Ich will auch
Teil 5: Sommersonnenwende
© 2011 by Hans von Wirth
Sommersonnenwende
Fortsetzung von „Herbstgeflüster“
Music expresses that which cannot be said and on which it is impossible to be silent.
- Victor Hugo's William Shakespeare
Ich hatte mir diesen Abend ausgesucht.
Wir schauten gerade eine Folge einer dieser amerikanischen Serien. Ich liebte es mit Nicky fern zu sehen, und fand auch die Serie ganz interessant, aber heute war es mir egal.
Der Mann erklärte gerade seinem Schwarm warum Sie nicht gehen dürfte. Das brachte mich auf eine Idee.
Nicky starrte gerade wie gebannt auf den Bildschirm. Ich hatte hingegen nur Augen für Sie. Mein Arm lag auf der Lehne des Sofas. Langsam fuhr ich mit meiner Hand über Nicky's Nacken (das gefiel ihr immer sehr) und als ich den Arm um sie gelegt hatte beschäftigte ich mich ein wenig verspielt mit einer Haarlocke.
„Sag mal, Wie fandest du eigentlich Doro's Hochzeit?“
„Hmh?“ Sie war ein wenig unaufmerksam. Ich strich leicht mit den Fingerkuppen über ihren Hals, was ihr ein Kichern entlockte. Sie sah mich nun an.
„Oh mein Gott, erinnere mich da bloß nicht dran. Das war ein Stress!“
Ich zog mit meiner freien Hand die Ringschatulle aus meiner Hosentasche, und hielt es ihr hin. .
Ich seufzte. „Schade, ich glaub dann geb ich den hier wohl wieder zurück und lass mir das Geld erstatten, ich glaube wohl kaum das du dir das ganze nochmal antun willst, selbst wenn du die Braut bist.“ sagte ich mit einem Grinsen.
Nicky wandte ihren Kopf und betrachtete das Kästchen.
„Ja, das würde ich auch sagen.“ sagte sie nur und wandte sich wieder dem Fernseher zu.
Hätte sie mir nun ins Gesicht gesehen, hätte sie gesehen wie bleich ich geworden war. Ich legte das Kästchen auf den Tisch und sagte kein Wort. Ich dachte nach. Hatte ich zu lange gewartet? War sie meiner Gesellschaft überdrüssig geworden? Langweilte ich sie?
Vor meinem geistigen Auge sah ich sie schon ausziehen. Was sollte ich nun tun?
Die Serie war zu Ende.
Jetzt würde sie wahrscheinlich sagen was für eine bescheuerte Idee es doch war sie heiraten zu wollen, ob mir das was wir bisher hatten nicht reichen …
Sie drückte sich an mich.
„Oh Gott ja verdammt, das wurde aber auch Zeit !!!!“
In meinem Kopf drehte sich alles.Was hatte sie da gesagt?
Wie als könne sie Gedanken lesen rief sie: „Ja ja ja ja Ich will dich heiraten!!!!!“
Ich blinzelte die Tränen weg, die nun mein Gesicht hinunterliefen wie Sturzbäche.
„Oh du Biest“ brachte ich als einziges heraus. Dann klammerte ich mich an Sie wie ein Ertrinkender, zog sie mit mir in eine liegende Position.
„Oh, heyhey, ich glaube ich weiß was du vorhast du Casanova!“
„Ach naja, bei fast verheirateten Frauen ist der Reiz größer sie zu verführen.“ sagte ich.
Nicky lachte auf und ihre sanften geschwungenen Lippen trafen meine.
Was nun folgte war einen Tick leidenschaftlicher als ich es sonst von Nicky gewohnt war. Statt und einfach normal unserer Kleidung zu entledigen war sie sehr wild und es gab einige bedenkliche Reisslaute als sie mir mit kräftigem Ruck das Hemd über den Kopf zog.
Sie verschlang mich regelrecht mit ihren Küssen.
„Oh Baby! Das kenne ich gar nicht von dir.“
Sie war gerade dabei mit ihren Beinen mein Becken zu umschlingen, hielt aber inne.
„Gefällt's dir nicht?“
„Ganz im Gegenteil lass uns weitermachen!“ rief ich aus.
Das taten wir.
Im Nachhinein bin ich froh das wir mit dem Sofa nicht umfielen.
Ich betrachtete mich im Spiegel. Oh mein Gott sah ich aus! Meine Haare standen zu Berge als hätte ich während eines Orkans einen Marathon mitgemacht.
„Meine Güte!“
Ich drehte mich um. Nicky kam gerade aus der Dusche.
„Ist dir auch meine Frisur aufgefallen?“
„Mehr die hier.“ sagte Nicky und berührte meinen Rücken. Ein leichter Schmerz durchzuckte mich. Ich erinnerte mich, dass ihre Hände oft über meinen Rücken gefahren waren. War wohl mehr als bloßes Streicheln gewesen, was mir aber in dem Moment natürlich komplett entgangen sein musste.
„Kratzer?“
„Ja, vier gerade Linien. Was zum Teufel hast du bloß angestellt?“ lachte Nicky.
„Keine Ahnung. Haben wir irgendwelche gefährlichen Tiere in der Wohnung?“
„Weiß nicht.“
„Du Raubtier.“
Sie lachte. „Ich geh zu Doro, muss ihr unbedingt die tollen Neuigkeiten berichten.“
„Klar Schatz, nur zu! Bis dann!“
Der Summer ertönte. Doro ging in den Flur und betätigte die Sprechanlage des Hauses, in dem Sie mit ihrem Mann Christian, einem Anwalt für Scheidungsrecht, wohnte. „Doro! Mach auf ich hab Neuigkeiten.“ begrüßt wurde. Neugierig Drückte Doro den Summer und öffnete die Wohnungstür, wo sie auch schon stürmisch umarmt wurde.
„Er hat mich gefragt!! Endlich hat er mich gefragt.“
„Warte kurz.“ sagte Doro und rief über das Haustelefon ihren Mann Frank in seinem Arbeitszimmer an.
„Nicky ist hier, ich bin mit ihr in der Küche. Frauengespräche.“ sagte sie und zwinkerte Nicky zu. Dann legte Doro auf und ging mit ihr in die luxuriöse Küche, warf die Kaffeepadmaschine an und setzte dich mit Nicky an den Esstisch aus Teakholz.
Doro hatte Nicky lange nicht mehr so glücklich gesehen. Darüber war Sie sehr froh.
„Und?“ fragte sie neugierig, nachdem beide Kaffee hatten.
„Na, >>JA<< natürlich.“
„Das mein ich nicht. Zeig schon her.“
„Achja hier.“ entgegnete Nicky und hob stolz die Hand, an deren Ringfinger nun ein goldener Ring mit drei nebeneinander gesetzten Brillanten glitzerte.
„Och ist der toll. Das war also doch der den du damals gesehen hattest?“
Nicky nickte eilig „Ja genau der. Ich bin echt froh das er mich gefragt hat, sonst hätte ich es noch übernommen und hätte IHN gefragt.“
„Ach, hat doch alles Wunderbar funktioniert. Nachdem ich damals meinen Ring ändern lassen musste haben wir ihm doch einen ganz guten Schubs in die richtige Richtung gegeben, findest du nicht?“
„Ja schon, bin immer noch überrascht das er mir das damals abgekauft hat mit der Lehrerkonferenz, sonst hättest du ihn nie dazu gekriegt mit dir allein zum Juwelier zu gehen.“
„Hab ich gern gemacht.“
„Erzähl, wie geht dir so?“
„Gut“ sagte Doro. „Du weißt ja wie das ist, viel zu tun.“ Sie nippte an ihrem Kaffee. „Habt ihr schon einen Termin?“
„Nein, bisher nicht. Aber mir wäre es lieb wenn wir noch im Sommer heiraten.“
„Das ist schön.“
„Doro... Magst du mir helfen? Ich hätte dich ohnehin gefragt, zum einen weil du meine beste Freundin bist und zum anderen weil du das alles schon hinter dir hast.“
Doro strahlte Nicky an.
„Aber klar doch! Ich hab da noch die Kataloge....“ sagte Sie, stand auf und verließ die Küche. Einige Augenblicke später kam sie zurück und hielt einen Stapel Brautmodekataloge in den Armen.
„Das wird Spaß machen.“ sagte Doro, die Nicky's erstauntes Gesicht bemerkte.
„Da gibt es ganz tolle Kleider die dir sicher gefallen werden....“ sagte Sie, und schlug den ersten Katalog auf.
„Ja wirklich ich hab's getan, und sie hat JA gesagt!!!“ rief ich ins Telefon.
„Meinen herzlichen Glückwunsch.“
„Ich bin wirklich glücklich. Sie endlich zu fragen war das Beste was ich tun konnte. Sie ist die wundervollste Frau die es gibt. Michael, ich habe mir überlegt, dass es Zeit wird ihre Eltern kennenzulernen.“
„Hast du nicht mal von ihnen etwas erzählt?“
„Ja, aber sie ist da sehr verschlossen. Ich jedenfalls würde wollen das meine Eltern bei der Hochzeit wären, und ich denke es wird auch Nicky freuen.“
Ich hatte Michael schon von meinem bevorstehenden Antrag berichtet, und er nahm mir auch ein wenig die Nervosität vor diesem großen Schritt. Ich hatte mich mit ihm noch am Abend vorher auf ein Bier verabredet und zeigte ihm den Ring.
„Nett. Denke der wird ihr gefallen.“
„Ja das wird er, von dem hat sie schon Doro vorgeschwärmt.“
„Ach, das ist die Freundin, die vor kurzem geheiratet hat.“
„Eben genau die. Als sie ihre Ringe abgeholt hat, war Nicky dabei und fing an zu schwärmen.“
Ich hörte wie sich die Wohnungstür öffnete.
„Da kommt Sie gerade von Doro zurück.“
„Dann will ich mal nicht weiter stören, habt noch einen schönen Abend. Mach's gut.“
„Okay, mach's gut. Bis Montag.“
Ich legte gerade auf, da kam sie ins Zimmer. Ihr Haar war pitschnass.
„Wie schaust du denn aus?“ fragte ich erstaunt.
„Hast du mal rausgeschaut? Es gießt wie aus Eimern!“
Ich wandte den Kopf zum Fenster.
„Oh Mist!“ entfuhr es mir.
„Doro hatte ein paar ganz tolle Kataloge da. Ich habe ein paar wunderschöne Brautkleider ausgewählt!“
„Ein paar?“ fragte ich. „Du weißt schon das die meisten Frauen mit einem auskommen, oder?“
Nicky sah mich mit einem strengen Blick an.
„Keine Angst, ist nur die erste Auswahl.“
„Du hast es aber eilig.“ sagte ich mit einem Lächeln.
„Ja, natürlich. Das muss auch alles genau durchgeplant sein.“ sie klang ein wenig verschnupft.
„Komm, trockne dir mal das Haar, sonst wirst du mir noch krank.“ und wollte ihr die Tasche aus der Hand nehmen.
„Haaalt!“ sagte sie, und zog die Tasche zu sich.
„Was...?“
„Da ist die Auswahl drin!“
„Ja, und?“
Ihr strenger Blick lag auf mir. Sie erwartete wohl eine Reaktion.
„Okay, dann zeig es mir später.“
„Natürlich werde ich das nicht.“
„Hmh?“
„Das bekommst du erst am Tag der Hochzeit zu sehen!“
„Oh!“ Das sie so traditionell eingestellt war hätte ich ihr gar nicht zugetraut.
„Wie wäre es wenn wir im Juni heiraten?“ wechselte sie das Thema.
„Ich bin dabei.“
Nicky lachte. „Das hoffe ich ja wohl!“ Kopfschüttelnd verließ den Raum.
Ich wandte mich zum Fernseher und verfolgte das Nachrichtenmagazin das gerade lief.
Nicky kam zurück und setzte sich neben mich. Sie hatte sich ein Handtuch um den Kopf geschlagen und hatte meine Lieblingsdecke über den Schultern, die ich schon lange Jahre besaß. Meine Mutter hatte sie mir damals geschenkt. Es war eine weiße Decke, die ein wenig wie ein Eisbärenfell aussah.
Ich legte einen Arm um Nicky und strich sanft über ihren Unterarm. Sie fühlte sich kalt an.
Ich drückte sie näher an mich und sie lehnte ihren Kopf an meine Schulter.
Ich beugte mich zu den Salzstangen die auf dem Tisch standen und bot ihr auch welche an, aber Nicky sah mich nur an als ob ich ihr gerade Gift angeboten hätte.
„Was ist denn?“ fragte ich, gespannt darauf zu erfahren was denn nun ihr Problem ist.
„Ich werde eine Diät machen.“
„Wegen unserer Hochzeit?“
„Klar. So kann ich mich doch nicht sehen lassen.“
„Blödsinn“ meinte ich und hebe die Decke etwas an. Sie hatte ihr Shirt ausgezogen und trug nur noch ihren BH.
Ich drückte sie an mich und streichelte über ihren Bauch. „Ich finde dich wunderschön, so wie du bist. Ich liebe dich als die Person die du bist.“ Sie zog mich zu sich.
Drei Monate später, der 15. Juni.
Es ist früher Nachmittag. Nicky und Doro waren fast fertig mit den Planungen. Die anschließende Hochzeitsfeier sollte bei Ana im Zagreb-Grill stattfinden. Sie hatten unsere Wohnung zum Hochzeitsplanungs-Hauptquartier auserkoren. So verbrachte ich häufig Zeit mit Peter, Doro's Ehemann, mit dem ich mich auch sehr gut verstand. Es klingelte das Telefon. Peter ging ran, Meldete sich und reichte den Hörer an mich weiter. „Doro, für dich.“
„Was hast du getan? Nicky ist total außer sich!“ erklang es bestürzt aus dem Hörer.
„Bitte? Was ist los?“ Ich war ratlos, denn noch vor zwei Stunden hatte ich mich von Nicky verabschiedet und den beiden einen schönen Tag gewünscht, und jetzt war sie wütend, und das wegen mir?
„Was ist denn genau?“
„Ich weiß es nicht, sie war nur sehr aufgelöst und sagte etwas über ihre Eltern. Ich hab sie inzwischen beruhigen können, sie nimmt im Moment ein Bad.“
„Ich komm rüber.“
„ich halte das für keine gute Idee, lass Nicky sich erst mal wieder beruhigen. Wie wäre es, wenn du mit Peter einen trinken gehst?“
Ich weiß gar nicht mehr was ich zu ihr sagte, so sehr schockiert. Ich bemerkte das die Leitung tutete. Ich musste schnellstens wissen was dort vor sich ging. Ich Kramte in meinen Hosentaschen und holte mein schwarzes Notizbuch hervor und wählte die Nummer ihrer Eltern die ich herausgefunden hatte.
„Familie Stein“ meldete sich eine weibliche Stimme.
„Ja Hallo Frau Stein, Ich bin der verlobte ihrer Tochter, mein Name ist...“
Das Freizeichen erklang. Sie hatte einfach aufgelegt.
Jetzt konnte mir nur noch eine Person helfen.
Zögerlich wählte ich die Nummer von Alice.
Ihr Anrufbeantworter sprang an.
„Hi, Alice, ich bin's. Ich muss unbedingt mit dir sprechen. Melde dich so schnell wie es nur geht. Ist wichtig.“
„Bitte WAS willst du?“ fragte Alice, und stellte ihr Bier wieder auf dem Tresen ab.
„Dass du dich ein wenig für mich... erkundigst. Nicky brauche ich jetzt glaube ich gar nicht erst zu fragen, das sagte zumindest Doro.“ brachte ich mühsam hervor.
„Hast du sie noch alle? Nee, das kannst du vergessen, dass mach ich nicht! Wenn sie das rausfindet, dann wird sie verdammt sauer sein. Du hintergehst sie ja total.“
„Nein nein, ich...Mist!“ Mir wurde klar dass sie Recht hatte. So hatte ich es noch gar nicht gesehen.
„Ich weiß das du es gut meinst, aber ich glaube dass sie nur ein wenig Zeit braucht um dir zu erzählen was los ist. Dass sie dir bisher nichts sagte zeigt mir dass es etwas wirklich gravierendes ist. Das Leben ist nicht immer einfach.“
„Das weiß ich. Ich dachte nur, dass wir über alles miteinander sprechen können. Mir war zwar klar dass sie sich mit ihren Eltern sich nicht so ganz gut versteht, aber ich hätte nicht gedacht dass es so schlimm ist.“ Ich nahm einen großen Schluck Bier. „Du weißt, dass ich meine Eltern vor ein paar Jahren verloren habe, oder? Gerade deswegen hätte ich es schön gefunden.“
Alice nickte und trank den Rest ihres Bieres.
„Natürlich verstehe ich warum dir das so wichtig ist. Sprich mit ihr darüber. Das ist das einzig Richtige.“ sagte Alice und war dabei ihre Jacke anzuziehen.
„Ich lade dich ein.“ sagte ich.
„Beim nächsten Mal.“
„Nein, das mache ich jetzt.“
„Zu spät. Habe vorhin schon gezahlt als du zum WC warst.“
„Ach du!“
Alice grinste. „Ja ich weiß.“
„Dann bin ich gezwungen dich auf meiner Hochzeit auf einen Drink einzuladen.“
„Ist in Ordnung.“ zwinkerte, und drückte mich zum Abschied.
„Wenn was ist, meld dich, ja?“
„Klar. Du dich auch, ja? Hoffe sie lässt mit sich reden.“
„Bis dann, mach’s gut“
Etwa zwanzig Minuten später betrat ich die Wohnung. Der Flur war dunkel, aber ein Lichtschein fiel vom Wohnzimmer her.
„Nicky? Ich bin zurück.“
Keine Antwort.
Ich betrat das Wohnzimmer. Dort saß Nicky und sah fern. Dann drehte sie sich um und sah mich wütend an. Sie so zu sehen brach mir fast das Herz.
„Hallo Schatz. Können wir reden?“
„Okay.“
Ihre Stimme war eisig.
„Warum hast du das gemacht?“ presste sie zwischen den Zähnen hervor. „Warum zum Teufel?“
Ich seufzte.
„Weil ich dachte dass an einem Tag wie der Hochzeit die Eltern dazugehören.“
„Das trifft vielleicht auf die Eltern mancher Leute zu, aber sicher nicht auf meine.“ sagte Nicky und stand auf. „Hätte ich das gewollt hätte ich das sicher irgendwann erwähnt oder nicht, hmh ?“Sie schrie es förmlich.
Sie verließ das Wohnzimmer, ich folgte ihr in den Flur. Bevor sie die Tür zum Schlafzimmer erreicht hatte stand ich hinter ihr und wollte ihre Hand nehmen, doch sie schlug sie weg. „Pack mich jetzt blos nicht an.“
„Bitte lass uns darüber sprechen.“
„Ich weiß nicht ob es da noch etwas gibt worüber wir sprechen sollten.“
Sie blieb stocksteif stehen und sah zur Tür. Dann ging sie ohne ein weiteres Wort ins Schlafzimmer und schloss die Tür. Die Entschiedenheit mit der Sie es vermieden hatte mich anzusehen hatte mir verraten das weitere Versuche sie zu beruhigen heute sinnlos wären. Dennoch nähte mich mich der Tür sagte deutlich „Es tut mir leid.“ Das letzte Wort kam nur noch schwer heraus.
Eine Last lag auf meiner Brust, von der ich weder wusste was genau es war, noch wie ich Nicky helfen konnte.
Ich versuchte auf der Couch zu schlafen, aber die Müdigkeit die ich vorher verspürt hatte war verflogen. Ich lag lange wach.
Nicky war ebenfalls noch wach.
Das Schlafzimmer lag im Dunkeln und Nicky saß im Bett und starrte aus dem Fenster. .
Warum hat er das nur gemacht? fragte sie sich.
Ich hätte nicht gedacht dass er mich so sehr hintergeht.
So sehr ich ihn liebe, aber das hat mich zutiefst verletzt. Jetzt kommt alles raus. Wie er wohl reagieren wird, wenn er es erfährt? Meine Gedanken schlugen die bekannten Purzelbäume.
Er war zwar sehr verständnisvoll, aber auch das hatte seine Grenzen. Wir hatten einmal, recht zu Anfang unserer Beziehung gemeinsam eine Sendung im Fernsehen verfolgt über das Thema. Da war er wirklich wütend geworden. Ich hatte seit diesem Tag Bedenken gehabt es ihm zu erzählen. Ich hatte ja mit den Unmenschen die sich meine Eltern schimpften keinen Kontakt mehr, so war ja alles gut gegangen. Aber nun hatte er sie zur Hochzeit eingeladen. Er würde alles erfahren.
Ich hatte regelrecht Panik davor, wie er reagieren würde, sollte er von dem dunkelsten Tag in ihrem Leben erfahren. Jetzt ist alles aus, so oder so, dachte ich.
So sehr ich mich innerlich zerrissen fühlte, es gab keinen anderen Ausweg.
Ich würde gehen müssen.
6:30. Nicky hatte schnell ein paar Sachen in den Rucksack gepackt, den Rest würde Sie später nach holen müssen. Sie hatte die ganze Nacht wachgelegen, sehr viel geweint. Aber ich hatte ja keine andere Wahl, das war der einzige Weg.
Ich schloss gerade hinter mir die Tür des Schlafzimmers. Die Tür zum Wohnzimmer stand einen Spalt offen.
Wäre es besser sofort zu gehen? Nein, ich wollte ihn wenigstens noch einmal sehen. Um mich selbst daran zu erinnern, wie schön die Zeit mit ihm gewesen war.
Ich schlich leise zur Tür. Ganz sanft schob ich die Tür auf. Er saß auf der Couch, den Kopf nach hinten gelehnt, so dass es mit Sicherheit weh tun würde sobald er wach werden würde. Ich nahm ein Sofakissen, und rückte ihn ganz sachte, so dass er auf der Seite lag, und legte ihm das Kissen unter den Kopf. Dann zog ich ihm die Decke zurecht, die er mehr oder weniger um sich geschlungen hatte. Da fiel ein Stift vom Schoß.
Als ich den Stift aufheben wollte und die Decke zurecht zog – meine Lieblingsdecke, die so schön flauschig war – hörte ich ein Rascheln. Ich hob die Decke wieder, und sah, dass ein Schreibblock auf seinem Schoß lag.
Neugierig nahm ich ihn und schlug die erste Seite auf.
Liebe Nicky,
Ich bin nie jemand gewesen, der einfach über das spricht was ihn bewegt.
Ich weiß nicht warum.
Aber seit ich dich kenne, ist es anders.
Deine Liebe zu mir hat mich zutiefst berührt. Das tut sie immer noch.
Ich kann gar nicht ausdrücken, wie sehr ich dich dafür liebe, Ich weiß nur, das alles andere vollkommen verblasst neben dem, was du mir bedeutest.
Deswegen kannst du sicher verstehen, dass ich es nicht verstehe was ich falsch gemacht habe. Dabei brauche ich deine Hilfe, denn nur du weißt, was los ist.
Ich möchte dir Helfen und dir zu Seite stehen. Das kann ich aber nicht, wenn du dir nicht helfen lässt.
Der Satz, den du mir sagtest, das es nichts mehr zureden gibt, das trifft mich sehr.
Weißt du, ich bin wegen dem, was auch immer zwischen dir und deinen Eltern vorgefallen sein muss unglaublich wütend, aber zugleich auch sehr sehr traurig.
Traurig weil meine Eltern für mich immer sehr wichtig waren, und traurig weil du nicht mit mir darüber reden kannst.
Nein, du kannst, aber du willst nicht. Das verstehe ich zwar nicht, aber wenn du denkst das das alles ein Grund sein soll, das „alles gesagt ist“, dann liegst du aber sowas von falsch. Ich bin überzeugt, das wir einen Weg finden. Nochmal: Ich liebe dich. Das was zwischen uns ist, ist stärker als alles andere. Weil du mir so viel bedeutest, möchte ich dein Ehemann werden. Die Hochzeit, das alles will ich nicht wegen Steuervorteilen, oder weil ich Partys so gern mag. Ich will es, weil eine Ehe für mich das größte Versprechen ist, was ich dir geben kann.
Dicke Tränen tropften auf das Papier. Meine Tränen. Wie kann jemand so gut zu mir sein? dachte ich.
Vor allem, wenn ich ihn so abweisend behandle.
Ich kam mir so mies vor.
Das hatte er alles nicht verdient. Ich musste ihm zumindest sagen, was los ist.
Ich schniefte, wischte mir über die Augen.
Noch niemals hatte Nicky so etwas erlebt.
Aber die Frage die sie sich stellte lautete nun: War sie bereit sich ihm zu stellen, und all das was damals geschehen war, noch einmal zu erleben? Den Verlust?
Ich wurde wach und betrachtete Nicky. Sie hatte den Block umklammert und starrte geradeaus.
Ich setzte mich auf, und Nicky erschrak. Bevor sie etwas sagen konnte, ergriff ich das Wort.
„Hast du es schon gelesen?“
Nicky nickte.
Als ich nichts sagte, sondern nur versuchte aus ihrem leeren Blick zu schließen was sie nun dachte. Sagte sie endlich etwas.
„Ich werde es dir sagen, nur... es fällt mir sehr schwer.“ Die letzten Worte sprach sie wie ein einziges Wort aus, begleitet von einem tiefen Seufzer. „Außerdem macht es sowieso keinen Unterschied mehr, ich glaube nicht das du mich danach...“
„Lass bitte mich das entschieden, wenn ich weiß was los ist.“
Nicky hob die Augenbrauen und fing an zu erzählen.
„In meiner Schulzeit, kurz vor meinem 16. Geburtstag...Weißt du, meine Eltern waren sehr streng, und ich hatte bis dahin noch nie einen Freund gehabt.... naja jedenfalls, wir bekamen einen neuen Mitschüler in die Klasse. Sein Name war Marcel. Klingt wahrscheinlich doof, aber es ist wie du es aus Filmen kennst: Der einzige freie Platz war neben mir. Es war aber nicht direkt neben mir, da war noch der Gang zwischen, weil wir jeweils vier Reihen an Tischen hatten, aber du weißt wie ich es meine.
Er war ja neu, und da hab ich mich gleich angeboten, ihm alles zu zeigen und ihm den Einstieg so zu erleichtern. Ich fand ihn da überhaupt nicht heiß oder so, ich wollte nur nett sein.
Ja wir verstanden uns gut, und irgendwie... er wurde mein erster Freund.“
Nicky's Hände zitterten. Ich legte beide Hände auf Ihre. Um ein wenig ihre Anspannung zu lösen sagte ich: „Na das ging fix.“
Nicky lächelte gequält, und wurde schnell wieder ernst. „So war es nicht, aber das ist auch nicht wichtig.“ Nicky sah mich an. „Wichtig ist nur... er war mein Erster, und--- ich wurde schwanger.“ Nicky atmete tief durch. Ich ging in die Küche und holte ihr ein Glas Saft. Den, den sie am liebsten hatte. Als ich zurückkam, und ihr das Glas reichte, Lächelte sie und nahm einen Schluck.
„Die Beziehung zu Marcel war nicht einfach gewesen, aber Schwanger zu sein war ein erstes Problem. Meine Eltern waren in dieser Glaubensgemeinschaft, und dadurch gab es bei uns zuhause immer strenge Regeln. Ich hätte... nicht vor der Ehe, vor Zehn Uhr Zuhause sein bis ich 21 bin, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Es war schlimm wenn ich daran zurückdenke, aber dann das... Aber ich greife vor.
Mein Vater hat den Gemeinschaftsmeister angerufen. Es durfte ja niemand aus der Gruppe erfahren dass ich schon „körperlichen Kontakt“ mit Männern hatte. So kalt ohne Gefühl. Als ob ich es allein wegen der Lust getan hätte.“
Nicky nahm noch einen Schluck.
„Nach 10 Minuten hatte mein Vater mich ins Auto gepackt und fuhr mit mir zu einem Arzt. Zumindest denke ich es war einer.
Ich hatte das Gefühl, als hätte man einen Teil von mir selbst entfernt. Mag komisch für dich klingen, da ich da wohl erst in der 3. Woche oder so gewesen sein muss. Ich sprach kein Wort mit ihm, und ging in der Woche auch nicht mehr zur Schule. Marcel war auch nicht zu erreichen. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass mein Vater den Vater von Marcel erzählt haben muss er hätte mich verführt. Marcel wurde daraufhin der Kontakt mit mir verboten. Er war wie ausgewechselt als ich versuchte mit ihm zu sprechen. Das war also vorbei. Ich habe zwei geliebte Menschen verloren.
Ich entfernte mich von meinen Eltern immer mehr, und ein halbes Jahr vor meinem 18 Geburtstag zog ich aus. Ich fand Unterschlupf bei einer Freundin, und habe seit dem nie wieder Kontakt zu meinen Eltern gehabt.“
Als ich noch über Nicky's Geschichte nachdachte, stand sie mit einem Mal auf. „So das war es dann wohl.“ Ihr Stimme klang kühl. Nicky nahm den Rucksack und ging zur Tür.
„Habe ich gesagt dass ich möchte das du gehst?“ sagte ich zu ihr ohne mich umzusehen.
„Hast du die Dokumentation vergessen?“
„Wovon sprichst du?“
„Vor 2 Monaten haben wir zusammen die Dokumentation über junge Mütter geschaut. Da hast du bei dem einen Mädel gemeint, es wäre ja wohl unverantwortlich dass sie einfach so Mutter wird, und dass sie einfach kein Verantwortungsgefühl hat.“
Dass wusste sie noch? Meine Güte! Okay, ich musste zugeben, das stimmte alles was sie sagte.
„Ja das stimmt.“ musste ich zerknirscht zugeben.
Ich rollte zu ihr. „Hast du dich selbst darin gesehen?“
„Ja klar was denkst du denn.“
„Ich weiß nicht wie es gewesen ist, aber ich verstehe warum du jetzt gehen willst. Es tut mir nur aufrichtig leid, dass du das durchmachen musstest, vor allem aber auch weil Marcel nicht zu dir gestanden hat.“
Nicky's Hand lag noch auf der Türklinke.
„Achverdammt.“
Sie warf sich mir in die Arme.
Unsere Hochzeit war einer der schönsten Tage in meinem Leben. Alle Freunde waren da. Wir feierten wie geplant, bei Ana. Dort hatten wir den Festsaal ganz für unsere kleine Feier. Aber am meisten freute ich mich dass Doro und Peter, Michael, seine Frau, Alice mit ihrem Freund dort waren, um diesen Tag mit uns zu feiern.
Nicky sah wunderbar aus, und das lag nicht nur an ihrem weißen, mit Perlen bestickten Seidenkeid, dem Funkeln in ihren Augen oder den Schuhen, die Doro ihr überreicht hatte, auch wenn Nicky sich darüber sehr gefreut hatte.
Es war das strahlen ihrer Augen, dass keiner weiteren Worte bedurfte.
In einem ruhigen Moment, Michael hatte sich Nicky gerade für einen Tanz „ausgeliehen“ (und wurde von seiner Frau kritisch beobachtet, die grundsätzlich ein sehr eifersüchtiger Mensch war, obwohl sie, soviel kannte ich Michael, keinen Grund hatte eifersüchtig zu sein), kam Alice zu mir. Sie zog ihr schwarzes Abendkleid zurecht bevor sie sich setzte. Wir hatten uns seit dem Treffen im Pub nicht mehr gesehen.
„Wie geht’s dir?“ begann Alice.
„Spitze, auch wenn ich heute vom Markt weg bin.“ flachste ich.
Das brachte Alice zum Lachen. „Ach! Eine Hochzeit war das! Wunderte mich schon, was der Typ da euch vorhin zugequatscht hat. Dachte schon, der wollte euch einen Staubsauger andrehen.“
Sie blickte mich an, und sagte dann: „Ich meine wegen dem, weswegen das hier fast nicht stattgefunden hätte.“
„Ja, das kann man so sagen.“ seufzte ich. „Nicky - - - hat ja auch schon einiges mitgemacht, aber ich glaube, so sind wir näher zusammengerückt.“ schloss ich.
„Sag mal...“ sagte Alice mit einem Mal. „Was hat Musik für dich für eine Bedeutung?“
„Hmh?“ „Ja, Nicky hat mit Doro und mir ziemlich geplappert als wir ihr geholfen haben sich Fertig zu machen. Da hat sie was von Musik erzählt und dir, ich hab es wohl nicht so richtig verstanden weil sie wohl nicht Luft geholt hat.“
Ich stellte das Glas Wein an dem ich gerade trinken wollte wieder hin.
„Nun... Kennst du diesen Film, über den Banker der in den Knast geht wegen dem Mord an seiner Frau, und dann am Ende ausbricht?“
Alice ächzte. “Da gibt’s doch 'ne Menge. Wie heißt er denn?“
Hmh der hat einen ganz komischen Namen...Naja macht auch nix,“ fuhr ich fort. „Jedenfalls gibt es da die eine Szene, in der er Musik über die Sprechanlage des Gefängnisses abspielt, und darum dann in Dunkelhaft kommt für einige Zeit, Als er wieder zurückkommt fragen ihn seine Mithäftlinge wie er das geschafft hat so lange in der Dunkelhaft zu sein. Daraufhin zeigt er auf sein Herz, und seinen Kopf und sagt die Musik war immer bei ihm. Er sagt weiter, dass es Dinge gibt, die niemand dir Wegnehmen kann, selbst an Orten wie diesem. Dann wird er gefragt, was er mit Dingen meint, und er sagt nur ein Wort. Hoffnung.“
„Die hat sie wieder, dank dir.“ Alice und ich wandten uns zeitgleich um.
Doro kam auf uns zu und setzte sich. „Sie hat in dir etwas gefunden wovon sie schon glaubte das sie es für immer verloren hätte.“
Doro setzte sich zu uns. Eine Weile schauten wir Nicky zu, die sichtlich Spaß daran hatte zu tanzen. Michael ebenfalls, und genau das schien das große Problem zu sein, wenn ich nach dem Blick ging, den seine Frau ihm zuwarf. Alice ging zu ihrem Begleiter, und gemeinsam verwickelten sie dann Michael's Frau in ein Gespräch. Eine wirklich urkomische Szene, wie ihr Blick eigentlich auf ihrem Mann ruhen wollte, aber dann doch zu ihren Gesprächspartnern zurück fand. Ich fand es sehr komisch. Ich grinste in dem Moment wahrscheinlich wie bescheuert, denn jemand schlug mir auf den Arm.
„Hey John!“ sagte Doro.
„Hmh?“ antwortete ich. „Sorry, was war?“ Sie schien erst ein wenig sauer, aber diese Momente, in denen ich ein wenig weggetreten war kannte sie schon von mir.
„Musik?“ sagte sie.
„Jaaa....“
„Also?“
Musik und Liebe sind eigentlich recht ähnlich, denke ich. Beides ist ungreifbar, dennoch ist es da.“ Ich betrachtete Nicky. Sie sah zu mir herüber und strahlte mich an. „Etwas zu erschaffen, ob nun zu schreiben, singen und Liebe. Das ist für mich die reinste Form von Magie die es gibt. All das kann dich zum Lachen, aber auch zum Weinen bringen, kann dich total gefangen nehmen, dich verzaubern, und dich wieder gut fühlen lassen zu den Zeiten wenn es dir mal wieder richtig mies geht. Musik kann dich berühren wie der Kuss einer geliebten Person. Ein guter Song oder eine Stimme kann ein Echo zu dir selbst sein, so dass du zumindest für die Dauer des Songs dich vollkommen frei fühlst. Das alles ist auch die Liebe für mich.“
„Jetzt weiß ich's.“
„Was denn?“
„Du musst dann wohl der Songtext zu ihrer Melodie sein. Ja so wird es sein.“ bestätigte sie sich selbst. Die Musik war zu Ende. Nicky kam zu mir, ihr weißes Kleid ließ sie über den Boden schweben, die Arme zu mir ausgestreckt. Kurz bevor meine und Nicky's Hände einander fanden, flüsterte Doro sehnsüchtig: „Och ist das schön, ich will auch!“
„Heyhey, hier bin ich schon“ sagte Peter, ihr Ehemann, der hinter ihr in den Raum kam. Da fiel mir auf, dass ich ihn seit einiger Zeit nach dem Essen nicht mehr gesehen hatte.
Nicky und ich nahmen wieder Platz, aber Peter kam und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
„Was ist los?“fragte ich.
„Tja, ich habe mir eine kleine Überraschung überlegt.“
In diesem Augenblick öffnete sich die Tür und ich war absolut baff. Katie Melua und Mike Batt betraten den Raum. Sie in einem dunklen Kleid, er in einem dunklen Anzug mit dem schon traditionellen Scheriffstern an seiner Brust. Er trug einen Gitarrenkoffer in der linken hand, die rechte streckte er mir entgegen.
„H......Hallo.“ begrüßte ich beide und schüttelte Hände. Ich erinnerte mich in diesem Moment daran, doch des Englischen mächtig zu sein.
„Wie, ich meine.... Was macht ihr hier?“
„Hallo John, Wir wünschen euch alles Gute. Um deine Frage zu beantworten, dafür musst oder darfst du dich bei deiner Frau bedanken. Sie hat gefragt bei uns im Büro. Und da wir ohnehin morgen noch einen Termin in Berlin haben, dachten wir, wir schauen mal vorbei und sagen Hallo.“ erklärte Mike mir.
„Ja also wow, ich...Dankeschön!“ und an Katie gewandt sagte ich: „gamorjoba Katie, ra siurprizia! dzalian gamixarda sheni aq danaxva! Hallo Katie, Es ist eine schöne Überraschung dich hier zu sehen, darüber freue ich mich sehr.
Da antwortete sie mir„Ra kargad laparakob qartulad. saidan itsi ase kargad qartuli?“ Ich sagte: „Sorry, das kann ich nicht verstehen. Ich habe nur die paar Sätze mal auswendig gelernt, weil ich einige Fans von dir im Internet kennengelernt habe, die aus Georgien stammen.“ Katie war sehr geschmeichelt und sagte mir das sie gesagt hatte das ich gut georgisch sprechen würde und gefragt hat, woher ich das kann.“ Nunja, die Frage muss ich dir ja nun nicht mehr beantworten. Ich freue mich auf jeden Fall sehr, dass ihr beiden hier seid. „Sehr gerne.“ sagte Katie. „Soll ich etwas spielen?“ Ehm ja gerne also, habe ich nichts gegen.“ Sie nahm Platz, ließ sich von Mike eine Gitarre reichen, die er aus dem Gitarrenkoffer genommen hatte. Gespannt setzte sich Nicky neben mich und liess ihre Hand mit meiner verschmelzen. Sie schmiegte sich an mich und wir lauschten gespannt auf das was Katie singen würde.
Sie spielte für uns ein Lied, welches ich vorher noch nie gehört hatte. Es hieß „Little Angels.“ Es war an diesem Tag das Sahnehäubchen, denn ich konnte an den Gesichtern unserer Gäste erkennen, dass Katie mit ihrem Gesang wieder einige Fans gewonnen hatte. Mit Freude sah ich, dass nicht nur Nicky und ich von diesem Lied bewegt waren. Ich reichte ihr ein Glas Wein. „Vielen Dank, es war wie immer magisch.“ Nicky bedankte sich ebenfalls bei ihr.
Ein Kellner kam auf mich zu, ich meinte mich zu erinnern, dass es sein Name Joe war, sicher war ich mir allerdings nicht. „Entschuldigung, eine ältere Dame möchte vor der Tür mit ihnen sprechen.“ Ich bedankte mich bei ihm und ging hinaus.
Der Gang führte links herum, zum eigentlichen Restaurant ging es geradeaus, und rechts war die Treppe zu den Toiletten. Dort stand eine kleine ältere Frau. Ich schätzte sie so um die sechzig. Sie trug einen grauen Mantel, der ihr ein wenig zu groß war, was sie noch hagerer erscheinen liess.
„Sind sie Nicole's Freund?“
„Wohl nun ihr Ehemann.“ verbesserte sie sich selbst mit einem Blick auf meinen Anzug und kam einen Schritt auf mich zu. Die Gesichtszüge ließen keinen Zweifel zu: Dies musste Nicky's Mutter sein.
„Ja. Glauben sie es wäre nicht besser wenn sie...“
„Nein“ sagte sie energisch. Wenn ich bisher noch Zweifel gehabt hätte, diese wären nun zerstreut worden. „Ich möchte ihnen keine Probleme machen, sondern nur alles Gute wünschen.“ Sie überreichte mir einen Umschlag.
„Was ist denn das?“
„Was Nicky rechtmäßig zusteht nach dem Tod ihres Vaters.“ „Oh, das tut mir leid. Wann ist es denn passiert?“ „Drei Wochen bevor ihre Einladung kam.“
„Warten Sie, dass war doch nicht an dem Tag...“
Sie nickte knapp. „Ja.“
„Das tut mir Leid.“ sagte ich noch einmal. „Sie haben ihn nicht gekannt“ sagte sie. Die Bitterkeit mit der sie es sagte lies mich frösteln.
„Ich sollte jetzt gehen, bevor Nicole ihren Mann vermisst.“ fügte sie hinzu. Nun klang ihre Stimme freundlicher, sanfter.
„Vielen Dank.“
„Ihnen beiden alles Gute“ sagte sie und ging.
Ich steckte den Umschlag in die Tasche ging zurück in den Festsaal.
Die faszinierten Gesichter wegen Katie's Gesang machten es mir leicht auf andere Gedanken zu kommen.
„Hätte nicht gedacht, dass eine so einer jungen Frau eine solch tolle Stimme hat. Das ist so etwa wie die Tardis, die ist auch von außen viel kleiner als Innen.“ Jemand lachte darauf.
Ich kam an den Tisch zurück. Dort saß Katie, und sie hatte wieder ihrer Gitarre auf dem Schoß und spielte die ersten Noten von „Shy boy“.
Doro stand hinter mir. Sie beugte sich zu meinem Ohr und sagte. „Du hattest recht. Mit allem.“ ihre Stimme klang sehr emotional. „Was?“ „Vorhin. Ich habe noch nie jemanden gehört der soviel Gefühl in der Stimme hat.“
„Ich sag ja, Musik ist Magie in ihrer reinsten Form.“
Ende
Danke!
Mein Dank gilt allen, die diese Geschichte bis hierhin gelesen haben. Ich hoffe, die Geschichte hat gefallen, dann würde ich mich über Rückmeldung freuen. Falls es konstruktive Kritik gibt, auch darüber, denn es gibt immer im Leben irgend etwas was man verbessern kann
Zum Schluss möchte ich mich bei einigen Menschen bedanken. Das wären zum einen meiner Familie, dafür dass sie immer für mich da sind. Dann Ingo M. (Einfach danke für alles!) und Michael H., (Ich hoffe echt es gefällt dir!) denen ich beide für Hinweise und Anregungen Nona F., für ihre Hilfe bei der georgischen Sprache. Ich lerne weiter, versprochen, dann bekomme ich unter Umständen auch mehr selbst hin! :-)
Auch ein großes Danke an alle Mitglieder von Meluaworld.com, dem internationalen unoffiziellen Katie-Melua-Fanforum, hierbei allen voran Angieszka und Barbara, und auch ein dickes Dankeschön an Ronald von Katie-Melua.nl und natürlich an Kalus für das online stellen auf Bookola.de
Zum Schluss ein Danke an alle Mitarbeiter von Dramatico, Dramatico Deutschland und natürlich Mike Batt und Katie Melua, einfach dafür das sie die sind die sie sind.
Die vorliegende Geschichte sowie die Teile (Sonnenlicht, Wolkenbruch, Sommerwind, Herbstgeflüster und Sommersonnenwende) sind reine Fiktion. Alle Personen mit Ausnahme von Mike Batt und Katie Melua entspringen meiner Fantasie, die Handlungen und das Verhalten von Mike Batt und Katie Melua in dieser Geschichte sind ebenfalls meiner Fantasie entsprungen
Februar-November 2011
Hans Wilhelm von Wirth