© 2003 Konz
Es war der Abend des 23. Dezember, als Timmy seinen Vater vor dem Schlafen gehen das erste Mal fragte, ob es den Weihnachtsmann wirklich gäbe. Sein Vater war erschrocken, denn hatte sein Sohn ihm diese Frage noch nie zuvor gestellt.
Sein Vater versuchte ruhig zu bleiben, strich Timmy das hellbraune Haar aus dem Gesicht und antwortete: "Natürlich gibt es einen Weihnachtsmann, mein Junge, wer hat dir eingeredet, er würde nicht existieren?" Timmy schwieg und zuckte mit den Schultern.
Das war für seinen Vater Antwort genug. Warum war er nicht selbst darauf gekommen? Timmy war nun schon beinahe 8 Jahre alt und es war vollkommen normal, dass er langsam beginnen würde, die Existenz des Weihnachtsmannes ernsthaft in Frage zu stellen. Und von diesem Augenblick an würden die Phantasie und die Redegewandtheit von ihm und seiner Frau um so mehr gefördert werden.
"Weißt du Timmy, als ich in deinem Alter war", setzte sein Vater an, "da wollte ich auch nicht so recht glauben, dass der dicke Kerl im roten Mantel in einer einzigen Nacht alle Kinder dieser großen Welt besuchen und ihnen allen Geschenke bringen könne. Und so stellte ich meinem Dad damals auch diese Frage und weißt du, was er geantwortet hat?"
"Nein!" Timmys blaue Augen verloren ihren Glanz, welcher ein Zeichen für seine Vorfreude auf Weihnachten war.
"Mein Vater sagte, dass der Weihnachtsmann nicht die Kinder bestrafen würde, welche das ganze Jahr über böse waren, sondern nur die Kinder, welche nicht an ihn glauben und deswegen Opfer ihrer eigenen Neugierde werden. Er sagte mir, wenn ich in der Nacht vor dem Weihnachtsmorgen versuchen würde, den Weihnachtsmann zu ertappen, dann zeigt er mir seine wahre Gestalt. Und mit dieser Geschichte jagte mir mein Vater unheimliche Angst ein und ich habe darauf verzichtet, herauszufinden, ob der Weihnachtsmann nun real ist oder nicht."
"Wie sieht denn der Weihnachtsmann aus?"
Timmys Vater hatte gehofft, diese Frage nicht beantworten zu müssen.
"Also, nach dem, was mein Dad damals sagte, sei der Weihnachtsmann ein wirklich häßlicher Zeitgenosse. Und eben weil er so häßlich aussieht, hat er es sich zur Aufgabe gemacht, die Kinder zu beschenken und ihnen Freude zu bereiten. Sie würden ja sonst nur vor ihm davon laufen und schreien. Dazu habe er sich dieses Kostüm besorgt, und außerdem eine Maske um sein grauenhaftes Gesicht zu verbergen."
"Wie sieht er denn aus?"
Jetzt wurde es ernst für Timmys Vater.
"Er ist ganz dürr und hat grüne, schuppige Haut, lange Hände mit knochigen Fingern und dreckigen, spitzen Krallen daran, seine Füße sehen genau so aus. Aber das Schlimmste sei sein Gesicht, was eigentlich gar kein richtiges Gesicht ist. Denn unter dieser roten Samtmütze verstecken sich nur gierige, rotglühende Augen und ein gräßlicher Mund voll mit spitzen, weißen Zähnen. Und wenn du ihn ärgerst, wird er dich packen und auffressen, weil er nämlich kleine Kinder, und besonders so kleine neugierige Jungen wie dich, gar nicht leiden kann."
Timmy zitterte. Er hatte wirklich Angst bekommen. Sein Vater wollte ihn zwar ängstigen, doch nun zweifelte er und warf sich vor, ihn zu sehr geängstigt zu haben.
"Ist alles in Ordnung, Timmy, wirst du schlafen können? Es tut mir leid, aber du wolltest die Wahrheit erfahren."
"Mach dir keine Sorgen, Dad, ich schaffe das schon. Danke für die Aufklärung. So, nun will ich aber endlich schlafen. Gute Nacht!"
Er drehte sich auf die Seite, von seinem Vater weg, und schloß die Augen. Dieser erhob sich, löschte das Licht im Kinderzimmer und trat hinaus.
Timmy schlief nicht sofort ein. Er wälzte sich noch einige Male hin und her, bevor er endlich Schlaf fand. Doch auf diese Nacht hätte er lieber verzichtet.
Am Morgen weckte ihn seine Mutter um zehn. Er schwitzte und auch sein blauer Schlafanzug und das Bettzeug waren schweißnass.
"Was ist denn mit dir los, Liebling?" Seine Mom drückte ihn an sich und schluchzte.
"Nichts weiter. Nur schlecht geträumt." Bei Gott, das stimmte. Timmy hatte wahrlich Alpträume von dem Schrecken, den ihm sein Vater am Abend bereitet hatte. Diese rot leuchtenden Augen, der dürre Körper und die vor Speichel tropfenden Zähne hatten ihn in der Nacht heimgesucht.
Von seiner Mutter in die Küche begleitet, frühstückte er. Als er gerade den letzten Schluck Kakao aus seiner Tasse schlürfte, kam sein Vater in Anorak, Handschuhen und Mütze herein und verkündete mit einem Lächeln im Gesicht, welches durch die Kälte gerötet war: "Los komm heraus, Kleiner, in der Nacht gab es Neuschnee, die Wege müssen frei geschaufelt werden und du willst mir doch sicher dabei helfen."
"Oh, ja, toll!"
Schnee beseitigen gehörte zu Timmys Lieblingsbeschäftigungen im Winter.
"Wenn wir fertig sind, helfen wir Mom dabei, den Baum zu schmücken, ok?" Timmy nickte und lachte. Seine Alpträume waren vorerst vergessen.
Nachdem sie Schnee geräumt und den Baum geschmückt hatten, war es bereits ein Uhr nachmittags. Dann, so fand die ganze Familie, hatten sie sich eine Pause verdient und so plazierten sich alle drei im Wohnzimmer, der Fernseher wurde eingeschaltet und sie genossen das Weihnachtsprogramm. Es liefen wirklich überall schöne Sachen, doch sie entschieden sich schließlich für einen Trickfilm, der die altbekannte Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens nacherzählte, in der der geizige Mr. Scrooge von drei Geistern heimgesucht wird.
Während der Fernseher lief, beichtete Timmy seinen Eltern den Inhalt seiner Träume der letzten Nacht. Sein Vater räumte die Schuld schnell ein. Alles schien schon wieder vergessen, doch da lief der nächste Film an. Es war die wohl jedem amerikanischen Kind bekannte Verfilmung des Märchens um den Grinch, der beschlossen hatte, den Menschen das Weihnachtsfest zu stehlen.
Plötzlich brach es aus Timmy heraus: "He, Dad, wenn der Weihnachtsmann wirklich so aussieht, wie du ihn beschrieben hast, dann kann man ihn ja ganz leicht mit dem Grinch verwechseln!"
"Oh nein, mein Junge, da irrst du dich." Sein Vater verwies auf den Bildschirm, welcher gerade ein Bild des Grinches zeigte, der seine Mundwinkel zu einer hämischen Lachgrimasse verzog. "Der Grinch ist gegen den Weihnachtsmann ein harmloser Zeitgenosse. Siehst du, wie er da grinst? Das unheimliche und unverhüllte Lachen des Weihnachtsmannes in seiner ureigensten Form ist viel boshafter. Der Grinch ist ein braver, harmloser Feigling, der beim Anblick des Weihnachtsmannes sofort die Flucht ergreifen würde. Außerdem hat der Grinch Fell, der Weihnachtsmann jedoch Schuppenhaut wie ein Fisch."
Timmy lies diese Sache keine Ruhe. Selbst am frühen Abend des 24. Dezember, während sie in der Kirche saßen und sangen, dachte er nur an dieses Wesen, welches ihm in seinen Träumen erschienen war. Er würde herausfinden, was es damit auf sich hatte, ganz sicher, und zwar in dieser Nacht. Er würde nicht so feige sein wie sein Vater und würde herausfinden, ob dieses Gruselmärchen wirklich der Wahrheit entsprach.
Um kurz vor sieben Uhr am Abend war Timmy gerade damit beschäftigt, seine Schränke zu durchwühlen. Er suchte nach dem größten Paar Socken, welches er finden konnte, um es anschließend an den Kamin im Wohnzimmer zu hängen.
Seine Mutter betrat sein Zimmer und half ihm bei der Suche. Sie kam mit ihm ins Gespräch und fragte, ob er diese Nacht denn wieder ruhig würde schlafen können.
"Aber sicher doch, Mom. Dieses Gerede von Daddy, das ist doch alles nur Humbug. Schwindelei, um mir Angst zu machen und mich davon abzuhalten, im Haus herumzuschnüffeln. Aber so etwas Dummes würde ich doch nie tun. Das verdirbt nur die Vorfreude auf all meine Geschenke, die morgen früh unterm Baum liegen werden."
"Na dann ist ja alles in Ordnung."
Sie suchten noch ein paar Minuten und fanden schließlich Socken, die groß genug schienen. Gemeinsam gingen sie herunter, wo das dritte Familienmitglied bereits im Sessel saß. Sie schauten noch etwas fern und gegen acht Uhr ging Timmy zu Bett und schlief fast sofort ein. Er stellte noch seinen Wecker. In der Nacht würde er den Weihnachtsmann überraschen.
Er träumte nicht.
Er wurde durch ein Poltern geweckt. Nun blickte er auf die Digitalanzeige seines Weckers.
2:00 stand da. In einer halben Stunde würde das Wecksignal piepsen. Doch er war ja jetzt wach. Er lauschte wieder nach dem Poltern. Da war es. Es kam nicht vom Schlafzimmer seiner Eltern, denn das war direkt unter ihm, jedoch kam dieses Geräusch von einem anderen Ort des Hauses. Er stellte den Wecker aus. Langsam schwang er sich aus dem Bett, schlüpfte in die kleinen Pantoffeln vor seinem Bett und schlich langsam zu seiner Zimmertür. Er trat hinaus auf den Flur, immer darauf achtend, möglichst leise zu sein.
Er setzte auf der Treppe nach unten einen Fuß vor den anderen. Links von ihm, direkt am Fuß der Treppe, war die Tür zum Gästezimmer. Dahinter lag das Wohnzimmer, von welchem aus er erneut dieses Geräusch vernahm. Behutsam öffnete er die Tür. Durch die Fenster schien das Mondlicht fahl ins Haus. Aus dem Wohnzimmer drang ein Schimmern zu ihm.
Irgendwer hatte die Christbaumbeleuchtung vergessen auszumachen.
Oder jemand hatte sie eingeschaltet. Mutig ging er weiter. Ein Durchgang ohne Tür trennte die Zimmer voneinander. Als er diesen kleinen Flur schließlich erreicht hatte, traute er seinen Augen nicht. Da schien jemand um den Baum zu tanzen. Er wagte noch einen Schritt vor und sah, das diese Gestalt nicht tanzte. Sie bewegte sich in schnellen, kurzen Bewegungen um den Baum herum.
Was immer dieses Wesen auch war, es konnte kein Mensch sein. Das schloss Timmy aus den Bewegungen der Gestalt. Jetzt hielt die Erscheinung kurz inne. Timmy sah, wie sich der nächtliche Besucher über einen großen braunen Sack beugte. Nun war er auch in der Lage, ihn genau zu betrachten. Er trug große schwarze Stiefel, die ihm beinahe an die Knie reichten. Außerdem war er in einen roten Samtanzug gekleidet, welcher an den Bündchen der Hosenbeine und Jackenärmel mit weißem Pelz versehen war. Was nun noch auf seinem Kopf saß, war eine rote Mütze mit weißer Bommel. Der Weihnachtsmann. Timmy hatte ihn tatsächlich erwischt. Jetzt steckte diese Kreatur da vorn ihren Kopf tief in den mitgebrachten Sack. Timmy sah seine Chance. Er lief bis in das Wohnzimmer, blieb ca. zwei Meter vor dem Weihnachtsmann stehen, der ihn noch immer nicht bemerkt hatte.
Timmys Lippen öffneten sich und ihm entfuhr ein "Buuhh!!!"
Der Kopf schnellte aus dem Sack heraus, und nun schaute das, was sich unter der roten Mütze befand, direkt in Timmys Augen.
Timmy schlotterten die Knie. Er blickte dem Grauen ins Gesicht. Warum konnte er nicht auf seinen Vater hören? Er hatte bis jetzt immer Recht und warum sollte sich das an Weihnachten ändern? Blutrote, wie Diamanten glühende Augen musterten ihn. Ein plötzlich aufkommender
Gestank irritierte Timmy. Es roch nach verfaultem Fleisch. Die Kreatur vor ihm öffnete den Mund. Dünner Rauch entfuhr seinem Rachen, weiße, scharfe Zähne blitzten. Um Augen und Zähne herum erkannte Timmy Teile grüner, schuppiger Haut. Er war mehr als doppelt so groß wie Timmy selbst
Während sich die Bestie im Kostüm zu ihm wandte, sagte sie mit einer tiefen, röchelnden Stimme: "Hallo Timmy, fein dass du mich besuchen kommst. Ich habe dich erwartet. Und ich freue mich, dass du den Mut gefunden hast, die Wahrheit über mich herauszufinden.
Nicht viele Kinder schaffen das, es gab jedoch schon einige, welche genauso weit waren wie du jetzt, doch die haben es allesamt nicht überlebt."
"Wie bitte?" Timmy war wie hypnotisiert und schien keinerlei Angst zu zeigen.
"Warum haben sie es nicht überlebt?"
"Alle wollten nicht glauben, wie schrecklich ich bin, doch letzten Endes mussten sie ihren Augen trauen und konnten nicht gewinnen gegen mich. Sie waren schwach und ich habe sie alle aufgefressen!"
Timmy schwitzte. Er ging einen Schritt nach vorn. "Weißt du was, Weihnachtsmann?
Du willst mich doch veralbern! Ich kenne dich doch, habe dein Gesicht schon auf hunderten Bildern gesehen, aber niemals sahst du so aus wie jetzt. Weißt du, was ich glaube?" "Nein."
"Du bist nur ein erwachtes Hirngespinst meines Vaters. Ob ich Angst vor dir habe, so wie die anderen Kinder? Na klar, aber..."
Er verstummte. Grüne Hände mit dreckigen, braunen Klauen packten ihn um die Hüften und hoben ihn in die Luft.
"Du glaubst also, du bist stark genug, mich zu überlisten? Dann beweise es. Mal sehen wie weit du damit kommst. Du hast nicht mehr viel Zeit, denn ich werde dich gleich verspeisen!"
"U – U – Und was mu – mu – muss ich dafür tun?" Im schimmernden Licht des Baumes wurde das Maul dieses Biestes immer breiter, sein Schmatzen, Lachen und Zähnefletschen immer lauter.
"Tja, du kleiner Hosenscheißer, das solltest du schon selbst herausfinden."
Timmy überlegte, er konnte sich nicht konzentrieren, da ihn diese Augen völlig ablenkten.
Er schaute hinunter. Tatsächlich. Dieses Wesen da unten hatte kein Gesicht. Nur Augen und Zähne. Timmy fragte sich, was geschehen würde, wenn er ihm die Mütze vom Kopf reißen würde. Dazu war er jetzt nicht in der Lage. Die langen Arme dieses Ungeheuers wirbelten ihn in der Luft herum.
"Viel Zeit hast du nicht mehr, ich muss gleich weiter, doch vorher werde ich dich verschlingen, also entscheide dich!" Der Weihnachtsmann fing an zu brüllen. Timmy bemerkte, wie seine Hüften fester umschnürt wurden, wie sich scharfe Nägel in sein Fleisch betteten.
Timmy musste sich entscheiden. Schließlich wollte er irgendwie weiterleben. Die armen Kinder, die vor ihm so neugierig waren, hatten mit ihrem Leben bezahlt, weil sie so feige waren. Wahrscheinlich weil sie fest an den Weihnachtsmann glaubten, aber im Laufe der Jahre Zweifel hegten, genau wie er dieses Jahr. Und wenn er nun einfach nicht an dieses häßliche, boshafte Vieh glaubte, was ihn in den Armen hielt? Das konnte doch unmöglich der Weihnachtsmann sein. Der echte Weihnachtsmann hat einen weißen Rauschebart und kräftige rote Wangen. Aber dieses Monstrum hier war ganz anders. So wie ihn sein Vater beschrieben hatte. Vielleicht nur eine Einbildung. Genau so musste es sein.
Timmy fasste allen Mut zusammen.
"He, Weihnachtsmann!" "Ja, mein Kind, was hast du zu sagen, bevor deine letzte Stunde schlägt?" "Lass mich bitte erst runter."
"Na gut, aber dann raus mit der Sprache, sonst verschlinge ich dich mit einem Mal!"
Er wurde auf den Teppich gesetzt.
"Und was ist nun, lieber Weihnachtsmann, wenn ich gar nicht an dich glaube. Dich gibt es gar nicht, du bist eine Erfindung meines Vaters, so wie du hier vor mir stehst."
Ein Lachen. "So weit waren sie alle schon. Doch das Entscheidende haben alle vergessen. Du musst es sagen! Sage mir ins Gesicht, dass du nicht an mich glaubst, sage, dass du nicht an die Existenz eines Weihnachtsmannes auf dieser Welt glaubst."
Timmy schwitzte, er zitterte, Träne liefen seine Wangen herab. Die Kreatur im roten Mantel streckte wieder ihre Hände nach Timmy aus, er wurde abermals in die Höhe gezerrt, bis vor die rote Mütze, unter der, in völliger Schwärze, die Augen rot funkelten und diese weißen Zähne vom Speichel, der an ihnen herablief, glänzten.
Timmy schloss die Augen und roch bereits den fauligen Atem des Weihnachtsmannes. Jeden Moment würden seine Zähne ihn in Stücke reißen. Sein kleinen Händchen ballten sich zu Fäusten, er presste die Lippen erst fest aufeinander, dann explodierte seine Mundhöhle förmlich durch den Ausruf, den er machte:
"Ich glaube nicht an den WEIHNACHTSMANN. So etwas gibt es überhaupt nicht!!! Schon gar nicht wenn es so häßlich und böse ist wie du!"
Plötzlich wurde es wärmer. Es roch verbrannt, Rauch stieg auf. Unter Timmy fing etwas Feuer. Es war der Mantel des Weihnachtsmannes. Dieser begann, schrille Schreie auszustoßen, die so gar nicht zu seiner üblichen Tonlage passten. Er fuchtelte mit den Armen herum, Timmy wurde hoch geschleudert, das Monster warf sich auf den Boden und wälzte sich hin und her.
Timmy landete unsanft, der Weihnachtsmann, neben ihm schreiend, hatte sich wieder aufgerichtet und hüpfte fluchend von einem Bein auf das andere. Er schmolz irgendwie. Immer kleiner wurde diese ekelhafte Erscheinung. Die Kluft, die er trug, rutschte in sich zusammen. Seine Stiefel platzten, die Haut an Händen und Füßen warf Blasen, die Schuppen lösten sich auf. Aus seinen Augen verschwand dieses Leuchten, der Mund schloss sich.
Was noch übrig war, von diesem kreischenden Etwas, zusammengesunken in seinem Anzug, reichte Timmy gerade noch bis an die Brust und verbrannte weiter. Timmy schlug die Hände vors Gesicht und als er sie nach einiger Zeit wieder wegnahm, zu dem Zeitpunkt, als die Schreie verstummten, war nur noch ein Haufen Asche da.
Seine Blicke hefteten sich auf den Aschehaufen. Er musste ihn beiseite schaffen. Seine Eltern durften nichts erfahren. Er rannte in die Küche und holte einen Handbesen und die Kehrschaufel. Er kehrte mehrere Male. Die Asche streute er zum Badezimmerfenster hinaus in den Schnee. Bis morgen früh würde sie weg geweht sein.
Als er fertig war, schrubbte er die Ascheflecken so gut wie möglich aus dem Teppich.
Sein Gesicht war verklebt von Rotz und Tränen. Er schaute auf die Wanduhr im Wohnzimmer. 3:00 Uhr. Er löschte die Lichter am Weihnachtsbaum und ging hinauf in sein Zimmer, um weiter zu schlafen. In gut vier Stunden würde er aufstehen. Seine Eltern hatten von all dem Theater nichts mitgekriegt. Gott sei Dank.
In dieser Nacht träumte er nicht mehr und schlief ungestört bis zum Morgen.
Sein Vater weckte ihn um halb acht. "He Timmy, komm hinunter und sieh dir an, was über Nacht passiert ist!" Sein Vater zog ihn förmlich aus dem Bett. Gemeinsam erreichten sie Hand in Hand das Wohnzimmer. Timmys Mutter saß bereits vorm Christbaum. Nun kamen die anderen beiden hinzu. Alles voller Geschenke.
Timmy sah sich um. Keine Spuren mehr von den Ereignissen der Nacht.
Sein Vater fragte: "Hast du wieder geträumt?"
Er nickte bejahend.
"Und wovon, wenn ich fragen darf? Wieder ein Alptraum?"
"Nein, Daddy, zwar kam der Weihnachtsmann darin vor und ich habe mich auch gefürchtet, aber er hat mir nichts angetan, es konnte mir nichts passieren. Dieser Bursche ist wirklich schlimm. Aber jetzt weiß ich wenigstens, dass es ihn wirklich gibt.
Ich glaube an den Weihnachtsmann", sagte Timmy.
Sein Vater lächelte zustimmend und fragte weiter: "War er denn wirklich so grausam, boshaft, stinkend und häßlich, wie mein Vater ihn mir damals beschrieben hat, mein Sohn?"
"Nein, Nein, Nein", entgegnete Timmy, "Er war noch viel schlimmer . . ."
Ende