Das Spiel der Spiele

Originalverlag: Tor Books, New York 2008
Reihe: Wild Cards-Band: 1
Genre: Superhelden
Übersetzung: Simon Weinert
Umschlaggestaltung und -illustration: Isabelle Hirtz und Phoung Herzer
Umfang: 545 Seiten
Bindung: Broschiert
ISBN: 978-3-7645-3127-0
€ 15,00 [D] | € 15,50 [A] | CHF 20,50*
(* empf. VK-Preis)
Verlag: Penhaligon
Kurzbeschreibung
The World's next SUPERHERO!
Seit sich in den Vierzigerjahren das Wild-Card-Virus ausgebreitet hat und Menschen mutieren lässt, gibt es neben den normalen Menschen auch Joker und Asse. Joker weisen lediglich körperliche Veränderungen auf, während Asse besondere Superkräfte besitzen. Da ist zum Beispiel Jonathan Hive, der sich in einen Wespenschwarm verwandeln kann, oder Lohengrin, der eine undurchdringliche Rüstung heraufbeschwört. Doch wer ist Amerikas größter Held? Diese Frage soll American Hero, die neueste Casting Show im Fernsehen, endlich klären. Für die Kandidaten geht es um Ruhm und um so viel Geld, dass sie beinahe zu spät erkennen, was wahre Helden ausmacht.
Meine Meinung:
Bevor George R.R. Martin sich seinem Fantasy Epos „Das Lied von Eis und Feuer“ widmete, lag sein Fokus auf Superhelden. Comics waren dabei nie ein Thema, für ihn ist das geschriebene Wort das Medium seine Geschichten zu transportieren. Seine „Wild Cards“-Reihe ist dabei etwas besonderes, denn die Reihe wurde von Beginn an von einem Autorenteam in Anthologieform geschrieben und George R.R. Martin war ein Autor und der Herausgeber.
Mit „Wild Cards – Das Spiel der Spiele“ gelangt die Übersetzung einer neuen Reihe endlich auch in die Hände der deutschen Leser, nachdem bereits die Entstehungsgeschichte der Wild Cards in den 90er Jahren den Weg hierher fand. Im vorliegenden Buch, erschienen bei Penhaligon, geht es nicht um die Vorgeschichte, sondern um ein recht aktuelles Phänomen, das mit Superhelden ein ganz neues Niveau erreicht, den Castingshows.
American Hero, so der Titel der Show, ist dabei eine Mischung aus American Idol und Big Brother, mit Testmissionen für die zufällig ausgewählten Teams aus Superhelden mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten und Hintergründen. Die Hintergründe sind dabei die familiären und finanziellen Verhältnisse und die Herkunft. Bei den Fähigkeiten hatten einige mehr Glück als andere und erst nach einem Vorcasting wurden die besten 28 ausgewählt, um unter sich den American Hero zu finden. Mit dabei sind zum Beispiel Jonathan Hive, der sich in einen Wespenschwarm verwandeln kann und eigentlich nur über die Show berichten will, Ana Cortez, die Erde bewegen kann, Jamal Norwood, der alles was man gegen ihn einsetzt einstecken kann, und Cleonida Simpson, die teleportieren kann.
Vier Teams gibt es und die müssen mit ihren Kräften die gleichen Testmissionen erfüllen und werden anschließend von wirklichen Superhelden bewertet. Die Gruppe die verliert muss einen aus ihren Reihen ausschließen und die Show geht dann ohne diesen potentiellen Helden weiter. Das führt zu Teambildung aber auch zu Zwist in den Gruppen, denn schlussendlich geht es bei dem ganzen nur um Ruhm und Geld und nicht um Freundschaften, die dann auch nur zum Schein bestehen und schneller enden als man es erwartet.
Während sich die potentiellen neuen Superhelden in Amerika vor den Kameras profilieren, geschehen in Ägypten ganz andere Dinge. Dort werden die Wild Cards, egal ob sie kaum Kräfte oder große Kräfte haben, vom Staat mithilfe des Militärs gejagt und getötet. Hier werden richtige Helden benötigt und tatsächlich folgen einige der ausgeschiedenen Kandidaten bald dem Ruf und werden zu wahren Helden, während andere weiterhin nur für Ruhm und Geld den Kopf hinhalten.
Die Idee und die Umsetzung ist wirklich gelungen, die neun Autoren erschaffen zusammen eine funktionierende Geschichte mit vielen spannenden, vielen interessanten aber auch vielen lustigen und traurigen Momenten, die ein einzelner Autor so sicher nicht hätte perfekt in seine Geschichte hätte einbauen können. Die Protagonisten und Antagonisten, deren Blickwinkel von Autor zur Autor wechselt, sind dabei nicht nur wirklich gelungen und ihre Kräfte und Hintergründe gut ausgedacht, sie haben Tiefe, entwickeln sich fantastisch und entfalten langsam immer mehr von ihrem Potential.
Die Welt ist äußerst interessant und dank der Einleitung, in der die Hintergründe für Neueinsteiger in die Serie vorgestellt werden, ist diese Welt für alle Leser schnell nachvollziehbar und die Entwicklungen in ihr macht vollkommen Sinn.
Insgesamt ist es, und das muss man hervorheben, aber kein George R.R. Martin-Roman, sondern eben ein Gemeinschaftswerk unter ihm als Herausgeber. Das Buch ist trotzdem sehr gut und wer Superheldengeschichten mag, der macht alles richtig, wenn er sich das Buch kauft, nur sollte er eben nichts erwarten, dass ihn an Westeros erinnert.
Fazit:
„Wild Cards – Das Spiel der Spiele“ ist der erste Band der Superheldenreihe vom Herausgeber George R.R. Martin. Neun Autoren kreieren zusammen eine tolle Geschichte mit vielen Protagonisten und natürlich wechselnden Blickwinkeln und schaffen damit etwas außergewöhnlich gutes, mit viel Spannung und Unterhaltung. Was will man mehr?