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Tante Elli

© 2004 Sven Schwanke


"In den naechsten Tagen werde ich sterben!" Das kam so Sachlich, so Nuechtern, das Ana Laura sich erschreckt aufsetzte und beinahe den Tee ausspie, den sie im Mund hatte.
"Was? Wer hat dir das denn gesagt?"
"Mein Arzt. Er hat es mir gestern mitgeteilt und ich dachte es waere nur Hoeflich, wenn ich es rechtzeitig weitergeben wuerde." Tante Elli nahm einen schluck Tee.
"Aber warum, Tante Elli?"
"Warum was? Warum ich rechtzeitig erklaere, das ich sterben werde oder warum ich sterben muss?"
Ana Laura schwieg. Sie war zu sehr verbluefft, als das sie daraufhin etwas erwiedern konnte. Elli setzte ihre Teetasse ab und stand auf. Sie ging zu ihrem Wohnzimmerschrank und kramte eine Weile darin herum. Als sie endlich fand was sie suchte, ging sie zurueck zum Esstisch und setzte sich.
"Nun," begann Elli, "das ich sterben muss liegt daran, das ich Krank bin. Aber ich moechte, das du mir kurz zuhoerst. Und zwar richtig gut, denn ich brauche deine Hilfe."
Ana Laura starrte sie nur mit grossen Augen an.
"Wie du weisst bin ich in meinem Leben weit herum gekommen." Elli legte einen kleinen Federschmuck auf den Tisch.
"Das hier habe ich von einem Maya Medizinmann aus Suedamerika. Er gab es mir fuer meinen spaeteren Tot. Also, wenn ich in meinem Sarg liege, dann musst du es mir unter meinem linken Fuss legen, damit ich dort gluecklich bin, wo ich hingehen werde. Niemand ausser dir darf davon erfahren."
"Was wenn jemand davon erfaehrt oder ich es unter deinem rechten Fuss lege?" Ana Laura dachte nicht eine Sekunde daran, diesen obskuren Wunsch zu erfuellen. Sie nahm den Schmuck und betrachtete diesen nur eine Sekunde lang, dann legte sie ihn angewidert wieder auf den Tisch. Es war der nackte Schaedel eines kleinen Vogels, der mit Federn beklebt war.
"Nun, was dann geschieht? Der Medizinmann erklaerte mir folgendes: Wenn dich dabei jemand sieht, wie du es unter meinen Fuss legst, so kehre ich zurueck. Das gleiche wird geschehen, wenn du es unter meinem rechten Fuss legst. Da ich eine ziemlich humorvolle Frau bin, werde ich sehr wahrscheinlich als humorvolles Lebewesen zurueckkehren, aber ich denke, es waere schoener fuer mich in Ruhe und Frieden Tot zu sein."
"Du solltest ueber deinen bevorstehenden Tot keine Witze machen, Tante Elli. Es ist sehr ernst."
"Ich mache keine Witze. Solange das Amulett unter dem richtigen Fuss liegt und niemand davon erfaehrt, bleibe ich wo ich bin und werde gluecklich sein."
Ana Laura willigte am Ende ein, den letzten Wunsch Tante Elli's zu erfuellen und nahm den Kopf des Vogels.

Tante Ellie starb am Sonntag und die Trauerfeier sollte am Dienstag sein. Die Feier selbst fand in der Kapelle statt und am Morgen waren nicht sehr viele Bekannte und Freunde dort. Diese wuerden erst am Nachmittag kommen. Ana Laura zaehlte in der kleinen Kapelle vier Personen, die alle damit beschaeftigt waren, zu weinen und zu Trauern. Der Sarg stand am Ende der Kapelle umringt von hunderten Blumen. Ana Laura ging langsamen Schrittes auf den offenen Sarg zu. Dabei hielt sie bestaendig den Kopf des Vogels zwischen ihren Haenden. Sie dachte immer wieder an das, was Elli ihr zuletzt gesagt hatte. Als sie nun vor dem offenen Sarg stand, blickte sie sich nervoes um. Niemand beobachtete sie und sie beugte sich etwas ueber den Sarg, dort wo die Fuesse von Tante Elli lagen.
Gerade in der Sekunde, als Ana Laura den Schmuck unter Ellis Fuss legen wollte, hoerte sie hinter sich ein leises "Hallo, Ana Laura!" Erschreckt liess sie den Schmuck los und er viel neben Elli's rechtem Fuss und mit einer schnellen Bewegung schob Ana Laura den Kopf unter. Sie wollte nicht, das jemand etwas sah. Danach vergass sie den Schmuck.

Am Abend fand im Hause der Familie eine kleine Abschiedsfeier fuer Tante Elli statt. Alle schluchzten und Trauerten. Elli war sehr beliebt. Ploetzlich durchdrang ein Ruf die ruhige Feier.
"Nun seht euch das mal an!" Der Ruf kam von Tante Elli's Bruder, der im Garten stand und eine Zigarrette rauchte. Er lachte dabei. Wie ungewoehnlich, wo doch seine Schwester gerade gestorben war.
Ana Laura und die anderen gingen zu ihm in den Garten und sie sahen das, was er sah. Ein Hund der mitten auf dem Rasen stand und Grinste! Ploetzlich erinnerte sich Ana Laura an das, was am Morgen geschehen war und an das, was Tante Elli ihr gesagt hatte. Das Amulett lag unter dem falschen Fuss.
"Hallo alle miteinander. Ich bin wieder da!" sagte der Hund mit Tante Elli's Stimme.
Vor lauter Schreck kippte Ana Laura um und brauchte von da an medizinische Betreuung.

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