Allerlei Geschichten vom Tod
Rezension © 2024 by Ute Spangenmacher
für BookOla.de

Taschenbuch, 198 Seiten
Illustrationen: Maximiliane Spieß
Ersterscheinung: 1. März 2024
ISBN: 978-3948887636
Kurzbeschreibung
Wenn man diesen Erzählband aufschlägt, um sich dem Tod mithilfe von Christian von Asters Erzählungen anzunähern, spürt man schnell, wie sich der Herr Autor mit jeder Geschichte auf einen neuen Tanz einlässt, um ihren Rhythmus, ihren Herzschlag zu erspüren und dem Thema in jeder von ihnen einen neuen Raum zu eröffnen. Am Ende stehen fünfzehn Texte, die, mal von der Tätigkeit des Autoren als Trauerredner, mal von der als Satiriker geprägt, zwischen Zärtlichkeit, Poesie, schwarzem Humor und dem Unaussprechlichen immer in Zwiesprache mit der mystisch morbiden Symbol- und Formensprache der Illustrationen treten, die Maximiliane Spieß eigens für diese Sammlung erstellt hat. Und so ist dieses Buch am Ende nicht weniger als ein ebenso vielseitiger wie vergnüglicher Spaziergang mit dem Tod…
Meine Meinung:
Bei diesen 15 Geschichten fällt es einem schwer, sich zu entscheiden, welche da wohl die Beste sein könnte. Aber sie sind auch jede für sich einzigartig und so muss man sich gar nicht entscheiden.
Von Büchern, auf denen Katzen liegen:
Diese Geschichte geht so ans Herz. Genau das Richtige für Buchliebhaber. Denn wir wissen es doch alle: es gibt für jeden das einzig richtige Buch!
Sonne & Mehr:
Was tut der Sensenmann, wenn er sich einen Altersruhesitz sucht? Er geht ins Reisebüro!
Okay, klingt merkwürdig, ist es auch. Aber die Geschichte ist so extrem nah an der Realität, dass es schon beängstigend ist. Und dann noch dieser tiefschwarze Humor dazu, herrlich!
Die Nacht, als der Tod Herr Neng besucht:
Der alte Kaufmann will nicht sterben und versucht, den Tod auszutricksen. Auch sehr genial!
Pressunto:
Ein Paar, das sich liebt, oder auch nicht. Das miteinander schläft, oder mit anderen. Und das gerne Raubkopien schaut, oder auch nicht. Diese Geschichte ist so ganz anders und hat doch etwas fesselndes.
Omega:
Hier gibt es für jede Todesart einen eigenen Tod und nicht jeder hat mehr Lust auf seine Sparte. Sehr geniale Idee. Das könnte man getrost weiter ausarbeiten.
Der letzte Waffengang:
In Gedichtform geschrieben und somit schon wieder ganz anders, aber eben auch extrem interessant.
Herr Rabe, eine Aztekenprinzessin und eine gepflegte Runde Skat:
Nicht der Tod direkt tritt hier auf, sondern seine Vorboten, die Todesfeen.
Auch sehr gelungen.
Pasencic:
Beim Tod beschweren? Welch’ Idee!!! Schwarzer Humor at it’s best!!!
Weiße Wölfe:
Wenn’s der Tod mal wieder übertreibt könnte es irgendjemandem zuviel werden.
Herrlich!! Ob das wirklich möglich ist?
Der letzte Eindruck:
Wie bringt man einen Trauerredner dazu, etwas mehr Gefühl sowohl für den Verstorbenen, als auch die Hinterbliebenen aufzubringen? Das hier ist eine mögliche Variante. Mir gefällt’s!
Freunde besuchen:
Wir begleiten eine alte Dame auf ihrer Runde, alle ihre Freunde zu besuchen. Schön und auch ein bisschen traurig.
Der Tod Whimrins des Schäfers:
Wenn man den Tod einmal zu oft an der Nase herumgeführt hat, wird sogar der zur Zicke.
Da wird es schwierig, aus dem Leben wieder rauszukommen. Oh ja, sehr gut.
Biedermann Bilanz:
Da hat der Herr Biedermann aber ganze Arbeit geleistet und den Tod gleich 6 mal herausgefordert.
Auch hier ist der schräge Humor absolut genial eingesetzt.
Das Fest und die ungleichen Geschwister:
Was für ein rauschendes Fest! Aber nur wegen einer Person? Das sollte einen doch nachdenklich machen. Wunderbar und faszinierend!
Die besten Plätze:
In der Kürze liegt die Würze. Das stimmt hier absolut! Mit wenigen Worten genau auf den Punkt gebracht.
Fazit:
Eine Geschichtensammlung, die einen mit jeder Geschichte neu und auf andere Weise zu fesseln vermag. Die Jonglage des Autors mit Worten ist unfassbar und sehr beeindruckend. Von der ersten bis zur letzten echte Schmankerl.
Die dazu passenden Bilder von Maximiliane Spieß sind super und passen wirklich immer zur Geschichte.
Ein herrliches Lesevergnügen
5 Sterne
Zum Autor
Christian von Aster, 1973 geboren, studierte Kunst und Germanistik. Er ist als Schriftsteller, Regisseur von Filmen und Hörspielen, Trauerredner sowie als Zeichner von Comics tätig und veröffentlichte zahlreiche Romane, Erzählbände und Texte (unter anderem Satirisches, Fantasy, Krimis), teils in Anthologien. Er tritt regelmäßig auf und nimmt an Lesungen und Workshops teil; schwerpunktmäßig in der Schwarzen Szene, beispielsweise auf dem Wave-Gotik-Treffen. Verschiedentlich kooperiert er mit Bela B., Tommy Krappweis, Boris Koch und anderen Autoren und Künstlern.
Und er steht auf der Bühne. Lange genug, dass der Tod ihm dabei mehr als einmal begegnet ist. Irgendwo zwischen Wirklichkeit und Phantastik, am Grab von Freunden und Fremden hat der Autor seitdem immer wieder versucht, ihn zu verstehen. Was ihm vermutlich nicht gelungen ist, aber dafür sein Verhältnis zum Tod fraglos verbessert und eine Reihe interessanter Geschichten zur Folge gehabt hat.
Die Website des Autoren: herrvonaster.de