Friedhof der Kuscheltiere
Ende der 80er wird einer der beeindruckendsten Horrorfilme gedreht, dessen Erfolgsgeheimnis darin liegt, dass er sich sehr eng an den Roman hält.
Arzt Louis Creed und Gattin Rachel ziehen mit Tochter Elly und Junior Cage in ein nettes Landhaus – einziger Wermutstropfen: Es liegt an einer gefährlichen Straße, auf der bald darauf Church, der Kater der Familie, ums Leben kommt. Louis’ väterlich gesinnter Nachbar Jud lässt das Kuscheltier wieder lebendig werden, indem er gemeinsam mit dem verwirrten Louis den toten Kater auf dem angrenzenden Tierfriedhof vergräbt. Dem Mäusetöter geht es kurz darauf zwar wieder recht gut, aber er hat sich verändert und ist bösartig geworden. Als in Folge auch das geliebte Familien-Nesthäkchen Cage einen tödlichen Unfall erleidet, denkt Louis erneut über den Tierfriedhof nach…
Was die schauspielerischen Leistungen betrifft, so ragt zwar niemand besonders hervor, aber es fällt auch keiner negativ auf. Die Familie Creed hat in der Geschichte als Kollektiv zu bestehen, da würden individuelle Einzelleistungen nicht passen. Auch die Kinderdarsteller machen ihre Sache ordentlich, was nicht selbstverständlich ist. Erwähnenswert ist noch, dass King in einem Kurzauftritt einen gütigen Priester spielt, was einen prächtiger Insider-Gag darstellt. Ein bisschen stört die Neben-Episode mit dem toten Patienten, der Louis in seinen Visionen des öfteren erscheint und eindringlich vor dem Tierfriedhof warnt.
Das grausige Finale hält sich besonders eng an die Romanvorlage und wird sogar noch deutlicher. Da man mit den Figuren warm geworden ist, kann das den emotional beteiligten Zuschauer heftig treffen und funktioniert bestens nach dem Prinzip: "He, willst du was sehen? Es ist toll!" Auf diese Weise nimmt King den Leser oder Zuschauer bei der Hand und führt ihn schließlich in eine dunkle Ecke, wie er es selbst ausdrückt….
Im Unterschied zum Buch wird zwar auf die Figur der Norma, Juds Frau, verzichtet, aber das ist zu verschmerzen. Leider geht die Angst Rachels vor dem Tod etwas unter, was im Buch besser zur Geltung kommt. Die vielleicht besten Szenen des Buches – die Gedankenspiele von Louis bezüglich der Rückkehr seines toten Sohnes – sind natürlich schwierig ins Filmische zu übertragen. Punkten kann der Film mit der im guten Sinne – so makaber es klingt – vielleicht grausigsten Einstellung, die den Tod – und auch den zweiten Tod - des kleinen Cage zeigt, was im Buch in beiden Fällen nur andeutungsweise auf jeweils einer halben Seite rüber kommt. Hier hat der Film die Nase vorne.
Auch die Musik unterstreicht die dramatischen Dimensionen wirkungsvoll, so dass man hier wirklich von einem echten Genre-Klassiker sprechen muss. Nur der Nachfolger konnte trotz einer eigenständigen Geschichte und trotz Verwendung der gleichen Regisseurin nicht so richtig mithalten – kein Wunder, spielte doch hier nur noch der Name Kings eine Rolle. Der Erstling jedenfalls ist eine Offenbarung des Horror-Genres im positiven Sinne und dem Buch ebenbürtig.
Wertung 8 von 10