Interview mit dem Schriftsteller Jason Dark
für bookola.de
geführt von Gerald Schnellbach
Der Schriftsteller Jason Dark, mit bürgerlichem Namen Helmut Rellergerd, wurde am 25. Januar 1945 in Dahle, im Sauerland, geboren. Kurz darauf zog er mit seiner Mutter nach Dortmund. Dort wuchs er auf und ging zur Schule, die er mit der Mittleren Reife abschloss. Seinen eigentlichen Berufswunsch, Journalist oder Reporter, konnte er auf "Wunsch" seiner Eltern nicht erlernen und so wurde er Chemotechniker. Nebenbei begann er zu schreiben. 1966 schrieb er seinen ersten Roman für den Bastei-Verlag. 1973 gab er seinen Beruf als Chemotechniker auf und trat als Redakteur dem Bastei-Verlages bei. Als dieser eine neue Horror-Roman-Reihe plante, schrieb Helmut Rellergerd den ersten Band der neuen "Gespenster-Krimi" Reihe. Dies war der erste Sinclair-Roman.
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Band 1
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aktueller Band
März 2005 |
Hallo Herr Dark,
vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben. Fangen wir doch gleich einmal mit einer Frage zu Ihrer Romanreihe "John Sinclair" an.
Die John Sinclair Reihe existiert nun schon seit 32 Jahren. Mittlerweile sind über 1.500 Romanhefte erschienen. Bis auf einige wenige (von den ersten 200) schrieben Sie alle selbst. Fällt es Ihnen mit der Zeit schwer, sich immer neue Geschichten auszudenken ohne sich selbst zu kopieren?
Jason Dark:
Es ist schon seltsam, aber es fällt mir nicht schwer, neue Themen zu finden, denn ich sehe meine Serie als einen gewaltigen Kreislauf an, in dem sich alles wiedertrifft, und der von einer sehr großen Themenvielfalt bestimmt ist.
Wie viele Ideen haben Sie noch bzw. wie lange können wir noch über John Sinclair lesen?
Jason Dark:
Man wird so lange John Sinclair lesen können, wie Fans mich noch wollen. Vorausgesetzt, der Liebe Gott gibt mir die entsprechende Gesundheit. Bisher kann ich nicht klagen.
Wie hat sich die Auflage der Sinclair Hefte im Laufe der Jahre verändert? Bleiben die Zahlen konstant oder schwanken Sie sehr? Ich denke, anhand der Verkaufszahlen kann man sicher gut erkennen wie "populär" Horrorliteratur im Verlauf der Jahre war.
Jason Dark:
Nein, die Zahlen schwanken natürlich. Das ist wie überall im Leben, das ich immer als eine große Sinuskurve betrachte. Mal etwas mehr oben, dann leicht nach unten. Im Mittel ist Sinclair jedoch Spitze.
Sie sind mit einer Auflage von über 250 Millionen der meistgelesene Autor Deutschlands. Stört es Sie, dass Sie in den Medien trotzdem weniger präsent sind, als Schriftsteller mit vergleichsweise geringen Auflagen?
Jason Dark:
Ich war manchmal schon zu oft in den Medien. Da brauche ich nur meine vollen Ordner mit Zeitungsberichten anzuschauen. Hinzu kommen viele Hörfunk-Interviews und TV-Auftritte. Darüber kann ich mich wirklich nicht beschweren. Zudem bin ich nicht unbedingt scharf darauf, in der Öffentlichkeit zu stehen. Das lenkt zu sehr von der eigentlichen Arbeit ab. Ich sage immer, dass nicht ich wichtig bin, sondern allein mein Produkt.
Vor einigen Jahren gab es eine John Sinclair Serie im TV. Werden wir noch einmal etwas über Sinclair zu sehen bekommen, sei es als Serie oder Film?
Jason Dark:
Bitte nicht auf die TV-Serie ansprechen. So etwas ist gestorben. Über einen großen Kinofilm denke ich natürlich anders. Dann muss er aber perfekt und es muss genügend Geld vorhanden sein.
Auch die John Sinclair Hörspielreihe wurde vor einigen Jahren wieder neu ins Leben gerufen, unter anderem mit so bekannten Sprechern wie Joachim Kerzel (mit dem wir kürzlich auch eine Interview führten). Wie zufrieden sind Sie mit der Umsetzung der Hörspiele? Können Sie selbst darauf Einfluss nehmen?
Jason Dark:
Kann man Hörspiele besser machen? Ich glaube nicht. Denn was Oliver Döring und die Macher von WORT ART auf die Beine gestellt haben, ist wirklich einmalig. Ich kann jeden Einfluss nehmen, den ich will. Aber es ist nicht nötig. Texte und Sprecher sind einfach perfekt, ebenso wie die Tonmischung. Auf diesem Wege möchte ich auch Joachim Kerzel grüßen. Ich freue mich schon auf ein Bier mit ihm im Mai, wenn der zweite Longplayer - Der Pfähler - auf den Markt kommt.
Sie haben, bevor Sie Sinclair "erschufen" auch für die Krimi-Reihe "Jerry Cotton" und die Western-Reihe "Lassiter" geschrieben. Was veranlasste Sie dazu, eine Horror-Reihe ins Leben zu rufen?
Jason Dark:
Ich bin vom Verlag gefragt worden, ob ich Gruselromane schreiben kann. Habe zugestimmt, bin ins kalte Wasser gesprungen, und so ist John Sinclair entstanden.
Außer John Sinclair haben Sie auch Bücher wie z. B. das Ghostbusters Filmbuch geschrieben. Das ist allerdings schon lange her. Haben Sie keine weiteren Ambitionen noch einmal über etwas anderes zu schreiben?
Jason Dark:
Ich werde natürlich oft gefragt, ob ich etwas anderes schreiben will. Angebote liegen vor, aber man wird auch fauler. Sollte jedoch ein Hammerangebot erscheinen, sage ich nicht nein. Allerdings würden es bei mir immer wieder Krimis mit Gruseltouch werden.
Der Schriftsteller Stephen King veröffentlichte 1973/74 ebenfalls sein erstes Buch. Welchen Stellenwert hat er Ihrer Meinung nach für die "Horrorliteratur"? Meinen Sie, Sie haben von seinem Erfolg und dem daraus entstandenen Interesse an dieser Literatur profitiert?
Jason Dark:
King ist natürlich der Meister, daran gibt es nichts zu rütteln. Nur glaube ich nicht, dass ich von seinem Erfolg profitiert habe, denn meine Leser sind andere. Es gibt hier und da Überschneidungen, mehr aber nicht. Hinzu kommt, dass ich jede Woche einen neuen Roman in den Handel bringen muss, denn damals, als alles anfing - 1973 -, wäre ich ausgelacht worden, hätte ich den Vorschlag gemacht, einen Gruselroman als Hardcover zu schreiben. Auch King stand man damals hier in Deutschland skeptisch gegenüber. Seine Bücher wurden erst viel später als Hardcover gedruckt.
Was lesen Sie privat am liebsten? Welche Filme schauen Sie sich an?
Jason Dark:
Ich lese viele Zeitschriften, Sachbücher, nur hin und wieder einen Roman. An Dan Brown kam man natürlich nicht vorbei. Bei seinem Sakrileg hatte ich das Gefühl, John Sinclair zu begleiten.
Ins Kino gehe ich natürlich auch. Da sind mir Psychothriller am liebsten, was in der Natur der Sache liegt. Auch Horrorfilme, ich bin ein großer Carpenter-Fan.
Wir bedanken uns noch einmal für das Interview und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg für alle anstehenden Projekte.
Hier findet ihr eine interessante Internetseite zum Thema Jason Dark und "John Sinclair".
© 2005 by www.stephen-king.de
Gerald Schnellbach und Klaus Spangenmacher