Der Anschlag
Rezension © 2012 by Klaus Spangenmacher für BookOla.de

Ungekürzte Lesung
Gesprochen von David Nathan
Originalverlag: Heyne
Übersetzt von Wulf Bergner
4 MP3-CDs, Laufzeit: ca. 1925 Minuten
ISBN: 978-3-8371-1107-1
€ 29,99 [D] | € 29,99 [A] | CHF 42,50
Kurzbeschreibung
Am 22. November 1963 fielen in Dallas, Texas, drei Schüsse. John F. Kennedy starb, und die Welt veränderte sich für immer. Wenn man das Geschehene ungeschehen machen könnte - wären die Folgen es wert? Jake Epping kann in die Vergangenheit zurückkehren und will den Anschlag verhindern.
Jake Epping lebt ein normales Leben, bis sein Freund Al ihm ein großes Geheimnis enthüllt: Er kennt ein Portal, das ins Jahr 1958 führt. Und Al gewinnt ihn für eine wahnsinnige Mission. Jake soll in die Vergangenheit zurückkehren und das Attentat auf John F. Kennedy vereiteln, um den Gang der Geschichte positiv zu korrigieren. Und so beginnt für Jake ein neues Leben in einer für ihn neuen Welt. Es ist die Welt von Elvis und JFK, von großen amerikanischen Autos und beschwingten Highschool-Tanzveranstaltungen. Es ist die Welt des gequälten Einzelgängers Lee Harvey Oswald, aber auch die der Bibliothekarin Sadie Dunhill, die Jakes große Liebe seines Lebens wird - eines Lebens, das gegen alle normalen Regeln der Zeit verstößt. Und je näher Jake seinem Ziel kommt, den Mord an Kennedy rückgängig zu machen, desto bizarrer wehrt sich die Vergangenheit dagegen - mit aller gnadenlosen Gewalt, die sich auch gegen Jakes neue Liebe richtet...
Stephen Kings neuer großer Roman ist eine Tour de Force, die ihresgleichen sucht - voller spannender Action, tiefer Einsichten und großer Gefühle.
Meine Meinung:
In seinem neuesten Roman „Der Anschlag“ zeigt King, daß ein Roman mit 1056 Seiten, bzw. über 30 Stunden Hörbuch, zwar ein richtiger Brocken, aber nicht langatmig sein muss. Eine bildgewaltigen Sprache, die übrigens seinesgleichen sucht, kann einen Roman durchaus etwas länger werden lassen.
Jake Epping, der eigentlich mit seinem Job als Englischlehrer sehr zufrieden war und der nur durch die Scheidung von seiner alkoholabhängigen Frau ein wenig Ballast mit sich herumschleppt, wird von Al, dem Besitzer eines kleiner Diners, auf eine lange Reise geschickt.
Durch ein Zeitportal in Form einer nicht sichtbaren Treppe in der Speisekammer des Diners, kann Epping ins Jahr 1958 reisen und soll sich dort darauf vorbereiten im Jahr 1963 das Attentat auf John F. Kennedy zu verhindern.
Nachdem Al und Jake getestet haben, ob sich die Vergangenheit in Kleinigkeiten verändern lässt, wollen sie nun ihr großes Ziel angehen.
Jake lebt sich nach seiner Reise in das Jahr 1958 in der texanischen Kleinstadt Jodie ein und schafft es auch, sich eine Job als Lehrer in der dortigen Schule mit gefälschten Referenzen zu ergattern.
Dies läuft auch recht gut und er macht sich daran Lee Harvey Oswalds Entwicklung und seine Vorgeschichte zu beobachten. Doch ganz nebenbei lernt er eine Lehrerin kennen, zu der er eine große und ehrliche Liebe entwickelt, was aber seinen Auftrag nicht unbedingt einfacher macht.
Doch mit der Zeit merkt er, daß seine Aufgabe schwerer ist, als er dachte. Die Vergangenheit bemüht sich zwar immer um eine gewisse Harmonie, aber sie ist auch halsstarrig und wehrt sich mit den verschiedensten Mittel gegen Veränderungen.
„Der Anschlag“ ist eine Zeitreisegeschichte, wie man sie eigentlich schon oft gehört hat, aber da King in dieser Zeit lebte und vieles davon mitbekam, ist es durchaus auch eine Hommage an ein Amerika, in dem es zwar noch die Rassentrennung gab, aber auch verschiedene Dinge einfacher und besser waren. Und damit zeigt King seine schriftstellerischen Fähigkeiten. Er bringt, vor allem uns Europäeren, einiges über die Gefühle und Emotionen der Amerikaner jener Zeiten auf eine glaubhafte Weise in Erinnerung und wir tun uns nicht so schwer dieses damalige Trauma der USA zu verstehen.
Auch wie er die Charaktere ausarbeitet und darstellt, lässt uns glauben, wir wären mitten im Geschehen. Und wie immer in seinen Roman lässt er kleine Seitenblicke auf einige andere seiner Romane nicht aus, auch wenn es meist nur für eingefleischte King-Fans ersichtlich ist.
Herrlich ist in diesem Zusammenhang die Tanzszene mit Beverly Marsh und Piep-Piep-Ritchie.
Na, wer weiss, wo das vorkam?
Stephen King beweist hier einmal wieder, daß er den Ruf des reinen Horrorschriftstellers nicht verdient hat. Er ist meiner Meinung nach zu einen wunderbarer Erzähler geworden, dem ich immer wieder gerne zuhöre.
Und der hervorragende Sprecher David Nathan gibt dem Hörbuch den letzten Schliff. Ich kann mir fast keinen perfekteren dafür vorstellen.
So macht hören Spaß!