Cookies sind für die korrekte Funktionsweise einer Website wichtig. Um Ihnen eine angenehmere Erfahrung zu bieten, nutzen wir Cookies zum Speichern Ihrer Anmeldedaten, um für sichere Anmeldung zu sorgen, um statistische Daten zur Optimierung der Website-Funktionen zu erheben und um Ihnen Inhalt bereitzustellen, der auf Ihre Interessen zugeschnitten ist. Klicken Sie auf „Stimme zu und fortfahren“, um Cookies zu akzeptieren und direkt zur Website weiter zu navigieren.

Header1.jpg

Die Autoren und Autorinnen von BookOla.de erstellen Rezensionen von Romanen, Kurzgeschichten
und allem was von bekannten und unbekannten Autoren zu Papier gebracht wird.
Die Links zu Amazon sind sogenannte Affiliate-Links.
Wenn du auf so einen Affiliate-Link klickst und über diesen Link einkaufst, bekomme ich
von Amazon eine kleine Provision. Für dich verändert sich der Preis nicht, aber dieser kleine
Betrag hilft mir, die Unkosten der Seite zu bestreiten.

Freiheit

 

Copyright 2006 by Silver

„Das schaffe ich nie!“, stöhnte Daniela und schlug sich die rechte Hand vor die Stirn. Es war jetzt vier Uhr und sie hatte noch genau eine Stunde Zeit, um zu Saugen, Essen zu kochen, einen Kuchen zu Backen und sich auf Vordermann zu bringen, bis Christians Arbeitskollege mit seiner Frau zum Abendessen eintreffen würde.

Schnaufend wandte sie sich von der laut, scheinbar gegen sie tickenden Uhr ab und schnappte sich den Staubsauger. Gestresst trat sie mit dem Fuß auf den Startknopf und das geräumige Wohnzimmer wurde sogleich von dem bekanten, lauten Dröhnen ausgefüllt. Der Staubsauger war schon ziemlich alt und sie hatte Christian schon des Öfteren gebeten, einen neuen kaufen zu dürfen, doch dieser meinte, so lange ihr Alter noch liefe, wäre ein Neuer nur Geldrausschmiss.

Genau genommen saugte er schon lange nicht mehr richtig, doch ihr Mann stellte sich wie immer Taub.

Langsam kämpfte Daniela sich durch die verschiedenen Räume, bis sie meinte, es genüge, bevor sie noch ihr Gehör verlor. Die ganze Saugerei mit der alten Klapperkiste war natürlich ein immenser Kraftakt und sie begann, trotz des benutzten Deodorants, langsam zu schwitzen.

Mit einer gewissen Genugtuung verstaute sie den antiken Sauger hinter der Wohnzimmer Tür und wischte sich dann mit dem rechten Ärmel den Schweiß von der Stirn.

Durch das Saugen war in dem Zimmer die Temperatur um einiges Gestiegen und Daniela beschloss sich etwas frische Luft zu gönnen, also ging sie durch das Wohnzimmer und öffnete die Balkontür. Erleichtert atmete sie tief durch, doch das einzige, das sie roch, war Abgase, mit leichtem Beigeschmack von Benzin.

Sie stand noch ein paar Minuten so da und starrte Gedankenversunken auf den nur zehn Meter entfernten verlaufenden Verkehr, bis sie sich losriss und die gläserne Türe wieder zuschlug.

Sie hatte sich von Anfang an gegen diese Wohnung ausgesprochen, als sie vor einigen Jahren geheiratet hatten, doch Christian meinte, sie müssen sparen und würden sowieso nichts Besseres bekommen. Wie eine leichte Briese durchfuhr sie plötzlich das verführerische Gefühl von Wut, doch sie unterdrückte ihn schnell wieder.

Daniela sah abermals auf die Uhr, welche sich schon um achtzehn Minuten fortbewegt hatte. Sie musste sich beeilen. Schnell betrat sie die Küche und fing an den Hackbraten zuzubereiten. Zum Glück hatte sie die Gewohnheit alles vorher vorzubereiten, bevor sie begann zu kochen, daher hatte sie jetzt schon einen großen Teil der Arbeit erledigt.

Daniela schnappte sich die Pfeffermühle und legte sich kräftig ins Zeug. Die Mühle war schon ziemlich ramponiert und alt, doch die Kraft, die sie zum Drehen aufbringen musste, hatte ein eigenartiges Gefühl von Beruhigung und Entlastung an sich.

Als sie die Mühle wieder weglegte, kam ihr plötzlich eine kleine Wolke von Pfefferstaub entgegen und sie musste stark husten und niesen gleichzeitig. Dazu fingen jetzt noch ihre Augen an zu tränen, da sie ja schon immer ziemlich stark auf das Zeug reagiert hatte.

Röchelnd griff sie ein Geschirrhandtuch und wischte sich übers Gesicht.

Ihr war klar, dass es jetzt wieder einige Minuten dauern würde, bis sie sich wieder eingekriegt hatte und in dieser Zeit könnte jemand schon den Hackbraten in den Ofen schieben.

Aber nein, sie war auf sich allein gestellt.

Wo war eigentlich Christian?

Sie wusste es selbst nicht, nur so viel, dass er wahrscheinlich wieder irgendwo an seinem geliebten Mercedes rumschraubte, oder in irgendeiner Bar Bier trank. Er arbeitete als Mechaniker in einer Werkstadt und hatte sein Hobby zum Beruf gemacht.



Daniela hingegen hatte ihr Abitur gemacht, als sie sich kennen gelernt hatten und hatte sich eine goldene Zukunft vorgestellt, doch als sie das erste Jahr verheiratet gewesen waren, hatte er es ihr verboten zu arbeiten. Christian meinte, jemand müsse das Haus sauber halten und nach dem Rechten sehen. Natürlich kam nur sie dafür in Frage. Erst hatte Daniela sich strikt gewährt, da sie eine Kariere als Bankkauffrau beginnen wollte, doch sie lies es dabei bleiben, als er beschwichtigend hinzufügte, es wäre nur vorübergehend.

Gott, wie sie nur so töricht sein konnte, aber sie war ja so blind vor liebe.

Abermals Atmete Daniela tief durch und unterdrückte die aufkeimende Wut.

Ein paar Momente später, war das gute Stück endlich im Ofen, doch sie durfte sich bei weitem noch keine Pause gönnen. Jetzt stellte sich die Frage, was sie zum Dessert backen sollte. Sie konnte ja noch nicht mal richtig backen. Ihr sparsamer, Mercedes fahrender Ehemann, hatte es ihr untersagt, zur Bäckerei zu gehen, um sich wenigstens die Arbeit abnehmen zu lassen. Für ihn konnte ja natürlich jede Frau kochen und backen gleichzeitig, währenddessen das Essen das einzige war, dass er richtig konnte.

Sie entschied sich für einen einfachen Marmorkuchen und wenn es ihm nicht recht war, konnte er sie mal. Durch diesen Gedanken aufgemuntert, machte sie sich sofort wieder an die Arbeit. Daniela hielt sich genau an die Anweisungen des Rezeptes und hatte sogar ein ziemlich gutes Resultat. Zufrieden schob Daniela den Kuchen beiseite und holte sich Messer, Schneide Brett und Karotten, welche den Zweck des Salates erfüllen sollten. Vorher hatte Daniela schon den Blattsalat gesäubert und vorbereitet, damit sie es jetzt nicht mehr machen musste. Jetzt war es schon fünf vor fünf und sie musste noch den Salat und sich fertig machen.

Das Telefon begann laut zu klingen und sie war so überrascht, dass sie sich in den Finger schnitt. Erschrocken schrie Daniela kurz auf und schmiss das Messer ins Spülbecken. Die Verletzung war nicht allzu schlimm, aber ihr linker Zeigefinger blutete hässlich.

Gerade wollte sie nach ihrem Mann rufen, als ihr einfiel, dass dieser gar nicht hier war. Jetzt stieg wieder Zorn in ihr auf und sie machte sich keine Mühe ihn zu unterdrücken. Fluchend eilte Daniela ins Badezimmer und öffnete das Medizinschränkchen. Glücklicherweise war dort noch ein Pflaster vorzufinden.

Als sie gerade das Badezimmer verlassen wollte, ließ sie ihren Blick nochmals durchs Zimmer fahren. Es war alles so weit in Ordnung, doch natürlich wollte sie auf Nummer sicher gehen.

Mit der rechten Hand wischte sie den Duschvorhang beiseite und ein vertrautes Bild empfing sie. Die Wanne war voller dreckiger Wäsche ihres Mannes. Dem Geruch nach zu beurteilen, lag diese schon seit gestern Abend dort. Jetzt Fluchte Daniela schon lauter und zog den Vorhang wieder zu. In ihren Augen stiegen plötzlich Tränen hervor und sie stand reglos da. Es war schon kurz nach fünf, doch zum Glück verspätete sich Christians Arbeitskollege immer. Sie fühlte sich eingeengt und verzweifelt. Was sie auch tat, es wurde nie anerkannt, stattdessen drückte man ihr noch mehr dreckige Wäsche in die Hände. Fluchend riss die völlig aus der Ruhe gebrachte Frau sich wieder zusammen und stapfte in die Küche.

Seit zwei Jahren hatte sich ihre Beziehung grundlegend verschlechtert. Er hatte nie Verständnis für sie und ihre Bedürfnisse. Sie stritten sich oft und Christian war immer seltener zuhause. Eines Abends hatte sie ihm mit der Scheidung gedroht, als sie sich wieder lauthals gestritten hatten. Was dann geschah, versuchte sie zu verdrängen. Er hatte ihr mit Schlägen gedroht und sie beleidigt. Danach hatte einige Zeit Schweigen zwischen ihnen geherrscht, bis sich der Alltag wieder bemerkbar gemacht hatte und alles wieder beim alten war.

Doch die Narbe, die ihre Beziehung damals erlitten hatte, würde wahrscheinlich niemals völlig verheilen

Eilig räumte sie die Küche auf und blickte aus dem Fenster. Was Daniela dort sah, lies etwas in ihr sterben.

Christian stand dort unten vor der Eingangstür und unterhielt sich angeregt mit einer unbekannten, nicht unattraktiven Frau. Als sie fertig waren umarmte er die Unbekannte und betrat das Treppenhaus.

„Hallo Schatz“, rief er, als er die Wohnungstür aufschloss und den Flur betrat.

„Ich hoffe du bist fertig, Mark und Manuela kommen gleich.“ Ohne ihn die Küche zu blicken verschwand er im Bad. Daniela schloss die Augen, da sie wusste was jetzt kam.

„Was soll den das? Ich hatte gedacht du bist schon längst fertig!“, brüllte er unzufrieden aus dem Badezimmer.

Das brachte das Fass zum überlaufen. Sie zog ihre Schürze aus, schnappte sich die Hausschlüssel und verließ die Wohnung. Daniela hörte ihn sogar noch ihm Badezimmer schreien, als sie im Treppenhaus war.

Mach dich nicht lächerlich, wohin willst du schon gehen, fragte sie sich selbst. Einen Moment blieb sie stehen und überlegte mit tränenden Augen ernsthaft, ob sie zu dem Mann zurückkehren sollte, für den sie ihr ganzes Leben hingeschmissen hatte.

Nein, das hat jetzt endlich ein Ende. Sie verließ das Haus und beschloss sich endlich und endgültig für die Scheidung. Sie würde ins Frauenhaus gehen, wo sie von Ihm sicher war. Währendessen Daniela von dem Haus, welches ihr eher als Ort der Verzweiflung bekannt war, wegrannte, beschlich sie ein Wunderbares Gefühl von Freiheit. Sie lächelte zum ersten Mal seit langen wieder richtig und begann freudig erregt noch schneller zu rennen.

Die Luft roch plötzlich besser und alles um sie herum kam ihr freundlicher und schöner vor.

Als sie die Straße überquerte, sah sie vor lauter Eile nicht den Pkw, der mit hoher Geschwindigkeit auf sie zurollte.


Freiheit, unendliche Freiheit.

Copyright 2025 by www.BookOla.de
Joomla templates by a4joomla