Sabine Thiesler
Versunken

ISBN: 978-3-453-26807-4
€ 19,99 [D] | € 20,60 [A] | CHF 28,50
(* empf. VK-Preis)
Verlag: Heyne
Kurzbeschreibung
Töte deinen Nächsten – und rette dich selbst!
Malte ist auf der Flucht. Er wird wegen Mordes gesucht, hat keine Papiere, kein Geld, kein Zuhause und keine Freunde. Im Hafen von Nizza lernt er durch Zufall Werner kennen, der mit seiner Luxusyacht im Mittelmeer Urlaub macht. Werner bietet ihm an, mit ihm zusammen nach Korsika überzusetzen. Sein Schiff ist ein Traum. Ein Traum, für den es sich zu töten lohnt . . .
Die schönsten Wochen des Jahres verbringt das deutsche Ehepaar Werner und Vivian Faenzi stets auf seiner Yacht im Mittelmeer. Nur diesen Sommer muss Vivian die Reise in Nizza aus beruflichen Gründen für zwei Wochen unterbrechen. Werner möchte nach Korsika, aber ihm graut ein wenig vor der langen nächtlichen Überfahrt allein auf See. Durch Zufall trifft er den sympathischen deutschen Seemann Malte, der auch nach Korsika will. Gemeinsam fahren sie los. Was Werner nicht weiß: Vor Kurzem hat Malte einen Menschen umgebracht und ist auf der Flucht. Nun wittert er die große Chance einer ganz neuen Existenz auf diesem prachtvollen Schiff. Dabei stört eigentlich nur Werner. Und Vivian. Und jeder, der ihm sonst in die Quere kommt. Darunter auch die Marescialla Manuela Sentini und Commissario Donato Neri, der den Sommer über auf der Insel Elba stationiert ist.
Meine Meinung:
Sabine Thieslers neuer Roman ist überraschend anders, als man es sich beim Lesen des Klappentextes vorstellt.
Neben dem Ehepaar Werner und Vivian Faenzi berichten verschiedene Erzählstränge parallel auch von anderen, für den Roman relevanten Personen. Zum Beispiel die deutschen Backpacker Hannah und Leonie und Commissario Donato Neri und seine Familie. Der allwissende Erzähler lässt den Leser so alle kennenlernen, bevor sich deren Wege kreuzen.
Ebenfalls bekommt man viel Hintergrundwissen zu Malte, dem Antagonist. Ein furchtbarer Verlust seiner Eltern gepaart mit Schikanen seiner Tante, bei der er letztendlich aufwuchs, verschaffen ihm keineswegs eine leichte Kindheit. Er wird malträtiert und gedemütigt, bis er den Ausbruch wagt. Und schafft. Seine Liebe zieht ihn zum Meer und bleibt ihm stets treu.
Dennoch sind teilweise sehr langwierige Passagen vorhanden, die das Lesen stocken lassen. Viele Informationen, die interessanter werden, werden von Nichtigkeiten überdeckt.
Auch die Personen selbst sind, bis auf den Antagonisten, sehr oberflächlich bearbeitet. Man weiß zum Beispiel kaum etwas über den ermittelnden Polizisten Donato Neri. Auch seine Kollegin, dessen Leben erst gegen Ende ein wenig aufgedeckt wird, ist keine in Erinnerung bleibende Persönlichkeit.
Leider scheinen die Protagonisten und Nebenfiguren deshalb teilweise transparent.
Und auch ist es schwierig, bei irgendeiner der Figuren wenigstens eine gewisse Sympathie zu entwickeln. Das habe ich an dem Roman sehr vermisst. Die Schicksalsschläge mancher Figuren gehen einem nicht nahe. Der Bezug und die Beziehung fehlen.
Eine andere Sache sind die italienischen Ausdrücke. Ich selbst spreche ein wenig italienisch und doch war mir nicht klar, welche Rolle jetzt genau ein Marescialla oder ein Commissario in der italienischen Polizeihierarchie einnehmen. Auch andere Begriffe machen stutzig.
Positiv ist allerdings der Sprachstil von Thiesler. Sie hat einen sehr angenehmen Wortschatz, der auf eine intellektuelle und angenehme Größe schließen lässt. Auch schreibt sie sehr angenehm und ruhig. Der Leser kann die Sympathie zu den einzelnen Inseln unglaublich gut spüren, die Thiesler vermittelt. Und auch die Kenntnisse über die Landschaft, Italien und vor allem das Meer und die Schifffahrten. Man merkt, dass hier ein sehr gutes Hintergrund wissen vorhanden ist und genau das macht zumindest diesen Teil des Buches authentisch. Auch ist es sehr interessant, dass sie die Aversion von Einwohnern gegenüber (deutschen) Touristen mit einfließen lässt. So sieht man einmal solch einen Krimi von Seiten anderer Länder.
Fazit:
Insgesamt war das Buch interessant zu lesen, allerdings ließ der Klappentext Erwartungen aufkeimen, die sich letztendlich nicht bestätigt hatten. Auch war die Leselust durch die fehlende Sympathieperson beeinträchtigt.
Trotz allem war es kein Fehler, das Buch gelesen zu haben.
Wertung:
3 von 5 versunkenen Sternen