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Nur Nüsse haben’s leichter


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Der Baum, auf dem Herbert und ich zuhause waren, ging uns schon seit einer Weile ganz gehörig auf die Nerven. Wir stritten oft schon wegen Lappalien – wie zum Beispiel Herberts akuten Gewichtsprobleme. Und weil ich den Baum anmaulte, er solle doch mal schauen, dass er die Vögel abschüttle, hatte er auch was gegen mich.

Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Und was glaubst du, wer ich bin, dass ich mich bewegen kann? Wann immer es den Vögeln passt, setzen sie sich auf meine Äste. Und wann immer sie wollen, breiten sie ihre Flügel aus und flattern davon. Ich kann mich nicht bewegen und wenn ich es könnte, hätte ich dich und Herbert schon längst auf den Boden geschüttelt.

Auf den Boden geschüttelt, soso. Der Baum war sauer auf uns, aber wir ignorierten ihn so gut es ging.

Herbert und ich lachten viel. Wir sind zusammen groß geworden – Ast an Ast, direkt nebeneinander. Ich schätzte ihn schon als Grünling und nach der Pubertät als stolzen rot-gelben Bruder, an den sich selbst die größten Vögel nicht wagten. Oft starrten wir in den sternenübersäten Himmel und schwelgten so vor uns hin... Dann malten wir uns aus, was wir später mal machen würden... Die Welt wollten wir sehen. Heiraten. Beine wollten wir haben. Fliegen können. Fremde Baumkronen besuchen... Ach, wir träumten und lachten viel - meistens so lange, bis der Wind kam. Denn immer, wenn der kam, hatten wir Angst, vom Baum ins Gras geworfen zu werden. Und das Gras war gefährlich: Täglich führten Hunde Menschen auf der Wiese Gassi und uns war es einfach zu unsicher, dann auf dem Gras herumzuliegen. Wir wussten von den grausamen Schicksalen unserer Brüder. Außerdem wollten wir nicht gegessen werden. Das erschien uns grauenvoll obwohl wir von vielen Seiten gehört hatten, dass es nicht weh tat.

Baum, kannst du nicht machen, dass wir bei dir bleiben?

Nein. Wenn die Menschen kommen und euch von mir runterschütteln, dann passiert das eben. Dann werdet Ihr gegessen und der Kreislauf der Natur schließt sich.

Von den Menschen gegessen zu werden erschien Herbert und mir zwar grausam – aber wenn wir uns vorstellten, von Hunden zerfetzt zu werden... O O, dann brannten bei uns alle Sicherungen durch.

Als wir noch jung waren, konnten wir darüber lachen – da hatten wir auch die Gewissheit, nicht so schnell unsere Äste verlassen zu müssen – immerhin waren wir kräftige Kerle. Wenn damals einer dieser Vierbeiner unterwegs war und direkt unter der Krone unseres Baumes Halt machte, fingen wir an, über ihn zu lachen und zu lästern:

Guck dir mal an, wie tölpelhaft der ist! Guck ihn dir an, der hat so’n pralles Pipi, dass es ihn beim Pinkeln umhaut! Haha!

Und wir lachten auch, wenn hin und wieder ein Ästchen den Geist aufgab und ein Brüderchen auf den Kopf von so einem bescheuerten Vierbeiner knallte. Aua! Und: Haha! Da konnte das Brüderchen noch so verzweifelt gucken, wir lachten selbst dann noch, wenn es von den kräftigen Kiefern dieser Bestie auseinandergenommen wurde.

Denn das alles passierte ja anderen und nicht uns.

Und jetzt? Jetzt waren wir selbst an der Reihe. Lange hatten wir getrotzt.

Guck mal, Herbert, siehst du da drüben die Sonne aufgehen? Den heutigen Tag werden wir nicht mehr überleben.

Und wenn schon.

Wie, und wenn schon? Wie bist’n du drauf? Du wirst sterben, fallen dir da keine besseren Worte ein?

Nee, wollte schon immer mal wissen, wie es ist, Teil von Apfelmus zu sein. Apfelmus... hmm, lecker!

Idiot. Guck, der Tag kommt, wir werden sterben. Aber ich werde nicht ohne Kampf sterben; ich werde mich fallen lassen, wenn ein Köter unter mir ist. Der soll noch `ne schöne Beule von mir davontragen, das sag ich dir!

Als ob gerade du das steuern könntest...

Natürlich kann ich! Wirst schon sehen!

Aber mein Vorhaben erwies sich als äußerst problematisch; ich spürte schon am frühen Mittag, wie ich langsam den Halt verlor. Ich spürte, wie mir schlecht wurde, wie der Boden unter mir schwankte.

Hey, Baum, wieso darfst du leben und wieso müssen wir sterben?

Hoho! Hoho! Hoho! Fall schon und stell keine Fragen.

Herbert ging zuerst zu Boden. Er rollte ein bisschen. Dann sah er zu mir hoch.

Aua, das hat weh getan.

Und ich schrie plötzlich hysterisch auf: Du, Herbert, da drüben kommt ein Hund!

Wo?

Na, da links von dir!

Links?
Nee, ich meine Rechts! Roll schon davon! Er wird dich sonst kriegen!

Du bist doch`n Idiot, wo soll ich denn hin?

Und noch ehe ich erneut schreien konnte, hatte ihn der Hund zwischen den Zähnen. Armer Herbert. Er war ja auch schon zu Lebzeiten nicht zu übersehen gewesen. Der Köter zerfetzte ihn und sein Fleisch spritzte in alle Richtungen. Ich brüllte: Herbert! O Herbert! O mein Herbertlein, was macht er nur mit dir?

Rex, da hast du dir ja `nen fetten Brummer ausgesucht... Komm, tun wir Äpfele kicken... – sagte der Menschenmund.

Hilfe! Herbert! O, mein Schatz... Wir hatten so viele Zukunftspläne...

Und schon flogen die Überreste von ihm ins nasse Gras.

... und alles war vorbei, zunichte gemacht. Der Menschenfuß kam und kickte Herbert zu Brei. Als er damit fertig war, aß ihn der Hund auf und mir war, als würde er schelmisch zu mir empor grinsen.

Ich schluchzte.

Der Baum lachte und sagte: Siehst du, das ist der Lauf der Welt. Und nun veräppel’ mich nicht länger. Du kannst hier nicht ewig bleiben.

Und noch ehe ich Einwände erheben konnte, verlor ich den Halt. Aaaaaaaah - und fiel! Nicht doch! Mir war schwindelig. Ich musste an den Hund und den Menschenfuß denken... Und daran, dass es vielleicht doch weh tat, gegessen, eingestampft und in Gläser abgefüllt zu werden. Hilfe! Schrie ich, aber da war niemand, der mir hätte helfen können.

Autsch!

Ich war unten.

Um mich herum - in alle Richtungen verstreut - lagen die Überreste von meinem armen, kleinen Herbert.

Ich sah zum Baum hoch. Verdammte Hundebesitzer. Er lachte und zwinkerte mir zu.

Und plötzlich eine Stimme: Siiiiimmmmbaaaa, komm her! Komm her, du Tölpel!

Na ja, wenigstens würde es schnell gehen.

 

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