Claudia Wengenroth
Dort, wo die Zeit entsteht
Roman einer Selbstfindung
Rezension © 2020 by Ute Spangenmacher
für BookOla.de

Verlag: Diederichs Verlag
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3424351132
bei Amazon bestellen
Kurzbeschreibung
Niemand, nicht die Dörfler aus dem Tal, nicht die Besuchder aus der Stadt, niemand weiß, was die Hütte bewacht. Geduckt, geduldig und listig hockt sie am Hang.
Jeder, der suchen konnt, vergisst, dass er sucht, sobald er in die Nähe der Hütte gelangt. Einzig die alte Irmelin kann sich der Hütte nähern, ohne zu vergessen. Sie sucht nicht.
Im tiefen Winter, in der Zeit zwischen den Jahren, sucht die junge Ärztin Katharina ein Auszeit von ihrem Alltag. Die Berghütte ihrer Familie lädt dazu ein. Über das Jahr wird sie von der alten, rätselhaften Bergbäuerin Irmelin versorgt. Sie besucht die Junge. Sie will wissen, was die dort macht in dieser besonderen Zeit, in der sich die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit aufheben. Mit ihren wortkargen Andeutungen hinterlässt sie bei Katharina ein mulmiges Gefühl. Immer mehr verstrickt sich die junge Frau in ihre nächtlichen Träume und taucht ein in diese für sie unbekannte, mystische Welt der Berge. In atmosphärischer Dichter erzählt, wird der Leser in die Magie archaischen Wissens hineingezogen und taucht mit Katharina ein in die Mystik der Bergwelt. Der Roman zeigt den Weg einer inneren Heilung.
Meine Meinung:
Katharina ist in der Berghütte angekommen und Irmelin ist etwas gekränkt, da ihr die Hütte nichts von einer Besucherin gesagt hat. Das klingt merkwürdig? Stimmt. Fand ich auch am Anfang. Aber wenn man die Geschichte zu lesen beginnt, wird es nach und nach stimmig. Irmelin ist schon ihr ganzes Leben lang dort. Eine Einsiedlerin, die auch zu den Leuten im Dorf kaum Kontakt pflegt. Im großen und ganzen versorgt sie sich selbst und kümmert sich um die Hütte. So wie es vor ihr schon ihre Mutter und auch deren Mutter tat. Katharina ist erst einmal ein Eindringling, aber mit der Zeit kommen sich die beiden ungleichen Frauen ein wenig näher. Am Anfang versteht Katharina nicht, warum Irmelin ihr den Rat gibt, auf ihre Träume zu hören, aber bald beginnt auch sie zu verstehen.
Das ganze Buch ist zwar ein eher ruhiges Dahinplätschern, aber darunter gibt es starke Strudel und die drohen auch den Leser zu verschlingen. Man kann in der Geschichte versinken und sollte das durchaus auch zulassen.
Der Schreibstil ist ein sehr eigener. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber dann sehr schön und angenehm.
Es ist mystisch, manchmal beängstigend und erschreckend ruhig. Ständig hat man das Gefühl, Katharina wäre einer Gefahr ausgesetzt. Aber ist es wirklich nur ein Gefühl?
Ein durchaus spannendes, bewegendes und berührendes Buch und es hat gut getan, es zu lesen.
Über die Autorin:
CLAUDIA WENGENROTH ist 1971 in Leipzig geboren und dort auch aufgewachsen. Nach ihrer Ausbildung als Physiotherapeutin studierte sie Medizin. Sie lebt und arbeitet als Ärztin im Weserbergland. Bisher wurde ein Gedichtband von ihr veröffentlicht.