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Interview mit dem Schriftsteller
Peter Lancester

für stephen-king.de und BookOla.de

geführt von Eva Schuster


Hallo Peter, es freut mich, dass du dir Zeit für dieses Interview genommen hast.

In wenigen Monaten wird der dritte Teil deiner Anderwelten-Chroniken erscheinen. Was erwartet die Leser nach den ersten beiden Bänden?

Peter Lancester:

Dunkelheit, Schmerzen und Blut, und von allem reichlich. "Dämonentränen" der horrorlastigste Teil der Pentalogie, wobei der
Horror kein Selbstzweck ist, sondern sich ganz natürlich aus der Tatsache ergibt, daß von einem Monster erzählt wird, das gezwungen ist, das Leben eines Menschen zu leben und letztlich daran scheitert. Es ist eine sehr düstere Geschichte über seelische Abgründe, Schuld und Ängste, aber auch eine Geschichte der Hoffnung, menschlichen Größe und auch Liebe. Na ja, ich hoffe, daß ich diesen beinahe größenwahnsinnigen Anspruch am Ende auch erfüllen werde. Es ist keine direkte Fortsetzung von Evas Abenteuern, die gehen erst in Teil 4 weiter, sondern eine neue Handlungsebene mit einer neuen Hauptperson. Der Wechsel ist so stark, daß man das Buch auch ohne Kenntnis der Vorgänger lesen kann. Allerdings empfehle ich es nicht, denn man bringt sich sonst um einige nette "Aha"-Effekte; einige Andeutungen aus Teil 1 erfahren ihre Auflösung.

Im ersten Teil steht als Vorbemerkung: "Basierend auf Charakteren aus "Die Legende von Grauenfels"." Was hat es damit auf sich?

Peter Lancester:

"Die Legende von Grauenfels" war ursprünglich ein Fantasy-Film-Projekt in den 80er Jahren, das ich zusammen mit zwei Freunden realisieren wollte. Leider fehlten uns zu seiner Produktion einige Millionen Mark, und so habe ich aus dem Drehbuch einen Roman gemacht und ein paar Verlagen angeboten. Die lehnten alle ab. Damals war mir das völlig unverständlich, hatte ich doch eine der genialsten Geschichten aller Zeiten verfaßt. Rückblickend ist mir das heute peinlich, den Text überhaupt jemandem gezeigt zu haben, denn er war wirklich so grottenschlecht, daß er schon wieder lustig war. Immerhin kann ich über ihn herzhaft lachen, wenn ich heute lese. 600 Seiten Trash deluxe.

Losgelassen hat mich die Sache aber nie. 15 Jahre, zwei Romane und unzählige Kurzgeschichten später, fühlte ich mich schriftstellerisch weit genug entwickelt, einen neuen Anlauf zu starten. Ich schreibe seit 2002 alles noch mal neu. Es ist immer noch die gleiche Geschichte und doch etwas völlig anderes. Sie ist wesentlich ernster, düsterer und auch komplexer geworden. Zahlreiche Charaktere wurden gestrichen, neue hinzugefügt. Und diesmal habe ich wohl auch etwas richtig gemacht, denn die meisten Leute, die ich dazu bringen kann, Teil 1 zu lesen, werden süchtig nach dieser Story.

Sind alle Teile bereits komplett geschrieben und du musst sie nur noch überarbeiten oder steht bisher nur das Grundgerüst?

Peter Lancester:

Wie gesagt, die Urfassung aus den 80ern ist nicht zu gebrauchen, ich schreibe alles neu. Wobei jetzt in diesem Augenblick von Teil 3 bereits 80% existieren und von Teil 4 etwa 10%. Von Teil 5 existieren lediglich einzelne Fragmente und Dialoge. Ich habe eine sehr wirre Arbeitsweise: Ich schreibe hier was und da was, und irgendwann wachsen die einzelnen Texte zu einem großen Ganzen zusammen. Ich könnte jetzt sagen, das funktioniert nur deshalb, weil ich mich sklavisch an das einmal vorgefaßte Exposé halte, aber die Wahrheit ist: Ich habe schon mehr als ein Kapitel löschen oder völlig umschreiben müssen, weil es eben nicht gepaßt hat.

Der erste Band "Das blaue Portal" spielt über weite Strecken im 15. Jahrhundert. Was für Recherchen hast du betrieben, um die Darstellung möglichst authentisch zu gestalten?

Peter Lancester:

Ausgesprochen viele. Wobei ich vorausschicken muß, daß ich ohnehin ein hoffnungsloser Mittelalter-Fan und Burgenforscher bin, seit 20 Jahren Mitglied der Deutschen Burgenvereinigung e.V. Für den Roman reichte das vorn und hinten nicht, ich habe mir noch einige Dutzend wissenschaftlicher Texte über das Universitätswesen anlesen müssen, und was Jahreszahlen und Herrschernamen angeht, bin ich leider schon seit der Schulzeit immer an der Grenze zum Alzheimer. Und vor allem habe ich viel Bildmaterial gesammelt, um Beschreibungen nicht einfach abkupfern zu müssen, sondern sie mit eigenen Worten wiedergeben zu können. Am schwersten aber war das Mittelhochdeutsche. Ich mußte in meinem Authentizitätswahn natürlich mittelhochdeutsche Dialoge einstreuen. Weiß nicht, ob es sinnvoll war, mir soviel Mühe zu geben, denn von dem, was ich zusammenrecherchiert habe, ist am Ende nur ein Prozent oder noch weniger drin geblieben. Das ist eine Falle, in die man bei Recherchen sonst sehr schnell tappt: Man findet die ganze Arbeit, die man hatte, zu schade zum Wegwerfen, und als Resultat finden sich im Roman dann ellenlange Passagen, die sich so trocken lesen, als hätte man ein Sachbuch in der Hand.

Hast du eine Lieblingsfigur aus deinen Anderwelt-Chroniken?

Peter Lancester:

Schwer zu sagen, sie alle haben ihre Stärken und Schwächen, und ich möchte eigentlich mit keiner von ihnen tauschen. Es gibt vier Charaktere, denen ich sehr viele Eigenschaften von mir selbst verliehen habe, das sind Eva, Otto, Friedrich und Wilhelm. Eva und Wilhelm repräsentieren das Aufbegehren gegen bestehende Ordnungen, die sie für falsch halten, Zorn, Trotz und Willenskraft. Otto ist der kühl-analytische Pragmatiker in mir, der seine Emotionen verbirgt, und Friedrich ist der Träumer, der am realen Leben immer wieder scheitert. Am ähnlichsten von allen ist mir Eva. Sie ist eigentlich ich. Wie ich war, wie ich bin, und wie ich manchmal gerne wäre.

Der Name "Lancester" ist ein Pseudonym. warum veröffentlichst du nicht unter deinem richtigen Namen?

Peter Lancester:

Der ist nicht fantasy-tauglich, klingt zu slawisch. Könnte ihn mir allerhöchstens im Science-Fiction-Genre vorstellen. Außerdem ist er reserviert für meine Sachbücher und mein reales Leben. Wenn jemand meinen Realnamen googelt, kriegt er einen Haufen Dinge zu sehen, von denen ich einfach nicht möchte, daß sie angezeigt werden, wenn es um den Fantasy-Autor geht.

Wenn ich noch mal die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich vielleicht kein englisches Pseudonym wählen, denn inzwischen hat sich die deutschsprachige Phantastik soweit etabliert, daß man auch mit ausgesprochen germanisch-sperrigen Namen berühmt werden kann. Aber vielleicht ist der Anglizismus ja doch keine so schlechte Wahl, ich schiele immer noch ein bißchen ins angelsächsische Ausland und hoffe, daß ich da mal Fuß fassen kann. Ein Roman von mir wäre 1992 beinahe in England veröffentlicht worden. Das ist die Geschichte mit dem Agenten, der mich vermittelte und dann plötzlich starb. Auf jeden Fall: Sollten die Chroniken der Anderwelten mal verfilmt werden, würde es einen Fünfteiler geben, der den Herrn der Ringe locker in die Tasche steckt. Und da liest sich im Vorspann "Story and screenplay by Peter Lancester" natürlich viel besser als jeder nichtenglische Name. – Jaja, ich weiß. Das war jetzt Friedrich der Träumer, der da gesprochen hat, hehe.

Du schreibst nicht nur Fantasy, sondern hast in der Anthologie "Fleisch" des Eldur-Verlages auch einige Horror-Kurzgeschichten veröffentlicht. Was ist der Unterschied, wenn man Fantasy oder Horror schreibt, fällt dir eines der beiden Gebiete leichter?

Peter Lancester:

Das kann man nicht direkt vergleichen. Ich hatte mit Markus K. Korb lange Diskussionen über die Frage, ob für Horror die Form der Kurzgeschichte die einzig seligmachende ist. Das ist nämlich seine Meinung. Obgleich ich mich in erster Linie als Horror-Autor sehe und sich in mir alles sträubt, das Genre Horror nur auf Kurzgeschichten reduziert zu sehen, merke ich doch auch an mir selbst, daß ich wahrscheinlich keinen Horror-Roman schreiben könnte. Horror-Kurzgeschichten? Kein Problem, ich könnte drei davon pro Tag fabrizieren. Das Problem ist laut Markus, daß man das Gefühl der Verstörung und eben des Horrors nicht für mehrere hundert Seiten aufrecht erhalten kann. Und ich fürchte, er hat recht. Es treten sehr bald Ermüdungs- und Abstumpfungserscheinungen gegenüber dem Grauen auf, spätestens nach 50 Seiten. "Fleisch" krankt auch an diesem Phänomen, obwohl es eine Kurzgeschichtensammlung ist. Aber die hohe Qualität der ausgesuchten Autoren verleitet den Leser, es zu schnell zu lesen, wie einen guten Roman, bei dem man auch nicht aufhören kann. Mit der Folge, daß nur die ersten paar Geschichten als toll empfunden werden, danach beginnt die ständige Menschenzerstückelei zu langweilen. Eigentlich sollte man aus diesem Buch nur eine Geschichte pro Tag oder gar pro Woche lesen. Leider hat niemand daran gedacht, eine entsprechende Leseanleitung ins Vorwort zu setzen.

Wenn man also einen Horror-Roman schreiben will, muß man die Horror-Elemente wohldosiert einsetzen. Dann hat man allerdings keinen Horror-Roman mehr, sondern "nur" noch einen Thriller oder Dark Fantasy, je nach Menge der phantastischen Elemente.

Umgekehrt ist Fantasy für mich eine epische Sache. Da möchte ich in die Welt eintauchen und möglichst lange ein Teil von ihr sein. Deswegen kriege ich überzeugende Fantasy-Kurzgeschichten ebenso wenig hin wie einen Horror-Roman. So betrachtet, um zur Frage zurückzukommen, fällt mir Horror leichter.

Wer sind deine eigenen Lieblingsautoren und inwieweit beeinflussen sie deine Werke?

Peter Lancester:

Lieblingsautoren habe ich drei: Stephen King, Noah Gordon und Ken Follett. In zweiter Garnitur wären da noch George R.R. Martin, Clive Barker, Tom Sharpe und Antal Szerb. Der Letztgenannte inspirierte mich seinerzeit ganz erheblich. Ansonsten ist das mit dem Beeinflussen schwer einzugrenzen, weil ich nie versucht habe, jemanden bewußt zu kopieren. Viele sagen mir, mein Stil ähnele dem von Wolfgang Hohlbein oder Kai Meyer. Wobei den Hohlbein-Vergleich viele wohl nicht als Kompliment auffassen würden, aber ich finde einige seiner Bücher gar nicht übel. Und er ist immerhin der erfolgreichste seines Genres in Deutschland.

Du bist nicht nur Autor des Eldur-Verlages, sondern gleichzeitig auch der Verleger. Wie ist der Verlag entstanden?

Peter Lancester:

Das fing damit an, daß ich auf www.kurzgeschichten.de sehr aktiv war und dort viele andere Autoren kennenlernte. Wir fanden das Konzept des Forums perfekt, wollten aber auch eine Plattform für Romane haben. Der Webmaster ließ sich dazu nicht breitschlagen, also machten wir ein eigenes Forum auf, und ein paar der dort vorgestellten Amateur-Werke waren so gut, daß sie unserer Ansicht nach unbedingt gedruckt gehörten. Na ja, und irgendwann meinte ich mal zu Aragorn, einem Mituser, daß wir doch einen Verlag gründen könnten, um diese Romane rauszubringen. Aragorn, der sich als Frau entpuppte, sagte "ja". Und so kam dann irgendwie eins zum anderen. Zu dem Zeitpunkt hatten wir beide genug Geld, um uns mal eine Verrücktheit zu gönnen und gründeten die Eldur Verlag GbR. Das erste Buch, das wir herausbrachten, war Tinnitus. Ich bedaure bis heute, diesem Ausnahmeroman nicht jene edle Ausstattung verliehen zu haben, die er verdient hätte, aber es war halt das erste Buch in einem Verlag von zwei Bekloppten, die damals keine Ahnung hatten, was sie taten. Ein paar Monate später wurde ich mit dem blauen Portal fertig, und somit stand es fest, in welchem Verlag es erscheinen würde. Ich denke manchmal darüber nach, was gewesen wäre, hätte ich das Manuskript einem "richtigen" Verlag angeboten. Na ja, wir werden es nie erfahren. Inzwischen ist der Eldur Verlag selbst ein richtiger Verlag, und ich möchte die Verlagsarbeit in meinem Leben nicht mehr missen.

Alle Autoren-Biographien in den Büchern bestechen durch äußerst phantasiereiche Schilderungen. Über dich selbst heißt es dort beispielsweise, deine Mutter sei für den britischen Geheimdienst tätig gewesen und du widmest dich der Dämonenzüchtung. Was ist der Zweck dahinter? Besteht nicht die Gefahr, dadurch als "unseriös" eingestuft zu werden

Peter Lancester:

Der Verlag ist noch jung und experimentierfreudig. Und die Biographien sind zugleich ein Experiment wie auch Ausdruck einer Verlagsphilosophie: Der Autor ist nichts, das Werk ist alles. Es spielt für ein Buch keine Rolle, ob der Verfasser Fahrschullehrer, Hühnerzüchter oder Raketenwissenschaftler ist, ob er in Gotham City oder Hinterwäldlingen geboren wurde, und in welchem zarten Kindesalter er begann, irgendwem auf die Nerven zu gehen. Die Person des Autors tritt bei uns hinter dem Werk zurück, definiert sich einzig dadurch, was er zu sagen hat. Davon abgesehen sind die meisten Biographien gar nicht so erfunden, wie sie scheinen. Die von Torsten Sträter zum Beispiel ist komplett authentisch. Und die meine im blauen Portal enthält lediglich drei Unwahrheiten, eine davon ist das Geburtsjahr.

Die Angst, als unseriös eingestuft zu werden, war anfänglich auch bei mir gegeben, aber inzwischen wissen wir, daß das nicht passiert. Hingegen geht eine ganz andere Rechnung auf: Die Leute, die ein Buch von uns besitzen, gehen zu ihren Freunden, um ihnen diesen Schwachfug zu zeigen, und machen auf diese Weise ebenso kostenlose wie effiziente Werbung.

Was planst du noch zu schreiben?

Peter Lancester:

Die Chroniken der Anderwelten erscheinen weiterhin halbjährlich, bis die 5 volle sind. Danach brauche ich unbedingt erst mal ein Jahr Pause. Später werde ich einen satirischen, autobiografisch angehauchten Roman über die Lebensgeschichte eines sympathischen Verlierers beginnen. Der wird voraussichtlich nicht im Eldur Verlag erscheinen, weil er nicht ins Verlagsprogramm paßt. Mal sehen, ob und in welchem Etablissement ich die Geschichte untergebracht bekomme. Einige Verlage interessieren sich jetzt dafür, aber ob sie es noch in 3 Jahren tun, wenn ich dann soweit bin, weiß der Geier.
Ach ja, und ich habe ein ganz verrücktes Projekt in Angriff genommen: Ich schreibe ein Computerprogramm, das Romane abfassen kann. Bis jetzt kommt nur verquaster Murks dabei heraus, wie z.B. „Die Schweine waren Röhren gewesen, als Hannibal durch den Senf kroch.“ Aber ich bleibe dran.

Ich bedanken mich noch einmal für dieses Interview und wünschen dir weiterhin viel Erfolg für alle anstehenden Projekte.

Hier die ersten drei Bände der "Anderwelten-Chroniken" bei Amazon:

Band 1

Das blaue Portal

Hier bestellen

Band 2

Unterm Doppelmond

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Band 3

Dämonentränen

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Rezensionen zu Band 1 und 2 findet ihr hier. Zur Homepage des Eldur-Verlags kommt ihr hier.

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Eva Schuster und Klaus Spangenmacher

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