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Kapitel 2

Die Schlacht am Drake-Stone-Mountain

1.

Ein verhüllter Reiter ritt durch die Dunkelheit in den tiefen fürstlichen Wald von Ankohead, der reichen und glänzenden Hafenstadt. Nervös sah er sich um, ob ihm niemand folgte. Ihm war dieses nächtliche Treffen gar nicht recht. Doch es musste sein. Wenn es stimmte was der Fremde ihm ausrichten ließ, musste er ihn sofort sehen. Die dunklen Silhouetten glitten an dem Reiter vorbei, gleich gespenstischen Schatten die drohten ihn jeden Augenblick zu verschlingen. Der Mond war heute kaum zu sehen, von einer dicken Wolkendecke verborgen, so dass kaum Licht in den sowieso schon düsteren Wald fiel.

Der Reiter kam zum stehen, stieg vom Pferd ab und sah sich um. Dies war Treffpunkt, doch niemand war hier. Das Pferd schnaubte nervös so dass der Reiter ihm die Hand vor die Nüstern hielt um das Geräusch zu dämpfen. Er versuchte so wenig Geräusche zu verursachen wie möglich. Er wusste nicht ob jemand seine Abwesenheit bemerkt hatte und ihm gefolgt war. Er konnte mittlerweile niemandem mehr trauen. Er sah sich um. Niemand da. Wurde er reingelegt? Eine Falle? Panisch schaute er sich um, die Sache gefiel ihm immer weniger. Sich nachts in einem dunklen verlassenen Wald mit einem Fremden zu treffen, und das in seiner Position. Er musste nicht ganz bei Sinnen gewesen sein als er sich darauf einließ. Aber er hatte auch keine große Wahl. Alles drohte ihm aus den Händen zu gleiten. Plötzlich glaubte er ein Geräusch in den Büschen zu hören. Er drehte sich um, den Griff an dem Säbel den er sicherheitshalber mitgenommen hatte. Er hasste Waffen und konnte nicht besonders gut damit umgehen, doch er wollte kein Risiko eingehen.

"Wer ist da? Gebt euch zu erkennen?" rief er in die Richtung aus der das Geräusch kam. Tatsächlich kam von dort eine Person auf ihn zu, doch war es zu dunkel um zu sehen um wenn es sich handelte. Fast als würde sie mit der Dunkelheit des Waldes verschmelzen. Es war unheimlich.

"Steckt euere Waffe weg Fürst Menzhold, ihr werdet sie nicht brauchen." antwortete die Gestalt dessen Stimme dem Fürsten irgendwie bekannt vorkam.

"Wart ihr es der mir die Nachricht zukommen ließ? Wer seit ihr?" fragte der Fürst ängstlich.

"Das spielt keine Rolle. Aber ich kann euch bei euerem Problem helfen. Ich weiß was euch solche Sorgen bereitet. Ihr seid über etwas gestoßen dass ihr nie für möglich gehalten hättet. Etwas dass ihr nur gehört habt, das ihr für Legenden hieltet, und dass nun zur erschreckenden Wahrheit wurde."

Der Fürst schluckte. Wie genau dieser Fremde doch Bescheid wusste. Er wurde dem Fürsten von Sekunde zu Sekunde unheimlicher.

"Woher wisst ihr dass alles?"

"Sagen wir mal dass ich auch schon die eine oder andere Begegnung mit Ihnen hatte. Und ich weiß wer hinter dieser ganzen Sache steckt und wie ihr in zur Strecke bringen könnt."

Der Fürst sah ihn an, überlegte was er davon halten sollte. Langsam hatte er seine Gelassenheit wieder zurück erlangt, für die er beim regieren seines kleinen Königreiches an der Westküste so bekannt war von welchem Ankohead die Hauptstadt war.

"Sprecht weiter, ich höre zu." forderte er ihn auf.

"Es wird bald eine große Schlacht geben. Und dort werden alle Schuldigen versammelt sein. Dann könnt ihr mit ihnen allen auf einmal abrechnen."

"Eine Schlacht?"

"Ja, eine endgültige. Danach werdet ihr euere Ruhe von Ihnen haben."

"Aber wieso helft ihr mir?"

"Kein Sorge. Ich habe meine Gründe." Der Fürst war sich nicht sicher, doch er hätte schwören können das sein Gegenüber gelächelt hatte, und einen Moment bildete er sich ein gelb glühende Augen in der Finsternis gesehen zu haben.

Die Sonne schien hell und gleißend. Ich hasste das. Ich hasste die Sonne weil sie mich hasste. Zum Glück war ich schon immer ein Nachtmensch gewesen sonst wäre mir die Abneigung gegen den Lebensspender schwerer gefallen. Doch ein Lebensspender hat kein Mitleid mit jemandem in dem kein Leben mehr steckt. Ich stand auf einer Waldlichtung, nur mit einem Lendenschutz bekleidet, die Sonne stach unbarmherzig auf meine Haut. Normalerweise verdeckte ich sie mit schwarzer Kleidung um sie so zu schützen, doch nicht heute. Abhärtungstraining. Sen Lar meinte ich müsste auf alles vorbereitet sein. Er selbst stand am Rand der Lichtung und betrachtete mich neugierig. Ich hatte die Augen geschlossen. Meine zwei Schwerter lagen neben mir auf dem Boden. Um mich herum standen aufgereiht zehn Holzblöcke. Ich hatte die Arme um die Brust verschränkt und konzentrierte mich. Meine Haut brannte, meine blasse Haut verfärbte sich rot und Brandblasen begannen sich zu bilden. Doch ich bemerkte den Schmerz nicht, unterdrückte ihn. Mir gelang es von Tag zu Tag besser. Sen Lar meinte ich wäre wirklich stark. Tatsächlich waren es weniger die Schmerzen die mir Qualen bereiteten als viel mehr die Tatsache dass ich die Sonne nie mehr so genießen konnte wie normale Sterbliche. Langsam ließ ich die Arme sinken, atmete tief ein und aus. Führte langsame rhythmische Bewegungen mit meinen Armen durch, drehte und bewegte mich nach einem nicht zu vernehmenden Rhythmus im Kreis und bewegte die Arme gleich in Trance auf dem Höhepunkt der Konzentration. Die Meditation zeigte ihre Wirkung, ich nahm meine Umgebung schärfer wahr, auch wenn ich die Augen geschlossen hielt. Ich konnte alles hören, riechen, sogar fühlen. Lange stand ich da, führte meinen seltsamen Tanz durch, der trotzdem unglaublich genau und ehrfürchtig wirkte. Mittlerweile war meine Haut von Brandblasen übersät. Dann fuhr ich blitzschnell in die Tiefe, griff nach den beiden Schwertern, die Augen immer noch geschlossen und begann einen Holzblock nach dem anderen genau in der Mitte zu spalten. Meiner Schulter ging es wieder gut, nachdem ich einige Tage ruhen konnte während wir das mentale Training fortsetzten. Als ich die Augen öffnete lagen vor mir 20 genau gleichgroße Hälften. So genau hätte man sie wohl nicht mal mit geöffneten Augen spalten können.

Sen Lar trat auf mich zu, musterte mich anerkennend. "Du hast wirklich viel gelernt Norin. Du siehst, es ist alles eine Frage des Willens. Du hast deine Umgebung gespürt, dich nicht auf deine Sinne verlassen die man täuschen und vernebeln kann. Du hast dich auf dein inneres Gleichgewicht verlassen, auf deine innere Stimme gehört." Als er innere Stimme sagte wurde ich schmerzlich an andere innere Stimmen erinnert, ließ es mir aber nicht anmerken. Mein Meister fuhr fort: "Nun hast du das wahre Wesen des Kämpfers verstanden. Er muss immer eins sein mit seiner Umgebung. Muss sich voll auf den Augenblick konzentrieren. Dann, wenn er dies begriffen hat sind auch getäuschte Sinne kein Hindernis mehr. Aber um dies zu perfektionieren wirst du noch lange üben müssen. Doch dies musst du selbst tun, ich habe dir nun alles beigebracht was du wissen musst."

Nun da ich aus der Meditation gerissen wurde überrumpelten mich die Schmerzen und ich knickte langsam ein.

"Los, las und lieber rein gehen und dich versorgen" sagte Sen Lar und wir machten uns auf den Rückweg zu einer alten Blockhütte, die sich hier in den Wäldern befand, die sich am Stadtrand von Ankohead erstreckten und die Stadt von dem mysteriösen Bergmassiv im Osten trennte das als die Drake-Stone-Mountains bezeichnet wurden. In der Hütte angekommen ließ ich mich auf den Boden fallen. Mein ganzer Körper schmerzte, alles war mit Blasen und Verbrennungen überzogen.

"Du hast dich heute gut gehalten, mein junger Schüler, doch wird es Zeit jetzt deine Fähigkeit erneut zu prüfen. Die Verbrennungen sind schlimm, deine Haut war über eine Stunde der direkten Einstrahlung der Sonne ausgesetzt. Nun versuch sie zu heilen." Ich wusste was er damit meinte doch ich hatte Zweifel das ich in meinem Zustand noch fähig wäre das Ritual zu vollführen, denn es verlangte absolute Konzentration.

"Ich weiß was du denkst Norin, aber du musst es versuchen. Du musst dich auch bei starken Schmerzen konzentrieren können, denn du brauchst deine Regeneration ja schließlich immer dann wenn du stark verwundet wurdest. Deshalb ist es wichtig das Ritual gerade in solchen Situationen wie dieser zu beherrschen." Was er sagte schien Sinn zu machen, also wollte ich es versuchen. Ich richtete mich auf und setzte mich mit überkreuzten Beinen auf den Boden. Erneut versuchte ich meine Gedanken zu ordnen, meine innere Kraft zu finden. Ich kannte das Ritual, es war in meinem Kopf ohne dass es mir jemals jemand beigebracht hatte. Ein Geschenk meines Schöpfers, oder ein Geschenk des Erbes. Ein Geschenk auf das ich gerne verzichtet hätte. Vielleicht aber würde es mir einmal das Leben retten. Ich saß lange in dieser Position, ein Außenstehender hätte glauben könne das ich betete obgleich ich nicht wüsste zu welchem Gott ich betten sollte, waren sie mir doch alle fremd und unnahbar geworden. Schließlich merkte ich die Veränderung. Die Schmerzen verstummten langsam, satt dessen umgab ein wohliges warmes Kribbeln meinen ganzen Körper. Die Brandblasen verschwanden, die Verbrennungen gingen zurück. Es blieb nur makellose heile Haut, ohne Spuren der eben noch so gravierenden Verletzungen. Gleichzeitig aber merkte ich auch wie mir die Kraft aus dem Körper gesaugt wurde. So musste es wohl auch für einen Magus sein wenn er einen anstrengenden Zauber webte. Man spürt förmlich wie einen die Kraft verlässt, man immer schläfriger und ausgelaugter wird um so länger der Zauber andauert. Und als es dann schließlich vollbracht war wurde mir Schwarz vor Augen und ich fiel in einen langen traumlosen Schlaf.

2.

Die Nacht brach über Ankohead herein. Eine stürmische regnerische Nacht, wie sie dieser Tage oft das Land heimsuchten. Die meisten Einwohner flüchteten sich in ihre Häuser. Nur noch hoch oben auf dem Schloss des Fürsten Menzhold III brannte Licht. Der Fürst saß an der großen Eichentafel im Versammlungssaal, um ihn herum seine Untergeben, kleine Grafen, Barone oder Gemeine. Ankohead war eine reiche und große Stadt, doch ihr Einfluss war nicht mehr so groß wie früher. Die Stadt verdiente sich ihr Geld mit dem Seehandel, der dank der vermehrten Piratenpräsenz beinahe zum erliegen kam. Hier waren alle versammelt die in der Stadt noch etwas zu sagen hatten, auch wenn sie sich unter diesen Umständen wohl nicht mehr lange würde halten können. Und nun kam zu allem Überfluss noch ein neues Problem hinzu. Und genau deshalb ließ der Fürst nun alle versammeln um über das Problem zu debattieren. Zu seiner linken saß Tarim o Kiel, weiter hinten an der Tafel auch Sagul. Heftige Wortgefechte wurden in dem kleinen Saal ausgetragen, alle redeten durcheinander. Jeder suchte die Schuld beim anderen. Fürst Menzhold räusperte sich schließlich laut und der Redefluss kam zum erliegen.

"Meine getreuen Landsleute, ihr wisst sicher warum ich euch heute zu mir bestellt habe."

Alle Anwesenden nickten stumm.

"Ich bin nunmehr seit 12 Jahren der Herrscher dieser beschaulichen Stadt. Eine Stadt die einmal zu den größten und einflussreichsten des ganzen Landes gehörte." Der Fürst seufzte.

"Nun diese Zeiten sind lange vorbei. Die Piraterie hat uns immer mehr in den Ruin getrieben. Doch dieses Problem ist allseits bekannt und wir haben uns auch schon damit auseinander gesetzt. Und jetzt wo auch andere Königreiche davon betroffen sind haben wir auch endlich Unterstützung erhalten. Die Chancen stehen also gut das Ankohead wieder zu dem wird was es einmal war und zu dem Status kommt wie ihn Caldäna oder Faraday genießen. Doch unser Vorhaben ist durch eine neue Gefahr bedroht. Wir wissen alle das unsere Welt voller Mysterien steckt von denen wir einfachen Leute nur wenig verstehen. Magier mit ihren unglaublichen Kräften werden uns wohl immer ebenso fremd bleiben wie das Feenvolk das in den Wäldern lebt oder die mystischen Drachen die sich mittlerweile zum Glück vom Festland zurückgezogen haben. Doch befinden sich Wesen unter uns von denen lange niemand wusste ob sie tatsächlich existieren. Jeder von hat schon von Untoten Kreaturen gehört", alle Anwesenden schlugen Schutzzeichen als sie von Untoten hörten, "die durch die Kräfte irgendwelcher düsteren Nekromanten oder Paktikern der dunklen Mächte zu verfluchtem Leben erweckt wurden. Doch diese Bedrohung ist für uns neu. Ich denke ihr wisst was ich meine, deshalb werde ich es nicht aussprechen." Die Anwesenden schienen erleichtert deshalb zu sein, nur Tarim und Sagul konnte man ein leichtes Grinsen ansehen das jedoch keiner der anderen bemerkte. Amüsiert stellten sie wieder einmal fest wie abergläubischen, schwach und zerbrechlich diese Menschen waren, und dies obwohl sie über Länder und Kontinente herrschten.

Der Fürst nahm einen tiefen Schluck aus seinem Pokal und fuhr fort: "Nun, ich weiß mittlerweile das es erschreckende Wirklichkeit ist. Viele sind schon gestorben, und es werden noch mehr werden wenn wir nicht einschreiten. Die Frage ist jetzt: Was sollen wir tun? Wie bekämpft man einen Feind von dem man nichts weiß? Ich würde mich nicht auf alle Geschichten verlassen die man gehört hat. Vielleicht helfen diese Mittel gar nichts." Der Fürst sah in die Runde. Utalga von Halsgor, ein kleiner Gaugraf und Behüter einer Reihe von Weilern um die Stadt hob die Hand. "Ich wäre dafür alle Einwohner einer Untersuchung der Inquisition zu unterziehen. Dann werden wir schon sehen wer von dem Hexenwerk befallen ist. Und die dann alle verbrennen lassen."

"Hier geht es nicht um Hexenwerk. Außerdem ist die Inquisition unfähig uns hier weiterzuhelfen", warf Jalko von Ismerde, Baron einer kleinen Nachbarstadt ein, der Utalga sowieso nicht leiden konnte. "Die Inquisition wirft nur eine Menge unangenehmer Fragen auf und die Ermittlungen ziehen sich vermutlich unnötig in die Länge."

"Ja die Mühlen des Gesetzes drehen sich langsam", stimmte ein dritter zu. Ein Gemeiner, der von weiter her kam, Menzhold hatte seinen Namen vergessen. Utalga betrachtete die beiden ärgerlich, insbesondere Jalko der das vermutlich nur gesagt hatte um ihn wütend zu machen. Die beiden konnte sich noch nie leiden, vor allem seit Jalko die Weiler besteuert hatte. Aber mit solchen Nebensächlichkeiten konnte sich der Fürst jetzt nicht auseinandersetzen.

"Wie wäre es einfach einen mächtigen Priester kommen zu lassen der über die ganze Stadt seinen Segen legt und alle unnatürlichen Kreaturen verflucht?" Dieser Vorschlag wurde größtenteils mit verächtlichem schmunzeln aufgefasst, was dem Grafen gar nicht gefiel der den Vorschlag vorbrachte.

Die Debatte sollte sich noch lange so weiterziehen. Die eine Seite wollte gleich offenen gegen die Bedrohung vorgehen, ihre Kampfesstärke demonstrieren, die andere Seite lieber erst einmal verdeckt ermitteln um so weniger Schaden anzurichten. Die Debatte wurde immer hitziger und entwickelte sich letztendlich zu einem lautstarken Streit zwischen mehreren Parteien. Der Fürst beobachtete das Spektakel eine Zeitlang schweigend aber kopfschüttelnd bis er schließlich die Faust auf den Tisch knallen ließ.

"RUHE!"

Sofort war es still im Raum und alle Augen lagen gespannt und fragend auf dem Fürsten. Dieser seufzte tief und rieb sich den Nacken.

"Das bringt doch nichts. So kommen wir nie weiter. Wir müssen zusammen gegen diese Bedrohung vorgehen. Also lasst und noch mal in aller Ruhe überlegen was zu tun ist." Tarim, der den ganzen Abend bisher nur stiller Beobachter war hob nun an zu sprechen: "Mit Verlaub euer Hoheit aber ich hätte da eine Idee. Warum engagieren wir nicht jemanden der sich mit so etwas auskennt. Es gibt Leute die solche Kreaturen jagen, Experten in dem Gebiet."

Menzhold betrachtete ihn überrascht. "Ach ja? Und woher wisst ihr das?"

"Nun ja als ich von der Bedrohung hörte habe ich mich ein wenig Schlau gemacht und bin auf einen Clan gestoßen der vor früher gegen solche Kreaturen zu Felde gezogen ist und der sich C'ael Rohen nennt."

"Unsinn", fuhr ihn einer der anderen Anwesenden an, "die gibt es schon lange nicht mehr. Die sind schon vor Jahrzehnten ausgestorben. Außerdem waren das sowieso nur Scharlatane."

Tarim beachtete ihn gar nicht. "Soweit ich weiß sind sie das ebenso wenig wie die Kreaturen eine Legende sind von denen hier die Rede ist. Ja es stimmt. Der Clan gilt als Ausgestorben, aber einer hat überlebt. Man nennt ihn Sen Lar, und ich glaube er ist sogar schon in der Stadt, da er das Unheil ebenfalls spürte das bald über sie kommen sollte."

Der Fürst wandte sich an seinen Berater. "Nehmen wir einmal an das stimmt alles und dieser Sen Lar existiert tatsächlich und befindet sich in der Stadt. Wie können wir Kontakt zu ihm aufnehmen?"

"Ich glaube das ist kein Problem. Überlasst das mir."

"Mir gefällt es nicht das Schicksal meiner Stadt in die Hände dieses Phantoms zu legen."

"Das sollt ihr auch nicht. Es wird unweigerlich zu einem Kampf, einer Konfrontation kommen, doch soll sie nicht in der Stadt ausgetragen werden. Es würde zuviel aufsehen erregen. Wir sollten sie an einem abgelegen Platz austragen. Nur Ihr, euere persönliche Leibgarde, der ihr vertraut, sowie ich und mein treuer Begleiter Sagul. Und natürlich Sen Lar und der Feind."

"Und wo wenn ich fragen darf soll diese Entscheidung ausgetragen werden?" kam die Frage aus der Menge die mit Kopfnicken der anderen bestätigt wurde. Tarim wandte sich zum Fenster und deutete hinüber auf das Bergmassiv.

"Was, auf dem Drake-Stone Mountain? Wieso ausgerechnet dort, dieser Ort gilt als verflucht."

"Er ist nicht verflucht, das sind nur Legenden. Dort wird uns niemand finden, keiner geht dort hin. Es ist der abgelegenste Platz im ganzen Königreich, der Platz ist perfekt." Tarim schien sich seiner Sache immer sicherer zu werden.

"Ihr habt nur eine Sache übersehen mein lieber Freund. Wie sollen wir den Feind dorthin bringen?" Tarim grinste. "Keine Sorge, der kommt von ganz alleine. Soviel ich weiß haben Sie noch eine Rechnung mit Sen Lar offen. Wenn sie erfahren wo er sich aufhält kommen sie schon von selbst. Und ihr könnt die Falle zuschnappen lassen." Der Fürst überlegte. "Dieser Plan klingt völlig verrückt, doch hast du mich noch nie enttäuscht. Es ist riskant, viele Zufallsfaktoren spielen eine Rolle doch was sonst könnten wir tun."

Das Gemurmel am Tisch wurde lauter. Bestürzt sprangen einige von ihren Stühlen auf die lautstark auf den Boden polterten. "Ihr wollt diesem schwachsinnigen Plan doch nicht zustimmen. Das ist doch Wahnsinn, ihr alleine unter diesen Bestien, ihr müsst von Sinnen sein." Menzhold wusste später tatsächlich nicht mehr genau warum er diesem Plan einfach so leichtfertig zugestimmt hatte der im Vorfeld eigentlich schon zum scheitern verurteilt war. Doch das Gespräch der letzten Nacht war sehr aufschlussreich. Er wusste jetzt Bescheid, deshalb war es wichtig den Plan so durchzuführen wie es Tarim wollte.

3.

Die Sonne war untergegangen, die Nacht brach herein. Diese Zeit war mir die liebste, denn es war meine Zeit. Ich wusste nicht mehr genau was passiert war. Aber die Regeneration schien geglückt zu sein denn an meinem Körper waren keine Verbrennungen mehr zu sehen. Trotzdem fühlte ich mich elend und ausgelaugt. Es hatte mich viel Kraft gekostet. Vermutlich mehr als nötig gewesen wäre doch war ich noch nicht befähigt meine Kräfte richtig in das Ritual einzubeziehen. Nun, alles hatte seinen Preis. Ich betrachtete denn roten Abendhimmel durch das Fenster des Lagerhauses. Der Geräuschpegel der gefüllten Straßen ließ langsam nach. Es bestand kein Zweifel, ich spürte wie meine Kraft größer und ich stärker wurde. Jetzt endlich, wo ich wusste wie ich meine neuen Fähigkeiten richtig einsetzen konnte, fühlte ich mich bereit meiner Bestimmung zu folgen. Sen Lar war sich nicht sicher ob ich dafür schon bereit wäre, fürchtete er doch um meinen seelischen Gesundheitszustand. Doch hatte ich irgendwie das unbestimmbare Gefühl das es nicht mehr lange dauern würde bis es zu einer schicksalhaften Begegnung kommen würde. Aber auch ich konnte nicht sagen ob ich diesen Moment herbeisehnen oder fürchten sollte. Wie es auch kommen würde und egal wie es ausgehen sollte, ich war bereit. Tief in meinem Inneren wusste ich dass sich bald mein Schicksal erneut wandeln würde - die Frage war nur ob zum Guten oder zum Schlechten...

"Du siehst nachdenklich aus Norin." Ich schreckte hoch. Ich hatte gar nicht bemerkt das Sen Lar plötzlich hinter mir stand.

"Ich war nur kurz abwesend Meister." erwiderte ich müde.

"Was bedrückt dich?" Er sah mich forschend an. Ich schüttelte den Kopf. "Nichts, es ist nur... ich dachte nach über mich und meine Bestimmung."

"Du hast es weit gebracht in den letzten 3 Monden." Laut ächzend setzte sich mein Lehrer neben mich zu Boden. Heute sah man ihm die Last es Alters deutlich an. Sein Aussehen erschreckte mich, war er doch im Training ein so voll Kraft strotzender Kämpfer, so war er jetzt eben nur ein alter vom Leben gezeichneter Mann.

"Ich gestehe, du bist der beste Schüler denn ich je hatte."

Ich sah ihn interessiert an. "Wie viele Schüler hattet Ihr denn?" Er schien kurz darüber nachzudenken, schüttelte dann aber den Kopf. "Ach, zu viele um sie noch alle im Kopf zu haben." Ich betrachtete ihn nachdenklich. Es war nun an der Zeit etwas Licht in diese Figur zu bringen von der ich kaum etwas wusste obwohl ich ihr mein Leben verdankte. Wieder einmal schien er meine Gedanken gelesen zu haben - etwas dass ich nie verstehen sollte - als er sagte: "Du willst mehr über meine Vergangenheit wissen oder?"

"Ja, ich weiß so wenig über euch. Wie soll ich euch so jemals in Erinnerung behalten?" Sen Lar musste über diese Bemerkung lachen obwohl sie keineswegs komisch gemeint war, sondern mein voller Ernst war.

"Ja du hast Recht, ich sollte es dir vielleicht wirklich erzählen." Er lehnte sich zurück und schloss die Augen, schien Bilder der Vergangenheit wieder zu beschwören und begann schließlich zu erzählen:

"Ich war der einzige Sohn einer reichen Kaufmannsfamilie. Ich gehörte zu den jungen Burschen die mit dem Kopf voller Ideale und stolzer Ritterlichkeit den leichten Weg des Lebens einschlugen. Unbewusst der rauen Welt die mich weit entfernt vom heimatlichen Hof erwarten sollte zog ich mit 16 Jahren aus um Abenteuer zu bestehen, Schätze zu bergen, Drachen zu erschlagen und..."

"...die Jungfrau aus seinen Klauen zu retten." beendete ich lächelnd den Satz. Es gab wohl keinen der als kleiner Junge nicht von solchen Sachen geträumt hatte. Sen Lar betrachtete mich einen Moment überrascht, dann nickte er.

"Ja genau. Ich war jung und unerfahren, den Kopf voller Flausen. Ich verdiente mir mein Geld als Tellerwäscher und Musikus da ich sehr begabt mit der Flöte umgehen konnte."

"Ach tatsächlich?" Ich konnte mir meinen Mentor unmöglich mit einer Flöte vorstellen.

"Ich glaube kaum dass ich das heute noch so gut beherrschen würde, aber damals... nun egal, wo war ich stehen geblieben. Ach ja richtig. Also ich hielt mich mit diversen Arbeiten über Wasser. Ein hartes Leben für einen verwöhnten Kaufmannssohn aber ich wollte keine Hilfe von meinen Eltern sondern endlich mal auf eigenen Beinen stehen. Auch ich war damals schon ein guter Kämpfer und es dauerte nicht lange bis mein Talent entdeckt wurde. Schließlich wurde ich ausgebildet und in die Garde der Stadt aufgenommen. Am Anfang liebte ich die Arbeit, konnte ich nun endlich meine Ideale von Recht und Ordnung verwirklichen. Doch das wahre Leben ist eben nicht so wie in den Phantasien von kleinen Kindern..." Ich nickte, wusste genau was er damit meinte.

"... die Garde war korrupt, sah für genügend Gold weg wenn wieder einer dieser mysteriösen Morde passierte. Der damalige König schien unbeeindruckt von den Todesfällen zu sein. Irgendwann hatte ich den Fehler gemacht ihn zur Rede zu stellen. In dieser Nacht sollte sich alles ändern. Der König war niemand geringeres als Tarim o Kiel, einer der Erzvampire, die Leichen die allesamt blutleer aufgefunden wurden waren sein teuflisches Werk. Und die ganze Garde war eingeweiht wenn auch nicht alles selbst Vampire, das wäre mir aufgefallen. Damals wurde mir zum ersten Mal bewusst welche Macht diese Kreaturen hatten. Sie beherrschten die ganze Stadt. Und niemand wagte es sich gegen sie aufzubegehren. Niemand außer mir. Mein Handeln war unüberlegt und töricht und hätte viele Menschen in Gefahr bringen können, aber... handeln so nicht alle Helden?

Ich stellte also Tarim o Kiel und erfuhr so mehr als mir lieb war über Vampire und ihre Anhänger. Mein Weltbild sollte sich in jener Nacht schlagartig wandeln. Tarim o Kiel erzählte mir mit Vergnügen eine Menge über sich und Seinesgleichen, auch über das Buch, er zeigte es mir sogar. Er genoss seine Position in der er alle Macht über mich hatte. Nur um mir dann vollmundig zu erzählen wie sie mich umbringen wollten. Doch dann geschah es. Kurz bevor das Urteil in die Tat umgesetzt wurde flog plötzlich die Tür zum Thronsaal auf und eine Gruppe aus Kämpfern, Zauberern und Priestern stürmten die Halle. Es waren die legendären C'ael Rohen, die heute nur noch aus den Legenden bekannt sind. Sie hatten die Gilde hier aufgespürt und einen Überraschungsangriff geplant. Im anschließenden Gefecht gaben viele ihr Leben, doch auch viele Vampire wurden vernichtet. Am Ende musste o Kiel und der Rest seiner abscheulichen Geschöpfe fliehen, die Schlacht war gewonnen, und mir hatten sie das Leben gerettet. Zum Dank und weil ich von ihnen so fasziniert war wurde ich Mitglied. Sie nahmen mich freudig auf, ich hatte sowieso zuviel gesehen als dass sie mich einfach unbehelligt hätten ziehen lassen können. Endlich war ich dass was ich mein Leben lang sein wollte. Ein richtiger Held der für das gute focht. Schnell entwickelte sich zwischen mir und einigen anderen Jäger eine dicke Freundschaft. Wir gingen gemeinsam durch dick und dünn. Ich erwies mich als sehr geschickter Jäger und war bald ein Ehrenmitglied. Viele Jahre zogen wir durch die Welt. Ich besuchte die großen Städte, die fernen Ozeane, das weite Land, dichte Wälder, hohe Berge und dunkle Grotten. Wir fochten gemeinsam gegen so manche Gefahr und waren immer auf der Suche nach ihnen. Bald schon stellte ich fest dass der Clan bei der Gilde sehr gefürchtete war, unser Ruf eilte uns weit voraus. Ach, das waren noch Zeiten." Sen Lar schien ins Träumen versunken zu sein, so als wäre die alte Zeit wieder bildlich vor ihm und er wünschte sich dorthin zurück. Doch schließlich schien er seine Gedanken wieder geordnet zu haben und er fuhr fort:" Nun in dieser Zeit habe ich viel gelernt. Der Clan gab mir halt und das Gefühl gebraucht zu werden. Doch irgendwann endet jedes Glück, auch das meine." Er schien traurig und verbittert zu sein.

"Was ist passiert." fragte ich ihn leise.

"Wir bekamen einen neuen Gegenspieler." Er sah mich an.

"Asteroth!" Als ich diesen Namen hörte begann sich alles zu drehen. Nicht er schon wieder. Das Wesen aus meinen Träumen, mein Schöpfer. Jener, denn ich zur Strecke bringen wollte, koste es was es wollte. Sen Lar nickte. "Ja genau Norin. Niemand geringeres. Wir hatten ihn wohl alle unterschätzt. Er war der einzige Erzvampir der nicht in Saus und Braus lebte und mit seinen Kräften prahlte. Er agierte im versteckten, kaum jemand kannte ihn oder wusste etwas über ihn zu berichten. Und deshalb war er so gefährlich. Denn er war stärker als wir dachten. Er zog gegen uns zu Felde, und seine Anhänger waren zu hunderten. Darauf waren wir nicht vorbereitet. Ein Hinterhalt. Ich musste mit ansehen wie meine Freunde einer nach dem anderen dahingemetzelt wurden. Nur wenigen gelang die Flucht. Dieser Schachzug verschaffte Asteroth eine hohe Position in der Gilde, sehr zum Ärgernis einiger anderer hohen Vampire, besonders von Tarim o Kiel der bis dahin der höchste gewesen war und der nun von seinem Thron geworfen wurde. Seitdem herrscht ein stiller Zwist zwischen den beiden. Die glanzvollen C'ael Rohen jedoch gab es seitdem nicht mehr. Wir waren nur noch einzeln und zerstreut und gingen als Einzelgänger unserem Werk nach. Das war vor über 40 Jahren, ich war damals 33 Jahre alt." Ich sah ihn verdutzt an.

"Aber dann seit ihr ja, mittlerweile 73..."

"74 Jahre alt." Sen Lar nickte lächelnd. Ich konnte es nicht glauben. Ich wusste dass er nicht mehr der jüngste war, aber dass er so alt war. Wenn man bedachte wie fit und geistig gestärkt er noch war, so war dieses Alter erstaunlich.

"Nun", Sen Lar zuckte die Schultern, "mir ist eben eine starke Gesundheit gegeben. Nun ja, vielleicht lag es auch an dem einen oder anderen Trank denn unsere Alchimisten für die Clansmitglieder gebraut haben, ich weiß es nicht. Jedenfalls starb einer nach dem anderen von den letzten Überlebenden. Die meisten während der Ausübung ihrer Pflicht, bis schließlich nur noch ich übrig war. Und was soll ich sagen. Was sollte ich tun? Einfach alles hinter mir lassen, das konnte ich nicht. Ich war es meinen Freunden schuldig sie zu rächen, außerdem waren sie mir sowieso auf der Spur, ich hatte also gar keine Wahl als mich ihnen zu stellen. Wieder und immer wieder. Bis ich dich traf. Ich habe schon vor dir einige Schüler ausgebildet doch sie alle haben es nicht geschafft. Ich habe wohl zu viel von Ihnen erwartet, sie haben gegen die Gilde nicht bestehen können. Doch du, Norin, du bist anders. Ich bin mir sicher dass mit dir ein neuer Abschnitt der Jäger angebrochen ist. Du wirst siegen und den Clan wieder neu zum erblühen bringen..."

"Moment Mal, das geht mir jetzt zu schnell. Wieso seid ihr euch da so sicher?"

"Glaub mir ich weiß es, ich SPÜRE es!!!" Er sah mir tief in die Augen und er war sich tatsächlich sicher. Ein seltsames Gefühl überkam mich. Seine Worte beschäftigten mich. Erwartete er von mir zuviel? Woher nahm er diese Zuversicht? Wusste der alte Mann mehr als er mir sagte? Auch jetzt wo ich seine Geschichte kannte blieb er mir ein Rätsel. Doch klärten sich in jener Nacht einige Fragen und ich konnte ihn endlich besser verstehen. In dieser Nacht spürte ich deutlich das Band das uns verband, ich spürte aber auch dass dieses Band brüchig war und dass ein Schatten es zu zerstören drohte. In dieser Nacht begannen die Alpträume wieder. Ein großes Unheil drohte, dessen war ich mir sicher.

Ein neuer Tag begann und ich fühlte mich Hundemüde. Ich hatte die Nacht kaum geschlafen. Die Träume waren wiedergekehrt, ein schlechtes Zeichen. Ich spürte dass etwas in der Luft lag. Nicht zu erfassen, nur so ein Gefühl. Doch hatte ich gelernt auf meine Gefühle zu hören. Ich beschloss meinen Meister zu fragen ob er es auch fühlen würde, doch war dieser im Moment mit etwas anderem beschäftigt. Er schien in Eile zu sein, hastete hin und her. Er war nervös, das war ihm anzusehen

"Was ist geschehen Meister?"

"Es ist soweit Norin", antwortete er schnaufend, kam dann aber endlich zur Ruhe. "Setz dich Norin, es gibt Neuigkeiten." Jetzt war ich neugierig geworden. Gespannt setzte ich mich und wartete auf dass was Sen Lar mir zu sagen hatte.

"Es ist nun Zeit dein Können in der Praxis zu testen."

"Was?"

"Ja du hast richtig gehört. Ich weiß nicht ob du schon für eine Konfrontation bereit bist aber wir haben keine Wahl. Ich erfuhr von einem Treffen zwischen dem Fürsten Menzhold III und der Gilde, angeblich handele es sich sogar um Sagul, die Linke Hand von Tarim o Kiel oder gar ihn selbst. Ich weiß nicht ob du nach der kurzen Zeit schon bereit bist in ein so bedeutendes Treffen zu ziehen, geschweige denn bereit für eine Konfrontation mit einem Erzvampir, doch diese Chance bietet sich so schnell nicht wieder. Körperlich bist du bereit doch ich fürchte dass dich das Treffen seelisch überstrapazieren könnte." Ich sprang empört auf.

"Ich bin bereit. Ich werde mich ihnen stellen, irgendwann muss es sein. Vielleicht hören dann auch diese Träume auf."

Sen Lar nickte zustimmend und gleichzeitig nachdenklich. "Ja ich denke du solltest mit. Ich brauche vielleicht deine Hilfe und für dich ist es auch gut, so kannst du deinen Ängsten ins Gesicht sehen. Doch nimm dich in Acht. Ich spüre Gefahr."

"Ich ebenfalls. Erzählt mir was ihr wisst."

"Ich habe erfahren das der Fürst dahinter kam das es in seiner Stadt von Ihnen wimmelt und will wohl versuchen sie in eine Falle zu locken."

"Wo?"

"Auf dem Drake-Stone Mountain."

"Dem Drake-Stone Mountain?" Von diesem Berg hatte ich noch nie gehört.

"Das Gebirgsmassiv im Osten der Stadt. Man munkelt dass es von magischen Kräften durchwoben ist. Ich weiß nicht wieso sie diesen Platz wählten doch werden sie ihre Gründe haben. Vermutlich wird es zwischen den beiden Parteien zum Kampf kommen, eine Chance für uns den Feind zu Schwächen wenn wir uns mit dem Fürsten verbünden könnten."

"Aber woher wisst ihr davon?"

"Ich habe es in der Stadt aufgeschnappt. Du musst lernen zuzuhören wenn du an Informationen herankommen willst. Es war nicht einfach aber es hat sich gelohnt. Einen überraschenden Aufbruch des Fürsten in Richtung der angeblich verwunschenen Berge kann man nicht einfach geheim halten. Irgendetwas dringt immer durch, und darüber unterhalten sich die Leute dann auf der Straße."

"Irgendwie gefällt mir das Ganze nicht. Könnte es sich nicht um eine Falle für uns handeln?"

"Natürlich könnte es das. Das weiß man vorher nie. Deshalb müssen wir sehr vorsichtig sein. Aber ich werde mir diese Chance nicht entgehen lassen." Sen Lar schien fest entschlossen. Mir gefiel die Sache ganz und gar nicht. Mir kam es so vor als würde dieser Schatten, diese Bedrohung deren Präsenz ich allzu deutlich spürte mit diesem Treffen zusammenhängen. Großes Unheil würde uns dort auf dem Berg erwarten. Aber ich sah das Sen Lar nicht von seiner Meinung abzubringen war. Mir blieb keine Wahl, ich konnte ihn nicht alleine gehen lassen. Manchmal war Stolz eine gefährliche und törichte Eigenschaft, doch ich akzeptierte ihn so wie er war. Auch seine Schwächen waren sie doch nur allzu menschlich.

"Wann?" fragte ich ihn.

"Morgen Nacht." antwortete er genauso knapp. Ich nickte stumm. So würde ich also zum ersten Mal ihnen gegenübertreten. Ich hätte mir die erste Konfrontation anderes gewünscht, am liebsten gar nicht, doch ich wusste es musste sein. Morgen würde die Entscheidung fallen.

4.

"Wie ist es gelaufen?" fragte die Person im Schatten.

"Alles bestens. Niemand ahnt etwas. Scheinbar hat Menzhold die Sache geschluckt. Unser Gespräch letzte Nacht schien seine Wirkung nicht verfehlt zu haben. Morgen Nacht wollen sie sich auf dem Drake-Stone Mountain auf die Lauer legen. So wie wir es geplant haben."

"Sen Lar?"

"Er wird ebenfalls kommen. Ich habe die Gerüchte so in die Welt gesetzt dass man nicht leicht an sie rankommt damit es glaubhaft wirkt. Doch ich habe den Alten nicht unterschätzt. Er hält es für eine einmalige Gelegenheit und wird kommen."

Der Mann im Schatten schüttelte den Kopf. "Der Alte Narr scheint Senil zu werden. Ich hätte nicht gedacht dass alles so einfach werden würde. Ohne einen Gedanken an eine Falle zu verschwenden kommt er zu uns. Nun gut, was ist mit seinem neuen Schüler?"

"Sein Name ist Norin Read. Soviel ich erfahren konnte wird er seinen Meister begleiten. Ich bezweifle aber das seine Ausbildung schon abgeschlossen ist. Wenn ihr mich fragt reiner Selbstmord diesen Knaben mit hineinzuziehen."

Plötzlich wurde die kleine gedrungene Gestalt die eben gesprochen hatte von dem Mann im Schatten hochgehoben. Augen die in der Dunkelheit gelb glühten starrten ihn wütend an. "Unterschätze nie diesen Jungen. Er ist stärker als du denkst. Er ist stärker als die meisten Jäger in der Laufbahn dieses jämmerlichen Clans. Und deshalb will ich ihn haben. Hast du das verstanden? Norin Read gehört mir!" Der Mann im Schatten ließ den anderen achtlos in den Staub fallen. Er grinste. "Morgen wird die Nacht der Überraschungen sein."

"Sagul, wo steckst du verflucht?"

"Hier Meister." Sagul gab seinem Pferd die Sporen und holte auf bis er neben dem Pferd seines Meisters ritt um sich mit ihm unterhalten zu können. Tarim o Kiel wirkte heute überraschend gutgelaunt, ihm schien der anstrengende Ritt nichts anhaben zu können. Schon seit Stunden waren sie nun auf diesem engen Pass unterwegs, das Ziel war ein Hochplateau etwa in der Mitte des Gebirgskamms. Vor ihnen Ritt Fürst Menzhold in schlichter Reisekleidung um nicht sofort aufzufallen (obgleich hier sowieso niemand war, aber Fürsten litten eben oft an einer gesunden Portion Verfolgungswahn) sowie seine treu ergebene Leibgarde die aus 5 Männern und 3 Frauen bestand. Sie waren die einzigen zu denen der Fürst noch vertrauen hatte, alle anderen hielt er längst für Verräter die zum Feind übergelaufen waren. Sagul grinste denn damit hatte er nicht einmal so Unrecht.

"Was glaubst du? Wie stark ist wohl dieser Norin Read?"

Sagul verzog den Mund abschätzig und schüttelte den Kopf. "Nur ein kleiner Wurm der sich anmaßt ein großer Held zu sein. Macht euch um ihn keine Sorgen, wir werden ihn wie eine Wanze zerquetschen."

"Aber er trägt das Erbe von Asteroth." gab o Kiel zu bedenken.

"Ach, was ist schon Asteroth, er ist ein nichts gegen euch mein Gebieter. Wie viel Kraft kann er ihm schon gegeben haben?"

"Siehst du, das mag ich so an dir Sagul. Du bist der größte Schleimscheißer und Arschkriecher den ich kenne."

Sagul verneigte sich lächelnd. "Oh vielen Dank." Tarim erwiderte nichts, das Gespräch schien beendet zu sein und Sagul wies sein Pferd an langsamer zu traben und setzte sich wieder hinter Tarim an das Ende der Schlange das immer noch dem Pfad folgte. Die Stimmung war insgesamt überraschend ruhig, obwohl sich alle der kommenden Auseinandersetzung bewusst waren. Auch der Fürst blieb gelassen obwohl man ihm anmerkte das er wohl solch lange beschwerliche Ritte nicht gewöhnt war. Aber er wollte ja keine Schwäche vor seinen Soldaten zeigen, und erst recht nicht vor seinem Berater der sich gerade und unerschöpflich im Sattel hielt. Er schien nie müde zu werden. Menzholds Gedanken drehten sich noch immer um die kommenden Ereignisse. Misstrauisch beäugte er Tarim. Dieser Plan konnte nicht funktionieren, aber der Fürst war sich sicher dass er es riskieren musste um so endlich die Wahrheit ans Licht zu bringen. Zu lange musste er mit ansehen wie seine Stadt vor die Hunde ging. Er wollte endlich wieder Herr über eine gleißende vor Reichtümern strotzende Metropole sein, ein Leuchtfeuer das über den Ozean erstrahlen würde um jedes Schiff willkommen zu heißen - außer natürlich dieser widerlichen Piratenbrut der sie denn Schlammassel zu verdanken hatten. Denen und den..., nun ja dies würde sich heute ja hoffentlich klären. Menzhold würde zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Er fühlte sich schon als Sieger. Mit seinen getreuen Soldaten würde er jeden Verräter einfach den Garaus machen, egal um wenn es sich handelte, ein Fürst duldete keine Gefangenen.

Der Fürst brachte sein stolzes Ross zum stehen, die anderen taten es ihm gleich. Vor ihnen war das Hochplateau, direkt am Eingang zu den verwunschenen Katakomben.

'Wieso ausgerechnet hier` dachte der Fürst ärgerlich. Niemand der bei heilem Verstand war betrat freiwillig die Katakomben, oder kam auch nur in ihre Nähe. `Warum o Kiel? Was soll dass? Was hast du vor?` Der Fürst würde warten was passieren würde. Sollten diese seltsamen Jäger überhaupt erscheinen, dann würde sich ja zeigen wie die Dinge standen.

Die Gruppe verteilte sich über das Plateau. Die Soldaten bezogen hinter verstreuten Steinen und Büschen Stellung. Sagul dackelte dicht hinter Tarim o Kiel her der aufmerksam die Umgebung musterte, ebenso wie Fürst Menzhold

"Und was nun?" wandte sich der Fürst an seinen Berater.

"Wir warten!"

Ich fühlte mich unwohl in diesen Bergen. Ein seltsames erdrückendes Gefühl brach über mich herein. Meinem Meister schien es nicht fiel besser zu gehen, doch schien es Ihn nicht zu überraschen. Wir ritten nun schon seit Stunden den Bergpfad hinauf zu einem Hochplateau, dem angeblichen Treffpunkt. Sen Lar zeigte nicht die geringsten Ermüdungsanzeichen. Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Wieso hier, warum gerade jetzt? Das konnte doch nicht mit rechten Dingen zu gehen. Ich befand mich in einer schwierigen Situation. Auf der einen Seite mein Gefühl das mir eindeutig zu verstehen gab nun umzudrehen, auf der anderen Seite mein Meister und treuer Freund der mir das Leben gerettet hatte und der sich von nichts und niemanden davon abbringen ließ die Gruppe auf dem Hochplateau zu stellen, selbst wenn es eine Falle sein sollte. Was sollte ich tun? Ich konnte ihn doch nicht alleine weiterziehen lassen. Nein das konnte ich nicht. Und ich konnte auch nicht für immer vor Ihnen davonlaufen. Ich musste mich Ihnen entgegenstellen, sie bekämpfen. Vielleicht nicht unbedingt gewinnen, aber es zumindest versuchen. Ich beschloss weiter zureiten.

Der Pferde wurden unruhig, auch sie schienen etwas zu spüren dass in der Luft lag, eine Gefahr, eine Bedrohung. Doch ging sie von dem Berg aus, oder von jenen die sich dort verbargen? Sen Lar verzog unmerklich das Gesicht, ich glaubte ein flüchtiges Lächeln in seinen Zügen zu erkennen, als wüsste er was das zu bedeuten hatte. Er wusste eindeutig mehr über diesen Berg als er mir sagte. Ich beschloss dies zu ändern.

"Meister?" wandte ich mich an ihn.

"Ja?" Er drehte sich zu mir um.

"Was hat es wirklich auf sich mit diesem Berg? Ihr wisst doch mehr als ihr mir gesagt habt."

Sen Lar lachte. "Ja du hast Recht. Zumindest kenne ich die Legende, falls sie stimmen sollte. Nun gut, ich werde sie dir erzählen. Man erzählt sich, dass vor langer Zeit schreckliche Kreaturen das Land heimsuchten wie eine Seuche. Keiner weiß was für Bestien dies waren. Drachen, Untote oder uralte Schrecken die heute keinen Namen mehr haben. Die Sage erzählte von einem Helden den man Drake nannte, der in das Land kam um es von den Kreaturen zu befreien. Angeblich zog er nur mit seinem Schwert gegen sie zu Felde. Und mit dem Beistand der Götter."

Über diese Bemerkung konnte ich nur den Mund verziehen. Beistand der Götter, pah. Konnte ja nur eine Legende sein. Sen Lar schien meine Reaktion bemerkt zu haben und zu bedauern, war er doch selbst ein gläubiger Mensch. Es tat mir im selben Moment leid, ich hätte mir das nicht so anmerken lassen sollen, aber so bin ich nun einmal. Sen Lar fing sich aber schnell wieder und erzählte weiter: "Nun dieser Drake zog also los um einen großen äh Drachen soviel ich weiß zu bekämpfen, denn dieser tyrannisierte dieses Gebiet hier. Das Vieh hatte seinen Hort irgendwo hier auf dem Berg. Drake stellte ihn auf jenem Plateau das wir erreichen wollen. Ich weiß nicht genau ob er den Drachen vernichtete oder nur verjagt hatte, aber auf jeden Fall kehrte nach diesem Kampf wieder Ruhe und Frieden in das Land ein."

"Und was war mit Drake?"

"Nun er fiel in dem Kampf. Viele Jahre später entdeckte eine Expedition aus Totenpriestern den Leichnam. Sie beschlossen ihm ein würdiges Grab zu errichten, doch konnte sie ihn auf dem harten Steinboden des Plateaus nicht begraben. Sie wollten aber dass er in der Nähe seines letzten Gefechts begraben wurde. Schließlich entdeckte sie den Eingang zu alten Katakomben die sich scheinbar wie ein Labyrinth durch den ganzen Berg zogen. Und in diesem Labyrinth entdeckten sie verschiedene Kammern die sie kurzerhand zu Totenkammern umfunktionierten. In der größten beten sie den gefallenen Helden zur letzten Ruhe, die anderen Kammern bereiteten sie für andere große Helden vor die dereinst auf dem Berg ihr Leben lassen sollten."

"Wieso ausgerechnet auf dem Berg?"

"Es heißt das der Berg ein Ort sei für schicksalhafte Auseinandersetzungen die das Leben einzelner für immer verändern können."

"Aber es betrat doch nie mehr jemand den Berg, er gilt doch als verflucht."

"Eben deshalb. Weil man sich sagt das jeder stirbt der ihn betritt. Das liegt aber nicht an einem bösen Zauber oder solchem Humbug wie man sich es erzählt sondern basiert einzig und allein auf der Legende. Dieser Berg ist kein verwunschener oder verfluchter Berg. Im Gegenteil, es ist ein heiliger Ort wo das Gute über das Böse triumphiert. Und deshalb werden wir heute auch siegen."

"Aber es ist doch nur eine Geschichte. Vielleicht gab es diesen Drake nie."

"Es gab ihn, da bin ich mir ganz sicher." Sen Lar schien durch nicht von seiner Meinung abzubringen zu sein. Er verließ sich meiner Meinung nach zu viel auf himmlische Kräfte die schon dafür sorgen würden dass den Guten nichts passiert. Mir war Schleierhaft wie ein so weißer Mann wie er, der mir so viele Erkenntnisse offenbarte, sich so sehr auf Götter oder himmlisches Heldengetue verlassen konnte. Vielleicht war er ja mit seiner Einstellung zu beneiden, doch ich konnte sie nicht teilen. Ich fühlte mich weder wie ein Held der dazu auserkoren war die Welt zu retten noch wie vom Schicksal geführt. Aber auch jetzt wo ich seine Beweggründe kannte, oder eben weil ich jetzt seine Gründe kannte verließ ich ihn nicht. Keiner wusste wie die Sache ausgehen würde, doch wir würden sie gemeinsam durchstehen.

Die Pferde wurden immer unruhiger und sträubten sich stärker. Wenn dies ein heiliger Ort war, wieso hatten dann alle so ein ungutes Gefühl? Sen Lar sah mein fragendes Gesicht und sagte: "Man erzählt sich das die Priester einen Zauber auf den Berg warfen, das jeder der nicht von der Geschichte tief und fest überzeugt ist ein ungutes Gefühl überkommt und sie zum umdrehen ermahnt. So wollten sie den heiligen Leichnam vor Plünderern schützen."

"Und so etwas können Priester vollbringen?" fragte ich ungläubig.

Sen Lar zuckte die Schultern. "Ich weiß es nicht, es ist nur eine Sage. Wer kann schon wissen mit welchen Gaben die Götter ihre Diener belohnen."

So etwas hatte ich erwartet. Eine Antwort nach der ich genau so schlau war wie vorher. Aber es spielte keine Rolle. Wir beschlossen unsere Pferde hier zurückzulassen und zu Fuß weiterzugehen. Das ungute Gefühl wurde stärker als wir unseren Weg fortsetzten. Ich fragte mich immer noch warum wir nirgends Fuß oder Hufspuren fanden. Waren wir schneller als sie? Unwahrscheinlich. Hatten sie die Spuren nur gut verwischt oder waren sie einen anderen Weg gegangen? Die ganze Sache war viel zu undurchsichtig, keiner wusste wie viele sie waren oder was auf uns zukam. Doch meinen Meister schien das nicht zu stören. Er zog gegen das Unheil ohne ein Anzeichen von Furcht oder Zweifel zu zeigen. War dies nun echtes Heldentum oder einfach nur grenzenlose Dummheit? Ich wusste es nicht, doch würde sich die Frage bald klären. Wir hatten das Hochplateau erreicht.

5.

Es war still. Eindeutig zu still. Ich sah mich nervös um. Der Wind pfiff über den kalten Fels. Nichts wuchs hier oben, alles tot. Für mich sah dieser Ort in keiner Hinsicht heilig aus. Ich gebe allerdings zu das ich etwas spürte. Schwer zu erfassen, nur ein Hauch aber eindeutig vorhanden. Sen Lar ging vorne, er hielt lediglich einen einfachen Holzstab in der Hand der aber an beiden enden Silberspitzen hatte. Und ich hatte gesehen wie meisterlich er diese Waffe zu führen vermochte. Ich zog ebenfalls meine Waffen. Zwei schlichte Schwerter, nicht verziert, nicht magisch, nicht aus Silber. Gegen Vampire nutzlos, dafür mussten die Pflöcke und das Weihwasser reichen das Sen Lar mit sich trug( ich hielt mich möglichst fern davon da auch ich darauf reagierte). Zumindest konnte ich sie mir damit vom Leib halten und Vampire sind selten alleine. Entweder sie hatten lebende oder tote Diener die sie begleiten, und die waren keineswegs gefeit gegen meinen blanken Stahl. Wir standen abwartend auf dem Berg, hier war die Stelle. `Ideal für eine Falle` schoss es mir durch den Kopf, doch wollte ich erstmal abwarten. Ich spürte ganz genau die Präsenz von einem artverwandten Wesen, doch erfühlte mich diese Präsenz nur mit diabolischer Kälte.

"Ah, ihr seid gekommen." Erschrocken drehte ich mich um, Sen Lar tat es mir gleich. Obwohl wir aufmerksam die Umgebung gemustert hatten und keine Nebengeräusche vorherrschten, hatten wir nicht gemerkt dass sich jemand hinter uns geschlichen hatte. Vor mir stand ein gut aussehender aber klein gewachsener Mann mit vornehmer Kleidung und einem fein gestutzten Kinnbart. Die fehlende Größe wurde durch seine breiten Schultern jedoch mehr als ausgeglichen. Seiner Gestik nach zu urteilen war er wohl den feineren Umgang gewöhnt. Ein fieses kaltes Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. Ich spürte eindeutig eine Präsenz, ähnlich meiner doch ungleich stärker. Sen Lar schien den Mann zu kennen, denn seine Mimik gefror sogleich zu Eis als er ihn erblickte.

"Tarim o Kiel, welch Freude euch wieder zu sehen." flüsterte er. Ich sah den Mann erstaunt an.

"Das ist Tarim o Kiel, der Regent?" fragte ich meinen Meister verblüfft und deutete auf den Mann vor mir.

Tarim o Kiel machte eine höfliche Verbeugung. "Eben jener", antwortete er an meines Meisters Stelle. "Mein Ruf scheint mir vorauszueilen. Ich vermute du bist Sen Lars neuer Schüler. Norin, nicht wahr?"

"Woher wisst ihr das?"

"Oh, ich weiß vieles, mein junger Freund." Ich betrachtete Tarim näher. Er sah nicht aus wie ein Vampir. Keine spitzen Zähne, keine bleiche Haut, blaue runde Pupillen, keine gelben geschlitzten. Vermutlich magische Tarnung.

"Wo ist denn der Rest o Kiel, du bist doch nicht alleine hier oder?" fragte ihn Sen Lar und sah

sich um.

"Welchen elenden Kriecher hast du mitgeschleppt? Lass mich raten? Sagul, diesen Sohn eines räudigen Straßenköters?"

"Gut geraten alter Mann." kam eine Stimme aus dem Gebüsch neben uns und eine weitere Gestalt trat heraus. Sie war klein und sah verschlagen aus. Lange schwarze Zotteln und ein gebückter fast buckeliger Gang fielen einem als erstes an ihm auf. Auch er war nicht als Vampir zu erkennen, doch glaubte ich auch in ihm eine Präsenz zu spüren. Nicht so mächtig wie den von o Kiel, dennoch sehr Stark. Konnte diese jämmerliche Erscheinung wirklich so mächtig sein? Er gesellte sich neben den Erzvampir und wir vier betrachteten uns einen Moment lauernd. Zwei gegen zwei.

"Schluss jetzt mit dieser Farce." ertönte nun eine dritte Stimme und neue Geräusche von vorne aus dem Dickicht waren zu hören. Eine weitere Gestalt trat auf das Plateau. Ihn kannte ich. Es war Menzold III, der Fürst von Ankohead. Niemand in der Stadt kannte ihn nicht. Er galt als gnadenloser aber gerechter Fürst, doch ging es mit seiner Stadt den Bach herunter. Das Problem seien zum einen die Piraten, doch sie alleine konnten es nicht sein. Keiner kannte den wahren Grund, doch ich konnte ihn mittlerweile vermuten. Ihm folgten 8 gerüstete Soldaten, 5 Männer und 3 Frauen. Sie alle trugen kurze Kettenhemden oder Harnische und waren bewaffnet mit Schwertern, Äxten oder Hellebarden. Sie schienen gut trainiert zu sein. Der Fürst wandte sich an seinen Berater: "Was soll denn das? Ich dachte das wären unsere Verbündeten. Warum redet er so mit euch?" Der Fürst schien nicht wirklich überrascht. Sen Lar auch nicht als er sich an den Fürsten wandte. "Verbündet? Was hat euch Tarim o Kiel sonst noch alles erzählt, falls er euch überhaupt seinen richtigen Namen genannt hat?"

"Er sagte ihr wärt ein Vampirjäger und würdet uns helfen diesen Fluch von meiner Stadt zu nehmen." Menzhold war gar nicht aufgefallen das er das unheilige Wort ausgesprochen hatte, etwas das der abergläubische Fürst eigentlich vermeiden wollte. Doch in diesem Moment merkte er es nicht einmal.

"Ich bin in der Tat ein Vampirjäger. Und ich werde euch gerne helfen bei euerem Problem. Am besten wir fangen gleich bei euerem Freund und seinem Diener an." Sen Lar deutete auf die beiden Vampire.

"Was soll das heißen?" fragte der Fürst.

"Wisst ihr es denn wirklich nicht? Er, Tarim o Kiel ist ihr Anführer. Er ist es der euere Stadt bedroht. Er ist einer von Ihnen."

Der Fürst betrachtete seinen Berater, dieser musterte ihn ebenfalls

"Ist das wahr?" fragte ihn der Fürst ohne jedes Erstaunen. Er wusste es bereits.

"Ja!" Tarim o Kiel zog das Wort, hauchte es dem Fürsten förmlich entgegen. Und während er die Wahrheit aussprach veränderte sich sein Aussehen. Seine Haut wurde weiß, die Augen gelb, die Zähne spitz, und auch Sagul ließ die Illusion fallen. Wieder war ich entsetzt zu was die Vampire fähig waren. Sie konnten uns blenden, uns von der Wahrheit so leicht ablenken.

Der Fürst blieb nach wie vor gelassen. "Also stimmt es tatsächlich. Ihr seid also wirklich der Anführer der Kreaturen. So sprach er die Wahrheit, und ihr seit mein Feind."

Diesmal schien Tarim überrascht zu sein. "Was soll das heißen, ihr habt es gewusst?"

"Natürlich, oder glaubt ihr ich hätte sonst so einfach in eueren hirnlosen Plan eingestimmt."

Diese Runde ging an den Fürsten.

"Aber wer hat es euch Verraten?" fragte Tarim ihn interessiert. Mittlerweile hatte er sich wieder gefasst.

"ICH!" donnerte eine neue Stimme über den Platz. Grünlicher Nebel zog auf, umhüllte uns alle in ein mystisches Licht. Die Umgebung wurde eiskalt, die Luft knisterte vor magischer Energie, und ich bekam Krämpfe als ich eine weitere übermächtige Präsenz spürte. Das war eindeutig zu viel für mich. Und dann stand er in mitten von uns wie aus dem nichts. Er persönlich. Das Wesen aus meinen Träumen. Mein Schöpfer. Asteroth!!!

Mich überkam eine Welle unsäglicher Schmerzen. Zwei Erzvampire auf einem Fleck, noch dazu war einer mein Schöpfer. Ich war nicht darauf gefasst ihm so bald wieder zu begegnen. Mit dieser Situation hatte auch Sen Lar nicht gerechnet. Doch nun war es zu spät. Die Entscheidung stand bevor. Ich musste jetzt all meine Stärke zusammennehmen um die nächsten Momente durchzustehen und um vielleicht den Berg lebend zu verlassen.

"Asteroth, du? Ich hätte es wissen müssen." zischte Tarim o Kiel. "Wie immer planst du hinter meinem Rücken."

"Und dabei warst du doch immer der Ränkeschmied Bruder. Aber es lief alles schon zu perfekt. Ihr habt alles ganz genau so gehandelt wie ich es plante. Gleichzeitig 3 Parteien hinters Licht zu führen war nicht leicht, doch für mich ist nichts unmöglich. Ich werde der neue Herrscher der Welt sein und eine neue Ordnung einführen. So wie es mir beliebt."

Atemlose Stille herrschte auf dem Hügel. Ich kämpfte immer noch mit meiner Selbstbeherrschung. Mein Meister musterte das Spektakel ruhig und gelassen. Unglaublich woher er diese Ruhe und diese Kraft nahm. Tarim musterte seinen Widerpart grimmig, ihre Antipathie war nicht zu übersehen. Nun wusste ich zumindest dass sich auch die Gilde untereinander hasste. Eine Schwäche. Etwas das ich mir merken würde!

Sagul beobachtete das Ganze mit einem stillen Grinsen, das er schon die ganze Zeit auf den Lippen trug.

Der Fürst stand stocksteif und regungslos da und versuchte das eben gehörte zu verarbeiten, versuchte zu begreifen was hier vorging, in was für ein Intrigenspiel er nur hinein geraten war. Die Gardisten zeigten nicht die geringste Regung obwohl ihnen die Angst anzumerken war.

Asteroth stand über alles thronend in der Mitte. Er hat es sich nicht nehmen lassen den größten Auftritt von allen zu haben, wie es seiner Art entsprach. Immer warten bis zum Schluss. Die beiden Erzvampire musterten sich noch immer lauernd.

"Was willst du hier Asteroth. Misch dich nicht in meine Angelegenheiten. Das hier ist meine Stadt."

"Und was, wenn ich fragen darf, gedenkst du mit ihr zu tun. Sieh sie dir doch an. Sie zerfällt durch deine Aktivitäten, geht vor die Hunde. Deine glorreiche Stadt", Asteroth lachte, "durch deine fanatische Suche nach einem Mythos hast du sie ruiniert."

Tarim o Kiel fuhr zornig auf: "Der Blutstein ist kein Mythos, wie kannst du nur solch verwerfliche Reden führen!" Asteroth schüttelte traurig den Kopf. "Oh Tarim, du bist in den Jahren so tief gesunken, ich erkenne dich nicht wieder. Ich kann einfach nicht glauben dass ich mit dir verwandt sein soll. Du warst außer mir immer der einzige von uns 5 der etwas im Kopf hatte.

Urisan dieser Feigling versteckt sich auf einer Insel, umgeben von Wasser dem uns feindlich gesinnten Element. Galselfantil ist ein Muskelprotz ohne Geist. Er kann nur Brandschatzen, Morden und Foltern." Asteroth lächelte. "Alles sehr amüsante Dinge, ABER es reicht eben NICHT! Und Morisia? Sie ist so krank und pervers, sie ist nicht zum Herrschen geschaffen. Aber du dachte ich, bist anders o Kiel. Du hast Ausstrahlung, Charisma, du kannst Scharen begeistern. Wir hätten gemeinsam diese Welt beherrschen können..." Asteroth schüttelte den Kopf "...doch leider hängst du zu sehr alten Legenden und Sagen nach. Du hinkst der Zeit hinterher, sie hat dich längst überholt."

Tarim schien immer wütender zu werden. Sich zu beherrschen war noch nie seine Stärke gewesen. "Wie kannst du es wagen den Blutstein als Märchen abzutun. Er steht im Necronomicon geschrieben und ich werde..."

"Dem Necronomicon", stieß Asteroth aus, "ein Buch das irgendein geistig Verwirrter geschrieben hat der zuviel auf alten Friedhöfen herumgewandert ist."

"WAS???"

Tarim o Kiel konnte es nicht fassen. "Damit beleidigst du nicht nur die Gilde sondern jeden Vampir den es jemals gab und geben wird. Das Buch ist unser Heiligstes! Es wurde vom großen Schöpfer selbst geschrieben, wie kannst du seine Göttlichkeit anzweifeln?"

"ES GIBT KEINE VAMPIRGÖTTER!!! Wann wirst du das endlich verstehen? Das Buch ist nichts weiter als das Werk eines Geisteskranken. Vampire überleben auch ohne Götter. Der Glaube an irgendwelche Götzen ist nichts weiter als eine Schwäche der Sterblichen, so etwas haben wir nicht nötig. Und was die Gilde betrifft. Sie ist eben so unfähig wie Töricht. Veraltete Gesetze ohne Sinn, idiotische Ritten und unfähige Versager als Anführer und Fürsprecher. Solch einer lächerlichen Gemeinschaft werde ich mich nicht beugen. Ich bin nur einem Treue schuldig, nämlich mir selbst, und keiner Vampirgilde mit ihrem dämlichen Ehrenkodex. Das ist etwas für Schwache. Sie werden nie die Welt regieren!"

Tarim musste all seine Willenskraft zusammen nehmen um Asteroth für das eben ausgesprochene nicht sofort anzugreifen. Er konnte einfach nicht fassen wie er alles verraten konnte, sich von allem so loszueisen. Das ihm alles gleichgültig und er sich über alles erhaben fühlte. Dieses Privileg genoss nicht einmal ein Erzvampir, denn auch er war nur Teil der Gilde. Doch Asteroth hat gerade eben öffentlich seinen Bruch mit der Vampirgilde bekundet. Nun würde Tarim ihn nicht mehr schonen müssen.

"Nun gut Ketzer, du wolltest es so. Ich bekunde hiermit öffentlich dass du wegen groben frevlerischen Reden von der Gilde ausgeschlossen wirst, Sagul dient als mein Zeuge.

Du bist eine Schande für das ganze Vampirgeschlecht, und du bist nicht länger mein Bruder. Und nun zieh von dannen."

Darauf konnte Asteroth nur herzlich lachen. "Ich soll gehen. Ich bin nicht gekommen um gleich wieder zu gehen. Der Spaß hat doch gerade erst begonnen."

"Und was hast du nun vor?" fragte ihn Tarim herausfordernd.

"Die Welt ist zu klein um von uns beiden regiert zu werden, ich kann dich leider nicht am Leben lassen Tarim o Kiel?"

"Du fordert mich heraus?" fragte ihn sein Bruder ungläubig. "Du weißt was das letzte Mal passiert ist als sich zwei Erzvampire gegenseitig bekämpft haben?"

"Ha, glaubst du mich kümmert was früher war? Ich schrecke vor nichts und niemanden zurück. Ja, ich fordere dich hier und jetzt heraus Tarim o Kiel. Auf das der bessere gewinnen möge!"

"Wie du willst. Diesen Tag wirst du noch bereuen."

Ich beobachtete die ganze Szenerie ungläubig. Asteroth gab sein wahres Ich zu erkennen. Er schien völlig den Verstand verloren zu haben sich mit der Gilde anzulegen und seinen eigenen Bruder herauszufordern, immerhin war dieser in der Überzahl. Irgendeinen Trumpf hatte er bestimmt im Ärmel. Gebannt wartete ich auf das noch kommende, ebenso wie mein Meister für denn die Situation auch neu schien. Nur einer meldete sich zu Wort der bisher völlig fassungslos das Geschehen verfolgt hatte. Fürst Menzhold III, der scheinbar verstanden hatte, dass auch Asteroth ein Vampir war und dass er nun doppelt verraten wurde.

"Ich weiß nicht was ihr seit Kreaturen der Hölle, doch ich werde euerem schändlichen Treiben ein Ende bereiten" rief er ihnen entgegen nachdem sie sich ihm zugewandt hatten. Besonders überzeugend klangen die Worte jedoch nicht. Angst war deutlich in seiner Stimme zu hören. Er sah seine Gardisten an die immer noch steif neben ihm standen und deutete auf die drei Vampire, die in der Mitte des Platzes standen.

"Los, greift an. Macht sie alle nieder! Ich dulde kein Versagen und ich will keine Gefangenen." befahl er ihnen, doch sie rührten sich kein Stück.

O Kiel grinste ihn an. "Oh nein, mein lieber Fürst, ich fürchte das kann ich nicht dulden." Menzhold schien nicht ganz zu begreifen was er damit meinte. Tarim nickte den Gardisten zu. Eine junge Frau nickte zurück. In Fürst Menzholds Gesicht zeigte sich plötzlich ein erschreckter Gesichtsausdruck als er verstand, doch da war es bereits zu spät. Ein stechender Schmerz in der Brust, als das Schwert der Gardistin seinen Körper durchdrang. Fürst Menzhold fiel tot vom Pferd. Das letzte auf seinem Gesicht war grenzenloses Erstaunen. Die letzten Untergebenen denen er vertraut hatte, sogar sie waren Verräter.

Langsam fing ich an das ganze zu begreifen. Tarim suchte etwas in der Stadt, irgendeinen Stein. Menzhold musste dahinter gekommen sein und das ganze Unternehmen flog auf. Tarim konnte ihn aber nicht einfach beseitigen, dass wäre aufgefallen. Also lockte er ihn unter irgendeinem Vorwand der wohl etwas mit uns zu tun hatte auf diesen Berg der als verflucht galt. Wenn er von dort nie lebend zurückkehrte, wunderte dies wohl niemanden da ja angeblich nie jemand lebend zurückkehrte. Auch Asteroth musste darin irgendwie verwickelt sein, denn er verriet dem Fürsten was o Kiel in Wirklichkeit war. Und nur deshalb ging der Fürst so leichtfertig auf den Vorschlag ein, um ihn auffliegen zu lassen. Und nun war der Fürst tot, ermodert von seiner eigenen Leibgarde und Tarim würde vermutlich neuer Fürst von Ankohead. Und das hätte er ohne Asteroths Hilfe wohl nicht geschafft. Aber warum half Asteroth ihm wo er ihn doch jetzt vernichten wollte? Wollte er vielleicht selbst den Platz des Fürsten einnehmen. Was diesen Teil betraf konnte ich nur mutmaßen doch noch war es nicht vorbei. Die beiden Vampire wandten sich uns zu.

"Nun alter Mann, was hast du jetzt vor? Willst du mir einen Pflock in die Brust rammen" fragte ihn Tarim zuckersüß. Sen Lar ballte wütend die Fäuste. "Wenn du mich so direkt fragst, JA!" Wütend standen sich die beiden gegenüber. "Dummerweise nur habe ich keine Zeit mit euch beiden zu spielen." Er drehte sich zu Sagul: "Ich überlasse ihn dir mein treuer Diener." Sagul verzog das Gesicht zu einer Fratze. "Darauf habe ich lange gewartet. Endlich rechnen wir ab Sen Lar!"

"Du warst schon immer die schleimigste, widerlichste miese kleine Kröte die euere heruntergekommene Gilde je gesehen hat. Heute werde ich dich ein für alle mal vernichten!" konterte Sen Lar und sein Körper bebte bei diesen Worten mit jeder einzelnen Faser. Sagul fletschte die spitzen Zähne. "Wir werden sehen Jäger" fauchte er und sprang ihn mit weit aufgerissenen Rachen an, einen schartigen Säbel schwingend. Ich hob meine Waffen und wollte meinem Meister zu Hilfe eilen doch war ich bereits von den 8 Gardisten umzingelt.

"Halt, ich will ihn lebend!" rief Asteroth ihnen zu, doch wurde er je von Tarim unterbrochen: "Zu spät Bruder, du wirst keine Zeit mehr haben ihn auszubilden. Sie hören auf mein Kommando und nicht auf einen Verräter wie dich" Er sah die Gardisten an: "Macht mit ihm kurzen Prozess!" Danach stürmte er auf seinen Bruder und ein höllisches Gefecht brach zwischen den beiden aus. Die Söldner überlegten einen Moment auf wenn sie denn nun hören sollten, doch nahm ich ihnen diese Entscheidung ab. Mein Meister brauchte mich. "Ihr werdet mich töten müssen, den lebend werde ich mich euch nicht unterwerfen." Mit diesen Worten stürmte ich auf sie zu, der Kampf war eröffnet!

6.

Stahl auf Stahl! Das Klirren der Waffen, die Schreie der Verdammten und das Knistern magischer Gewalten hüllten das Schlachtfeld in einen eisigen Mantel des Grauens. Schrecken und Verzweiflung, Blut und Tot, sie waren meine Begleiter in jenen Momenten. Ich sah mich umzingelt, meine beiden Schwerter in den Fäusten erwartete ich ihren Angriff. Die ersten beiden Söldner stürmten gleichzeitig auf mich ein, doch sah ich auch in ihren Gesichtern Angst und Zweifel. Der Geist siegt letztlich über den Körper, und ist der Geist schwach, so war der Kampf schon verloren bevor er begann. Doch mein war Geist bereit. Auch er war von Zweifeln und Furcht erfüllt, doch in jenem Moment war dies alles verschwunden und ich fühlte nur die eisige Gewissheit nicht auf diesem Berg unterzugehen. Mein Schicksal sollte sich heute erfüllen, aber nicht auf diese Weise. Der erste Söldner, ein bärtiger Mann mit einer Axt holte aus, doch war er zu langsam. Blitzschnell wich ich zur Seite, sein Schlag ging ins leere und die Wucht der Axt riss ihn zu Boden. Der andere Soldat ein junger Bursche mit einem Kurzschwert versuchte mir seine Waffe in den Magen zu rammen doch auch für ihn war ich zu schnell. Im nun drehte ich mich um die eigene Achse, stand plötzlich hinter dem verdutzten Söldner und rammte ihm mein Schwert durch die Brust, während das andere eine großen Bogen beschrieb und sich schon dem dritten gerade anstürmenden Gegner, einer jungen Frau zuwandte. Sie schien von der schnellen Reaktion überrascht zu sein, versuchte noch ihr Schwert zur Parade zu erheben doch war sie einen Augenblick zu spät und meine Klinge traf statt ihrem Schwert ihr Handgelenk das sich blutend von ihrem Arm trennte. Ihr Schwert fiel mit samt Hand zu Boden und noch während die Frau verdutzt ihren blutenden Stummel betrachtete zog ich mein anderes Schwert aus dem Brustkorb des toten Soldaten und hieb der Frau den Kopf vom Rumpf bevor sie überhaupt reagieren konnte.

Meine Schwerter, meine Kleidung, mein Gesicht... alles war voll Blut. Überall der rote Lebenssaft. Plötzlich kam in mir ein neues Gefühl auf. Wild und Unbarmherzig. Ich leckte mir über die Lippen. Oh bei allen Wesen der Finsternis, war dieser Geschmack herrlich. Der Geschmack von Blut. Frischem Blut. Ich wollte mehr. Mit meiner Beherrschung war es dahin, ich leckte das Blut von meinen Klingen, meinem Gesicht und fast wäre ich über die Leichname der gestorbenen Soldaten hergefallen, wenn nicht die nächsten 3 Kämpfer mich angriffen. Ein etwas ältere Mann und eine nicht sehr attraktive Frau mit einer hässlichen entstellenden Narbe am Gesicht versuchten mich von vorne zu attackieren während von hinten der Mann mit der Axt, der sich mittlerweile wieder erhoben hatte, auf mich einstürmte. Meine Sinne und meine körperlichen Fähigkeiten schienen nachdem Blutgenuss gestiegen zu sein, ich fühlte mich stärker als eh und je. Wie in Trance hielt ich mein blutiges Gericht ab. Ich schlug dem herausstürmenden Mann den Schwertknauf mit einer Wucht ins Gesicht das ich das Brechen der Nasenknochen hören konnte. Der Mann war sofort tot, ich hatte ihm seine eigene Visage ins Hirn gerammt. Aus dem Augenwinkel sah ich dass der Mann hinter mir die Axt erhoben hatte und mit einem Schrei auf mich zustürmte. Ich bückte mich und rammte dem Mann meinen rechten Fuß in die Schienbeine. Wie erwartet strauchelte er und fiel mit der Axt voraus direkt auf die Gardistin die, bevor sie überhaupt wusste wie ihr geschah die mächtige Axt im Schädel hatte. Ich grinste dämonisch, mit jedem Menschen der durch meine Hand ein grausiges Ende fand wurde mein Lust zu töten immer stärker. Ich dachte nicht darüber nach ob es richtig war. Es waren doch nur Menschen die ihre Pflicht taten. Tapfere Männer und Frauen mit Familie und Kindern...einerlei, ich wollte nur noch töten, verstümmeln und Leid verbreiten. Wie ein Berserker pflügte ich durch ihre Reihen, rammte dem Mann mit der Axt der noch immer auf der Gardistin lag beide Schwerter in den Rücken und stürmte auf die letzten drei, zwei Männer sowie die Frau die Menzhold getötet hatte. In ihren Augen war blankes Entsetzen als sie mich auf sie zustürmen sahen, blutverschmiert mit gebleckten Zähnen glühenden Augen und erhobenen Schwertern, eine so unmenschlichen Schrei ausstoßend das ich mich vor mir selbst fürchtete. Doch in diesem Kampf war das vampirische Erbe mit all seiner Grausamkeit durchgebrochen und ich konnte es nicht verhindern. Ich hoffte nur dass mein Meister dies nicht gesehen hatte.

"Komm schon alter Mann. Was ist, soll das alles gewesen sein?" Sagul stand grinsend da, sein Oberarm blutete nachdem Sen Lars Silberspitze ihn dort getroffen hatte. Doch schien ihn das nicht weiter zu kümmern. Er schwang ganz gelassen seinen Säbel in der rechten Hand und versuchte seinen Gegner mit Drohungen einzuschüchtern was jedoch nicht von nennenswertem Erfolg gekrönt wurde.

"Ich habe noch gar nicht angefangen. Heute werde ich dir ein für allemal das Handwerk legen Sagul, dir und deinem Meister. Ihr habt diese Welt lange genug heimgesucht."

"Starke Worte für jemanden in deiner Stellung. Sieh es ein, dein Kampf ist vorbei. Wir haben deinen Clan vernichtet, du alleine kannst uns nicht bezwingen. Du hast verloren, alter Mann, wir sind überall und wir werden siegen."

"Niemals, das werde ich nicht zulassen. Bei meinem Blute, ich werde nicht ruhen bis keiner mehr von euch auf dieser Welt wandelt."

"Ja, du sagst es. Bei deinem Blut." Sagul leckte sich lüstern über die Lippen. "Lass mich doch einmal kosten wie lieblich es ist."

Sen Lar sah ihn grimmig an. "Hol es dir doch Höllenkreatur!" Sagul stürmte auf Sen Lar zu versuchte ihm den Säbel über die Brust zu ziehen, grub sich aber lediglich in das Holz des Stabes der bereits zur Parade erhoben war. Eine Folge von Attacken, Ausfällen, Finten und Abwehrmanöver folgte. Sagul drängte Sen Lar ein Stück zurück, versuchte ihn durch seine wilden und kraftvollen Attacken zu erschöpfen, doch Sen Lar war besonnener und intelligenter im Kampf. Ohne Probleme blockte er einen Angriff nach dem anderen und wartete nur darauf das Sagul seine Deckung vernachlässigte um dann den Spieß umzudrehen. Und schließlich schaffte es Sen Lar seinerseits mit Attacken Sagul zurückzudrängen. Doch keiner der beiden Kontrahenten konnte einen entscheiden Treffer erringen.

Ich war nicht aufzuhalten. Meine beiden Klingen hielten blutige Ernte unter den drei verbliebenen Söldnern. Ich spürte wie die dunkle Macht in mir stieg, mich zu verschlingen drohte, als sie mir übermenschliche Kräfte verlieh und ich erbarmungslos und ohne Mitleid auf die Soldaten einschlug, die nicht den Hauch einer Chance hatten zu entkommen. Fast beiläufig fiel mein Blick auf die beiden Erzvampire die sich noch immer gegenüberstanden und sich nur mit ihren magischen Kräften bekämpften. Keine Gesten, keine Formeln, nur Gedanken. Welcher Geist war der stärkere, welcher würde gebrochen werden. Dann wandte ich mich wieder meinen Feinden zu, oder vielmehr meinen Opfern. Einer lag schon tot am Boden, ich hatte ihm mit meinen Zähnen die Kehle durchbissen. Doch zum trinken war keine Zeit, die anderen beiden durften mir nicht entkommen...

Warum eigentlich nicht? Warum durften sie mir nicht entkommen? Sie wollten nicht mehr kämpfen, sie wollten nur noch weg, um ihr blankes Leben rennen. Nein, das durften sie nicht. Sie waren schuld. Sie waren an allem schuld. An meinem Elend, sie waren verantwortlich dass ich zu dem wurde der ich nun war. Wütend sprang ich die Frau an. Sie waren Verräter, hatten ihren eigenen Fürsten verraten und getötet, dafür mussten sie sterben. Kein Mitleid, keine Gnade!!!

Ich lag auf der Frau, meine kräftigen Arme drückten sie zum Boden. Ich sah in ihre Augen. Große Schreckensgeweitete blaue Augen. Panik und Entsetzen spiegelte sich in ihnen als würden sie einem Monster entgegensehen. Tränen liefen der Frau über die Wangen. Nie im Leben war mir ein solcher Blick begegnet. Sie sah in das Antlitz der Hölle... und das war ich. Bei allen Götter, was tat ich da nur? Was war nur aus mir geworden. Mögen diese Menschen auch nicht ohne Fehl sein, so taten sie nur was ihnen geheißen wurde. Um ihre Familien zu schützen oder um sich selbst am Leben zu erhalten. Und selbst wenn nicht, konnte ich mir anmaßen sie dafür zu richten? Wenngleich ich selbst nicht mehr an die himmlischen Mächte glaubte, ich konnte sie doch nicht einfach abschlachten. Erst jetzt spürte ich was ich eben getan hatte. Ich war in einem Rausch, einem Blutrausch... einem Mordrausch. Ich ließ die Frau frei, und schloss die Augen. Ich hörte wie die beiden davon rannten so gut sie konnten und versuchte mich sammeln. Ich musste die böse Präsenz vertreiben, ich musste wieder Herr meiner Gefühle werden. Ich verfluchte die Gabe die mir gegeben wurde, ohne dass ich sie gewollt hätte. Langsam kehrte Ruhe ein und ich konnte wieder klar denken. Und das erste was ich wieder von meiner Umwelt mitkriegte war Kampflärm. Und dann kam die Erkenntnis wie ein Schlag: Meister!

Keiner schenkte den beiden Erzvampiren Beachtung deren Geister sich eine erbarmungslose Schlacht lieferten. Doch schon bald wurde ersichtlich das Asteroth seinem Bruder weit überlegen war, und dass wusste er auch. Schließlich sah er ein dass, es keinen Sinn hatte, er konnte nicht mehr siegen. Erschöpft ging Tarim o Kiel in die Knie. Um sie herum tobte noch immer der Kampf. Asteroth blickte verächtlich auf Tarim nieder. "Du hast verloren Bruder, du und deine lächerliche Gilde."

"Noch ist es nicht vorbei Asteroth. Du magst die Schlacht gewonnen haben, aber der Krieg hat gerade erst begonnen. Wir werden uns wieder sehen." keuchte Tarim o Kiel und im selben Moment begann sich sein Körper zu verändern, bis nichts weiter als ein gräulicher Dunst zu sehen war der sich schnell vom Berg entfernte. Der Regent wurde in die Flucht geschlagen. Plötzlich hallte ein Kreischen über den Berg.

Auf einmal ging alles gleichzeitig. Die nächsten Momente liefen für mich wie in Zeitlupe ab.

Ich erhob mich von meinem Schlachtfeld und sah gerade noch wie sich Tarim o Kiel der vor Asteroth kniete, sich in grauen Nebel verwandelte, offenbar war er unterlegen. Mein Blick glitt zu meinem Meister der noch immer im Kampf mit dem verfluchten Vampir war. Sagul versuchte eine Finte um dann seinen Säbel Sen Lar in die Rippe zu schlagen, doch der Stab war schneller, Blitzschnell knallte das Holz auf Saguls Gesicht der fluchend nach hinten taumelte. Nur einen kurzen Augenblick war die Deckung offen, und dieser Moment reichte.

Sen Lar stieß ihm die Silberspitze in die Brust, Sagul kreischte auf vor Schmerzen doch hatte das Silber das Herz verfehlt, den Sagul war noch nicht tot. Er taumelte blutend nach hinten. "Noch hast du nicht gewonnen..." waren seine letzten Worte als auch er begann sich aufzulösen. Mein Meister stand erschöpft aber zufrieden da, wir beiden erkannten die Gefahr zu spät. Plötzlich war Asteroth hinter ihm, so schnell das mein Auge ihm kaum folgen konnte.

"MEISTER!" rief ich, versuchte ihn zu warnen. Ich rannte auf ihn zu, doch es war bereits zu spät. Asteroth hatte Sen Lar gepackt.

"Dies ist dein Ende!" knurrte er ihn an. Sen Lar wehrte sich nicht. Sein Blick war ganz klar als er antwortete. "Niemals wirst du über mich siegen. Mein Geist ist frei!" Sein letzter Blick galt mir bevor Asteroth seine Zähne in den Hals meines Meisters grub und ihm die Kehle zerfetzte.

"NEINNN!" Ich fiel zu Boden, meine Beine versagten mir den Dienst. Ich konnte nicht fassen was ich da sah. Das konnte einfach nicht wahr sein. Sen Lar konnte nicht tot sein. Ich wollte es nicht wahrhaben. Doch es war geschehen! Asteroth ließ den leblosen Körper zu Boden falle, wischte sich das blutverschmierte Maul ab und kam auf mich zu.

"Dein Meister ist tot, nun gehörst du mir!" herrschte er mich an. Ich war unfähig etwas zu sagen oder zu denken mein Blick haftete alleine auf dem Leichnam meines Mentors und Meisters.

"Du gehörst zu mir. Folge mir, schließe dich mir an. Werde nun mein Schüler." Ich gab Asteroth keine Antwort, ich beachtete ihn nicht einmal. Meine Blicke hafteten auf Sen Lar. Der Erzvampir wurde wütend. "Wie du willst. Ich habe dich geschaffen und du wirst mir dienen oder sterben!" Asteroth wollte mich packen doch musste in diesem Moment wohl jemand Erbarmen mit mir haben, denn im gleichen Moment hoben sich die ersten Sonnenstrahl über die Hügel und tauchten das blutige Schlachtfeld in ihren Glanz. Asteroth zuckte fauchend zurück. "Wir werden uns wieder sehen." Dies waren die letzten Worte von ihm bevor auch er sich zu verwandeln begann, allerdings nicht in einen Nebel oder Dunst sondern in einen pechschwarzen Raben der schnell wie der Wind davon flatterte. Ich krabbelte langsam auf meinen Meister zu der immer noch blutüberströmt auf den steinigem Boden lag und versuchte das unbegreifliche zu erfassen.

7.

Sen Lar war tot!

Daran bestand kein Zweifel. Ich kniete vor seinem leblosen Körper während sich die grelle Sonnenscheibe über den mystischen Hügel schob. Ich fühlte Trauer, Verständnislosigkeit und unbändige Wut. Wut auf Asteroth und seine Bande, Wut auf meinen Meister das er sich so leichtsinnig in Gefahr begeben hat und Wut auf mich selbst das ich ihn nicht zurückgehalten hatte. Es war nicht gerecht. Ich kannte diesen Mann gerade einmal seit drei Monaten und trotzdem war zwischen uns eine tiefe Freundschaft entstanden die nun viel zu schnell zerbrochen, auseinander gerissen wurde. Ich strich meinem Freund das feuchte von Blut verklebte Haar aus dem Gesicht und stellte fest dass auf seinem Gesicht ein Lächeln war, ein tiefer Frieden. Der gleiche Ausdruck den er mir zuwarf, Sekunden bevor er starb.

Warum, fragte ich ihn. Wieso hatte er das getan! Aber ich wusste die Antwort bereits. Seine Zeit war vorbei. Er wollte endlich wieder zu seinen Brüdern. Sie alle gingen ihm voraus und ließen ihn zurück, nun endlich ist er wieder bei ihnen. Er musste nur warten bis er einen Nachfolger gefunden hatte, und das sollte ich sein. Meine Ausbildung war beendet und damit war Sen Lars Aufgabe erfüllt. Er ging auf dem Berg um zu Sterben, so wie viele vor ihm hier an diesem Ort ihr Leben ließen Aber ich war noch nicht so weit. Der Blutrausch hatte mir auf erschreckende Art und Weise gezeigt welche Folgen mein Handeln haben konnte. Ich konnte jetzt noch nicht sein Erbe antreten! Oder doch? Vielleicht redete ich mir das nur ein. Sen Lar glaubte an mich, warum ich nicht? Ich stand langsam auf, mein Entschluss stand fest. Sen Lars tot sollte nicht umsonst gewesen sein. Ich war nun bereit für dieses neue Leben das einem der Drake-Stone-Mountain angeblich schenkte, doch vorher galt es noch etwas zu tun um von meinem alten Leben Abschied zu nehmen. Ich musste meinen Freund begraben, und ich wusste auch schon wo...

Ich wanderte durch die Finsternis des Berges, in meinen Armen trug ich den leblosen Körper meines gefallenen Meisters. Es gab nur einen Ort der ihm würdig war, und wenn die Legende stimmte so konnte es kein Zufall sein das Sen Lar ausgerechnet hier starb. Es war eine Fügung, die die Weichen für sein Leben nach dem Tot stellen würde, ich war der Schlüssel dazu. Lange wanderte ich durch die mystischen Gänge und Verzweigungen des Labyrinths, die sich im Inneren dieses Bergmassives befanden. Ich würde ihn in einer der Grabkammern beerdigen sofern diese existierten, das war ich ihm schuldig. Stundenlang suchte ich nach ihnen und hatte die Hoffnung schon beinahe aufgegeben als ich endlich fündig wurde.

Die Kammer des legendären Helden Drake sollte ich nicht finden. Jene die ich fand war ziemlich klein und bescheiden, doch strömte sie eine seltsame Kraft aus, die mir großes Unwohlsein bereitete, wie immer wenn ich etwas Heiliges betrat. Eine Kraft die von irgendeinem Totengott herrührte und der sein Reich gegen den Feind verteidigen wollte, und das war ich. Doch ich hielt stand, die Kraft war schon alt und schwach. Ich bettete Sen Lar auf einem steinernen Altar, versuchte ihn so gut es ging zu reinigen, wusch Dreck und Blut von ihm ab bis meine Wasserflasche leer war. Seinen treuen Stab legte ich ihm in die Hände die ich vor seiner Brust verschränkte. Er sah friedlich aus, so wie er da lag, friedlich und stolz. Langsam schloss ich ihm die Augen.

"Lebt wohl, mein Mentor, Meister und Freund. Ich werde euch nie vergessen und was ihr für mich getan habt. Ihr habt euer Leben gegeben um mir ein neues zu schenken" flüsterte ich. Ich schloss die Augen, schluckte. Der Abschied fiel mir unendlich schwer. Was sollte ich nur tun oder sagen. Ich wusste es nicht. Schließlich ergriff ich seine Hand. "Ich werde tun was ich tun muss, so wie ihr es wolltet. Ich werde euch rächen und eueren Kreuzzug fortsetzen. Ich werde sie bekämpfen, bis aufs Blut. Auge um Auge, Zahn um Zahn, das verspreche... nein das schwöre ich euch!" Meine Hand, die seine hielt, verkrampfte sich während ich sprach. Mehr gab es nicht zu sagen. Ich sah ein letztes Mal zu ihm zurück, einen kurzen Moment in denen ich mich an die schönen Tage zurückerinnerte, dann verließ ich die Kammer. Ich sah das der Torbogen lediglich aus Holzbalken bestand die das Gestein trugen. Ich nahm mein Schwert und hieb auf den Querbalken an der Decke ein bis er brach und der Eingang der Kammer von dem Geröll verschüttet wurde. Niemand sollte hier jemals eindringen und das Grab schänden, Sen Lar hatte seine Ruhe und seinen Frieden verdient. Danach verließ ich das Labyrinth.

Ich stand auf dem Bergplateau, mittlerweile hatte es zu regnen begonnen und ein Sturm zog auf. Mein schwarzes Haar wehte im Wind und mein Blick schweifte über das Land. Wohin sollte ich nun gehen? Ich musste dieses Land verlassen, hier war ich nicht mehr sicher. Ein Lebensabschnitt ging für mich zu Ende und ein neuer begann. Die Zeit des Jägers war angebrochen. Ich brauchte eine neue Identität, damit sie mich nicht so schnell finden würden. Einen neuen Namen, der gleichzeitig auch der endgültige Beweis für ein neues Leben sein sollte. Von diesem Moment an war ich nicht länger Norin Read, der Schüler, von diesem Moment an war ich DRAKE DU KANE der Jäger. Drake, wie der Drake-Stone Mountain, meinem Geburtsort, und Kane nach dem Gründer der C'ael Rohen Selfter Kane. Dieser Name sollte in Zukunft Furcht und Schrecken unter den Geschöpfen der Nacht verbreiten, unter diesem Namen würde ich mein Erbe antreten. Ich wusste nicht wohin mich meine Schritte nun lenken würden und was mich dort erwarten würde, aber gleich was es auch sei, ich würde mein Versprechen halten.

Was ist los?

Was war geschehen?

Ist er nun einer von uns?

Der Jäger war geboren. Mit dem Blute seines Mentors getauft erhob er sich auf dem Berg des Schicksals. Nun war er frei, und doch gebunden an einen Schwur der seine ganze Existenz bestimmen sollte. Doch wir wollen ihn, begehren ihn, verlangen nach ihm.

Die dunklen Mächte sammelten sich, drohten zu explodieren, doch er stand wie ein Fels in der Brandung. So leicht würde er es ihnen nicht machen. Oh nein, noch war der Kampf nicht entschieden. Er würde lange und blutig werden, doch sein Sieger war noch nicht gewiss...

Kapitel 3 - Das Orakel

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