. Sag jetzt nichts mehr! Schweige und trauere um das verlorene Reich!" Der König drückte seine Tochter fest an sich. Die Prinzessin konnte ihre Tränen nicht mehr zurück halten.
Eine ganze Weile standen Vater und Tochter da, und klammerten sich an einander, als ob sie sich niemals trennen wollten. Dann lösten sie sich von einander und die Prinzessin wischte sich mit dem Ärmel ihres Kleides die Tränen weg.
Der König ging zu Loyd und Diabo hinüber. Er zog sein Schwert und tippte jeden von den beiden damit auf die Schultern und sagte: "Hiermit schlage ich euch zu Ritter. Ihr werdet die Prinzessin mit euren eigenen Leben beschützen." Diabo und Loyd verbeugten sich tief vor dem König. "Nun geht! Die Pferde sind in dem Tunnel, der hinaus aus der Burg führt."
Der Admiral legte seinen schwarzen Mantel um die Prinzessin und sagte: "Ihr hättet meine Frau sein können, Prinzessin. Doch mein Ende ist nah, und ihr seid davon noch weit entfernt. Viel Glück auf eurer Reise!"
Die Prinzessin drückte ihren Vater noch einmal und dann ging die Reise los.
Loyd, Diabo und die Prinzessin verließen den Raum und eilten hinunter zu den Höhlen, wo die Pferde bereits warteten. Keiner sprach auch nur ein Wort auf dem Weg hinunter.
Es ist eine tiefschwarze Nacht, doch das Feuer, das von der Burg aufsteigt, erhellt das Land. Die Wolken, hinter dem der Vollmond versteckt ist, sind in blutrot getaucht. Das Haupttor brach in sich zusammen, sodass die Feinde, die vor dem Eingang versammelt sind, zahlreicher hineinströmen können, um die restlichen Menschen zu töten, die sich zum letzten Kampf vorbereiten. Geschreie stören die nächtliche Ruhe.
Drei schattenhafte Reiter entfernten sich schnell von der Burg. Ein paar Krieger des Feindes bemerkten es und begannen sie zu verfolgen.
Einer der Reiter bemerkte es und rief zu den anderen: "Wir werden verfolgt! Es sind ungefähr fünf Oger." Darauf ein anderer Reiter: "Reitet einfach weiter! Sie werden bald die Verfolgung aufgeben, denn sie sind keine guten Läufer!"
Oger sind kräftige, braune, haarige Wesen, mit einem enormen Umfang und kurzen Beinen.
Sie haben eine riesigdicke Nase und Fangzähne, außerdem riechen sie auch nicht gerade angenehm.
Aber der eine Reiter, der Loyd ist, hatte recht gehabt. Nach nur kurzer Zeit entstand ein riesiger Abstand zwischen den Oger und den drei Reitern. Dann drehten die Oger um und liefen zurück zur Burg.
Eine ganze Zeit noch ritten die drei Reiter im gleichen Tempo weiter, bis sie zu einem Wald kamen. Dort ließen sie die Pferde in Schritt gehen.
"Seid ihr in Ordnung?" fragte Loyd, der an erster Stelle ritt, die anderen beiden.
"Gar nichts ist in Ordnung!" meldete sich Diabo, der an letzter Stelle ritt. "Zuerst wurde ich vom Admiral beinahe geköpft und dann zum Ritter ernannt, um die Prinzessin zu beschützen! Ich habe schon immer von so einer Story geträumt, doch nie geglaubt, dass sie in Erfüllung geht!"
"Ich habe das auch noch nicht ganz verarbeitet, Diabo, trotzdem beschwere ich mich nicht!" erwiderte Loyd. "Hört auf euch zu streiten!" schritt die Prinzessin ein. "Mir geht es genauso wie euch. Wir teilen jetzt alle das selbe Schicksal, also müssen wir zusammen halten!"
"In Ordnung, wenn ihr es sagt, Prinzessin!" murmelte Diabo und tätschelt sein graues Pferd. "Wie heißt ihr überhaupt?" fragte die Prinzessin. "Ich heiße Loyd," antwortete Loyd "Und der da hinten heißt Diabo." Diabo funkelte Loyd böse an.
"Nennt mich Lilith!" sagte die Prinzessin. "Es ist nämlich nicht sehr hilfreich zu sagen, dass ich die Prinzessin vom gefallenen Königreich Kabli bin. Dadurch verraten wir uns und werden gejagt, bis die Feinde uns getötet haben!" "Prinzessin. . ähm. . Lilith, nur zur Information: auch wenn wir nur normale Turmwachen waren, so blöd sind wir nun mal auch nicht!" erwiderte Loyd. "Danke, Loyd, ich werde es mir merken," sagte Lilith und lächelte ihn an.
Nach zwei Stunden Ritt fragte Lilith: "Könnten wir keine Pause machen?" "Noch nicht Lilith," antwortete Diabo, der sein Pferd neben das der Prinzessin gelenkt hat. "Wir sind noch im Reich eures Vaters, und die Feinde können überall sein. Wir müssen erst viele Füße vom Königreich entfernt sein, bis wir Rasten können. Doch auch dort können wir nicht lange an einer Ecke bleiben." "Weiß denn einer von euch, wo wir gerade hinreiten und wo wir rauskommen?" fragte Lilith. Loyd drehte sich um und antwortete: "Ich kenne diesen Wald und ich weiß auch wo er endet!" "Wie heißt denn der Wald?" "Das ist der Nebelwald," antwortet Loyd. "Warum heißt der Wald denn so?" fragt die Prinzessin weiter. "Tagsüber ist der Wald hell doch ziemlich nebelig. Nachts verschwindet der Nebel. So mancher hat sich hier schon verlaufen. Ich hingegen kenne den Weg durch den Wald!" Lilith runzelt die Stirn und fragt: "Und wann werden wir am Ende des Waldes sein?" "Wenn wir gut sind in fünf Tagen!"
Nach sechs Tagen haben sie immer noch nicht das Ende des Waldes erreicht. "Du sagtest, dass wir in fünf Tagen hier draußen sind!" beschwert sich Lilith bei Loyd. Loyd schaut sich gründlich um und antwortet: "Es tut mir leid das sagen zu müssen, aber wir müssen umkehren, denn wir sind den verkehrten Weg eingebogen!"
Die Nachricht vom Fall des Königreichs Kabli ist schon nach wenigen Tagen zu dem Nachbarreich Zabil gelangt. Die Bevölkerung ist entsetzt, doch können sie nicht helfen. Die nächste wichtige Begebenheit findet an der Grenze von den Reichen Zabil und Kabli auf einem Gestüt statt.
An diesen Tag wird etwas geschehen, denn es liegt etwas in der Luft, denkt Cyra. Sie war gerade auf dem Weg zu den Ställen, um ihren Bruder und Vater bei den Pferden zu helfen. Doch an diesem Morgen wird sie nicht dazu kommen in den Stall zu gehen.
Es wehte eine frische Brise vom Meer, der durch Cyras langes, blondes Haar wehte.
Ein großer, schwarzer Hund, der Cyra bis zur hüfte geht, kam auf sie zugelaufen. "Guten Morgen Fidus!" begrüßte Cyra ihn. Plötzlich fing Fidus an zu bellen, und lief in Richtung Wald. "Was ist Fidus? Wo willst du hin?" rief Cyra ihm nach. Als Fidus nicht auf sie reagierte, lief sie ihm nach.
Fidus lief weit in den Wald hinein, gefolgt von Cyra. "Fidus bleib jetzt stehen!" rief sie ihm noch einmal zu. Er blieb erst stehen, nachdem sie die Lichtung erreicht hatten.
"Na endlich! Lass uns jetzt zurück gehen!" sagte Cyra zu Fidus und zog ihn sachte am Halsband. Doch er blieb stehen.
Plötzlich ertönten raschelnde Geräusche und trampelnde Schritte aus dem Wald. Dann trampelte etwas großes schwarzes den einen Busch, der an der Lichtung steht, nieder, und blieb vor Cyra und Fidus stehen.
Erst nachdem Cyra die ersten Schreckenssekunden überstanden hatte, erkannte sie, dass ein großes, schwarzes Pferd vor ihr zum stehen gekommen war. Cyra griff automatisch nach den Zügeln die herunterhingen. Dann erst erkannte sie, dass auf dem Pferd eine leblose Gestalt in silberner Rüstung "sitzt". An der Seite der Rüstung drang Blut hervor. Cyra griff nach dem Handgelenk, und fühlte einen schwachen Puls. Die Person lebt also noch!
Cyra führte das Pferd von der Lichtung und raus aus dem Wald und zurück zum Gestüt.
Fidus ist schon vor gelaufen, um auf dem Hof so laut zu bellen, sodass alle auf dem Hof kommen.
Das hatte sogar geklappt, denn als Cyra den Hof betrat, kamen ihr Vater und ihr Bruder angelaufen.
"Was ist passiert?" fragte Cyras Vater sie. "Keine Ahnung," antwortete Cyra. "Das Pferd kam uns im Wald entgegen gelaufen."
Ein paar Arbeiter kamen herbei geeilt, und der Vater befahl ihnen den verletzten Mann ins Haus zu bringen und ihn in einem Bett zu legen. Im Haus wurde dem Mann seine Rüstung abgenommen und Cyras Mutter schickte alle weg bis auf Cyra, die ihr helfen soll.
Der blonde Ritter hat eine sehr tiefe Stichwunde, die Cyras Mutter, ihr Name ist Aina, säuberte und nähte.
Tagelang lag der Ritter mit dem Pferdeschwanz mit hohem Fieber und Fieberträume im Bett.
Doch mit der Zeit verbesserte sich sein Zustand.
Eine Woche und sechs Tage sind schon vergangen, nachdem Loyd, Diabo und Prinzessin Lilith die Burg vom Königreich Kabli verlassen hatten. Die ganze Zeit über haben sie von den Essensvorräten die in den Satteltaschen waren gelebt. Doch diese neigen sich langsam dem Ende zu. Die kleine Gruppe hat bis jetzt auch noch keine Pausen gehabt, sondern nur auf den Pferden geschlafen. Sie alle sind es nicht gewohnt so lange auf dem Rücken der Pferde zu sein. Das einzigste was sie sich jetzt nur noch wünschen, das ist ein warmes Essen und ein Bett zum schlafen. Auf diese Dinge müssen sie auch nicht mehr all zu lange warten, denn . . .
"Seht dort!" rief Diabo und zeigte auf die Bäume vor sich. "Da vorn endet der Wald! Wir sind gleich draußen!" Er spornte Silvergrey, aus lauter Langeweile hat er seinem grauen Reittier einen Namen gegeben, an. Loyd und Lilith folgten Diabo im Galopp, und stellten fest, dass Diabo die Wahrheit gesagt hatte. Sie kamen auf einem Grasland, wo ein Fluss seine kurven zog. Diabo lenkte Silvergrey zu dem Fluss, wo er dann absprang um etwas von dem sauberen Wasser zu trinken. Lilith und Loyd folgten Diabos Beispiel.
Doch die Rast ward nur kurz, denn Loyd entdeckte Lichter ganz in der Nähe.
" . . . und wenn es Feinde sind?" fragte Lilith vorsichtig. "Das wissen wir erst, wenn wir uns vergewissert haben!" antwortete Loyd selbstsicher.
So kam es dann, dass sie sich wieder auf die Rücken von Silvergrey, Bandit und Hisora, Bandit ist Loyds Pferd und Hisora Liliths, schwangen und in die Richtung ritten, wo Loyd die Lichter sah.
Eine frische Briese kam vom Norden.
Die drei Reiter stellten fest, dass es ein großes Gestüt ist. "Wollen wir hinunter reiten?" fragte Loyd die anderen beiden in flüsterndem Ton. "Wenn es Feinde wären, dann hätten sie uns schon lange entdeckt! Ich bin dafür, dass wir runterreiten," antwortet Lilith ebenfalls flüsternd. "Ich auch!" rief Diabo laut. Loyd und Lilith warfen ihm böse Blicke zu. "Abgemacht! Dann mal los!" entschied Loyd und trabte los.
Kurz bevor sie den Hof betraten, kam ein großer schwarzer Hund auf sie zugelaufen und bellte sie laut an. Eine Tür öffnete sich und ein Mann, mit einer Laterne in der Hand, kam heraus und ging auf uns zu. "Wer seid ihr und was wollt ihr hier?" fragte der Mann, dessen Gesicht mit Falten gezeichnet ist. "Wir sind reisende, und suchen eine Unterkunft zum schlafen," antwortete Lilith. Der Mann musterte uns und sagte: "Einfache Reisende? So, so! Aus welchem Königreich seid ihr denn?" Lilith schaute fragend zu Loyd und Diabo herüber. "Aus dem gefallenen Königreich Kabli sind wir, mein Herr!" antwortet Diabo. Der Mann musterte uns noch einmal gründlich und sagte dann: "So, so! Ich habe noch ein paar Betten frei. Ihr seid herzlich willkommen hier!"
Der Mann pfiff einmal kurz, dann kam schon ein jüngerer Mann angetrottet. "Um die Pferde kümmert sich mein Stallbursche! Kommt mit," sagte der Mann und machte eine Handbewegung. Die drei erschöpften Reiter folgten dem Mann ins Haupthaus und dann in die Küche, wo über dem Feuer ein Kessel mit gutriechenden Inhalt hängt. Am Küchentisch saßen bereits vier Personen mit einem Becher Tee in der Hand. Eine der Personen kommt den die Reitern besonders bekannt vor. Diabo blieb der Atem stehen und flüsterte leise aber hörbar: "Admiral Vincent!"
Lilith ging auf Admiral Vincent zu, packt ihm beim Kragen und zerrte ihn vom Stuhl hoch. "Wo ist mein Vater! ?" schrie sie Admiral Vincent an. "Wieso bist du hier und er nicht?"
Er griff nach Liliths Handgelenken und löste sie sanft von seinem Kragen. "Viele Menschen sind gefallen. Die Feinde waren zu zahlreich! Ich habe versucht deinen Vater zu schützen, doch es war vergebens. Einer der Feinde tötete deinen Vater auf grausame weise." Liliths Augen wurde wässrig und Sekunden später rollten dann die Tränen wie ein Wasserfall. Admiral Vincent zog sie an sich und legte seine muskulösen Arme um ihren zierlichen Körper um sie zu trösten.
Nach einer kurzen Redepause fragte Loyd den Admiral: "Wie konntest du von der Burg fliehen?" "Ich kämpfte auf dem Rücken meines treuen Rosses. Ein Feind stieß mir sein Schwert in die Seite. Ich zog es zwar wieder raus, doch kurze Zeit später wurde ich ohnmächtig. Das einzige was ich noch weiß, dass mein Pferd losgaloppierte, als ob es von Hornissen gestochen wurde. Wie man mir später erzählt hatte, lief mein Pferd geradewegs zu diesem Gestüt hin. Erst nach vielen Tagen erwachte ich aus dem Fieber. Und jetzt bin ich hier!" antwortete der Admiral.
Lilith riss sich von ihm los und Diabo reichte ihr ein Taschentuch, dass sie dankend annahm. Dann wandte sich Admiral Vincent zu und fragte ihn: "Was ist mit der Burg?" Er schaute sie ernst an und antwortet: "Die Feinde haben den größten Teil der Gebäude in der Burg abgebrannt. In der Burg werden sie es sich wahrscheinlich häuslich machen und dort leben." "Kann man sie nicht zurückerobern?" fragte Loyd vorsichtig. Admiral Vincent begann laut zu lachen. "Mit welchen Kriegern denn?" fragte er dann. "Es sind Tausende von Feinden und ihr drei wollt sie alle töten?"
"Ähm . . . entschuldigt bitte!" unterbrach eine ältere Frau das Gespräch. "Aber wollt ihr euch nicht setzten? Die Reisenden haben bestimmt Hunger!"
Loyd, Diabo und Lilith bedankten sich für die Gastfreundlichkeit und nahmen an dem großen, viereckigen Tisch platzt. Am Tisch saßen bereits ein junges, blondes Mädchen, ein jüngerer Mann und der alte Mann, der die drei Reiter empfangen hatte.
Die ältere Dame stellte jeden einen Teller mit Suppe hin, weil noch keiner der anderen etwas gegessen hatte.
Nach dem Essen fragte Diabo: "Herr Admiral, kann ich sie etwas fragen?" "Nennt mich Vincent, denn der Titel "Admiral" ist mit dem Königreich untergegangen. Ihr könnt mich etwas fragen, edler Ritter, denn euren Titel werdet ihr alle Zeiten tragen!" erwidert Vincent und lächelt ihm zu. Diabo grinst zurück. "Warum seid ihr Admiral, obwohl ihr doch so jung seid?" fragt Diabo. "Warum seid ihr denn eine Turmwache?" fragte Vincent Diabo. Er antwortete: "Weil ich den Platz meines Vaters übernommen habe!" Vincent grinste und sagte: "Auf die gleiche weise bin ich zum Admiral geworden!"
"Ihr möchtet jetzt sicher schlafen gehen!" sagte die ältere Dame zu ihren Gästen. "Cyra wird euch eure Zimmer zeigen." Das blonde Mädchen stand auf und sagte: "Folgt mir bitte!"
Cyra ging, gefolgt von Lilith, Loyd und Diabo, eine Treppe hoch und blieb am ersten, rechten Zimmer stehen. "Hier werdet ihr schlafen, Miss." Sagte Cyra und öffnete die Tür. Gerade aus an der Wand, steht ein Himmelbett aus hellen Holz. Die Bettdecke und das Kopfkissen sind dunkelblau, und die Vorhänge hellblau. An den anderen Wänden steht noch eine dunkelbraune Kommode und Schrank.
Lilith wünschte allen eine gute Nacht und verschwand dann im Zimmer. Cyra führte Diabo und Loyd zwei Türen weiter. "Und hier werdet ihr schlafen, meine Herren!" sagte Cyra. "Ich wünsche euch noch eine Gute Nacht!" fügte sie hinzu und ging wieder runter in die Küche. Diabo öffnete die Zimmertür. An der rechten Wand stehen zwei normale Betten mit ebenfalls dunkelblauer Decke und Kopfkissen. An der linken Wand steht nur ein primitiver hellbrauner Kleiderschrank.
"Hier kann man Leben!" sagte Diabo der sich auf das eine Bett gelegt hat. Kurze Zeit später fielen ihm die Augen zu.
Schon viele Tage wohnen Lilith, Loyd und Diabo schon auf dem Gestüt der Familie Isuldo. Diabo verlor seine Angst vor Vincent, und die beiden wurden richtig gute Freunde. Sie spielten auch oft Karten, wo Diabo fast immer gewinnt und worüber Vincent oft sehr wütend wird. Loyd und Lilith hingegen halfen jeden Morgen bei der Stallarbeit. Ab und zu Stand auch Schwerttraining auf dem Plan, wo sich Cyra, Loyd, Lilith und sogar Diabo und Vincent beteiligten. Besser gesagt: Alle waren froh, ein wenig Ruhe und Abstand von ihrer Vergangenheit zu bekommen. Doch das blieb nicht lange so . . .
Es ist Nacht, der Vollmond erhellt die Wiesen. Ein frischer Wind kam vom Osten her.
Loyd hatte sich auf einem Zaun gesetzt um nachzudenken. Seine schwarzen, strubbeligen Haare sahen im Mondschein aus als wären sie grau.
Cyra setzte sich rechts neben Loyd auf dem Zaun. Cyras hellblondes, offenes Haar wehte in ihr Gesicht. "Worüber denkst du nach, Loyd?" fragte sie ihn leise. Er drehte sich zu ihr um und schaut in Cyras schmales Gesicht. "Über das was wird und was war," antwortete Loyd. "Willst du fort um Unterstützung zu holen?" fragte Cyra und guckt in Loyds blaue Augen. Loyd wandte sein Kopf in die andere Richtung und antwortet: "Von wen sollten wir denn Hilfe bekommen? All die anderen Königreiche wollen sich nicht einmischen, weil sie angst haben den Zorn des Feindes auf sich zu richten!"
"Es gibt auch noch eine andere Möglichkeit," sagte Diabo der gerade vom Haupthaus kam. Er lehnte sich auf dem Zaun, links neben Loyd.
Loyd und Cyra guckten Diabo fragend an. "Es gibt noch den Wald der Verbannten!" erklärt Diabo. "Ich habe davon noch nie etwas gehört! Was ist das für ein Wald?" fragte Cyra. Diabos Miene wurde ernst. "Vor mehreren Generationen lebten Menschen, Drachen, Oger, Elfen und die anderen Wesen friedlich zusammen. Doch eines Tages hatten die Menschen und die Oger einen Konflikt. Die Menschen baten die anderen Wesen um Hilfe, doch diese wollten keinen Krieg, denn sie liebten den Frieden. Auch die Oger baten die Trolle um Hilfe, doch auch sie wollten keinen Krieg. Die Menschen und die Oger waren so wütend, dass sie sich einigten und die anderen Wesen in einen riesigen Wald jagten. Auch sagten sie zu den wesen: "Wenn einer den Wald verlässt, dann wird er sofort getötet!" Die anderen Wesen wollten nicht sterben, deshalb verkrochen sie sich alle und lernten im Wald zu überleben. Nachdem die Menschen und die Oger zurückkehrten, begann der Konflikt von neuen, doch ein Krieg entstand nicht. Bis vor kurzem." Cyra die gespannt gelauscht hatte sagte: "Doch wenn die anderen Wesen den Wald nicht verlassen dürfen, wie wollt ihr sie dann überreden euch zu Helfen das Königreich Kabli zurück zu erobern?" Diabo runzelte die Stirn und antwortete: "Das wird auch nicht einfach sein, kleine Cyra. Doch die Geschichte ist noch nicht zu Ende! Vor zwei Generationen gab es so ein ähnliches Problem, wie wir es heute haben, schon mal. Ein paar Ritter machten sich aus dem gleichen Grund auf dem Weg, um Unterstützung von den anderen Wesen zu bekommen. Man erzählt auch, dass sie zwar die Wesen gefunden aber doch keine Hilfe erlangt haben. Dafür erzählten die Ritter von dem Gebiet wo sie leben. Sie lebten nicht nur in dem Wald! Hinter dem Wald waren Berge, Wiesen und Flüsse, doch waren sie nicht von Menschen bewohnt. Jedes Wesen konnte in seiner natürlichen Umgebung leben, so wie es vorher gelebt hatten." "Denkst du, dass wir versuchen können, ein paar von den anderen Wesen zu überreden uns zu helfen?" fragte Loyd nachdenklich. "Weißt du Loyd, dass werden wir erst sehen, wenn wir es versucht haben!" antwortet Diabo. "Ihr wollt es also versuchen?" fragte Cyra Diabo und Loyd.
"Wieso sollte man es nicht versuchen?" fragte eine Stimme hinter Diabo, Loyd und Cyra sie. Auf dem Boden sitzen Lilith und Vincent, die sich leise dazugesellt hatten.
"Man habt ihr mich erschreckt!" fauchte Cyra die beiden an. "Wann wollen wir fünf denn aufbrechen?" fragte Lilith um Cyra zu beruhigen. "Sagtest du eben "fünf?" Aber ihr seid doch nur vier!" stellte Cyra fest. Lilith lächelt sie an und fragt: "Willst du denn nicht mitkommen?"
Cyra sprang vom Zaun und fiel Lilith um den Hals. "Ich danke dir, Lilith!" flüsterte sie.
Es ist früh am Morgen und die Sonne geht gerade erst auf. Die Wiesen sind in blutroten Farben getaucht. Der Wind fegt über das Gras hinweg. Fünf Reiter preschen über die Ebene hinweg. Wenn man von weitem guckt, dann sieht es so aus, als ob sie fliegen würden. Kein kleines Problem kann die fünf Reiter aufhalten, doch was ist mit einem Größeren?
"Weiß eigentlich jemand, wo der Wald der Verbannten ist?" fragt Vincent die anderen vier Reiter. Diese hielten abrupt an, und schauten ich fragend an. "Na ganz toll!" stöhnte Loyd. "Jetzt sind wir losgeritten ohne zu wissen wo der Wald sich befindet!" "Ein Abenteuer- Suchspiel! Voll cool!" rief Cyra begeistert. Lilith warf ihr böse Blicke zu und sagte: "Das ist überhaupt nicht "cool", Cyra! Wir haben nicht die Zeit dafür!"
"Das ist wohl wahr, Prinzessin des gefallenen Königreichs!" Vor den fünf Reitern erschien plötzlich ein großer, junger Mann mit schwarzen, langen Haaren, die ihm über den Rücken und die Schultern gehen. Die Pferde erschraken und wichen zurück. Silvergrey, Diabos graues Pferd, war kurz davor auszubrechen, doch Diabo konnte ihn beruhigen.
"Wer seid ihr?" fragte Lilith den Mann in dunkelblauer Robe. "Oh, entschuldigt bitte! Mein Name ist Parzival, und ich komme aus dem Reich, dass ihr "Der Wald der Verbannten" nennt," antwortet der Mann. "Seid ihr etwa ein Zauberer?" fragt Diabo Parzival. "Oh, nein! Mit so einen Quatsch geben wir uns gar nicht erst ab! Ich bin ein Magier zweiter Klasse!" antwortet Parzival. "Aber ich bin wegen etwas anderes hier. So wie die Prinzessin bereits gesagt hat, ist die Zeit sehr knapp! Das Königreich Kabli wird nicht das letzte gefallene Reich sein! Es werden noch viele mehr fallen, wenn man nicht etwas dagegen unternimmt!" "Gegen was soll man denn etwas unternehmen?" fragt Vincent neugierig. "Ihr denkt wahrscheinlich nur, dass die Oger sich versammelt haben, um nur das eine Königreich zu zerstören. Doch hinter dieser ganzen Geschichte steckt jemand anderes, jemand der es darauf abgesehen hat, der alleinige Weltherrscher zu werden."
Parzival begann plötzlich zu flackern und an anderen Stellen durchsichtig zu werden. "Ich habe keine Zeit mehr! Man braucht mich in Telenor, das Königreich wo ich herkomme." Er holte ein dünnes, braunes Buch aus seiner Manteltasche und drückte es Diabo in die Hand. "Nur du kannst es lesen, Bruder. Es wird euch weiterhelfen können!" Parzival verschwand so, wie er gekommen ist. Diabo saß mit dem Buch in der Hand auf Silvergrey, und schaute sich verdutzt um und fragt: "Was meinte er mit "Bruder?"" "Das ist ganz bestimmt nur so eine Redewendung bei den Magiern," beruhigte Cyra ihn.
Parzival sprach die Wahrheit. Als Diabo das Buch öffnete, sah er auf den ersten beiden Seiten eine Karte von der Welt, die auch den Weg zum Wald der Verbannten zeigten. Auch die einzelnen Namen der Königreiche waren darauf geschrieben. Doch der Rest des Buches war leer. Die anderen vier Reiter schauten sich das Buch auch an, doch sie konnten die Schrift, mit der das Buch geschrieben wurde, nicht lesen. Für sie waren es unidentifizierbare Schriftzeichen. Diabo war der einzige der die Schrift lesen konnte, obwohl er sie nie gelernt, weder noch gesehen hatte.
Durch die Hilfe des Buches fanden Cyra, Vincent, Diabo, Loyd und Lilith schnell den Weg zum Wald der Verbannten. Auf dem Weg dorthin, begegnete ihnen ein paar Oger und schweineähnlich aussehende Orks. Doch durch die unendliche Kraft von Vincent, den Mut von Loyd, die Geschicklichkeit von Lilith, die Klugheit von Diabo und der Charme von Cyra besiegten jeden der sich den Kriegern in den Weg stellte. Außer ab und zu von einer Schramme oder Schnittwunde verletzte sich keiner von den fünf Reitern.
Als die Sonne noch hoch am Himmel stand, erreichten die fünf Reiter ihr Ziel.
"Das ist also der Sagenumwobene Wald! ? Ganz schön gruselig sieht er aus!" sagte Cyra und betrachtete den Wald. Der Wald besteht im größten Teil aus jungelartigen Bäumen. Der Waldboden ist übersäht mit Farn und anderen merkwürdigen Pflanzen.
"Mit den Pferden werden wir schlecht durchkommen!" stellte Loyd fest. "Willst du sie etwa hier lassen!?" fragte Diabo erschrocken. "Was willst du sonst anderes tun?" fragte Loyd ihn und tätschelte Bandits Hals. "Das kannst du nicht machen, Loyd! Ich gebe Silvergrey nicht her!" schrie Diabo Loyd an. "Das brauchst du auch gar nicht, Diabo!" beruhigte Vincent ihn. "Denn da vorne ist unsere Lösung zum Problem!" Er zeigte auf einem kleinen Weg, der in den Wald hinein führt.
Diabo grinst bis zu den Ohren vor Freude. Loyds Miene hingegen blieb hart.
Der Weg, der in den Wald hinein führt, ist sehr schmal, sodass die fünf Reiter hinter einander reiten müssen. Je weiter sie in den Wald vordringen, je dunkler wird es.
"Lasst uns hier übernachten!" entschied Lilith als sie an einer Lichtung kamen. Diabo sprang von Silvergreys Rücken und legte sich ins Gras. "Ja, lasst uns hier bleiben!" sagte Diabo und schloss die Augen. Loyd schaute sich um und sagte nach einer Weile: "Cyra, du sammelst Brennholz und . . .," "Wieso ich schon wieder?" fiel Cyra Loyd ins Wort. "Diabo ist diesmal dran, denn ich war schon Vorgestern!" "Ich habe Momentan aber etwas anderes zu tun, falls du es nicht siehst!" faucht Diabo sie an und drehte sich auf die andere Seite um zu schlafen. "So was unverschämtes!" rief Cyra und wurde rosa im Gesicht.
Lilith hängte ihren Arm unter Cyras Arm und sagte zu ihr: "Komm wir gehen uns frisch machen! Ich habe nämlich auch keine Lust jedes mal auf die Jagd zu gehen!" Lilith lächelt Vincent und Loyd an, und verließ mit Cyra die Lichtung. "Deshalb hatte ich auch etwas dagegen, dass auch noch Cyra mitkommt!" sagte Diabo der sich aufgesetzt hatte. "Dann müssen wir jetzt wohl alles alleine machen!" stellte Vincent fest. "So sieht es wohl aus!" antwortete Loyd. "Diabo, du bleibst hier und bewachst die Pferde und unser Gepäck. Vincent, du gehst uns etwas zu Essen besorgen, und ich werde Brennholz sammeln!"
Nachdem die Aufgaben verteilt waren, verließen auch Vincent und Loyd die Lichtung. Diabo blieb zurück und versorgte die Pferde.
Cyra und Lilith entfernten sich in der Zwischenzeit immer weiter von der Lichtung. Die Nacht brach herein, und ein bunter Vogel begrüßt sie mit einem Lied. Ohne dass die beiden Mädchen etwas mitbekamen, verfolgten sie dunkle Schatten. Doch diese Schatten blieben nicht lange unentdeckt . . .
"Wo willst du eigentlich hin, Lilith?" fragte Cyra, die langsam aus der Puste kommt, Lilith. Lilith lächelt sie an und antwortet: "Ich habe vorhin einen Fluss, der durch die Bäume schimmerte, gesehen! Wir sind auch gleich da!" Was auch stimmte. Die beiden ließen die letzten Bäume hinter sich und vor ihnen tauchte ein glasklarer, blauer Fluss auf. Cyra lieb vor staunen der Mund offen stehen.
"Sollen wir nur hier rum stehen, oder wollen wir uns endlich nach sieben Wochen wieder waschen?" fragte Lilith und öffnete ihr hochgestecktes, braunes Haar. Cyra tat ihr es nach. Dann zogen sie ihre Sachen aus und sprangen in den Fluss. Das warme Wasser umschloss die beiden Mädchen.
Eine ganze Weile spritzten, schwammen und planschten sie im Wasser, bis ihre Haut anfing zu schrumpeln und sie dann das Gewässer verließen. Sie zogen ihre Sachen wieder an. Dann setzten sie sich ins Gras.
"Das war richtig angenehm, das Bad!" sagte Cyra, dessen Haare Lilith gerade bürstet. "Das mag sein," erwiderte Lilith. "Doch wir haben nicht die Zeit dafür!" Cyra seufzt und sagt: "Das ist wohl wahr!"
Plötzlich knackte etwas im Unterholz. Cyra und Lilith schraken zusammen und wandten sich der Stelle zu, wo das Geräusch herkam. Ein Schatten huschte vorüber. "Was war das?" fragte Cyra ängstlich. "Ich weiß es nicht!" flüsterte Lilith und zog ihr Schwert. "Was auch immer geschehen mag, bleibe in meiner nähe!" Cyra nickt zustimmend und zog ebenfalls ihr silbernes Schwert. Noch mehr Schatten huschten vorbei. Lilith wurde etwas nervös und rief zu den Schatten: "Wer seid ihr? Zeigt euch!" Plötzlich schnellten viele Schatten aus den Gebüschen hervor und umringten die beiden Mädchen.
Menschengleiche Gestalten mit krummen Rücken und Speeren in den Händen. Als Bekleidung haben sie ein Tuch um den Bauch gewickelt, dass ihnen bis zu den Knien geht. Rücken an Rücken stehen Cyra und Lilith, Kampfbereit mit ihren Schwertern in der Hand, aneinander. Die krummen Menschen zogen ihren Kreis immer enger zusammen. Cyra fing an zu zittern, was Lilith bemerkte und zu ihr sagte: "Du darfst deine Angst nicht zeigen! Versuche sie zu unterdrücken. Wenn ich "jetzt" sage, dann greifen wir an!" Ein großer, kräftiger Krumpuckel ging auf Cyra zu. Er war kurz vor ihr, als Lilith "Jetzt" schrie. Lilith drehte sich um und köpfte den großen Krumpuckel. Die Gegner reagierten und griffen von allen Seiten an. Lilith und Cyra schlugen einen Gegner nach dem anderen nieder, doch es wurden nicht weniger, denn es kamen immer mehr aus dem Unterholz hervor. Ein Krumpuckel packte Cyra von hinten und schleuderte sie durch die Luft. Sie landete hart auf dem Boden und blieb liegen. Ein paar Krumpuckel wollten sich über sie her machen, doch Lilith erschlug sie.
Die Gegner entfernten sich und schlossen einen Kreis um sie. Ein ziemlich großer, vor kraftprotzender Krumpuckel betrat den Kreis und ging auf Lilith zu. Die Chancen stehen ziemlich schlecht für mich, dachte sie und rief dem Krumpuckel zu: "Was wollt ihr überhaupt von uns? Lasst uns in ruhe!" Das Oberhaupt grinst und antwortet: "Wir wollen euch haben! Ihr sollt unsere Nachfahren zeugen!" Lilith ist geschockt und doch blieb ihre Miene hart. Sie erwiderte: " Lasst dieses Mädchen in ruhe! Sie ist zu klein und gebrechlich! Ich hingegen kann euch mehr nützen!" Der Krumpuckel runzelte die Stirn und sagte: "Abgemacht!" Lilith wusste gar nicht was geschah, als sie einen Schlag auf dem Hinterkopf bekam. Sie sackte zu Boden und der große Krumpuckel nahm sie auf seine arme und trug sie fort. Nur die Leichen und die bewusstlose Cyra blieben zurück.
In der Zwischenzeit machen sich schon Vincent, Diabo und Loyd Sorgen um Cyra und Lilith.
"Sie hätte schon längst zurück sein sollen!" stellte Vincent fest. "Wir werden sie suchen gehen!" beschloss Loyd. "Diabo, du bleibst hier und wartest bis wir zurück sind!"
So verließen Vincent und Loyd wieder die Lichtung, doch aus einem anderen Grund. Als sie schon ein ganzes Stück entfernt waren, hörten sie plötzlich einen Schrei. Vincent und Loyd warfen sich erschrockene Blicke zu. Dann liefen sie so schnell wie sie können in die Richtung, wo der Schrei herkam. Es dauerte nicht lange, bis sie den Ort erreicht hatten. Als sie dort aber ankamen, erschraken sie. Zwischen einen Haufen toter Krumpuckel saß Cyra, dessen Haar an einigen Stellen durch eine Platzwunde am Kopf rot gefärbt waren. Vincent und Loyd kletterten über die Leichen, hin zu Cyra, die Geistesabwesend und mit bleichen Gesicht zwischen den Toten sitzt. Loyd fasste sie an den Schultern und schaute ihr ins Gesicht und fragt: "Was ist passiert? Wo ist Lilith?" "Ich weiß nicht! Wir wurden angegriffen von Krumpuckeln. Einer von denen schleuderte mich durch die Luft. Dann wurde ich Ohnmächtig. Lilith ist doch nicht . . . tot?" antwortet Cyra und ihr stiegen Tränen in den Augen. Sie löste sich von Loyds Griff und stand auf. Suchend ging sie umher, um Lilith zu finden. Vincent ging auf sie zu und zog sie an sich heran um Cyra zu trösten. "Wir finden hier keine Anhaltspunkte, Loyd. Wir werden zu Diabo zurückkehren. Vielleicht kann das Buch ja helfen!" sagte Vincent zu Loyd. "Ja, du hast recht! Gehen wir zurück!" antwortete Loyd der ebenfalls blass im Gesicht geworden ist.
Am Lager angekommen kam Diabo ihnen entgegen gerannt. "Was ist passiert?" fragte Diabo erschrocken und betastete Cyras Platzwunde am Kopf. Dann nahm er sie sachte an die Hand und führte sie zu sein schon gemachtes Bett, das aus ein paar Decken und ein Kissen bestand. Vincent, der Diabo und Cyra folgte, erzählte Diabo alles, was er aus Cyra heraus bekommen hatte. Diabo wusch das ganze Blut aus Cyras, die zitternd auf den Decken sitzt, blondem Haar und reinigte die Wunde mit einer Tinktur, die der Vater von Cyra ihnen mitgegeben hatte, aus. Dann legte er ein Stück Stoff darauf und befahl Cyra es fest zu halten, bis die es aufgehört hat zu bluten. Loyd stand die ganze Zeit schweigend daneben, und beobachtete die beiden geistesabwesend.
"Was wollen wir jetzt machen? Habt ihr irgend eine Idee?" fragt Diabo Vincent und Loyd. "Wir haben uns gefragt, ob das Buch uns nicht weiterhelfen könnte!" antwortete Vincent grübelnd. Diabo nahm seine Satteltasche und, wühlte ein wenig darin herum, zog dann das Buch im braunen Umschlag hervor. Er schlug es auf, und zu seiner Überraschung waren die nächsten zwei Seiten von einer anderen Karte bedeckt. Diese Karte scheint von dem Wald, in dem sie gerade sind, zu sein. "Da seht! Eine neue Karte hat sich geöffnet und sich uns gezeigt!" rief Diabo vor erstaunen und ließ Vincent und Loyd in das Buch schauen. "Doch etwas ist komisch dabei. Da wo wir uns gerade befinden müssten sind kleine, bunte Punkte zu sehen." Fügte Diabo noch mehr erstaunt hinzu. "Ist irgendwo noch ein einzelner Punkt?" fragte Loyd, in deren Stimme ein Funken Hoffnung zu hören war. Vincent suchte die Karte ab und fand schließlich einen hellblauen, kleinen Punkt weiter abseits. "Da ist ein Punkt!" stellte Vincent fest. "Das müsste sie sein!" rief Loyd begeistert. "Packt die Sachen auf die Pferde, denn wir werden Lilith befreien!" "Nun mal langsam, Loyd! Wir können nicht einfach drauf los reiten, ohne einen Plan zu entwerfen!" versuchte Vincent Loyd zu beruhigen. "Cyra, wie viele sind es ungefähr?" Cyra zuckte zusammen als Vincent sie ansprach. Sie runzelte die Stirn und antwortete: "Es sind ungefähr hundert gewesen, doch es kamen immer mehr aus dem Unterholz, also könnten es auch mehr sein. Und du musst auch noch mit hinzufügen, dass ich und Lilith die meisten niedergemetzelt haben!" nach einer kurzen Gedenkpause entschied Loyd: "Wir werden zuerst dort hin reiten, um zu sehen wie viele es sind. Dann erst werden wir entscheiden was wir tun werden!"
An einem anderen weit entfernten Ort im Königreich Telenor sucht gerade ein junger Zweitklassiger Magier nach Antworten auf seine Fragen. Er schlug fast jedes Buch in der Büchersammlung des größten Zauberers auf. Fünf Meter hohe Bücherregale, die vollgestellt von oben bis unten sind, bedecken die Wände der Bücherei. In der Mitte des Raumes stehen ein paar Tische und Stühle.
An einem dieser Tische sitzt der junge, schwarzhaarige Magier Parzival mit einem großen Stapel Bücher vor sich. "Irgendwo müssten hier doch Anhaltspunkte sein!" murmelte Parzival und blättert schnell das Buch durch, und sucht gleichzeitig die Lösung auf seine Fragen.
Ein großer, weißhaariger, alter Mann mit schwarzer Robe betrat die Bücherei. In seiner linken Hand hielt er ein kleines, verstaubtes Buch mit schwarzem Umschlag. Auf der Vorderseite des Buches ist ein merkwürdigaussehendes Zeichen gebannt. Der alte Mann ging graziös, als ob er schwebe, zu Parzival hin. Der junge Magier bemerkte die Anwesenheit, stand auf und verbeugte sich tief und respektvoll vor dem Mann.
"Was kann ich für sie tun, oberster Magiermeister?" fragte Parzival mit ruhiger und leiser Stimme. Der alte Magier lächelte ihn an und erwiderte: "Du kannst für mich nichts tun, doch ich kann dir helfen, Magierschüler Parzival." Der Meistermagier reichte dem Magierschüler das Buch und fügte hinzu: "Das Buch wird dir alle deine Fragen beantworten, doch nur du und die fünf Reisenden dürfen das Geheimnis wissen! Wenn Andere davon Wind bekommen, ist das Chaos vorprogrammiert. Die Feinde werden die fünf Reisenden jage und töten, bevor diese ihr Platz in der Geschichte eingenommen haben. Also, Magierschüler, verbrenne das Buch nachdem du es gelesen hast, und die Geschichte und das Geheimnis kennst." Der alte Mann drehte sich um und ging ein paar Schritte, doch dann blieb er stehen und sagte: "Ach und, du solltest dich so schnell wie möglich ihnen anschließen, denn sie werden deine Hilfe dringend brauchen!" Er lächelte Parzival noch kurz zu und verließ dann die Bücherei so schnell, dass sich Parzival nicht mehr bedanken konnte.
Der Zweitklassige Magier öffnete das Buch und las die ersten paar Seiten. Er schloss das Buch, denn eine sehr wichtige seiner vielen Fragen wurde ihm beantwortet. Dann hob er seinen Stab, mit dem dunkelblauen Kristall an der Spitze, hoch und verließ ebenfalls die Bücherei, ohne die Bücher wieder in die Regale zu stellen. Sein jetziges Ziel ist sein Haus.
Er verließ in schnellen Schritten das große, weiße Haus, in dem der Meistermagier wohnt, und lief ein paar Straßen weiter, wo sein kleines, hellblaues Haus steht.
Dort angekommen ging Parzival in sein Schlafgemach um ein paar Sachen zu packen, die er für seine Reise benötigt.
"Wo willst du hin?" fragt eine kleine Frau, die genauso alt ist wie Parzival, mit blonden, schulterlangen Haar ihn. Er wandte sich um und lächelt sie freundlich an. "Hallo mein Schatz!" begrüßte er die Frau. Parzival verschloss seine Tasche, bewegte sich langsam auf sie zu und umschlang sie mit seinen kräftigen Armen. "Ich muss verreisen, um die Welt zu retten!" antwortet Parzival, wenn auch etwas spät, auf die Frage der Frau. Er gab ihr ein Kuss und löste sich von ihr. Dann nahm er ein Stück Kreide vom Regal und zeichnete ein Pentagramm auf dem Fußboden. Parzival stellte sich in die Mitte und flüsterte eine Formel wobei das Pentagramm mit leuchten anfing.
Kurz bevor Parzival das Haus verließ bat die Frau ihn noch etwas wichtigen: "Ach und, Parzival, komm bitte wieder lebendig zurück. Wenn du stirbst, wer soll denn dann der Vater deines Kindes werden?"
Darauf konnte Parzival nichts erwidern, weil er in diesen Moment auch schon wegteleportierte und erst recht vor erstaunen nichts sagen konnte.
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In der Zwischenzeit reiten Diabo auf Silvergrey, an der Spitze, Vincent, als Zweiter, Cyra, deren Platzwunde von Diabo verbunden wurde, als Dritte und zum Schluss Loyd auf Bandit mit Hisora am Zügel. Die Sonne war schon vor einer Stunde aufgegangen, doch der Wald blieb dunkel und unheimlich.
"Wir müssten bald da sein!" stellte Diabo fest, der das Buch mit der Karte in der Hand hält. "Und wann ist "bald?"" fragte Cyra kläglich. "Ich habe nämlich unerträgliche Kopfschmerzen und kann das Geschaukel bald nicht mehr aushalten!" "Da vorne ist es doch schon!" antwortete Diabo und zeigt auf etwas braunes zwischen den Bäumen. "Wir werden die Pferde hier stehen lassen, und die Lage erkunden," entschied Vincent und steigt vom Pferd ab. Loyd nickte zustimmend, sprang vom Pferd und band es, neben dem von Vincent, an einem Baum fest. Cyra und Diabo taten es ihnen nach. Kurze Zeit später schlichen sie sich vorsichtig an das Lager der Krumpuckel heran. Die Hütten der Monster wurden aus vermoderten Baumstämmen gebaut, wo sich Efeu herum schlängelt und Pilze und Moos drauf wächst. Die Hütten wurden in einem Kreis aufgebaut, und in der Mitte ist ein großes Lagerfeuer angezündet worden. Viele Krumpuckel tanzten um das Feuer herum, als ob sie ein großes Fest feiern wollten.
Vincent, Cyra, Loyd und Diabo versteckten sich hinter einem Busch, der ganz in der Nähe vom Lager entfernt war. "Das sind ja alles nur Männer!" stellte Cyra fest. "Wer weiß was für perverse Sachen sie mit Lilith vorhaben!" erwiderte Loyd und Cyra schüttelte sich vor Ekel. "Wir müssen Lilith so schnell wie möglich befreien," entschied Vincent und griff nach dem Knauf seines Schwertes.
"Ich würde nicht so schnell, ganz ohne Pläne, Amok laufen!" sagte Parzival, der gerade hinter den vier Helden erschien, und sich zu ihnen hinter dem Busch hockte. Cyra, die von Parzivals plötzlichen erscheinen erschrak, herrschte ihn an: "Wieso kannst du nicht vorher bescheid sagen, wenn du auftauchst? Außerdem, was willst du hier?" Parzival lächelte sie freundlich an und antwortete: "Ihr werdet mich bei der Befreiung Liliths Hilfe brauchen!" Loyd schaute ihn an und fragte: "Woher weißt du von der Entführung?" Parzival grinst in die Runde und antwortet: "Ein Zweitklassiger Magier weiß nun mal so einiges was du nicht weißt!"
"Lasst uns jetzt einmal zurück zur jetzigen Situation kommen!" unterbrach Vincent die, nicht gerade spannende, Unterhaltung. "Wenn du schon so neunmahlklug tust, hast du dann wenigstens einen gescheiten Plan?" "Oh ja, den habe ich!" grinst Parzival verlegen. "Also," fing er an zu erklären und zeichnete mit einem Stück Kreide einen Kreis "Das hier ist das Lager. Ich werde die Hütten mit einem Illusionsfeuer "anzünden", damit Chaos ausbricht und die Bewohner die Häuser verlassen um das Feuer zu löschen. Dann werden wir uns in das Dorf schleichen. Loyd, du wirst Lilith suchen gehen und die töten die dich aufhalten wollen. Cyra, du wirst dich auch von uns trennen. doch deine Aufgabe ist etwas komplizierter. Du musst einen großen Kristall finden und ihn zerstören, koste es was wolle! Wenn ihr das erledigt habt, verlassen wir das Lager und verschwinden." Cyra runzelte nachdenklich die Stirn und fragt: "Wozu soll ich denn diesen Kristall zerstören?" Parzival schaut sie ernst an und erwiderte: "Du tust einfach was ich sage!" Cyra zuckt zusammen. Diabo meldete sich zögernd und fragt Parzival: "Das Feuer, das du entfachst, wird es jemanden schaden?" Ein grinsen ging über dem Gesicht des Magierschülers. "Oh nein, das Feuer schadet keinem! So wie ich sagte, ist es ein Illusionsfeuer. Also, eine Illusion durch die ihr getrost hindurch gehen könnt, ohne auch nur einen Kratzer zu bekommen," erklärte er lächelnd.
"Wollen wir hier noch Wurzeln schlagen, oder wollen wir Lilith befreien?" fragte Loyd ungeduldig.
Parzival, Vincent, Diabo, Cyra und Loyd schlichen sich langsam an das Lager der Krumpuckel heran. Kurz vor dem Lager entfachte der Magierschüler ein Illusionsfeuer, und wie erwartet brach Chaos aus und die Monster liefen aus ihren Hütten heraus.
"Außerdem," fügte Parzival noch hinzu. "Ihr könnt von einer Hütte in die andere gelangen, da die Hütten durchgehend gebaut wurden." Dann lief er auch schon, gefolgt von den anderen vier Helden, in das Lager hinein, wo bloßes Chaos herrscht. Ein paar Krumpuckel, die noch nicht verwirrt auf Wasser stürzten um das Feuer zu löschen, bemerkten das eindringen der Fremden und griffen sie an. Mit ein paar Schwerthieben wurden diese aber gleich von den Helden getötet.
"Wir trennen uns jetzt!" befahl Parzival und Cyra und Loyd verschwanden in den Hütten.
Loyd betrat eine der Hütten und ein Geruch von vermodertem Laub drang in seine Nase. Er lief durch ein paar Hütten und traf dann und wann mal ein Krumpuckel, den er aber sogleich köpfte. In den Hütten stehen keine Möbel, aber dafür an jeder Wand ein großer Laubhaufen, was wahrscheinlich als Bett dienen soll. In einer der Häuser hingen an der Wand Speere Seite an Seite aufgereiht. Loyd war schon die Hälfte der Hütten durchgelaufen, als Cyra, die ein paar Blutflecke in ihrem Gesicht und auf ihren Sachen hatte, ihm entgegen kam und fragte, ob er schon den großen Kristall gesehen habe. Doch das hatte er nicht. Die beiden trennten sich wieder und Loyd lief weiter, bis er schließlich das Ende des Hüttenkreises erreicht hatte. Eine Wand versperrte ihm den Weg. Es gab auch keine Treppe oder etwas ähnliches zu sehen. Loyd wollte gerade umdrehen, als er über etwas eisernes stolperte. Es sah aus wie eine Tür die zu einem unterirdisches Tunnelsystem führte. Er fegte mit der Hand das Laub, das auf der Tür liegt, weg, und was er vermutete wurde wahr. Er öffnete die Tür und sprang hinunter in die Tiefe. Der Tunnel wurde von ein paar Fackeln beleuchtet. Loyd folgte den Lichtern und kam in einem großen Tunnelraum. Dort angekommen sah er einen Käfig, der aus Bambus gebaut wurde, in dem Lilith saß. Loyds Herz machte einen großen Freudensprung. Sofort eilte er zum Käfig und wollte gerade die Tür öffnen, als etwas großes sich auf ihn stürzte. Lilith wollte Loyd noch warnen, doch es war zu spät. Der große, kräftige Krumpuckel, der Lilith entführt hatte, wollte Loyd eine Kopfnuss verpassen, doch der konnte sich noch rechtzeitig wegrollen. Das Monster wollte gerade über ihn wieder herfallen, doch Loyd duckte sich und stieß sein Schwert in den Bauch des Gegners, der daraufhin zusammenbrach. Loyd lief schnell zu dem Käfig und schnitt das Seil, mit dem die Käfigtür zugebunden wurde, durch und half Lilith heraus. Sie fiel ihm in die arme und flüsterte: "Lass mich nie wieder so lange alleine!" Er flüsterte Lilith ins Ohr: "Ich werde dich nie wieder gehen lassen!" Und drückte sie noch fester an sich.
In der Zwischenzeit sucht Cyra verzweifelt nach dem Kristall, den sie von Parzival zerstören soll. Wozu soll ich diesen Kristall überhaupt zerstören? , überlegte Cyra, was soll das bringen?
Sie schlenderte durch die Hütten und grub mal da und dort in einem Laubhaufen herum. Nach einiger Zeit kam sie dann zum Ende der Hütten, ohne das sie auch nur eine Spur vom Kristall gesehen hatte. Sie war fast so weit, dass sie raus zu Parzival läuft und ihm sagt, dass er sein Hirngespinst selber suchen solle. Doch bevor Cyra sich solch einer Gefahr aussetzte, suchte sie den Raum noch einmal mit den Augen genau ab. Dabei fiel ihr ein Loch in der Decke der Hütte auf, die scheinbar zu einem Dachboden führt. Sie versuchte hoch zu springen, doch sie war zu klein, um das Loch zu erreichen. Dann fiel Cyra ein, dass sie ein paar Hütten weiter eine Leiter, die an die eine Wand gelehnt wurde, gesehen hatte. Sie lief schnell zurück und holte die Leiter.
Das eine Ende der Leiter legte sie gegen dem Rand des Loches und das andere auf dem, mit Laub bedeckten, Boden. Cyra begann vorsichtig hoch zu klettern, denn sie war nicht schwindelfrei. Zaghaft nahm sie Stufe um Stufe. Es dauerte ein paar Minuten bis sie endlich den Dachboden erreicht hatte. "So etwas mache ich nie wieder mit!" entschied Cyra entschlossen.
Der Dachboden wurde genauso durchgehend gebaut, wie die Hütten unter Cyra. Die Luft hier oben riecht dagegen auch eher nach Staub als nach vermodertem Laub. Das Dach wurde ziemlich niedrig gebaut, worunter nur kleinere Leute, wie Cyra und Diabo, stehen können und keine größeren, wie Lilith, Vincent, Loyd und Parzival.
Cyra untersuchte mit ihren Augen den Boden, und entdeckte an der einen Wand eine große, verstaubte Holzkiste. Sie eilte zu der Kiste hin und wollte sie gerade öffnen, als eine kräftige, glitschige Hand Cyras Arm packte um dies zu verhindern. Cyra schrak zurück, als ein kleiner, grüner Troll ihr Arm losließ und auf die Kiste sprang.
"Das darfst du nicht tun!" schrie der Troll sie an. Cyra sammelte sich wieder und fauchte den kleinen Gnom an: "Beweg deinen kleinen Trollhintern von der Kiste!" Der Troll guckte sie böse an und sagte: "Mein Name ist Xerxes, und ich lasse nicht zu, dass du den Kristall zerstörst!" "Mich interessiert nicht wie dein Name lautet!" funkelte sie Xerxes an und stieß ihn von der Kiste. "Okay, du hast gewonnen, doch sage ich dir noch eines: Wenn du den Kristall zerstörst, wird sich dein Schicksal erfüllen, und die Dunkelheit und die Nachtgeschöpfe in diesem Gebiet verschwinden!" schrie der kleine, grüne Troll und lief weg.
Cyra dachte nicht mehr über das, was der kleine Troll ihr gesagt hatte und öffnete die Kiste. Helles Licht drang aus der Kiste hervor. Cyra kniff die Augen zu, um nicht geblendet zu werden. Als das Licht langsam weniger wurde, lugte sie in die Kiste. Innen drin steht eine Art Pokal mit einem hellblauen Kristall drin. Sie nahm den Pokal heraus und entdeckte einen Pfotenabdruck im Inneren des Kristalls. Cyra bestaunte einen Augenblick das Schmuckstück. Als sie sich dann wieder besann ließ sie den Krug fallen, deren Inhalt darauf in Tausenden kleinen Teilen zerschmetterte. Plötzlich erschien das helle Licht wieder und hüllte den zerschmetterten Kristall ein. Als das Licht wieder verschwand, entdeckte Cyra ein kleines Tigerbaby, dass in den Scherben liegt, und nimmt es hoch auf ihren Arm. "Na, wer hat dich denn hier liegen gelassen?" fragte sie die Katze, die laut miaut, als ob sie auf die Frage antworten wolle. Bevor sie zu Parzival zurück ging, bückte sie sich und nahm den größten Kristallsplitter, den sie finden konnte, und den Pokal hoch und verstaute sie in ihre Tasche.
Der kleine, grüne Troll, der das alles beobachtet hatte, seufzte und sagte: "Wieso können Menschen so dumm sein? Jetzt werden sie gejagt, bis das Ende ihrer Schicksale entschieden sind!"
Diabo, Vincent und Parzival, die draußen auf Lilith, Loyd und Cyra warten, mussten nur ab und an mal einen Krumpuckel lebe wohl sagen, denn die anderen von dieser Sorte versuchten immer noch das Illusionsfeuer zu löschen. Die drei standen da und amüsierten sich darüber. Plötzlich stellte aber einer von den Krumpuckel fest, dass das Feuer nicht echt war. Ein Murmeln ging durch die Horde und ein paar fassten in das Feuer hinein, ohne einen Brandfleck zu haben. Sie sahen sich um und entdeckten unsere drei Helden, die aufgehört haben mit Lachen. "Jetzt wird es ernst!" stellte Vincent fest, als die Krumpuckel langsam auf sie zukamen. Parzival ließ das Illusionsfeuer verschwinden und sagte: "Dann mal auf ins Gefecht!"
Die Krumpuckel waren in der Überzahl, doch das juckt den drei Helden nicht, zumindestens noch nicht! Die Monster begannen wie durchgeknallt Amok zu laufen. Vincent, Parzival und Diabo hatten am Anfang keine Probleme sich zu verteidigen, doch das hielt nicht lange an, denn es stürmten immer mehr Krumpuckel auf sie zu, die von allen Seiten mit ihren Speeren angreifen. Viele von ihnen können die Helden abwehren, doch das bringt nicht viel. Einer der Speere verfehlte auch nur ganz knapp Diabos Kopf, und hinterließ eine lange Schnittwunde.
Der Kampf wurde immer aussichtsloser, je länger er fortsetzte. Die drei Helden verloren immer mehr Mut.
Plötzlich erschien ein helles Licht, das das ganze Lager und den Wald überflutete. Als das Licht wieder nach kurzer Zeit verschwand, war in den Augen der Krumpuckel die Angst deutlich geschrieben. Einer der Monster schrie laut auf, und alle Feinde ergriffen die Flucht. Sie rannten alle, so schnell sie konnte, in den Wald hinein, als ob sie von Hornissen gejagt wurden.
Vincent, Diabo und Parzival schauten sich fragend um. Loyd und Lilith kamen aus der eine Hütten auf sie zugelaufen.
"Was machst DU denn hier?" fragte Lilith verwundert Parzival, der sie anlächelt und antwortet: "Das erkläre ich dir schon bald. Aber es freut mich, das du gesund und munter zurück bist!" "Was war das denn eigentlich für ein Licht?" fragte Diabo neugierig. "Das war der Kristall, den Cyra zerstört hat," antwortet Parzival grinsend. "Sie müsste normaler weise auch gleich kommen!"
Und da kam sie auch schon aus einer Hütte, auf die Anderen strahlend zugelaufen. Diabo rannte ihr entgegen und schaut ihr in die Augen. Er lächelte sie an, und sie lächelte zurück. Dann fielen Diabos Blicke auf dem kleinen Tiger und er fragte sie: "Wo hast du den denn gefunden?" "Oh, den hier?" erwidert sie und hebt den kleinen Tiger hoch in die Luft. "Der lag zwischen den Splittern des Kristalls!" Cyra erblickte Lilith und fiel ihr um den Hals. "Ich bin froh, dass es dir gut geht, Lilith!" flüsterte sie ihr ins Ohr.
Vincent wandte sich an Parzival und fragt ihn: "Woher kommt denn die Katze nun genau?" Parzival lächelt geheimnisvoll und antwortet: "Das ist eine andere Geschichte, die ich euch bald erzählen werde. Sie hat etwas mit eurem Schicksal zu tun. Doch sieh," er zeigt auf dem roten Lichtschimmer zwischen den Bäumen, "die Sonne wird dieses Gebiet wieder erleuchten, denn die Dunkelheit wurde hier besiegt!"