Demi-Monde
Welt außer Kontrolle 2

Originalverlag: Quercus
Übersetzung Jean-Paul Ziller
Paperback, Klappenbroschur, 608 Seiten
Genre: SciFi-Thriller
Publikationsjahr: 2013
Umschlaggestaltung: Rod Rees und Nigel Robinson
ISBN: 978-3-442-47568-1
€ 12,99 [D] | € 13,40 [A] | CHF 18,90*
(* empf. VK-Preis)
Kurzbeschreibung
Eine Computer-Simulation außer Kontrolle, der gefährliche Plan eines Professors und eine junge Frau mit einem geheimnisvollen Erbe ...
Demi-Monde ist eine Computer-Simulation, die programmiert wurde, um Soldaten auf alle Eventualitäten eines Krieges vorzu bereiten. Das denkt die amerikanische Regierung. Tatsächlich steckt aber ein Professor dahinter, der einen weitaus verhängnisvolleren Plan verfolgt. Nur Ella Thomas, die in die Demi-Monde eingeschleust wurde, um die Tochter des Präsidenten zu retten, scheint ihn noch vereiteln zu können. Aber auch sie vermag nicht, den Professor davon abzuhalten, nicht nur die virtuelle, sondern auch die reale Welt in große Gefahr zu bringen …
Meine Meinung:
Rod Rees hat mit seiner Demi Monde eine erschreckende Vision einer Computer-Simulation geschaffen, die mit den bösesten Personen der menschlichen Geschichte gefüllt ist und eigentlich als Spielplatz für Soldaten zu Übungszwecken konzipiert worden war. Leider ging das schief und die Soldaten stellten fest, dass auf ihrem Spielplatz größere Gegner warteten und die Soldaten selbst bald nur noch ein Spielball waren. Genau in diese Computersimulation wurde die Tochter des Präsidenten, Norma, gelockt und schlussendlich durch die Tochter von Reinhard Heydrich in der realen Welt ersetzt. Norma, ihre Retterin, Ella, und deren neue Freunde, unter anderem Vanka, blieben in der Demi Monde zurück.
Damit endete der gelungene Auftakt der Demi Monde-Reihe von Rod Rees und genau mit dieser Ausgangssituation beginnt auch der zweite Band, der beim Goldmann Verlag erschienen ist und den Titel „Der Widerstand“ trägt. Dieser macht eigentlich schon durch den Titel deutlich, worum es darin geht, ganz anders beim englischen Original, „Spring“ (Frühling), weshalb ich wieder einmal sagen muss, dass man ruhig den Originaltitel übersetzen und nicht eine Neuschöpfung vornehmen sollte.
Der Inhalt des Buches ist alles andere als einfach erzählt. Zuerst einmal gilt es deutlich zu machen, dass es zwei Ebenen gibt, die reale Welt und die Demi Monde.
In der reale Welt treibt Aaliz Heydrich in Normas Körper ihr Unwesen und gründet eine neue religiöse Gruppierung, die ihrem Vater den Weg in die reale Welt eben soll. Schnell erkennt man, dass sie und ihr Vater in der realen Welt Helfer haben, denn ganz ohne Hilfe hätte Aaliz keine Chance.
In der Demi Monde gelingt es Ella und Vanka mit Hilfe von Burlesque recht schnell, Norma zu befreien, allerdings stellt sich bald die Frage, wohin sie überhaupt fliehen sollen, denn das Fourth Reich unter der Führung von Heydrich hat seine Fühler in alle Richtungen ausgestreckt und die Macht über die Demi Monde fast in Händen. Natürlich gibt es überall Widerstandskämpfer. Die Warschauer kämpfen noch und auch einige Frauen in Paris wehren sich gegen den Einfluss der Soldaten des Fourth Reich. Stabil hingegen stehen Venedig und Coven. Das erste Ziel ist aber Paris im Quartier Chaud. Dort wird Ella gefangen genommen und gelangt in die Hände vom Marquis de Sade, der sich der jungen Frau annimmt und diese mittels Folter für immer verwandelt. Ella ist fortan der düstere Messias und wendet sich von ihren Freunden ab. Diese müssen sich fortan ohne Ella gegen die bösen Mächte der Demi Monde zur Wehr setzen, schließen aber bald neue Freundschaften und erkennen ihr eigenes Potential, insbesondere Norma, die ihr Gesicht, das sie mit Aaliz Heydrich gemeinsam hat endlich sinnvoll einsetzt.
„Der Widerstand“ hat einige gute Stellen, insbesondere Aaliz, als toller Antagonist, Norma und die neue Figur Odette machen diese Stellen aus. Weniger gelungen, und deshalb ist das Buch alles in allem auch nur Durchschnitt, ist der Wandel Ellas, der nicht nur völlig übertrieben sondern auch irgendwie völlig aus dem Kontext des ersten Buches gerissen ist. Dazu der neue Antagonist de Sade, bei dem man denkt, das der Autor nur mal kurz Wikipedia durchforstet hat und die anderen neuen Figuren, die ebenso flach daherkommen, wie auch die vorhersehbare Geschichte. Wirklich Schade, denn die Reihe hatte viel Potential, was dadurch verspielt wird. Auch die kreativen Schreibweisen bestimmter politischer Richtungen oder Religionen in der Demi Monde verflacht in diesem Buch. Gelungen ist aber die Übersetzung, mit Ausnahme des Untertitels. Hoffentlich wird der nächste Band besser, denn zumindest einer muss noch kommen.
Fazit:
EIN guter neuer Charakter und EIN sich ins positive Wandelnder stehen einigen weniger gelungenen Figuren und einem total gewandelten, leider im negativen Sinne, Protagonisten gegenüber. Das macht dieses Buch hauptsächlich aus. Dazu eine uninspirierte vorhersehbare Geschichte. Das viele Lob nach dem Genuss des ersten Bandes kann nicht wiederholt werden, aber die Hoffnung auf einen guten dritten Band bleibt.