
Übersetzung: Uta Hege
Softcover, Publikationsjahr: 2012
€ 9,99 [D], € 10,30 [A], sFr 13,90
ISBN-13: 9783548284620
Verlag: Ullstein Buchverlag
Kurzbeschreibung
... eine Hand: direkt neben meinem Fuß auf dem dunklen Gehweg. Sie war klein und lag geöffnet da, als warte sie darauf, dass irgendein Passant ihr ein paar Münzen gab ...
In den Straßen Londons treibt ein brutaler Killer sein Unwesen. Er tötet junge Frauen. Sein Markenzeichen: Er ritzt blutige Kreuze in die Haut seiner Beute. Sie könnte sein nächstes Opfer sein: Alice Quentin, Psychologin im Dienste der Polizei. Die Jägerin wird zur Gejagten. Erst gerät ihr Bruder unter Verdacht, dann verschwindet ihre Freundin. Und bald beherrscht Alice nur noch ein Gedanke: Er wird mich nicht bekommen.
Meine Meinung:
Thriller, ein Genre, blutiger als Krimis aber nicht so schlimm, wie Horrorliteratur, wobei die Grenze da nicht immer so genau gezogen wird, denn einige Thriller haben es schon in sich. Wahrscheinlich ist das Genre deswegen auch nicht immer für alle Leser etwas, insbesondere wenn Kinder oder Frauen die Opfer von viel zu realen Tätern in Geschichten sind, die auf wahren Begebenheiten beruhen.
Die Autorin und Literaturwissenschaftlerin Kate Rhodes hat sich für den Auftakt ihrer Serie um eine Kriminalpsychologin gegen einen realen Fall entschieden und sich lieber auf ihre Fantasie verlassen, die ist aber nicht weniger brutal. „Im Totengarten“ lautet der Titel des ersten Romans der Serie und dieser ist in Deutschland bei Ullstein erschienen. Die Hauptfigur ist die Psychologin Alice Quentin, die mit sich selbst und ihren Patienten genug zu tun hat und die mit der Pflicht die Polizei bei ihren Ermittlungen zu unterstützen so gar nicht einverstanden ist.
Genau diese Ermittlungen führen dazu, dass Alice es nicht nur mit einem Serienmörder zu tun bekommt, sondern auch noch stärker mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird als ihr lieb ist. Mit ihrer Vergangenheit aber insbesondere mit der Protagonistin der Serie steigt das Buch auch ein und stellt diese und ihren Familie in Selbstreflexion vor, bevor ein Serienmörder sie als seine Lieblingszeugin und mögliches zukünftiges Opfer auswählt. Bis es aber zum Schlimmsten kommt, erfahren wir über Alice, dass ihre Kindheit alles andere als rosig war und ihre Vater sie und ihre Mutter regelmäßig geschlagen hat, während ihr Bruder zusehen musste. Dies und vor allen Dingen die Drogen führten bei ihrem Bruder dazu, dass er nicht mehr ganz er selbst ist. Alice hingegen ist nach außen stark und nur im Inneren verletzlich, müsste aber selbst auch einen Psychologen aufsuchen, damit sie ihre Ängste endlich überwinden kann. Gerade diese Stärke ist es aber, die sie zum idealen Zeugen und noch besseren Opfer macht. So denkt zumindest der Serienmörder, der einem Serienmörderpaar nacheifert, das vor Jahren eine ganze Reihe von jungen Mädchen gefoltert, vergewaltigt und schließlich getötet hatte. Es gibt viele Verdächtige, unter anderem ein frisch entlassender Freund der beiden Serienmörder und Alices Bruder, der sich nicht nur wegen der Drogen merkwürdig verhält. Der Serienmörder spielt unterdessen weiter seine Spielchen mit Alice und der Polizei und ist dabei allen immer einen Schritt voraus und plant raffiniert und gleichzeitig wahnsinnig sein weiteres vorgehen, bei dem Alice, ihre Familie und ihre Freunde ins direkte Fadenkreuz rücken.
Klingt spannend und der Thriller hat auch durchaus seine spannenden und gruselige Momente, insbesondere, wenn der Serienmörder zuschlägt, und wird dem Genre auch gerecht ohne zu sehr ins Horrorgenre überzugehen. Die zwei größten Schwächen des Romans sind aber die Protagonistin und die Erzählform. Die Hintergrundgeschichte der Protagonistin ist dabei noch gelungen und macht die Figur zu einer zerbrechlichen Frau, die sich eigentlich nach nichts mehr sehnt als nach einer starken Brust zum Anlehnen und die doch gleichzeitig Angst vor einer zu engen Bindung hat. Was dann aber zum Verdrehen der Augen führt, ist ihr absolut irrationales Verhalten. Anstatt aus Fehlern zu lernen, wiederholt sie diese immer wieder, bis dieses Verhalten, wie könnte es auch anders sein, schließlich zu ihrem Verhängnis führt. Runder Hintergrund, flache und schlechte Entwicklung der Figur, genau das ist auch der Grund, wieso es nur wenige spannende Moment gibt. Die Figur nimmt einfach durch ihr Verhalten vorweg das etwas passieren wird. Genau dies führt aber auch zur zweiten Schwäche. Da die Figur so flach ist, nervt sie auch und da das Buch aus ihrer Sicht in der Ich-Erzähler-Perspektive geschrieben ist, kann man ihr zu keinem Zeitpunkt entkommen und andere Figuren der Erzählung genießen. Was normalerweise gut ist, weil man eben nur eine Perspektive geboten bekommt und deswegen nur soviel weiß wie der Protagonist, führt aufgrund der Figur selbst dazu, dass man diesen Erzählstil bald verflucht und sich wünscht, dass bald eine andere Figur die Geschichte weitererzählt, weil die Protagonistin ihrer eigenen Dummheit zum Opfer fiel. Das passiert aber nicht und genau deshalb ist der sonst gute Erzählstil, insbesondere für einen Thriller, hier leider nicht erfolgreich. Da auch die anderen Figuren nicht wirklich überzeugen können, allerhöchstens noch der Bruder der Protagonistin, mit seinen Psychosen und Problemen, werde ich definitiv auf den zweiten Band der Serie verzichten und überlasse das Rezensieren jemand anderem.
Fazit:
„Im Totengarten,“ der erste Thriller von Kate Rhodes und der erste Thriller der Alice Quentin-Serie, ist auch mein letzter Thriller der Reihe, den ich lesen werden. Die Protagonistin entwickelt sich weder logisch, noch schafft sie es mittels ihrer Ich-Erzählperspektive dauerhaft Spannung zu erzeugen. Da die anderen Figuren auch blass bleiben und nur das Morden selbst irgendwie interessant ist, empfehle ich auf eine andere Hauptfigur von der selben Autorin zu warten und zu hoffen, dass diese etwas runder ist.