Die zehn Gebote (und ich)
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An jenem regnerischen Tag, als mein Auto aus der Waschstraße
rollte, läutete mein neues Handy.
Ich bekam Nachricht, dass ich endlich die gebrannten
CDs bekommen sollte. Auf dem Weg zum Fußballstadion
hielt ich kurz an, und nahm sie mit. Die Mannschaft spielte erneut hervorragend
und ich feierte den Sieg mit meinen Freunden im besten Restaurant der Stadt.
Am Tisch gegenüber erstickte ein Pastor
an seinem Essen.
Du sollst den Namen des Herrn nicht missbrauchen!
Letzten Sommer trafen sich in einer gottverlassenen
Gegend sechs Menschen, um den Tod Gottes zu feiern.
Ich wollte eigentlich auch dabei sein.
Um einen morschen Baum bildeten sie einen kleinen
Kreis.
Noch bei den Beerdigungen verfluchten ihre Verwandten
Gott.
Denn nur er allein konnte den tödlichen
Blitz zugelassen haben.
Du sollst den Feiertag heiligen!
Volle sechzehn Tage hatte ich durchgearbeitet.
Verdientermaßen bekam ich eine volle Woche
dafür frei.
Bereits am ersten freien Tag, es war ein Montag,
gönnte ich mir einen ausgiebigen Badeausflug.
Die folgenden Tage vergingen nur sehr langsam
und ich freute mich auf den Samstag. Samstag Nacht fand eine großartige
Party in meinem Lieblingsclub statt.
Nachdem ich am Sonntag-Nachmittag aufgestanden
war, legte ich mit für zwei Stunden in die Wanne.
Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!
Meine Eltern sind daran Schuld, dass
ich auf dieser grauenhaften Erde umherwandeln muss.
Ein Leben voll Hindernissen, Schmerz und Elend.
Ein Leben voller Kriege, Lügen, Hass und
Eifersucht.
Ein Leben auf einem todgeweihten Planeten voller
wahnsinniger Menschen.
Wäre ich doch nie geboren, müsste
ich nicht so sehr nach dem Tod eifern. Ein Scheißleben ist das!
Du sollst nicht töten!
Warum eigentlich nicht?
Bestimmt sind die Grenzen unterschiedlich schwer
passierbar.
Es gibt einige Menschen, die mir in meinem kurzen
Leben begegnet sind, die es verdient hätten zu sterben.
Sie haben mich so sehr verletzt, dass mein Hass
schon seinen Passierschein bereit hält.
Wenn nicht die peinliche Angst vor der Strafe
des Volkes wäre, würde wohl mein Verstand ihn nicht mehr zurückhalten.
Du sollst nicht ehebrechen!
Sieben Monate nach meiner Hochzeit begegnete ich einer alten Schulfreundin. Wir verabredeten uns, da wir beide viel zu erzählen hatten. Meine Frau war nicht dabei. Meine alte Freundin war pünktlich und direkt. Ohne etwas bestellt zu haben verschwanden wir wieder aus dem Cafe´. Sie nahm mich mit zu ihr. Wir fielen wie Tiere übereinander her und ich schwöre, bei allem was mir heilig ist, so guten Sex hatte ich noch nie zuvor. Seither treffen wir uns nur noch sehr selten.
Du sollst nicht stehlen!
Ach, was soll ich sagen? Materielle Dinge habe ich nie mitgehen lassen. Allerdings gibt es da einige Frauen, an die ich manchmal denken muss. Meist erinnere ich mich nicht mal mehr an deren Namen. Nur sehr selten hatte ich damals bemerkt, was ich tat. Viel zu selten ließen sie mich wissen, dass ich ihre Herzen gestohlen hatte. Sei´s drum.
Du sollst nicht falsch Zeugnis reden, wider deines Nächsten!
Als ich vor Jahren mit einem Freund auf einer Südseeinsel
Urlaub machte, geschah das Unglaubliche.
Mit Rucksäcken wanderten wir auf den Gipfel
des Berges zu.
In der zweiten Nacht schliefen wir in einem
idyllischen Dorf der Einheimischen. Am nächsten Morgen wurden wir von einer
aufgebrachten Meute geweckt. Die jüngste Tochter des Häuptling wurde
geschändet und getötet.
Um mein Leben zu retten beschuldigte ich meinen
Weggefährten.
Tage später flog ich alleine nach Hause
zurück.
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus!
Drei lange Jahre lebte ich in meiner kleinen Wohnung im vierten Stock eines schönen Hauses. Leider gab es keinen Aufzug. Kurz nach meinem Einzug freundete ich mich mit der einsamen alten Dame aus der Parterrewohnung an. Ihre Wohnung war beinahe doppelt so groß, wie die meinige. Die 83-jährige Frau freute sich sehr über meine Besuche und lebte richtiggehend auf, wenn ich bei ihr war. Ich überredete sie zu einem Testament in dem ich als Erbe ihrer Wohnung eingetragen wurde. Von da an ließ ich sie alleine und nur wenige Wochen später verstarb sie.
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib!
Ihre langen glatten Haare waren schwarz wie Ebenholz.
Ihre blauen Augen entfachten ein loderndes Feuer
in mir.
Ihr freundliches Lächeln machte mich unbekümmert.
Ihre erotische Stimme erzeugte die schönsten
Tagträume.
Ihr herrlicher Busen machte klares Denken unmöglich.
Ihr verführerischer Duft lockte mich stets
in ihre Nähe.
Ihr wohlgeformter Hintern bot eine sündhafte
Versuchung.
Ihren Ehemann kannte ich schon viele Jahre lang.
Ihre weichen Lippen schmeckten süß
wie Honig.