Stephen King
Susannah
Buchrezension von David Richter für literaturportal.org
Gedankenverloren hält man dieses Buch in den Händen. Es ist, als wenn man als Leser von einem guten Freund, ja für manche ein wahrer Begleiter im Leben, langsam aber sicher Abschied nehmen würde.
Die "Dunkle Turm"-Reihe, Stephen Kings Lebenswerk, nähert sich nach über 20 Jahren literarischer Evolution unaufhaltsam ihrem Höhepunkt entgegen. Der endgültige siebte und letzte Band soll dieses Jahr erscheinen und den charakteristischen Namen "Der Turm" tragen. Doch bevor es soweit ist, tauchen wir in den "Song" von Susannah ein und lassen uns von den Klängen bezaubern…
Die Story: Die Zeit läuft Roland von Gilead und seinen Freunden davon als ein Balken des Turmes einstürzt. Susannah Dean, von Mia gelenkt, befindet sich in New York der Neuzeit und versucht hochschwanger Sayre zu erreichen, um von seinen Schergen ihr Kind zur Welt zu kriegen. Während sich Jack und das neue Mitglied Callahan auf dem Weg machen, um Susannah alias Mia rechtzeitig abzufangen, begeben sich Eddie und Roland zu dem Buchhändler Calvin Tower, um ihn zur Übergabe seines Grundstückes zu überreden, auf dem die wichtige Rose steht. Unterwegs treffen sie auf ihren Schöpfer…
"Susannah" setzt ganz klar auf direkte Handlung. Wo noch im Vorgänger "Wolfsmond" munter auf Dutzenden von Seiten wortwörtlich "palavert" wurde, beschränken sich die Gespräche in Band VI auf das Wichtigste – vielleicht daher auch "nur" die rund 500 Seiten. Das angewandte Prinzip der geteilten Handlungsstränge (Eddie-Roland, Susannah-Mia, Jack-Callahan) schafft eine vielseitige und lebendige Atmosphäre, die dem Roman sehr gut tut. "Susannah" wird zu einem wahren "Durchlese"-Roman, an dem der Leser im wahrsten Sinne des Wortes gefesselt wird. Der immer noch sehr beeindruckende Schreibstil von Stephen King erfreut nicht nur ungemein, sondern schafft auch ein starkes Grundgerüst für ein "fließendes Lesen".
Wie erwähnt scheint auch die Figur des Pater Callahans (bekannt aus den Stephen King Romanen: "Brennen muss Salem!" und "Wolfsmond") endgültig zu einem eingeschworenen Mitglied des Ka-Tets avanciert zu sein. Sein Auftauchen im Vorgängerband überraschte doch stark die Fangemeinde und sorgte, auch nicht zuletzt durch das Auftauchen des Begriffs "Schöpfer", für viele Spekulationen.
Sehr interessant ist das -wenn auch nur kurze- Auftauchen des "Bösewichts" Sayre, den King-Fans ebenfalls schon aus "Brennen muss Salem!" bestens kennen. Fast nebenbei erhält der Leser auch einen kleinen Einblick in die Welt und das Aussehen der Wesen des "Scharlachroten Königs". Leider wird dieser Einblick erst im "Finish" des Romans gewährt und das Ende wirkt doch etwas überstürzt. So erhalten auch im vorletzten Roman der "Scharlachrote König" und seine Schergen eine Nebenrolle. Offenbar hebt sich Stephen King sehr viele Informationen für seinen großen Abschlussroman auf.
Auch Mias Rolle wird viel stärker beleuchtet als noch in "Wolfsmond" und der Leser kann sich selbst den Hintergrund von der selbsternannten "Niemandstochter" porträtieren. Schließlich wäre da noch der "Schöpfer" selbst, dessen Erscheinen und Aktionen öfters zum Schmunzeln einladen.
Fazit: Mit "Susannah" ist Stephen King zweifelsohne ein guter Roman gelungen. Geschickt hält er, auch noch kurz vor dem Abschluss des Epos, die Begriffe "Dunkler Turm" und "Scharlachroter König" im Schatten. Das mag auf den ersten Blick etwas frustrieren, schürt aber zugleich die Spannung und Vorfreude auf "Der Turm".
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