Königin im Exil

Originalverlag: Tor Books, New York 2013
Autoren: George R.R. Martin, Gardner Dozois
Übersetzung. Andreas Helweg, Karin König, Barbara Schnell und Wolfgang Thon
Hardcover, 1120 Seiten
ISBN: 978-3-7341-6012-7
€ 16,99 [D] | € 17,50 [A] | CHF 22,90
Verlag: Blanvalet
Kurzbeschreibung
Gefährliche Frauen aller Art – Kriegerinnen, Königinnen, Zauberinnen und viele mehr – sind das Thema dieser spannenden Anthologie. Sie enthält 21 bislang unveröffentlichte Erzählungen von Bestsellerautoren wie Joe Abercrombie, Brandon Sanderson und Diana Gabaldon – die eine brandneue Outlander-Story beisteuert. Kernstück und Höhepunkt dieser Sammlung ist ein Kurzroman aus der Feder von George R.R. Martin über den »Tanz der Drachen«, jenen großen Bürgerkrieg, an dem der Kontinent Westeros zweihundert Jahre vor den Ereignissen in der Saga Das Lied von Eis und Feuer beinahe zerbrochen wäre.
Meine Meinung:
Im Moment fällt es mir sehr schwer an etwas vorbeizulaufen, dass etwas mit „Game of Thrones“ zu tun hat. Ich habe, neben den Romanen, Figuren, Brettspiele, Computerspiele und Rollenspielregelwerke von und über „Das Lied von Eis und Feuer“ von George R.R. Martin.Es ist also nicht verwunderlich, dass auch eine Kurzgeschichtensammlung mit einer Kurzgeschichte von George R.R. Martin den Weg zu mir gefunden hat.
„Königin im Exil“ heißt der Titel der Kurzgeschichtensammlung, die von George R.R. Martin und Gardner Dozois herausgegeben wurde. In Deutschland wurde das Mammutwerk mit 21 Kurzgeschichten bekannter Autoren auf mehr als 1100 Seiten von gleich vier Übersetzern und Blanvalet dem deutschen Lesepublikum nähergebracht. Der Titel ist gleichzeitig Programm, handeln alle Kurzgeschichten doch offensichtlich und manchmal weniger offensichtlich von starken Frauen fernab ihrer Heimat.
Mit einem Blick auf starke Frauen in der Geschichte und auch aktuell, begrüßt uns Gardner Dozois in seiner Einleitung und macht damit deutlich, wie unsinnig doch das Denken sei, dass Frauen das schwache Geschlecht sind. Damit werden die Erwartungen an die Frauen in den Kurzgeschichten ziemlich hochgeschraubt.
Auf alle Kurzgeschichten einzugehen würde jetzt jeden Rahmen sprengen, also werde ich nur auf die eingehen, die mir, positiv oder negativ im Gedächtnis haften geblieben sind. Mit letzteres möchte ich anfangen, da bin ich schnell mit durch, denn so wirklich negativ ist mir keine in Erinnerung geblieben, allein die ersten beiden konnte mich nicht so sehr mitreißen, was aber weder an den Autoren noch an deren Schreibstil lag, die Protagonistin und die Genres, waren einfach nicht meins gewesen.
Besonders gefallen haben mir Jim Butchers, Brandon Sandersons, Sharon Kay Penmans, Caroline Spectors und George R.R. Martins Kurzgeschichte gefallen.
Jim Butcher entführt uns in seine Harry Dresden Universum, wobei Harry gar nicht auftaucht, sondern seine Schülerin Molly Carpenter. Molly übernimmt nach Harrys Tod einen Auftrag für einen Vampir und muss in eine Löwenhöhle die es wirklich in sich hat. Molly ist eine tolle Protagonistin und die Geschichte ein Sammelsurium an tollen Sprüchen und Hintergrundinformationen zu Butchers toller Welt.
Brandon Sanderson entführt uns in eine fantastische Welt, in der Blut, dass nicht mir Silber vergossen wird, böse Wesen anlockt. Hier ist ein Kopfgeldjäger, der beste seiner Zunft, auf der Spur eines neuen Opfers und muss dabei Freund und Feind gleichermaßen im Auge behalten, denn es geht um eine Menge Geld. Eine interessante Welt mit tollen Protagonisten und Antagonisten. Diese Kurzgeschichte hätte auch ein ganzes Buch füllen können.
Historisch wird es bei Sharon Kay Penman, die uns ins Sizilien des 12. Jahrhunderts entführt und uns einer der starken Frauen der Geschichte, Konstanze de Hauteville, die Ehefrau von Heinrich VI., vorstellt und ihren steinigen Weg zum Thron, der ihr Geburtsrecht ist, beschreibt. Toll geschrieben und historisch so korrekt, wie es denn eben möglich ist.
Caroline Spector widmet sich dann den Superhelden, den Assen, wie sie auch genannt werden. Bubbles, ein Model, deren Superkraft es ist, durch Wunden, Prellungen und anderen schmerzenden Aktionen, an Körpermasse zuzulegen und diese dann in Blasen mit kinetische Energie umzuwandeln. Genau diese Kraft ist äußerst nützlich, als eine gute Freundin von ihr, ihre Kraft Zombies zu erschaffen und zu kontrollieren verliert und plötzlich ein anderer eben dies in New Orleans macht. Bubbles ist gezwungen ihr Kind zu beschützen und gleichzeitig eine graue Eminenz im Hintergrund zu enttarnen. Gar nicht so einfach. Ich mag Bubbles schon seit den ersten Romane über die Asse und habe mich sehr gefreut, dass ihr eine Kurzgeschichte gewidmet ist. Diese ist spannend geschrieben und macht definitiv Lust auf mehr.
Die letzte Kurzgeschichte, „Die Prinzessin und die Königin oder die Schwarzen und die Grünen“, von George R.R. Martin führt uns in die Historie Westeros', in eine Zeit, in der die Drachen noch flogen und mittels dieser feuerspeienden Monster Schlachten entschieden wurden, in die Zeit des Drachentanzes, also die Jahre 129 bis 131 n.A.E.. Diese Jahre sind entscheidend für die Targaryen, wird hier doch der Grundstein gelegt für spätere Erfolge der anderen Häuser und für den Untergang des Hauses Targaryen. Wie es dazu kommt, erzählt die Geschichte über zwei konkurrierende Linien des Hauses, die der Halbgeschwister Rhaenyra und Aegon, und den Hass zweier Frauen. Eine interessante Geschichte mit ebenso interessanten Protagonisten in der aktuell wohl beliebtesten Fantasywelt. Danke dafür.
Meine sehr positiven und die leicht negativen Eindrücke habe ich nun schon wiedergegeben, kurz zu den anderen vierzehn Kurzgeschichten: Gelungene kurzweilige Unterhaltung auf hohem Niveau. Die Übersetzer haben hier gute Arbeit geleistet und jedem Autoren seine Ausdrucksweise beibehalten, das gelingt nicht immer und schon gar nicht bei Kurzgeschichtensammlungen.
Auch die handwerklichen Elemente, Lektorat und Korrektorat und Buchbindung, können überzeugen und somit liegt hier ein wirklich tolles Buch vor.
Fazit:
Starke Frauen in unterschiedlichen Welten und Epochen, das wird versprochen und das wird auch gehalten, wenn 21 hervorragende Autoren zusammen eine Kurzgeschichtensammlung schreiben. Dementsprechend ist „Königin im Exil“ ein wirklich gelungenes Buch, dass sicherlich einigend er Autoren neue Fans bescheren wird. Ich freue mich auf alle Fälle über ein paar neue Tipps.