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Die Treppe

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Die erste Stufe wurde gleich mit einem lockeren Satz übersprungen, denn die Euphorie und der Enthusiasmus waren beinahe grenzenlos. Jedoch der Schritt auf die dritte Stufe war bereits um einiges schwerfälliger. Zu viele Mühen. Nachdem jedoch auch diese geschafft wurde, konnte man sich endlich einwenig ausruhen, da der Weg zur nächsten Stufe, zur vierten Stufe länger und eben war. Glatt wie geschliffener Marmor kam es einem vor, bis der Augenblick der Wahrheit bevorstand. Die nächste Stufe, die fünfte Stufe. Am fuße der fünften Stufe mußten alle Kräfte mobilisiert werden, und man blickte sich nach Freunden um, die einem helfen sollten. Doch war es zu vermessen auch nur diesen Gedanken an helfende Freunde aufkommen zu lassen. Somit blieb nur der kräftezehrende Griff nach dem Treppengeländer. Einen Schiefer hat man schnell ins junge Fleisch gerammt, wenn man nicht wirklich vorsichtig war. Schmerzend, aber wie hätte man sonst diese fünfte Stufe nehmen sollen? Auf der sechsten Stufe angekommen, es war auch hier der Kampf wie bei der fünften Stufe, blieb keine Zeit zur Erholung. Überholt von der Zeit, gedrängt vom Ticken der alten Taschenuhr und gehetzt von den lauten Rufen der Hochrangigeren mußte auch diese Hürde genommen werden. Ein Zurück war unaussprechlich. Zu groß die Angst vor der Schmach und der Pein, die dadurch entstehen würde. Die Treppe mußte genommen werden, wie ein strategisch wichtiger Hügel im amerikanischen Bürgerkrieg. Koste es, was es wolle. Stufe sieben, und kein Ende der langen Treppe in Sicht. Niemand, nicht einmal die Ältesten konnten einem sagen, wie viele Stufen diese Treppe aufwies. Stufe sieben in Angriff nehmen! Das Treppengeländer half hier oben schon nicht mehr weiter, hier scheiterten zu viele, es war von den ängstlichen Griffen der Vorgänger aus der Verankerung gerissen. Weiter oben sollte es dann doch noch in Takt sein, möchte man meinen, doch Meinungen und Vermutungen halfen hier nicht weiter. Ein Zurück war unaussprechlich. Jetzt scheitern wäre wie ein ehrenloser Selbstmord. Das Licht wurde fahl, die Temperatur sank und doch war es hier nicht unangenehm. Nur der nächste Schritt, die nächste Stufe zu nehmen schien unmöglich. Die Taschenuhr tickte. Und, wenn es eben muß, dann muß es eben, und dann geht es manchmal auch. Geschafft, Stufe sieben bietet einen sicheren Stand und doch rettet sie einem nichts. Denn Stufe acht wartet kalt vor einem. Geräusche wie sie Maschinengewehre beim Abfeuern machen durchbohren das Trommelfell, doch sind es keine Waffen, es ist die Taschenuhr und ihr lautes und unsagbar schnelles Ticken lassen die Nackenhaare einen Todestanz aufführen. Zeit. Zeit. Zeit. Und Stufe acht ist mit Sicherheit nicht das Ziel. Das Trommeln bewegt einen weiter, es treibt an. Mit einem lauten Ruck steht man plötzlich oben. Stufe acht. Und doch kein Ende, wie erwartet und trotzdem frustrierend. Ein kleiner Lichtblick, die Schwelle zu Stufe neun ist unregelmäßig niedriger. Viel niedriger. Mit einem Lächeln wird sie genommen und man hat auch auf Stufe neun einen sicheren Stand. Doch kann die entstandene Freude nicht lange Auftrieb gewähren. Denn der Anblick der bevorstehenden zehnten Stufe erschaudert die Gemüter. Eben noch war die Schwelle niedrig und einladend, und nun stand man vor einer schier unüberwindbaren Stufe. Es wurde wärmer. Das Treppengeländer lächelte einem gnädig von der Seite her an. Hier oben waren noch nicht viele. Das Geländer glänzte wie neu, das polierte Holz war glatt und von dickem Lack geschützt. Mit beiden Händen, viel Mut zum Wahnsinn und angehaltener Luft kletterte man die zehnte Stufe hinauf. Es wurde dunkel. Man suchte nach Ruhe, man brauchte Erholung und man gönnte sich eine Pause, egal wie laut das Feuern der Taschenuhr dröhnte. Es mußte sein, anders wäre nur der Fall vorprogrammiert gewesen. Und doch hätte man es besser nicht getan, denn kaum eingenickt bestraft einem die Schwerkraft unbarmherzig wie es wohl Satan mit einem unschuldigen jungen Mädchen machen würde. Die überdurchschnittlich hohe Stufe, diese Mauer, die man sich eben noch hochgeplagt hatte, wurde zum Abgrund und man erwachte durch das gräßliche Knacken der brechenden Rippen beim Aufprall. Krümmend und winselnd auf Stufe neun liegen geblieben, ersehnt man endlich nach Ruhe. Es sollte doch bitte zu Ende gehen. Aber es ging noch nicht zu Ende. Die Taschenuhr hämmerte einen wieder auf die Füße. Lauter denn je. Die Splitter der Rippen bohrten sich in die Eingeweide, bei dem Versuch sich beidhändig am Geländer festzuhalten. Doch waren es diese Schüsse aus der Innenseite der Jacke, dieses laute schnelle Krachen, die es bewirkten diese Heldentat noch ein zweites Mal zu vollbringen. Man war wieder auf Stufe zehn und rollte sich so schnell es irgend ging zum Stufenrücken der nächsten Stufe, der Stufe elf. Wie von einem sanften Kuß geweckt, erwachte man an dieser doch so kalten Wand. Zusammengekauert wie ein kleiner Junge sich unter seiner Bettdecke bei einem starken Sommergewitter versteckt. Das Ticken wurde mittlerweile verdrängt. Eine andere große Hürde wurde damit überwunden, doch konnte man sich nicht vor der Realität, das Zeit vergeht, verstecken. Ticken hin oder her, die Zeit rennt weiter, und hier auf dieser Treppe um ein Zickfaches schneller als unten. Stufe elf. Der bevorstehende Absatz war machbar. Mit einem leichten Griff nach dem Geländer konnte man sich hier ohne Weiteres hochziehen. Es war wieder eine lange Stufe, diese Stufe elf. Etwas Erholung, wollte man sich gönnen, doch stand man nun vor einem neuen, einem anderen Problem. Die Treppe, die eigentlich doch immer nur geradeaus nach oben verlaufen sollte, teilte sich plötzlich auf. Zur nächsten Stufe, zur Stufe zwölf, war der linke Stufenabsatz so gemütlich und einladend wie der zur Stufe neun, aber der Absatz auf der rechten Treppe wieder ein solcher Hammeraufstieg wie zur Stufe zehn. Die schmerzliche Erinnerung, ein stetiger Begleiter, an den tiefen Fall von Stufe zehn zwang einem den linken Weg zu gehen. Warum sollte man sich das auch noch antun? Womöglich fügten sich die beiden Treppen später wieder zu einer zusammen. Stufe zwölf wurde erklommen, locker und leicht, denn es war ja die auf der linken Seite. Auch der Weg zur nächsten Stufe, zur Stufe dreizehn war wieder mal ein sehr einfacher. Man fühlte sich bestätigt und nahm auch diese. Auf der Stufe dreizehn war wieder ein sicherer, ein fester Stand. Beruhigend. Doch wiederum nur kurz. Tick. Tick. Tick. Es wurde wieder schneller und lauter. Noch lauter als je zuvor, und daß ausgerechnet jetzt, wo Stufe vierzehn anstand. Stufe vierzehn, der Treppe auf der linken Seite. Wieder eine scheinbar unüberwindbare Stufe. Auf dem Absatz der Stufe dreizehn endete das Treppengeländer, man konnte sich nicht erinnern, ob ein Treppengeländer an der rechten Treppe montiert war. Mit letzter Kraft krallte man sich in den Stufenrücken der Stufe vierzehn. Es waren nur noch wenige Zentimeter bis zur Kante. Die schwächere linke Hand ertastete sie als erste. Doch mußte man die linke Hand zuerst nach oben bringen, denn die Rechte konnte kein Gewicht mehr aufnehmen, die gesplitterten Rippenknochen des rechten Brustkorbes ließen dies nicht zu. Man schleift sich den Stufenrücken entlang hoch und reißt sich dabei sein Hemd auf. Einwenig warmes Blut durchdrang den Stoff. Doch war das Brennen der Kratzer vergleichsweise unauffällig. Man sah darüber hinweg. Geschafft, man war auf Stufe vierzehn angekommen, doch konnte man sich nicht zur Seite rollen, um seine Wunden zu pflegen. Das wäre zu gefährlich gewesen. Hier oben, auf Stufe vierzehn war es dunkel, wie in einem verschlossenen Sarg. Der Boden war naßkalt und einzig das nervtötende Schießen der Taschenuhr konnte die menschlichen Sinne erregen. Stufe vierzehn, niemand wußte, was einem hier oben erwartete, und doch hatte man keine Zeit, Angst zu haben und man raffte sich auf, um weiterzukommen. Kniend tastete man sich langsam vor, um an den Stufenrücken der nächsten Stufe zu gelangen. Weiter hinten erblickte man ein leichtes Funkeln, Licht. Auf der gleichen Ebene, also noch nicht einmal eine weitere Stufe höher. Freudig richtete man sich auf, um dem Schein entgegen zu treten. Langsam und vorsichtig, aber mit einer gewissen Grundsicherheit. Zuviel hatte man bisher auf dieser langen Treppe miterlebt, als daß man sich hier falsch verhalten könnte. Das Hämmern endete beim nächsten Schritt, ein Luftzug war zu spüren und urplötzlich war der naßkalte Boden unter den Füßen verschwunden.

 

 

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