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Kapitel 3

Das Orakel

1.

Mein Leben begann sich seit jener Nacht zu verändern. Völlige Orientierungslosigkeit war das häufigste Gefühl das mich beherrschte. Woher kam ich, wohin sollte ich gehen, zu wem gehörte ich? Ich wusste keine Antworten. Mein Meister war tot! Nur er hatte mir nach meiner Verwandlung einen Platz in der Welt anbieten können. Nun da er fort war wusste ich nicht was ich tun sollte. Ich verließ Ankohead und das Königreich, denn hier konnte ich nicht bleiben wollte ich meinem Meister nicht alsbald folgen. Der Fall war nun klar. Asteroth hatte Tarim vertrieben und konnte sich nun in aller Ruhe die Stadt, wenn nicht gar das ganze Land Untertan machen. Es war nur eine Frage der Zeit, und davon hatte ein Vampir mehr als genug. Seine Intrige war perfekt aufgegangen. Wie die Zahnräder die ineinander griffen, hatten wir wie nach seinem Textbuch gehandelt. Er hatte uns gegeneinander ausgespielt um am Ende als Sieger hervor zu gehen. Doch noch war es nicht vorbei. Ich würde wiederkehren und abrechnen... doch zunächst musste ich dafür sorgen dass meine eigenen Kräfte stärker wurden, den obgleich ich nun meine Ausbildung abgeschlossen hatte, so fehlte mir die Übung und Erfahrung eines Heldenlebens.

Und genau das wollte ich nun führen. Endlich einmal ein Held sein. Vielleicht konnte ich so meine dunkle Seite besiegen und die grausamen Visionen aus meine Kopf verdrängen, dich mich heimsuchen. Visionen von Blut und gelben Augen. Mir war klar dass die Zeit des Schülers vorbei war und das nun vermutlich erst einmal die Zeit des Wartens und Kräftesammelns anbrechen würde, doch wollte ich diese Zeit sinnvoll nutzen um die Welt zu bereisen. Ich kannte mich in der Welt nicht sonderlich gut aus, aber das hielt mich nicht davon ab. Ich ging einfach los, immer der Nase nach um den ganzen Kontinent zu besuchen. Große Städte, mystische Wälder, einmal das Meer sehen, all solche Dinge. Nirgends hielt ich es lange aus. Ich kehrte zu meinen Wurzeln zurück, denn schon als Mensch war ich rastlos und immer auf der Suche nach neuen Entdeckungen.

Die Zeit hing ins Land. Ich verdiente mich als Söldner, Rausschmeißer oder besorgte seltene und wertvolle Schätze, war mal hier mal da. Es wäre mühsam alles aufzuzählen was ich in jener Zeit gemacht hatte, deshalb will ich nur von den wichtigsten Sachen berichten die mir in meiner Abenteurerlaufbahn widerfahren sind. Sie alle hingen irgendwie zusammen, so als wäre mein ganzes Leben ein dichtes Netz dass das Schicksal gewebt hatte. Doch ich greife vor, fangen wir von vorne an:

Das erste besondere Ereignis geschah etwa drei Jahre nach der Schlacht. Mittlerweile wurde ich ein richtig guter Kämpfer, überlegter, ruhiger und erfahrener. Meine böse Seele hatte ich unter Kontrolle, von meinem Meister hatte ich endgültig Abschied genommen und ich hatte die Jagd eröffnet. Natürlich ging ich neben der Jagd auch anderen Tätigkeiten nach. Ich war nie ein sehr ehrenhafter Mann und verlangte grundsätzlich meinen Preis der von mal zu mal höher wurde, aber auch ich besaß noch einen Gerechtigkeitssinn. Des Öfteren galt es Kreaturen zu vertreiben, irgendwelchem abergläubischen Geschwätz über Geister und Dämonen nach zugehen (an denn selten etwas dran war) und ab und an wurde mir sogar die Ehre zuteil tatsächlich auf Untote zu stoßen. Und selbst wenn diese zu denen gehörten die nicht der Gilde dienten, war es mir stets ein Vergnügen ihnen den Garaus zu machen, erinnerten sie mich doch an mein eigenes Schicksal. Wie dem auch sei, mein Hauptziel war natürlich die Jagd nach Ihnen, und in den drei (sehr Lehrsamen) Jahren gelang es mir fast ein Dutzend aufzuspüren und zur Strecke zu bringen, allesamt niedere Vampire. Ihre Verhaltensmuster glichen sich erstaunlich und es fiel mir von mal zu mal leichter sie aufzuspüren. Sie zu bekämpfen war hingegen nicht so leicht. Es war nicht einfach einem Wesen das schnell wie der Wind und stark wie 10 Männer war, einen Pflock durchs Herz zu rammen. Doch ich lernte. Nach und nach wurde ich geschickter, vorsichtiger und erfolgreicher. Einmal begegnete ich sogar einem hohen Vampir, doch entkam er mir leider da ich seine Stärke unterschätzte. Aber eines war gewiss. Sie wussten dass sie einen neuen Feind da draußen hatten. Einen allgegenwärtigen Schatten, der sie aufspüren und richten würde. Von Asteroth, Tarim o Kiel oder einem anderen bedeutenden Vampir jedoch fehlte jede Spur und mir gelang es nicht einmal auch nur einen entfernten Hinweis zu erhaschen was sie gerade planten, wo sie sich befanden oder ob sie mich suchten. Die Gilde hatte ihre Drohung offenbar wahr gemacht und Asteroth als Verräter von der Gilde ausgeschlossen. Er war nun sozusagen vogelfrei. Asteroth war jedoch wie vom Erdboden verschluckt. Um sie wurde es lange Zeit still. Doch die Vampirjagd war mittlerweile zu etwas alltäglichem für mich geworden, auch wenn es natürlich jedes Mal etwas Besonderes war. Aber ich will nun von einem anderen Ereignis berichten das mein Leben in eine neue Bahn lenken sollte.

2.

Es regnete in Strömen. Es war früher Abend, die Sonne versank gerade und ich erreichte ein kleines beschauliches Nest irgendwo im Niemandsland. Vor mir konnte ich eine Schenke ausmachen, wohl die einzige in diesem Dorf. Zumindest war es der einzige Ort in dem Licht brannte. Nun, ich hielt nie viel von Wasser und beschloss dort einmal reinzuschauen und mich ein wenig umzuhören. Ich lenkte meine Schritte also in Richtung Taverne und konnte schon von weitem munteres Gelächter vernehmen.

Als ich die schwere Eichentür öffnete schlug mir eine derbe Mischung aus Bier, Pfeifenqualm und Schweiß entgegen, eine Mischung die man wohl in jeder Schenke antraf. Das Bild das sich mir bot, entsprach ebenfalls dem was ich erwartet hatte. Die Taverne machte einen gemütlichen, rustikalen Eindruck. Die Leute waren hauptsächlich stämmige Männer, deren Gesichter rau und hart wirkten. Die Stimmung schien gut zu sein, der Wirt war eifrig damit beschäftigt den stetigen Bierfluss nicht zu unterbrechen. Die Stimmung änderte sich allerdings schlagartig als ich das Gasthaus betrat. Vermutlich kam nicht jeden Tag ein Gast wie ich in dieses beschauliche Lokal. Von Kopf bis Fuß komplett in Schwarz gekleidet, mit kreidebleicher Haut und solch seltsamen Augen, zwei Schwerter auf dem Rücken ...so etwas sah man hier wohl nicht alle Tage. Augenblicklich verstummten alle Gespräche und sämtliche Blicke galten mir als ich mich langsam und unbeeindruckt zur Theke vortastete. Dem Wirt schien nicht ganz wohl zu sein als er mich sah, obwohl er gut einen halben Kopf größer war als ich und auch deutlich stämmiger gebaut. Aber ich strahlte wohl etwas aus dass einen normalen Menschen Abstand nehmen ließ. Konnte mir nur Recht sein. Ich setzte mich auf einen der Barhocker und wartete darauf bis sich jemand meiner annähme, was allerdings auf sich warten ließ, da sich keiner auch nur ein Stück weit bewegte. Schließlich kam der Wirt dann doch.

"Äh..., was darf es denn sein?" fragte er mich zögernd.

"Bier" antwortete ich knapp. Mir war nun wirklich nicht nach einer Plauderei zumute. Während der Wirt sich um meine Bestellung kümmerte kam auch in den Rest der Gäste wieder Leben, die mich entweder weiter verstohlen musterten oder angeregt anfingen zu tuscheln. Ein besonders neugieriger kam sogar zu mir.

"Ihr seid wohl nicht von hier mein Herr, ich habe euch hier zumindest noch nie gesehen."

"Bin auf der Durchreise" antwortete ich. Der Wirt kam wieder und brachte mein Bier. Es schmeckte nicht schlecht, allerdings war ich niemand der darauf viel Wert legte. Geschmack hatte für mich jegliche Bedeutung verloren, außer der von Blut.

"Nun, äh was führt Euch denn in unser kleines Nest, wir sind Fremde hier nicht gewohnt." Ich sah den Kerl ungläubig an. Der ließ nicht locker.

"Es regnet und ich werde nicht gerne nass, deshalb bin ich hier." fuhr ich ihn gereizt an. Ich hoffte den Typ damit endlich los zu sein, doch weit gefehlt. Zwar zuckte dieser kurz zusammen, erhob jedoch sofort wieder das Wort: "Nun, wenn ich mir Euere Schwerter so ansehe würde ich sagen ihr seit kein gewöhnlicher Reisender. Seid ihr etwa ein Söldner oder ein Kopfgeldjäger oder so etwas. Ich hoffe es wird keinen Ärger geben?" Der Mann schien leicht verängstigt.

Ich grinste den Mann an. "Vielleicht bin ich ja beides. Aber ich bin nicht hier um Ärger zu machen. Zumal habt Ihr mich jetzt genug gefragt, ich fange an meine Geduld mit Euch zu verlieren, also zieht von Dannen und lasst mich in Ruhe."

Wieder zuckte der Fremde zusammen und trotzdem wollte er sich nicht entfernen. Ich fragte mich langsam ob der Kerl Lebensmüde oder einfach nur Blöd war als er endlich damit herausrückte: "Verzeiht, ich war wohl etwas zu aufdringlich. Darf ich mich vorstellen, mein Name ist Falbon Tamm und ich bin so etwas wie der Vorstand von diesem Weiler..."

"Schön für Euch." sagte ich knapp ohne ihn anzusehen und nahm einen Schluck von meinem Bier.

"Nun der Grund warum ich mit euch rede ist, weil ich glaube das Ihr uns helfen könntet. Wir haben seit geraumer Zeit Probleme mit, nun ja wie soll ich sagen. Ich weiß nicht was für einen Namen dieses Ding hat, aber es treibt hier schon seit geraumer Zeit sein Unwesen." Ich sah den Mann an wie er vergeblich nach Worten suchte.

"Was soll das denn jetzt sein?" fragte ich ihn ungeduldig.

"Nun ja, es ist ein Tier, oder so etwas Ähnliches. Drei Meter groß und es kann fliegen. Es kommt immer nur in der Nacht und es besteht aus... äh... aus Stein!"

"Ein Gargoyl? Ihr meint einen Wasserspeier? Und der soll sich hier in einem Dorf wie diesem herumtreiben? Ausgeschlossen, Gargoyles leben in großen Städten, auf alten Gemäuern, Kirchtürmen und auf Burgmauern. Was wollte er wohl in dieser götterverlassene Gegend?"

"Aber wir haben eine alte verlassene Burg. Schon halb verfallen, oben auf dem Hügel. Von dort kommt er immer, aber keiner hat es bisher gewagt dorthin zu gehen. In der Burg spuckt es, und diese Bestie ist der Beweis dafür. Jeden Mond kommt es mindestens einmal und macht sich über unser Vieh her."

"Ihr wollt mir also allen ernstes erzählen, dass sich auf einer alten heruntergekommenen Burg ein Gargoyl aufhält der euer Vieh verstümmelt?" Ich dachte nach. Ich hatte von diesen Wesen gehört, aber ich wusste nicht einmal ob es sie überhaupt gab. Andererseits glaubte ich früher auch dass Vampire Legenden seien. Aber ich hatte noch von keinem Gargoyl gehört der sich sosehr in die Einsamkeit zurückgezogen hatte. Normalerweise bevorzugen sie große Städte wo viele Menschen waren. Aber natürlich könnte es sich hier um eine Ausnahme handeln. Die Leute hier machten mir allerdings einen sehr abergläubischen Eindruck, wie es bei den einfachen Bauern üblich war. Vielleicht hatten sie sich das nur ausgedacht.

"Und was soll ich Euerer Meinung nach tun?" fragte ich den Dorfschulzen (oder was immer der Mann war).

"Nun, wir haben gehofft dass ihr die Bestie töten würdet. Ich bin bereit euch 30 Goldstücke zu zahlen."

Ich lachte. "Sehe ich aus wie jemand der von jedem Aufträge annimmt?"

"Nun, ich äh...hoffte, das ihr äh..." Der Mann kam ins stottern, wusste nicht mehr was er sagen sollte.

"Ich will 50 und keinen Silberling weniger. Dafür werde ich zu dieser Ruine gehen, nachschauen ob dort etwas ist und es vernichten. Und wenn dort nichts ist werde ich mir trotzdem die 50 Goldstücke holen, ist das klar?"

Der Mann nickte ängstlich.

"Na dann wäre ja alles geklärt." Ich bestellte mir noch ein Bier und ließ mir erzählen was die Leute über diesen Wasserspeier zu berichten wussten.

Zum ersten Mal wurde die Kreatur vor 3 Monden gesehen. Ein Bauer berichtete, dass er in der Nacht etwas gehört hätte. Im Schein seiner Lampe erkannte er eine riesige Gestalt wie sie gerade wegflog, er konnte aber nicht erkennen um was es sich handelte. Auf jeden Fall fand der Bauer die Überreste von zwei Kühen und 3 Ziegen im Stahl. Von ihnen blieb nicht fiel übrig, scheinbar hatte das Wesen sie lebendig verschlungen. Danach verging kaum eine Woche in der nicht jemand das Wesen gesehen zu haben glaubte. Nach den Beschreibungen der verschiedenen Anwesenden in der Kneipe, die angeblich alle das Monster gesehen hatten wollen, schloss ich, dass es sich tatsächlich um einen leibhaftigen Gargoyl handeln musste. Jedes Mal kam er in der Nacht und fraß ein paar Tiere der Bauern. Aber er hatte noch keinen Menschen angegriffen - noch nicht. Für die Bewohner stellte er auf jeden Fall eine Bedrohung da und ich sollte mich wohl um das Problem kümmern.

Nun ja, wollte ich nun ein Held sein, oder nicht? Außerdem hatte ich noch nie einen Gargoyl gesehen. Ich war also einverstanden und wollte mir die Sache einmal ansehen. Ich ließ mir den Weg zur alten Burgruine beschreiben (keiner wollte mich begleiten, was mir auch ganz Recht war, da ich es gewöhnt war alleine zu arbeiten) und machte mich dann sogleich auf den Weg. Ich hielt es für einen Auftrag wie jeden anderen, doch sollte sich meine Meinung bald ändern. Der Wirt bot mir ein Zimmer für die Nacht an, doch ich lehnte ab. Natürlich hielten sie mich alle für verrückt als ich ihnen sagte dass ich noch heute Nacht zur Ruine wollte. Keiner würde nachts diesen verfluchten Weg gehen, aber die Nacht war eben meine Zeit und ich wollte schließlich auf den Gargoyl treffen der womöglich am Tage schlafen würde. Es sprach also alles dafür keine Zeit zu verlieren und sofort aufzubrechen. Als ich die Gaststube verließ wurden mir noch Beistände der Götter und ähnlich dummes Zeug hinterher gerufen, doch war ich schon ein paar Sekunden später von dem stürmischen Wetter verschlungen.

3.

Während ich durch den Sturm wanderte, fragte ich mich im Nachhinein immer wieder warum ich mich so schnell auf die Sache eingelassen hatte. Es war eigentlich nicht meine Art so überschnell und unüberlegt zu handeln, aber etwas tief in mir sagte mir dass es wichtig war zu dieser alten Ruine zu gehen und ich hatte gelernt auf mein Gefühl zu vertrauen. Es hatte mich noch nie im Stich gelassen. Es war nicht gerade eine Freude bei strömenden Regen durch den Matsch zu waten der Mal einen Pfad darstellte, aber Angst mir eine Erkältung zu holen hatte ich nun wirklich nicht. Über mir vernahm ich leises Donnergrollen und ab und zu wurde das Firmament in helles Licht getaucht, wenn ein Blitz den Himmel zerriss. Genau das richtige Wetter um eine alte verlassene Burg zu durchkämmen auf der es spukte. Ich kam mir vor wie in einem dieser billigen Bücher die an den Märkten feilgeboten wurden.

Nachdem ich etwa eine halbe Stunde dem Weg (oder was davon übrig war) gefolgt war konnte ich sie schon vor mir ausmachen. Tatsächlich machte das alte Schloss keinen allzu guten Eindruck auf mich. Sie musste schon seit langer Zeit verlassen sein so heruntergekommen wie sie war. Die Westmauer war nur noch ein Haufen Geröll, der rechte Wachturm war in sich zusammengebrochen, von dem Wehrgang der wohl mal aus Holz bestand war nichts mehr übrig bis auf ein paar einzelne vermoderte Bretter. Die Fenster waren allesamt kaputt oder zugenagelt, Türen hingen aus den Angeln oder fehlten ganz und hin und wieder fanden sich mannsgroße Löcher in den Mauern. Der ehemalige Schlossgarten bot ein jämmerliches Bild, um genau zu sein existierte er eigentlich nicht mehr. Hier und dort fand sich im Staub noch das ein oder andere Schwert, Helm oder Schild.

Das Prasseln des Regens, das Pfeifen des Windes und das Grollen des Donners untermalten diese Szenerie passend. Ich sah mich um, keine Anzeichen hier irgendetwas vorzufinden. Plötzlich glaubte ich im gleißenden Licht eines Blitzes eine wuchtige Gestalt auf dem linken Turm zu erkennen. Was war dass? Kaum hatte sich wieder die nächtliche schwärze über die Ruine gelegt, war die Gestalt verschwunden. Hatte ich mir dies eingebildet? Nein, da war etwas, dessen war ich mir sicher. Ich beschloss äußerst vorsichtig zu sein.

Das Burggatter war herabgelassen, so beschloss ich über die Mauer zu klettern was angesichts ihrer Baufälligkeit gar nicht so leicht war (mal ganz abgesehen davon das die Mauer vom Regen glitschig war). Im Burghof angekommen suchte ich einen Eingang ins Innere des Schlosses. Der Hof selbst offenbarte nichts Aufregendes. Da die Türen nicht mehr vorhanden waren, stellte es auch kein Problem dar ins Innere vorzustoßen. Im Inneren war es noch finsterer als es in dieser stürmischen Nacht ohnehin schon war, selbst für meine vampirischen Augen war es zu dunkel. Zum Glück hingen an denn Wänden Fackeln wie ich tastend feststellte, die ich schnell entzündet hatte. Die Fackel warf ein unheimliches fahles Licht an die Wände und ich wurde Zeuge eines faszinierenden Schattenspiels: Der Schatten einer Fackel die durch die Luft zu schweben schien als wäre ich unsichtbar. Ich arbeitete mich langsam vor, immer gefasst dass ich jeden Moment von einer gewaltigen steinernen Pranke gepackt würde, aber nichts geschah.

Nach dreijähriger Berufserfahrung war es für mich nicht das erste Mal das ich dunkle alte Gewölbe untersuchte und so war dies schon fast Routine. Ich fand einen alten Speisesaal, Küche, Speisekammer, Wohnzimmer, Waffenkammer, Galerie und andere Räume die typisch waren für alte Schlösser. In keinem der Räume ließ sich etwas Besonderes entdecken außer viel Staub. Lediglich in den Schlafsälen entdeckte ich zwei Skelette in den Betten. Waren früher vermutlich Wächter gewesen die man im Schlaf erdolcht hatte. Trotz meiner Befürchtungen aber standen sie nicht plötzlich auf um mich anzufallen - es waren eben nur alte Knochen.

Wie einem solche Dinge nach einiger Zeit in Fleisch und Blut übergingen, war schon erstaunlich. Ich schritt durch die dunklen Gänge als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt. Andererseits konnte ich hier auch nichts entdecken dass mir hätte gefährlich werden können. Sicher, hier war es dunkel, muffig, gruselig, kein Wunder das man hier von Geistern munkelte wie es bei einfachen Dörflern eben üblich war. Aber ich konnte bisher nichts entdecken außer dem Staub der Zeit.

Interessanter wurde es dann schon als ich den Abgang in den Keller fand, eine glitschige glänzende Treppe. Ich musste mich am Treppengeländer festhalten um nicht auszugleiten so rutschig waren die Steinstufen. Ich leuchtete mit meiner Fackel den Weg ab und konnte frisches Blut entdecken das überall auf der Treppe verteilt war. Langsam schloss ich die Augen um das Tier in mir zu zähmen. Der Anblick von Blut war noch immer gefährlich für mich. Im Moment brauchte ich all meine Sinne, ich durfte mich nicht von so etwas ablenken lassen. Schließlich hatte ich mich wieder unter Kontrolle und schritt langsam die Treppe hinab. Im selben Moment vernahm ich ein lautes animalisches Brüllen unten aus dem Keller. Ich hatte nie zuvor etwas so Brüllen hören, dass war definitiv kein Mensch. Es klang viel größer, gefährlicher. Sogleich machte ich mich auf den Weg nach unten. Unten angekommen entdeckte ich die Quelle des Blutes welches an der Treppe klebte. Vor mir lagen die Überreste eines Tierkadavers. Es handelte sich wohl einmal um eine Kuh. Es sah aus als hätte etwas faustgroße Fleischbrocken aus ihr herausgerissen. Meine Zweifel hatten sich in nichts aufgelöst. Was auch immer die Bauern gesehen hatten, es war hier. Ich zog eines meiner Schwerter (in der anderen Hand hielt ich noch immer die Fackel) und sah mich vorsichtig im Keller um, versuchte erst einmal mich zu orientieren. Vier Türen, eine davon aus schwerem Gusseisen. Ich öffnete zuerst die drei einfachen Holztüren die mir kaum Widerstand entgegenbrachten. Die erste war eine verrottete Kerkerzelle in der ich ein weiteres Skelett vorfand. Wohl ein Gefangener der hier verhungert war. Die zweite war eine Gerümpelkammer in der absolutes Chaos herrschte. Aber niemand hätte sich dort verstecken können so voll gestopft war sie. Das dritte Zimmer schließlich war eine Wachstube in der wohl früher die Gardisten ihren Dienst ausübten. Mehr als die schmächtigen Überreste eines alten Schreibtisches konnte ich hier allerdings nicht identifizieren. Blieb nur noch das große gusseiserne Tor das den Zahn der Zeit recht gut überdauert hat. Es waren einige harte Schläge erforderlich bis das alte Vorhängeschloss endlich nachgab und das Tor aufschwang. Mit gezücktem Schwert stürmte ich in den Raum.

Ich ließ den Schein meiner Fackel durch den Raum gleiten. Eine Folterkammer, wie passend. Streckbänke, eiserne Jungfrauen, Daumenschrauben, Schürhaken, Räder, Stricke, Messer, Äxte, nichts fehlte hier. Langsam tastete ich mich durch den Raum. Irgendwo hier musste etwas sein. Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen, die Fackel spendete zu wenig Licht für einen so großen Raum. Ich fühlte das Gefahr drohte. Irgendein Gefühl, wie ich es öfters hatte. Dann bemerkte ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung. Blitzschnell drehte ich mich um und richtete Fackel und Schwert gleichzeitig auf das Untier...

...das sich als eine Ratte erwies die mich verängstigt ansah und dann schnell davonhuschte. Ich atmete tief aus und entspannte mich. Ich machte mich hier noch selbst verrückt.

Dann geschah es! Ich merkte es zu spät, zu sehr war meine Aufmerksamkeit bei der Ratte. Ein Brüllen hinter mir und schon flog ich quer durch den Raum. Die Fackel entglitt mir und rollte brennend über den Boden. Hart schlug ich gegen die Wand. Dann hörte ich es wieder brüllen und plötzlich ein ohrenbetäubender Lärm von bröckelnden Steinen. Der Boden bebte. Dann war es still, absolut still. Ich richtete mich auf, rieb mir meine geschundenen Knochen und hob die Fackel auf die wie durch ein Wunder immer noch brannte. Als ich mich umsah wusste ich auch woher der Lärm kam. Irgendetwas hat ein zwei Meter breites und fast 5 Meter hohes Loch in die Ostwand des Raumes gerissen. Ich konnte den angrenzenden Raum hindurch erkennen, die Zelle. Dort wiederum gähnte ein ähnliches Loch in der Decke. Erst jetzt fiel mir ein dass ich solche Löcher schon öfters im Schloss gesehen hatte. Ich hielt es einfach nur für Verfall, aber scheinbar war dies die Art dieses Wesens, sich fortzubewegen. Wie dem auch sei, ich musste hinterher bevor es verschwunden war. Ich stürmte also wieder die glitschige Treppe hinauf und folgte dann einfach der Schneise der Zerstörung. Sie führte direkt hinaus in den Burghof.

Draußen angekommen stellte ich fest dass es noch immer unaufhörlich regnete denn ich war schon wieder bis auf die Haut durchnässt. Auch das Gewitter schien jetzt erst richtig in Wallung zu kommen. Grelle Blitze zuckten über den schwarzen Himmel, ließen ihn grell aufleuchten. Doch ich konnte nichts entdecken. `Es spielt mir dir` schoss es mir durch den Kopf. Ja natürlich. Was auch immer hier lauerte, es versuchte mich auszutricksen. Ich drehte mich im Kreis und sah gen Himmel, suchte die Burgmauern und Türme ab.

"WO BIST DU? ZEIG DICH VERDAMMT! ICH BIN HIER!!! NA LOS, KOMM UND HOL MICH ODER HAST DU ETWA ANGST VOR MIR?" Ich brüllte die Worte in die Nacht hinaus und das Echo wurde hundertfach von den alten Mauern zurückgeworfen. Dort stand ich, mitten im Hof die Arme in den Himmel gereckt, der Regen prasselte unaufhörlich auf mich hernieder und wartete darauf das sich mein Gegenspieler endlich zeigen würde. Und das tat er tatsächlich!

Plötzlich packten mich zwei steinerne Pranken an den Schultern und ich fühlte wie ich auf einmal hochgehoben wurde und durch die Luft segelte. Hart schlug ich auf dem Boden auf.

Da stand er vor mir, ein leibhaftiger Gargoyl. Er maß mindestens vier Meter, er hatte riesige steinerne Schwingen, Arme so dick wie Betonpfeiler und ein kantiges grimmig schauendes Gesicht wie die Wasserspeierfiguren die an einen Kobold erinnerten. Ich stand langsam auf. Ich hatte keine Ahnung ob er mich verstehen konnte oder ob er mir gleich den Kopf abreißen wollte. Die Frage beantwortete sich im selben Moment in dem sie mir durch den Kopf schoss, als der Gargoyl das Wort an mich richtete: "WER SEIT IHR UND WAS HABT IHR IN MEINER BURG VERLOREN?" donnerte mich eine gewaltige Stimme an. Ich wich intuitiv ein Stück zurück und bereitete mich auf den Angriff vor.

"Mann nennt mich Drake du Kane und ich bin hier um euerer Schreckensherrschaft ein Ende zu bereiten." antwortete ich laut in der typischen Heldensprache(mutig, protzig und unüberlegt). Doch der Gargoyl fiel mich nicht wie erwartet an, sondern er begann zu lachen. Zumindest vermute ich dass es sich bei diesem seltsamen Geräusch das der Gargoyl von sich gab um ein Lachen handelte. Dieses Steinwesen nahm mich zweifellos nicht ganz ernst.

"Sieh an sieh an, ein weiterer Söldner der sich anschickt mir den Garaus zu machen." Nun klang die Stimme schon deutlich ruhiger.

"Ganz recht, aber ich wüsste nicht was es da zu lachen gibt." Mir kam die ganze Sache langsam etwas dämlich vor, ich hatte keine Ahnung wie man mit einem Gargoyl umzugehen hatte.

"Was haben dir die dummen Bauern denn über mich erzählt. Das ich ein fliegender Dämon wäre?" Die Frage überraschte mich einen Moment. Er redete auf so eine menschliche Art, ich hatte mir diese Wesen immer anders, mystischer vorgestellt.

"Sie sagen dass du ihr Vieh frisst und verstümmelst und Unglück über ihr Dorf bringst."

"Unglück? Ich beschütze das Dorf! Frag sie wann sie das letzte Mal jemand angegriffen oder ausgeraubt hat. Seit ich auf der Burg hier lebe hatten die Bewohner nie mehr Ärger mit Außenstehenden. Und was das Vieh betrifft, dafür dass ich sie beschütze wird es ja wohl erlaubt sein sich ab und zu das ein oder andere Schaf zu gönnen. Warum seht ihr Menschen es nicht endlich ein. Nicht alles was nicht aussieht wie ihr muss euch feindlich gesinnt sein." Der Gargoyl schüttelte traurig den Kopf. "Wie viel bekommst du dafür?"

"50 Goldmünzen!"

"Ist es dass Wert? Für 50 blinkende Münzen hier sein Leben zu lassen? Du kannst es gerne herausfinden, du wärst nicht der erste der in Stücken zurück ins Dorf kommt. Na los komm her und versuch dein Glück!" Fordernd sah mich der Gargoyl an. Er schien es ernst zu meinen und wenn ich ihn nun angreifen würde, wäre es ein Kampf auf Leben und Tod. Ich begann zu zögern, irgendwie machte er auf mich nicht den Eindruck einer reisenden Bestie. Was wenn er recht hatte? Ich fragte mich sowieso warum ich auf das dümmliche Geschwätz abergläubischer Bauern gehört hatte. Vielleicht weil ich das Gold nötig hatte, vielleicht weil ich endlich mal einen Gargoyl sehen wollte oder einfach nur um mal wieder etwas zu erleben. Doch nun wusste ich nicht so recht was ich tun sollte. Eigentlich gab es keinen Grund ihn anzugreifen. Und vermutlich hätte ich auch keine Chance. Ich hing zwar nicht sonderlich am Leben doch wollte ich es nicht auf so sinnlose Art verschwenden. Ich steckte meine Waffen weg.

"Eine sehr kluge Entscheidung. So noch mal von vorne. Mein Name ist Cas'tohr und ich bin wie du unzweifelhaft erkennen kannst ein Gargoyl. Und du wirkst auf mich nicht wie die gewöhnlichen Spinner die mich sonst aufsuchen. Ich frage mich gerade was du wohl sein magst."

"Was? Was soll das heißen?"

"Nun, ich habe noch nie einen Menschen mit solch seltsamen gelben Augen gesehen, und ein wenig zu blass siehst du auch aus..."

Stimmt, ich hatte ganz vergessen dass der Regen die Schminke weggewaschen hatte mit der ich versuchte meine Leichenblässe zu übertönen.

"...außerdem riechst du so eigenartig modrig. Ja wir Gargoyles riechen gut. Und irgendetwas geht von dir aus, irgendetwas Unnatürliches. Auf jeden Fall bist du kein Mensch."

"Und wenn du recht hättest, ich wüsste nicht was es dich anginge?" Der Gargoyl sah mich lange und intensiv an, es schien fast so als würde er überlegen.

"Es gibt nur einen Fluch der über dich gekommen sein kann. Ich weiß was du bist." Ich betrachtete den Gargoyl misstrauisch an. "Was willst du damit sagen?"

"Das du ein Vampir bist, nicht wahr?"

"Woher willst du das wissen?" stellte ich eine Gegenfrage um Zeit zu gewinnen. Doch der Gargoyl ging nicht darauf ein, er schien weiter zu überlegen. "Antworte mir, ich muss es wissen!" Seine Stimme wurde härter, fordernder.

"Na gut, wenn du es unbedingt wissen willst. Ich trage einen Teil ihres Erbes in mir. Aber wieso willst du das wissen?"

"Und du bist ein Jäger, das sehe ich an den Pflöcken die du am Gürtel trägst." Der Gargoyl brüllte in die Nacht, lange und laut doch könnte ich nicht sagen ob es ein Freuden - oder ein Wutschrei war.

"Der Wanderer der nicht lebt und nicht stirbt und jagt seine eigene Rasse um zu richten denn der ihm den Fluch geschenkt!" Der Gargoyl schien irgendeine Prophezeiung zu zitieren und ich stellte erschrocken fest dass sie geradezu perfekt auf mich zutraf. Etwas Unheimliches ging hier vor. Steckte in diesen alten Gemäuern etwa mehr als das Auge sah?

"Was war das, woher hast du diesen Spruch, wo steht er geschrieben? Los antworte mir!" Ich kam auf ihn zu, seine Größe schien mir plötzlich nicht mehr von Bedeutung zu sein, ich musste wissen woher diese Prophezeiung stammte.

Der Gargoyl lachte(?) erneut. "Endlich habe ich dich gefunden. Nach so vielen Jahren des Wartens bist du nun also endlich gekommen. Das Orakel sprach die Wahrheit."

Orakel? Er mich gefunden? Verdammt was wurde hier gespielt? Ich verstand nun gar nichts mehr. Ich setzte mich erstmal auf den nächsten Stein und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Wohin hatte mich denn das Schicksal diesmal geführt? Cas'thor schien meine Ratlosigkeit bemerkt zu haben. "Die Zeit drängt Jäger. Ich werde dir später alles erklären, wir müssen nun los!"

Los? Wohin?

Plötzlich packte er mich und setzte mich auf seinen Rücken. Mir kam ein schrecklicher Gedanke und ich hoffte dass er sich nicht bewahrheiten würde. Doch ich sollte wieder einmal Recht behalten. Auf einmal sprang der Gargoyl mit einem mächtigen Satz an den Wachturm der Burg und fing an, an ihm hinaufzuklettern. Seine Prangen schlugen sich in den harten Fels als bestünde er aus Pappe. "Gut festhalten, könnte etwas ungemütlich werden." sagte er zu mir und im nächsten Moment ließ er sich fallen.

4.

Ich glaubte in einen Abgrund zu stürzten. Alles drehte sich. Instinktiv schloss ich die Augen bis sich alles wieder beruhigt hatte. Als ich es wagte sie wieder zu öffnen stellte ich fest, dass ich 50 Meter über dem Erboden war. Cas'thor glitt sacht im Wind, schien die zusätzliche Last gar nicht zu bemerken die sich an ihn klammerte. Ich gebe zu dass die Luft nie mein Element war. Ich brauchte den Boden unter den Füßen und seit jener Nacht ist eines sicher: Ich hasste fliegen!

Doch im Moment hatte ich ganz andere Probleme. Ich flog hier mit einem Gargoyl durch die Luft, wusste nicht einmal wohin er mich bringen wollte. Oder warum? Woher er mich kannte, woher die Prophezeiung über mich stammte und wieso ausgerechnet ich deren Mittelpunkt sein sollte. Ich betrachtete die Landschaft unter mir. Sie war so winzig wie Spielzeug. Ich glaubte die Kneipe zu sehen in der ich angeheuert wurde. Immer weiter brachte mich der Gargoyl in ungewisse Lande. Doch er schien genau zu wissen wo er hinflog.

"Wo zum Teufel fliegen wir überhaupt hin." schrie ich durch das Getöse des Gegenwindes.

"Du wirst es bald erfahren Auserwählter." war die einzige Antwort die ich erhielt. Zu allem Überfluss nannte er mich jetzt schon Auserwählter. Ich kam mir vor wie in einem Alptraum. Und dem Gargoyl schien es sogar noch Spaß zu machen, ich hätte ihn am liebsten sein schadenfrohes Maul gestopft.

"Sagst du mir jetzt endlich was hier eigentlich gespielt wird." Meine Stimme klang ziemlich wütend, aber entweder hörte er es im Tosen des Fluges nicht, oder er ignorierte es. Ich dachte schon er würde mich überhaupt nicht beachten, als er zu erzählen begann: "Es ist nun etwa 10 Jahre her, da entdeckte ich eine alte Höhle in den Bergen. Gerüchte die ich aufgeschnappt hatte besagten das sie verflucht sei und das jeder der sie betrat des Todes wäre und der Verdammnis anheim fiele. Natürlich war mir das Gerede einerlei, im Gegenteil es machte mich nur noch neugieriger, wie es eben die Art der Gargoyles war. Ich erforschte also die Höhle, doch was ich dort fand überstieg meine kühnsten Vorstellungen..." Cas'thor machte eine Pause, fast so als wollte er die Spannung steigern, wie als würde er eine Lagerfeuer-Gruselgeschichte erzählen.

"In der Höhle lebte ein Orakel. Es war sehr mächtig und sehr alt. Und es duldete keine Eindringlinge. Es sagte zu mir dass jeder der unbefugt sein Reich betrete des Todes sei. Mir wäre es wohl auch so ergangen, und ich zweifle nicht daran dass mich das Orakel hätte töten können wenn es gewollt hätte. Aber es sagte dass es mich verschonen würde wenn ich ihm einen Dienst erweisen würde. Nun ich hatte ja keine große Wahl, also willigte ich ein. Das Orakel sagte mir, dass ein Mann kommen würde, in Schwarz mit zwei Schwertern auf dem Rücken und glühend gelbe Augen. Einer vom Blut der Vampire der sich jedoch von ihnen abgewandt hätte um sie nun zu jagen und zur Strecke zu bringen. Dieser Mann würde irgendwann auf jene verfallene Burg kommen auf der du mich gerade gefunden hast. Das Orakel sagte, dass es diesen Mann unbedingt sprechen müsste und das ich auf die Burg sollte und dort auf ihn warten. Und wenn ich ihn gefunden hätte dann sollte ich ihn unverzüglich zum Berg bringen. Dann hat es mich gehen lassen. Erst dachte ich dran einfach fortzufliegen, nun da ich frei war, aber erstens halten wir Gargoyles immer unser Wort auch wenn es erzwungen wurde, und außerdem wusste ich nicht wie groß die Kräfte des Orakels wirklich waren und ob ich tatsächlich frei war. Angst und Stolz gleichermaßen also bewogen mich fast 10 Jahre auf dieser verdammten Burg auszuharren und auf dich zu warten, und ich bin verdammt froh dass du endlich hier bist und ich mein Versprechen einlösen kann."

Ich saß still und gebannt auf dem Rücken des Gargoyl und lauschte seinen Worten. Konnte das möglich sein? Konnte damit ich gemeint sein? Vor 10 Jahren? Damals war ich 16 und noch weit davon entfernt der zu werden von dem das Orakel sprach. Konnte es das damals schon gewusst haben? Eine dumme Frage, schließlich war es ein Orakel. Aber was zum Teufel war so wichtig an mir? So besonders. Warum musste es mich unbedingt sprechen?

"Du sagst du gingst nur zu der Burg weil du wusstest das ich dort auftauchen würde?" fragte ich Cas'thor.

"So ist es."

"Aber ich ging nur zu der Burg weil du dort warst. Das heißt also dass...das dich das Orakel nur deshalb dorthin geschickt hatte weil es wusste das ich nur so ebenfalls dort hingehen würde und..."

Ich versuchte eine Logik daraus zu schließen, aber ich gebe offen zu das mir dass eine Nummer zu hoch war.

"Ein ganz schön verzwicktes Spiel dass das Orakel da mit uns treibt was?" lachte der Gargoyl, aber mir war nicht nach lachen zu mute. Mein ganzes Leben schien einem Leitfaden zu folgen, als wäre alles vorherbestimmt. Ich konnte jetzt einfach nicht mehr an Zufälle glauben. Vielleicht könnte mir das Orakel ja sagen wie der Faden weitergeht. Was immer es war, es musste wichtig sein. Ich konnte es jetzt kaum mehr erwarten dieses Orakel endlich selbst zu sehen und herauszufinden was mir vorbestimmt war.

Lange sollte ich darauf nicht warten müssen denn plötzlich setzte der Gargoyl zum Sinkflug an. Er deutete auf das Gebirgsmassiv vor mir. "Dort drüben ist es. Es kommt mir vor als wäre es erst gestern gewesen. Ich hoffe du fühlst dich bereit Drake du Kane." Dann ging es runter. Wieder drehte sich alles und ich klammerte mich fester an den kalten Stein als Cas'thor zur Landung ansetzte. Dann endlich hatte ich wieder festen Boden unter den Füßen und sah mich um. Wir standen auf einem Felsplateau, direkt vor uns der Eingang zu einer tiefen schwarzen Höhle. 'Schon wieder Berge' dachte ich, als Cas'thor das Wort an mich wandte: "Das war's dann wohl. Ich habe meinen Teil erfüllt, ich bin frei.10 Jahre sind für einen Gargoyl zwar nicht viel aber ich bin trotzdem froh nicht mehr auf der alten Burg hocken zu müssen. Vielleicht sehen wir uns ja irgendwann einmal wieder Drake du Kane, ich wünsche dir viel Glück." Dann breitete er seine Schwingen aus und im nächsten Moment hatte ihn die Nacht verschluckt. Nun war ich wieder alleine. Es hatte aufgehört zu regnen und auch das Gewitter war weiter gezogen. Ich zog meine Waffen, sicher war sicher, und ging langsam in die Höhle bis mich die Dunkelheit verschlungen hatte...

5.

Das Innere der Höhle war finster und muffig, ich konnte mich nur tastend vorwärts bewegen. Je tiefer ich in die finstere Grotte vordrang umso mehr beschlich mich ein ungutes Gefühl. Als würde da drinnen etwas lauerte das mich verschlingen wollte. Ein beklemmendes Gefühl breitete sich in mir aus und ich stellte fest das ich meine beiden Schwerter so fest umklammert hatte das meine Adern an den Händen hervortraten. Ich glaubte ein leises Summen zu hören das von den Wänden widerhallte. Ganz leise aber vorhanden. Dann glaubte ich vor mir seltsame Lichter zu sehen. Blaue, rote, grüne, gelbe. In allen Farben schwirrten sie durch die Luft. Der Gang wurde breiter, daran Bestand kein Zweifel und mir kam es so vor als würde sich der Weg leicht nach unten neigen. So ging ich den Gang weiter der immer breiter und immer steiler wurde. Um mich herum die mystischen Lichter und das Summen wurde mit jedem Schritt lauter.

Es war kalt, trotzdem schwitzte ich. Der Schweiß lief mir über die Stirn, kalter Schweiß. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und ich glaubte in der Ferne zu erkennen das der Gang in eine weitere große Höhle mündete. Und was immer auch dieses Summen und diese Lichter zu bedeuten hatten, sie kamen von dort. Es galt jetzt oder nie. Entschlossen schritt ich in die Höhle.

Ich sah mich um. Die Höhle wurde von blauem Feuer erleuchtet, das in mannshohen Metallschalen brannte und sie in ein unwirkliches mystisches Licht tauchte. Zwischen den beiden brennenden Schalen befand sich ein Block aus schwarzem Obsidiangestein. Er war etwa einen Meter hoch, einen halben breit und 2 Meter lang und schien völlig makellos zu sein. Keine Risse, Kerben oder andere Unreinheiten. Absolut glatt und vollkommen. Von ihm kam das Summen und ich fühlte eine fremde Macht an diesem Ort. Der ganze Raum war erfüllt von magischen Energien. Sie durchströmten mich, schienen mich erforschen zu wollen.

Dann sprach eine Stimme zu mir: "Ahhhh endlich. Drake du Kane. Bist du endlich zu mir gekommen."

Es war eine weibliche Stimme und von solchen Liebreiz wie ich nie zuvor eine Stimme gehört hatte. Sie hauchte mir die Wörter ins Ohr und doch waren sie so gewaltig dass die Wände darunter zu erzittern schienen.

"Ja, ich bin Drake du Kane. Was wollt ihr von mir?" Meine Stimme hallte durch den Raum und bekam dadurch einen seltsam hohlen Klang, unheimlich aber passend zu dieser Situation. Einen Moment herrschte eine Pause, bis das Orakel antwortete: "Du bist der Auserwählte Drake du Kane. Du weist es nur noch nicht. Ich ließ nach dir schicken damit du dich mit mir vereinigst. Öffne dich mir und ich werde dir die Zukunft weissagen."

"Vielleicht will ich meine Zukunft gar nicht wissen." antwortete ich.

Das Orakel lachte. "Du hast keine Wahl. Es ist deine Bestimmung. Alles hat sich so gefügt wie es vorherbestimmt war. Du spielst eine wichtige Rolle im Weltgefüge...wichtig für einen Sterblichen " fügte das Orakel schnell hinzu als hätte es das vergessen.

"Ich bin aber nicht länger sterblich. Weißt du das etwa nicht? Ich trage das unsterbliche Erbe der Vampire."

"Wie kannst du es wagen anzunehmen ich wüsste das nicht. Natürlich weiß ich über dich Bescheid. Doch solltest DU nicht vergessen dass du nur einen Teil ihres Erbes trägst. Deine menschliche Seite blieb erhalten, und mit ihr auch ein Teil deiner Sterblichkeit. Also überschätze dich lieber nicht mein lieber Drake. Und nun lass und endlich hinter uns bringen weswegen du hier bist."

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. "Und wenn ich mich weigere?"

"Dann wirst du sterben wie alle anderen die meine Höhle betraten und mir nicht von Nutzen waren."

"Von Nutzen? Welchen Nutzen ziehst du aus unserer Vereinigung?" Das Orakel schwieg. Was führte es im Schilde?

"LOS ANTWORTE MIR! WAS WILLST DU VON MIR? WARUM BIN ICH DIR SO WICHTIG? SPRICH ENDLICH!" Das Echo meiner Stimme brach sich tausendfach in der Höhle. Ich wartete auf die Antwort. Ich wollte wissen warum ich hier war. Endlich erhob das Orakel das Wort: "Deine Jugend ist die Antwort"" sagte es schlicht.

"Meine Jugend? Ich verstehe nicht. Erkläre dich mir? Was hat das zu bedeuten?"

"Ich sterbe!" sagte das Orakel. Einen Moment herrschte Stille während ich versuchte den eben gesagten Worten einen Sinn zu geben. Konnte denn ein Orakel sterben? Und was konnte ich daran ändern?

"Ja ich kann sterben. Und du kannst mir helfen." Ich erschrak. Es wusste was ich dachte.

"Natürlich weiß ich was du denkst. Dein schwacher Geist ist keine Hürde für mich. Aber dein Wille ist stark. Und deshalb brauche ich dich. Ich bin alt und schwach geworden, meine Kräfte schwinden zusehends. Bald werde ich der Vergangenheit angehören. Doch du steckst voller Kraft. Du bist mein Schlüssel um weiter existieren zu können. Deshalb musst du dich mit mir vereinigen."

"Aber wie profitiere ich davon?"

"Das gefällt mir an dir Drake. Du forderst immer deinen Preis, gibst nie auf. Also gut, du sollst ihn bekommen. Wenn du Asteroth tatsächlich besiegen willst brauchst du meine Hilfe. Ich werde dir zeigen was dich erwartet und was du tun musst. Es sind Ereignisse die noch kommen werden. Doch nur so wirst du ihn besiegen können."

"Woher weiß ich dass du die Wahrheit sprichst?"

"Gar nicht. Aber du hast keine Wahl. Du bist nicht in der Position Forderungen zu stellen. Entweder du nimmst mein Angebot an oder wir werden gemeinsam untergehen."

"Ich schätze es nicht wenn man mir droht."

"Und ich schätze es nicht wenn man mich warten lässt. Also was ist. Wie entscheidest du dich?"

Da stand ich nun. Was sollte ich tun. Wer konnte wissen ob das Orakel sein Wort hallten würde. Unterschätzen würde ich es sicher nicht. Ich hatte seine magische Kraft gespürt, es wäre sicher in der Lage mich zu vernichten. Was blieb mir also übrig? Gegen mein Schicksal konnte ich mich sowieso nicht wehren also musste ich mich ihm eben fügen.

"Ich bin einverstanden Orakel. Was muss ich tun?"

"Gut so, zieh dich aus."

"Was?"

"Na los nun zier dich nicht. Das Ritual funktioniert nur wenn du so bist wie du geschaffen wurdest." Ich seufzte. Mir blieb keine Wahl. Ein Kleidungsstück nach dem anderen wanderte zu Boden. Meine blasse Haut färbte sich rot im Schein der Fackeln. Es war kalt, doch ich war ein Untoter, mich störte die Kälte nicht.

"Na also. Warum denn nicht gleich so. Leg dich auf den Altar."

Ich sah mich um. "Welcher Altar."

"Er steht direkt vor dir." Damit konnte nur der schwarze Block gemeint sein. Na gut. Ich holte tief Luft und ging langsam auf den Felsen zu. Ganz langsam legte ich mich mit dem Rücken auf den Altar, der kalte Stein schmiegte sich an meinen Körper.

"Jetzt schließe deine Augen." raunte es mir ins Ohr wie eine Geliebte. "Öffne deinen Geist und sei bereit."Ich tat wie mir geheißen und das Ritual begann.

Gleißendes Licht umfing mich. Doch es blendete mich nicht, es verbrannte mich nicht. Es war einfach nur da. Ich schwebte. Um mich herum nichts. Meine Sinne waren bis aufs äußerste geschärft. Ich spürte plötzlich zarte Finger auf meiner nackten Haut. Ein weiblicher Körper über mir von unendlicher Schönheit. Zärtlich liebkoste sie meinen Körper. Ich gab mich ihr hin. Es war vielmehr als eine spirituelle Erfahrung, ich glaubte sie mit jeder Faser meines Körpers zu spüren. Dann verschmolzen wir miteinander in einem Feuerwerk der Leidenschaft. Meine Kraft floss in sie über. Ich spürte wie ich schwächer wurde und sie wieder neu aufblühte. Dann war sie plötzlich in meinem Geist. Ich spürte wie das Orakel seinen Geist öffnete und mit meinem verschmolz. Und dann, nur für einen einzigen Augenblick konnte ich einen Blick auf Ihren Geist werfen. Ich sah was das Orakel sah, unendliche Weisheit, Uralt, nicht fassbar für ein einfaches Wesen wie mich. Dann fiel ich in einen tiefen Schlaf... und ich träumte ... träumte von der Zukunft. ..

Du bist der Auserwählte Drake du Kane. Geh uns suche deine Bestimmung. Setze deine Jagd fort, suche und vernichte Sie. Bald schon wird dir eine Konfrontation mit deinen Feinden bevorstehen. Ein Mann wird in dein Leben treten, ein düsterer Mann, ein Zauberer. Er führt dich zu den SCHWARZEN ZWILLINGEN. Nur mit ihrer Hilfe kannst du Asteroth bezwingen. Suche sie, nur dann kannst du siegen, doch vergiss nie: Sie sind Teil von dreien: Die Klingen, der Stein und die Kraft die verbindet! Finde alle drei!

Dein Weg wird dich weiterführen zu einer jungen Frau. Auch sie ist vom Schicksal auserwählt, euer Schicksal verbindet euch. Sie wird dir helfen doch achte darauf das sie nicht zu deinem Feind wird. Auf deinem Weg findest du einen geschuppten Gefährten, doch nimm dich in Acht, manche Dinge haben zwei Gesichter. Ein Ritter kreuzt euren Weg, das Gute in sich tragend, kann ihm dein Geheimnis zum Verhängnis werden. Du wirst deinen Schöpfer wieder sehen, doch euer Kampf wird nicht der letzte sein, am Ende wird er dich vor eine Wahl stellen von der mehr als nur dein Leben abhängen wird.

Wenn die Zeit gekommen ist, wirst du auf ein Eiland stoßen auf dem du 4 ebenfalls Auserwählte finden wirst. Begleite sie, sie führen dich zu dem Wissen um Asteroths Vernichtung und unter ihnen findest du vielleicht einen Erben für dein Wissen. Asteroth musst du aber ganz alleine gegenübertreten, und es wird dein letzter Kampf sein. Nun geh Drake du Kane und suche dein Schicksal, der erste Schritt ist getan. Wach auf und gehe... WACH AUF!!!

Ich schreckte hoch. Ich saß auf dem Obsidianaltar. Es war still, das Orakel war nicht da, oder es schlief. Mein Kopf schmerzte. Ich fühlte mich unendlich müde. Die Vereinigung hatte viel meiner Kraft genommen. Doch nun wusste ich endlich was ich zu tun hatte. Nein, eigentlich wusste ich nicht mehr als vorher, denn tun konnte ich nichts weiter als das was ich bisher tat. Aber ich wusste was mich erwarten würde. Die Prophezeiung war verschwommen und zweideutig. Ich wusste nicht was sie zu bedeuten hatte, aber ich war mir sicher das ich es wissen würde wenn es eintreffen sollte. Und dann würde ich bereit sein. Ich stand auf und legte meine Kleidung wieder an. Das Summen war verschwunden ebenso wie das Licht. Und doch fühlte ich die Anwesenheit des Orakels, stärker als vorher. Aber es ruhte. Für mich gab es hier nichts mehr zu tun. Ich wusste nun alles was ich wissen musste. Es würde wohl noch eine lange Zeit vergehen bis ich richtig verstanden hätte was eben vorgefallen war aber ich hatte Zeit, viel Zeit. Ich machte mich dran die Höhle zu verlassen. Draußen graute bereits der Morgen. Ich wusste nicht wohin mich meine Beine nun tragen würden, aber ich wusste das nun der Grundstein meiner Suche gelegt war. Was immer kommen mochte, ich war bereit.

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