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Pete

© 2004 Zippolo

 

2.9 2091

19:59

Pete hielt sich hinter den Autoteilen nahe ihrem Loch versteckt. Er hatte sie abgehängt, glaubte er. Er lehnte an ein schwarzes Wrack und atmete tief durch. Er schloss die Augen und ließ sie einige Sekunden auch geschlossen. Er horchte. Und hörte nichts. Er spähte sich hinter die Schulter, durch eine der vielen Öffnungen des Autos und sah nichts außer dem vielen Staub und den leeren, grauen Gebäuden. Er stand auf und sah sich um. Jetzt hörte er ferne Laute, riesige Füße, die stampften, und den Boden erschütterten. Und die aus seiner Richtung kamen, aus der er rennend gekommen war. Eine Blutspur, Petes Blutspur, zeigte ihnen den Weg zu den Wrackteilen. Sie würden kommen. Sie sind nicht weg, aber hier bin ich sicher, dachte er. Vorerst. Er ging wieder in die Hocke und legte sich schließlich ganz auf den kalten Boden, den Kopf aufrecht angelehnt. Zitternd nahm er eine Zigarette aus seiner Westentasche und steckte sie sich an. Kaum zu glauben, was passiert war. Er schmunzelte mit der Zigarette im Mund. Ja, es war wirklich kaum zu glauben. Er schob die Streichholzschachtel wieder in seine Hosentasche und sah sich seine andere Hand an. Voller Blut und zu einer Faust geballt. Er öffnete sie. Er hatte sie die ganze Zeit geschlossen gehabt. Seit es passierte. Sie war völlig verschwitzt. In ihr lag die blutdurchtränkte Kette, die er am Boden gefunden hatte, gleich neben der Leiche. Die Kette muss wohl abgefallen sein, als.. Aber er wollte gar nicht daran denken. Noch nicht. Vielleicht, wenn alles überstanden war. Wenn alles überstanden war.

Er dachte an den Träger der Kette und musste fast weinen. Aber er konnte, er durfte nicht. Was immer diese Wesen auch waren, sie hatten verdammt gute Ohren. Und das hatte er am eigenen Leib erfahren. Und wie, dachte er, als er sich sein zerfetztes Hemd ansah. Sein Nabel war völlig entblößt und Blut klebte daran. Überall war Blut, es tropfte, nein es floss auf den Boden Hinab. Es war nicht sein Blut, das die Kette verschmierte. Nicht hauptsächlich. Die Kette war golden und hatte einen falschen Diamanten in ihrer Mitte. Pete erinnerte sich, wie es dazu kam und lächelte kaum merklich. Aber dann sah er wieder das Blut und das Lächeln schwand. Schnell, wie es gekommen war. Schöne Zeiten hatte er mit dem Träger gehabt, jedenfalls emotional. Schön konnte und kann man die Zeit nicht bezeichnen. Aber es war schön, für ihn, der nichts anderes kannte, als diese Einöde. Es war vorbei. Pete war nicht mehr traurig. Er war wütend. Er ballte die Hand wieder zu einer Faust, dass die Knöchel das Blut weiß durchschienen. Der Diamant hing zwischen den Fingern lose hinab und vermittelte eine Eleganz, die Pete wieder zum Lächeln brachte. Eleganz im Elend. Er senkte den Kopf und horchte. Nichts. Selbst die fernen Fußtritte waren weg. Trügerische Stille. Und sie war auch zurecht trügerisch. Aber Pete bemerkte es nicht. Er ging in die Knie. Dann öffnete er die Faust. Mit der freien Hand nahm er die Kette und legte sie vorsichtig um seinen Hals. Er stützte sich mit beiden Händen. Dann rannte er los.

7:42

Claude, Rogier und Maurice. Pete sah sie durch das glaslose Fenster die staubige Straße entlang kommen. Er atmete, zum ersten Mal, seit er verschwommene Gestalten näher kommen sah. Er dachte schon, es wären schlechte Leute, die durch die Stadt streunten. Oder schlimmeres. Aber es waren keine Stadtstreicher, oder schlimmeres, es waren seine Freunde. Er war froh, denn sie waren da. Nichts war ihnen passiert und das erleichterte ihn ungemein. Denn in letzter Zeit waren merkwürdige Dinge in Hallein geschehen. Aber daran dachte er nicht, als er sie sah. Er war einfach nur froh.

Rogier war der größte und älteste, er ging stets in der Mitte, wenn Pete mit ihnen ging, neben ihm. Pete war der zweitälteste, sechs Jahre etwa jünger als Rogier, wusste es aber nicht. Keiner wusste es. Zeit gab es für sie, außer Tag und Nachtwechsel, nicht. Sie waren einfach zu spät geboren worden, um welche zu kennen. Maurice hielt die Tasche in der linken, Claude rauchte eine Zigarette. Er ging auf der Straßenseite des Bürgersteigs und sah sich ständig um. Denn er hatte Angst. Die anderen sahen es nicht, nicht weil er es gut tarnte, sondern weil sie nicht darauf achteten. Sie hatten eigene Probleme. Claude sah Pete, aus dem Fenster beugend, als erster. Er winkte ihm zu und Pete tat es ihm gleich. Pete beugte sich wieder hinein und rannte das Zimmer raus. Er ging den Flur entlang, direkt hinaus aus dem türlosen Eingang. Er blieb, mitten im Bürgersteig, stehen. Rogier und Maurice sprachen miteinander und bemerkten Pete erst, als Claude ihnen auf die Schultern tippte. Sie hoben ihre Köpfe und lächelten. Claude nahm einen unsichtbaren Hut vom Kopf und machte eine leichte Verbeugung. Maurice deutete auf die offenbar schwere Tasche in seiner linken und meinte offenbar, er könne es Maurice nicht nachmachen. Pete winkte sie herein, als sie vor ihm standen. Rogier ging als erster hinein und wendete gleich nach rechts, in das erste Zimmer. Maurice, Claude und Pete als Schlusslicht folgten. Sie kamen herein und Rogier legte die Tasche auf den Boden, die Maurice ihm im Flur gegeben hatte, in die Zimmermitte. Die 4 setzten sich in einen Kreis davor und Rogier leerte sie langsam aus. Pete sah zwei Schachteln Zigaretten, mehrere Flaschen Zeug ( Pete kannte keinen anderen Namen dafür, er nannte es, wie die anderen, Zeug ) und Chips.

" Sind zwar hundert Jahre über dem Verfallsdatum, aber scheiße, man kann’s essen!" Was ein Verfallsdatum sei, fragte Claude. Er war der jüngste, wusste es aber nicht. Vergisses, erwiderte Rogier." Es schmeckt also nicht goldig oder so, aber scheiße, man kann es essen!" wiederholte er und blickte in die Runde." Und wenn sich jemand darüber aufregen will, soll er doch erst mal irgendwas Frisches finden!", sagte Rogier, dessen Blick auf Pete haften blieb, der sich öfters über das Essen aufregte. Dann herrschte für einige Sekunden Schweigen. Und alle sahen gebannt auf die Zimmermitte. Wie Kinder bei einem Lagerfeuer. Und sie konnten einfach nichts nehmen, solange das Schweigen anhielt. Und es hielt auch lange an. Bis Maurice sich eine Flasche nahm und sie angewidert anstarrte.

" Scheiße was soll das denn?!" Er deutete entsetzt auf den Korken und schwenkte die Flasche weit vor sich hin, damit ihn alle sehen konnten.." Es geht nicht auf, verdammt! Wie soll ich trinken?" Rogier lächelte still und nahm Maurice die Flasche aus der Hand.

" Das, ’riss, nennt man Korken. Es dient dazu, dass das Zeug nicht der Luft ausgesetzt wird und verfault! Also ’riss, solltest du dankbar für den Korken sein!" Er warf ihm die Flasche zurück und verzog sich wieder in seine Gedanken.

" Scheiße Rodge, wenn du soviel weißt, wie macht man den Scheiß denn auf?" Rogier seufzte und nahm sein Schweizer Messer aus der Tasche. Er zog ein komisches, geschlängeltes Metallstück raus ( so sah es Maurice ) und steckte es mitten in den Korken. Dann drehte er das Metall und nahm den Korken raus. Lächelnd gab er dem verblüfften Maurice die Flasche zurück, nicht, ohne sich vorher einen Schluck zu genehmigen. Er wischte sich den Schaum vom Mund und steckte den Schweizer wieder in seine Tasche. ( Pete sah fasziniert dem roten Ding nach )

" Ich hab leider kein zweites Exemplar von dem Schweizer.", sagte er, ohne einen Anflug von Traurigkeit. Er nahm eine Zigarette und legte sich hin. Pete tat es auch, später auch die anderen.

20:03

Pete nahm das Messer aus seiner Tasche. Es war rot und eigentlich kein Messer, sondern ein Ding, mit anderen Dingen dran. Er hatte keine Ahnung, was zum Beispiel ein Metall mit folgender Beschreibung war: Zwei gleiche Ringe, die beide an der gleichen Stelle Zweige machen, die den anderen einen Zentimeter weiter oben schneiden und schließlich zu zwei scharfen Spitzen werden. Wenn Pete die Ringe zusammendrückte, hörte er ein schabendes Geräusch und die beiden Spitzen trafen sich. Aber er begriff langsam, wozu es nützte.

Pete war in ihrem Versteck, in ihrem Gebäude. Er lag am Boden des Zimmers, das am Beginn des Flurs gleich rechts lag. Die Tasche, die Tüte lag nicht mehr da. Pete erschreckte.

8:00

Claude war eingeschlafen, er schlief immer schnell ein, was Pete nicht konnte. Er wollte aber auch nicht schlafen, er war nicht müde, er war zwar gegangen, aber nicht so weit wie die anderen drei.

Maurice nahm eine Tüte Chips und riss sie auf. Es waren vier Tüten da, eine für jeden. Rogier lag am Boden und rauchte, aber er schlief nicht.

Pete nahm sich eine Schachtel Zigaretten und steckte sie in seine Tasche. Er war an diesem Tag nicht gegangen, jedenfalls nicht mit ihnen. Jeden Tag wechselte sich die Dreiergruppe, einer bewachte immer ihr Versteck, und an diesem Tag war es Pete gewesen.

Pete erzählte es seinen Freunden nicht, warum auch? Er hatte bestimmt einen Tagtraum gehabt, wahrscheinlich. Und sie wollten es bestimmt nicht hören, sie würden ihm nicht glauben oder nicht glauben wollen. Außerdem wäre es vielleicht gefährlich, für sie alle. Es war passiert, sofort, nachdem die drei weggegangen waren. Pete

20:03

sprang auf. Er schlug mit dem Rücken auf die Wand. Die Tasche, sie war nicht da. Die Tasche, in der noch drei Packungen Chips gewesen waren. Sie war weg. Pete erinnerte sich, er versuchte sich zu erinnern.. ob sie da war, ob sie da war als sie weggingen, alle Vier. Er erinnerte sich. Pete hatte die drei geweckt. Er wollte ihnen was sagen. Rogier

8:08

nahm die Zigarette aus dem Mund und hielt sie mit Daumen und Zeigefinger fest. Er hob den Kopf fragend.

" Ich muss euch was zeigen, kommt mit!" Pete streckte die Hand aus und winkte zur Richtung der Tür. Er war nicht so ganz überzeugt von der Idee, es ihnen zu zeigen. Was er gesehen hatte. Aber es war halt nix los. Und vielleicht hatte er wirklich nur einen Tagtraum gehabt. Das glaubte er aber nicht. Er ging aus dem Zimmer, den Flur entlang nach draußen. Rogier kam zuerst zu ihm und als letzter Claude, der sich die Augen rieb.

Pete führte sie hinaus in den Nebel, was die anderen beunruhigte. Ihn auch. Zurecht.

20:04

Sie war da gewesen, in der Mitte des Zimmers, da wo Pete jetzt einen dunklen Fleck sah. Ja, er war sicher. Sie hatten die Tasche übersehen, oder sie hatten geglaubt, bald wiederzukommen. Er stand langsam auf und ging vorsichtig zum Fleck. Er hatte eine Ahnung, was es sein könnte, wollte diese Möglichkeit aber nicht in Erwägung ziehen. Es war kein Fleck, den er sah, es war eine Flüssigkeit, an der Spuren von Chips und von umgeschütteten "Zeug" klebten. Er stand davor. Sie war grün und schleimig, die Flüssigkeit. Pete sah auf seine Schuhe. Identisch. Es war die gleiche Farbe, die gleiche Substanz. Er verstand zuerst nicht, er wollte nicht verstehen. Sein Kopf ließ es nicht zu. Aber dann begriff er, es war einfach nicht zu übersehen. Ihm wurde schwindlig. Er schluckte. Er wusste es. Sie waren da. Sie hatten ihr Versteck gefunden, noch vor ihm, daran bestand kein Zweifel. Aber etwas musste er noch herausfinden. Er musste, so sehr er sich sträubte. Pete kniete sich langsam nieder und streckte die Hand aus. Er schloss die Augen und zitterte, hoffte. Er tastete wie blind nach dem Zeug, seine Finger suchten. Und fanden. Er berührte das Zeug und hob seine Hand, mit der Fläche zu ihm, in die Höhe.

Dann öffnete die Augen.

Das Zeug klebte an seinen Fingern, hing runter wie zäher Kaugummi und tropfte langsam auf den Boden.

Er war frisch.

Auf seinen Schuhen war er getrocknet.

Sie waren noch hier.

Pete hörte hinter sich ein Geräusch.

6:49

Claude, Rogier und Maurice. Pete sah sie durch das glaslose Fenster die staubige Straße entlang gehen. Noch kurze Zeit sah er ihre Schatten, dann waren sie verblasst, sie waren weg, er war allein. Pete seufzte. Er mochte nicht allein sein, er mochte es nicht. Er drehte dem Fenster den Rücken zu und setzte sich hin. Er hatte nichts zu essen und die Zigaretten mussten auch noch geholt werden. Es war nur eine halbe Flasche "Zeug" übrig, die er in die Hand nahm. Er seufzte noch mal, was sollte er machen, er hatte nichts. Das Gebäude war leer, vollkommen, bis auf ihn und die Flasche. Er trank sie in einem Schluck aus und lehnte sich an die Wand und ließ das Kinn auf die Brust fallen. Er dachte nach. Vielleicht.. Er wusste wirklich nichts außer schlafen, und danach war ihm nicht zumute. Aber so war das Leben, so war sein Leben. Langeweile. Vielleicht könnte ich.. Er schloss die Augen und drückte seine Finger sanft auf die Schläfen und massierte sie. Er hatte geringe Kopfschmerzen, Aspirin kannte er nicht, und das war nicht selten. Vielleicht könnte ich spazieren gehen.. Pete öffnete die Augen...um frische Luft zu schnappen.. Er hielt sich beide Hände übereinander über den Mund, um nicht loszuprusten. Aber warum nicht? Er nahm die Hände weg und lachte laut und herzlich auf und Tränen liefen ihm über die Wangen.

" Frische Luft!", schrie er." Der war gut!" Er rappelte sich lachend auf und ging zum Ausgang." Der war echt gut.", flüsterte er.

Er wollte einen Spaziergang machen, er hatte keine andere Wahl. Er hatte schon mehrere Male daran gedacht, aber er traute sich nicht. Er fürchtete, das Versteck nicht wiederzufinden und sich in Hallein zu verlaufen. Er wusste nicht wie groß Hallein war, aber es war kleiner als er gedacht hätte. Pete holte tief Luft." FRISCHE LUFT!", schrie er fast hysterisch in die Straßen heraus, als er am Eingang war. Er lächelte und schüttelte den Kopf wegen sich selbst und ging raus. Die Straßen waren staubig ( Welch Überraschung!, dachte Pete ) und neblig. Man konnte kaum 15 Meter weit sehen. Pete wollte auf keinen Fall soweit weg vom Versteck sein, aber eh er’s bemerkte, war er schon außer Sichtweite. Er drehte sich um und sah nur den Nebel. Kein Gebäude, jedenfalls kein bekanntes. Einfach geradeaus zurück.. Er drehte sich wieder nach vorn. Und einfach geradeaus nach vorn. Er lächelte und ging weiter. Er ging und ging, mit den Fingern nach vorn tastend, um nicht auf ein Hindernis zu stoßen. Aber es waren keine Hindernisse im Weg und er ging weiter, er wusste gar nicht wie lange schon, da blitzte plötzlich ein greller Lichtstrahl zwischen den Gebäuden auf.

20:04

Ein leises Rascheln. Pete drehte sich blitzartig und ließ sich fallen. Der Schweizer mit dem Messer fiel runter. Da war niemand. Oder etwas. Schweiß rann Pete von der Stirn, die linke Hand tastete nach dem Schweizer. Er suchte, ohne den Blick von der Tür zu lassen. Staub wehte den Flur entlang. Er atmete schnell. Seine Hand fand, was sie suchte und umfasste es stark. Pete kroch rückwärts in die Ecke, immer die Tür beäugend. Der Staub verflüchtigte sich langsam und die Luft war still. Aber, erst jetzt bemerkte es Pete, es stank. Es stank fürchterlicher. Ein morbider Gestank nach Müll oder Scheiße. Pete sah sich auf die Hose. Sie war nass. Er konnte nicht lächeln, was er sich in anderen Situationen nicht verkneifen würde. Aber er hatte Angst, er hatte richtig Schiss. Aber daher rührte der Gestank nicht. Er kam von der Tür, oder dahinter. Oder von der Zimmermitte und dem Schleim. Als Pete in der Ecke, weitest entfernt von der Tür, war, wandte er seine Augen dem Schweizer zu. Seine Finger waren verschwitzt und noch dazu schleimig, er versuchte, das Messer herauszuziehen. Er hatte riesige Mühe. Er werkelte immer schneller und immer mehr Frustration machte sich breit. Jetzt troff noch der Schweiß seiner Stirn auf den Schweizer und machte ihn noch glitschiger. Pete wurde rot und warf ihn auf den Boden und der Knall schreckte ihn auf. Er sah auf das rote Ding. Was hatte er gemacht? Er hatte seine einzige Waffe weggeschleudert, seine einzige Chance. Der Schweizer lag vor der Tür. Genau. Jetzt musste Pete lächeln, hysterisch. Er schlug sich mit der Handfläche auf die Stirn und überlegte. Aber ihm kamen keine klaren Gedanken, die Zuverlässigkeit des Gehirns verließ einen in Notsituationen immer. Immer. Auch jetzt, als Pete in einer Ecke eines 10 qm Zimmers saß, an die Wand gelehnt, und gebannt das rote Ding anstarrte, das dort lag, wo er es am wenigsten gebrauchen konnte. Und was sollte er jetzt machen? Es blieb eigentlich nur eine Möglichkeit, dachte Pete. Er musste zum Schweizer kriechen. Aber das schien gleich, wie einem Wal in den Rachen zu laufen. Es gab keine andere Möglichkeit als sich auszuliefern. Und wäre seine Gehirntätigkeit nicht durch Muskelkraft ersetzt worden, wie es in schwierigen Situationen meist der Fall war, er hätte vielleicht einen Plan ausgeheckt. Aber er konnte nicht denken, nicht klar. Er wusste nur, dass es der sichere Tod wäre. Pete schlug sich noch mal auf die Stirn. Dann begann er zu kriechen.

Es war vollkommen still, ein Mäusepiepsen hätte Pete um den Verstand gebracht. Er konnte jetzt nicht den Verstand verlieren, er musste sich konzentrieren. Seine Augen starrten wie versteinert auf das Rot, das noch nur eine Farbe war. Pete kroch mit den Händen voran, die Knie hinterherziehend. Ununterbrochen tropfte Schweiß herab und es fiel ihm schwer, nicht auszurutschen. Die Hände waren ohnehin schon unstabil. Er war zur Zimmermitte gekommen, er bemerkte nicht mal, wie er durch die Chipsstückchen und den vielen Schleim ging. Er ging, kroch einfach drüber, die Knie wurden voll, er verlor das Gleichgewicht und plumpste auf die Nase.

Er konnte sich keine Ohnmachtsanfälle leisten, irgendwie schaffte er es, am Bewusstsein zu bleiben. Die Nase tat höllisch weh und Pete rollte sich auf den Rücken und hielt sie sich fest. Er stöhnte auf. Mit der anderen Hand schlug er unwillkürlich auf den Boden, was ihm noch mehr Schmerzen bereitete. Er fasste sich und rollte sich wieder auf den Bauch. In Kampfstellung. Der Schweizer war vielleicht einen Meter oder zwei von seiner Nase entfernt, soweit konnte er nicht greifen. Er musste weiterkriechen. Die Nase war bestimmt gebrochen, dachte Pete, aber darum kümmerte er sich nicht. Etwas anderes hatte jetzt seine Aufmerksamkeit in Anspruch genommen. Die Tür, er blickte auf sie. Er hörte Geräusche, Staub wirbelte auf. Jemand kam auf die Tür zu. Dann hörte Pete die Schritte. Lange, dumpfe Töne und laut. Noch ein zwei Sekunden lag Pete verträumt da und blickte debil auf die Tür. Dann bemerkte er die Lage und vergaß die Schmerzen. Er streckte die Hand aus und dann die andere. Er zog sich den Boden entlang und wäre der Boden weicher gewesen, seine Fingernägel hätten sich in ihn gebohrt. Aber sie brachen ab und Blut floss heraus. Und im Normalfall hätte es wehgetan. Im Normalfall. Die Geräusche wurden lauter, das Ding kam näher und Pete zog schneller. Verzweifelt. Er biss die Zähne zusammen und stöhnte. Nicht stöhnen, dachte er. Nicht stöhnen! Er wusste, wie gute Ohren diese verdammten Teile hatten, aber er konnte nicht aufhören. Die Leistung, die sein Körper tat, konnte nur mit schnellem Luftausgleich geschehen und das ging nur, wenn Pete schnell ausatmete, was eben zum Stöhnen führte. Und er konnte nichts dagegen ausrichten. Er zog und zog, jetzt mit beiden Händen auf einmal. Mit den Füßen strampelte er hinterher. Jetzt war die Kruste am Knie aufgeplatzt und es floss in Strömen. Die Zimmermitte war nur noch ein Blutbad. Von oben hätte er wie ein schlechter Delphinschwimmer ausgesehen, in Blut, anstatt in Wasser schwimmend. Er bekam den Schweizer zwischen die Finger und lachte auf. Sehr gut, dachte er. Sehr, sehr gut. Sein Gesicht veränderte sich zu einem sentimentalen Ausdruck, als ob er sich an alte Zeiten erinnerte. Er drückte den Schweizer so fest zu, dass noch mehr Blut aus den Fingernägeln spritzte. Sehr gut, dachte er, ohne wirklich zu wissen, was geschah. Doch plötzlich wurde er sich seiner misslichen Lage bewusst und öffnete die Augen. Er hatte dem Schweizer, sehr gut, und was JETZT? Sollte er aus der Tür springen und kämpfen? Er konnte nichts machen, er war hilflos, wie ein Fisch im Netz. Er lag genau vor der Tür und sah hinauf. Ein großer Schatten bäumte sich jetzt auf der Wand hinter der Tür auf, der immer größer wurde. Fasziniert blickte er dem Schauspiel zu, als er sich wieder fasste und beschloss weiterzukriechen, was immerhin besser war als zu warten. Diesmal kroch er seitlich auf die Wand neben der Tür zu. Die Geräusche waren jetzt laute einzelne Autobahnen und der Boden bebte. Pete kroch schnell, der Schweiß wurde mehr und Pete hinterließ eine lange Schleim und Blutspur, die von seinen Knien ausging. Er berührte mit einem Finger die Wand, aber fand keinen Halt. Er zog seinen Körper mit allen Kräften nach vorne zusammen, bis er vollkommen an der Wand lag. Dann setzte er sich auf den Hintern und lehnte sich an. Die Tür war jetzt einen halben Meter neben ihm. Pete schloss die Augen und murmelte etwas. Beten war es nicht, das kannte er nicht. Er bemerkte jetzt erst, dass er den Schweizer überhaupt hatte. Seine Hände waren verschwitzter als vorher und die Fingernägel waren abgebrochen, es tänzelte zwischen seinen Fingern umher, als er wieder verzweifelt versuchte das Messer herauszuziehen. Es tänzelte und Pete sah zu, manchmal auch mit einem flüchtigen Blick zur Tür. Es hatte keinen Sinn und das sah Pete spät ein. Er ließ die Brust sinken und den Kopf auf die Brust fallen. Er hatte plötzlich riesige Lust auf Schlafen. Er schloß die Augen und sein Mund formte sich zu einem Lächeln. Ja, Schlafen. Alle Sorgen würden bestimmt verschwinden und.. Das Beben verebbte, die Schritte hörten auf. Pete öffnete blitzartig die Augen. Er hörte ihn atmen. Ein langes Schnaufen. Und er hörte ihn riechen. Er war direkt hinter ihm. Pete stand plötzlich auf und legte die Hände neben seinen Körper auf die Wand. Das Riechen hörte auf. Noch ein Schritt. Pete, der bisher nur nach oben ins Leere gesehen hatte, sah nach unten. Ein langer Schatten tauchte vor der Tür auf. Unten am Boden zog er sich in die Länge. Pete zitterte am ganzen Leib. Er hörte auf zu atmen. Er rief sich wieder in Erinnerung, wie gut diese Biester hören konnten. Und sie konnten Blut riechen, sonst hätten sie ihn und sein Versteck nie gefunden. Plötzlich überkam ihn eine Idee. Er sah auf den Schweizer. Er lag auf dem Boden. Pete schluckte und bog langsam den Rücken nach unten und streckte die Hand, wirbelte mit den fast nutzlosen Fingern herum. Er bekam den Schweizer zu fassen und zog sich schnell herauf. Es waren viele verschieden benutzbare Teile da, Pete erinnerte sich an das Ding mit den zwei Ringen, das ein scharrendes Geräusch machte, wenn man sie zusammendrückte. Er nahm den Schweizer höher, vor die Augen, und suchte nach dem Ring-Ding. Er fand es, es ließ sich leichter rausziehen als das Messer. Es hatte was zum dran festhalten. Er zog es raus und hielt die Schere hoch. Er drückte fest zu und die Blutquelle in den Fingern schien unendlich. Er ignorierte das Rot, das seinen Arm hinunterlief. Er war bereit. Zum Zustechen bereit, wenn sich das Ding nach vorn beugte. Aber es beugte sich nicht nach vorn. Es ging weiter. Die Autobahnen fingen wieder an zu fahren. Es ging weiter mit regelmäßigen Schritten und er schien, nichts bemerkt zu haben. Es schien so. Er ging weiter und blieb kurz stehn. Dann ging er weiter. Und weiter. Bis die Tritte nicht mehr zu hören waren und Pete auf den Hintern sank. Er wischte sich automatisch den Schweiß von der Stirn und betrachtete die Schere. Er lächelte. Dann dachte er das erste Mal seit einer Viertelstunde wieder nach. Hier kann ich auf keinen Fall bleiben, dachte er. Sie hatten schon seine Spur aufgefangen. Er musste weg. Er klappte die Schere wieder in den Schweizer, ließ den aber noch in der Hand. Er sah sich um und bemerkte es zum erstenmal. Unter seinen Füßen lag ein Bündel, fein zusammengebunden. Etwa zwanzig Zentimeter groß und halb so breit. Ein Bündel Papier mit schönem Knoten festgemacht. Pete starrte es an. Sekundenlang. Er kickte es entsetzt weg und das Lächeln, das noch auf seinen Lippen lag, verschwand sehr schnell. Sie sind intelligent. Scheiße sie sind INTELLIGENT! Er ging, ohne weiter nachzudenken aus dem Zimmer, den Flur hinaus.

8:25

Sie waren an der Stelle angelangt. Ein Gebäudekomplex, das an einer Stelle komplett abgerissen war und innen einen Vorhof sehen ließ. Es waren mehrere steinerne Wände, die als ein Quadrat mit 3 Seiten von oben zu sehen waren. Die vierte Seite war abgerissen und es klaffte ein riesiges Loch, das knapp über dem Boden aufhörte. Man konnte noch den Ansatz einer Tür erkennen. Mittendrin, im Vorhof, lag eine Menge Papier.

7:19

Er kam von links, von einem Gebäudekomplex mit einer fehlenden Wand. Pete ging darauf zu. Er konnte durch den Nebel nicht viel erkennen, er stellte ( völlig ohne Grund; ist wohl ein angeborener menschlicher Reflex ) die Handfläche über seine Augen und schärfte angeblich seine Sicht. Da war nur der Staub oder Nebel. Pete senkte seine Hand und seufzte. Da entstand plötzlich ein lauter Knall und Pete schreckte zurück, fiel fast nach hinten. Gleichzeitig blitzte wieder das Licht auf, in schrecklich grellem, weißen, Ton. Pete stemmte sofort seine Handflächen gegen seine Augen, solches Licht waren seine Augen nicht gewohnt, er lebte in ständiger Dunkelheit. Er wollte wegschauen, was bestimmt gesünder wäre, dachte er. Aber er konnte es nicht lassen. Er trennte seine Finger, die bisher dicht aneinandergereiht waren, sodass kein Licht durchschimmern konnte, voneinander und spähte hindurch. Der Knall war verstummt, aber dafür begann ein komisches Knistern ( Hätte Pete die Elektrizität gekannt, würde es ihm bekannt vorkommen ). Und bläulich-weißes Licht kam schwach durch den Nebel hindurch.

Pete rannte zu der Wand, die noch stand und lehnte sich dagegen. Er beugte seinen Kopf nach links, um das Geschehen beobachten zu können und sah fürchterliches.

8:26

" Na toll, eine Menge Papier. War es das? Wolltest du uns das..?", begann Claude in verächtlichem Ton. Aber da war nicht nur Papier, bemerkte er, bevor er das letzte Wort aussprach. Es blieb ihm im Halse stecken, er ließ aber den Mund geöffnet. Und er engte die Augen zu Schlitzen, um besser sehen zu können, was es war. Es war Grün, und es lag überall, es verschmierte die Wände, es tropfte hinab und verklebte den Boden. Es war Waldgrün und an vereinzelten Stellen auch braun. Claude bemerkte ihn jetzt, den schrecklichen Gestank nach Erbrochenem oder Scheiße. Er hielt sich die Nase zu und stolperte langsam nach hinten. Bis er auf Rogier stieß. Er dachte, es wäre Rogier, denn Rogier war groß. Einen Kopf größer als Claude. Aber dann erschauderte er. Etwas Flüssiges rann ihm den Rücken runter und er zuckte zusammen, dann hörte er ein Rascheln. Wie Papier. Und plötzlich ein dumpfes, lautes Grunzen, das zu einem Grollen mutierte. Claude drehte sich ohne jegliche Erwartung um und fing an zu schreien. Doch der Schrei erstickte, als sein Kopf auf den Boden fiel, Pete zu Füßen rollte und ihn mit ausdruckslosen Augen anstarrte.

20:20

Es dämmerte schon, der Nebel war leicht bläulich. Pete sah überall diesen schrecklichen grünen Schleim kleben. Er drehte sich um und sah in den Flur. Er sah eine Spur, die zu ihm führte. Seine eigene, wie er erst bemerkte. Als er das Blut bemerkte klappte sein Mund nach unten und er schaute entsetzt. Aber dahinter, hinter dem Blut und der ersten Tür, die gleich neben dem Eingang nach rechts führte, war noch eine. Eine noch viel größere, aber nicht rot. Pete ging wieder hinein. Er sah sich die Spur an. Riesige Füße, wenn es denn Füße waren, die in einem regelmäßigen Abstand immer weiter gingen, bis sie schließlich nach rechts abbogen, am Ende des Ganges. Die Fußabdrücke gruben sich tief in den Betonboden. Pete sah hin, zum Ende des Flurs. Es waren gut 20 Meter, und das war viel. Aber nicht für sie. Er sah wieder auf die Spuren. Im normalen Gang, was das wohl war, obwohl er sich nicht sicher sein konnte, waren die Abdrücke einen halben Meter voneinander entfernt. Vielleicht könnte er/es gleich zwei Meter mit einem Schritt springen, wenn er/es in Eile war? Aber dafür waren Petes Schritte kürzer und er konnte mehrere gehen. Pete dachte nach, ob er ihm folgen könne. ( Er entschloss sich, das Monster männlich zu benennen, also "er" ) Er sah auf den Schweizer, der jetzt mindestens genauso verschwitzt und verschmiert wie seine Hand war. Kleine, einzelne Blutstropfen fielen darauf. Er bemerkte es erst jetzt. Seine Nase blutete. Sie tropfte unablässig und er traute sich nicht, sie zu berühren. Sie war gebrochen, er wusste es. Wollte es aber nicht prüfen. Er zog die Schere raus und betrachtete sie lächelnd. Keine großen Chancen, dachte er und zog die Augenbrauen hoch. Scheiß drauf!, sagte er laut und hob die Augenbrauen. Ohne aufzuschauen. Er ging los, ohne sich die Nase abzuwischen. Er ließ sie tropfen. Es störte ihn nicht.

7:22

Sofort zog er den Blick zurück, er zog seinen Kopf zurück und stand an die Wand angelehnt da. Seine Nägel, wollten sich in die Wand graben, konnten es aber nicht. Seine Augen wurden groß. Es war unmöglich gewesen, was er sah. Zwar nicht schrecklich, aber fürchterlich und angsterregend. Ohne lange nachzudenken, sah er wieder hin, er beugte seinen Kopf nach links. Das bläuliche Licht war gut zu sehen und auch das Knistern war lauter. Das Licht schimmerte nicht ununterbrochen, es blitzte vereinzelt auf, ohne Knalle. Das Knistern aber war ständig da, auch wenn manchmal lauter, manchmal leiser. Und inmitten dieses Spektakels sah Pete etwas, etwas unbeschreibliches, etwas, wofür es keine Worte gab. Aber es war groß, mindestens 3 Meter. Und es drehte seinen Kopf, wenn es denn einen Kopf hatte, zu Pete und musterte ihn durch seine glitzernden, gelben Augen. Es schien zu lächeln. Pete konnte nicht schreien, aber er konnte noch denken und stolperte rückwärts, drehte sich um und rannte verzweifelt weg, fiel hin und rappelte sich wieder auf, ohne sich umzusehen und rannte, so schnell er konnte. Weg. Weg von dem Ding.

8:28

Pete starrte ohne Emotionsregung auf den abgetrennten Kopf. Blutige Hautfetzen hingen am Hals herunter. Und der Rest vom Hals lag vor Pete. Die Speiseröhre hing lose vom schlaffen Körper herab und es spritzte etwas gelbes hinaus. Eine riesige Blutlache bildete sich zwischen Pete und dem Monster. Das Monster. Pete sah den Blut und Organspuren nach, bis sie bei zwei Füßen endeten. Zwei riesige, weiße Klauen mit drei Zehen. Er schluckte und wollte weiter hinauf sehen, die weißen Waden, die Knie, die... Doch da packte ihn etwas von hinten und zerrte an ihm. Es zerrte an seinem Kragen und es war stärker als Pete, der sich höllisch sträubte. Er strampelte mit den Füßen herum, die das Blut am Boden überallhin schleuderten und wand den Kopf hin und her, doch er war machtlos. Es zog ihn nach hinten und er fiel auf den Kopf. Er wachte 4 Stunden später auf.

20:25

Pete drückte zu. Er umfasste seine Schere stärker und noch mehr Blut floss aus den Fingerspitzen und Pete wischte sich mit der linken über die Stirn. Er humpelte den Gang entlang, das linke Bein gestreckt.

Der Gang war schmal, aber wohl breit genug für sie. Am Boden überall dieser grässliche Dreck. Es blieb an seinen Füßen haften und löste sich erst, als er fest anzog. Die Nase tropfte unablässig und Pete ignorierte es. Genau wie die Schmerzen im Knie, das wieder anfing zu bluten. Aber am schlimmsten wären die Finger gewesen, hätte er etwas gefühlt. Der Boden war nun eine Mischung aus Blut, Schleim und Papier, darunter der harte Betonboden. Nichts davon merkte Pete, dessen Augen sich jetzt völlig auf das Ende des Gangs konzentrierten. Da war etwas auf die Wand geschmiert, natürlich in Grün. Aber Pete konnte es nicht erkennen, er schmälerte seine Augen, doch er war zu weit entfernt. Er ging, humpelte, weiter und fasste sich mit der linken auf die Kniescheibe. Die Schmerzen waren wieder da und scheinbar stärker als zuvor. Er blieb stehen und lehnte sich mit einer Schulter auf die Wand. Er verzerrte sein Gesicht und ließ seinen Kopf in den Nacken fallen. Er sah auf die Decke. Und schnaufte. Aber.. das war gar nicht er gewesen.

7:42

Pete rannte durch den Eingang rein und in die zweite Tür rechts, die als einzige eine Tür hatte, eine hölzerne, und die einige Meter entfernt war. Er hatte keine Ahnung, wie er ihr Versteck durch den ganzen Nebel überhaupt gefunden hatte. Aber das interessierte ihn nicht. Er eilte zum Fenster und sah hinaus. Keine Laute. Dann drehte er seinen Kopf nach rechts und hörte was. Er hörte auf zu atmen um sich ganz auf das Hören zu konzentrieren. Da war eine Gestalt, ganz verschwommen. Oder waren es mehrere? Pete beugte sich ganz raus und sah hin. Dann hörte er ihre Stimmen und lachte. Er sah sie jetzt genau. Claude, Rogier und Maurice. Pete sah sie durch das glaslose Fenster die staubige Straße entlang kommen.

20:28

Schnell blickte Pete nach rechts, doch da war nur der mit verschiedenem beschmierte Boden, der Gang und die blaue Außenwelt, die er durch die Tür sehen konnte. Dann, als ob er jemanden überraschen wollte, wendete er seinen Kopf blitzschnell nach links und sah wieder nichts. Die spielen mit mir.. dachte Pete verbittert und kam sich ganz klein vor. Er richtete sich auf und sah auf die Tür , die vor ihm war.

Die zweite Tür rechts, vom Eingang aus gesehen. Sie hatte ein Fenster. Hier hatte er die drei kommen und gehen sehen. Pete ging einen Schritt und stand vor ihr. Die Spuren führten nicht hinein, er oder sie oder wasauchimmer hatte nicht haltgemacht, er war normal weitergegangen. Aber das Schnaufen kam aus dem Zimmer, das glaubte Pete jedenfalls. Er legte eine Hand auf den Türknauf und blieb lange stehen. Er dachte. Wenn es nur einen gab, muss er wohl hinten rausgekommen und vorne wieder reingekommen sein. Er wurde hysterisch.

Hast du das gehört?! Hinten raus und vorne rein! OB DU DAS GEHÖRT HAST HAB ICH.. Er fasste sich auf den Mund. Er hatte geschrien und somit seine Tarnung, wenn er denn eine hatte, auffliegen lassen. Pete ließ den Türknauf los.

Bin doch nich verrückt sagte er leise. Oder doch? Er befasste sich nicht mehr mit dem Thema. Er humpelte er weiter und achtete nicht auf die Türen die noch folgten. Er ging an ihnen vorbei, ohne auch nur hineinzusehen. Er ging wie ein Roboter mit einem kaputten Bein normal weiter. Er kam am Ende an. Aber es war nicht wirklich ein Ende. Denn der Gang, der wie eine Sackgasse ausschaute, bog am Ende noch mal rechts ab und führte in eine echte Sackgasse. Aber Pete hatte richtig gesehen, es war etwas an die Wand geschmiert. Aber nicht etwas. Es war grün. Waldgrün. Und es war nicht geschmiert. Es war geschrieben. Hätte Pete lesen können, er hätte nicht geglaubt, wie intelligent diese Viecher wirklich waren. Pete konnte nicht entziffern, was da stand. Aber Rogier hätte es. Es stand in krakeliger Schrift. Aber Pete sah nur verwirrt weg. Die grüne Spur führte in die Sackgasse. Pete sah nach rechts, da war eine Tür. Ohne Tür. Er ging rein und sah sich um. Keine Spuren, und das Zimmer war leer. Er ging wieder in den Flur. Er wollte in die Sackgasse, als er ungeschickt auf etwas stieg. Etwas weiches und ekliges. Pete sah hinunter. Es war ein Bündel, fein zusammengebunden. Etwa zwanzig Zentimeter groß und halb so breit. Es war aus Papier, aus Zeitungspapier mit geschicktem Knoten. Das Papier bestand aus mehreren Schichten. Und der Knoten war, komischerweise, grün. Pete sah entsetzt hin und rannte den Gang zurück. Das Knie knackte, aber er rannte weiter. Er lief zum Anfang des Flurs, ins erste Zimmer, vom Eingang aus gesehen. Er sah hinein. Das Bündel, das er hier gefunden hatte, war weg. Pete sah wieder hinaus. Es war am Ende des Gangs.

Pete sah hinab. Sollte er es öffnen? Er zuckte die Achseln und hob es auf. Es war extrem weich und seine Finger ( Was noch davon übrig war ) gruben sich tief in das Papier ein. Er löste den Knoten mit einem Zug und ließ ihn auf den Boden flattern. Dann riss er jede einzelne Zeitungsschicht raus und das Bündel wurde immer kleiner, bis nur noch eine Schicht zu sehen war. Ein schrecklicher Gestank kam Pete in die Nase und er verzerrte seinen Mund. Dann nahm er seine Hand auf das Papier und riss es rasch weg. Er fing an zu schreien und warf Claudes Kopf weg.

Ende Teil 1

 

 

to be continued ...


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